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Mit ihrer Fähigkeit, das Feuer zu beherrschen, ist Mira die letzte Hoffnung für die Welt. Gemeinsam mit ihrem Verbündeten, dem Vampirjäger Danaus, reist sie nach Venedig, wo die Herrscher der Vampire ihren Sitz haben. Doch der Friede in der uralten Stadt ist trügerisch. Nachdem die Naturi jahrhundertelang von der Erde verbannt waren, bereiten sie sich nun erneut darauf vor, die Herrschaft zu übernehmen. Die große Schlacht, die schon immer Miras Schicksal war, scheint unmittelbar bevorzustehen. Da trifft sie eine weitere schockierende Enthüllung: Danaus, der Einzige, dem sie noch vertrauen kann, ist in Wahrheit nicht der, der er zu sein scheint...
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Seitenzahl: 596
JOCELYNN DRAKE
JÄGERIN
DER NACHT
DAYHUNTER
Roman
Ins Deutsche übertragen von Jasper Nicolaisen
Für Nate. Danke für all den Spaß.
Danksagung
Besonderer Dank gilt meiner Lektorin Diana Gill dafür, dass sie mich zu einer besseren Autorin gemacht hat, und meiner Agentin Jennifer Schober, die alles getan hat, damit ich geistig gesund bleibe.
1
Wir mussten uns unbedingt stärken.
Tristans Hunger versengte meine Sinne und durchtoste mich in einer heißen, wütenden Welle, bis ich gegen die unebene Backsteinmauer gepresst wurde, die die Gasse säumte. Meine Fingernägel gruben sich in die Handflächen und hinterließen blutige Halbmonde, während ich mich an die letzten Zügel klammerte, die mich und den jungen Nachtwandler noch im Zaum hielten. Langsam verebbte das überwältigende Verlangen nach Blut, während der Vampir gegen den roten Nebel ankämpfte. Die Welle zog sich zurück und fegte dabei über mein bloßes Fleisch wie ein Bündel Brennnesseln.
Ich lehnte mich zurück, schloss die Augen und nahm einen beruhigenden Atemzug, um mich langsam wieder in den Griff zu bekommen, bereute das aber auf der Stelle. Die schmale Gasse war von abgestandener, übel riechender Luft erfüllt, durch die sich der Gestank von vergammeltem Fleisch, Schimmel und noch etwas anderem zog, bei dem ich auf ein, zwei verwesende Ratten tippte. Würgend verlor ich die Kontrolle über Tristans Geist, die nächste Hungerwelle schlug über uns beiden zusammen und zwang mich in die Knie. Auf der anderen Seite der heruntergekommenen Gasse glühten Tristans blaue Augen in einem Licht, das nichts mit dem Himmel oder göttlicher Herrlichkeit gemeinsam hatte. Seine langen Finger waren zu Klauen gekrümmt, und die Nägel hatten sich in die Mauer in seinem Rücken gegraben, so als versuchte er verzweifelt, nicht das erstbeste Lebewesen anzufallen, das ihm über den Weg lief. Abgesehen von seinem schlanken Körper, war jetzt nur noch wenig Menschliches an ihm. Die schönen Gesichtszüge waren verzerrt und ausgemergelt; ein wilder Haufen Knochen und Muskeln, durchdrungen vom Verlangen nach Blut.
Mira.
Tristans Geist streckte sich aus und berührte den meinen, aber was ich hörte, war nicht die gewohnte sanfte Stimme. Sie war tief, heiser und dunkel verführerisch, passend zum Grollen, das von den zerklüfteten Ruinen meiner Seele widerhallte. Das gleiche Monster lebte auch in mir, verlangte nach Blut und sehnte sich nach dem Gefühl, die Zähne in Fleisch zu graben. Es war das Monster, das mir befahl, in tiefen Zügen zu trinken, bis ich spürte, wie die Seele meiner Beute mir durch die Kehle rann.
Die Stimme in meinem Hirn verstummte langsam und machte dem Lärmen der Menschenwelt Platz. Mein geliebtes London, das vor Menschen und ihrem donnernden Herzschlag wimmelte. Die Nacht war so jung und frisch wie ein schüchternes Mädchen auf dem Weg zu ihrem ersten Ball. Tristan und ich waren in eine dunkle und zwielichtige Ecke dieser alten Stadt entkommen, die vor Leben übersprudelte und uns mit stetem Pulsschlag zu sich rief.
Wir mussten uns beide stärken, und zwar dringend. Der Kampf war übel ausgegangen, und am Ende waren Tristan und ich verwundet gewesen und standen nun ohne jenen Stoff da, der unsere Existenz weit über ihr natürliches Ende hinaus verlängerte. Wir brauchten Blut und wussten beide, dass ich allein ihn davon abhielt, seine Beute zu töten, wenn er endlich seine Zähne in sie bohrte. Das würde er nicht mal mit Absicht tun; wir mussten eigentlich nicht töten. Aber es gab jetzt keine moralische Richtschnur mehr, die seine Entscheidungen lenkte. Es gab nur noch die rote Welle der Blutgier und den Überlebensdrang.
Am anderen Ende des Häuserblocks schlurfte ein Mann mit ergrautem braunem Haar aus der Nacht und blieb an der Ecke stehen. Er hielt sich die Hände vors Gesicht, zündete sich eine Zigarette an und sah sich um, wobei die zerfurchten Gesichtszüge im Licht der Straßenlaterne aufschienen. Als er die Straße hinuntersah, zitterte die Hand mit der Zigarette, sodass die kleine Feuerknospe in der Dunkelheit tanzte.
Ein tiefes Grollen stieg aus Tristans Kehle, als er seine Beute fixierte. Mit einem Satz sprang ich über die schmale Gasse und schleuderte ihn gegen die Mauer. Der junge Vampir knurrte mich an, die Fänge entblößt und die blauen Augen zu schmalen Schlitzen verengt. Ich war älter und stärker, aber er brauchte Blut, und nichts würde ihn aufhalten.
„Warte“, befahl ich mit zusammengebissenen Zähnen, während ich ihm die Finger in die muskulösen Arme grub. Seine Kleidung war vom Kampf mit den Naturi früher am Abend zerrissen und blutbefleckt. Meine Gedanken gerieten ins Stocken, als sich der Geruch von Tristans Blut in meiner Nase mit dem der Naturi vermischte und Bilder heraufbeschwor, an die ich mich in diesem Moment lieber nicht erinnern wollte. Der Kampf war nur insofern ein Erfolg gewesen, als dass wir beide überlebt hatten und noch genug Energie besaßen, um auf die Jagd zu gehen. Er war insofern ein Fehlschlag gewesen, als dass mein geliebter Bodyguard Michael nun kalt und tot in der Themis-Zentrale lag.
Grunzend wendete ich meine Aufmerksamkeit dem Mann drüben an der Straßenecke zu. Es kostete mich wenig Mühe, sein von Drogen vernebeltes Hirn zu berühren und ihn mit der Illusion zu uns zu locken, dass ein potenzieller Kunde sich seine Ware anschauen wollte. Als der Mann im Schatten der engen Gasse stand, ließ ich Tristan los und zog mich leise zur gegenüberliegenden Mauer zurück.
„Bring ihn nicht um“, flüsterte ich, als der Nachtwandler vorschnellte.
Tristans Opfer hörte meine Worte und konnte noch einen halben Schritt zurückweichen, während ich spürte, wie seine plötzlich aufflackernde Furcht das Dunkel der Gasse und den Nebel von Blutgier durchstieß, aber es war zu spät. Ich trat zurück und presste mich gegen die Backsteinmauer, während der Nachtwandler die Arme wie zwei stählerne Fesseln um den Mann schlang. Ich konnte die Augen nicht abwenden und bemerkte, dass ich es Tristan gleichtat, als er auf die Knie sank.
Als ich in den Geist des Nachtwandlers schlüpfte, schlug eine Welle von Eindrücken über mir zusammen und riss mich hinab. Tristan trank in gierigen Zügen und saugte das berauschend warme Blut in seinen kalten Körper. Ich konnte das krampfhafte Arbeiten seiner Halsmuskulatur förmlich hören, als sie die zähe Flüssigkeit hinunter in den Magen beförderte. Um sich das Festmahl noch etwas zu versüßen, ließ er den Mann bei Bewusstsein. Das Herz des Drogendealers hämmerte wie ein einsamer Kolben in seiner Brust, der rasend arbeitete, ihn aber keinen Zentimeter voranbrachte. Seine Angst erfüllte die schmale Gasse, übertönte den Gestank nach verfaultem Fleisch und Schimmel und entlockte meinen geöffneten Lippen ein leichtes Stöhnen. Ich kniete auf dem Boden, ballte die Hände zu Fäusten und lauschte, wie der Herzschlag des Mannes sich verlangsamte. Er war ohnmächtig geworden.
„Lass ihn los“, sagte ich heiser. Tristan zögerte, tat dann aber wie ihm geheißen. Er lehnte den Mann gegen die Wand, drehte sich um und sah mich an, während er auf den Zehenspitzen wippte. Seine blauen Augen glitzerten und tanzten wie seltene Edelsteine in der Dunkelheit.
Zum ersten Mal, seit ich ihn kannte, schien Tristan wirklich lebendig zu sein. Im Nachtclub mit Thorne war er auf der Flucht gewesen und hatte sich vor Sadira versteckt, sodass sein Charakter durch die ständige Angst vor der Entdeckung nicht richtig zum Vorschein gekommen war. Aber jetzt pulsierte irgendetwas in seinem Inneren vor neuem Leben. Endlich. Es war mein Versprechen, dass ich ihm helfen würde, sich von unserer Schöpferin zu befreien. Ein Versprechen, das ich, wie er wusste, so gut ich konnte, halten würde.
Das Schlurfen und Schaben von Schritten drang in unseren dunklen, blutigen Winkel der Welt. Wir erstarrten beide und warteten ab, wer sich uns da näherte. Von dem Moment an, als Tristan die Zähne in seiner Mahlzeit vergraben hatte, hatte ich unsere Gegenwart verschleiert, wie ich es mittlerweile eher reflexartig als aus bewusster Überlegung heraus tat. Der Schleier schützte uns vor den Blicken all jener, die keine Magie benutzten. Mit anderen Worten, vor allen gewöhnlichen, normalen Menschen.
Beim gleichmäßigen Klang der Schritte hatte der junge Nachtwandler seinen eigenen schützenden Schleier um sich geworfen, der sich sofort mit meinem verwob. Er fühlte sich jetzt kräftiger, und seine Gedanken waren klar und präzise. Ich konnte die Nervosität spüren, die an den ausgefransten Rändern seines Verstandes nagte, aber er blieb vollkommen ruhig, und ich war mir sicher, dass er meinem Kommando folgen würde.
Ein Mann mit kurzem braunem Haar ging rasch an der Gasse vorbei. Sein Schritt war zügig und selbstsicher. Er drehte den Kopf zur Gasse und ließ den Blick kurz durch den engen Schacht wandern. Tristan und ich blieben regungslos stehen und warteten. Einen Augenblick lang fühlte ich mich, als sei ich Jägerin und Gejagte zugleich. Doch der Schritt des Mannes stockte nicht, sein Blick glitt wieder zurück zur Straße vor ihm. Er hatte uns nicht gesehen.
Aber die Hexe und der Werwolf sahen uns. Zwei Schritte hinter dem Mann mit dem kantigen Gesicht gingen eine Hexe in abgewetzten Jeans und ein Lykanthrop in Kakihosen. Ihr unbeschwerter Schritt kam abrupt zum Stehen, das schulterlange braune Haar schwang nach vorn und legte sich um ihr schmales Gesicht. Der Lykaner blieb neben ihr stehen und runzelte die Stirn, sodass sich tiefe Falten in seine harten Gesichtszüge gruben.
„Scheiße!“, stieß sie flüsternd hervor, als sie uns anstarrte.
Tristan und ich rührten uns nicht von der Stelle und warteten darauf, dass die Eindringlinge den ersten Schritt machten. Tristans Abendessen war immer noch bewusstlos und zum größten Teil hinter dem jungen Nachtwandler verborgen. Allerdings waren wir beide blutüberströmt, und unsere Klamotten waren vom Kampf früher am Abend zerfetzt. Nicht gerade einer unserer attraktivsten Momente. Doch unter den anderen Rassen galt die Prämisse, dass man sich in erster Linie um seine eigenen Angelegenheiten kümmerte. Also warteten wir erst mal ab. Falls die Hexe und der Lykaner weitergingen, würden wir einfach alle so tun, als hätten wir einander nicht gesehen.
Aber so viel Glück hatten wir nicht. Der Mensch wirbelte beim Aufschrei der Hexe auf dem Absatz herum und zog eine Pistole hinter dem Rücken hervor. Sie war unter dem weiten Hemd mit dem grellen Drachenaufdruck versteckt gewesen. Augen und Waffe wanderten erneut durch die Gasse, aber er sah uns immer noch nicht.
Die Hexe streckte die Hand nach ihm aus und legte ihm die Rechte auf die breite Schulter. „Specto“, flüsterte sie, und ich spürte, wie eine kleine Kraftwelle durch die Luft strömte. Der Zauberspruch hätte von praktisch jedem Novizen mit Grundkenntnissen in Latein gesprochen werden können, aber er tat seine Wirkung. Der Mann blinzelte einmal und erblasste schlagartig, während er die Pistole fester packte. Jetzt sah er uns.
„Geht weiter“, sagte ich leise. Ich konnte keinen Kampf riskieren. Der Hunger war beinahe übermächtig, und wenn ich zum Kampf gezwungen würde, war die Wahrscheinlichkeit ziemlich hoch, dass es Tote geben würde. Das Monster in mir brüllte und hämmerte gegen meine Brust wie ein rasender Herzschlag, während es nach Blut verlangte.
Tristan wandte den Kopf und sah zu mir herüber. Er wartete auf meine Anweisungen. Leider war unser neuer Freund schießwütig. Er riss die Waffe herum, sodass sie auf den jungen Nachtwandler gerichtet war, und drückte den Abzug. Beim leisen Klicken des Schlagbolzens waren Tristan und ich schon in Bewegung. Zwar ging der junge Vampir zu Boden, aber die Kugel fetzte nur über seinen rechten Oberarm.
Ich stürmte durch die Gasse und packte die Hand des Mannes, als dieser herumfuhr und die Waffe auf mich richtete. Dumme Menschen. Selbst wenn er mich ins Herz getroffen hätte, hätte er mich damit nicht töten können. Man konnte einen Nachtwandler nicht mit einer Pistole umbringen. Ein Gewehr konnte zum Problem werden, aber dann musste der Schütze schon richtig Glück haben. Mit gebleckten Zähnen hämmerte ich ihm die Hand gegen die nahe Backsteinmauer und brach dabei ein paar Knochen. Der Mann schrie, als ihm die Pistole aus den erschlafften Fingern fiel und zu Boden klapperte. Ich hielt weiter seine Hand fest und schleuderte ihn wie einen Müllsack über die Schulter in die Gasse hinein. Er krachte gegen die Mauer und sackte ohnmächtig zu Boden.
„Pass auf ihn auf“, knurrte ich Tristan zu, als ich meine Aufmerksamkeit der Hexe und dem Lykaner zuwandte.
Die Gelegenheit für eine Auszeit und ein vernünftiges Gespräch war vorbei. Und ehrlich gesagt war ich auch nicht länger in der Stimmung für höfliche Konversation. Mit einem hässlichen Knurren stürzte sich der Werwolf auf mich. Seine Augen glühten kupferrot. Er warf mich gegen die Backsteinmauer und klemmte dabei meine Arme zwischen uns ein, während die seinen frei blieben. Seine rechte Faust krachte in meine linke Seite und brach dabei mindestens zwei Rippen. Die schmerzhafte Schockwelle zerriss den Nebel aus Blutdurst und Erschöpfung. Seine linke Faust folgte und hämmerte mir in die rechte Seite, wo sie Organe quetschte, die noch von meinem früheren Kampf mit den Naturi in Mitleidenschaft gezogen waren.
Vor Schmerz aufstöhnend schleuderte ich den Kopf nach vorne. Meine Stirn krachte gegen seine Nase und brach sie. Er taumelte einen Schritt zurück; ich riss das Knie hoch und rammte es ihm zwischen die Beine. Der Lykanthrop heulte vor Schmerz auf und stolperte davon. Seine Hände fuhren von der gebrochenen Nase zum Schoß und klammerten sich dort fest, als könnte das den Schmerz lindern. Die Luft war sofort vom Geruch seines Blutes erfüllt.
Jeder Gedanke an Zurückhaltung löste sich in Luft auf. Ich war über ihm, bevor er auch nur Atem holen konnte. Meine Fänge gruben sich in seinen Hals und zerfetzten das Fleisch. Blut strömte in mich, und wohlige Erleichterung durchflutete meinen gesamten Körper. Es war dickflüssig und warm und enthielt die ganze Stärke des Lykanthropen. Er kämpfte gegen mich an, stieß, schlug, trat und kratzte voller Verzweiflung, aber ich ließ mich nicht abschütteln. Mit jedem Schluck wurde er schwächer und ich stärker, während ich ihm langsam das Leben aussaugte.
„Mira!“, rief Tristan, sodass ich endlich den Kopf hob. Der Lykanthrop fiel zu meinen Füßen in Ohnmacht. Tristan stürzte vor und stellte sich zwischen mich und die Hexe, in dem Versuch, mich zu beschützen, aber sie musste wohl glauben, dass er es auf sie abgesehen hatte.
„Nein“, schrie sie, das schmale Gesicht gespenstisch weiß. Während meines kurzen Gerangels mit ihrem Kumpan hatte sie sich nicht von der Stelle gerührt. Wahrscheinlich hatte sie nicht einmal Luft geholt. Ihre weit aufgerissenen braunen Augen flogen zwischen mir und Tristan hin und her.
Sie hob die rechte Hand und begann im Flüsterton eine Beschwörungsformel zu murmeln. Ich konnte gerade noch einen Schritt in ihre Richtung tun, um mich vor Tristan zu schieben, als ihre Rechte auch schon in eine Kugel aus gelb-orangenen Flammen gehüllt war. Ich hielt inne, während ein winziges Lächeln um meine Lippen spielte. Sie war clever. Normalerweise hätte der Anblick von Feuer in den Händen einer Hexe ausgereicht, um jeden Nachtwandler in die Flucht zu schlagen. Aber ich war eben keine gewöhnliche Nachtwandlerin. Ich war die Feuermacherin. Schon als Mensch war die Herrschaft über das Feuer meine Gabe und zugleich mein Fluch gewesen. Arme Hexe.
Keuchend schleuderte sie den Feuerball auf Tristan. Als ich die Rechte ausstreckte, beschrieb das Feuer einen Bogen auf mich zu und ließ sich auf meiner geöffneten Handfläche nieder. Mit einem breiten Grinsen schloss ich die Finger und erstickte die Flamme, sodass die enge Gasse erneut in Dunkelheit versank.
Die Hexe runzelte die Stirn. Die Verwirrung stand ihr deutlich ins bleiche Gesicht geschrieben. Aber sie wollte sich nicht in ihre Niederlage fügen. Sie hob beide Hände und wiederholte den Zauberspruch. Dieses Mal konnte ich den Sog der Energie in der Luft spüren. Sie gab jetzt alles, was sie hatte. Als sie zwei große Feuerbälle auf mich schleuderte, schob ich mich schützend vor Tristan.
Meine Lider senkten sich, bis die Augen fast geschlossen waren, und die Zeit verlangsamte sich. Der Gestank nach fauligem Müll und der Lärm der Stadtbevölkerung existierten nicht mehr. Es gab nur noch das Feuer, das auf mich zu toste. Ich schwenkte mit nach außen gekehrter Handfläche die Linke vor dem Körper. Erneut folgten die Flammen meiner bleichen Hand. Sie ballten sich einen Augenblick lang um sie, bevor sie sich den Arm hinauf- und an meiner Brust hinabschlängelten wie ein wohlgenährter Python. Man konnte mich nicht verbrennen.
Aber irgendetwas stimmte hier nicht. Während ich meine Aufmerksamkeit auf das Feuer konzentrierte, konnte ich das Monster in mir aufschreien hören, aber es war nicht das hungrige Brüllen, dem ich seit mehr als sechs Jahrhunderten lauschte. Es war ein Kreischen voller Wut und Schmerz. Plötzlich verwirrt und erschrocken, lenkte ich die Flammen um, sodass sie wie Wasser an meinen Beinen hinabflossen. Doch in dem Moment, als das Feuer den Boden berührte, explodierten meine Sinne. Die Erde wurde von einem blendend weißen Licht verschluckt, das mir das Hirn versengte. Unter meinen Füßen spürte ich eine enorme Kraftquelle dahinströmen wie einen Fluss, und dorthin kehrte das Feuer zurück.
Und dann nichts mehr. Das Feuer war fort, und kalte Stille drängte sich um mich. Die neue Verbindung war unterbrochen worden, noch bevor ich auch nur vermuten konnte, was ich da angezapft hatte. Das weiße Licht verblasste. Selbst der brüllende Hunger in mir war zur Ruhe gekommen, vermutlich ebenfalls vor lauter Verwirrung und Erschöpfung.
Das verräterische Schaben eines Schuhs auf Beton lenkte meine Aufmerksamkeit zurück auf die Hexe. Sie hatte die Arme krampfhaft um die Körpermitte geschlungen und wiegte langsam den Kopf. „Oh, Gott“, stöhnte sie heiser. „Die Feuermacherin. Hier!“
Bevor ich einen weiteren Schritt in ihre Richtung machen konnte, griff die Frau in ihre Jeanstasche, wich einen Schritt zurück und verschwand.
„Verdammt!“, flüsterte ich und kämpfte gegen den Schauer an, der mir den Rücken hinunterlief. Sie wusste, wer ich war. Dass ein Nachtwandler mich auf der Stelle erkannte, war eine Sache. Furcht war nützlich, wenn es darum ging, diejenigen zu kontrollieren, die dich kontrollieren wollten. Aber wenn die anderen Rassen meine Anwesenheit entdeckten, passte mir das gar nicht. Man konnte nie so genau wissen, wer gerade sauer auf mich war.
Jetzt stellte sich also die Frage, wohin sie verschwunden war, und ob sie jemandem, der stärker und fieser als sie selbst war, von meiner Anwesenheit berichten würde. Ihrem Alter, der Zauberspruchwahl und der Machtfülle nach zu urteilen, war sie keine besonders erfahrene Hexe. Allerdings waren solche Teleportationszauber äußerst anspruchsvoll. Als sie in die Tasche gegriffen hatte, musste sie einen Ortungstalisman berührt haben, den vermutlich jemand erschaffen hatte, der sehr viel mächtiger war.
Ich runzelte die Stirn und unterdrückte einen Fluch. Das alles war nur müßige Spekulation. Ich kannte mich mit Magie ganz gut aus, weil ich genügend Zusammenstöße mit Hexen und Zauberern überstanden hatte, um das eine oder andere zu lernen. Ich musste mit Ryan reden und hören, was er darüber dachte. Leider war der weißhaarige Zauberer ein Kapitel für sich, und ich hatte es gewiss nicht eilig, mich schon wieder mit ihm herumzuärgern. Fürs Erste würde ich mit den bewusstlosen Kumpanen der Hexe vorliebnehmen müssen.
Als ich mich umdrehte, um auf Tristan zuzugehen, gaben meine Beine nach, und ich fand mich auf den Knien wieder. Ich kniff die Augen zusammen, um den wachsenden Nebel um meine Gedanken zu vertreiben. Das Feuer zu kontrollieren hatte mir die letzten Kräfte geraubt, und mein Körper verlangte nach Nahrung und Ruhe. Alle Kraft, die ich gewonnen hatte, indem ich von dem Werwolf getrunken hatte, war schon wieder erschöpft.
Der junge Vampir tauchte an meiner Seite auf und stützte mich mit ruhiger Hand am Ellenbogen. Ich blickte zu ihm auf und sah, dass ein besorgter Ausdruck sein schönes Gesicht verzerrte. „Hat sie dir etwas getan?“, erkundigte er sich. Zum ersten Mal, seit ich ihn getroffen hatte, bemerkte ich einen leichten Akzent in seiner Aussprache. Französisch vielleicht. Aber nicht ganz. Ein Überbleibsel seines Lebens als Mensch. Langsam führte er mich zurück und half mir, mich auf den Boden zu setzen und den Rücken gegen die Backsteinmauer zu lehnen.
„Nein“, antwortete ich mit einem müden Lächeln. „Ich bin nur müde. Ich muss mich einen Moment ausruhen.“ Ich deutete mit dem Kopf auf den Menschen, der die Waffe gezogen hatte. „Ist er noch am Leben?“
„Noch ja“, knurrte Tristan, und die Hand an meinem Ellbogen packte fester zu, als sein Blick zum Körper unseres kleinen Amokläufers wanderte.
Ich fasste ihn mit der Linken am Kinn und zwang ihn, mir in die Augen zu sehen. „Und so wird es auch bleiben. Du musst für mich herausfinden, wer unsere Angreifer waren, ohne ihn zu töten.“
Tristan verzog das Gesicht, stand auf und ging erneut zu dem Mann hinüber. Die Fäuste in die Hüften gestemmt, beugte er sich über ihn. Ich konnte nicht erkennen, ob der Nachtwandler sich bloß Zeit ließ, weil ihm der Befehl nicht passte, oder ob er bereits damit begonnen hatte, den Geist des Mannes zu durchstöbern. Manche Nachtwandler mussten den Körper ihrer Beute berühren, um in ihren Geist einzudringen, insbesondere dann, wenn die Person ohnmächtig war.
„David Perry“, sagte Tristan plötzlich mit schwacher Stimme wie aus weiter Ferne. Sein Geist war halb bei mir, halb bei dem Menschen. „Sechsunddreißig. Ex-Marine. Aus Birmingham, Alabama. Er ist …“ Er unterbrach sich mit einem scharfen Zischen. Seine Augen glühten mattblau, als er zu mir hinüberblickte. „Er ist Mitglied der Daylight Coalition.“
„Tristan!“, herrschte ich ihn an und kam schwankend auf die Beine, als der Nachtwandler schon nach dem Bewusstlosen griff. Er hielt inne, stieß aber immer noch ein tiefes Knurren aus, und ich konnte es ihm nicht verdenken. Ich selbst hätte dem Menschen in diesem Moment nur zu gern die Kehle herausgerissen.
Die Daylight Coalition war eine Gruppe von Menschen in den Vereinigten Staaten, die von der Existenz der Nachtwandler wussten und nach unserer völligen Ausrottung trachteten. Der Rest der Menschheit hielt sie für eine Sekte verrückter Fanatiker und nahm sie daher einfach nicht ernst. Das änderte allerdings nicht das Geringste an der Tatsache, dass Mitglieder der Coalition schon eine ganze Reihe von Nachtwandlern bei Tageslicht gepfählt hatten. Ob in den Vereinigten Staaten oder außerhalb, jeder Nachtwandler kannte die Coalition. Wir alle fürchteten, dass so die Zukunft aussah, die uns erwartete, wenn wir sozusagen „aus dem Sarg kommen würden“.
Aber im Moment machte ich mir weniger Sorgen wegen des kleinen Fanatikers zu meinen Füßen als wegen der Hexe und des Lykaners, mit denen er unterwegs gewesen war. Soweit wir wussten, stand die Coalition ausschließlich Menschen offen und wurde von anderen Wesen vernünftigerweise gemieden. Tatsächlich verstieß es gegen unser Gesetz, für die Coalition zu arbeiten. Ein einziger Verräter konnte einen Vernichtungskrieg auslösen. Da uns bereits ein Krieg mit den Naturi drohte, verhieß diese Entwicklung nichts Gutes.
„Konzentriere dich!“, blaffte ich und trat neben Tristan. „Wer war die Frau?“
Tristan starrte auf den Mann hinunter und verströmte eine tödliche Mischung aus Wut und Angst.
„Caroline … Caroline Buckberry, aber er war sich nicht sicher, ob das ihr echter Name war …“ Die Wut verebbte, als er sich auf die Gedanken des Mannes konzentrierte und langsam die Augen schloss. „Er hat sie nicht gekannt. Er wurde von der Unterabteilung in Houston geschickt, um die Frau und den Mann abzuholen. Harold Finchley. Das ist alles.“ Tristan öffnete die Augen wieder und sah mich an. „Er sollte nach London fahren und sie zurück nach Houston bringen. Ich glaube, er wusste nicht mal, was sie waren.“
„Das musste er auch nicht“, murmelte ich. „Perry ist nur ein kleiner Fisch. Er führt die Befehle aus, die man ihm erteilt.“
„Glaubst du, dass sie für die Hexen und Lykaner als Spione arbeiten sollten?“, erkundigte sich Tristan. Der hoffnungsvolle Unterton in seiner Stimme entging mir nicht.
„Nein“, antwortete ich und wiegte nachdenklich den Kopf. „Die Hexen und Zauberer haben mit der Coalition nichts am Hut. Sie hätten beide eine Erklärung parat haben können, warum sie mit diesem Menschen unterwegs waren. Stattdessen haben sie angegriffen, weil sie das Gesetz kennen.“
„Aber …“
„Vergiss, was du gesehen hast“, sagte ich und schnitt seine nächste Bemerkung damit ab. „Wir haben größere Probleme.“
„Die Naturi.“ Seine Hände ballten sich zu Fäusten, und seine Kiefermuskulatur verkrampfte sich.
Ja, die Naturi waren im Anmarsch und würden uns alle bei der ersten Gelegenheit vernichten, ganz gleich, ob Mensch oder Nachtwandler. Im Vergleich dazu war die Daylight Coalition gar nichts; eine Fliege am Arsch eines Nashorns.
Ich richtete mich auf, lehnte mich mit der rechten Schulter gegen die Mauer in der Gasse und gestattete mir, für einen Moment die Augen zu schließen. Ich erkannte meine Welt kaum wieder. Noch vor ein paar Nächten hatte ich in meiner eigenen Domäne drüben im geliebten Savannah gestanden, wo der warme Sommerwind vom Geruch nach Geißblatt und Flieder erfüllt gewesen war. Seit jener Nacht auf dem Machu Picchu waren fünfhundert Jahre vergangen. Die Naturi waren nichts als eine entfernte Erinnerung gewesen, ein dunkler Albtraum aus meiner Vergangenheit, der mir nichts mehr anhaben konnte. Die Daylight Coalition war nur eine Splittergruppe ohne nennenswerten Einfluss gewesen. Aber jetzt stellten beide eine Gefahr dar. Meine Welt geriet mit alarmierender Geschwindigkeit aus den Fugen, und alles hatte mit diesem Jäger angefangen. Danaus. Aber es gab keinen Grund, den Überbringer der schlechten Nachricht zu töten … noch nicht.
Der Gedanke an ihn zauberte ein schwaches Lächeln auf meine Lippen, als ich mich von der Wand abstieß und die Augen öffnete. Tristan beobachtete mich aufmerksam und wartete. Er brauchte mich lebend, wenn ich mein Versprechen ihm gegenüber erfüllen sollte. Noch war Zeit.
Ich sah mich rasch in der Gasse um, bis ich die Pistole entdeckte, die der Mensch benutzt hatte. Für Zweifel war kein Platz. Dieses Gesetz kannte keine Grauzone. Ich schoss dem Lykanthropen aus nächster Nähe eine Kugel in den Kopf. Er hatte nicht nur seinesgleichen verraten, sondern auch alle anderen Rassen. Er hatte unser Geheimnis aufs Spiel gesetzt. Und jetzt bezahlte er dafür mit dem Leben.
Aber sein Tod konnte den kalten Knoten in meinem Magen nicht lösen. Die Daylight Coalition hatte bisher hauptsächlich Nachtwandler verfolgt, aber keiner von uns zweifelte daran, dass sie irgendwann alle Nichtmenschen angreifen würde. War Harold Finchley nur ein einsamer Wolf gewesen, oder war er Teil einer größeren Bewegung, die sich gegen Nachtwandler richtete?
„Lösch die Erinnerung der beiden Menschen“, sagte ich und wies auf den Drogendealer, von dem Tristan Minuten zuvor noch gegessen hatte. Ich wischte die Pistole an seinem Hemd ab und warf sie neben die Leiche. „Komm dann zu meinem Hotelzimmer zurück.“ Danaus würde uns dort bereits erwarten. Vom Hotel aus würden wir uns dann zum Flughafen aufmachen und meinen Jet nach Venedig nehmen. Unsere einzige Hoffnung, die Naturi aufzuhalten und den kommenden Krieg abzuwenden, bestand darin, uns zunächst in Venedig mit dem Konvent der Nachtwandler zu treffen. Sie würden wissen, wie der wachsenden Gefahr am besten zu begegnen war. Sie waren die Einzigen, die eine Armee aufstellen konnten.
„Wohin gehst du?“, fragte Tristan.
Meine Lippen verzogen sich zu einem breiten Grinsen und gaben ein Paar langer weißer Eckzähne frei. „Auf die Jagd.“
2
Im Schutz der Schatten rannte ich ein paar Häuserblocks weit, bis ich Tristan fast eine Meile hinter mir gelassen hatte. Meine Glieder hatten schrecklich zu zittern begonnen, und dieses Zittern pflanzte sich jetzt durch meinen ganzen Körper fort. Die frischen Wunden der letzten paar Stunden und die alten, die seit gestern Nacht noch nicht verheilt waren, verursachten mir zusammen dröhnende Schmerzen. Die Welt war nur noch ein rasender Wirbel aus Schmerz, Lärm und blendendem Licht. Ich schob all das beiseite und richtete meine Aufmerksamkeit ausschließlich darauf, Beute zu machen.
Die Jagd war beinahe vom Moment meiner Wiedergeburt an eine einsame Angelegenheit gewesen. Für mich war sie ein intimer Moment. In den meisten Nächten wählte ich meine Beute sorgsam aus und entschied mich für ihn oder sie aufgrund der Lebensgeschichte oder persönlicher Überzeugungen. Für gewöhnlich lauschte ich den Gedanken meiner Beute, bis irgendetwas mich zum Zugriff reizte. Und dann gab es noch Nächte wie diese, in denen ich über den ersten armen Idioten herfiel, der mir über den Weg lief.
Sie war neunzehn, und im ersten Moment hielt sie mich für einen Vergewaltiger. Ich packte sie am dunkelbraunen Haar und zerrte sie in den Schatten eines Hauseingangs. Während sie sich zur Wehr setzte, schossen ihr Tränen in die weit aufgerissenen braunen Augen. Ihren Lippen entrang sich ein Aufschrei, als ich ihr die Zähne in den Hals grub. Aus irgendeiner mitleidigen unterbewussten Regung heraus versetze ich ihren Geist in tiefen Schlaf, während ich trank. Ich schluckte ihr Blut und ließ mich ganz von seiner Wärme und Lebenskraft erfüllen, bis die Erinnerung an diese Nacht verblasste und in weite Ferne rückte. Das Monster in meiner Brust, das sich hinter den Überresten meiner Seele verbarg, war durch die Opfergabe vorübergehend ruhig gestellt.
Widerwillig ließ ich sie los, als ihr Herzschlag sich zu einem schläfrigen Pochen verlangsamte. Ich hielt sie in den Armen und blickte auf das ebenmäßige junge Gesicht hinab. Ich kannte sie nicht. Vielleicht war sie eine Collegestudentin oder eine junge Mutter auf dem Weg nach Hause. Ich hatte mir nicht die Zeit genommen, ihre Gedanken zu durchforsten und ihre Ängste und Hoffnungen zu ergründen. Ich wusste nichts über ihre Pläne für die Zukunft und fühlte mich betrogen. Jagen und Essen war mehr als nur der Rausch der Macht. Es war meine letzte Verbindung zur Menschheit, das Letzte, was ich noch mit der Rasse gemeinsam hatte, der ich einmal angehört hatte. Und obwohl ich mich gestärkt fühlte, machte sich nun in meiner Brust ein subtilerer Schmerz bemerkbar. Eine Art von Erschöpfung, die mir vielleicht Sorgen gemacht hätte, wenn ich mir gestattet hätte, länger darüber nachzudenken, aber dafür war einfach keine Zeit.
Ich lehnte sie sanft gegen den Türknauf und verschloss die Wunde an ihrem Hals. Das musste eine Gabe der Evolution sein, dachte ich. Wir konnten die punktförmigen Wunden heilen, die unsere Zähne verursachten, sodass unsere Tarnung stets gewahrt blieb. Leider konnte ich keine Stich- oder Schusswunden heilen, sodass ich mehr als einen schutzlosen menschlichen Begleiter in meinen Armen hatte sterben sehen müssen.
Bevor ich ging, löschte ich ihre Erinnerung. Es war gerade jetzt besser, wenn man sich an meinesgleichen nicht erinnerte. Aber es gab noch einen anderen Grund als bloß die Notwendigkeit, uns zu schützen. Ich wollte ihr außerdem ersparen, sich an den flüchtigen Moment des Schreckens in meinen Armen erinnern zu müssen.
Auf dem Rückweg ins Hotel stärkte ich mich noch zweimal und ließ die gleiche Vorsicht walten wie bei der jungen Frau. Obwohl ich mich nie lange genug aufhielt, um Namen in Erfahrung zu bringen, würde sich keiner von ihnen daran erinnern, dass sie aufgehalten worden waren. Ich wanderte durch die verwinkelten Londoner Straßen und steuerte wieder auf den Fluss zu, während ich mich an Menschengruppen vorbeidrängte. Die wenigen, die jetzt noch auf den von Laternen erleuchteten Straßen unterwegs waren, bemerkten meine Anwesenheit nicht. Meine blutüberströmte Erscheinung hätte vermutlich eine Panik ausgelöst.
Die Nachtluft war feucht und schwer, als ob der Himmel sich noch in einem nächtlichen Sommerschauer entladen wollte. Ein Nebelschleier waberte dicht über dem Boden und schlängelte sich um die vereinzelten Bäume. Dünn und zart, wie er war, schien er kaum mehr als ein Gespenst oder vielleicht die verlorene Seele dieser alten Stadt zu sein.
Während ich durch die Straßen schlenderte, ließ ich mir die warme Sommerluft um die Nase wehen und dachte an meine Heimat Savannah und wie ich dort über die River Street spaziert war. Nach einer vergnügten Nacht in den örtlichen Bars war ich auf dem Rückweg in den Forsythe Park immer noch lange durch die Parks gestreift, die über die ganze adrette kleine Stadt verstreut waren. Ich hatte dann über das geschäftige Kommen und Gehen der spärlich bekleideten jungen Leute in den vielen Bars, Restaurants und Nachtklubs gelächelt, die mich nicht einmal dann bemerkten, wenn ich gar keinen Schutzzauber benutzte. Ihr Gelächter und ihre Stimmen hatten sich zu einem stürmischen, aufgekratzten Flüstern gesenkt, das mich umschwirrte wie aufgescheuchte Blätter in einem Windstoß und für ein amüsiertes Funkeln in meinen Augen sorgte.
Im Forsythe Park hatte ich immer eine Pause bei dem riesigen, in gelbes Licht getauchten Brunnen eingelegt. Ich hatte mich auf den Rand gesetzt und mit geschlossenen Augen auf das gleichmäßige Rauschen des Verkehrs gelauscht, der mich umtoste. Die Blätter raschelten, und das Louisianamoos wiegte sich im Wind und flüsterte mir alte Geschichten von Liebe, Tod und Einsamkeit zu. Von dort aus konnte ich den Pulsschlag der Menschen in meiner Stadt spüren.
Aber während ich mich jetzt, von getrocknetem Naturi-Blut bedeckt, durch die Straßen von London schleppte, konnte ich weder meine Stadt noch das sanfte Raunen und das Gelächter ihrer Bewohner hören. Zum ersten Mal seit langer Zeit hatte ich Heimweh. Ich vermisste die mit alten Eichen und akkuraten kleinen Parks geschmückten Straßen meiner Heimatstadt. Ich vermisste ihre Brunnen und die Ufer, die der Fluss liebkoste. Ich hätte sie gerne noch ein letztes Mal gesehen, wäre gern noch einmal durch die Altstadt geschlendert, um an Reihen von historischen Wohnhäusern emporzublicken, deren Schönheit aus der Zeit vor dem Bürgerkrieg wiederhergestellt worden war. Ich hätte mich bei einem allerletzten Tanz an den Docks vergnügt, wo die lauten, aggressiven Beats der Musik wummerten und die Luft schwer war vom Geruch nach Schweiß und Blut.
Noch vor wenigen Tagen war ich die unumschränkte Herrscherin in meinem kleinen Reich gewesen – oder, wie es bei uns hieß, die Hüterin meiner Domäne. Dann kam Danaus vorbeigeschneit und brachte meine Welt zum Einsturz. Der Vampirjäger verkündete die Neuigkeit, dass die Naturi drohten, ihre Fesseln abzuschütteln und zum ersten Mal seit Jahrhunderten unsere Welt zu betreten. Obwohl Danaus offensichtlich nicht viel für Nachtwandler übrighatte, begriff er, dass die Naturi noch um einiges schlimmer waren.
Nachdem sie jahrhundertelang die Wächter der Welt gewesen waren, hatten die Naturi am Ende beschlossen, dass der einzige Weg, die Erde wirklich zu beschützen, die Vernichtung der gesamten Menschheit war. Und so herrschte unzählige Jahre lang Krieg, in dem Hunderte von Naturi, Menschen und Nachtwandlern ums Leben kamen. Schlussendlich gelang es uns, die meisten Naturi in einer anderen Welt einzuschließen; von der Erde getrennt, doch ihr auf ewig verbunden. Aber das war nur eine Lösung auf Zeit. Es gab auf beiden Seiten des Siegels Naturi, die darauf hinarbeiteten, den Durchgang zu öffnen, und wir wussten genau, dass es fortwährender Anstrengung bedurfte, sie unter Kontrolle zu halten. Eine Triade der Nachtwandler schützte das Siegel, aber als fünf Jahrhunderte lang alles verdächtig ruhig blieb, vergaßen wir trotz unserer langen Gedächtnisspanne, das Wissen an die Nachkommen weiterzugeben, die wir erschufen.
Das Ergebnis war eine Todesserie, zu der es niemals hätte kommen dürfen. Nachdem ich nächtelang um eine Neubesetzung der Nachtwandler-Triade gekämpft hatte, die das Heer der Naturi unter Verschluss hielt, scheiterte ich nicht nur daran, Thorne zu beschützen, der der Triade hatte beitreten sollen, sondern verlor auch noch meinen heiß geliebten Bodyguard Michael, meinen goldgelockten Schutzengel. Und als hätte ich nicht schon genug Ärger gehabt, fand ich heraus, dass ich es war, die von der Triade als Waffe eingesetzt werden sollte, zu der nun auch noch ein Vampirjäger gehörte.
Seufzend blickte ich auf und bemerkte, dass ich vor dem Savoy stand. Es war an der Zeit, sich wieder der Rettung der Welt zu widmen. Ich war stark in Versuchung, einfach alles zum Teufel gehen zu lassen, aber dabei würde ich auch meine geliebte Stadt verlieren. Und wenn ich sie nicht beschützte, wer dann?
Ich lächelte grimmig, schlüpfte ins Hotel und nahm den Fahrstuhl zu meinem Zimmer, wo Tristan und Danaus geduldig auf mich warteten. Na ja, einer wohl geduldiger als der andere.
Als ich die Tür öffnete, räkelte sich Tristan auf dem Sofa, die Hände hinter dem Kopf verschränkt, die Füße über Kreuz. Seine Wangen waren gerötet, und er verströmte selige Zufriedenheit. Er hatte sich noch einmal gestärkt, nachdem ich ihn verlassen hatte, und war offensichtlich guter Dinge. Dazu trug vermutlich bei, dass er geduscht hatte und das Blut losgeworden war, das ihn vorhin noch bedeckt hatte. Er trug immer noch die blutbefleckten Klamotten, aber ich wusste, dass ihm das nicht das Geringste ausmachte. So ein voller Bauch hatte doch was für sich, da war ein Nachtwandler gleich viel duldsamer und freundlicher. Dass Sadira, unsere herrschsüchtige Schöpferin, bereits in Venedig war, schadete vermutlich auch nicht, immerhin hatte er so eine Zeit lang Ruhe vor ihr.
Der Vampirjäger hingegen stand mit vor der Brust verschränkten Armen am Fenster. Auch er trug immer noch die zerrissene, blutige Kleidung, aber ebenso wie Tristan hatte er sich das Blut von der Haut gespült. Sein schmutziges Haar war aus dem Gesicht gekämmt und gab den Blick auf hohe, stark hervortretende Wangenknochen und leuchtende Augen von tiefstem Himmelblau frei. Kinn und Wangen waren von einem stoppeligen Bartschatten bedeckt, der ihm ein noch düstereres Aussehen als gewöhnlich verlieh. Ich überlegte, dass er es wohl nicht gewohnt war, geduldig auf jemanden zu warten, und schon gar nicht auf eine Nachtwandlerin.
Ich schüttelte bei seinem Anblick den Kopf, durcheilte wortlos die Suite und ging ins Bad. Rasch zog ich meine Sachen aus und drehte das heiße Wasser auf. Ich war kaum unter die Brause getreten, als ich hörte, wie die Badezimmertür geöffnet wurde.
„Wir müssen gehen“, sagte Danaus gereizt.
„So fahr ich nicht los“, rief ich über das Rauschen des strömenden Wassers hinweg. „Fünf Minuten.“
Danaus grunzte und überließ es mir, daraus den Schluss zu ziehen, dass er meine Entscheidung akzeptierte und geduldig im Nebenzimmer warten würde. Der Jäger war ein Rätsel, an dessen Lösung zu arbeiten es mich gewaltig in den Fingern juckte, besonders was die informativen, einsilbigen Antworten anging, mit denen er mich dirigierte. Aber trotz seiner Reizbarkeit und seiner Drohungen gewöhnte ich mich langsam an seine Gesellschaft.
„Warte“, rief ich, als ich hörte, wie er im Gehen den Türknauf drehte. Mit der Linken packte ich den violetten Duschvorhang und zog ihn gerade so weit zurück, dass ich den Kopf hinausstrecken konnte. Ich kniff das eine Auge zusammen, während mir das Wasser übers Gesicht lief. Danaus stand mir halb zugewandt, die Badezimmertür leicht geöffnet, sodass er im Notfall schnell den Rückzug antreten konnte.
„Was weißt du über die Daylight Coalition?“, fragte ich und wischte mir mit der Rechten übers Gesicht, um etwas von dem Wasser aus den Augen zu kriegen.
Danaus ließ den Türknauf los und schloss die Tür mit einem kleinen Schubs. Er verschränkte die Arme vor der breiten Brust und lehnte die Hüfte an das weiße Marmorwaschbecken. „Bloß Menschen, die Vampire jagen. Klingt nach einer guten Sache, finde ich.“ Sein strenges Gesicht blieb regungslos, aber die scharfen Augen richteten sich aufmerksam auf meines.
Ich warf ihm einen letzten finsteren Blick zu, riss den Duschvorhang zurück und trat wieder unter das Wasser. Als ich nach dem Waschlappen griff und mich weiter abschrubben wollte, lachte Danaus. In Wahrheit gab der Jäger keinen Laut von sich, aber ich konnte ihn innerlich lachen hören. Er provozierte mich, weil er mich aus der Reserve locken wollte.
Früher am Abend hatte er meine Hand berührt und seine Kräfte durch mich fließen lassen. Unsere Verbindung war immer noch stark, wenn wir uns in unmittelbarer Nähe zueinander befanden. Wir hatten die Naturi getötet und überlebt, aber an den Nachwirkungen hatten wir immer noch zu knabbern. Ich konnte seine Gedanken nicht deutlich lesen, aber seine Gefühle strömten ungehindert zu mir hinüber. Und ich hatte den Verdacht, dass er meine ebenso leicht empfangen konnte.
„Bastard“, knurrte ich und schrubbte mir den rechten Unterarm. Ich hegte keinerlei Zweifel daran, dass er mich durch das Wasserrauschen hören konnte. Ich wusste nicht, was Danaus war, aber ein Mensch war er ganz sicher nicht. Oder jedenfalls nicht ganz. Er fühlte sich zwar menschlich an, aber sein Gehör schien scharf wie das eines Nachtwandlers zu sein. Er verfügte über die Schnelligkeit und Beweglichkeit eines Lykanthropen, aber nicht über dessen Stärke. Er konnte zwar keine Sprüche wirken wie ein Zauberer, hatte aber eine finstere Gabe, die es ihm erlaubte, das Blut eines Wesens zum Kochen zu bringen. Wenigstens diese Kombination war es, die mich gelehrt hatte, vor ihm auf der Hut zu sein.
„Das sind Fanatiker“, sagte Danaus einen Augenblick später. Seine Stimme klang müde, zu einem tonlosen Murmeln herabgesunken. „Sie haben genauso viele Menschen getötet wie echte Vampire. Warum?“
„Tristan und ich haben heute Nacht drei von ihnen getroffen“, antwortete ich. Ich seifte den Waschlappen erneut ein und fuhr mir damit über den Bauch, wobei ich erleichtert feststellte, dass die scheußliche klaffende Wunde von heute Nacht vollkommen verheilt war. „Oder nein, das stimmt nicht. Wir sind einem Mitglied der Coalition, einem Lykaner und einer Hexe begegnet.“
„Die zusammen unterwegs waren?“
„Ja. Der Mensch war da, um die Hexe und den Lykaner abzuholen.“
„Habt ihr sie getötet?“
„Danaus!“, rief ich und ballte die Faust um den nassen Waschlappen.
„Habt ihr?“
Ich warf den Waschlappen zu Boden, drehte mich um und zog erneut den Duschvorhang zurück, sodass ich ihn ansehen konnte. „Spielt es eine Rolle, dass sie uns zuerst angegriffen haben und es darauf abgesehen hatten, uns umzubringen?“, schimpfte ich.
„Nein.“ Obwohl Gesicht und Stimme bei seiner Antwort ruhig blieben, spürte ich, wie sich in seiner Brust momentlang etwas anderes regte. Ein Aufblitzen von Ärger und Enttäuschung. Vielleicht ein bisschen Angst. Aber er hatte seine Gefühle wieder fest unter Verschluss, bevor ich einen der rasenden Wirbel in seinem Geist klar erkennen konnte.
„Der Mensch ist immer noch am Leben“, sagte ich mit zusammengebissenen Zähnen und riss den Vorhang wieder zurück, sodass die Metallringe, an denen er aufgehängt war, ein leises Quietschen von sich gaben. „Ich habe dem Mann die Hand gebrochen und ihn bewusstlos geschlagen. Die Hexe ist verschwunden, nachdem sie versucht hat, mich und Tristan zu flambieren.“
„Und der Werwolf?“
„Der Lykaner ist tot“, stieß ich hervor. Werwölfe können eine Menge einstecken, aber eine Kugel in den Kopf bei hohem Blutverlust – da kommt keiner wieder zu sich. „Er hat unser Gesetz gebrochen. Wenn ich das nicht getan hätte, hätte er vielleicht dem Bund von uns allen erzählt.“ Ich sprach die Worte aus und glaubte auch an die Logik dahinter, aber erneut zog sich irgendetwas in meiner Magengrube zu einem Knoten zusammen. Es war mein vollkommener Mangel an Gewissensbissen. Die Tatsache, dass ich nicht eine Sekunde gezögert hatte, ihn umzubringen. Knox, mein Assistent in Savannah, hatte mich einmal eine skrupellose Mordmaschine genannt. Und diese Beschreibung war noch freundlich gewesen.
Ich stand unter dem heißen Wasser und versuchte die Erinnerung an diese Begegnung und an Danaus’ Worte von mir abzuwaschen. Es bedeutete ihm gar nichts, dass wir einander gelegentlich aufzogen und miteinander scherzten. Mein Respekt vor seinen Fähigkeiten und seinem Ehrgefühl war wertlos. Letztendlich wollte er einfach nur alle meiner Art tot sehen. Er wollte meinen Tod, weil er in mir nicht mehr als eine Mörderin sah.
„Verdammt, du verstehst nicht, worum es hier geht“, sagte ich ins Wasser hinein.
„Nein, tu ich nicht.“ Die Worte kamen sanfter als zuvor. „Eine Hexe und ein Lykaner waren mit einem Mitglied der Daylight Coalition unterwegs. Ich rufe Ryan an, mal sehen, ob er was weiß. Weißt du, wie die Hexe hieß?“
„Caroline Buckberry“, seufzte ich. „Könnte auch ein Deckname sein, aber ich wette, dass sie hier aus der Gegend stammt. Oder zumindest ihr Lehrmeister.“
„Warum?“
„Ich glaube, dass sie einen Talisman benutzt hat, um zu verschwinden, und der Machtfülle nach zu urteilen, die ich in der Luft gespürt habe, würde ich sagen, dass sie nicht weit gekommen ist. Sie ist eine Novizin.“
„Ich kläre das mal mit Themis. Ryan weiß vielleicht irgendwas.“
„Danke“, flüsterte ich. Es war mir egal, ob er mich bei dem Wasserrauschen hören konnte oder nicht.
„Ich verstehe, warum du das getan hast, Mira“, sagte er. Ich hatte nicht gehört, wie er sich bewegte, aber er klang jetzt näher, so als wäre er genau auf der anderen Seite des Duschvorhangs. „Du hast es getan, um uns alle zu schützen. Das verstehe ich, aber es muss mir nicht gefallen.“
Ich hörte, wie sich die Tür öffnete und wieder schloss, während meine Mundwinkel nach unten sackten. Ich stützte mich mit beiden Händen gegen die Wand vor mir, schloss die Augen und hielt mein Gesicht ins Wasser, von dem ich wünschte, es könnte meine Gedanken einfach ertränken.
Aber das funktionierte nicht. Dieses „Wir“ hatte mich stutzig gemacht. Zum ersten Mal war ich Zeuge gewesen, wie Danaus sich selbst zu den anderen Rassen zählte und so für einen kurzen Augenblick zugab, dass wir einander auf irgendeine seltsame Weise verbunden waren. Der Knoten in meiner Magengrube löste sich.
Mit einem Stoßseufzer widmete ich mich wieder der Aufgabe, die Schicht aus getrocknetem Blut aus dem früheren Kampf bei Themis und in Stonehenge abzuwaschen.
Im Großen und Ganzen war die Daylight Coalition nur ein kleines Ärgernis. Für den Moment würde ich es Ryan und seinen Leuten bei Themis überlassen, das zu untersuchen – dafür waren sie schließlich da. Themis bestand aus einem Haufen ergrauter Bibliothekare, die alle nicht menschlichen Rassen erforschten und ihre Erkenntnisse in dicken Lederschwarten festhielten.
Natürlich hatte auch Themis eine Jagdabteilung; gut ausgebildete Meuchelmörder, die einzig und allein zu dem Zweck ausgesandt wurden, Leute wie mich und alle anderen zu töten, die aus der Reihe tanzten. Ryan hatte mir mit einem Lächeln gesagt, all das diene nur dem Zweck, das Geheimnis zu bewahren und die Menschheit vor dem Wissen zu schützen, dass es Vampire und Werwölfe wirklich gab. Aber ich traute dem Zauberer genauso weit, wie ich ihn werfen konnte. Genau genommen nicht mal so weit.
Mit einem frustrierten Stöhnen drehte ich den Wasserhahn zu und trocknete mich rasch ab. Während ich mir durch das Haar rubbelte, um so viel Wasser wie möglich abzuschütteln, trat ich aus dem Badezimmer hinaus in das große Schlafzimmer, wo ich meine Tasche öffnete. Saubere Klamotten. Manchmal sind es doch die kleinen Dinge im Leben, die die Stimmung aufhellen. Was ich zuletzt angehabt hatte, hatte mich durch das Treffen mit James Parker in der Themis-Zentrale, Thornes Tod, meinen Kampf mit Jabari, den mit den Naturi und den Zusammenstoß mit ihnen in Stonehenge begleitet. Ich widerstand der Versuchung, alles anzuzünden, und warf die Hose und das Hemd stattdessen in den Mülleimer. Die Klamotten zu verbrennen würde die Erinnerung an die letzten beiden Nächte auch nicht auslöschen. Rasch schlüpfte ich in halbwegs saubere Kleidung und warf mir die Tasche über die Schulter. Die Dämmerung war nur noch ein paar Stunden entfernt, und wir mussten vor Sonnenaufgang in Venedig sein. Der Konvent verlangte unser Erscheinen. Und die Herrscher der Nachtwandler akzeptierten kein Nein als Antwort auf ihre Wünsche.
3
Am Fuß der Flugzeugtreppe, die zu meinem kleinen Jet führte, hielt ich kurz inne. Anstatt mich über den Ozean in Richtung Heimat zu fliegen, trug er mich nun in das finstere Herz des Nachtwandlerreichs, zum Konvent. Jabari würde behaupten, es sei zu meinem eigenen Schutz; ich hatte allerdings keinerlei Zweifel daran, dass die Ältesten noch irgendetwas anderes im Schilde führten. Aber natürlich hatte ich in dieser Angelegenheit keine Wahl. Weglaufen würde alles nur schlimmer machen. Und ich musste noch immer einen Weg finden, wie ich Danaus und Tristan beschützen konnte.
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