Johannas Weg nach Hause - Johanna Silvert - E-Book

Johannas Weg nach Hause E-Book

Johanna Silvert

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Beschreibung

Was tut man, wenn im Leben auf einmal alles anders ist?

 

Diese Frage stellt sich auch die 15-jährige Johanna. Denn ihre Mutter ist Alkoholikerin und depressiv. Als plötzlich das Jugendamt vor der Tür steht verändert sich ihr Leben grundlegend. Sie zieht mit ihrer Schwester ins Kinder-und Jugendheim. Nicht nur ihr Zuhause, sondern auch ihre Zukunft steht auf dem Spiel. Wird sie ab jetzt an irgendeinem dunklen Ort mit langen Fluren, großen Schlafsälen und strengen Aufsehern leben? Und schafft sie es, trotz allen Hindernissen ihren Weg zu gehen? 

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Veröffentlichungsjahr: 2022

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Johanna Silvert

Johannas Weg nach Hause

BookRix GmbH & Co. KG81371 München

1

EE

Self

Publishing

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Johannas Weg nach Hause

von

Johanna Silvert

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Handlungen und Figuren dieses Romans sind frei erfunden. Etwaige Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1. Auflage 2022

 

© Johanna Silvert

Verfasserin: Johanna Silvert

 

 

 

Für Euch alle 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Kapitel 1 

Mit Herzklopfen ging Johanna auf den Eingang des Jugendamtes zu, die verschwitzte Hand ihrer kleinen Schwester Samantha, genannt Sami, fest umschlossen. Sie spürte die Aufregung ihrer Schwester und war selbst mindestens genauso angespannt. Aber das würde sie ihr auf keinen Fall zeigen. Also täuschte sie Gelassenheit vor, um Sami nicht noch mehr zu verunsichern.

 

Hinter sich hörte sie ihren großen Bruder Jonas leise mit ihrer Mutter reden. Auch sie klangen besorgt, denn was heute geschehen würde, wird ihres, aber vor allem das Leben von Johanna und Sami vielleicht für immer verändern.

 

Vor einiger Zeit hatten sie das erste Mal jemanden vom Jugendamt kennengelernt. Es waren zwei Sozialarbeiter. Sie kamen angekündigt bei ihnen zu Hause vorbei. Mama hatte vorher extra die Wohnung geputzt und aufgeräumt. Sogar Kuchen hatte sie gebacken. Seit der Sache mit Papa kam das immer seltener vor.

Die Sozialarbeiter sprachen lange mit ihr und stellten auch Johanna ein paar Fragen. Danach gingen sie wieder.

 

Johanna war skeptisch. Wussten sie, dass Mama zu viel trank? Sami fragte Johanna, ob sie wiederkommen würden. Sie verneinte, hatte aber dennoch ein schlechtes Gefühl.

 

Und tatsächlich standen die beiden kurze Zeit später wieder vor ihrer Haustür. Es war ein Dienstagvormittag. Mama ging es so schlecht, dass Johanna beschlossen hatte, mit Sami zu Hause zu bleiben anstatt zur Schule zu gehen. Diesmal wusste niemand vorher von dem Besuch der Sozialarbeiter. Und dementsprechend schlimm sah auch die Wohnung aus. Alles war dreckig und verwüstet. Auf dem Boden lagen sogar ein paar Scherben von einem zerbrochenen Weinglas.

 

Aber das Allerschlimmste war Mama. Sturzbetrunken und mal wieder von Weinkrämpfen der Depression geschüttelt. Dieses Mal war es so schlimm, dass sie nicht einmal reagierte, als Sami sie um etwas zum Essen anbettelte, weil der Kühlschrank leer war.

 

Als die Sozialarbeiter vom Jugendamt das alles sahen, sprachen sie besänftigend auf Mama ein und baten Johanna und Sami, ihre Sachen zu packen und sich von ihr zu verabschieden. Sie sagten, dass Mama jetzt erst mal Zeit für sich bräuchte. Außerdem versprachen sie Sami, dass es dort, wo sie jetzt vorrübergehend wohnen würden, etwas Leckeres zum Essen geben würde. Also gingen Johanna und Sami in ihre Zimmer, holten ihre wichtigsten Sachen und umarmten Mama lange und unter Tränen. Dann folgten sie den Sozialarbeitern zum Auto. Johanna machte sich Sorgen. Was würde jetzt mit ihnen passieren? Kamen sie in ein Heim? Und wie sollte ihre Mutter ohne Johanna als seelischen Beistand und Haushaltshilfe bei Depressionen klarkommen?

 

Jetzt standen sie also hier. Am Eingang des Jugendamtes erwartete sie schon einer der Sozialarbeiter. Er hieß Herr Kirschner und war klein, rundlich und glatzköpfig. „Guten Tag. Schön, dass Sie da sind. Ich habe Sie schon erwartet. Kommen Sie bitte mit“, begrüßte er Johanna und ihre Familie mit einem freundlichen Lächeln. Dann drehte er sich um und führte sie in das Gebäude hinein, direkt nach rechts, einen schmalen Gang mit weiß gekalkten Wänden, die Johanna an ein Krankenhaus erinnerten, entlang.

 

Sie betraten den Raum hinter der Tür ganz am Ende des Ganges. Es war ein kleines Büro mit weißen Wänden und weißem Schreibtisch. Herr Kirschner setzte sich dahinter. Johanna und ihre Familie nahmen ihm gegenüber Platz. „Sie wissen ja, worum es heute geht, oder?“ Fragend schaute er erst Johanna und Sami und dann ihre Mutter an. Alle nickten.

 

Seit dem zweiten Besuch des Jugendamtes hatte Mama viele Gespräche mit dem Jugendamt und später mit dem Familiengericht gehabt. Teilweise waren auch Johanna, Sami und Jonas dabei gewesen. Jonas hatte ihnen erklärt, dass das ganze „Anhörung“ heißt und dass dabei entschieden wird, wie es jetzt mit ihnen weitergeht.

 

Sami fand es ungerecht, dass fremde Erwachsene einfach so über ihr Leben entscheiden durften. Also erklärte ihr Johanna, dass sie mit ihren sieben Jahren zwar noch nicht selbst angehört werden darf, dafür aber einen Erwachsenen, der ihre Interessen vertritt, bekommen würde. Johanna war alt genug, um selbst angehört zu werden. Das hatte Sami beruhigt, denn sie vertraute ihrer großen Schwester.

 

Die jedoch hatte ein sehr mulmiges Gefühl im Bauch. Sie wusste, dass sie heute hier waren, weil Mama und Herr Kirschner ihnen gemeinsam von der Entscheidung des Familiengerichts erzählen wollten. Im Grunde genommen brauchte sie ihre Mutter nur anzusehen, um zu wissen, dass es nicht gut gelaufen

war. Sie versuchte zu lächeln, doch Johanna wusste, dass sie innerlich mit den Tränen kämpfte.

 

„Tja, also… ihr wisst ja, dass es so, wie es bis jetzt war, auf Dauer nicht weitergehen kann. Deshalb gab es viele Gespräche mit dem Familiengericht und es wurde endlich eine Entscheidung getroffen“, begann Herr Kirschner zögernd.

 

„Frau Silvert, möchten Sie fortfahren oder soll ich das machen?“

„Nein, ich kann das schon“, sagte Mama und schluckte.

 

„Ich mach´s kurz. Es wurde entschieden, dass ich erst einmal in eine Klinik komme, um dort einen Alkoholentzug zu machen. Es werden auch Psychologen vor Ort sein, die mir wegen meiner Depressionen helfen. Ihr werdet so lange in einem Heim untergebracht. Danach sehen wir weiter.“

 

Jetzt konnte sie die Tränen nicht mehr zurückhalten. Jonas umarmte sie. Und Johanna umarmte Sami, die ebenfalls angefangen hatte zu weinen. Herr Kirschner begann besänftigend auf Mama und Sami einzureden. Als wenigstens Mama sich etwas beruhigt hatte, lies Jonas von ihr ab. Er setzte sich neben Johanna und drückte ihre Hand, doch sie zog sie zurück. Warum versuchte er jetzt auf einmal für sie da zu sein, wo er doch mit dafür verantwortlich war, dass seine beiden Schwestern ins Heim mussten!? Er war schließlich schon erwachsen und hätte Sami und sie in seiner WG aufnehmen können. Doch noch während sie das dachte, wurde ihr klar, wie unrealistisch das war. Denn selbst wenn Jonas das gewollt hätte, wäre es sehr schwierig geworden, weil er durch seine Ausbildung sowieso keine Zeit hätte, sich um sie zu kümmern. Außerdem ist die WG-Wohnung zu klein für zwei zusätzliche Mitbewohner.

 

Herr Kirschner sagte, das Heim, in das Johanna zusammen mit Sami kommen würde, heiße „Kinder- und Jugendheim Lindenbach“. Sie konnten ausschließlich dorthin, weil alle anderen Heime voll waren.

 

„Wie eure Mutter euch schon erklärt hat, werdet ihr erst einmal dort leben. Bis sie den Entzug hinter sich hat und wieder so gesund ist, dass sie ein normales Leben führen und sich um euch kümmern kann, wird es noch einige Zeit dauern. In dem Heim lebt ihr dann in verschiedenen Wohngruppen mit jeweils Gleichaltrigen und einem Bezugsbetreuer. Seine oder ihre Aufgabe ist es, sich um euch zu kümmern. Ihr werdet sehen, das Leben dort ist ein bisschen wie in einer Großfamilie. Es ist sehr schön dort.“