Ja, mei... - Gerhard Polt - E-Book

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Gerhard Polt

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Beschreibung

Hinter Gerhard Polts unvergleichlicher Bühnenpräsenz, in der er seine Figuren scheinbar nur so dahinreden lässt, verbergen sich fein ziselierte und facettenreiche Blicke auf die Menschen und unsere Welt. Es sind seine genauen Beobachtungen, sein Durchdringen unterschiedlichster Charaktere, die elliptischen Satzkonstruktionen, die exakte Wortwahl und sein wohlwollendes Interesse am Menschen, die Gerhard Polts große Kunst ausmachen. Die aktualisierte Werkausgabe in vier chronologischen Bänden versammelt sein bis zum heutigen Tag geschaffenes Werk. Die Stücke, Dialoge und Monologe sind in Zusammenarbeit mit Hanns Christian Müller entstanden.

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Seitenzahl: 214

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INHALT

» Über die Autor

» Über das Buch

» Buch lesen

» Impressum

» Weitere eBooks von Kein & Aber

» www.keinundaber.ch

ÜBER DEN AUTOR

Gerhard Polt, geboren 1942 in München, aufgewachsen im Wallfahrtsort Altötting, studierte in Göteborg und München. Seit 1975 brilliert Polt als Kabarettist, Schauspieler, Poet und Philosoph auf deutschen und internationalen Bühnen. 2001 wurde er mit dem Bayerischen Staatspreis für Literatur (»Jean-Paul-Preis«) ausgezeichnet, 2019 folgte der Kulturelle Ehrenpreis der Landeshauptstadt München. Polt lebt und schreibt in Schliersee, München und Terracina. Sein Gesamtwerk ist bei Kein & Aber erschienen.

ÜBER DAS BUCH

Hinter Gerhard Polts unvergleichlicher Bühnenpräsenz, in der er seine Figuren scheinbar nur so dahinreden lässt, verbergen sich fein ziselierte und facettenreiche Blicke auf die Menschen und unsere Welt. Es sind seine genauen Beobachtungen, sein Durchdringen unterschiedlichster Charaktere, die elliptischen Satzkonstruktionen, die exakte Wortwahl und sein wohlwollendes Interesse am Menschen, die Gerhard Polts große Kunst ausmachen.

Die aktualisierte Werkausgabe in vier chronologischen Bänden versammelt sein bis zum heutigen Tag geschaffenes Werk. Die Stücke, Dialoge und Monologe sind in Zusammenarbeit mit Hanns Christian Müller entstanden.

EINFÜHRUNG

i.A. Deutelmoser I

Ja, was hamma denn da? Herrschaftszeitn, das ist also auf Seite … Ding – das ist die Akte Seattle. Jawohl. Aha.

Herrn Seattle – Komma – Häuptling.

Sehr geehrter Herr Seattle – Ausrufezeichen. Wir bestätigen hiermit den Erhalt Ihres Schreibens vom 3. Juli 1846 und erlauben uns, auf Ihre Anmerkungen Folgendes zu erwidern – Doppelpunkt.

Sie haben sich zu unhaltbaren Beschuldigungen und ehrverletzenden Äußerungen hinreißen lassen. – Machen wir da ein Ausrufezeichen? Na ja, das is, machen wir da an Punkt. – Die Behauptung – Anführungszeichen – die Erde würde zunehmend verbaut – verbaut unterstrichen – und durch die zunehmende Verdrahtung gebe es keine Adler mehr, möchten wir mit folgendem Hinweis entkräften – Doppelpunkt; vorher Anführungszeichen – Schluss.

Der Autobahnausbau München – Altötting – Strich – Simbach ist durch weitergeführte Verkehrszählungen gerechtfertigt – Komma – aber durch die Heranziehung von Fachkräften aus dem bayerischen Umweltministerium ist der Transit für mehrere Froscharten und Amphibien zu ihren Laichplätzen – Laich mit ai – so gut wie gesichert – Punkt. In Absprache mit dem bayerischen Verkehrsministerium ist für den Ausbau von ebendiesen Autobahnüberquerungsdrainagen für Lurche – Komma – Frösche usw. ein Etat von DM 2800 in Aussicht gestellt. Das angeblich rückläufige Flugaufkommen des Steinadlers wird durch erheblich zunehmenden Flugverkehr unserer Maschinen der Bundesluftwaffe – Waffe mit zwei f – mehr als kompensiert – Punkt. Außerdem als Wappentier – Komma – sowohl als Bundesadler – Komma – wie auch Tiroler Adler – Komma – erfreut der Adler sich zunehmender Beliebtheit – Punkt. Sie behaupten ferner – Komma – in Ihrer Eigenschaft als Indianer – Komma – sowie auch Ihre restlichen Mitglieder – Komma – Sie benutzen hier den vereinsrechtlich nicht relevanten Begriff Stamm – Komma – jeder Teil der Erde wäre mit Ihnen identisch – Komma – und glitzernder Tannenduft sowie das Summen von Insekten wäre Ihnen heilig – Punkt.

Dr. jur. Alfons Zeidelmeier, Sachbearbeiter für das Sektenunwesen in Bayern – Komma – wird sich mit dieser Ihrer Aussage beschäftigen und sie auf den Tatbestand der Blasphemie – mit B, weichem B – Tatbestand untersuchen – Punkt. Ihr Vorwurf, dass die Abfallbeseitigung ungenügend sei – Komma – entbehrt jeglicher Grundlage. Ich verweise nur auf das vom Umweltministerium in Auftrag gegebene Gutachten von Prof. Hutzlinger – Punkt. – Na ja, denen werden mir’s zeigen. – Wir fordern Sie hiermit auf, Ihre steinzeitlichen Schmähungen aus der Peripherie ab sofort zu unterlassen – Komma – oder wir sehen uns gezwungen – Komma – gerichtliche Schritte gegen Sie zu unternehmen.

Gerichtsstand ist das Landgericht Miesbach.

Hochachtungsvoll

i.A.

Deutelmoser

INNERES UND INNERDEUTSCHES

Im Amt

Ein Büroraum mit zwei Schreibtischen, darauf je ein Telefon, über der Eingangstür eine große Bürouhr, die 14.45 Uhr anzeigt. Herr Smrch, der Hausbote, telefoniert an einem der beiden Apparate.

SMRCH    wählt sehr lange Nummer, wartet, dann Please can I have apartment seven-two-three? Yes, seven-two-three, thank you. – Hallo, Steffi, bist du’s? – Ja. – Ich rufe vom Büro an, lass dir ruhig Zeit. – Ja. – Wie is ’n das Wetter bei euch in New York? – Bei uns hat’s die ganze Nacht geregnet, aber jetzt soll’s besser werden, laut Wetterbericht. – Wie spät ist es bei euch grade? – Dann gehst du jetzt frühstücken? – Wir haben schon Mittag gegessen hier – ausgezeichnet, fast wie ein Ortsgespräch … Annerose Waguscheit betritt den Büroraum. Jawohl, Herr Grunow, ich komme sofort. Selbstverständlich. Gut, Wiederhören. Hängt ein.

WAGUSCHEIT    Mahlzeit.

SMRCH    Mahlzeit.

WAGUSCHEIT    Ah, Herr Smrch – warten S’ an Augenblick, ich hab was für Sie. Kritzelt in einen Aktenordner etwas hinein. De Akte Reitmoser-Schwöpf, ich weiß auch net, irgenwie is sie mir liegenblieben. Da. Gibt Smrch den Ordner. Wenn’s geht, noch vorm Kaffee.

SMRCH    Wohin?

WAGUSCHEIT    Des is egal, halt irgendwo nauf in’n dritten Stock.

DEUTELMOSER    betritt kauend das Büro Mahlzeit.

WAGUSCHEIT    Mahlzeit.

SMRCH    Mahlzeit. Will gehen.

DEUTELMOSER    Herr Smrch, ich hätt da zwei Einschreiben, de müaßatn heut no naus auf d’ Post.

Smrch nimmt die beiden Einschreibebriefe und geht.

DEUTELMOSER    … oder spätestens morgen. Ordnet seinen Schreibtisch. Und a bissl mehr Schlagrahm! – Ah, is er scho weg.

WAGUSCHEIT    rennt zur Tür und ruft dem Boten nach Herr Smrch, a bissl mehr Schlagrahm wie gestern!

DEUTELMOSER    ordnet seine Mappe Ah, Fräun Waguscheit, die Akte Reitmoser-Schwöpf, is die schon wieder zurück?

WAGUSCHEIT    Aber Herr Deutelmoser, die hab ich doch scho vorige Woch losgschickt. Ich hab sogar noch an Vermerk »Dringend« draufgschriebn.

DEUTELMOSER    War er scho beim Brchemisl? Nimmt Bildzeitung ausder Mappe, liest.

WAGUSCHEIT    Müaßad i amal nachfragn. Moment. Nimmt Telefonhörer, wählt – Ja, Grüß Gott. Fräun Baaz, Waguscheit, könnt ich bittschön an Herrn Brchemisl haben?

Ein jüngeres Subjekt betritt den Raum ohne anzuklopfen.

DEUTELMOSER    blickt hoch So hamma’s gern. Liest weiter.

WAGUSCHEIT    Wie lang is er noch in Kur? – Ich fahr jetzt dann auch a paar Tag weg. Ich bin ja so erledigt. – So, Sie san grad kemma, wo warn S’ denn? – Ja, sehr schön, des glaub ich. Kichert. – Aber, Fräun Baaz, wegen de Akte Reitmoser-Schwöpf, es wär halt schön gwesen, wenn mir’s noch nausbracht hätten, bevor der Herr Deutelmoser in Urlaub geht, weil danach kemman dann doch auch noch die Feiertag daher.

SUBJEKT    Ähm – Verzeihung, bin ich hier richtig? Ah, ich wollte wegen …

DEUTELMOSER    I hab koa Zeit. Um was handelt es sich?

SUBJEKT    Ich wollte, ah, ich müsste meine Aufenthaltsgenehmigung, ähm, die Verlängerung …

DEUTELMOSER    Warn S’ denn schon in Zimmer 237 A?

SUBJEKT    Wieso?

DEUTELMOSER    Ja, dann gehnga S’ zerscht mal ins Zimmer 237 A, holen S’ Eahna die Anträge ab, mit de Anträge gehnga S’ ins Zimmer 14 und lassen S’ sich bestätigen, nachert gehnga S’ abi zur Kasse, und nachert schauma weiter.

SUBJEKT    Zimmer 14? Wartet. Deutelmoser liest wieder.

WAGUSCHEIT    Ja, ich probier’s dann beim Dr. Berzelmeier. – Ah, Fräun Baaz, mal was anders, war der übrigens vorgestern beim Betriebsabend dabei? Ham Sie da was ghört?

DEUTELMOSER    237 A, 14 Bestätigung, Kasse und dann »huit« … Deutet »hierher« an, liest wieder.

SUBJEKT    Ah … Steht noch eine Weile da und geht dann ab.

WAGUSCHEIT    So, na soll er da gwesen sein? Weil die Fräun Weithas, die sitzt auf 409 im Vorzimmer von der Frau Löffler, die hat behauptet, dass er net kemma wär. – Der Dr. Berzelmeier. – So, na war er an der Bar? – Also, ich probier’s dann amal. – Ja, danke, Ihnen auch – und a schöns Wochenende. Also, Wiederschaugn. Es klopft.

DEUTELMOSER    Ja?

HÄGÄDÜSCH    betritt vornehmschüchtern, nicht ganz devot, das Büro Guten Tag, mein Namä is Hägädüsch, Balasch Hägädüsch, heißt auf deitsch Geiger Blasius. Ja, schön, ich brauchä Nachweis wägen Deitschstämmigkeit, die in meinem Fall unbästritten vorliegt, wissän Sie, meinä Urgroßtantä stammt aus Böblingen, ist angesiedelt worden in Weißkirchen, Banat, und zu Hausä wir haben nur deitsche Lieder gäsungen, am Brunnän vor däm Torä und so weitär …

DEUTELMOSER    San Sie jetz ein Flüchtling oder a volksdeutscher Einwanderer, also a Umsiedler, oder san S’ a Dissident?

WAGUSCHEIT    Ah, Herr Deutelmoser, es hat gheißen, de Akte Reitmoser-Schwöpf sei beim Dr. Berzelmeier, da rührt sich aber niemand.

DEUTELMOSER    Vielleicht is er krank. Oder er is früher gangen, oder er is noch zu Tisch. Probiern S’ es halt amal wieder.

HÄGÄDÜSCH    Wissen Sie, ich kann bälägän, dass ich hobä auch gearbeitet als Koch bei Wehrmacht fir deitsche Offiziere. Tantes Namä Elfriede Läpple gäwäsän. Gestorben 1903 in Prag.

DEUTELMOSER    Ah, Fräun Waguscheit, was macht ’n der Kaffee? Kramt in seiner Mappe.

WAGUSCHEIT    Na ja, an Moment dauert’s noch.

HÄGÄDÜSCH    Bittä schön, Grobstein in Prag hatte deitsche Inschrift mit gotischän Buchstabän.

DEUTELMOSER    Herrgottsakrament, wo is denn des Dessert?! Allweil vergissts mein Nachspeiserl. Wenn ich meinen Dienst so tätigen würde wie meine Frau den Haushalt, wie die den Haushalt schmeißt, dann würde der Steuerzahler spitzen.

WAGUSCHEIT    Sie können von mir was haben. Mögn S’ a Schweinsohr?

DEUTELMOSER    Ja, nachert, wenn der Schlagrahm kimmt.

HÄGÄDÜSCH    Urgroßtantä hatte einä Schwester Aniko, und Tochter von ihr lebtä mit Mann in Badagonni.

DEUTELMOSER    Moment amal.

HÄGÄDÜSCH    Bolschäwiken alläs wäggänommän.

DEUTELMOSER    Existiert da eine Akte?

HÄGÄDÜSCH    Russen hobän alläs vernichtät.

DEUTELMOSER    Ja, dann muss ma, glaub ich, erst amal an Akt anlegen. Fräun Waguscheit, bringen S’ amal an Leitz. – Ja, was wir hier leisten, des geht auf keine Kuhhaut.

HÄGÄDÜSCH    No, das glaub ich Ihnän.

DEUTELMOSER    Weil wenn wir net dawärn, müaßadn de ganzen Ausländer ohne irgendeine Genehmigung hier einfach frei herumlaufen, und das wäre doch eine Schlamperei, die wo seinesgleichen sucht.

HÄGÄDÜSCH    Wenn man bädänkt, wie vielä Ausländär äs gibt.

DEUTELMOSER    Genau genommen sans ja alles Ausländer, nur der Deutsche nicht, und sogar da gibt es Grenzfälle.

HÄGÄDÜSCH    Ich bin Deitscher, Volksdeitscher, das kann ich bäweisän.

WAGUSCHEIT    Da, der Leitz.

DEUTELMOSER    Ja, haben Sie irgendwelche Papiere? – Ausweise, Belege?

HÄGÄDÜSCH    Kännän Sie Major von Haßlitz. Wohnt jetzt in der Nähä von Salzburg. Er kann Ihnen bästätigän, dass ich bei Währmacht gäkocht habe fir deitsche Offiziere.

DEUTELMOSER    Ja, san Sie jetz a Volksdeutscher, a Flüchtling oder ein Dissident?

HÄGÄDÜSCH    Außärdäm hörän Sie ja an meinär Sprachä, dass ich Deitscher bin.

DEUTELMOSER    Sie, Sie wern’s jetzt nicht für möglich halten, wie viele Ausländer es gibt …

HÄGÄDÜSCH    Ich bin deitsch.

DEUTELMOSER    … die wo kein anständigs Deutsch sprechen. Ja, mir haben’s doch auch lernen müssen, und spreche ich heute noch ein fließendes Deutsch.

HÄGÄDÜSCH    Und vor alläm Grammatik, da muss man Wert darauf lägän, darin liegt deitsche Präzision.

Herr Smrch, der Bote, kommt mit dem Schlagrahm und einem Aktenordner.

DEUTELMOSER    Und da weiß dann der Ausländer sofort, woher der Wind pfeift.

Der Bote stellt Schlagrahm und Ordner auf Deutelmosers Tisch.

HÄGÄDÜSCH    Weil gutäs Deitsch, das jämand, ist wie, könntä man sagän, wenn einär, dass man hat einä Rickändäckung fir ganzes Läbän.

Bote reicht Schlagrahm.

DEUTELMOSER    Da dean S’ ’n her. Ah, Fräun Waguscheit, da Schlagrahm waar jetz da.

WAGUSCHEIT    I kimm scho. Waguscheit kommt mit Tablett voll Geschirr und Kaffeekanne, serviert.

HÄGÄDÜSCH    Gutän Appätit.

DEUTELMOSER    Ja, dankschön, a kleins Pauserl ham mir uns schon verdient. Beißt in das Schweineohr.

HÄGÄDÜSCH    Major von Haßlitz hat auch immär gägässen Schweinsohr. Zum Frühstück bäreits. Abär ab Oktober 44 wurd es immär unmöglichär. Major von Haßlitz wohnt jetzt in där Gägänd von Salzburg. Er hat auch sämtliche Gütär im Osten aufgägäbän. – In Salzburg gibt äs natürlich wiedär ausgäzeichnetäs Gebäck, abär in Russland 44, sag ich Ihnen, war das sähr problematisch mit Schweinsohr. – Und, sagä ich Ihnän, Russe värstäht von Gebäckwaren übärhaupt nichts. Blätterteig könnän Sie nirgendwo anträffän.

WAGUSCHEIT    Mei, de armen Leut. A geh.

DEUTELMOSER    kauend Man redt ja auch nur von am deutschen Geist. Von am ausländischen Geist hat ma ja noch nie was ghört.

WAGUSCHEIT    Schmeckt’s?

HÄGÄDÜSCH    Und, sag ich Ihnän noch eins, wänn där Deitsche Geldhahn zudräht, ist das Ausland ärlädigt.

WAGUSCHEIT    Geh, na kamadn ja no mehr Ausländer.

DEUTELMOSER    Drum zahln mir ja, dass der Ausländer im Ausland bleibt.

SMRCH    Genau. Stellt seine Kaffeetasse ab, geht kauend in Richtung Ausgang.

DEUTELMOSER    sieht ihm nach, nimmt den Akt, den der Bote gebracht hat, ruft Herr Smrch, da, den könnan S’ wieder mitnehmen.

SMRCH    Wohin?

DEUTELMOSER    Ja, vielleicht auf 219, zum Herrn Gallenberger zum Beispiel …

SMRCH    Der ist in Kur.

DEUTELMOSER    So. Nachert bringen S’ es auf 321 zum Dr. Berzelmeier.

Der Bote nickt und geht ab.

Um das aber finanzieren zu können, dass der Ausländer im Ausland bleibt, müaßn mir natürlich noch mehr Ausländer hereinnehmen, und darin liegt das Problem.

Waguscheit verschanzt sich hinter zwei Aktenordnern, die auf ihrem Schreibtisch stehen. Sie frisst Sahnetorte, Kuchen, Schlagrahm, Pralinen und dergleichen. Das Telefon läutet, wird ignoriert.

Fräun Waguscheit, is da a Süßstoff drin?

WAGUSCHEIT    Zwoa Stück, wie immer.

HÄGÄDÜSCH    Sie missen wirklich äntschuldigän, dass ich Sie hier molästiere, und ich wäre iberhaupt nicht gäkommän, aber gäzwungänärmaßän, Sie missen wissän, ein Mann ohne Pension ist ein Mann ohne Zukunft, und deshalb benätigä ich Deitschstämmigkeitsnachweis.

DEUTELMOSER    beißt in sein Schweineohr Warum san Sie jetz eigentlich net drüben blieben?

HÄGÄDÜSCH    No, Russen, Bolschäwikän und diese Prolätän habän alles mitgänommän nach dem Zusammenbruch. Die deitsche Armee hät äntscheidendä Fählär gämacht.

DEUTELMOSER    I woaß scho, die ME 202 hättens ganz anders einsetzen müssen.

HÄGÄDÜSCH    Beispielsweisä. Abär auch bei Nachschub hat äs gähapärt. Kann ich bestätigän, weil habä gäkocht fir deitsche Offiziersstab. War sähr schwierig, anständigä Menü zusammänzuställän. Ab Oktober 44 war für uns Deitsche schwierigä Situation – nahrungsmäßig.

DEUTELMOSER    Wem sagen Sie das. Mir ham heut noch an den Folgen zu knuspern hier im Amt. Was glauben Sie, was da los is, da herin. Weil, mir müaßen’s ja ausbaden, mir müaßen’s ja allen recht machen. Wissen S’, a Demokratie is ja recht und schön, ich bin ein entschiedener Demokrat, nebenbei bemerkt, aber wenn ma sieht, was heutzutag alles vom Staat kassiert, des san zum Teil Leut, de wo s’ vor vierzig Jahr no vergast hätten, als Schädlinge, heut kriegens a Pension. So schaugt’s aus.

HÄGÄDÜSCH    So weit sind wir gäkommän mit Libäralismus in Deitschland. Staat lässt sich alles gäfallän von Bolschäwisten, Anarchistän, Pazifistän und diesä Juso. Staat schaut einfach zu.

Das Telefon läutet.

DEUTELMOSER    O mei, de Jusos, de habn’s nötig.

WAGUSCHEIT    hebt ab Waguscheit. – Ja. – Der Herr Deutelmoser?

Deutelmoser winkt ab.

Der Herr Deutelmoser is in einer wichtigen Besprechung. – Naa, morgen geht’s aa net, weil da is ein Arbeitsessen.

HÄGÄDÜSCH    Härr Deitelmosär, Dämokratie muss gälärnt sein.

WAGUSCHEIT    O mei, da schaugt’s schlecht aus. – Ja, probieren können S’ es schon. Sie könnten’s natürlich auch beim Dr. Berzelmeier versuchen. Wenn er net grad zu Tisch is oder sonstwie verhindert.

HÄGÄDÜSCH    Wissän Sie, diesä Bolschäwiken verstähn von Dämokratie ibärhaupt nichts.

WAGUSCHEIT    Ja, versuchen S’ es da. Wiederschaugn.

DEUTELMOSER    Geh, Fräun Waguscheit, ah … Winkt nach einer Tasse Kaffee.

WAGUSCHEIT    An Schlotfeger hab i no übrig. Mögn S’ ’n?

DEUTELMOSER    Ija, dean S’ ’n her, wenn’s sei muaß. Dankschön.

HÄGÄDÜSCH    Bolschäwikän sind Barbarän, hätte man schon bei Tolstoi nachlesän können.

DEUTELMOSER    Sie san also, so wie ich des seh, doch mehr a Dissident.

HÄGÄDÜSCH    Gott bäwahrä, ich bin Volksdeitscher, Balasch Hägädüsch, heißt auf deitsch Geiger Blasius. Es geht um meinä Pensionsbärächtigung.

DEUTELMOSER    Aha. Wissen Sie, weil der Pazifismus, der bricht uns das Kreuz. Obwohl, der Pazifismus is ja gar kei deutsche Idee, der kimmt ja von Asien. Und da habens aa Kriege gführt.

HÄGÄDÜSCH    Sähr richtig bämärkt. Jädä Friedänssituation basiert immär auf Gleichgewicht von Militär. Das weiß der Russe ganz gänau. In Russland wärdän Pazifistän sofort eingäkärkärt. Mit Rächt. Pazifismus hat noch nie Kriege värhindärt. Könnän Sie mir irgendeinen Pazifistän nännän, der wo Kriege värhindärt hat? No?

DEUTELMOSER    Wissen Sie, unsere Demokratie is ja viel zu schlapp.

HÄGÄDÜSCH    Ma muss Grundwärtä, was man hat, värteidigän.

DEUTELMOSER    A Demokratie, die wo sich net wehrt, is’s net wert, dass ma s’ überhaupt verteidigt.

HÄGÄDÜSCH    Das sag ich Ihnän ja, einä Diktatur värteidigt bässär.

DEUTELMOSER    Ja, weil net a jeder neischnabeln derf, wia bei uns.

HÄGÄDÜSCH    Hitlär is auch nur kaputtgägangän, weil är hattä zu vielä Bäratär.

DEUTELMOSER    Ja, de Generäle. I glaub, wenn er alloa gwesen waar, hätt er ’n vielleicht gwonna.

HÄGÄDÜSCH    Dann sähä äs heutä andärs aus in Europa.

DEUTELMOSER    Er hat sich halt zuviel aufs Ausland verlassen. Mit de Italiener hätt er sich net eilassn derfn.

HÄGÄDÜSCH    War großer Fählär, abär war nicht alläs värkährt bei Hitlär. Schauen Sie: Todesstrafä, Arbeitslagär, heutä spottät man dariber. Muss ich Sie fragän, wohär kommt das?

DEUTELMOSER    Jedenfalls nicht von ungefähr.

Subjekt erscheint wieder.

HÄGÄDÜSCH    Das hattä alläs seinen Sinn. Zukunft war damals jädänfalls gäsichärt.

WAGUSCHEIT    beginnt zusammenzuräumen Trinken S’ des noch, Herr Deutelmoser?

DEUTELMOSER    Nehmen S’ ’s mit.

HÄGÄDÜSCH    Was ich noch sagän wolltä …

WAGUSCHEIT    Sie … Deutet auf die Uhr, die kurz vor 15 Uhr anzeigt. … Es is fei …

DEUTELMOSER    I woaß scho. Ja, also, Herr … ah …

HÄGÄDÜSCH    Hägädüsch …

DEUTELMOSER    … Hägädüsch, ich werd schaun, was in meiner Macht steht. Irgendwas Offizielles bräucht ich natürlich schon.

HÄGÄDÜSCH    Wohär soll ich nähmän …

Das Telefon läutet.

DEUTELMOSER    Ich versteh schon. Notfalls machma halt a kleine eidesstattliche Erklärung.

HÄGÄDÜSCH    Sähr gut.

DEUTELMOSER    Die müaßadn S’ nachert noch amtlich beglaubigen lassen, und ich kenn Sie ja jetzt auch. Hebt Hörer ab. Ja, Deutelmoser. – Augenblick. Legt den Hörer auf den Tisch. Also …

HÄGÄDÜSCH    Herr Deitelmosär, hat mich sähr gäfreut, weil habä ich in Ihnän interässantä Mänschän kännängälärnt mit värnünftigän Ansichtän.

DEUTELMOSER    Na ja …

HÄGÄDÜSCH    Glaubän Sie mir, heitzutagä ist schwierig, dass Sie offen rädän könnän. Überall Bolschäwiken.

DEUTELMOSER    Schon auch, aber de Pazifisten und de Juso, des is des, was unsern Staat hier kaputtmacht.

HÄGÄDÜSCH    Leutä wie Sie und ich missen zusammänhaltän.

DEUTELMOSER    Mir passn scho auf. Also dann, verbleiben mir so, wie besprochen.

HÄGÄDÜSCH    Värstähä, machän wir alläs eidesstattlich.

DEUTELMOSER    … und beglaubigt.

HÄGÄDÜSCH    Habä Major von Haßlitz als Zeige, und nötigänfalls kännän Sie mich auch.

DEUTELMOSER    Ja, Wiederschaun, ich muss jetzt weitermachen. Hebt Hörer auf. An kleinen Moment noch. Legt Hörer wieder hin.

HÄGÄDÜSCH    Kiss die Hand, gnä’ Frau. Wiedärsähn, Herr Deitelmosär. Geht.

WAGUSCHEIT    Ah, Wiederschaugn. Spült ab und räumt auf. Ein sehr gebildeter Herr …

SUBJEKT    Verzeihung, da kann was nicht stimmen. In Zimmer 237 A war gar niemand da, und die Dame von Zimmer 14 sagte mir, ich müsste zuerst zu Ihnen.

DEUTELMOSER    Ah, Fräun Waguscheit, wer war denn der Anruf da vorhin?

WAGUSCHEIT    Ich weiß nimmer, wie er gheißn hat, so ein Herr war’s jedenfalls. Er hat gmeint, er müaßad Sie sprechen, aber ich glaub, er hat sich net so recht auskennt.

DEUTELMOSER    Aber uns ständig belästigen, des mögn mir.

WAGUSCHEIT    Ich hab ihn an Dr. Berzelmeier verwiesen.

DEUTELMOSER    packt seine Mappe zusammen So, ich hab gmeint, der is da gar nimmer zuständig.

WAGUSCHEIT    D’ Fräun Weithas hat des aa behauptet, aber d’ Frau Löffler hat gsagt, dass er beim Betriebsabend an der Bar gsehn worden ist.

DEUTELMOSER    Wer?

WAGUSCHEIT    Der Dr. Berzelmeier.

DEUTELMOSER    Aber der is doch jetzt im Außendienst, hat’s gheißen.

SUBJEKT    Verzeihung, was ist denn hier, ah, ich …

WAGUSCHEIT    Des hat’s letztes Jahr aa scho gheißen …

DEUTELMOSER    hebt den Hörer auf Ja, hallo, Deutelmoser?

WAGUSCHEIT    … aber beim Betriebsabend war nur der Innendienst, der gesamte dritte Stock quasi, und da is er an der Bar gsessn.

DEUTELMOSER    Moment, ich verbinde. Stellt Telefon durch, hängt ein und stöhnt. Oje, zuageh duat’s heit wieder.

WAGUSCHEIT    Ja, ich bin auch ganz derschossen, Gott sei Dank fahr ich jetzt in Urlaub.

DEUTELMOSER    Bei mir werd’s aa Zeit. Wo fahrn S’ ’n hin?

WAGUSCHEIT    Ins Grödnertal, wie jeds Jahr. Da is’s herrlich.

DEUTELMOSER    Aha, Marmolata, bergsteign.

WAGUSCHEIT    Ja, vielleicht a bissl, aber eigentlich mehr so.

DEUTELMOSER    Na, wünsch ich Ihnen was. Schließt seine Mappe.

WAGUSCHEIT    Ja, dankschön, also, Wiederschaugn, Herr Deutelmoser. Nimmt ihre Handtasche und geht.

DEUTELMOSER    Ja, pfüat Eahna Gott.

SUBJEKT    Hallo, Sie, ah …

DEUTELMOSER    Seit wann heißen mir Hallo?

SUBJEKT    Verzeihung, ich komme doch nur, es ist wegen meinem Aufenthaltsgenehmigungsverlängerungsantrag.

DEUTELMOSER    Wissen Sie, was für a Jahr mir heuer schreiben?

SUBJEKT    1988. Wieso?

DEUTELMOSER    Aha, und was für an Monat ham mir jetzt?

SUBJEKT    Mai.

DEUTELMOSER    Guat, des woaß er, und was für ein Tag?

SUBJEKT    Mittwoch.

DEUTELMOSER    Bravo, er is net blöd. Da, kommen S’ amal mit.

Deutelmoser führt Subjekt zum Büroschild am Eingang.

Da, kenna S’ lesn?

SUBJEKT    liest Schalterstunden: Mo. Mi. u. Fr. 9.30–11 und 14–15 Uhr.

DEUTELMOSER    Und jetzt schaugn S’ amal.

Deutelmoser deutet auf die Bürouhr, die 15.00 Uhr anzeigt, geht, nimmt seine Mappe, klimpert mit dem Schlüsselbund und schiebt das Subjekt zum Ausgang.

Schutzengel

Auf einem Parkstreifen der Interzonenautobahn steht ein Trabant. Die Motorhaube ist geöffnet, ein schmächtiger Herr ist leicht ratlos über den Motor gebeugt. Ein Mercedes 450, rot metallic, rollt auf den Parkstreifen, Hupsi und Berti, zwei dynamische Westmenschen, steigen aus.

HUPSI    Also, des muaß i mir doch amal zu Gemüte führen, Meister. Des is jetz scho der sechzehnte Schrotthaufen do bei eich auf der Interzonenstrecke, da muaß i scho amal schaugn, verstehst, Meister, scho rein aus fachlichem Interesse. Zoag amal, geh weiter, lass mi neischaugn. Schaut in die Motorhaube, bricht in schallendes Gelächter aus. Hahaha, ja Wahnsinn, Berti! Berti, schaug her, da, des muaßt da oschaugn. So was Windigs hast no net gsehgn.

BERTI    schaut in die Motorhaube, bricht ebenfalls in Gelächter aus Hahaha, des ghört ja in a Museum, aber net auf d’ Autobahn. Ja, so ein Scheiß …

HUPSI    Sag amal, Mann, mit dem Spirituskocher fahrst du da aso durch die Gegend? Wie bist ’n du überhaupts bis da herkemman, Meister?

HERR    Bitte, sparen Sie sich Ihre dummen Bemerkungen.

HUPSI    Magst amal Auto fahrn, Meister? Geh weiter, steig amal in mein Karrn, dass d’ woaßt, was a Auto is.

BERTI    Hupsi, was is’n da der Motor?

HUPSI    Hast du Motor gsagt? I hätt gmoant, Pedale. Hahaha …

BERTI    De brauchan koan autofreien Sonntag, weil de ham ja koane Autos. Hahaha …

HUPSI    Naa, jetz amal im Ernst, Meister, kann i dir irgenwie behilflich sei? Woaßt, abschleppn trau i ma net, sonst hebst ab, und du hast doch koan Flugschein, oder? Aber woaßt, vielleicht bringma des Seifnkistl wieder zum Blasn. Du bist doch sicher zfriedn, wenn er sich irgendwie wieder bewegt, wenn er töfftöff macht, oder?

BERTI    Hupsi, schaug dir diese Heizbirne an! Hahaha …

HERR    Geben Sie mir meine Zündkerze wieder.

HUPSI    Wennst mi fragst, Chef, is des a Heizbirne, aber keine Angst, Meister, da hast deine Innereien. Schaug, mir wolln dir doch bloß helfn. Berti, geh weiter, dreh ma ’n amal um. Hebt den Trabant an, hat die Stoßstange in der Hand

Ja, was is des …

HERR    He, Sie, ich verbitte mir das! Lassen Sie meinen Wagen in Ruhe!

HUPSI    Berti, geh weiter, hol an Tesafilm! Tuat ma leid, guata Mo. Aber woaßt, Meister, amal ganz unter uns, von Motorist zu Motorist, mit so was fahrt ma doch net auf der Straß umanand. Des konnst bei dir dahoam im Garten aufstelln als a Antiquität oder moderne Plastik.

HERR    Wie soll ich das jetzt wieder in Ordnung kriegen?! Hebt erbost die Stoßstange auf.

HUPSI    Da, schau her, Meister, i hab was für dich. Da hast an Kaugummi, den konnst kauen oder als Dichtung hernehma oder dei Stoßstanga pappn, und da hast ein Original-Taschenmesser. Da konnst nachert ois repariern an deim Kübel, und, da, schau her, da is sogar no a Büchsenöffner dran. Also, wennst unterwegs bist, kannst dir a Konserve aufmachn, dann brauchst net verhungern. Also, hab d’ Ehre, Meister, und halt de Ohren steif …

Hupsi und Berti steigen in ihren Mercedes und brausen davon.

Zoll hat Zukunft

Eine Zollstation. Udo Prims und Alfons Waschke fertigen ab. Ein Pkw fährt vor.

PRIMS    Guten Tag. Haben Sie irgend etwas zu verzollen? Zigarette, Spirituosen, Elektroartikel oder …

BRASCH    Nicht, dass ich wüsste.

WASCHKE    Is guat, fahrn S’ weiter.

PRIMS    Nein, halt, Moment, noch ’n Augenblick, was is ’n das hier bitte hier?

BRASCH    Das is ’n Koffer mit schmutziger Wäsche.

WASCHKE    Also guat.

PRIMS    Bitte öffnen Sie doch mal.

BRASCH    Gut, wenn Sie meinen.

WASCHKE    Nanaa, is scho okay, fahrn S’ zua.

PRIMS    Nein, Moment, da neben dem Koffer, dieses Möbelstück …

BRASCH    Das ist ein alter Schemel.

PRIMS    Ja eben. Antiquitäten sind ab einem bestimmten Wert zollpflichtig.

BRASCH    Aber, das hier ist doch …

WASCHKE    Also guat, fahrn S’ weiter.

BRASCH    Wiedersehn.

WASCHKE    Wiederschaun.

PRIMS    Neinnein, halt, halt, nein, stopp hier, Moment, hiergeblieben. Das ist ’ne Antiquität. Das muss erst geprüft werden.

WASCHKE    Des is doch koa Antiquität, des is a oids Glump.

PRIMS    Wo haben Sie den Schemel her?

BRASCH    Ein Geschenk aus der Verwandtschaft.

PRIMS    Ah so, also ein altes Erbstück.

BRASCH    Nein, ich brauch’s halt zum was Abstellen.

WASCHKE    Also, Herr Prims, wenn S’ mi fragn, is’s a oids Glump. Aber des wern mir jetz glei feststelln. Ham S’ an Katalog da? Zu Brasch Dean S’ ’n gschwind aus’m Wagn, des wernma glei ham. ’s lässt sich ja leicht feststelln.

BRASCH    stöhnt Herrschaft.

WASCHKE    Ja, leider. Des is in manchen Fällen so a Ermessenssache. Aber des is ois genau geregelt.

PRIMS    blättert im Katalog Das könnte ’n Jugendstil sein.

BRASCH    Des is doch kein Jugendstil. Dean S’ amal an Katalog her. Wernma glei ham. So, da ham mir ’n. Jugenstil – naa!

PRIMS    Oder Biedermeier.

WASCHKE    San S’ stad, des ham mir glei. Beine – Biedermeier – naa, äh, vier Beine, Allgemeinzustand gut. Schnauft Do, vielleicht Empire.

BRASCH    lacht gequält Empire, haha.

WASCHKE    Da brauchan S’ gar net lacha, i glab aa, dass’s a alts Glump is, aber wenn der Herr Prims meint, dass’s a Antiquität is, na muaß ma dera Sach nachgehn.

PRIMS    Dieses Möbel hat ’nen Stil, das sieht man doch.

WASCHKE    Ja mei, mit’n Katalog geht da gar nix. Rufen S’ doch amal gschwind an König in Scharnitz an. Zu Brasch Des dauert jetz an Moment, aber des wernma glei ham.

BRASCH    Das hör ich jetzt schon zum wiederholten Mal.

PRIMS    am Telefon Herrn Hauptwachtmeister König, bitte!

WASCHKE    Hättn S’ halt a Expertise dabeighabt, na waar de Sache gleich ausgstandn.

BRASCH    Für so ’n alten Hocker? Ich glaube, mein Schwein pfeift! Wo sind wir denn?

PRIMS    Ja, Herr König, hier haben wir eine Antiquität ungeklärter Herkunft.

WASCHKE    Dean S’ ’n her! Nimmt Prims den Hörer weg.

PRIMS    He, Moment!

WASCHKE    Scho recht. – Du Franz, mir ham da so an oidn – i dad sagn Schemel oder ’n Hocker oder so. Koa Wurm drin, naa, siehgt ma nix. Vier Fiaß, ja – mehr so gedrechselt und dann wieder grad und – naa, Jugendstil glab i net, naa – ham mir scho im Katalog … Ah was? Gotisch? Moment, i schaug amal. Blättert wieder im Katalog.

PRIMS    Ja, gotisch!

BRASCH    lacht hysterisch Gotisch, ha.

WASCHKE