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Klar verständlich und unterhaltend schildern Stéphane Hessel und Elias Sanbar in einem von tiefem Humanismus geprägten Gespräch, wie sie jeweils den Nahostkonflikt erlebt haben. Hessel, der KZ-Überlebende, als stets eng mit der UNO verbundener Diplomat und Sanbar, der als Kind aus Palästina Vertriebene, als intellektueller Kämpfer für die Rechte seines Volks. Warum, so fragen sie, werden die Resolutionen der UNO nicht umgesetzt, die Israel das Recht auf sichere Grenzen, den Palästinensern aber das Recht auf einen eigenen Staat zusprechen? Warum kommt es immer wieder zu Ausbrüchen von Gewalt auf beiden Seiten? Was für eine Rolle spielen die USA und die anderen Mächte in dem Konflikt? Welche unterschiedlichen Kräfte sind innerhalb Israels und innerhalb der palästinensischen Politik am Werk? Beide kritisieren die Politik der Regierung Netanjahu/Lieberman, doch ihre Positionen entsprechen denen eines moderaten Zionismus, wie ihn viele israelische Intellektuelle und etwa die linksliberale Meretz-Partei vertreten. Vielleicht bedeutet diese Übereinstimmung, dass es doch noch eine Chance für den Frieden im Nahen Osten gibt. Ihre Botschaft: "Palästinenser und Israelis müssen ihren Konflikt aus der Sphäre des Heiligen, der Religion, herausführen und ihre Probleme in der Sprache profaner Politik formulieren."
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Seitenzahl: 219
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Israel und PalästinaRecht auf Frieden und Recht auf Land
Für meine Frau Christiane, die sich seit langem schon für die palästinensische Sache einsetzt
S.H.
Für Mahmoud Hamchari, für Ezzedine Kalak
E.S.
Dieses Buch ist zuerst im März 2012 unter dem Titel Le Rescapé et l’Exilé. Israël–Paléstine, une exigence de justice bei Don Quichotte éditions, Paris, erschienen.© 2012 Don Quichotte éditions, ein Imprint der Éditions du Seuil
Für die deutsche Ausgabe:© 2012 Verlagshaus Jacoby & Stuart, BerlinAlle Rechte vorbehaltenGesetzt aus der Liberation SerifISBN: 978-3-942787-14-7www.jacobystuart.de
Israel und PalästinaRecht auf Frieden und Recht auf Land
MitFarouk Mardam-Bey
Aus dem FranzösischenvonEdmund Jacoby
VORWORT
Kapitel 1 ZWEI ENTGEGENGESETZTE TRÄUME
Kapitel 2 VON DER SHOAH ZUR NAKBA
Kapitel 3 DER SECHSTAGEKRIEG, FÜNFUNDVIERZIG JAHRE SPÄTER
Kapitel 4 WENN DER EINE LEBT, LEBT DER ANDERE AUCH
Kapitel 5 PALÄSTINA IN DIE UNO?
Kapitel 6 VON DER POLITIK ZUR POESIE
Chronik
Obwohl schon hundert Jahre alt, bleibt der israelisch-arabische Konflikt brandaktuell. Man kann sogar behaupten, dass kein anderer Konflikt weltweit ebensoviele Leidenschaften und irrationale Ausbrüche provoziert und in ähnlicher Weise die großen politischen Lager spaltet, die Rechte ebenso wie die Linke. Das trifft ganz besonders auf Frankreich zu, wo die schmerzhaften Erinnerungen an die zwei großen zeitgeschichtlichen Brüche, den Zweiten Weltkrieg und den Algerienkrieg, immer wieder auf die Konfrontation im Nahen Osten zwischen Israelis und Palästinensern projiziert werden.1
Und doch: Wenn man von den extremistischsten Positionen absieht, die dem jeweils Anderen das Recht darauf absprechen, als Nation in innerem Frieden und in sicheren und anerkannten Grenzen zu leben, so hat sich doch seit einigen Jahren bekanntlich ein weltweiter Konsens über einige Prinzipien herausgebildet, in denen das Völkerrecht und das historische Recht sich weitestmöglich verbinden. Diese Prinzipien sind deshalb geeignet, den Weg zu einer dauerhaften Lösung zu eröffnen, wenn sie denn ernsthaft angewandt werden.
Aber warum scheint eine solche Lösung trotz des breiten Konsenses bis heute unerreichbar zu sein? Wie ist man in die gegenwärtige Sackgasse geraten? Muss man nicht die Lehre aus dem Fehlschlag des 1991 begonnenen Friedensprozesses ziehen und ernsthaft überlegen, ob man nicht ganz andere Wege gehen sollte? Ist die Lösung, auf dem Boden des historischen Palästina zwei Staaten zu errichten, einen israelischen und einen palästinensischen, noch immer möglich oder soll man lieber von nun an einen binationalen Staat fordern?
Es gibt nicht wenige Historiker, Politologen und Journalisten, die auf diese Fragen kompetent und und klug reagiert haben. Das Ziel dieses Buchs aber ist ein ganz anderes, auch wenn seine Autoren, Stéphane Hessel und Elias Sanbar, diese Fragen im Verlauf ihres Gesprächs beide jeweils auf ihre Weise beantworten. Ihre Vorgehensweise ist die, ihre Sichtweisen auf diesen endlosen Konflikt einander gegenüberzustellen und ihre unterschiedlichen Erfahrungen, Empfindungen und Erinnerungen auszutauschen. Diese sind zunächst natürlich völlig verschieden, in Anbetracht der unterschiedlichen Herkunft, des unterschiedlichen Alters und der unterschiedlichen Erfahrungen beider Gesprächspartner. Dabei wird sich herausstellen, dass sich beide im Hinblick auf die politischen Ereignisse auf etwas Gemeinsames verständigen können: ihr Engagement für das Recht.
Im Verlauf der Diskussion erklären beide, sowohl der Überlebende, Stéphane Hessel, als auch der Flüchtling, Elias Sanbar, weshalb sie in der Vergangenheit und in der Gegenwart ihre jeweiligen Positionen bezogen haben. Stéphane Hessel, Mitglied der Résistance und Häftling in Buchenwald, dann Diplomat bei der UNO in ihrer Gründungsphase, erinnert an die allgemeine Stimmung am Ende des Zweiten Weltkriegs, die außerordentlich günstig für die Schaffung eines jüdischen Staats in Palästina war. Er selbst war davon überzeugt, dass die UNO entsprechend handeln sollte. Auch wenn er seitdem seine Haltung hinsichtlich der Legitimität des Staates Israel nicht verändert hat, haben ihn der Sechstagekrieg, die Besatzung und die Kolonisierung der besetzten Territorien durch Israel in den letzten Jahren dazu gebracht, sich für das Recht des palästinensischen Volks auf einen ebenfalls unabhängigen und souveränen Staat einzusetzen – so wie es die Resolutionen der Vereinten Nationen vorsehen.
Elias Sanbar wiederum war erst ein Jahr alt, als seine Eltern die Stadt Haifa verlassen mussten und in den Libanon flüchteten. Er beschreibt sein Leben im Exil und sein Engagement für die Sache der Palästinenser im Widerstand; er beschreibt den Kampf seiner Leute dafür, dass Palästina seinen Namen wiedererhält, und er unterstreicht seine Überzeugung, dass es keine Versöhnung zwischen den beiden Völkern geben kann ohne die Wiederherstellung der historischen Wahrheit und den entschiedenen Respekt vor dem Recht. Stéphane Hessel und Elias Sanbar glauben beide nicht, dass Friede möglich ist, wenn man den Konflikt als einen religiösen Konflikt oder als völlig einmalig betrachtet. Wenn ihr Buch eine Botschaft hat, so ist es diese: Palästinenser und Israelis müssen ihren Konflikt aus der Sphäre des Heiligen, der Religion, herausführen und ihre Probleme in der Sprache profaner Politik formulieren. Auf diese Weise können auf das Palästinenserproblem – mit demselben Recht kann man auch von einem Israelproblem sprechen – wieder die allgemeinen Grundsätze des Völkerrechts angewandt werden. Beide, Israelis und Palästinenser, könnten dann nicht nur einen Friedensvertrag unterschreiben, sondern, was noch weit wichtiger ist, sich miteinander versöhnen.
Farouk Mardam-Bey
Farouk Mardam-Bey:Gleich nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs gelangte die Palästinafrage auf die Tagesordnung der UNO, die gerade erst, im Juni 1945, also nur einen Monat nach dem Sieg der Alliierten, gegründet worden war. Der Zionismus, das heißt der jüdische Nationalismus, der die Gründung eines Staates zum Ziel hatte, war damals bereits fünfzig Jahre alt. Am Anfang war er die Bewegung einer Minderheit unter den Juden. Doch der Zionismus gewann an politischer Glaubwürdigkeit, nachdem Großbritannien, unmittelbar bevor es 1917 Palästina besetzte, den Zionisten in der berühmten Balfour-Deklaration zugesagt hatte, sie bei der Schaffung einer »jüdischen Heimstätte« im Heiligen Land zu unterstützen.
Seitdem hatte sich der Zustrom jüdischer Einwanderer beschleunigt, und infolge der Welle des Antisemitismus in Europa während der dreißiger Jahre hatte er sich noch einmal verstärkt. Im selben Maße wuchsen auch die Spannungen zwischen dem Jischuw (der jüdischen Gemeinschaft), der die Unterstützung der Briten genoss, und den Arabern Palästinas. Doch wäre über das Schicksal Palästinas wahrscheinlich anders entschieden worden als 1948 durch die UNO, wenn einerseits die Nazis nicht den Krieg für die systematische Vernichtung der europäischen Juden genutzt hätten – und wenn andererseits Europäer wie Amerikaner nicht aus schlechtem Gewissen entschlossen gewesen wären, die Juden für ihr schreckliches Schicksal zu entschädigen, indem sie den Überlebenden, die in ihren Augen von der zionistischen Bewegung repräsentiert wurden, einen unabhängigen und souveränen Staat in Palästina anboten.
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