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Das Leben läuft, wohin es will Irgendwie hatte Nell sich das anders vorgestellt mit dem Leben. Anfang 40 klang nach liebevollem Ehemann, wunderbaren Kindern und einem fantastischen Zuhause. Stattdessen ist der Verlobte weg, das Geschäft ist pleite und die Ersparnisse sind dahin, während all ihre Freunde die perfekte Hochglanzexistenz führen. Als ein alter Arbeitskollege ihr einen Job als Nachrufschreiberin verschafft, lernt sie die unkonventionelle und lebenslustige Witwe Cricket kennen. Die ungleichen Freundinnen helfen sich gegenseitig, mit dem Abschied von ihrem alten Leben fertig zu werden. Begleitet von Artus, einem riesigen Fellknäuel von Hund, geht Nell endlich ganz eigene Wege. Und trifft unterwegs einen Mann zum Verlieben, wo sie ihn nie vermutet hätte …
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Übersetzt aus dem Englischen von Dr. Karolin Viseneber
© Alexandra Potter 2020Titel der englischen Originalausgabe:»Confessions of a Forty-Something F**k Up«, Macmillan, ein Imprint von Pan Macmillan, Macmillan Publishers International Limited, London 2020© der deutschsprachigen Ausgabe:Piper Verlag GmbH, München 2020Redaktion: Susann HarringCovergestaltung: FAVORITBUERO, MünchenCovermotiv: Bilder unter Lizenzierung von Shutterstock.com genutzt
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Cover & Impressum
Prolog
Januar
Neujahr
Der Freitag darauf
Der Tag danach
Sonntagsessen
Der Kampf ums Thermostat
Scheiß auf den Sonntag
Leben und Tod
Februar
Tod durch Blauschimmer
Ein unerwarteter Gast
Der Kampf um die Spülmaschine
Ein Nachruf
Unbewusst entpaart
Tod durch Pfannkuchen
Valentinstag
Der Tag danach
Der Moment der Wahrheit
Begleitung
Kontakt löschen
März
Frage und Antwort
Die Überraschung
WhatsApp-Chat mit Fiona
Die Angst
Großer kleiner Bruder
Muttertag
Die nackte Wahrheit
Es werde Licht
Inspiriert werden
Karfreitag
April
1. April
Ostermontag
Mein erstes Bekenntnis
Lass es schneien
Zum Ersten … zum Zweiten …
WhatsApp-Gruppe: Michelles Babyparty
Die Babyparty
Den Finger auf dem Abzug
Freitag, der Dreizehnte
Der Trauerbunker
Die Rutschpartie
Mai
Der erste Mai
Scheitern
Der Regenmantel
Es ist kompliziert
Facebook ist nicht mein Freund
Ein verzweifelter Versuch
Das Foto
Spiegel, Blinker, Schulterblick
Es liegt nicht an dir, sondern an mir
Der letzte (Plastik-)Strohhalm
Kein Spam!
Juni
Niemals zu spät
WhatsApp-Chat mit Fiona
Das erste Date
Sportfest
Was würde Frida tun?
Das zweite Date
BEGLEITUNG
Nackt über vierzig
Das dritte Date
Der Morgen nach der Nacht davor
Gruppen-WhatsApp-Nachricht von Max
Juli
Sommerferien
Zwei blaue Häkchen
Ghosting
Schuldig im Sinne der Anklage
Man hat nicht nur Pferde kotzen sehen
Geheimnisse und Lügen
Sei glücklich!
Der Arztbesuch
Panik und Potenzial
Le mieux est l’ennemi du bien
Nachrichtenaustausch mit Max
August
Die unsichtbare Frau
Was ist Ihre Superkraft?
Die Schrecken der Deckenbeleuchtung
Ein Anruf von der Polizei
Viva España
Barcelona
Bikinis und Babys
Loslassen
Eine Liebe
Notting Hill Carnival
September
Das Dilemma
Doppelbuchung
Fridas Freitag
Kalte Füße
Bewusstseinsstrom
Die Hochzeit meines Bruders
Eine Trennung
Das Paket
Eine Entwicklung
Am nächsten Tag
Oktober
Eine Woche später
Eine wirklich seltsame Sache
Nur die Liebe zählt
Unabhängigkeitstag
Das Leben geht weiter
Ein Haarschnitt
Halloween
November
Meine Bekenntnisse
Bonfire Night
Der Anruf
Keine Garantie
Evie Rose
Die dunkle Nacht der Seele
Der nächste Morgen
Tee und Kekse
Das Wochenende
Tante Nell
Verschnaufpause
Dezember
Ein Weihnachtsdrink
Viral gehen
Neuanfänge
Was ich alles von Cricket gelernt habe
Weihnachtskarten
Weinrausch und Myrrhe
Ein Albtraum vor Weihnachten
Heiligabend
Der erste Weihnachtstag
Der zweite Weihnachtstag
Die Tage zwischen den Jahren
Silvester
Neujahrstag
Dankbarkeitsliste für dieses Jahr (überarbeitet)
Nachruf auf eine Versagerin auf der falschen Seite der vierzig
Hallo und herzlich willkommen zu:
Auf der falschen Seite der 40 – Bekenntnisse einer Versagerin, dem Podcast für jede Frau, die sich fragt, wie zum Teufel sie eigentlich hier gelandet ist und warum das Leben überhaupt nicht so läuft, wie sie es sich immer ausgemalt hatte.
Mein Podcast richtet sich an alle, die beim Blick auf ihr Leben denken: Irgendwie hatte ich mir das anders vorgestellt. An alle, die sich schon den einen oder anderen Fehltritt erlaubt oder irgendwie den Anschluss verpasst haben und immer noch verzweifelt ihr Leben analysieren, während um sie herum alle fleißig glutenfreie Brownies backen.
Aber eins möchte ich vorab klarstellen: Ich bin absolut keine Expertin. Ich bin weder Lifestyle-Guru noch Influencerin (was auch immer das ist), und ich will auch nichts verkaufen oder für irgendwelche Produkte werben. Ich will ganz sicher niemandem sagen, was er oder sie zu tun oder zu lassen hat – ich habe schließlich selbst keine Ahnung! Ich bin auch nur jemand, der Probleme hat, sein eigenes chaotisches Leben in einer Flut aus perfekten Instagram-Welten wiederzufinden, und fühle mich dabei manchmal wie eine echte Versagerin. Es kommt noch schlimmer: wie eine Versagerin über vierzig. Jemand, den Lebensweisheiten eher erschöpfen als inspirieren. Jemand, der sich nicht ständig neue Ziele setzt oder sich immer weitere Herausforderungen sucht, schließlich ist das Leben selbst schon herausfordernd genug. Jemand, der sich nicht #gesegnet und #erfolgreichimleben fühlt, sondern meist eher fragt: #wastueichdagerade oder #kannmandasgoogeln?
Genau deshalb habe ich mit diesem Podcast angefangen: Ich möchte erzählen, wie es wirklich ist – zumindest für mich. Es geht darin um die täglichen Irrungen und Wirrungen, darum, wie es sich anfühlt, auf der falschen Seite der vierzig angekommen zu sein und feststellen zu müssen, dass das Leben nicht gerade wie geplant verläuft. Und darum, auch in den schlechtesten Momenten nicht aufzugeben und trotz allem den Humor nicht zu verlieren. Darum, ehrlich und aufrichtig zu sein. Es geht um Freundschaften, Liebe und auch um Enttäuschungen. Um die großen Fragen und die fehlenden Antworten. Darum, neu anzufangen, wenn man doch eigentlich glaubte, schon angekommen zu sein.
In meinen Podcastfolgen möchte ich lustige und auch traurige Momente mit euch teilen. Ich möchte davon erzählen, wie es ist, sich unzulänglich, verwirrt, einsam und verängstigt zu fühlen, davon, Hoffnung und Freude an unerwarteten Orten zu entdecken, und davon, dass auch Promi-Kochbücher und zerdrückte Avocados nicht die Rettung sind.
Wenn man sich wie eine Versagerin fühlt, heißt das nämlich nicht, dass man wirklich unfähig ist, sondern nur, dass man das Gefühl vermittelt bekommt, es zu sein. Es geht um den Druck und die Angst, alle Anforderungen erfüllen und alle Ziele erreichen zu müssen … und darum, was passiert, wenn das nicht klappt. Wenn man glaubt, nicht dazuzugehören. Es passiert ganz schnell, dass man sich in manchen Bereichen des Lebens wie ein Verlierer vorkommt, besonders, wenn alle um einen herum scheinbar auf der Gewinnerseite stehen.
Also, wenn das irgendjemandem dort draußen auch nur ein bisschen bekannt vorkommt, dann hilft dieser Podcast hoffentlich dabei, sich weniger einsam zu fühlen.
Denn jetzt sind wir immerhin schon zu zweit. Und zusammen ist man weniger allein.
Was mache ich bloß hier?
Damit meine ich nicht hier im britischen Januar, diesem niemals enden wollenden grauen und dunklen Monat, der sich zieht wie Kaugummi. Diese Aneinanderreihung der deprimierendsten Tage des Jahres, die aus bereits aufgegebenen Neujahrsvorsätzen und einem Instagram-Feed bestehen, der vor frohen »Neues Jahr! Tolle neue Projekte!«-Botschaften irgendwelcher Berühmtheiten geradezu überquillt. Dadurch werde ich ganz sicher nicht #inspiriert, und sie animieren mich auch nicht dazu, mir die angepriesenen Fitnessvideos oder Angeberbücher (Entschuldigung, ich meine natürlich gesegneten Bücher) zu kaufen, ganz im Gegenteil, sie bewirken nur, dass ich mich #ueberfordert mit einer Familienpackung Käseflips aufs Sofa fallen lasse.
Nein, ich meine hier im Sinne von im Hier und Jetzt, kurz vor meinem Geburtstag, an dem ich älter als vierzig werde und alles ganz anders ist, als ich es mir vorgestellt hatte. Jetzt mal ehrlich, wie kann das sein? Als hätte ich eine Ausfahrt verpasst. Als gäbe es irgendwo ein über vierzig-Ziel, auf das meine Freunde und ich zusteuerten, die Jugend in der einen Hand, die Träume in der anderen, voller Erwartungen und Möglichkeiten. Ein bisschen, wie wenn man im Urlaub aus dem Flugzeug steigt und gemeinsam mit allen anderen über die Rollbänder rauscht, wusch, den Gepäckausgabeschildern folgend, gespannt darauf, was einen hinter der automatischen Tür erwartet.
Aber es sind eben nicht die Bahamas mit ihren tropischen Palmen, das Ziel heißt über vierzig, und dazu gehören ein liebevoller Ehemann, wunderbare Kinder und ein fantastisches Zuhause. Wusch. Eine erfolgreiche Karriere, gläserne Schiebetüren und Kleidung von Net-a-Porter. Wusch. Glück und Zufriedenheit mit einem erfolgreichen Leben, in dem alles seine Ordnung hat und genauso ist, wie man es sich immer ausgemalt hatte, inklusive eines Instagram-Accounts, in dem es vor #ichbinsofroh- und #ichliebemeinleben-Botschaften nur so wimmelt.
Das Ziel ist nicht – ich wiederhole: nicht – #woistesfalschgelaufen und #waszumteufelistmitmeinemlebenlos?
Ich sitze im Schneidersitz auf meinem Bett und sehe mich im Zimmer um, mein Blick bleibt an den Umzugskartons in der Ecke und den beiden großen, noch ungeöffneten Koffern hängen. Ich habe immer noch nicht alles ausgepackt. Ich starre sie an, versuche mich aufzuraffen und sinke dann zurück in die Kissen. Das kann warten.
Stattdessen fällt mein Blick auf das neue Notizbuch auf meinem Nachttisch. Gerade erst gekauft. Dem Artikel zufolge, den ich gelesen habe, liegt der Schlüssel zum Glück im Verfassen einer täglichen Dankbarkeitsliste.
Wenn Sie alles aufschreiben, wofür Sie dankbar sind, werden Sie sich insgesamt besser fühlen, negative Denkmuster durchbrechen und Ihr Leben verändern.
Ich nehme das Notizbuch und einen Stift in die Hand und schlage die erste Seite auf. Meine Augen starren auf das weiße Blatt, mein Kopf ist leer.
Wenn Sie ein wenig Inspiration benötigen, hier ein paar Tipps für den Anfang:
Ich atme.
Das kann ja wohl nicht ernst gemeint sein, oder? Atmen? Dankbarkeit schön und gut, aber ohne zu atmen, wäre ich schlicht und einfach tot.
Das inspiriert mich wirklich überhaupt nicht.
Machen Sie sich keine Sorgen, wenn Sie nicht gleich wissen, was Sie aufschreiben sollen. Beginnen Sie einfach mit einer Sache, und arbeiten Sie sich langsam zu den fünf Punkten pro Tag vor.
In Ordnung. Ich schreibe einfach das Erstbeste auf, was mir einfällt.
1. Meine Flugmeilen
Okay, das gehört vielleicht nicht ganz zu den gesegneten und spirituellen Dingen, die der Verfasser des Artikels im Sinn hatte, aber Sie wissen ja nicht, wie glücklich ich über die gesammelten Meilen war, als ich letzte Woche zurück nach London geflogen bin.
Zehn Jahre lang habe ich in Amerika gelebt, fünf davon mit meinem Verlobten in Kalifornien. Kalifornien ist einfach großartig. Sonne, so viel das Herz begehrt. Flipflops im Januar. Unser kleines Café mit Buchladen, in das wir unsere gesamten Ersparnisse investiert hatten, mit köstlichem Frühstück und Wänden voller Bücher. Ich war glücklich, verliebt und freute mich auf die Hochzeit. Die Zukunft streckte sich vor uns aus wie eine bonbonfarbene Wimpelkette. Alles würde so werden, wie ich es mir immer erhofft hatte.
Aber dann scheiterte krachend unser Unternehmen und mit ihm auch unsere Beziehung: alles zurück auf null. Aus der Traum, meinen Prinzen zu heiraten und mit ihm den Rest meines Lebens zu verbringen, zusammen mit unseren süßen Kindern und einem Hund aus dem Tierheim – und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute. Stattdessen musste ich das, was von meinem Leben noch übrig war, zusammenkratzen, meine Flugmeilen gegen ein Upgrade eintauschen und tränenüberströmt den Atlantik überqueren. Wenn ich schon pleite und mit gebrochenem Herzen zurückfliegen musste, dann doch zumindest mit Schlafkomfort, Käseplatte und kostenlosen Getränken, vielen Dank!
Mein vom Gin berauschtes und mit Käse und Kräckern vollgestopftes Ich plante, nach London zurückzukehren, eine Wohnung zu mieten, diese mit Duftkerzen auszustatten und mein Leben wieder in den Griff zu bekommen. Mein Einwanderungsvisum lief eh bald ab, die Zeit war reif für einen Neuanfang, einen, der mich nicht ständig daran erinnerte, was ich verloren hatte. Außerdem hatte Dad mir großzügigerweise ein Darlehen angeboten, damit ich schnell wieder auf eigenen Füßen stehen konnte. Mein American Dream hatte sich ausgeträumt: Es war Zeit, nach Hause zu fahren.
Aber es hatte sich viel verändert, seit ich das Land verlassen hatte, und ich stellte schnell fest, dass die Mieten sich verdoppelt, nein, vervierfacht hatten. Auch die Single-Freundinnen mit ihren Gästezimmern und billigen Weinflaschen gab es nicht mehr – wie oft hatten wir früher zusammen getrunken und uns gegenseitig lautstark darin bestärkt, dass X doch eh ein Vollidiot sei, ohne den man viel besser dran wäre, also keine Panik! Wir hatten alle Zeit der Welt! Dabei spulten wir immer wieder dieselbe Liste an Berühmtheiten ab, die viel älter waren als wir und es dennoch geschafft hatten, den Mann ihrer Träume zu ergattern, ein Kind zu gebären und im ok!-Magazin mit einer Geschichte über das Wunder der Geburt abgedruckt zu werden, bevor es zu spät ist.[1]
Mittlerweile sind alle meine Freundinnen verheiratet, und in die Gästezimmer sind Babys, Etagenbetten und Sticker mit Kinderliedern eingezogen, statt Wein trinken sie Kräutertee, und um 21:30 Uhr geht es ins Bett. Ich hatte also die Wahl: Couchsurfing mit einer Tasse Kamillentee oder … zurück zu meinen Eltern.
Bitte nicht falsch verstehen, ich liebe meine Eltern. Aber das alles war sicher nicht Teil des PLANS. Während der letzten zwei Jahrzehnte kam es zu keinem Zeitpunkt in meinen Zukunftsplänen vor, als Single über vierzig in mein altes Kinderzimmer zurückzuziehen – auch wenn meine Mutter mein Einzelbett gegen ein Doppelbett eingetauscht und sogar mit zueinander passenden Laura-Ashley-Lampen dekoriert hatte.
Mein altes Kinderzimmer war für Heimatbesuche mit dem amerikanischen VerlObten gedacht, der eigentlich in Kürze zum gut aussehenden Ehemann befördert werden sollte; für nostalgiegeprägte Weihnachtsfeste auf dem Land mit unserer wachsenden Schar an rotwangigen Sprösslingen. Für Wochenenden, an denen die Eltern auf ihre geliebten Enkel aufpassen, während wir uns in eins dieser angesagten, überteuerten Boutique-Hotels verabschieden, mit altmodischen Glühbirnen über der Bar, einem Bio-Menü mit irgendwelchem Fleisch aus Weidehaltung und Massagen, die ruhig etwas kräftiger sein dürfen.
2. Zimmergesucht.com
Davon erzählte mir meine beste Freundin Fiona, die wiederum durch ihre Nanny davon erfahren hatte. »Das solltest du wirklich machen, Nell! Das klingt doch wirklich nach jeder Menge Spaß!«, rief sie mir fröhlich von der anderen Seite ihrer Arbeitsplatte aus Carrara-Marmor zu, die ihre frisch renovierte offene Küche krönte. Hier saß ich also zusammengesunken, deprimiert und vom Jetlag gebeutelt und nippte an einem dünnen, fürchterlich schmeckenden Kräutertee, da Fiona mir netterweise angeboten hatte, die ersten Tage nach meiner Ankunft in London bei ihr unterzukommen.
Fiona findet immer, dass mein Leben sich nach jeder Menge Spaß anhört. Vielleicht kommt es einem wirklich so vor, wenn man es mit der Sicherheit einer glücklichen Familie im Rücken betrachtet. So wie auch Bungee-Jumping, das Leben in einem sechzig Quadratmeter kleinen Tiny House oder die Haare lila färben lustig klingt, wenn man es nicht selbst machen muss.
Also, jetzt bitte nicht falsch verstehen. In manchen Phasen meines Lebens hatte ich tatsächlich Riesenspaß. Nur eben nicht in der aktuellen.
»So kann man es auch sehen«, erwiderte ich spöttisch und warf Izzy, meinem fünfjährigen Patenkind, das sich gerade über sein Porridge hermachte, ein Lächeln zu. Mir kamen da ganz andere Wörter als Spaß in den Sinn, aber Tante Nell sollte wohl besser nicht das böse S-Wort sagen.
»Dein Patenkind findet auch, dass es sich nach Spaß anhört, nicht wahr, mein Schatz?«, rief Fiona aufgeregt, griff nach einer Schüssel und gab ein paar frische Blaubeeren, Chia-Samen und einen Klecks Manuka-Honig hinein.
Ich mag Fiona sehr – wir sind seit dem Studium miteinander befreundet –, aber sie lebt in einem vollkommen anderen Universum als ich. Glücklich verheiratet mit David, einem erfolgreichen Rechtsanwalt, hat sie sich mittlerweile in einem komfortablen Mittelschichtleben in Südwestlondon eingerichtet. Dazu gehören neben zwei wohlerzogenen Kindern, die auf eine Privatschule gehen, auch ein geschmackvoll eingerichtetes Haus und diese perfekt geschwungene, blonde Haarpracht, die nur durch das professionelle Föhnen und die Farbe eines guten Haarstylisten erreicht werden kann.
Bevor sie Kinder hatte, reiste sie als Museumskuratorin um die ganze Welt, das hat sie jedoch alles bei der Geburt ihres Ältesten, Lucas, aufgegeben. Mittlerweile verbringt sie ihre Tage mit unzähligen Schulveranstaltungen, dem ständigen Neugestalten des Hauses, Urlaubsplanungen für die ganze Familie in hübschen Fünfsternehotels und Pilates.
Währenddessen zurück auf Planet was zum Teufel ist mit meinem Leben los:
»Du triffst dabei bestimmt total spannende Leute.«
Fiona meinte es wirklich nett und wollte mich vermutlich einfach nur bestärken, sodass ich es nicht übers Herz brachte, ihr zu offenbaren, dass ich schon bei dem Gedanken daran, im Schlafanzug spannende Leute zu treffen, Ausschlag bekam. Ich wollte mir keinen Kühlschrank mit irgendwelchen Fremden teilen. Geschweige denn ein Badezimmer. Das war vielleicht in unserer Jugend noch lustig gewesen, jetzt aber ganz sicher nicht mehr. Jetzt war es deprimierend, zermürbend und geradezu beängstigend. Ich könnte schließlich von irgendeinem seltsamen Mitbewohner im Schlaf ermordet, dann in Stücke gehackt und auf die Geranien gekippt werden.
zerstückelt in der Horror-WG: das grausame Ende einer Frau über vierzig.
Sie hatte noch so viel vor im Leben, erklären die schockierten Eltern, die sich zumindest ein Enkelkind erhofft hatten.
Ich versuchte meine Befürchtungen in Worte zu fassen, aber Fiona unterbrach mich unwirsch. Ihrer Nanny hätte es schließlich sehr gut gefallen, und sie habe dabei auch eine ganze Menge neuer Freunde kennengelernt. Dass ihre Nanny um die zwanzig und aus Brasilien war, erwähnte ich nicht, natürlich war es für sie toll. In diesem Alter war einfach alles toll. Besonders, wenn man so aussah wie Fionas Nanny.
»Jetzt komm schon, ich helfe dir beim Suchen«, verkündete Fiona, zog ihr iPad hervor und schloss die Angebotsseite der Warenhauskette John Lewis. Wenige Sekunden später klickte sie sich bereits begeistert durch die verschiedenen Fotos wie beim Online-Shoppen. Was es ja irgendwie auch war. Nur dass es nicht um eine hübsche Nachttischlampe oder einen Kaschmirschal ging, sondern um ein Zuhause für ihre arme, nutzlose Freundin.
»Oh, schau mal! Ich habe hier was! Das sieht doch perfekt aus!«
3. Artus
Das Zimmer lag in einer Maisonette aus der Zeit Edwards des VII. in Richmond, einem grünen Stadtteil Londons, der für sein beschauliches Leben und seine Familienfreundlichkeit bekannt ist. Ich hatte mir, ehrlich gesagt, ein etwas zentraleres und weniger nach »verheiratet mit Kindern« aussehendes Ambiente erhofft, aber dieses Zimmer war frei, und ich konnte es mir leisten. Hinzu kam, dass es bei der Besichtigung noch größer wirkte als auf den Fotos und sogar einen kleinen Balkon hatte. Es gab allerdings einen Haken.
»Und hier ist das gemeinsame Badezimmer.«
Nachdem mir Edward, der Wohnungsbesitzer und mein potenzieller Vermieter, das Zimmer gezeigt hatte, blieb er vor der Badezimmertür stehen.
»Gemeinsames?«
»Keine Sorge, ich klappe die Klobrille runter – das ist eine der Hausregeln«, witzelte er, öffnete die Tür und schaltete das Licht ein.
Zuerst dachte ich, das sei nur ein Spaß. Dann aber entdeckte ich seine Zahnbürste in einem Glas am Waschbecken, und mir wurde schwer ums Herz.
»Okay, gut.« Ich versuchte, nicht an mein eigenes Bad in Kalifornien zu denken. Das hier sollte ja schließlich jede Menge Spaß bringen. Fast so wie in Friends, nur dass wir die vierzig schon überschritten hatten und ich kein bisschen wie Jennifer Aniston aussah. Ich zwang mich zu einem breiten Grinsen. Das würde ich schon hinbekommen.
»Und? Hast du noch irgendwelche Fragen?«
Edward wirkte älter als ich, er hatte dunkle, gewellte Haare, die an den Schläfen bereits grau wurden, und trug eine eckige Brille, aber ich hatte den leisen Verdacht, dass er ungefähr in meinem Alter sein musste. Das passiert mir in letzter Zeit häufiger. Wirklich total abgefahren. Ich lese einen Artikel über Menschen mittleren Alters, als ginge es da um meine Eltern oder so, dann stelle ich plötzlich fest – oje, die sind ja genauso alt wie ich! Wie kann das sein? So sehe ich doch wohl wirklich nicht aus. Zumindest glaube ich das.
Oder vielleicht doch?
»Äh … gibt es sonst noch irgendwelche Regeln?« Ich bemühte mich, lustig zu klingen, und folgte ihm zurück in die Küche.
»Ja, ich habe sie dir ausgedruckt, damit du einen Blick darauf werfen kannst …« Er griff in eine Schublade, zog einen Ordner hervor und überreichte ihn mir.
»Oh.« Darin waren ungefähr zwanzig Seiten in Plastikhüllen. »Wow, das sind aber eine Menge Regeln.«
»Ich finde es sinnvoll, alle Erwartungen klar zu formulieren. So entstehen nicht so leicht Missverständnisse.«
Ich ließ meinen Blick über die Seiten schweifen. Es war das Übliche zu lauter Musik, Ordnung, Respekt und abgeschlossenen Türen.
»Es gibt auch einen Teil zum Thema Umweltbewusstsein und Energiesparen.«
»Ja, klar, selbstverständlich.« Da waren wir sicher auf einer Linie. Ich hatte die letzten fünf Jahre in Kalifornien gelebt, einen Toyota Prius gefahren, Bio-Lebensmittel gekauft (wenn ich sie mir leisten konnte) und besaß eine nicht zu verachtende Kollektion an wiederverwendbaren Einkaufstaschen aus Bambus. »Umweltschutz ist mir sehr wichtig«, versicherte ich ihm.
»Dann mach doch bitte das Licht aus, wenn du ein Zimmer verlässt, nimm eine Dusche, anstatt zu baden …«
»Kein Baden mehr?« Meine Brust zog sich zusammen.
»Eine Fünf-Minuten-Dusche benötigt nur ein Drittel des Wassers von einem Vollbad, es ist also deutlich umweltverträglicher.«
»Ja, natürlich.« Ich nickte, er hatte ja recht, aber wir lebten schließlich nicht in Kalifornien, wo Dürre herrschte, sondern in England, wo es immerzu regnete. Letztes Jahr stand das Haus meiner Eltern sogar zweimal unter Wasser.
»Ich wäre dir auch dankbar, wenn du das Thermostat für die Zentralheizung nicht verstellen würdest.«
Automatisch zog ich meinen Mantel ein wenig enger um mich. Ich fröstelte, sogar hier drinnen. Ich berührte einen Heizkörper, er war eiskalt.
»Noch nicht einmal im Januar?«
Jetzt reichte es aber, wer, bitte schön, heizt denn nicht im Januar?
»Es steht auf 12,5 Grad, das ist die effizienteste Einstellung.«
Ich war an dem Punkt, dass ich nur noch Scheiß drauf dachte. Scheiß drauf war seit der Sache mit dem amerikanischen Verlobten zu meinem Lebensmotto geworden. Das kostet nämlich noch weniger Kraft, als zu fluchen.
»Ja, also dann vielen Dank. Ich werde mir noch ein paar andere Zimmer ansehen …«
Genug ist genug. Okay, mein Leben war ein einziges Durcheinander. Nichts lief wie geplant. Die Zeit wurde knapp, und es sollte für mich eben nicht sein. Ich befand mich immer noch außen vor, wartete noch auf irgendetwas wie »sie lebte glücklich und zufrieden bis ans Ende ihrer Tage«, wenn es das denn überhaupt gibt. Ich war weder Ehefrau noch Mutter. Jedoch auch keine erfolgreiche Karrierefrau, was, wenn man einer Zeitung Glauben schenken darf, deren Namen ich mich weigere zu nennen, der Grund für alle Frauen ab einem gewissen Alter ist, in dieser Position zu sein. Ich war eine arbeitslose Verlagslektorin, die ihre gesamten Ersparnisse in ein Unternehmen gesteckt hatte, das genauso gescheitert war wie ihre Beziehung. (Wo wir gerade dabei sind, weiß eigentlich irgendwer, warum wir nie von Karrieremännern sprechen?)
Ich entsaftete nicht, backte oder kochte auch keine gesunden Mahlzeiten in meiner wundervollen Küche, vermutlich weil ich gerade überhaupt keine Küche, geschweige denn ein eigenes Zuhause hatte und wohl auch nicht so der Typ dafür bin. Ich hatte keine Ahnung, was der Brexit überhaupt bedeutete, und, ehrlich gesagt, war es mir auch ziemlich egal. Achtsamkeit war nicht gerade meine Sache. Und auch Yoga nicht. Verdammt, ich kam ja nicht einmal bis zu meinen Zehen hinunter. Und ich war auch nicht auf Social Media aktiv und hatte Tausende Fotos von meinem perfekten Leben zu bieten, die von allen gelikt wurden.
»Es hat mich gefreut, dich kennenzulernen.« Ich machte einen Schritt in Richtung Tür.
»Da wäre noch eine Sache …«
Ich wartete gespannt.
»An den Wochenenden bin ich nicht hier.«
Stille. »Wie bitte?«
Das war der Augenblick, in dem Edward mir von seiner Ehefrau und den Zwillingen erzählte. Verheiratet? Er musste bemerkt haben, wie mein Blick zu seinem nackten Ringfinger wanderte, da er irgendetwas davon murmelte, er habe ihn neben dem Spülbecken zu Hause liegen lassen. »Zu Hause« hieß auf dem Land, dort waren sie »wegen der Schule« hingezogen, aber unter der Woche blieb er in London, um Pendelkosten zu sparen. »Ich fahre immer freitagmorgens und komme nicht vor Montagabend zurück, in der Zeit hast du die Wohnung für dich.«
Moment, schnell rechnete ich nach. Hieß das etwa, dass ich nur an drei Tagen pro Woche die Wohnung mit ihm teilen musste? Und sie vier Tage lang ganz für mich allein hätte?
»Bis auf Artus.«
»Artus?«
Als es seinen Namen hörte, kam ein beeindruckendes, haariges Etwas in die Küche geschossen und stieß mich mit seinem riesigen, wedelnden Schwanz fast um.
»Artus, sitz. Sitz!«
Artus dachte jedoch überhaupt nicht daran und sprang weiterhin glücklich sabbernd an mir hoch, während sein Herrchen versuchte, ihn irgendwie in eine sitzende Position niederzuringen.
»Meine Frau Sophie ist Allergikerin, deshalb bleibt er bei mir«, keuchte Edward. »An den Wochenenden würde ich ihn dann bei dir lassen … deshalb habe ich auch die Miete dementsprechend angepasst.«
Ich sah Edward an. Seine Brille saß schief, und sein Pullover war mit einer feinen Schicht weißer Haare bedeckt, die sich auch im gesamten Raum verteilten und die Küche in eine Art riesige Schneekugel aus Hundehaaren verwandelten, während sein Ärmel in Artus’ Maul verschwand.
»Okay, gut. Wann kann ich einziehen?«
4. Ich bin nicht an Unterkühlung gestorben
Sich mit den kleinen Dingen zufriedengeben, heißt es, aber mein Vermieter machte Skiurlaub. Am Wochenende kam er aus Kent, um mir die Schlüssel und Artus zu übergeben, dann musste er schleunigst zum Flughafen nach Heathrow, um mit seiner Familie Silvester in Verbier zu feiern. Sobald er weg war, stellte ich das Thermostat auf vierundzwanzig Grad hoch. Jetzt ist es kuschelig warm, und ich liege nur in Unterwäsche auf meinem Bett. So kann ich mir einbilden, ich wäre wieder in Kalifornien.
Bei dem Stichwort bekomme ich feuchte Augen. Nein, ich möchte nicht daran denken. Ich habe schon ein paar Tage nicht mehr geweint, und dabei soll es auch bleiben.
Ich schniefe und sehe Artus an, der auf dem Teppich am Fenster schläft, dann wende ich mich wieder meinem Notizbuch zu. Es fehlt noch ein Eintrag auf meiner Dankbarkeitsliste, um meine fünf des Tages vollzubekommen, aber ich bin zu müde. Der Jetlag steckt mir immer noch in den Knochen. Mir will einfach nichts einfallen. Ich lege das Notizbuch zurück auf den Nachttisch. Es heißt schließlich nicht umsonst tägliche Übung. Morgen bin ich sicher viel besser drauf und fühle mich inspirierter.
Ja, dieses Jahr werde ich mein Leben vollkommen neu erfinden. Neues Jahr, neues Glück und so. Und dann sieht meine Dankbarkeitsliste nächstes Jahr ungefähr so aus:
Wofür ich dankbar bin:
Meinen liebevollen Ehemann, der mir jeden Tag mit frischen Blumen und fantastischem Sex zeigt, wie sehr er mich liebt.Die Kuscheleinheiten mit meinem eigenen kleinen Wunder, das seinen stolzen Großeltern gezeigt hat, dass Mummy doch keine Versagerin über vierzig ist, der die Zeit davongelaufen ist.Eine erfolgreiche und gelungene Karriere, die sowohl Zufriedenheit als auch ein sechsstelliges Gehalt mit sich bringt, das ich für hübsche Kleidung aus den Modezeitschriften ausgeben werde, anstatt stundenlang nach einer günstigeren Alternative auf eBay zu suchen.Ein Pinterest-taugliches Zuhause, in dem ich jede Menge toller Dinnerpartys für meine Freunde schmeiße, die von meinem Händchen für Inneneinrichtung und meiner Gabe, köstliche und reichhaltige Speisen zuzubereiten, so beeindruckt sind, dass sie mich liebevoll Haushaltsgöttin nennen.Dieses Gefühl der inneren Stärke und Ruhe, das durch Yoga in meinen neuen Lululemon-Outfits kommt, und zu wissen, dass ich endlich angekommen bin und nicht allein in Schuhen aus Zeitungspapier sterben muss.Oje, heute ist mein Geburtstag.
Wissen Sie noch, wie Sie sich früher auf Ihren Geburtstag gefreut haben? Als Sie aufgeregt und voller Vorfreude aufgewacht sind und Ihr äußerst knappes Outfit geplant haben? Und die Feier morgens gegen zwei Uhr in irgendeinem Club endete, umgeben von Freunden, die alle zusammen Wodka tranken, während man selbst irgendeinem Typen ins Ohr raunte: »Schlaf mit mir, ich bin schon sechsundzwanzig! So alt!«
Jetzt bin ich wirklich alt.
Beim Aufwachen kommt es mir so vor, als hätte ich den ganzen Wodka tatsächlich getrunken. Während ich nach meinem klingelnden Telefon taste, erhasche ich zufällig im Ganzkörperspiegel neben meinem Bett einen Blick auf meinen Oberarm und bin schockiert: Das war’s. Jetzt ist es so weit. Zeit für ein bisschen Ärmel.
Alle reden über die gefürchtete Vier vorn, dabei ist vierzig zu werden eigentlich überhaupt keine große Sache. Mit vierzig schmeißt man eine tolle Party und kauft sich ein schickes, neues Kleid. Mit vierzig ist man noch ganz nah dran an der dreißig, und alles fühlt sich noch genauso an und sieht auch noch so aus wie vorher. Plötzlich ist dann alles anders, quasi über Nacht ist man auf einmal über vierzig, und alles verändert sich … wird … tja, wie soll ich das jetzt bloß beschreiben?
Schlaff wäre ein passendes Wort. Knittrig ein anderes. Knittrig und schlaff. Das klingt vielleicht nach einer dieser hippen, neuen Chips-Sorten oder dem Lieblingspub, ist es aber nicht. Besonders diese seltsame Sache, die plötzlich mit dem eigenen Körper passiert und die alles andere als angenehm ist. Im Sommer zieht man seinen guten Bikini aus dem Schrank und fragt sich ernsthaft, ob nicht ein Einteiler doch besser wäre. Oder man findet ein graues Haar, und zwar nicht oben auf dem Kopf. Ein wirklich seltsames Gefühl.
Die Zeit rast auf einmal und läuft immer schneller ab. Man blickt zurück und weiß nicht, wie man eigentlich dort gelandet ist, anstatt nach vorne zu schauen, weil einem das Ganze wirklich eine Heidenangst einjagt. Wenn man Glück hat, ist das die Halbzeitmarke, und bisher ist nichts so, wie man es sich damals, als man noch in diesen heruntergekommenen Nachtclubs Fremden ins Ohr lallte, ausgemalt hat.
Aber vielleicht ist das ja ganz normal an Geburtstagen in meinem Alter? Den auf Facebook geposteten Bildern meiner Freunde nach zu urteilen, bin ich davon allerdings nicht gerade überzeugt. Sie feiern das ganze Wochenende über in romantischen Landhäuschen in den Cotswolds oder schauen alle mit demselben Lächeln und in aufeinander abgestimmten Gummistiefeln – selbst der Labrador – für ein harmonisches Familienfoto in die Kamera. Sie wirken alle überhaupt nicht erschrocken und erstaunt darüber, wie ihnen das passieren konnte. Sie ähneln vielmehr den Werbebildern aus einem J.-Crew-Katalog.
Meine Eltern rufen als Erste an, um mir zum Geburtstag zu gratulieren.
»Und? Hat sich sonst schon jemand bei dir gemeldet?«, fragt meine Mum, nachdem mein Dad mir ein Ständchen gesungen hat und dann zu seinem Garten aufgebrochen ist.
Mum tastet sich vor. Bisher habe ich ihr noch keine Einzelheiten darüber erzählt, was aus dem amerikanischen Verlobten geworden ist, nur, dass die Hochzeit abgesagt wurde und ich zurück nach London ziehen würde.
»Na ja … es ist gerade mal halb acht, bisschen früh, oder?«
»Wie spät ist es denn in Kalifornien?«
Ich wusste es.
»Halb zwölf, allerdings einen Abend früher.«
»Wirklich?«
In all den Jahren, die ich in Amerika gelebt habe, konnten sich meine Eltern nicht an den Zeitunterschied gewöhnen. Jedes Gespräch begann mit der Frage: »Wie spät ist es gerade bei euch?«, gefolgt von ungläubigem Erstaunen, wenn sie die Uhrzeit hörten – und wie oft bekam ich mitten in der Nacht Facetime-Anrufe … Mein Telefon konnte ich natürlich trotzdem nicht ausschalten, für den Fall, dass etwas passieren würde. Ein weiteres Zeichen dafür, dass man älter wird. Irgendwann dreht sich die Sache einfach um, bis dahin sind es die Eltern, die sich Sorgen um einen machen, und plötzlich ist man selbst es, der besorgt zusammenschreckt, wenn das Telefon klingelt. So ähnlich wie bei Kindern, nur dass meine die süße Babyphase übersprungen haben und schon siebzig und zweiundsiebzig Jahre alt sind.
»Dann hast du dort noch gar nicht Geburtstag, oder?«
Meine arme Mum. Sieht ganz so aus, als würde sie sich wünschen, dass diese Trennung nicht von Dauer und die Hochzeit bald wieder im Gespräch ist.
»Nein, noch nicht.«
»Oh, gut.« Sie klingt erleichtert. »Wie feierst du heute?«
»Ich treffe mich mit Freunden auf einen Drink.«
»Das ist doch nett.«
»Ja, ich freue mich, sie alle wiederzusehen.«
»Du weißt ja, dass dein Vater und ich uns ein wenig Sorgen um dich machen …«
»Mum, mir geht es gut, wirklich, mach dir keine Sorgen. Ich muss noch ein paar Dinge hier erledigen, dann wollte ich euch für ein paar Tage besuchen kommen.«
»Das wäre schön.«
»Gut, Mum, dann lass uns für heute Tschüss sagen …«
»Ach, jetzt weiß ich wieder, was ich dir erzählen wollte!«
Verrückt, wie manche Wörter für unterschiedliche Menschen unterschiedliche Dinge ausdrücken, oder? »Tschüss« markiert für meine Mutter nicht das Ende eines Gesprächs, im Gegenteil, eher den Anfang eines völlig neuen Themas. Dabei geht es meist um irgendwen, den ich nicht kenne, der wiederum mit irgendwem verwandt oder bekannt ist, den ich auch nicht kenne, der wiederum neben irgendwem wohnt, von dem ich wirklich noch nie in meinem Leben etwas gehört habe, und der jetzt gestorben ist.
Ich mache mich auf etwas gefasst.
»Wenn du uns besuchen kommen möchtest, sag doch bitte mit ein bisschen Vorlauf Bescheid, sonst passt es vielleicht nicht mit dem Airbnb.«
Ich starre auf mein Telefon. Habe ich mich da gerade verhört?
»Airbnb?«
»Ja, hatte ich das noch gar nicht erwähnt? Dein Vater und ich haben eine Sendung darüber im Fernsehen gesehen und uns entschieden, das Ganze einfach mal auszuprobieren. Wir haben dein altes Kinderzimmer bei Airbnb angeboten und sind mit Buchungen geradezu überrannt worden.«
Ach, daher also die zueinander passenden Laura-Ashley-Lampen.
»Diese Woche haben wir ein wirklich tolles junges Paar zu Gast. Sie verbringen hier ihre Flitterwochen!«
Auch das noch. Wenn man gerade denkt, dass es nicht noch schlimmer kommen kann, erfährt man, dass sein altes Kinderzimmer für den Sex eines frisch verheirateten Pärchens herhalten muss.
»Und was ist mit Richards altem Zimmer?«
»Na ja, er kommt schließlich häufiger zu Besuch.«
Ich beiße die Zähne zusammen, während sich das Messer in der Wunde dreht. Richard ist mein kleiner Bruder, der immer alles richtig macht. Er lebt in Manchester und hat zusammen mit ein paar Freunden ein Start-up für Craft Beer aufgebaut. Alle paar Wochen besucht er mit Taschen voller schmutziger Wäsche und immer neuen Freundinnen meine Eltern. Rich ist neununddreißig und sagt von sich selbst, dass er noch nicht bereit ist, sich fest zu binden, aber um ihn macht sich niemand Sorgen, er selbst am allerwenigsten. Er ist schließlich ein Mann. Das ist etwas anderes. Da gibt es kein bezsi.
»Okay dann. Ich muss jetzt wirklich auflegen.«
»Natürlich, du hast sicher alle Hände voll zu tun. Wir telefonieren ein anderes Mal. Feier schön!«
Nachdem ich aufgelegt habe, fühle ich mich schuldig. Eigentlich habe ich nichts zu tun. Keine dringenden Verpflichtungen, wie zum Beispiel die Kinder für die Schule fertig zu machen oder zur Arbeit zu fahren. Ich denke über meinen Berufsweg nach, dann versuche ich, doch lieber nicht daran zu denken. Zehn Jahre ist es her, dass ich aus meinem Vollzeitjob als Verlagslektorin in die Zweigstelle in New York gewechselt bin. Das war eine riesige Chance und kam genau zum richtigen Zeitpunkt – ich hatte damals gerade eine Beziehung beendet und konnte einen Ortswechsel gut gebrauchen –, also warf ich mich in den neuen Job und die New Yorker Datingszene.
Fünf Jahre später war ich allerdings immer noch Single und verlor so langsam den Glauben daran, jemals den Passenden zu treffen. Als ich dann in einer Bar einen gut aussehenden Koch mit dunklen Augen kennenlernte, folgte ich ihm und meinem Herzen an die Westküste, wo wir uns verlobten, unsere bisherigen Jobs kündigten und nach Ojai zogen, einer Kleinstadt nordwestlich von Los Angeles, in der wir unser kleines Büchercafé eröffneten. Meine Eltern waren begeistert und besorgt zugleich. Ich tauschte schließlich einen sicheren Job gegen einen Verlobten ein, mein Vater riet mir zur Vorsicht.
Aber danach stand mir nun wirklich nicht der Sinn. Ich war Ende dreißig und hatte den Richtigen getroffen. Wir wollten heiraten, Kinder bekommen und den Rest des Lebens miteinander verbringen. Unser kleines Büchercafé war das Sahnehäubchen. Dadurch konnten wir meine Liebe zu Büchern und seine Liebe zum Essen verbinden, wir arbeiteten rund um die Uhr, um es zu einem Erfolg zu machen. Aber scheitern denn nicht die Hälfte aller Neugründungen bereits im ersten Jahr? Gut möglich, aber wir gehörten zu den anderen fünfzig Prozent.
Das Ganze funktionierte ein paar Jahre – aber mit der Zeit forderten die steigenden Mieten, die langen Arbeitszeiten, die schnell dahinschmelzenden Ersparnisse und eine ganze Reihe anderer Dinge ihren Tribut, sowohl von unserem Unternehmen als auch von unserer Beziehung. Und hier bin ich nun.
#arbeitslosesinglefrauuebervierzig
Mein Telefon piept. Meine Freundin Holly. Holly ist mit Adam verheiratet, und sie haben eine gemeinsame dreijährige Tochter: Olivia.
Wir schaffen es heute leider nicht. Der Babysitter ist krank ☹☹ Es tut mir leid!! Ich rufe dich später an. Herzlichen Glückwunsch und viel Spaß heute Abend! Xxxx
Schon wieder piept mein Telefon: Max, den ich mit achtzehn in einer Jugendherberge in Rom kennengelernt habe und mit dem ich den Rest des Sommers mit dem Rucksack durch Europa gereist bin. Mittlerweile ist er mit Michelle verheiratet, sie haben drei Kinder, und ein viertes ist unterwegs, aber unsere Freundschaft hat gehalten. Ich bin sogar die Patentante von seinem Ältesten: Freddy.
Herzlichen Glückwunsch, Stevens! Ich habe dieses Elterngespräch in der Schule heute Abend völlig vergessen. Michelle bringt mich um, wenn ich da nicht hingehe. Komm doch stattdessen nächste Woche zum Abendessen vorbei. M
Und da war es nur noch eine.
Fiona ruft eine Stunde später an. »Du wirst mich umbringen …«
Sie haben alle abgesagt. Kann passieren. Ich verstehe das. So etwas geht schneller, als man denkt. Ein aufreibendes Familienleben. Aber na ja, ich will nicht lügen, ein bisschen enttäuscht war ich schon.
Wem will ich hier eigentlich etwas vormachen? Ich war stinksauer. Nicht auf meine Freunde, nein, auf meine eigene Situation. Also entschloss ich mich zu einer Therapie.
Einer Einkaufstherapie, versteht sich.
Als ich in der Einkaufsstraße ankomme, geht es mir sofort viel besser. Wer braucht schon einen liebevollen Partner, der einen zu einem romantischen Abendessen in einem guten Restaurant ausführt, wenn ein knallig pinker Jumpsuit mit süßen angeschnittenen Ärmeln auf einen wartet? Und wer möchte von Kindern selbst gebastelte Geburtstagskarten, die man für alle Zeiten an seinen Kühlschrank heften muss, wenn er eine weiße Skinny-Jeans haben kann, die nicht dick macht? Wen kümmert es, dass ich keine Arbeit und kein Eigenheim habe, dafür jedoch ein Paar bunt gestreifte, geflochtene Stilettos, die ich mir von dem Geburtstagsgeld meiner Eltern leisten kann?
Wo ich allerdings im eisig kalten Januar in London die weißen Skinny-Jeans, einen knallig pinken Jumpsuit und geflochtene Stilettos tragen soll, ist mir selbst ein Rätsel. Außerdem habe ich nichts davon anprobiert, da mir die Schlangen vor den Umkleidekabinen zu lang waren. Aber wen interessieren schon diese lächerlichen Einzelheiten, das überlege ich mir einfach später, jetzt fahre ich erst mal vom Einkaufen mit dem Bus nach Hause, schaue aus dem Fenster und nippe fröhlich an einer dieser Dosen mit Gin Tonic. Geburtstagsvergnügen eben.
Kurz muss ich darüber nachdenken, ob es so vielleicht anfängt. Gerade verbringt man noch seinen Geburtstag jenseits der vierzig damit, sich bei Zara einen Jumpsuit mit ein wenig Ärmel zu kaufen und sich einen Longdrink im öffentlichen Nahverkehr zu genehmigen. Und ehe man sichs versieht, kippt man sich den Whiskey aus einer Papiertüte hinter die Binde und alles ist vorbei. Plötzlich komme ich mir vor wie das Girl on the Train, aber im Bus.
O Gott. Zumindest bin ich nicht kurz davor, meine Ex-Freunde umzubringen.
Ich muss an den AMERIKANISCHEN VERLOBTEN denken und krame mein Telefon hervor. Nichts.
Sofort beginnt meine gute Laune zu bröckeln. Tränen kribbeln hinter meinen Wimpern, ich blinzle wütend und stecke das Telefon zurück in meine Tasche, dann greife ich nach den Einkaufstüten.
Scheiß drauf. Ich nehme mir die nächste Dose.
Wofür ich dankbar bin:
Meine Mum und alles, was sie für mich tut, ich freue mich schon darauf, wenn irgendwann mein altes Kinderzimmer nicht belegt ist und ich sie besuchen kann.Zara, auch wenn ich die Jeans nicht über die Knie bekomme und der knallig pinke Jumpsuit unmöglich aussieht.Denjenigen, der die geniale Idee hatte, Gin und Tonic zu mischen und in einer schicken kleinen Dose zu vermarkten.Dem Fremden, der mich rechtzeitig vor meiner Haltestelle geweckt hat, nachdem ich auf seiner Schulter eingeschlafen bin und daraufgesabbert habe.Dass ich keinen Korkenzieher habe und mein Ex fünftausend Meilen entfernt lebt.
Mein Kopf fühlt sich an, als müsste er jeden Augenblick explodieren.
Eins steht fest: Ich werde nie wieder etwas trinken! Den ganzen Januar werde ich keinen Tropfen Alkohol anrühren. Ich gebe zu, dass es ein bisschen spät dafür ist, da die erste Januarwoche schon rum ist, aber besser spät als nie, oder?
Oder?
Gestern Abend wollte ich zu Hause bleiben und mir selbst ein besonderes Geburtstagsmenü kochen, so zumindest der Plan, aber als ich dann endlich ankam, hatte mich der Wunsch, eine Haushaltsgöttin zu sein, schon wieder verlassen. Außerdem ließ die Wirkung der GTs nach, und alles kam mir auf einmal ein bisschen traurig vor.
Also ging ich lieber mit Artus spazieren. Bisher war ich noch nicht dazu gekommen, meine neue Nachbarschaft näher kennenzulernen, und so liefen wir im Zickzack durch unbekannte, von Laternen beleuchtete Straßen. Es fühlte sich seltsam an, zurück in London zu sein, da es überhaupt nicht mehr das London aus meiner Erinnerung war. Bevor ich nach New York ausgewandert war, hatte ich eine Wohnung über einem Geschäft gemietet, mitten in der Stadt und mit allem, was dazugehört, Verkehr, Lärm und Luftverschmutzung – hier, in diesem Stadtteil, war es viel ruhiger, es gab gepflegte Reihen von ebenerdigen Bungalows und elegante viktorianische Reihenhäuser mit gefliesten Wegen in Schachbrettmuster.
Im Vorbeilaufen schaute ich in die Fenster, las in ihnen wie in einem Bilderbuch. Drinnen zeigten sich mir Schnappschüsse aus dem Familienalltag. Eine Mutter stand an einem Fenster im ersten Stock und kämmte ihrer Tochter nach dem Baden die Haare; ein Paar saß gemütlich auf dem Sofa und sah fern, das Flackern des Bildschirms spiegelte sich auf ihren Gesichtern; ein Mann mit einem Rucksack schloss die Haustür hinter sich und wurde mit »Daddy ist da!«-Rufen empfangen.
Ich blieb stehen. Wenn es eine Metapher für mein Leben gab, dann diese hier. Ich draußen, den Blick auf die anderen drinnen gerichtet. Rührende Szenen häuslicher Glückseligkeit. Ein leichter Schauer fuhr mir den Rücken hinunter, und ich zog mir die Wollmütze tiefer ins Gesicht. Ich war tatsächlich draußen, und es war bitterkalt.
Und trotzdem …
Okay, jetzt muss es raus, ich wollte ja offen und ehrlich sein.
Auch wenn sich eine Seite in mir unglaublich nach genau dieser Glückseligkeit sehnt, gibt es eine andere, die Angst davor hat. Die Seite, die früher ihrem Tagebuch geschworen hat, niemals so enden zu wollen wie die eigenen Eltern. Die mit der Taschenlampe unter der Bettdecke las und von Liebe und Leidenschaft träumte, und davon, ferne Länder zu bereisen. Die Seite, die ein ungewöhnliches Leben führen wollte, frei, aufregend und voller Abenteuer, anders eben …
Plötzlich zog mich Artus’ flexible Hundeleine mit sich, ich drehte mich um und sah, wie er vor einem riesigen Haus in Position ging und einen dicken Haufen in die Auffahrt setzte.
Da stand ich also und sammelte Hundescheiße ein.
Ich versuchte nicht weiter über Metaphern für mein Leben nachzudenken, fuhr mit meiner Hand, die wiederum in einem Handschuh steckte, in die Tüte und begann die Hundescheiße vom Boden zu schaufeln. »Schaufeln« im wahrsten Sinne des Wortes, da Artus’ Magen nicht ganz in Ordnung ist und man seine Scheiße nicht einfach aufheben kann, sondern sie tatsächlich vom Asphalt kratzen muss. Ich unterdrückte gerade meinen Würgereiz, als plötzlich der Hausbesitzer im Fenster auftauchte und mich und Artus anstarrte. In der Mensch-Hund-Beziehung läuft irgendetwas gründlich falsch. Wenn Außerirdische auf der Erde landen sollten, wer hätte dann ihrer Meinung nach wohl das Sagen? Ganz sicher nicht die Menschen!
Ich kratzte weiter … endlich, dachte ich erleichtert, geschafft …, mit meinem iPhone leuchtete ich auf die Auffahrt, um sicherzugehen. Schau mir ruhig zu, Eigentümer dieses riesigen Erwachsenenhauses. Ich sehe vielleicht aus wie eine Versagerin, aber ich bin eine sehr verantwortungsvolle Person! Ein Gefühl des Triumphs stieg in mir auf.
Gefolgt von Ekel und Entsetzen, als der Lichtstrahl vom Asphalt zu der Tüte mit der Hundescheiße wanderte.
O mein Gott! Gerissen! Ich hatte die Tüte mit meinen Fingern zerstört! Mein glitzernder Kaschmirhandschuh, den ich gerade erst zu Weihnachten bekommen hatte, war voller Scheiße! Ich zerrte ihn mir von der Hand! Mist! Mist!Mist!
Mir war zum Heulen zumute. Am liebsten hätte ich mich auf den Boden geworfen und laut geweint. Vielleicht sollte ich es einfach tun? Ich stellte mir den Hausbesitzer vor, wie er seiner Frau in der Küche zurief: »Liebling, da liegt eine seltsame Frau bei uns in der Auffahrt, sie ist voller Hundescheiße und weint hysterisch. Ich verstehe sie durch die doppelt verglasten Scheiben nicht so gut, aber ich glaube, sie faselt irgendetwas davon, dass heute ihr Geburtstag ist. Vielleicht sollten wir besser die Polizei rufen, sonst macht sie den Kindern noch Angst.«
Aber Artus hatte etwas anderes im Sinn. Er heulte auf, als er ein Eichhörnchen entdeckte, und sauste los, ich wurde bei seiner Verfolgungsjagd über den Bürgersteig mitgerissen und versuchte ihn unter keinen Umständen loszulassen. Natürlich fing er das Eichhörnchen nicht. Es verschwand auf einem Baum, und Artus stand unten und bellte wie verrückt. Armer Artus, irgendwie tat er mir ein wenig leid. Man sollte doch annehmen, dass er das mittlerweile gelernt haben könnte. Andererseits hatte es auch ganz schön viele Jahre gedauert, bis ich gelernt hatte, dass, wenn ein Mann verschwindet, also meine Anrufe nicht mehr erwidert, es auch nichts nützt, wie verrückt zu bellen, das heißt, ihm unendlich viele Nachrichten zu schicken.
Ist ja eigentlich das Gleiche. Zumindest fast.
Wir drehten uns um und wollten gerade nach Hause gehen – ich malte mir bereits aus, wie ich mir ein heißes Bad einlassen und danach mit meinem iPhone ins Bett steigen würde, um mir Fotos von Sonnenuntergängen anzuschauen und zu erfahren, was die anderen zu Abend gegessen hatten –, als plötzlich aus dem Pub an der Ecke Fish-and-Chips-Geruch zu mir herüberwehte. Heute war immerhin mein Geburtstag.
Drinnen saßen ein paar Leute aus der Nachbarschaft und gönnten sich ein Gläschen. Ich band Artus an einem Tischbein in der Ecke fest, ging mir die Hände waschen und bestellte ein Glas Weißwein und eine Portion Fish and Chips an der Bar. Als ich fünf Minuten später wiederkam, befürchtete ich, Artus hätte den Tisch bereits durch den halben Pub gezogen. Stattdessen saß er gehorsam dort, wo ich ihn zurückgelassen hatte, und bekam die Ohren von einem kleinen Jungen mit einer Mütze gekrault.
»Das gefällt ihm«, sagte ich lächelnd.
Der Junge schreckte auf, als sei er bei etwas Verbotenem ertappt worden. »Oh, ist das Ihr Hund?«
Ich wollte gerade verneinen, erklären, dass er meinem Vermieter gehörte, als etwas in mir sich umentschied. »Ja, das ist mein Hund.«
»Wie heißt er?«
»Artus.«
Der kleine Junge strahlte über das ganze Gesicht und zeigte dabei eine Zahnlücke. »Wie König Artus?«
»Ganz genau!« Ich nickte, sah zu Artus hinüber, der ruhig dasaß und geradezu majestätisch wirkte, während ihm der Kopf gestreichelt wurde. Der Name passte perfekt. »König Artus.«
Die Augen des Jungen leuchteten, und seine Hände versanken tief in Artus’ Fell. »Ich hätte auch so gern einen Hund, aber Mummy lässt mich nicht. Sie sagt, wenn überhaupt ein Tier, dann einen Hamster.«
»Hamster können auch eine Menge Spaß machen.«
Er sah nicht gerade überzeugt aus. »Aber doch nicht so wie König Artus«, antwortete er.
»Da hast du recht«, gab ich zu.
»Oliver, da bist du ja!«
Eine männliche Stimme ließ uns beide aufblicken.
»Ich habe mich schon gefragt, wo du wohl steckst …«
Ein Mann schlenderte von der anderen Seite des Pubs zu uns herüber, es wirkte, als wäre er gerade erst von draußen hereingekommen. Er trug eine Daunenjacke, einen dicken Schal und Handschuhe, hatte kurze, dunkle Haare und sah Oliver zum Verwechseln ähnlich. Das war sicher sein Vater.
Oliver fasste aufgeregt nach seinem Arm. »Rate mal, wie er heißt! König Artus! Genau wie in dem Film, den wir zusammen gesehen haben.«
»Er stört Sie doch hoffentlich nicht, oder?«
»Nein, nein … überhaupt nicht.«
Er hatte wirklich schöne Augen. So ein helles Blau, wie ausgewaschener Jeansstoff.
»Das ist gut.« Er lächelte und zwinkerte dann seinem Sohn zu. »Komm jetzt bitte, wir sind spät dran.«
Er war attraktiv, auf väterliche Weise.
»Kraul ihm doch mal die Ohren, das mag er besonders gern!«
Pflichtbewusst ging er in die Knie, zog einen seiner Handschuhe aus und kraulte Artus’ Ohren. Dieser genoss die Aufmerksamkeit sichtlich. »Was meinst du? Krault er jetzt auch meine?«, fragte er mit ernstem Gesicht und schief gelegtem Kopf, sodass Oliver kichern musste.
»Okay, jetzt müssen wir aber wirklich los, sonst bringt mich deine Mum noch um. Sie wartet am Kino auf dich.«
»Tschüss, König Artus … tschüss.« Oliver winkte uns beiden zu.
»Tschüss.« Ich erwiderte sein Winken. »Viel Spaß im Kino.«
»Danke.« Der Mann lächelte und nahm seinen Sohn an die Hand.
Ich sah ihnen nach, und einen Augenblick lang wünschte ich mir, ich sei die Frau, die vor dem Kino wartete. Nicht nur, weil sie so süß aussahen, Vater und Sohn, Hand in Hand. Sondern auch, weil mir aufgefallen war, wie knackig er in seiner Jeans ausgesehen hatte …
Nell, also wirklich!
Ich war erstaunt über mich selbst. Er war der erste Mann, den ich seit dem amerikanischen Verlobten überhaupt bemerkt und sogar attraktiv gefunden hatte. Sofort verließ mich der Mut aber auch schon wieder, da er schließlich der Ehemann einer anderen war. Das war in meinem Alter leider keine allzu große Überraschung, da die meisten interessanten Männer schon vergeben waren.
Aber irgendwo ganz tief in meiner verwundeten Seele flackerte ein kleines Fünkchen Hoffnung auf, dass es für mich vielleicht doch noch nicht ganz vorbei war.
Wofür ich dankbar bin:
Meinen Wein, der so köstlich war, dass ich noch zwei weitere Gläser bestellt habe.Artus’ Fähigkeit, sich an den Rückweg zu erinnern.Ibuprofen.Dieses Bild des gestrigen Abends, das auf einmal vor meinem inneren Auge auftauchte. Ohne es hätte ich mich vermutlich nicht mehr daran erinnert, dass in dem ganzen Hundescheiß-Chaos die verräterische Kacktüte mitsamt meinem Handschuh zurückgeblieben war. Ich musste also zurückgehen und mich zerknirscht entschuldigen, um ihn zurückzubekommen.Die Tatsache, dass noch keine »Gesucht«-Poster mit meinem Gesicht darauf in der Nachbarschaft aufgetaucht sind.[2]Heute wache ich durch eine Gruppen-WhatsApp meiner Freunde auf, die mich zum Mittagessen bei einem Italiener im Zentrum einladen. Nachträglich zum Geburtstag.
Ich: Super! Wie viel Uhr?
Holly: Können wir 11:30 sagen? Olivia macht um 2 Mittagsschlaf.
Max: Freddy hat vorher Fußball. Wir können erst ab eins.
Fiona: Kinderschwimmen ist von 12–2, alles danach ist uns recht.
Ich bin versucht zu schreiben, dass ich um drei Uhr Mittagsschlaf mache, was noch nicht einmal gelogen wäre, da ich immer noch mit diesem verfluchten Jetlag kämpfe, aber stattdessen halte ich mich zurück und lasse sie die Sache mit Mittagsschlafzeiten, Schwimmkursen und Fußball untereinander ausmachen. Was, gemessen an der Anzahl der WhatsApp-Nachrichten, die auf meinem Telefon ankommen, die Brexitverhandlungen einfach erscheinen lässt.
Schließlich zeichnet sich eine Lösung ab, und ich springe gut gelaunt unter die Dusche. Ich freue mich wirklich darauf, alle wiederzusehen, aber als Artus mir beim Fertigmachen zuschaut, überkommen mich plötzlich Schuldgefühle.
»Keine Sorge, es dauert sicher nicht so lange«, verspreche ich und kraule ihm das Ohr.
Ich fahre in die Innenstadt. Seitdem ich wieder in London bin, war ich noch kein einziges Mal richtig aus, also habe ich mich schick gemacht. Sogar einen kleinen Absatz wage ich. Es ist immerhin mein Geburtstag, wenn auch nachträglich. Als ich beim Italiener ankomme und die Mengen an Geschwisterkinderwagen neben der Tür sowie ein Hinweisschild sehe, dass es eine Spielfläche im Untergeschoss gibt, bin ich allerdings, ehrlich gesagt, ein wenig enttäuscht. Ich mag Kinder wirklich gerne, aber ich hatte mir doch ein wenig mehr erhofft …
Ich öffne die Tür, ohrenbetäubender Lärm … mehr Ruhe?
Ein Kellner erlöst mich und führt mich zu unserem Tisch, ich bestelle mir eine Karaffe Wein und schenke mir ein ordentliches Glas ein.
»Hallo, wunderschönes Geburtstagskind!«
Ich sehe auf und entdecke Fiona, die sich mit ihren Kindern im Schlepptau einen Weg durch den Raum bahnt. Sie stürzt sich auf mich und drückt mich fest. »Es tut mir so leid, dass ich gestern absagen musste, ich habe mich schrecklich gefühlt …«
»Keine Sorge, ist schon gut, ich weiß ja, wie beschäftigt du bist«, sage ich und erwidere ihre Umarmung.
»Ich hatte total vergessen, dass ich Annabel versprochen hatte, ihr mit den Einladungen zu helfen …«
»Annabel?«
»Eine Mutter aus Izzys neuer Schule. Sie organisiert diese riesige Wohltätigkeitsveranstaltung.«
»Das klingt ja wirklich viel wichtiger als mein Geburtstag«, witzle ich. »Ist ja auch egal, ich freue mich, dass ihr heute alle dabei sein könnt.«
»Ja, ich mich auch. Wie fühlst du dich?«
»Alt«, antworte ich mit einem Lächeln.
Sie gibt mir einen Klaps. »So ein Quatsch! Du siehst doch noch genauso aus wie mit fünfundzwanzig.«
Fiona ist wirklich süß, aber sie hat auch angefangen, die Dinge eine Armlänge von sich entfernt zu halten und dabei zu blinzeln. Mich nimmt sie vermutlich auch nur leicht verschwommen wahr. Ist ja vielleicht auch nicht das Schlechteste. Meine Theorie ist, dass mit dem Alter unsere Sehkraft schwindet, damit wir uns selbst nicht mehr ganz so klar und deutlich erkennen müssen, also quasi als eine Art Selbstschutz.
»Izzy, gibst du Tante Nell unsere Geburtstagskarte?«
Izzy trägt Feenflügel und springt jetzt auf meinen Schoß, in ihren Händchen hält sie eine Karte für mich.
»Danke dir, kleine Fee.« Ich grinse und öffne den Umschlag. »Alle Achtung, so eine ordentliche Handschrift.«
»Kann ich auch gucken?« Sie streicht sich die blonden Locken aus den Augen, die groß und blau und von enorm langen Wimpern gerahmt sind, die ihre Wangen berühren. Izzy hat samtweiche Haut und muss sich nicht vor einem klaren und deutlichen Blick fürchten. Aber sie ist schließlich auch erst fünf.
»Vielen Dank, Izzy.«
»Lucas, hast du das Geschenk?«
Lucas ist sieben und drückt seine Matchbox-Autos an sich, als wolle ihm sie jeder hier im Restaurant stehlen. Er schüttelt den Kopf.
»O nein, dann liegt es sicher noch auf dem Küchentisch«, sagte Fiona mit einem Seufzen. Sie sieht Lucas an. »Hast du vergessen, es mitzunehmen, Schatz?« Lucas nickt. Er ist kein Mann großer Worte, genau wie sein Vater.
Glücklicherweise taucht in diesem Augenblick David auf, der noch den Wagen parken musste, er wedelt mit einem hübsch verpackten Geschenk, das er auf dem Rücksitz gefunden hat. Fiona macht immer sehr schöne Geschenke. Als wir uns kennenlernten, hatten wir beide gleich wenig Geld zur Verfügung und schenkten uns immer gegenseitig Duftkerzen. Aber dann heiratete sie David, und die Dinge änderten sich. In vielerlei Hinsicht ist sie die Alte geblieben, aber ihre Geschenke kommen seitdem immer aus teuren Boutiquen. In diese Art von Läden traue ich mich erst gar nicht hinein, da alles sofort von den Kleiderbügeln fällt, sobald ich sie nur angucke, und auch die Verkäuferinnen beäugen mich immer so misstrauisch, weil sie vermutlich gleich erkennen, dass ich mir eh nichts von den Sachen leisten kann.
»Meine Güte, der ist ja wundervoll«, hauche ich, während ich einen butterweichen Kaschmirschal auspacke. »Das wäre doch wirklich nicht nötig gewesen.«
»Gefällt er dir?«
»Er ist großartig!«, rufe ich und umarme sie und die Kinder.
Fiona sieht zufrieden aus. »Ich habe ihn in Annabels Laden gekauft, sie hat mir bei der Auswahl geholfen. Sie hat so einen wahnsinnig guten Geschmack. Ich kann es kaum erwarten, dass ihr euch kennenlernt. Du magst sie bestimmt auch!«
»Ja, ich würde mich freuen, sie kennenzulernen.« Ich lächle, aber als zum wiederholten Mal Annabels Name fällt, verspüre ich auch einen leichten Groll. Erwischt. Der Schal ist wunderschön. Mach dich nicht lächerlich.
»Oh, guckt mal, jetzt sind wir komplett!«
Als die Tür aufgeht und Holly und Adam mit Olivia zeitgleich mit Max und Michelle und ihren drei Kindern ankommen, denke ich nicht weiter darüber nach, die nächsten fünf Minuten wird geküsst und umarmt und festgestellt, wie groß doch die ganzen Kinder mittlerweile geworden sind und wie schön es ist, sich endlich wiederzusehen.
Das ist tatsächlich wunderbar. Es geht doch nichts über ein Treffen mit alten Freunden. Man macht einfach da weiter, wo man beim letzten Mal aufgehört hat. Als wäre man mitten im Gespräch, obwohl wir uns seit letztem Sommer nicht mehr gesehen haben und es jede Menge zu erzählen gibt. Neue Häuser, Beförderungen und Kinder.
»Nummer vier, wir müssen echt verrückt sein!«, sagen Max und Michelle und lächeln sich über Teller mit Penne all’arrabbiata hinweg an, während Adam versucht, kostenlosen juristischen Rat von Dave über ein Ferienhaus in Frankreich, das sie kaufen wollen, zu ergattern, indem er ihm die Salamischeiben von seiner Pizza anbietet. Fiona und Holly packen währenddessen stapelweise Tupperdosen mit Reiskeksen und Blaubeeren aus, die sich im ganzen Restaurant verteilen.
Ich bestelle noch eine Karaffe Wein.
»Und wie läuft es bei dir, Nell?«
Nachdem die Kellner unsere Teller weggeräumt haben, gehen die Kinder hinunter in den Spielbereich, Freddy passt auf sie auf, der im Gegenzug das neue iPhone seines Vaters nutzen darf – am Tisch kehrt Ruhe ein.
»Was gibt es Neues?«, fragt Holly, die ich bei meinem ersten Aushilfsjob in London kennengelernt habe. Wir haben uns bei Ofenkartoffeln aus der Mikrowelle und Excel-Tabellen sofort angefreundet. Sie streicht sich ihren perfekt geschnittenen, dunklen Bob hinter die Ohren und sieht mich erwartungsvoll über den Tisch hinweg an.
Ich zögere. Die einzigen Neuigkeiten, die ich auf Lager habe, sind eine geplatzte Verlobung, ein Zimmer zur Untermiete und meine momentane Arbeitslosigkeit. Nicht gerade dasselbe wie Beförderungen und neuer Nachwuchs.
»Erzähl mir alles über das Café …«
»Wie laufen die Hochzeitsvorbereitungen?«
»Wann fliegst du zurück?«
Meine Freunde löchern mich mit Fragen, und ich überwinde mich schließlich, ihnen reinen Wein einzuschenken. Fiona musste mir hoch und heilig versprechen, Stillschweigen zu bewahren. Ich kam mir viel zu sehr wie eine Versagerin vor. Aber sie sind schließlich meine ältesten Freunde, sie werden mich sicher nicht verurteilen.
Das mache ich schon selbst.
»Tja, also, die Sache ist die … Wenn ich den Witz machen würde, ich hätte vergessen, meinen Ring einzupacken, ja, dann wäre das wohl gar kein Witz …« Ich halte inne, überlege, wie ich es am besten formulieren soll, dann platzt es einfach aus mir heraus. »Wir haben uns getrennt, und ich wohne jetzt wieder in London.«
Betretene Gesichter.
»Wusstest du davon?«, fragt Holly und wirft Fiona einen vorwurfsvollen Blick zu, die rot wird und das Gesicht hinter ihrem Weinglas versteckt. »Nell, warum hast du mir nichts erzählt?«
»Aber das mache ich doch gerade, oder etwa nicht?«
Ich möchte Holly schließlich nicht unter die Nase reiben, dass sie nie Zeit hat, wenn ich sie anrufe. Holly ist so eine Art Wonder Woman. Wenn sie nicht gerade Olivia irgendwo hinfährt, trainiert sie für einen Triathlon oder ist gerade auf dem Weg zu einer wichtigen Besprechung im Krankenhaus, in dem sie als Klinikmanagerin arbeitet und tagaus, tagein mit Leben und Tod konfrontiert ist. Sie ist so erfolgreich und organisiert und fähig, dass ich sie irgendwie auch nicht mit meinen erbärmlichen Liebeskummergeschichten belästigen wollte.
»Bitte, sag jetzt nicht, er hat eine andere«, entfährt es Max.
»Max!«, ruft Michelle und stößt ihn unwirsch an.
»Woher willst du wissen, dass es kein anderer Mann ist?«, kontere ich.
»Was? Er hat einen anderen?«
»Max!« Der gesamte Tisch brüllt jetzt, und David wirft eine Serviette nach ihm.
Auf Max ist Verlass. Ein echter Witzbold.
»Nell muss uns doch nicht erzählen, warum«, sagt Michelle und wirft ihrem Mann einen wütenden Blick zu. Michelle ist vielleicht gerade einmal 1,50 m groß, aber sie hat das feurige Temperament ihrer winzigen sizilianischen Großmutter geerbt und kann ganz schön ungemütlich werden. Max sieht angemessen zerknirscht aus.
»Schon in Ordnung, ist keine große Sache«, schwindle ich und zucke mit den Achseln. »Er hat wohl kalte Füße bekommen.«
»In Kalifornien?«, fragt Holly.
Ich muss lächeln, auch wenn es sich ganz tief in mir drin ziemlich mies anfühlt.
»Tja, er ist wirklich ein echter Idiot, wenn er dich einfach so gehen lässt«, sagt Max in seiner loyalen Art.