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Wie endet wohl ein Date mit einer Frau, die Sandy heißt? Wie können ein quietschendes Bett und lärmempfindliche Nachbarn eine Beziehung zerrütten? Wie sieht die Rache einer Frau in Zeiten von Facebook aus? Michael Nast erzählt vom ganz normalen Wahnsinn eines Singles in der deutschen Großstadt — messerscharfe Beobachtungen über die Generation Beziehungsunfähig. Pointiert, schnell und unterhaltsam.
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Zum Schutz der Personen wurden Namen, Biographien und Orte zum Teil verändert und Handlungen, Ereignisse und Situationen an manchen Stellen abgewandelt.
Das Buch
Der Erzähler in Ist das Liebe, oder kann das weg? ist eigentlich zutiefst romantisch – denn Singles sind die wahren Romantiker dieser Welt. Er ist unermüdlich auf der Suche nach der Liebe. In langen Clubnächten, auf den Straßen der Großstadt, im Alltag. Er beleuchtet die Beziehungen von Freunden, schreibt über skurrile Dates, seltsame Bekanntschaften und manische Exfreundinnen. Ein Buch über Missverständnisse, große Gefühle, großes Kino und große Egos. Und darüber, wie viele Sexpartner zu viele sind.
© Vivian Saleh
Der Autor
Michael Nast, 1975 in Berlin geboren, begann nach der Schule eine Buchhändlerlehre, gründete zwei Plattenlabels und arbeitete für verschiedene Werbeagenturen. Er hat für das Magazin der Berliner Zeitung geschrieben und veröffentlicht jede Woche eine neue Kolumne auf seiner Homepage.
www.michaelnast.com
Michael Nast
Ist das Liebe,oder kann das weg?
Vom sonderbaren Verhalten geschlechtsreifer Großstädter
Ullstein
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ISBN 978-3-8437-0820-3
Originalausgabe im Ullstein Taschenbuch© Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2014Umschlaggestaltung: ZERO Werbeagentur, MünchenTitelabbildung: © getty images, Maydaymayday (Banane)
Alle Rechte vorbehalten. Unbefugte Nutzungen, wie etwa Vervielfältigung, Verbreitung, Speicherung oder Übertragung können zivil- oder strafrechtlich verfolgt werden.
E-Book: Pinkuin Satz und Datentechnik, Berlin
Vor einigen Jahren hat mir ein unglücklich verliebter Mann erzählt, dass er sich wie die Figur in einem Kinofilm vorkommt. Der Mann hieß Christian, und wir hatten uns auf dem Geburtstag eines befreundeten Architekten kennengelernt. Wir sprachen lange über Filme, dann wechselte Christian abrupt das Thema. Er begann, von der Frau zu sprechen, in die er verliebt war.
»Immer noch«, sagte er, denn sie hatten sich schon vor zwei Jahren getrennt. Und obwohl sie inzwischen seit einem halben Jahr mit einem anderen Mann zusammen lebte, sprach Christian von ihr, als würde sie ihn zu Hause erwarten, wenn er nachher aufbrach. Christian brauchte dringend einen Zuhörer, und ich hörte ihm zu, während ich betreten auf meine Schuhe blickte und an den richtigen Stellen nickte.
Irgendwann erwähnte Christian dann den Kinofilm. Er erzählte, dass er sich fühlte wie eine Figur in einer kleinen Nebenrolle in einem bereits abgedrehten Film, die nie begriffen hat, dass sie nicht die Hauptrolle spielt. Er sagte, diese Figur beginnt nun langsam zu verstehen, dass die große Geschichte bereits erzählt worden ist. Dass es irgendwo ein Happy End gegeben hat.
Das war der Moment, in dem ich aufblickte.
Das war natürlich ein tragisches, auf den zweiten Blick aber auch ein sehr schönes Bild. Vielleicht gefiel es mir auch deshalb, weil es ein Bild ist, das mir sehr nah ist. Meine Sicht auf die Welt wird häufig von Filmen bestimmt. Es ist nicht schwer, das Leben als eine Art universelle Filmproduktion zu begreifen. Vielleicht ist das die eigentliche Klammer, die die Geschichten in diesem Buch zusammenhält. Dieser Blick. Vielleicht hilft er mir, die Welt ein bisschen besser zu verstehen.
Wenn ein guter Film entstehen soll, funktioniert das nur durch das Zusammenspiel aller Beteiligten. Man braucht Requisiteure, Maskenbildner und Cutter, man braucht Regisseure, Schauspieler, das richtige Licht und die passende Musik. Jeder hat seine Rolle. Würde eine wegfallen, funktioniert das gesamte System nicht mehr richtig. Das lässt sich auf vieles anwenden, auf Politik, das Berufs- oder Privatleben. Allerdings fällt einem dann doch auf, dass viele Rollen falsch besetzt sind. Ich bin immer auf der Suche nach Momenten, in denen alles zusammenpasst. Nach der richtigen Mischung, dem perfekten Augenblick. Wie im Film. Mit den richtigen Darstellern, der passenden Kulisse, und einem Soundtrack, der im Hintergrund läuft.
Wie die Idee einer Traumfrau sind natürlich auch Filme eine Illusion, eine Idealvorstellung, der man nicht gerecht werden kann. Es gibt immer eine Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit.
Wenn man die Komponenten eines Films auf das Leben anwendet, ist Berlin die Kulisse dieser Texte. Viele Orte in dieser Stadt erinnern mich ans Kino. Das ist nicht metaphorisch gemeint. Im Café Schoenbrunn, einem Biergarten im Volkspark Friedrichshain, sind etwa die Stühle wie in einem Kinosaal angeordnet. Alle sehen in dieselbe Richtung. Die Promenade vor dem Café ist die Leinwand. Ähnlich funktionieren auch die angesagten Bars in der Berliner Mitte, in denen sich alle Köpfe hektisch zur Eingangstür drehen, sobald jemand den Raum betritt. In der Bar Mein Haus am See am Rosentaler Platz zieht sich über die hintere Wand des hohen Raums eine Tribüne, auf der die Zuschauer sitzen. Der hohe Raum ist die Bühne, auf der die Darsteller ihre Rollen spielen.
»Der Mensch ist nur da ganz Mensch, wo er spielt.« Das hat Friedrich Schiller einmal geschrieben, und so wie es aussieht, hat er nicht ganz unrecht. Ich habe viele Menschen kennengelernt, die sich selbst zu spielen scheinen, Darsteller ihres Lebens, die versuchen, eine Version von sich zu spielen, die sie für interessant und aufregend halten. Leider gelingt ihnen meist nur eine unnatürliche, affektierte Version, wie bei schlechten Soapdarstellern. Ihre Rollen sind nicht mit Leben gefüllt.
Wenn ich neuen Menschen begegne, frage ich mich manchmal, welchem Filmgenre ihr Leben zuzuordnen ist. Was da wohl am besten passt? Ob es eine große, erzählenswerte Geschichte gibt, oder nur eine Vorabendserie? Hangover oder Rosamunde Pilcher? Skandinavischer Arthouse-Stoff oder Hollywood Blockbuster?
Man geht ja meist ins Kino, um für einige Stunden den Alltag hinter sich zu lassen. Wenn man das Kino nach einem guten Film verlässt, möchte man eigentlich gar nicht reden. Leute, die nach einem Kinobesuch erst einmal den Film analysieren und auswerten, stören einfach nur. Man will die Stimmung einfach noch ein bisschen halten. Den Moment hinauszögern, bis man wieder im Alltag ankommt. Man fühlt sich den Figuren des Films nahe, man übersetzt ihre Geschichten ins eigene Leben.
Filme erzählen oft Geschichten, in denen man sich wohler fühlt als im wirklichen Leben. Die Rollen sind verteilt, die Guten sind deutlich von den Bösen zu unterscheiden, alles ist klar. Und meistens enden sie mit einem Happy End, nach dem wir uns alle so sehr sehnen. Ich frage mich oft, wie es nach dem Abspann weitergeht. Wenn der Alltag beginnt.
Im Drehbuch des eigenen Lebens ist man natürlich selbst die wichtigste Figur, aber im Leben der anderen meist nur eine Nebenfigur, ein Statist, oft auch nur ein Zuschauer. Es werden Millionen Geschichten parallel erzählt. Viele Drehbücher, die miteinander verwoben sind, wie in einem großen, allumfassenden Episodenfilm. Sie berühren sich immer mal wieder, die Rollen werden aus der Perspektive jedes Erzählers anders verteilt. Schwierig bleibt, zu erkennen, wie wichtig die eigene Rolle in der jeweiligen Geschichte ist. Da kann es schon mal zu Fehleinschätzungen kommen. Sie sind der Anfang aller Missverständnisse. Ich habe meine Rolle noch nicht gefunden.
Der Schlag des dritten Gongs ist verhallt, der Saal wird abgedunkelt, und der Vorhang öffnet sich langsam. Lehnen Sie sich zurück, entspannen Sie sich, machen Sie es sich bequem.
Die Vorführung beginnt.
Es gibt diese Fehler, aus denen ich nicht lerne. Fehler, die ich trotz umfangreicher Erfahrungswerte immer wieder mache. Einer dieser Fehler ist beispielsweise die Annahme, dass es nicht unwahrscheinlich ist, im Nachtleben die Frau meines Lebens zu finden. Es ist eine naive Annahme, ich weiß. Natürlich finde ich sie nicht. Perfekte Frauen haben andere Dinge zu tun, als sich um sechs Uhr morgens in irgendwelchen Bars oder Clubs aufzuhalten und den nächsten Gin Tonic zu bestellen. Bessere Dinge. Und – um mich an dieser Stelle auch mal selbstkritisch zu hinterfragen – perfekten Männern geht es da sicherlich ähnlich.
Ich kenne einen Mann in meinem Alter, der mir, als ich ihm mein Problem schilderte, in einem langen Gespräch erläuterte, dass man der perfekten Frau ausschließlich in Alltagssituationen begegnet. In der Straßenbahn, in Kaufhäusern oder in der Schlange beim Bäcker. Ich nickte zustimmend. Seine Ausführungen klangen schlüssig. So schlüssig, dass ich seit unserem Gespräch in alltäglichen Situationen darauf achte, ob meine potentielle große Liebe darin vorkommt.
Und was soll ich sagen, der Mann hatte recht.
Neulich stand vor mir in der Schlange beim Bio-Markt eine Frau, die in mein Bild einer perfekten Frau passte, und auch als ich kürzlich auf dem Weg zu einer Freundin war, entdeckte ich eine dieser perfekten Frauen in der vollbesetzten Straßenbahn. Ich war beeindruckt. Es gab sie, die Chancen waren da. Ich musste sie nur ergreifen. Leider, muss man wohl sagen, denn ich werde sie wohl nie nutzen. Ich bin einfach zu schüchtern, um in Alltagsmomenten spontan Frauen anzusprechen. Ich bin irgendwie nicht der Typ, der in der vollbesetzten Straßenbahn zu einer schönen Frau geht, um mit ihr auf natürliche Art ins Gespräch zu kommen, während uns die anderen Fahrgäste beobachten, als wären sie Rentner, die anderen beim Einparken zusehen. Ein Publikum, das auf einen Unfall hofft. Das erhöht den Druck schon sehr.
Ich glaube nicht, dass ich fähig bin, über meinen Schatten zu springen. Da stehe ich mir selbst im Weg. Aber es gibt ja noch andere Möglichkeiten. Letzten Sommer hat mir jemand erzählt, es gelte als statistisch erwiesen, dass die meisten Beziehungen am Arbeitsplatz entstehen. Das wäre ein Ansatz. Leider arbeiten in meiner Firma keine weiblichen Angestellten, und ich bin so durch und durch heterosexuell, dass ein Flirt mit meinen männlichen Kollegen keine Option ist.
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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