Jenseits des Sirius - Herbert George Wells - E-Book

Jenseits des Sirius E-Book

Herbert George Wells

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Beschreibung

Irgendwo im All, irgendwo "jenseits des Sirius", liegt ein ferner, aber weit entwickelter Planet, der der Erde äußerlich ähnelt. Auf diesen Planeten wird der Ich-Erzähler dieser Geschichte mitsamt seinem Freund, dem Botaniker, versetzt – "Und siehe! in einem Nu sind wir in jener andern Welt!" – Ist es real? Ist es ein Traum? Wells lässt uns darüber im Unklaren. Statt dessen entführt er uns in ein modernes Utopia, in eine bessere Welt, wo nur ein Gesetz herrscht, nur eine Sprache gesprochen wird und es keine Kriege mehr gibt. Eine Welt im Frieden, ein Paradis. Aber Wells zaubert nicht nur seinen Erzähler, sondern (auch) den Leser in eine bessere Welt, eine Welt, wie auch die unsere sein könnte. Er verpackt seine Traumvorstellungen, die wie eine Auffrischung von Morus' Utopia wirken, in eine Entdeckungsreise, die uns vor Augen führt, wie die Welt – unsere Welt – sein sollte. Mit seinem radikalen Utopieentwurf ist "jenseits des Sirius" mit Sicherheit das komplexeste Buch Wells'. Null Papier Verlag

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Seitenzahl: 448

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H. G. Wells

Jenseits des Sirius

Ein utopistischer Roman

H. G. Wells

Jenseits des Sirius

Ein utopistischer Roman

(A Modern Utopia)Veröffentlicht im Null Papier Verlag, 2024Klosterstr. 34 · D-40211 Düsseldorf · [email protected] 2. Auflage, ISBN 978-3-954189-35-9

null-papier.de/angebote

Inhaltsverzeichnis

Ein Wort an die Le­ser

Der Spre­cher

Ers­tes Ka­pi­tel: To­po­gra­phie

§ 1

§ 2

§ 3

§ 4

§ 5

§ 6

Zwei­tes Ka­pi­tel: Von der Frei­heit

§ 1

§ 2

§ 3

§ 4

§ 5

§ 6

§ 7

Drit­tes Ka­pi­tel: Uto­pi­sche Volks­wirt­schaft

§ 1

§ 2

§ 3

§ 4

§ 5

§ 6

§ 7

§ 8

Vier­tes Ka­pi­tel: Die Stim­me der Na­tur

§ 1

§ 2

§ 3

§ 4

Fünf­tes Ka­pi­tel: Mi­ßer­folg im mo­der­nen Uto­pi­en

§ 1

§ 2

§ 3

§ 4

§ 5

§ 6

§ 7

§ 8

Sechs­tes Ka­pi­tel: Die Frau­en im mo­der­nen Uto­pi­en

§ 1

§ 2

§ 3

§ 4

§ 5

§ 6

Sie­ben­tes Ka­pi­tel: Ei­ni­ge Ein­drücke aus Uto­pi­en

§ 1

§ 2

§ 3

§ 4

§ 5

§ 6

§ 7

Ach­tes Ka­pi­tel: Mein uto­pi­sches Ich

§ 1

§ 2

§ 3

§ 4

§ 5

Neun­tes Ka­pi­tel: Die Sa­mu­rai

§ 1

§ 2

§ 3

§ 4

§ 5

§ 6

§ 7

§ 8

Zehn­tes Ka­pi­tel: Die Ras­se in Uto­pi­en

§ 1

§ 2

§ 3

§ 4

§ 5

Elf­tes Ka­pi­tel: Die Bla­se platzt

§ 1

§ 2

§ 3

§ 4

§ 5

An­hang: Skep­sis ge­gen das Werk­zeug des Den­kens.

Dan­ke

Dan­ke, dass Sie sich für ein E-Book aus mei­nem Ver­lag ent­schie­den ha­ben.

Soll­ten Sie Hil­fe be­nö­ti­gen oder eine Fra­ge ha­ben, schrei­ben Sie mir.

Ihr Jür­gen Schul­ze

Science Fic­ti­on & Fan­ta­sy bei Null Pa­pier

Auf zwei Pla­ne­ten

Der Herr der Welt

Der Brand der Che­ops­py­ra­mi­de

Die Macht der Drei

Be­fehl aus dem Dun­kel

Die Spur des Dschin­gis-Khan

Der ge­stoh­le­ne Ba­zil­lus

Der Krieg der Wel­ten

Der Un­sicht­ba­re

Die ers­ten Men­schen auf dem Mond

und wei­te­re …

Ein Wort an die Leser

Die­ses Buch ist vor­aus­sicht­lich das letz­te ei­ner Rei­he von Schrif­ten, die – ab­ge­se­hen von frü­he­ren ein­zel­nen Auf­sät­zen – mit mei­nen »Aus­bli­cken« be­gann. Ur­sprüng­lich soll­ten die »Aus­bli­cke« das ein­zi­ge Werk blei­ben, in dem ich der Kunst oder dem Be­ruf (oder wie man es hei­ßen mag) des Dich­ters un­treu wur­de. Ich schrieb es, um mir selbst klar zu wer­den über die zahl­lo­sen so­zia­len und po­li­ti­schen Fra­gen, die mir im Kop­fe um­gin­gen, Fra­gen, über die ich in mei­nem Bu­che we­der ganz noch auch mit un­kla­rem, ver­we­ge­nem Ge­re­de weg­ge­hen konn­te, und die, so­viel ich weiß, noch kei­ner so be­han­delt hat­te, wie es mei­nem Be­dürf­nis­se ge­nügt hät­te. Aber die­ses Ziel er­reich­te ich in den »Aus­bli­cken« nicht. Mein Kopf ar­bei­tet lang­sam, vor­sich­tig auf­bau­end, und als ich jene Ar­beit hin­ter mir hat­te, sah ich, daß der größ­te Teil mei­ner Fra­gen noch nicht ge­löst, nicht ein­mal scharf ge­faßt war. Da­her ver­such­te ich in dem Bu­che »Die Mensch­heit im Wer­den« die so­zia­le Or­ga­ni­sa­ti­on auf ei­nem an­dern Wege zu über­se­hen, sie als Er­zie­hungs­pro­zeß zu be­trach­ten, nicht als et­was, das erst die Zu­kunft uns brin­gen soll­te, und wenn mein zwei­tes Buch vom li­te­ra­ri­schen Stand­punkt aus noch we­ni­ger be­frie­di­gend aus­fiel als das ers­te (und dies fürcht’ ich), so glau­be ich doch, mei­ne Feh­ler wa­ren be­leh­ren­der – we­nigs­tens für mein ei­ge­nes Wis­sen. Of­fe­ner als in den »Aus­bli­cken« wag­te ich mich an die­sen und je­nen Ge­gen­stand her­an und schloß mei­nen zwei­ten Ver­such mit dem Be­wußt­sein ab, man­ches noch flüch­tig hin­ge­schrie­ben, in vie­lem aber mir eine fes­te An­sicht ge­bil­det zu ha­ben. Denn über zahl­rei­che der be­han­del­ten Ge­gen­stän­de habe ich mir schließ­lich eine per­sön­li­che Si­cher­heit er­run­gen, auf der ich mein Le­ben lang be­har­ren wer­de. In dem vor­lie­gen­den Bu­che habe ich ver­sucht, Re­chen­schaft ab­zu­le­gen über eine Rei­he von Fra­gen, die ich im vor­her­ge­hen­den fort- oder doch of­fen las­sen muß­te, man­che Ein­zel­hei­ten um­zu­ge­stal­ten und das Bild ei­ner Uto­pie zu ge­ben, wie es im Lau­fe die­ser Be­trach­tun­gen in mei­nem Geis­te ent­stan­den ist als ein Zu­stand der Din­ge, der durch­aus mög­lich und dem be­ste­hen­den vor­zu­zie­hen wäre. Aber die­ses Buch hat mich zur dich­te­ri­schen Schreib­wei­se zu­rück­ge­führt. In den bei­den vor­her­ge­hen­den habe ich die Ein­rich­tung der mensch­li­chen Ge­sell­schaft rein ob­jek­tiv be­han­delt, in die­sem ging mei­ne Ab­sicht wei­ter und tiefer: ich woll­te ein Ide­al, aber nicht nur für sich, son­dern in der Rück­wir­kung auf zwei Per­sön­lich­kei­ten auf­stel­len. Und da das vor­lie­gen­de Buch viel­leicht das letz­te die­ser Art ist, das ich ver­öf­fent­li­chen wer­de, so schrieb ich in das­sel­be so gut als mög­lich die Ket­ze­rei mei­nes me­ta­phy­si­schen Skep­ti­zis­mus hin­ein, auf dem mein gan­zes Den­ken ruht, und schal­te­te ge­wis­se Ab­schnit­te ein, die sich mit den be­ste­hen­den Metho­den der So­zio­lo­gie und der Volks­wirt­schafts­leh­re be­schäf­ti­gen.

Was ich da zu­letzt sag­te, wird frei­lich die Schmet­ter­lings­le­ser nicht an­lo­cken. Ich habe je­doch mein Bes­tes ge­tan, um das Buch als Gan­zes so klar und un­ter­hal­tend zu ma­chen, als der Stoff es er­laubt, weil ich möch­te, daß so vie­le als nur mög­lich es lä­sen. Aber al­len je­nen, die mei­ne Sei­ten nur mit flüch­ti­gen Bli­cken durch­strei­fen wol­len, um schnell zu se­hen, ob ich ih­rer Mei­nung bin, die in der Mit­te an­fan­gen, oder ohne treue und leb­haf­te Auf­merk­sam­keit zu le­sen pfle­gen, ver­spre­che ich nichts als Är­ger und Ver­wir­rung. Wer nicht ein we­nig Sinn und Ver­ständ­nis für po­li­ti­sche und so­zia­le Fra­gen und et­was Übung in der Prü­fung des ei­ge­nen Selbst mit­bringt, kann hier we­der An­re­gung noch Ver­gnü­gen fin­den. Wer über sol­che Din­ge schon »sei­ne Mei­nung hat«, des­sen Zeit wür­de an die­ses Buch ver­schwen­det sein. Auch der wil­ligs­te Le­ser je­doch wird für die be­son­de­re Metho­de, die ich dies­mal ge­wählt habe, ei­ni­ger Ge­duld be­dür­fen.

Die­se Metho­de mag et­was Zu­fäl­li­ges an sich ha­ben, ist aber nicht so leicht­fer­tig, als sie aus­sieht. Ich glau­be – so­gar jetzt, da ich mit dem Bu­che fer­tig bin – sie führt am bes­ten zu ei­ner Art von durch­sich­ti­ger Un­be­stimmt­heit, die ich für einen sol­chen Ge­gen­stand stets an­ge­strebt habe. Be­vor ich sie aus­wähl­te, habe ich meh­re­re An­fän­ge zu ei­ner Uto­pie durch­ver­sucht. Von al­lem An­fang an ver­warf ich die Form stren­ger Be­grün­dung, die sich an den so­ge­nann­ten »ernst­haf­ten« Le­ser wen­det (der oft ge­nug nur an großen Fra­gen mit wich­ti­ger Mie­ne her­um­nascht). Er möch­te al­les in fes­ten, kräf­ti­gen Li­ni­en se­hen, in Schwarz oder Weiß, mit Ja oder Nein, denn er ver­steht nicht, daß hier so vie­les gar nicht auf die­se Wei­se dar­ge­stellt wer­den kann; wo et­was schief oder un­be­stimmt er­scheint, wo er den nö­ti­gen Ernst ver­mißt oder gar Stim­mung ent­deckt, oder auch die Schwie­rig­kei­ten ei­ner viel­sei­ti­gen Dar­stel­lung, da folgt er nicht mehr. Für ihn ist es ty­pisch, daß er auf der un­über­wind­li­chen An­sicht ste­hen bleibt, der Geist der Schöp­fung kön­ne nicht über zwei hin­aus zäh­len: er hat es nur mit Al­ter­na­ti­ven zu tun. Sol­chen Le­sern will ich hier nicht ge­fal­len. Selbst wenn ich alle mei­ne tri­kli­ni­schen Kris­tal­le als Wür­fel­sys­tem dar­stell­te – –! Ich sah ein, es wäre nicht der Mühe wert, dies zu tun. Als ich nun die be­grün­den­de Form ab­ge­lehnt hat­te, ar­bei­te­te ich flei­ßig wei­ter und such­te mo­na­te­lang nach ei­nem Plan für das vor­lie­gen­de Buch. Zu­erst ver­such­te ich jene er­prob­te Metho­de, die Fra­gen von ei­nem ver­schie­de­nen Stand­punkt aus zu über­se­hen, denn die­se hat­te mich im­mer an­ge­zo­gen, ohne daß ich sie noch ge­meis­tert hät­te, also den er­ör­tern­den Ro­man in der Art wie Pe­a­cock (und Mal­lock) ihn aus dem Dia­log der Al­ten ent­wi­ckelt ha­ben; aber hier­zu Cha­rak­tere und die not­wen­di­ge Int­ri­ge zu er­fin­den, war mir läs­tig, und so gab ich dies auf. Dann mach­te ich den Ver­such, mei­nem Ge­gen­stand eine Form zu ge­ben, die der dop­pel­ten Per­sön­lich­keit in Bos­wells John­son un­ge­fähr ähn­lich ge­we­sen wäre, eine Art Wech­sel­spiel zwi­schen Mo­no­log und Kom­men­tar; ob­gleich dies dem, was ich such­te, nä­her­kam, schlug es zu­letzt doch fehl. Hier­auf über­leg­te ich mir et­was, das man eine »ein­fa­che Er­zäh­lung« nen­nen könn­te. Der er­fah­re­ne Le­ser wird er­ken­nen, daß die­ses Buch zu ei­ner flie­ßen­den Er­zäh­lung ge­wor­den wäre, wenn ich ge­wis­se spe­ku­la­ti­ve und me­ta­phy­si­sche Stof­fe fort­ge­las­sen, die Ge­scheh­nis­se aber brei­ter aus­ge­malt hät­te. Aber ge­ra­de auf jene Stof­fe woll­te ich dies­mal nicht ver­zich­ten. Ich sehe nicht ein, warum ich dem ge­mei­nen Ge­schmack nach blo­ßen Er­zäh­lun­gen Vor­schub leis­ten soll­te. Kurzum, ich schuf, was hier vor­liegt. Dies al­les muß ich dem Le­ser ein­ge­hend sa­gen, da­mit er wohl wis­se, daß die­ses Buch das Er­geb­nis von Über­le­gun­gen und Prü­fun­gen und ge­nau so ist, wie ich es ha­ben woll­te, wie son­der­bar es auch beim ers­ten Le­sen er­schei­nen mag. Ich habe durch­weg eine Art halb­sei­de­nen Ge­we­bes aus phi­lo­so­phi­scher Un­ter­re­dung und dich­te­ri­scher Er­zäh­lung im Auge.

H. G. WELLS.

Der Sprecher

Es gibt Wer­ke, und das vor­lie­gen­de ge­hört zu ih­nen, die man am bes­ten mit ei­nem Por­trät des Ver­fas­sers be­ginnt. Und das ist in un­se­rem Fall, um ei­nem sehr na­tür­li­chen Miß­ver­ständ­nis vor­zu­beu­gen, so­gar der ein­zig mög­li­che Weg. Es klingt ein Ton durch die­se Blät­ter, ein deut­li­cher und per­sön­li­cher Ton, der zu­wei­len scharf und schnei­dend wird, und al­les, was nicht wie die vor­her­ge­hen­de Ein­füh­rung mit an­dern Ty­pen ge­druckt ist, wird von der einen Stim­me ge­spro­chen. Nun darf man – und dies ist das Be­son­de­re an der Sa­che – die­se Stim­me nicht für die des Ver­fas­sers hal­ten, der für das Buch zeich­net. Jede Vor­ein­ge­nom­men­heit die­ser Art muß ver­bannt wer­den. Den Spre­cher stel­le man sich vor als einen weiß­blon­den, rund­li­chen Mann, nicht ganz mit­tel­groß, im jün­ge­ren Man­nes­al­ter, mit blau­en Au­gen, be­weg­li­chen Ma­nie­ren und ei­ner klei­nen kah­len Stel­le auf dem Schei­tel – nicht grö­ßer als ein Ta­ler. Sei­ne Stir­ne ist ge­wölbt. Zu­wei­len sinkt er in sich zu­sam­men, wie die meis­ten von uns, aber ge­wöhn­lich trägt er sich stolz wie ein Spatz. Er macht ge­le­gent­lich eine ele­gan­te, er­klä­ren­de Hand­be­we­gung. Und sei­ne Stim­me (die nun un­ser Me­di­um sein wird) ist ein reiz­lo­ser Te­nor, der manch­mal durch­drin­gend wird. Man stel­le sich vor, er sit­ze an ei­nem Tisch, lese in ei­nem Ma­nu­skript über Uto­pi­en und hal­te die­ses Ma­nu­skript in sei­nen bei­den, am Ge­lenk star­ken Hän­den. So hebt sich der Vor­hang über ihm. So­bald je­doch die vor­züg­li­chen Mit­tel die­ser we­nig mehr ge­üb­ten li­te­ra­ri­schen Kunst recht in Wir­kung tre­ten, wird man selt­sa­me und in­ter­essan­te Din­ge mit ihm er­le­ben. Aber er kehrt im­mer wie­der an den klei­nen Tisch zu­rück, um uns, das Ma­nu­skript in der Hand, sei­ne Schluß­fol­ge­run­gen ge­wis­sen­haft dar­zu­le­gen. Wo­mit der Le­ser un­ter­hal­ten wer­den soll, das ist we­der eine gut er­fun­de­ne Hand­lung, wie er sie in Ro­ma­nen so ger­ne liest, noch auch eine streng auf­ge­bau­te Ab­hand­lung, de­nen er so ger­ne aus­weicht, son­dern ein Mit­tel­ding zwi­schen bei­den. Stel­le dir nun vor, der Spre­cher sit­ze auf ei­ner Büh­ne, ein biß­chen auf­ge­regt und doch zu­rück­hal­tend, er habe sei­nen Tisch, sein Glas Was­ser und al­les, was zu ihm ge­hört, ich selbst sei der auf­dring­li­che Vor­sit­zen­de, der er­bar­mungs­los auf »ei­ni­gen Wor­ten« der Ein­füh­rung be­steht, ehe er sich auf die Sei­te schlägt, stel­le dir fer­ner hin­ter un­serm Freund einen Licht­schirm vor, wor­auf von Zeit zu Zeit be­weg­li­che Bil­der er­schei­nen, und be­den­ke schließ­lich, daß er dir von dem er­zäh­len will, was sei­ne See­le auf ih­ren For­schun­gen in Uto­pia er­lebt hat: so wirst du we­nigs­tens auf ei­ni­ge der Schwie­rig­kei­ten mei­nes Wer­kes vor­be­rei­tet sein.

Die­sem hier vor­ge­stell­ten Schrift­stel­ler steht eine zwei­te ir­di­sche Per­son ge­gen­über, die sich aber erst dann zu ei­ner deut­li­chen Per­sön­lich­keit ver­dich­tet, wenn wir sie zu­vor mit dem Le­ser in Be­zie­hung ge­setzt ha­ben. Sie heißt der Bo­ta­ni­ker und ist schlan­ker, ziem­lich grö­ßer, erns­ter und viel we­ni­ger red­se­lig. Sein Ge­sicht ist leid­lich hübsch und von grau­em Teint; er ist blond, hat graue Au­gen und macht den Ein­druck, als wäre er ma­gen­lei­dend. Die­ser Ver­dacht ist nicht un­be­grün­det. »Leu­te die­ses Schlags« – mit die­ser Er­klä­rung drängt sich plötz­lich der Vor­sit­zen­de ein – sind ro­man­tisch mit ei­nem Schat­ten von Nied­rig­keit, sie su­chen Be­gier­den zu ver­ber­gen und zu schär­fen, sie ge­ra­ten mit den un­ter ei­ner au­ßer­or­dent­li­chen Emp­find­sam­keit ihre sinn­li­chen Frau­en in ge­wal­ti­ge Kon­flik­te und Nöte, und auch der Bo­ta­ni­ker hat sei­ne Wi­der­wär­tig­kei­ten ge­habt. Man wird von ih­nen hö­ren, denn auch dies ist eine Ei­gen­schaft sei­nes Ty­pus. Er kommt in die­sem Buch selbst nicht zu Wort, es spricht im­mer der an­de­re, aber vie­les von dem Was und ei­ni­ges von dem Wie sei­ner Ein­wür­fe kann man aus den Ne­ben­be­mer­kun­gen und aus der Stim­me des Spre­chers ent­neh­men.

So weit muß­ten die Hel­den der mo­der­nen Uto­pie, die sich als Hin­ter­grund der bei­den For­scher ent­rol­len wird, por­trä­tiert wer­den. Das Bild ei­ner ki­ne­ma­to­gra­phi­schen Vor­stel­lung drängt sich auf. Man wird den Ein­druck ha­ben, als gin­gen die bei­den vor dem Licht­kreis ei­ner ziem­lich schad­haf­ten La­ter­ne hin und her, die bis­wei­len aus­setzt, dann wie­der das Bild ver­zerrt, der es ge­le­gent­lich aber auch ge­lingt, ein be­weg­li­ches Mo­ment­bild uto­pis­ti­scher Ver­hält­nis­se auf den Licht­schirm zu wer­fen. Manch­mal er­lischt auch das Bild voll­stän­dig, die Stim­me aber re­det und re­det, die Ram­pen­lich­ter leuch­ten wie­der auf, und ihr sitzt da und lauscht von neu­em dem et­was zu rund­li­chen, klei­nen Mann, der an sei­nem Tisch eine Be­haup­tung nach der an­dern aus­spricht, und vor dem sich jetzt der Vor­hang hebt.

Erstes Kapitel: Topographie

§ 1

Eine mo­der­ne Uto­pie muß sich not­wen­di­ger­wei­se in ei­nem we­sent­li­chen Punk­te von den Nir­gend­wos un­ter­schei­den, die er­träumt wur­den, ehe Dar­win das Den­ken der Welt neu be­leb­te. Sie alle wa­ren fes­te und voll­kom­me­ne Staats­we­sen und ge­währ­ten ein für al­le­mal ein si­che­res Glück ge­gen alle Un­ru­he und Un­ord­nung, die in der Welt selbst liegt. Da sah man ein ge­sun­des, ein­fa­ches Ge­schlecht, das in lau­ter Tu­gend und Glück die Früch­te der Erde ge­noß. Ihm folg­ten an­de­re tu­gend­haf­te, glück­li­che und die­sem ganz ähn­li­che Ge­schlech­ter, bis die Göt­ter es ge­nug hat­ten. Ver­än­de­rung und Ent­wick­lung wur­den von ewig fes­ten Däm­men für im­mer zu­rück­ge­hal­ten. Eine mo­der­ne Uto­pie aber darf nicht im Gleich­ge­wicht, sie muß in Be­we­gung er­schei­nen, nicht als blei­ben­der Zu­stand, son­dern als eine aus­sichts­vol­le Stu­fe, die zu ei­ner lan­gen Rei­he von Stu­fen em­por­führt. Heut­zu­ta­ge stem­men wir uns dem Strom der Din­ge nicht ent­ge­gen, wir schwim­men mit ihm. Wir bau­en un­se­re Staats­we­sen nicht als Bur­gen, son­dern als Schif­fe. An Stel­le ei­nes ein­mal ge­ord­ne­ten Ge­mein­we­sens, das für jetzt und im­mer ein glei­ches Glück fest und si­cher ver­bürgt, müs­sen wir »einen dehn­ba­ren, all­ge­mei­nen Kom­pro­miß« ent­wer­fen, »in wel­chem eine be­stän­dig neue Fol­ge von In­di­vi­dua­li­tä­ten am wirk­sams­ten auf eine um­fas­sen­de Vor­wärts­be­we­gung hin­drängt«. Dies ist der ers­te, all­ge­meins­te Un­ter­schied zwi­schen ei­ner Uto­pie nach mo­der­nen Be­grif­fen und all den Uto­pi­en, die frü­her ge­schrie­ben wur­den.

Wir ha­ben uns hier mit ei­ner Uto­pie zu be­schäf­ti­gen, sie zu­erst im klei­nen deut­lich und wahr­schein­lich zu ma­chen, dann die Welt als Gan­zes uns in ei­nem solch glück­li­chen Zu­stand vor­zu­stel­len. Wir ha­ben da­bei et­was im Auge, das zwar ge­wiß nicht un­mög­lich, je­den­falls aber von heu­te auf mor­gen nicht durch­führ­bar ist. Dazu müs­sen wir uns von der be­harr­li­chen Be­trach­tung der Ge­gen­wart eine Zeit­lang ganz ab­wen­den, um un­sern Blick zu rich­ten in die freie­ren und wei­te­ren Ge­bie­te des in der Zu­kunft noch Mög­li­chen, auf den Ent­wurf ei­nes be­ach­tens­wer­ten Ge­mein­we­sens, auf die Ge­stal­tung ei­nes Bil­des, das un­se­re Phan­ta­sie von je­nem Le­ben vor­zeich­net, das nach der Vor­stel­lung wohl mög­lich und des Le­bens mehr wert wäre als un­ser jet­zi­ges. Hier­zu wol­len wir zu­nächst ei­ni­ge Richt­punk­te fest­le­gen und dann uns in jene Welt selbst ver­tie­fen.

Ge­wiß ist dies ein op­ti­mis­ti­sches Un­ter­neh­men. Aber es ist ganz gut, den kri­ti­schen Ton auf eine Wei­le fort­zu­las­sen, der sich im­mer ein­mischt, wenn man von der Un­voll­kom­men­heit des Be­ste­hen­den spricht, uns auch von den prak­ti­schen Schwie­rig­kei­ten zu er­leich­tern, die sich er­he­ben, wenn man nach Mit­teln und We­gen fragt. Es emp­fiehlt sich, un­ter­wegs ein­mal an­zu­hal­ten, den Ruck­sack ab­zu­le­gen, sich die Stir­ne zu wi­schen und ein we­nig von den obern Hän­gen des Ber­ges zu plau­dern, den wir of­fen­bar be­stei­gen, wenn wir ihn auch der Bäu­me we­gen nicht se­hen kön­nen.

Nach der bes­ten Po­li­tik und Metho­de fra­gen wir gar nicht. Wir wol­len ein­mal ganz Ruhe ha­ben vor all dem. Gera­de des­we­gen müs­sen wir aber ge­wis­se Gren­zen ab­ste­cken. Könn­ten wir un­se­rer frei­en Nei­gung fol­gen, so wür­den wir wahr­schein­lich mit Mor­ris in sein Nir­gend­wo ge­hen, wir wür­den die Na­tur der Men­schen und der Din­ge zu­gleich än­dern, das gan­ze Ge­schlecht wei­se, duld­sam, edel, voll­kom­men ma­chen – eine glän­zen­de An­ar­chie will­kom­men hei­ßen, wo je­der tut, wie es ihm ge­fällt, und wo es kei­nem ge­fällt, Bö­ses zu tun, da er ja in ei­ner Welt lebt, die im Kern ih­res We­sens so gut, so voll­kom­men und strah­lend ist, wie die Welt vor dem Sün­den­fall. Aber das gol­de­ne Zeit­al­ter, die voll­kom­me­ne Welt muß sich in das fin­den, was Raum und Zeit mög­lich ma­chen. In Raum und Zeit un­ter­hält der Wil­le zum Le­ben ewi­ge Kämp­fe. Also muß un­ser Un­ter­neh­men auf eine Grund­la­ge kom­men, die we­nigs­tens prak­ti­scher ist als die er­wähn­te. Wir müs­sen uns zu­nächst auf das be­schrän­ken, was un­ter sol­chen Men­schen mög­lich ist, wie sie heut­zu­ta­ge um uns le­ben, dann auch die Feind­se­lig­keit und den Wi­der­stand der Na­tur in Rech­nung zie­hen. Un­ser Staat soll ge­schaf­fen wer­den für eine Welt, wo es un­be­stän­di­ge Jah­res­zei­ten, plötz­li­che Ka­ta­stro­phen, tücki­sche Krank­hei­ten, ge­fähr­li­che Tie­re und Gift gibt, und er soll aus Men­schen be­ste­hen, die ähn­li­che Lei­den­schaf­ten, Lau­nen und Be­gier­den ha­ben wie wir. Und die­se Welt des Kamp­fes neh­men wir an, wir ent­sa­gen ihr nicht und schlie­ßen uns nicht as­ke­tisch ab ge­gen sie, son­dern wol­len sie, wie die Men­schen des Ok­zi­dents, aus­hal­ten und über­win­den. In­so­weit ent­fer­nen wir uns nicht von de­nen, die sich nicht mit Uto­pi­en, son­dern mit der Welt von heu­te be­schäf­ti­gen.

Ge­wis­se Frei­hei­ten wer­den wir uns mit dem jetzt Be­ste­hen­den frei­lich er­lau­ben, und hier­in fol­gen wir un­sern bes­ten Vor­gän­gern. Wir set­zen vor­aus, daß die öf­fent­li­che Mei­nung et­was ganz an­de­res be­deu­ten kann als ge­gen­wär­tig. Wir ge­stat­ten uns freie Hand in Be­zie­hung auf die geis­ti­gen Le­bens­kämp­fe, na­tür­lich in­ner­halb des­sen, was für den mensch­li­chen Geist nach un­se­ren Kennt­nis­sen mög­lich ist. Eben­so wol­len wir frei um­ge­hen dür­fen mit dem, was wir die Le­bens­aus­stat­tung hei­ßen möch­ten, die sich der Mensch zu­recht­ge­macht hat, mit Häu­sern, Stra­ßen, Klei­dern, Kanä­len, Werk­zeu­gen, mit Ge­set­zen, Gren­zen, Kon­ven­tio­nen und Über­lie­fe­run­gen, mit Schu­len, mit Li­te­ra­tur und re­li­gi­ösen Ein­rich­tun­gen, mit Glau­ben und Sit­ten, kurz mit al­lem, was zu än­dern in der Macht des Men­schen liegt. Dies ist denn auch die ers­te Voraus­set­zung al­ler äl­te­ren und neue­ren uto­pis­ti­schen Spe­ku­la­tio­nen: Pla­tos Re­pu­blik und sei­ne Ge­set­ze, Mo­res Uto­pia, Ho­wells Al­tru­ria und Bel­la­mys zu­künf­ti­ges Bo­ston, Com­tes Gro­ße West­li­che Re­pu­blik, Hertz­kas Frei­land, Ca­bets Ika­ria und Cam­pa­nel­las Son­nen­stadt, sie alle sind auf die An­nah­me ge­stellt, daß ein mensch­li­ches Ge­mein­we­sen sich gänz­lich los­sa­gen kann von Über­lie­fe­run­gen, Ge­wohn­hei­ten, Ge­set­zen und je­ner fei­ne­ren Knecht­schaft, die der Be­sitz mit sich bringt. Und ein großer Teil des wah­ren Wer­tes sol­cher Spe­ku­la­tio­nen liegt in der An­nah­me der Eman­zi­pa­ti­on, in dem Auf­blick zu ei­ner men­schen­wür­di­gen Frei­heit, in dem nie er­lö­schen­den In­ter­es­se für die Mög­lich­keit, den ei­ge­nen Fes­seln zu ent­rin­nen, dem Kau­salzwang der Ver­gan­gen­heit zu wi­der­ste­hen, dem Al­ten zu ent­flie­hen, neue Zie­le auf­zu­stel­len, zu er­stre­ben und zu er­rei­chen.

§ 2

Auch sehr be­stimm­te künst­le­ri­sche Gren­zen fin­den wir vor. Uto­pis­ti­sche Spe­ku­la­tio­nen müs­sen im­mer et­was Tro­cke­nes und Leb­lo­ses an sich ha­ben. Die Nüch­tern­heit des Stof­fes zeigt sich im­mer und über­all an ih­nen. Das Blut, die Wär­me, die le­ben­di­ge Wirk­lich­keit fehlt ganz, wir se­hen kei­ne In­di­vi­dua­li­tä­ten, son­dern nur Leu­te im all­ge­mei­nen. Fast in je­der Uto­pie – die »Nach­rich­ten von Nir­gend­wo« von Mor­ris viel­leicht aus­ge­nom­men – sieht man hüb­sche, aber stil­lo­se Ge­bäu­de, re­gel­mä­ßi­ge, rein­li­che Feld­an­lagen und eine Men­ge von Ein­woh­nern, die alle ge­sund, glück­lich, wohl­ge­klei­det, aber ohne jede per­sön­li­che Ei­gen­art sind. Nur zu oft ist die Sze­ne ei­nem großen Ge­mäl­de ähn­lich, wie sie vor bald fünf­zig Jah­ren so be­liebt wa­ren, wo man Krö­nungs­fei­er­lich­kei­ten, kö­nig­li­che Hoch­zei­ten, Par­la­ments­sit­zun­gen, Kon­fe­ren­zen und Ver­samm­lun­gen sieht, jede Ge­stalt aber an der Stel­le des Ge­sich­tes ein rein­li­ches Oval trägt, wor­auf ihre Num­mer fein le­ser­lich ge­schrie­ben ist. Dies macht den un­ver­bes­ser­li­chen Ein­druck der Nicht­wirk­lich­keit, und ich weiß nicht, wie dem aus­zu­wei­chen wäre. Es ist ein Nach­teil, den man eben hin­neh­men muß. Was ein­mal da­ge­we­sen ist oder da ist, das hat, wäre es auch noch so ver­kehrt und wi­der­sin­nig, durch sei­ne Berüh­rung mit In­di­vi­dua­li­tä­ten et­was Wirk­li­ches und Fes­tes in sich, das dem Nie­er­prob­ten ganz fehlt. Es ist ge­wach­sen und ge­wor­den, es ist durch Ge­brauch und Zeit be­fleckt und schad­haft, es ist ab­ge­run­det und ab­ge­rie­ben, viel­leicht in ei­ner Flut von Blut und Trä­nen ge­tauft wor­den. Was aber nur ge­dacht und ein­ge­bil­det ist, das muß, wäre es noch so ver­nünf­tig und selbst not­wen­dig, son­der­bar und un­mensch­lich er­schei­nen mit sei­nen deut­li­chen, schar­fen, rück­sichts­lo­sen Li­ni­en, sei­nen un­sanf­ten Ecken und Flä­chen. –

Das läßt sich nicht än­dern – da lieg­t’s. Und der Meis­ter lei­det dar­un­ter mit dem letz­ten und ge­rings­ten sei­ner Nach­fol­ger: Pla­to mag die gan­ze Mensch­heit ge­won­nen ha­ben mit der dra­ma­ti­schen Er­fin­dung sei­nes Dia­logs, aber ich zweifle, ob er je einen ein­zi­gen zu dem Wun­sche be­geis­tert hat, ein Bür­ger sei­ner Re­pu­blik zu sein, und ich zweifle, ob je­mand einen Mo­nat der all­ge­mei­nen Tu­gend aus­hal­ten könn­te, von der More träum­te. Nie­mand will wirk­lich in ei­ner Ver­kehrs­ge­mein­schaft le­ben, wenn er nicht In­di­vi­dua­li­tä­ten dort an­tref­fen kann. Der be­fruch­ten­de Kampf un­ter den ein­zel­nen ist der letz­te Sinn des per­sön­li­chen Le­bens, und alle Uto­pi­en kön­nen nicht mehr tun, als Ver­bes­se­run­gen die­ses Ge­gen­spiels vor­schla­gen. Nach die­ser Rich­tung ent­spricht die Um­ge­stal­tung des Le­bens mo­der­nen An­schau­un­gen. Be­vor wir nicht In­di­vi­dua­li­tä­ten bei­brin­gen, kann nichts in die Ent­ste­hung tre­ten, und ein Wel­tall ver­schwin­det, wenn wir den Spie­gel zer­bre­chen, in wel­chem es selbst in dem ge­rings­ten in­di­vi­du­el­len Geis­te er­scheint.

§ 3

Eine mo­der­ne Uto­pie be­an­sprucht für ihre Dar­stel­lung nicht we­ni­ger als einen gan­zen Pla­ne­ten. Es gab eine Zeit, da ein Ge­birg­stal oder eine In­sel ei­nem Ge­mein­we­sen ge­nü­gen­den Ab­schluß bo­ten, um ge­gen jede Beun­ru­hi­gung von au­ßen ge­schützt zu sein. Pla­tos Re­pu­blik war be­stän­dig in Waf­fen für einen Ver­tei­di­gungs­krieg, und die Neue At­lan­tis und Mo­res Uto­pie er­hiel­ten sich in der Theo­rie – wie Chi­na und Ja­pan vie­le Jahr­hun­der­te lang in Wirk­lich­keit – ab­ge­schlos­sen ge­gen alle Ein­dring­lin­ge. Neue­re Bü­cher die­ser Art, wie But­lers sa­ti­ri­sches Ere­whon und Steads Kö­ni­gin­tum der um­ge­kehr­ten Se­xual­ver­hält­nis­se in Zen­tral­afri­ka hiel­ten das ti­be­ta­ni­sche Ver­fah­ren, den for­schen­den Be­su­cher zu er­schla­gen, für ein ein­fa­ches und aus­rei­chen­des Mit­tel. Aber die gan­ze Rich­tung mo­der­nen Den­kens ist je­der be­stän­di­gen Ab­schlie­ßung ent­ge­gen. Heut­zu­ta­ge sind wir uns wohl be­wußt, daß jen­seits der Gren­zen auch des noch so fein aus­ge­dach­ten Staa­tes die Macht an­ste­cken­der Krank­hei­ten, lau­ern­der Bar­ba­ren oder frem­der Wirt­schafts­ver­hält­nis­se je­der­zeit ihre Kräf­te sam­meln kann, uns nie­der­zu­rin­gen. Der Ein­dring­ling kann sich den ra­schen Gang der Er­fin­dun­gen zu­nut­ze ma­chen. Nun kannst du viel­leicht noch eine fel­si­ge Küs­te oder einen Paß hal­ten, was aber dann, wenn schon mor­gen das Luft­schiff über dir er­scheint und sich nie­der­sen­ken kann, wo es ihm be­liebt? Wäre ein Staat mäch­tig ge­nug, sich un­ter mo­der­nen Ver­hält­nis­sen ab­ge­schlos­sen zu hal­ten, so müß­te er auch mäch­tig ge­nug sein, die Welt zu be­herr­schen, und wenn er sie nicht selbst be­herrsch­te, so müß­te er doch alle an­dern mensch­li­chen Ge­mein­we­sen ru­hig dul­den und für sie die Verant­wor­tung tra­gen. Es müß­te also ein Welt­staat sein.

So kann ein mo­der­nes Uto­pi­en nicht in Zen­tral­afri­ka oder in Süd­ame­ri­ka oder um den Pol her­um lie­gen, wo die letz­ten Zuf­luchts­stät­ten al­ler Idea­le sind. Auch die schwim­men­de In­sel der Cité Mo­rel­lys­te ist nicht mehr brauch­bar. Wir brau­chen einen Pla­ne­ten. Lord Ers­ki­ne, der Ver­fas­ser ei­ner Uto­pie (der »Ar­ma­ta«), die von He­wins in­spi­riert sein könn­te, er­kann­te dies zu­erst von al­len Uto­pis­ten – er ver­band sei­ne Zwil­lings­pla­ne­ten von Pol zu Pol durch eine Art Na­bel­schnur. Aber die Phan­ta­sie des Mo­der­nen, die sich an die Na­tur­wis­sen­schaf­ten zu hal­ten hat, darf sich da­mit nicht be­gnü­gen.

Jen­seits des Si­ri­us, ver­lo­ren im Raum, wei­ter ent­fernt als der Flug ei­ner Ka­no­nen­ku­gel, die eine Bil­li­on Jah­re un­ter­wegs ist, au­ßer­halb des Be­reichs un­se­rer schwa­chen Ein­bil­dungs­kraft, flammt der Stern, der un­se­res Uto­pi­ens Son­ne ist. Wer weiß, wo­hin er sei­ne gu­ten Au­gen durch ein gu­tes Fern­rohr rich­ten muß, der sieht die­sen Stern mit drei Ge­nos­sen, die sich eng um ihn zu stel­len schei­nen – ob­gleich sie uns un­glaub­lich vie­le Bil­lio­nen Mei­len nä­her sind – ge­ra­de noch als einen ganz schwa­chen Licht­fleck. Pla­ne­ten um­wan­deln ihn, ge­nau wie un­se­re Pla­ne­ten, aber an ei­nem an­dern Schick­sal we­bend, und un­ter ih­nen steht Uto­pi­en an sei­ner Stel­le, mit sei­nem brü­der­li­chen Ge­fähr­ten, dem Mond. Ein Pla­net wie der un­se­re: die­sel­ben Kon­ti­nen­te, In­seln, Mee­re und Seen, ein zwei­ter Fuji-Yama ragt präch­tig em­por über ein zwei­tes Yo­ko­ha­ma, und ein Mat­ter­horn schaut über das ei­si­ge La­by­rinth ei­nes Theo­du­le hin­weg. Er ist un­serm Pla­ne­ten so ähn­lich, daß ein Bo­ta­ni­ker der Erde dort jede sei­ner Pflan­zen­ar­ten fin­den könn­te bis zur ge­meins­ten Teich­al­ge oder der sel­tens­ten Al­pen­blu­me.

Wenn er aber die letz­te­re ge­pflückt hät­te und sich nach sei­nem Gast­haus um­se­hen woll­te … er fän­de dies sein Gast­haus viel­leicht nicht!

Den­ke dir nun, es ste­hen wirk­lich zwei Men­schen da und se­hen sich ge­nau in die­ser Wei­se um. Ich sage zwei, denn ei­nem frem­den Pla­ne­ten – und wäre es auch ein ganz zi­vi­li­sier­ter – ohne den Rück­halt ei­nes Freun­des ent­ge­gen­zu­ge­hen, das wäre zu viel für den Mut ei­nes ein­zel­nen. Den­ke dir also, wir wä­ren, wie wir ge­hen und ste­hen, dort­hin ent­rückt. Du magst dir vor­stel­len, wir be­fän­den uns auf ei­nem ho­hen Paß in den Al­pen, und ob­gleich ich selbst kein Bo­ta­ni­ker bin – ich be­kom­me näm­lich leicht Schwin­del vom Bücken –, so wür­de ich doch nicht Streit an­fan­gen, wenn mein Beglei­ter eine Bo­ta­ni­sier­büch­se am Arm trü­ge, nur dürf­te sie nicht mit dem so be­lieb­ten, un­aus­steh­li­chen Schwei­zer Ap­fel­grün la­ckiert sein. Wir sind um­her­ge­wan­dert, ha­ben bo­ta­ni­siert, uns dann zum Aus­ru­hen nie­der­ge­las­sen und, zwi­schen den Fel­sen sit­zend, un­sern Im­biß ver­zehrt, eine Fla­sche Yvor­ne ge­trun­ken, ein Ge­spräch über Uto­pi­en an­ge­fan­gen, und un­ge­fähr das ge­sagt, was ich so­eben vor­ge­tra­gen habe. Ich selbst könn­te mir dies auf dem klei­nen Joch des Lu­cen­dro­pas­ses vor­stel­len, auf dem Rücken des Piz Lu­cen­dro, denn da habe ich ein­mal sehr an­ge­nehm ge­früh­stückt und ge­plau­dert. Wir se­hen hin­un­ter ins Val Be­dret­to, und Vil­la, Fon­ta­na und Ai­ro­lo wol­len sich vor uns ver­ste­cken un­ter dem Berg­hang – drei­vier­tel Mei­len ent­fernt lie­gen sie senk­recht in der Tie­fe (La­ter­ne). Mit der ab­sur­den Schein­wir­kung der Nähe, wie man sie in den Al­pen er­lebt, se­hen wir den klei­nen, zwölf Mei­len ent­fern­ten Ei­sen­bahn­zug die Bia­schi­na ent­lang nach Ita­li­en hin­un­ter­fah­ren, und der Luk­ma­ni­er Paß hin­ter Pio­ra, links von uns, und der San Gia­co­mo rechts lie­gen wie Fuß­pfa­de un­ter uns …

Und sie­he! in ei­nem Nu sind wir in je­ner an­dern Welt!

Kaum wür­den wir die Ver­wand­lung be­mer­ken. Kei­ne Wol­ke we­ni­ger am Him­mel. Vi­el­leicht wür­de die fer­ne Stadt da un­ten ein we­nig an­ders aus­se­hen, und mein Ge­fähr­te, der Bo­ta­ni­ker, könn­te mit sei­ner ge­üb­ten Beo­b­ach­tungs­ga­be auch ge­ra­de so­viel ent­de­cken. Der Zug wäre viel­leicht von dem Bil­de ver­schwun­den, eben­so die ge­ra­de Li­nie des in den Am­bri-Piot­ta-Wie­sen re­gu­lier­ten Tes­sin – dies wäre etwa die Ver­än­de­rung, aber auch die ein­zi­ge wahr­nehm­ba­re. Es fällt mir je­doch ein, wie wir uns des Un­ter­schieds der Din­ge plötz­lich dun­kel be­wußt wer­den könn­ten.

Der Bo­ta­ni­ker wür­de sich lei­se ver­sucht füh­len, mit sei­nen Bli­cken Ai­ro­lo wie­der zu su­chen. »Son­der­bar«, wür­de er in al­ler Ruhe sa­gen, »dies Ge­bäu­de da rechts habe ich noch nie be­merkt.«

»Wel­ches Ge­bäu­de?«

»Das da rechts – mit dem son­der­ba­ren …«

»Jetzt seh’ ich’s. Ja, ja, das sieht wahr­haf­tig ko­misch aus. Und groß, sag’ ich Ih­nen! Und hübsch! Ich möch­te wis­sen – –«

Dies un­ter­brä­che un­se­re uto­pis­ti­schen Spe­ku­la­tio­nen. Zwar wür­den wir bei­de ent­de­cken, daß die klei­nen Städ­te un­ten ver­wan­delt wä­ren, aber wir hät­ten sie vor­her nicht ge­nau ge­nug be­ob­ach­tet, um zu wis­sen, wie. Man könn­te nicht nä­her be­schrei­ben, ob es eine Ver­än­de­rung ih­rer Grup­pie­rung oder eine sol­che ih­rer fer­nen, klei­nen Um­ris­se sei.

Dann schnel­le ich wohl ei­ni­ge Krüm­chen vom Knie und sage: »Son­der­bar« zum zehn­ten oder elf­ten Male, in­dem ich mich zum Auf­ste­hen an­schi­cke. Wir stün­den wie­der da, streck­ten uns und lenk­ten un­se­re Bli­cke, im­mer noch ein we­nig ver­wun­dert, auf den Pfad, der über ge­stürz­te Fel­sen hin­ab­klet­tert, den stil­len, kla­ren See um­kreist und sich zum Ho­spiz des St. Gott­hard nie­der­wen­det – wenn wir die­sen Pfad eben noch fin­den könn­ten. Lan­ge be­vor wir ihn oder auch nur die große Stra­ße er­reicht hät­ten, müß­te die Stein­hüt­te in der Keh­le des Pas­ses – die ver­schwun­den oder merk­wür­dig ver­än­dert wäre – müß­ten die Zie­gen auf den Fel­sen und der klei­ne Schup­pen bei der ro­hen stei­ner­nen Brücke uns dar­auf hin­ge­wie­sen ha­ben, daß eine große Wand­lung über die Welt der Men­schen ge­kom­men sei.

Und gleich dar­auf trä­fen wir un­ter ge­gen­sei­ti­gem Er­stau­nen auf einen Men­schen – kei­nen Schwei­zer – in un­ge­wohn­ter Klei­dung und mit ei­ner nie ge­hör­ten Spra­che.

§ 4

Vor Ein­bruch der Nacht wä­ren wir ge­sät­tigt mit Wun­der­din­gen, aber im­mer noch blie­be uns ein Stau­nen üb­rig für et­was, das mein Beglei­ter mit sei­ner wis­sen­schaft­li­chen Aus­bil­dung ohne Zwei­fel als ers­ter sähe. Er schaut em­por mit dem Ken­ner­blick ei­nes Man­nes, der sei­ne Stern­bil­der bis auf die klei­nen grie­chi­schen Buch­sta­ben be­herrscht. Ich kann mir sei­nen Aus­ruf vor­stel­len. Zu­erst traut er sei­nen Au­gen kaum. Ich er­kun­di­ge mich nach dem Grund sei­ner Be­stür­zung – sie wäre ge­wiß schwer zu er­klä­ren. Er fragt mich et­was son­der­bar nach dem Ori­on, aber ich fin­de ihn nicht, dann nach dem Gro­ßen Bä­ren: er ist ver­schwun­den. »Wo?«, fra­ge ich, »wo denn?«, und su­che in dem zer­streu­ten Ge­wim­mel der Ster­ne … und lang­sam be­schleicht auch mich die Ver­wun­de­rung, die ihn er­füllt.

Da müß­te uns an die­sem un­be­kann­ten Ster­nen­him­mel viel­leicht zum ers­ten­mal klar wer­den, daß nicht die Welt sich ge­än­dert hät­te, son­dern daß wir selbst in die tiefs­ten Tie­fen des Rau­mes ver­setzt wor­den wä­ren.

§ 5

Wir brau­chen für den Ver­kehr kei­ne sprach­li­chen Hin­der­nis­se an­zu­neh­men. Die gan­ze Welt wird si­cher­lich eine ge­mein­sa­me Spra­che be­sit­zen, das ge­hört zu den ers­ten Voraus­set­zun­gen ei­ner Uto­pie. Da wir nicht so ge­bun­den sind, wie je­ner, der eine Er­zäh­lung glaub­haft ma­chen muß, so kön­nen wir an­neh­men, die­se Spra­che kom­me der uns­ri­gen nahe ge­nug, um ver­ständ­lich zu sein. Wä­ren wir über­haupt in Uto­pi­en, wenn wir nicht mit je­der­mann spre­chen könn­ten? Jene fluch­be­la­de­ne Spra­chen­schran­ke, jene feind­li­che In­schrift in des Aus­län­ders Auge »taub und stumm für Sie, mein Herr, und also – Ihr Feind«, ist der al­ler­ers­te von den Män­geln und Miß­stän­den, de­nen man durch die Flucht von der Erde ent­rin­nen woll­te.

Doch, wel­che Spra­che müß­te nach un­serm Wun­sche die Welt spre­chen, wenn es hie­ße, das Wun­der von Ba­bel sol­le sich als­bald um­keh­ren?

Wenn ich ein küh­nes Bild ge­brau­chen, mir eine mit­tel­al­ter­li­che Frei­heit er­lau­ben darf, so neh­me ich an, der Geist der Schöp­fung spre­che in die­ser Ein­sam­keit mit uns über je­nen Ge­gen­stand. »Ihr seid klu­ge Leu­te«, möch­te der Geist etwa sa­gen – und da ich trotz mei­ner An­la­ge zur Be­leibt­heit ein arg­wöh­ni­scher, emp­find­li­cher, über­erns­ter Mensch bin, so wür­de ich den Spott so­fort wit­tern (mein Ge­fähr­te aber wür­de sich wahr­schein­lich so­gar noch ge­schmei­chelt füh­len) – »und eure Weis­heit zu er­zeu­gen, wur­de die Welt in ers­ter Li­nie ge­schaf­fen. Ihr seid so freund­lich, ein be­schleu­nig­tes Tem­po in der lang­wei­li­gen, viel­fäl­ti­gen Ent­wick­lung zu wün­schen, mit der ich mich ab­ge­be. Dazu, mer­ke ich, wäre euch eine Welt­spra­che von Nut­zen. Wäh­rend ich hier in die­sen Ber­gen sit­ze – ich fei­le etwa seit die­sem Äon an ih­nen her­um, ein­zig, um eure Ho­tels an­zu­lo­cken – ihr ver­steht mich – wollt ihr so freund­lich sein …? Ein paar Fin­ger­zei­ge …?«

Dann wür­de der Geist der Schöp­fung flüch­tig lä­cheln, und sein Lä­cheln wäre, als zie­he eine Wol­ke da­hin. Die gan­ze Berg­wild­nis um uns her stün­de in strah­len­der Be­leuch­tung da. (Man kennt jene flüch­ti­gen Au­gen­bli­cke in der ein­sa­men Wild­nis, da Wär­me und Glanz über sie hin­hu­schen.)

Soll­ten je­doch zwei Men­schen ihr Stre­ben auf­ge­ben, weil der Unend­li­che sie be­lä­chelt? Da ste­hen wir mit den knor­ri­gen, klei­nen Köp­fen, den Au­gen, Hän­den, Fü­ßen und star­ken Her­zen, und wenn nicht wir noch die Un­se­ren, so sol­len doch die end­lo­sen Scha­ren, die aus uns oder an­dern her­vor­ge­hen, zu­letzt zum Welt­staat, zu ei­ner grö­ße­ren Ge­mein­schaft und ei­ner Ein­heits­s­pra­che ge­lan­gen. Wir wol­len mit al­len Kräf­ten, wenn auch nicht die Fra­ge be­ant­wor­ten, so doch ihre bes­te Lö­sung im Geis­te vor­aus­se­hen. Dies ist un­se­re Ab­sicht: uns das Bes­te aus­zu­den­ken und da­nach zu stre­ben. Eine schlim­me­re Sün­de und eine grö­ße­re Tor­heit als die An­ma­ßung ist der Klein­mut, wenn auch der Größ­te un­se­rer Gro­ßen ge­ring er­scheint un­ter den Son­nen des Wel­talls.

Nun möch­te man, den­ke ich mir, viel­leicht eine Vor­lie­be für et­was ha­ben, das man »wis­sen­schaft­lich« nennt. Wer aber bei die­sem über­aus be­lei­di­gen­den Wort zu­sam­men­zuckt, der darf mei­nes ver­ständ­nis­vol­len Mit­ge­fühls ver­si­chert sein – ob­gleich »pseu­do­wis­sen­schaft­lich« und »qua­si­wis­sen­schaft­lich« noch eine viel schlim­me­re Wir­kung ha­ben. Und man fin­ge wahr­schein­lich an, von wis­sen­schaft­li­chen Spra­chen zu re­den, vom Es­pe­ran­to, von der »Langue bleue«, dem Neu­la­tein, dem Vo­la­pük und ähn­li­chem. Ei­ner wür­de auch be­haup­ten, die che­mi­sche Ter­mi­no­lo­gie sei von wun­der­ba­rer Ge­nau­ig­keit und all­um­fas­sen­der Ver­wend­bar­keit, und bei dem Wor­te Ter­mi­no­lo­gie wür­de ich eine Be­mer­kung ein­flech­ten über je­nen her­vor­ra­gen­den ame­ri­ka­ni­schen Bio­lo­gen, Pro­fes­sor Mark Bald­win, der die bio­lo­gi­sche Spra­che auf eine sol­che Höhe aus­drucks­vol­ler Klar­heit ge­ho­ben hat, daß sie mit ih­rer Un­les­bar­keit Tri­um­phe fei­ern konn­te. (Da­rin liegt mei­ne Ver­tei­di­gungs­li­nie an­ge­deu­tet.)

Man er­läu­tert die­ses Ide­al so: es soll eine wis­sen­schaft­li­che Spra­che sein, ohne Zwei­deu­tig­keit, so scharf wie ma­the­ma­ti­sche For­meln, und jede Be­zeich­nung soll mit je­der an­dern in ge­nau­em lo­gi­schem Zu­sam­men­hang ste­hen. Die­se Spra­che wird nur re­gel­mä­ßi­ge Fle­xio­nen des Verbs und Sub­stan­tivs und fes­te Kon­struk­tio­nen ha­ben, je­des Wort wird in Schrei­bung und Auss­pra­che von je­dem an­dern deut­lich un­ter­schie­den sein.

Je­den­falls sind dies die For­de­run­gen, die man ge­wöhn­lich hört, und sie sind es wert, hier be­trach­tet zu wer­den, wäre es auch nur, weil ihre Zu­sam­men­hän­ge weit über das Ge­biet der Spra­che hin­aus­rei­chen. Sie schlie­ßen in der Tat fast al­les ein, was wir in die­sem Buch zu­rück­zu­wei­sen be­müht sind. Zu­nächst dies: daß die gan­ze geis­ti­ge Grund­la­ge des Men­schen­ge­schlechts fest­steht, daß die Re­geln der Lo­gik, die Sys­te­me des Zäh­lens und Mes­sens, die all­ge­mei­nen Ka­te­go­ri­en und Sche­men der Ähn­lich­keit und Ver­schie­den­heit für den mensch­li­chen Geist auf im­mer be­grün­det sind: die rei­ne Leh­re Com­tes, wie sie ge­schrie­ben steht. Es hat aber die Wis­sen­schaft der Lo­gik und das gan­ze Gerüs­te phi­lo­so­phi­schen Den­kens, das die Men­schen seit Pla­to und Ari­sto­te­les auf­recht er­hal­ten ha­ben, als end­gül­ti­ger Aus­druck des mensch­li­chen Geis­tes nicht mehr Dau­er als der große schot­ti­sche Ka­te­chis­mus. Aus dem Cha­os des mo­der­nen Den­kens er­hebt sich wie­der eine Phi­lo­so­phie, die lan­ge ver­ges­sen war, wie ein blin­der und ge­stalt­lo­ser Em­bryo, der jetzt Ge­sicht und Form und Kraft ent­wi­ckelt, eine Phi­lo­so­phie, die jene An­ma­ßung ver­wirft. 1

Ich will gleich be­mer­ken, daß man im gan­zen Ver­lauf un­se­res Aus­flugs ins Uto­pi­sche die­se neu auf­tau­chen­de Be­we­gung leb­haft spü­ren wird. In dem wie­der­hol­ten Ge­brauch des Wor­tes »Ein­zig« wird man gleich­sam den Schim­mer ih­res Äu­ße­ren, in der ste­ten Be­to­nung der In­di­vi­dua­li­tät und der per­sön­li­chen Ver­schie­den­heit als der Be­deu­tung des Le­bens aber das Ge­we­be ih­rer sich bil­den­den Ge­stalt er­ken­nen. Nichts dau­ert, nichts ist scharf und si­cher (als der Geist ei­nes Pe­dan­ten), und Voll­kom­men­heit ist blo­ße Leug­nung je­ner un­ver­meid­li­chen Ver­schwom­men­heit der Um­ris­se, die das in­ners­te Ge­heim­nis al­les Seins ist. Des Seins! … es gib­t kein Sein, nur ein all­ge­mei­nes Wer­den des ein­zel­nen, und Pla­to kehr­te der Wahr­heit den Rücken, als er sich sei­nem Mu­se­um der ein­zel­nen Idea­le zu­wand­te. Hera­klit, der ein­sa­me und miß­deu­te­te Rie­se, kommt viel­leicht zu sei­nem Recht …

In un­serm Wis­sen ist nichts Blei­ben­des. So wie un­se­re Er­kennt­nis deut­li­cher wird, hellt sie einen bis­her dun­keln Hin­ter­grund auf, und gleich er­scheint hin­ter die­sem wie­der ein neu­er und ver­schie­de­ner. Wir kön­nen nie vor­her­sa­gen, ob nicht ein an­schei­nend si­che­rer Bo­den bei der nächs­ten Ver­än­de­rung weicht. Wie tö­richt also, un­ser Den­ken in fes­te, wenn auch noch so wei­te Gren­zen ein­schlie­ßen, den un­end­li­chen Ge­heim­nis­sen der Zu­kunft Be­zeich­nung und Aus­druck vor­schrei­ben zu wol­len! Wir ver­fol­gen die Ader, bau­en sie ab und häu­fen un­sern Schatz auf; wer aber kann sa­gen, wo­hin die Ader ver­läuft? Die Spra­che ist der Nähr­stoff un­se­res Den­kens und schlägt nur an, wenn sie sich um­set­zen kann in Den­ken, wenn sie lebt und im Le­ben sich ver­zehrt. O ihr Wis­sen­schaft­ler mit eu­rem Hirn­ge­spinst ei­ner Spra­che von un­aus­steh­li­cher Ge­nau­ig­keit und un­ver­än­der­li­chem Be­stand, euch fehlt es gar sehr an je­der Ein­bil­dungs­kraft!

Die Spra­che Uto­pi­ens wird ohne Zwei­fel ein­heit­lich sein und sich nicht mehr spal­ten. Die gan­ze Mensch­heit wird sich nach dem Maße der ein­zel­nen Ver­schie­den­hei­ten einen ein­heit­li­chen Re­so­nanz­bo­den des Den­kens zu schaf­fen wis­sen, aber ihre Spra­che wird im­mer noch eine le­ben­de Spra­che sein, ein see­len­vol­les Gan­ze aus un­voll­kom­me­nen Ein­zel­hei­ten, an de­nen je­der im kleins­ten fort­wäh­rend um­ge­stal­tet. Da ein all­ge­mei­ner Aus­tausch und Ver­kehr be­steht, wird sich der Ge­samt­geist die­ser Spra­che so fort­ent­wi­ckeln, daß sei­ne Ver­än­de­run­gen im­mer durch die gan­ze Welt ge­hen: dar­in liegt eben ihre Ei­gen­schaft als Welt­spra­che. Ich stel­le sie mir als eine aus ver­schie­de­nen Säf­ten ge­nähr­te, als eine aus vie­len ein­zel­nen ent­stan­de­ne Spra­che vor. Das Eng­li­sche ist eine Spra­che die­ser Art, ent­stan­den aus dem An­gel­säch­si­schen, dem Nor­man­nisch-Fran­zö­si­schen und dem Ge­lehr­ten­la­tein und in eine ein­heit­li­che Spra­che ver­schmol­zen, die um­fas­sen­der, kräf­ti­ger und schö­ner ist als jede an­de­re. Das Uto­pi­sche müß­te aus noch zahl­rei­che­ren Nähr­flüs­sen ge­bil­det sein und im Rah­men ei­ner bei­na­he fle­xi­ons­lo­sen Spra­che, wie es das Eng­li­sche ist, einen ver­schwen­de­ri­schen Wor­treich­tum ent­hal­ten. Die­ser wäre aus vie­len frü­her selb­stän­di­gen Spra­chen zu­sam­men­ge­flos­sen, die all­mäh­lich in­ein­an­der über­gin­gen. 2 Frü­her ga­ben sich geist­rei­che Män­ner mit der Fra­ge ab: wel­che Spra­che wird die an­dern über­dau­ern? Die­se Fra­ge war falsch ge­stellt. Es scheint mir heu­te viel wahr­schein­li­cher zu sein, daß meh­re­re Spra­chen sich ver­ei­ni­gen und in ei­nem ge­mein­sa­men Stro­me fort­flie­ßen.

Der vor­ste­hen­de Ab­schnitt über die Spra­chen be­deu­tet je­doch eine Ab­schwei­fung. Wir wa­ren auf dem Pfad, der den Lu­cen­dro­see um­kreist und eben im Be­griff, dem ers­ten Uto­pier zu be­geg­nen. Ich sag­te schon, er war kein Schwei­zer. Und doch wäre er auf un­se­rer al­ten Erde ein Schwei­zer ge­we­sen und hät­te auch hier das­sel­be Ge­sicht, viel­leicht mit ei­ner klei­nen Ver­schie­den­heit im Aus­druck, den­sel­ben Kör­per­bau, wenn auch ein we­nig bes­ser ent­wi­ckelt, die­sel­be Ge­sichts­far­be. Er hät­te an­de­re Ge­wohn­hei­ten, Über­lie­fe­run­gen, Klei­der, Gerä­te, ein an­de­res Wis­sen und Vor­stel­len, aber da­von ab­ge­se­hen wäre es der­sel­be Mensch. Schon im An­fan­ge faß­ten wir scharf ins Auge, daß ein mo­der­nes Uto­pi­en von den glei­chen Men­schen be­wohnt sein müs­se wie un­se­re Welt.

Da­rin liegt viel­leicht mehr, als man auf den ers­ten Blick ver­mu­tet. Denn die­se Voraus­set­zung be­deu­tet einen cha­rak­te­ris­ti­schen Un­ter­schied ge­gen fast alle frü­he­ren Uto­pi­en. Die un­se­re darf, wie wir schon be­tont ha­ben, nichts Ge­rin­ge­res sein, als eine Wel­tu­to­pie, und so müs­sen wir not­wen­dig mit der Ver­schie­den­heit der Ras­sen rech­nen. Selbst die un­te­re Klas­se in Pla­tos Re­pu­blik war von kei­ner spe­zi­fisch ver­schie­de­nen Ras­se. Un­ser Uto­pi­en soll al­les um­fas­sen, wie die christ­li­che Barm­her­zig­keit: Wei­ße und Schwar­ze, Brau­ne, Rote und Gel­be, alle Haut­far­ben, Kör­per­for­men und An­la­gen. Wie wir ihre Ver­schie­den­hei­ten in Ein­klang brin­gen, ist eine Haupt­fra­ge und nicht ge­eig­net, in die­sem Ka­pi­tel an­ge­schnit­ten zu wer­den. Es wird ei­nes ei­ge­nen Ka­pi­tels be­dür­fen, ihre Lö­sung auch nur zu über­bli­cken. Hier un­ter­strei­chen wir noch ein­mal die For­de­rung, daß die Ras­sen der Erde in glei­cher Zahl und Art auch dort zu fin­den sein müs­sen – nur, wie ge­sagt, mit gänz­lich ver­schie­de­nen Über­lie­fe­run­gen, Idea­len, Vor­stel­lun­gen und Zie­len, und so un­ter je­nem an­dern Him­mel auch ei­nem an­dern Ge­schick ent­ge­gen­ge­hend. Daraus er­gibt sich eine son­der­ba­re Fol­ge­rung für je­den, der von der Ein­zig­keit und der ein­zi­gen Be­deu­tung des In­di­vi­du­ums durch­drun­gen ist. Eine Ras­se ist nicht et­was Fes­tes, Ge­schlos­se­nes, kei­ne Schar von völ­lig glei­chen Men­schen, son­dern eine Häu­fung von Un­ter­ras­sen, Stäm­men und Sip­pen, jede ein­zig in ih­rer Art, und wie­der aus klei­ne­ren Ein­zel­bil­dun­gen be­ste­hend, bis hin­un­ter auf jede ein­zel­ne Per­son. Wir wol­len also zu­erst da­hin über­ein­kom­men, daß nicht nur je­der Berg und Fluß, jede Pflan­ze und je­des Tier der Erde auch auf je­nem Pla­ne­ten jen­seits des Si­ri­us zu fin­den ist, son­dern auch je­der le­ben­de Mann, jede Frau, je­des Kind dort einen Dop­pel­gän­ger hat. Von jetzt an wer­den die Schick­sa­le die­ser bei­den Pla­ne­ten na­tür­lich aus­ein­an­der­lau­fen: hier wer­den Men­schen ster­ben, die dort eine ver­bes­ser­te Ein­sicht ret­ten kann, viel­leicht kön­nen wir auch um­ge­kehrt Leu­te bei uns ret­ten; ih­nen wer­den Kin­der ge­bo­ren und uns nicht, aber auch uns und ih­nen nicht. Wir ste­hen hier am Aus­gangs­punkt und se­hen zum ers­ten- und letz­ten­mal die Be­völ­ke­rung un­se­rer Pla­ne­ten auf glei­cher Li­nie ste­hen.

In un­se­rer Zeit ist eine an­de­re Voraus­set­zung nicht mehr mög­lich. Sonst blie­be uns ein­zig ein Uto­pi­en aus en­gel­glei­chen Pup­pen – ein Hirn­ge­spinst von Ge­set­zen für un­denk­ba­re Men­schen – wahr­haf­tig eine reiz­lo­se Auf­ga­be.

Zum Bei­spiel müs­sen wir dort einen Men­schen an­neh­men, wie ich ei­ner hät­te sein kön­nen: bes­ser ge­bil­det und ge­ord­ne­ter, brauch­ba­rer, schlan­ker und be­weg­li­cher – und ich möch­te se­hen, was er um­treibt! – auch Sie, lie­ber Le­ser, lie­be Le­se­rin, ha­ben Ihr Du­pli­kat, und alle Män­ner und Frau­en, die wir bei­de ken­nen. Es wäre zwei­fel­haft, ob wir un­se­re Dop­pel­gän­ger trä­fen, oder ob dies für uns ein Ver­gnü­gen wäre; aber je mehr wir aus den ein­sa­men Ber­gen hin­ab­stei­gen zu den Stra­ßen und Häu­sern und be­wohn­ten Or­ten des uto­pis­ti­schen Wel­treichs, de­sto si­che­rer wer­den wir hin und wie­der auf Ge­sich­ter sto­ßen, die uns aus­ge­spro­chen an jene er­in­nern, die un­ter un­sern Au­gen ge­wan­delt sind.

Man­chem, sa­gen Sie, möch­ten Sie nicht mehr be­geg­nen, und man­chem, den­ke ich mir, doch. »Und gar ei­nem …!«

Es ist merk­wür­dig, aber die­se Ge­stalt des Bo­ta­ni­kers will durch­aus nicht an ih­rer Stel­le blei­ben. Sie er­hob sich zwi­schen uns, lie­ber Le­ser, als eine flüch­ti­ge Er­fin­dung zu bes­se­rem Ver­ständ­nis. Ich weiß nicht, wie ich auf ihn kam, es ge­fiel mei­ner Lau­ne so­gar, ihn an die Stel­le Ih­rer wer­ten Per­son zu set­zen und Sie wis­sen­schaft­lich zu nen­nen – was ja sehr be­lei­di­gend ist. Aber da steht er nun un­strei­tig ne­ben mir in Uto­pi­en und glei­tet von der Höhe un­se­rer Spe­ku­la­tio­nen her­ab zu zö­gern­den, aber recht ver­trau­li­chen Mit­tei­lun­gen. Er er­klärt, er sei nicht nach Uto­pi­en ge­kom­men, um sei­nen Sor­gen wie­der zu be­geg­nen.

Wel­chen Sor­gen?

Ich be­teu­re, aufs wärms­te so­gar, daß es we­der auf ihn, noch auf sei­ne Sor­gen ab­ge­se­hen war.

Er ist ein Mann von etwa neun­und­drei­ßig, des­sen Le­ben we­der eine Tra­gö­die noch ein fröh­li­ches Aben­teu­er war, ein Mann mit ei­nem Ge­sichts­aus­druck, den das Le­ben eher in­ter­essant als kräf­tig oder edel ge­stal­tet hat. Er hat ein et­was ver­fei­ner­tes, emp­find­sa­mes We­sen und eine ge­bil­de­te Selbst­be­herr­schung; er hat mehr ge­le­sen als ge­lit­ten und mehr ge­lit­ten als ge­han­delt. Er sieht mich an mit den blau­grau­en Au­gen, aus de­nen al­les In­ter­es­se an die­sem Uto­pi­en ver­schwun­den ist.

»Es ist dies eine Un­ru­he«, ant­wor­tet er, »die erst seit un­ge­fähr ei­nem Mo­nat in mein Le­ben ge­kom­men ist – we­nigs­tens wie­der recht fühl­bar. Ich dach­te schon, es wäre vor­bei. Es war eine …«

Die Ge­schich­te hört sich son­der­bar an auf ei­nem Ge­birgs­kamm in Uto­pi­en: die­se An­ge­le­gen­heit aus Hamps­tead, die­se Ge­schich­te ei­nes Her­zens aus Fro­gnal. »Fro­gnal«, sagt er, ist der Ort, wo sie sich be­geg­net sind, und ich er­in­ne­re mich, das Wort auf ei­nem Schil­de ge­le­sen zu ha­ben an der Ecke ei­ner neu­en, kie­sel­ge­pflas­ter­ten Stra­ße, die zur Er­schlie­ßung ei­nes Gu­tes an­ge­legt war und über wel­cher zer­streu­te Vil­len am Hang ei­nes Hü­gels ste­hen. Er hat­te sie ge­kannt, ehe er sei­ne Pro­fes­sur er­hielt und we­der ihre »An­ge­hö­ri­gen«, noch die sei­nen – er spricht in je­nem un­aus­steh­li­chen Stil des Mit­tel­stan­des, in dem Tan­ten und Din­ger mit Geld und mit dem Recht, sich in al­les zu mi­schen, »An­ge­hö­ri­ge« hei­ßen – bil­lig­ten die Sa­che. »Sie ließ sich, wie mir scheint, et­was leicht da­von ab­brin­gen«, sagt er. »Aber das ist viel­leicht nicht ge­recht ge­gen sie. Sie sah zu sehr auf die an­dern. Wenn sie be­trübt schie­nen, oder wenn sie et­was für rich­tig hiel­ten …«

Bin ich nach Uto­pi­en ge­kom­men, um sol­che Din­ge zu hö­ren?

Der erns­te­re Le­ser mag dar­über nach­le­sen in Sidg­wicks »Lo­gik«; der flüch­ti­ge­re lese Pro­fes­sor Ca­ses Ar­ti­kel »Lo­gik« im 30. Band der Bri­ti­schen En­zy­klo­pä­die und be­ach­te sei­ne Ge­reizt­heit. Ich habe die­sem Buch eine flüch­ti­ge Skiz­ze ei­ner Phi­lo­so­phie auf die­ser neu­en Grund­la­ge an­ge­fügt; sie wur­de ur­sprüng­lich, 1903, der Ox­for­der Phil. Soc. vor­ge­tra­gen.  <<<

Vgl. einen aus­ge­zeich­ne­ten Auf­satz: Die fran­zö­si­sche Spra­che im Jah­re 2003, von Leon Bol­lack, in der Re­vue vom 15. Juni 1903.  <<<

§ 6

Ich muß die Ge­dan­ken des Bo­ta­ni­kers auf wür­di­ge­re Bah­nen len­ken. Es gilt, die­se arm­se­li­ge Sehn­sucht, die­se auf­dring­li­che klei­ne Lie­bes­ge­schich­te zu über­win­den. Ist er sich klar dar­über, daß dies hier wirk­lich Uto­pi­en ist? Wen­den Sie Ihre Auf­merk­sam­keit mei­nem Uto­pi­en hier zu, und über­las­sen Sie die­se ir­di­schen Nöte ih­rem ei­ge­nen Pla­ne­ten. Kön­nen Sie sich ge­nau vor­stel­len, wo­hin die für eine mo­der­ne Uto­pie nö­ti­gen Voraus­set­zun­gen uns füh­ren? Ein je­der von der Erde muß hier sein – als er selbst, nur mit ei­ner ge­wis­sen Ver­än­de­rung. Ir­gend­wo ist zum Bei­spiel Herr Cham­ber­lain in die­ser Welt, auch der Kö­nig von Eng­land ist da (ohne Zwei­fel in­ko­gni­to) und die gan­ze Kö­nig­li­che Aka­de­mie.

Aber die­se be­rühm­ten Na­men ma­chen kei­nen Ein­druck auf ihn.

Mein Geist geht von ei­ner her­vor­ra­gen­den und be­deut­sa­men Per­sön­lich­keit zur an­dern, und ich ver­ges­se mei­ne Ge­fähr­ten für ei­ni­ge Zeit. Die selt­sa­men Ne­ben­schlüs­se, die sich aus un­se­rer all­ge­mei­nen An­nah­me er­ge­ben, len­ken mich ab. Name und Ge­stalt des Herrn Roo­se­velt tre­ten in den Brenn­punkt mei­ner Vor­stel­lung, und ich ver­ges­se dar­über einen Ver­such, den deut­schen Kai­ser zu ak­kli­ma­ti­sie­ren. Was soll Uto­pi­en zum Bei­spiel mit Herrn Roo­se­velt be­gin­nen? Über mein in­ne­res Ge­sichts­feld glei­tet das Bild ei­nes hef­ti­gen Kamp­fes mit uto­pi­schen Kon­sta­blern, die Stim­me er­klingt, die auf der Erde Mil­lio­nen in be­red­tem Pro­test durch­schau­ert hat. Der Haft­be­fehl, der im Kampf lose um­her­fliegt, fällt mir zu Fü­ßen. Ich fan­ge das Blatt auf und lese – ist’s mög­lich? – »Ver­such der Auf­lö­sung? … Auf­rei­zung zu Un­ru­hen? … Gleich­ge­wicht der Ge­sell­schaft?«

Die Rich­tung mei­nes Den­kens hat uns auf ein­mal in eine hei­te­re Gas­se ge­führt. Man könn­te auch bei die­ser Ton­art blei­ben und eine hüb­sche, klei­ne Uto­pie ver­fas­sen, die wie die hei­li­gen Fa­mi­li­en mit­tel­al­ter­li­cher Künst­ler (oder Mi­che­lan­ge­los Jüngs­tes Ge­richt) un­sern Freun­den in ver­schie­de­ner Wei­se schmei­cheln müß­te. Oder man lie­ße sich auf eine spe­ku­la­ti­ve Be­hand­lung des gan­zen Go­thai­schen Al­ma­nachs ein, etwa in der Art von Epis­te­mons Vi­si­on der ver­damm­ten Gro­ßen, wo es heißt:

»Xer­xes war ein Sen­faus­ru­fer, Ro­mu­lus war Sal­zer und Holz­schuh­fli­cker …«

Ein un­ver­gleich­li­cher Ka­ta­log! ein un­ver­gleich­li­cher Ka­ta­log! Von der Muße der Par­odie er­leuch­tet, könn­ten wir die Sei­ten des Al­ma­nachs vor­neh­men und, mit ei­nem Blick auf die über­zeug­tes­te Re­pu­blik, auch einen »Adel­sal­ma­nach von Ame­ri­ka« und die köst­lichs­ten und aus­ge­dehn­tes­ten Ver­bin­dun­gen an­ord­nen. Wo­hin nun mit die­sem ganz aus­ge­zeich­ne­ten Mann? Und mit die­sem hier? …

Aber es ist ja zwei­fel­haft, ob wir auf un­se­rer Rei­se in Uto­pi­en einen von die­sen Dop­pel­gän­gern tref­fen oder er­ken­nen, wenn wir ihn tref­fen. Ich glau­be nicht, daß ir­gend je­mand es in bei­den Wel­ten zu et­was bringt. Die größ­ten Män­ner in die­sem noch un­er­forsch­ten Uto­pi­en sind viel­leicht bei uns nur Dorf­hel­den, wäh­rend die Zie­gen­hir­ten und der un­wis­sen­de Pö­bel der Erde dort auf den Ses­seln der Macht sit­zen.

Dies öff­net wie­der­um an­ge­neh­me Aus­bli­cke nach al­len Sei­ten hin.

Aber von neu­em drängt mein Bo­ta­ni­ker sei­ne Per­sön­lich­keit da­zwi­schen. Sei­ne Ge­dan­ken sind eine an­de­re Stra­ße ge­wan­delt.

»Ich weiß«, sagt er, »sie wird hier glück­li­cher sein, und man wird sie bes­ser wür­di­gen als auf der Erde.«

Sei­ne Un­ter­bre­chung bringt mich wie­der zu­rück von der Be­trach­tung je­ner po­pu­lä­ren Göt­zen­bil­der, die von al­ten Zei­tun­gen und lee­rem Ge­re­de auf­ge­bla­sen wer­den, den Gro­ßen der Erde. Ich muß an die per­sön­li­chen und ver­trau­ten Be­zie­hun­gen den­ken, die uns mit je­nen Leu­ten ver­bin­den, wel­che man mit ei­ner ge­wis­sen An­nä­he­rung an wirk­li­che Kennt­nis kennt, an die ge­wöhn­li­che Wirk­lich­keit des täg­li­chen Le­bens. Er bringt mich auf Ge­dan­ken an Ei­fer­süch­te­lei­en und Zärt­lich­kei­ten, Strei­tig­kei­ten und Ent­täu­schun­gen. Ich den­ke plötz­lich mit ei­ner ge­wis­sen Weh­mut dar­an, wie die Din­ge sich hät­ten zu­tra­gen kön­nen. Wie, wenn wir hier an­statt nichts­sa­gen­der Num­mern ver­las­se­ne Ge­lieb­te, ver­säum­te Ge­le­gen­hei­ten und die Ge­sich­ter so trä­fen, wie sie für uns hät­ten aus­se­hen kön­nen? Ich wen­de mich fast ta­delnd an mei­nen Bo­ta­ni­ker. »Sie wis­sen, hier wird sie nicht ganz die­sel­be Dame sein, die Ih­nen in Fro­gnal be­kannt war«, sage ich und rei­ße mich von ei­nem The­ma los, das mir nicht län­ger an­ge­nehm ist, wo­bei ich auf­sprin­ge.

»Und über­dies«, fah­re ich, zu ihm nie­der­se­hend, fort, »ist die Wahr­schein­lich­keit, daß wir ihr be­geg­nen, eins zu ei­ner Mil­li­on … und wir trö­deln! Dies war nicht die Sa­che, um die es sich han­del­te, son­dern eine ge­le­gent­li­che Ab­schwei­fung von un­serm wei­te­ren Plan. Es bleibt die Tat­sa­che: die­se Men­schen, die wir hier se­hen wol­len, sind Men­schen mit der glei­chen Schwä­che wie wir – nur die Ver­hält­nis­se sind an­de­re. Las­sen Sie uns den Gang un­se­rer For­schung wei­ter ver­fol­gen.«

Da­mit gehe ich vor­an, rund ums Ufer des Lu­cen­dro­sees un­se­rer uto­pi­schen Welt ent­ge­gen.

(Stellt euch vor, wie er es tut.)

Den Berg hin­ab wer­den wir ge­hen und die Päs­se hin­ab, und so wie die Tä­ler sich öff­nen, wird auch die Welt sich auf­tun, Uto­pi­en, wo die Män­ner und Frau­en glück­lich sind, und die Ge­set­ze wei­se, und wo al­les Ver­schlun­ge­ne und Ver­wirr­te in den Din­gen der Men­schen ent­wirrt und ge­ord­net ist.

Zweites Kapitel: Von der Freiheit

§ 1

Auf was für eine Fra­ge müß­ten zwei Men­schen, die auf den Pla­ne­ten der mo­der­nen Uto­pie ver­setzt wor­den sind, wohl zu­erst sto­ßen? Wahr­schein­lich wä­ren sie in erns­ter Sor­ge um ihre per­sön­li­che Frei­heit. Ich habe schon be­merkt, daß die frü­he­ren Uto­pi­en ge­gen den Frem­den ihre un­lie­bens­wür­digs­te Sei­te kehr­ten. Wür­de un­se­re neue Art ei­nes uto­pi­schen Staa­tes, der sich über eine gan­ze Welt er­streckt, we­ni­ger ab­schlie­ßend sein?

Wir könn­ten uns trös­ten mit dem Ge­dan­ken, daß all­ge­mei­ne Dul­dung ge­wiß zu den mo­der­nen Ide­en ge­hört, und auf sol­chen ruht doch die­ser Welt­staat. An­ge­nom­men, wir wür­den also ge­dul­det und wie je­der als Bür­ger zu­ge­las­sen, so blie­be doch noch ein wei­ter Be­reich der Mög­lich­kei­ten … Ich glau­be, dem Pro­blem wäre bei­zu­kom­men, wenn wir nach sei­nen ers­ten Grund­sät­zen su­chen und da­bei der Rich­tung un­se­rer Zeit fol­gen, in­dem wir die Fra­ge als die des Ver­hält­nis­ses des Men­schen zum Staat auf­fas­sen und die der Frei­heit zu ma­chen­den Zu­ge­ständ­nis­se er­ör­tern.

Die Idee der per­sön­li­chen Frei­heit ge­hört zu je­nen, die mit der Ent­wick­lung des mo­der­nen Den­kens an Be­deu­tung fort­wäh­rend zu­neh­men. Den klas­si­schen Uto­pis­ten war die Frei­heit ver­hält­nis­mä­ßig un­be­deu­tend. Sie sa­hen Tu­gend und Glück als un­ab­hän­gig an von der Frei­heit und als weit be­deu­ten­de­re Din­ge. Un­se­re heu­ti­ge An­sicht aber mit ih­rer star­ken Be­to­nung der In­di­vi­dua­li­tät er­höht be­stän­dig den Wert der Frei­heit, bis die­se schließ­lich als der ei­gent­li­che Sinn des Le­bens, ja als das Le­ben selbst er­scheint, und ein un­wei­ger­li­cher Ge­hor­sam ge­gen das Ge­setz nur noch den to­ten Din­gen zu­kommt, die kei­ne Selbst­be­stim­mung ha­ben. Spiel­raum für die ei­ge­ne In­di­vi­dua­li­tät zu ha­ben, ist nach mo­der­nen Be­grif­fen der sub­jek­ti­ve Tri­umph des Da­seins, wie das Fort­le­ben in ei­nem schöp­fe­ri­schen Werk oder in der Nach­kom­men­schaft des­sen ob­jek­ti­ver Tri­umph ist. Da aber der Mensch ein ge­sel­li­ges We­sen ist, so muß für je­den der freie Spiel­raum des Wil­lens weit hin­ter ei­ner ab­so­lu­ten Frei­heit zu­rück­blei­ben. Eine sol­che ist nur ei­nem De­spo­ten mög­lich, dem al­les un­be­dingt ge­horcht. Wol­len hie­ße dann auch Be­feh­len und Aus­füh­ren, und wir könn­ten in­ner­halb der Gren­zen der Na­tur­ge­set­ze je­der­zeit so han­deln, wie es uns be­lieb­te. Jede an­de­re Frei­heit ist ein Übe­rein­kom­men zwi­schen un­se­rer ei­ge­nen und der Wil­lens­frei­heit al­ler Mit­menschen, mit de­nen wir in Berüh­rung kom­men. In ei­nem ge­ord­ne­ten Staa­te han­delt ein je­der von uns ge­gen sich selbst und ge­gen die an­dern nach ei­nem mehr oder we­ni­ger aus­führ­li­chen Ge­setz. Er schränkt and­re ein durch sei­ne Rech­te und wird durch die der an­dern und durch Rück­sich­ten auf die all­ge­mei­ne Wohl­fahrt selbst ein­ge­engt.

In ei­nem Ge­mein­we­sen hat die per­sön­li­che Frei­heit, um mit dem Ma­the­ma­ti­ker zu re­den, nicht im­mer das glei­che Vor­zei­chen. Dies zu über­se­hen ist der Haup­tirr­tum der über­trie­be­nen Be­to­nung des In­di­vi­dua­lis­mus. Tat­säch­lich kann ein all­ge­mei­nes Ver­bot in ei­nem Staa­te die Sum­me der Frei­hei­ten ver­grö­ßern, eine all­ge­mei­ne Er­laub­nis sie ver­klei­nern. Es er­gibt sich nicht, daß, wie jene Leu­te uns ein­re­den wol­len, ein Mensch da am frei­es­ten ist, wo am we­nigs­ten Ge­setz, und am un­frei­es­ten, wo das meis­te Ge­setz herrscht. Ein so­zia­lis­ti­scher oder kom­mu­nis­ti­scher Staat braucht noch kei­ne Skla­ve­rei zu be­deu­ten, und in ei­ner An­ar­chie gibt es eine Frei­heit über­haupt nicht. Man be­den­ke, wel­che Frei­heit wir ge­win­nen durch den Ver­lust der all­ge­mei­nen Frei­heit des Tö­tens. So kön­nen wir in al­len ge­ord­ne­ten Län­dern der Welt ver­keh­ren, brau­chen we­der Waf­fen noch Rüs­tung zu schlep­pen, we­der tücki­sches Gift noch lau­ni­sche Bar­bie­re, noch Fall­tü­ren in Gast­häu­sern zu fürch­ten. Dies be­deu­tet tat­säch­lich eine Frei­heit von tau­send Ängs­ten und Vor­keh­run­gen. Wenn auch nur die Frei­heit be­stün­de, Blut­ra­che zu üben, was trü­ge sich dann al­les zu in un­sern Vor­städ­ten! Man stel­le sich vor, in welch ge­fähr­li­cher Lage sich zwei Haus­we­sen ei­ner mo­der­nen Vor­stadt be­fän­den, die in Streit ge­ra­ten und mit mo­der­nen Waf­fen ver­se­hen wä­ren, ge­fähr­lich nicht bloß für ein­an­der, son­dern auch für den neu­tra­len Fuß­gän­ger. Es wür­de dies den tat­säch­li­chen Ver­lust je­der Frei­heit be­deu­ten für alle um sie her. Der Flei­scher müß­te, wenn er über­haupt noch käme, sei­ne Run­de in ei­nem ge­pan­zer­ten Wa­gen aus­füh­ren …

Da­her muß in ei­nem mo­der­nen Uto­pi­en, das als End­ziel eine freie Ent­wick­lung der In­di­vi­dua­li­tä­ten auf­stellt, der Staat alle Aus­wüch­se der Frei­heit, wo­durch die wah­re Frei­heit er­stickt wird, aber auch nur die­se, be­schnit­ten, und so die größ­te all­ge­mei­ne Frei­heit er­reicht ha­ben.

Es gibt zwei deut­li­che, ein­an­der ent­ge­gen­ge­setz­te Ar­ten, die Frei­heit zu be­schrän­ken: die ers­te ist das Ver­bot »du sollst nicht«, die zwei­te das Ge­bot »du sollst«. Das Ver­bot kann aber auch die Form ei­nes be­din­gen­den Ge­bo­tes an­neh­men, dar­auf muß man be­son­ders ach­ten. Es sagt dann: wie du das und das er­rei­chen willst, mußt du so und so han­deln, zum Bei­spiel: wenn du mit dei­nen An­ge­stell­ten aufs Meer gehst, so mußt du ein see­tüch­ti­ges Schiff ha­ben. Das rei­ne Ge­bot aber ist un­be­dingt; es sagt: dies mußt du tun, ohne Rück­sicht auf das, was du aus­ge­führt hast, eben tust oder zu tun be­ab­sich­tigst, so wenn die so­zia­len Ver­hält­nis­se durch den ge­mei­nen Zwang ge­mei­ner El­tern und schlech­ter Ge­set­ze ein Kind mit drei­zehn Jah­ren in die Fa­brik schi­cken. Das Ver­bot nimmt aus der un­be­grenz­ten Frei­heit ei­nes Men­schen ein be­grenz­tes Ding her­aus, über­läßt aber sei­ner frei­en Wahl noch eine un­end­li­che Zahl von Hand­lun­gen. Er bleibt frei, und es ist ihm aus dem Meer sei­ner Frei­heit nur ein Ei­mer voll ge­nom­men wor­den. Der Zwang aber zer­stört die Selbst­be­stim­mung gänz­lich. In un­se­ren Uto­pi­en mag es vie­le Ver­bo­te ge­ben, aber kei­nen mit­tel­ba­ren Zwang – wenn sich Mit­tel und Wege fin­den las­sen – und we­ni­ge oder kei­ne Ge­bo­te. So­weit die vor­lie­gen­de Un­ter­su­chung es mich er­ken­nen läßt, glau­be ich, man wird in Uto­pi­en über­haupt kei­nen Zwang brau­chen, we­nigs­tens nicht für die Er­wach­se­nen – ab­ge­se­hen da­von, daß er als ver­dien­te Stra­fe auf­er­legt wer­den kann.

§ 2

Un­ter was für Ver­bo­ten stün­den wir bei­den Aus­län­der wohl in die­ser uto­pi­schen Welt? Ge­wiß dürf­ten wir nicht je­den be­lie­bi­gen, dem wir be­geg­nen, tö­ten, an­fal­len oder be­dro­hen, und so et­was lie­ßen sich auf der Erde er­zo­ge­ne Men­schen kaum zu­schul­den kom­men. Bis wir den in Uto­pia gel­ten­den Be­griff von Ei­gen­tum ge­nau­er känn­ten, wä­ren wir sehr be­hut­sam, et­was an­zu­rüh­ren, das viel­leicht je­mand ge­hört. Wenn es nicht Pri­vatei­gen­tum wäre, möch­te es ja Ei­gen­tum des Staa­tes sein. Aber noch and­re Zwei­fel hät­ten wir. Sind wir be­fugt, solch fremd­ar­ti­ge Klei­der zu tra­gen, un­sern Weg quer über die Fel­sen und Ra­sen nach Ge­fal­len ein­zu­schla­gen, hin­ein­zu­schrei­ten mit nicht des­in­fi­zier­ten Ruck­sä­cken und schnee­feuch­ten Ge­birg­schu­hen in eine au­gen­schein­lich äu­ßerst sau­be­re und ge­ord­ne­te Welt? Wir sind am ers­ten Uto­pier vor­bei­ge­kom­men mit ei­nem flüch­ti­gen ge­gen­sei­ti­gen Gruß und ha­ben mit ei­ner heim­li­chen Be­frie­di­gung be­merkt, daß er kei­nen An­fall des Ent­set­zens be­kam, und jetzt, da wir um eine Krüm­mung ge­kom­men sind, se­hen wir et­was fern un­ten im Tal, das wie eine au­ßer­or­dent­lich wohl ge­pfleg­te Stra­ße aus­sieht …