Julia Exklusiv Band 177 - Diana Hamilton - E-Book

Julia Exklusiv Band 177 E-Book

Diana Hamilton

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Beschreibung

WIE VERFÜHRT MAN EINEN MILLIONÄR? von HAMILTON, DIANA Caro wollte ihn leiden sehen - jetzt muss sie sich eingestehen: Sie liebt Finn Helliar! Wie damals ihre Schwester, die dem Charme des attraktiven Millionärs verfallen war, bis er sie verließ. Trotzdem kann Caro sich dem Sog dieses Mannes nicht entziehen. LIEBE - GESTERN, HEUTE, MORGEN von WALKER, KATE Ohne ein Wort verlässt die schöne Eleanor ihren Freund Morgan. Nicht, weil sie ihn nicht mehr liebt - o nein! Er ist ihr Traummann und wird es auch immer bleiben. Aber sie erwartet ein Kind von ihm, und das wollte er nie. Deshalb geht sie - und kann ihn nicht vergessen. DARF EIN MANN SO SEXY SEIN? von DARCY, EMMA Was für ein Mann! Dieser Nathan sieht so umwerfend gut aus, dass Sasha alles für ihn tun würde. Fast alles! Denn seinen spontanen Heiratsantrag muss sie einfach ablehnen. Sie kann Nathan zwar kaum widerstehen, doch dem scheint um anderes zu gehen als um Liebe.

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Seitenzahl: 562

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Emma Darcy, Diana Hamilton, Kate Walker

Traummänner, Band 177

IMPRESSUM

JULIA EXKLUSIV erscheint im CORA Verlag GmbH & Co. KG, 20350 Hamburg, Axel-Springer-Platz 1

Redaktion und Verlag: Brieffach 8500, 20350 Hamburg Telefon: 040/347-25852 Fax: 040/347-25991
Geschäftsführung:Thomas BeckmannRedaktionsleitung:Claudia Wuttke (v. i. S. d. P.)Cheflektorat:Ilse BröhlProduktion:Christel Borges, Bettina SchultGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)Vertrieb:asv vertriebs gmbh, Süderstraße 77, 20097 Hamburg Telefon 040/347-27013

© by Emma Darcy Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Deutsche Erstausgabe 1995 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg

© by Diana Hamilton Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Deutsche Erstausgabe 1999 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg

© by Kate Walker Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l. Deutsche Erstausgabe 2002 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg

Fotos: mauritius images / RJB Photo Library

© by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg, in der Reihe JULIA EXKLUSIV, Band 177 (8) - 2008

Veröffentlicht im ePub Format im 04/2011 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

eBook-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 978-3-86349-538-1

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Führung in Lesezirkeln nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlages. Für unaufgefordert eingesandte Manuskripte übernimmt der Verlag keine Haftung. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

EMMA DARCY

DARF EIN MANN SO SEXY SEIN?

Fassungslos blickt Sasha dem unglaublich gut aussehenden Nathan in die blauen Augen: Eben erst haben sie sich auf dem Spielplatz kennengelernt. Jetzt fragt er sie, während die Kleinen in der Sandkiste sitzen, ob sie seine Frau werden möchte. Tatsächlich ist Nathan so sexy, dass Sasha sich kaum Schöneres vorstellen könnte. Wenn es ihm wirklich um sie ginge!

DIANA HAMILTON

WIE VERFÜHRT MAN EINEN MILLIONÄR?

Der raffinierte Plan der hübschen Caro funktioniert nicht ganz: Eigentlich wollte sie den gut aussehenden Millionär Finn Helliar verführen und ihn dann sitzen lassen – genau so, wie er es vor Jahren mit ihrer Schwester Katie gemacht hat. Aber als sie zusammen auf der Suche nach einem angemessenen Landsitz durch England reisen, verliebt Caro sich in Finn.

KATE WALKER

LIEBE – GESTERN, HEUTE, MORGEN

Die Entscheidung ist der hübschen Eleanor damals nicht leicht gefallen, doch es musste sein: Weil ihr Freund Morgan absolut keine Kinder wollte und sie trotzdem schwanger wurde, trennte sie sich von ihm. Nach Monaten, in denen sie ihn nie vergessen konnte, steht er ihr plötzlich wieder gegenüber – ihr und ihrer süßen Tochter, von der er gar nichts wusste.

Emma Darcy

DARF EIN MANN SO SEXY SEIN?

1. KAPITEL

Er tauchte plötzlich mit seinem dreijährigen Sohn in dem Park am Hafen auf, wo Sasha mit ihrer neun Monate alten Tochter spielte. Wahrend die Kinder sich im Sandkasten miteinander anfreundeten, kam sie mit ihm ins Gespräch. Sein Name war Nathan Parnell. Und er war der attraktivste Mann, dem Sasha je begegnet war.

Er trug eng anliegende Jeans und ein lässiges T-Shirt. Sasha beobachtete, wie liebevoll er mit seinem Sohn umging, und stellte sich unwillkürlich vor, wie zärtlich er wohl eine Frau berühren würde.

Seine tiefblauen Augen schienen direkt in ihr Innerstes zu sehen. Wahrend sie sich mit ihm unterhielt, schenkte er ihr seine ganze Aufmerksamkeit. Sasha hatte Mühe, den Blick von ihm abzuwenden, um nach Bonnie zu sehen, die fröhlich mit seinem kleinen Jungen eine Sandburg baute.

„Was ich wirklich brauche …“ Nathan Parnell machte eine kleine Pause und ließ den Blick über die Wiese schweifen. „Was ich wirklich brauche, ist eine Frau.“

Sasha zuckte zusammen und hob den Kopf. Mit einer raschen Bewegung strich sie sich das lange schwarze Haar über die Schulter und versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, wie überrascht sie war. Noch vor wenigen Minuten hatte sie Nathan Parnells Frau insgeheim beneidet und sich Vorwürfe gemacht, dass sie so viele Jahre an Tyler Cullum verschwendet hatte. Als Nathan Parnell sie gewinnend anlächelte, schlug ihr Herz plötzlich schneller.

„Bitte antworten Sie ehrlich“, forderte er sie auf. „Wäre das ein annehmbarer Vorschlag für Sie?“

Sasha sah sich furchtsam um. Ein Fremder, der in einem öffentlichen Park einen derartigen Antrag machte, war mit Vorsicht zu genießen – auch wenn er sehr gut aussah. Sie stellte fest, dass die meisten Spaziergänger schon verschwunden waren. Auf einer Bank gegenüber saß ein alter Mann, ganz in seine Zeitung vertieft. Am Ufer bewunderte ein Pärchen Hand in Hand die Aussicht, und zwei ältere Damen beobachteten die Segelboote auf dem Meer. Alle befanden sich in einiger Entfernung von dem Sandkasten.

Von Weitem sehen wir sicher aus wie eine kleine Familie: Mum und Dad mit ihren Kindern, dachte Sasha. Außerdem hielten sich die meisten Leute lieber von Schwierigkeiten fern.

„Ich muss jetzt gehen“, sagte sie nervös und sammelte eilig Bonnies Spielsachen ein.

„Sie haben meine Frage noch nicht beantwortet“, erinnerte Nathan Parnell sie lächelnd. „Ich brauche eine Frau und würde gern wissen, ob Sie daran interessiert sind.“

„Auf keinen Fall.“

„Stimmt etwas nicht mit mir?“, fragte er.

So wie er aussah, konnte er sicher jede Frau in Sydney haben. Und wahrscheinlich war er sich dessen auch bewusst.

Sasha warf ihm einen misstrauischen Blick zu. „Ich dachte, Sie wären bereits verheiratet.“

„Das ist längst Vergangenheit.“

Eine Zeit lang schwiegen beide. Sasha dachte angestrengt nach. Vielleicht war er Witwer und suchte eine Mutter für seinen kleinen Sohn. Doch warum hatte er ausgerechnet ihr, Sasha, einen Antrag gemacht? Er kannte sie doch kaum.

Möglicherweise gefiel ihm die Art, wie sie mit ihrer Tochter umging. Oder wollte er nur mit ihr ins Bett gehen?

Sasha konnte ihre Neugier nicht länger bezwingen. „Ich möchte keine schmerzlichen Erinnerungen wachrufen, aber was ist mit Ihrer Frau geschehen?“

„Sie ist gegangen. Hoffentlich schmort sie in der Hölle.“

Eine so abfällige Bemerkung hatte Sasha nicht erwartet. „Das tut mir leid für Sie“, sagte sie vorsichtig. „Woran ist sie gestorben?“

„Sie ist nicht tot. Leider“, erwiderte er zynisch. „Aber unsere Ehe war zumindest nicht völlig umsonst. Ich habe Matt, und glücklicherweise gerät er ganz nach mir.“

„Dann sind Sie also geschieden“, folgerte Sasha.

„Eine andere Lösung gab es nicht.“

Sasha konnte sich gut vorstellen, welche Schwierigkeiten die Auflösung einer Ehe mit sich brachte. Sie war zwar nie mit Tyler Cullum verheiratet gewesen, aber die Trennung von ihm war für sie genauso schmerzlich verlaufen wie eine Scheidung. Insgeheim fragte sie sich, wie Nathan Parnells Frau es nur fertiggebracht hatte, ihr Kind zu verlassen. Wahrscheinlich gibt es ebenso viele Frauen wie Männer, die ihr Leben nicht mit kleinen Kindern belasten wollen, dachte sie verbittert.

„Denken Sie nur an die Vorteile.“ Nathan Parnells Stimme riss sie aus ihren Gedanken. „Wir könnten einen Ehevertrag aufsetzen und …“

„Woher wollen Sie wissen, dass ich noch zu haben bin?“, unterbrach Sasha ihn, empört darüber, wie selbstverständlich er über sie verfügte.

„Sie tragen keinen Ehering.“

„Heutzutage halten viele Menschen die Ehe für überholt“, entgegnete Sasha, obwohl das eher Tylers Meinung als ihre eigene war.

Nathan Parnell sah sie ungläubig an. „Wollen Sie damit sagen, Sie sind mit einem Mann zusammen, der Sie trotz des gemeinsamen Kindes nicht heiraten wollte?“

„So etwas kommt vor“, verteidigte sie sich trotzig. Wieder einmal wurde ihr schmerzlich bewusst, dass sie einen großen Fehler gemacht hatte.

„Und warum ist dieser Mann jetzt nicht bei Ihnen?“

„Weil …“ Sasha zögerte einen Moment. Eigentlich ging es ihn nichts an, aber er schaute ihr so eindringlich in die Augen, dass sie ihm schließlich die Wahrheit sagte. „Weil ich mich von ihm getrennt habe. Er hat mich und Bonnie nicht gut behandelt.“

„Sehen Sie, wir haben das gleiche Problem“, erwiderte Nathan Parnell befriedigt. „Deshalb käme es uns beiden zugute, wenn wir einen vernünftigen Vertrag ausarbeiten würden. Wir sollten festlegen, was wir in der Ehe voneinander erwarten können.“

„Sie sprechen also von einer Zweckehe?“

„Genau.“

„Und was ist mit Liebe?“

„Liebe schafft nur Unordnung und Verwirrung. Selbst vernünftige Menschen verwandeln sich dadurch plötzlich in unzurechnungsfähige Schwachköpfe. Die Griechen nannten dieses Gefühl Eros und bezeichneten damit die verrückten achtzehn Monate, bevor sich die Leidenschaft legt und man der Wirklichkeit ins Gesicht sieht.“

„Da bin ich anderer Meinung. Ich glaube an die Liebe“, betonte Sasha nachdrücklich.

Rasch sammelte sie Bonnies Spielsachen ein. Ihre romantischen Träume hatten zwar durch die Beziehung zu Tyler einen Dämpfer erhalten, aber sie würde nicht aufgeben und so zynisch werden wie Nathan Parnell.

„Was hat Ihnen die Liebe denn gebracht?“, fragte Nathan herausfordernd. „Wie lange hat es gedauert, bis Sie herausfanden, dass Ihr Geliebter nicht bereit war, Verantwortung zu übernehmen?“

„Das war keine Liebe“, erwiderte sie bestimmt. „Keine tiefe, wahre Liebe. Und das nächste Mal werde ich mich damit nicht mehr zufriedengeben. Das heißt, falls es ein nächstes Mal geben sollte. Bevor ich noch einmal solche Kompromisse eingehe, bleibe ich lieber allein.“

„Und wie wollen Sie diese ‚tiefe, wahre Liebe‘ erkennen?“, erkundigte er sich zweifelnd.

„Ich werde es einfach spüren.“

Sasha war davon keineswegs so überzeugt, wie sie vorgab, wollte aber dieses Gespräch möglichst rasch beenden. Sie bückte sich, um sich den Sand von den Beinen zu wischen, und hob dann Bonnie auf den Arm. Aus den Augenwinkeln sah sie, dass Nathan Parnell sich aufsetzte, aber keine Anstalten machte aufzustehen.

„Das ist doch nur eine Wunschvorstellung“, behauptete er spöttisch.

„Zumindest bin ich jetzt frei und kann so sein, wie ich bin“, entgegnete Sasha hitzig.

„Wenn Sie mich heiraten würden, wären Sie sogar noch ungebundener.“

Sie hob verächtlich die Augenbrauen. „Müsste ich dann nicht das Bett mit Ihnen teilen?“

„Eine Ehe ist natürlich erst gültig, wenn sie vollzogen ist. Wäre einmal denn zu viel verlangt?“

„Nur einmal? Was für eine Ehe soll das sein?“

Nathan Parnell musterte sie mit unverhohlener Bewunderung von Kopf bis Fuß. Glänzendes schwarzes Haar fiel ihr über die Schultern. Die eng anliegende Jeans zeigte ihre langen schlanken Beine, und das T-Shirt betonte ihre weiblichen Rundungen.

„Darüber könnten wir noch einmal sprechen, wenn Sie wollen.“ Er lächelte vielsagend. „Ihre Haut sieht so zart und weich aus. Sicher fühlt sie sich an wie Seide.“

Sasha spürte, wie ihre Wangen sich röteten. Auch sie hatte sich vorgestellt, wie es wäre, wenn Nathan Parnell sie berühren würde. Beschämt sah sie zu Boden, konnte aber den Gedanken an eine leidenschaftliche Umarmung mit diesem Mann nicht unterdrücken.

Glücklicherweise fing Bonnie an, ungeduldig zu werden. Sie quengelte und wand sich im Arm ihrer Mutter, weil sie wieder zu ihrem Spielkameraden wollte. Sasha strich ihrer Tochter beruhigend über den Kopf.

„Das geht nun wirklich zu weit.“ Sie funkelte ihn verächtlich an. „Woher haben Sie nur solche Ideen?“

Er hob voller Unschuld die Schultern. „Ich sage eben, was ich mir denke.“

„Sie fragen also einfach die erstbeste Frau, die Ihnen über den Weg läuft, ob sie …“ Sasha blickte ihn vorwurfsvoll an.

Nathan Parnell lächelte unbefangen. „Im Unbekannten liegt ein gewisser Reiz. Es könnte ein wundervolles Abenteuer für uns beide werden.“

„Oder eine Reise in die Hölle“, bemerkte sie scharf. „Das sollten Sie aus Erfahrung wissen.“

„Da besteht keine Gefahr. Es ist ja keine Liebe im Spiel.“

„Vielen Dank für Ihr Angebot, aber gerade deshalb kann ich es nicht annehmen.“

Sasha hob ihre Tasche auf. Insgeheim schalt sie sich dafür, dass sie diesem Mann so lange zugehört hatte und das Gespräch am liebsten noch fortgesetzt hätte. Aus eigener leidvoller Erfahrung wusste sie, dass körperliche Anziehungskraft rasch schwinden konnte, wenn man mit einem Partner das Alltagsleben meistern musste. Tyler hatte ihr gezeigt, dass eine Beziehung ohne Liebe auf Dauer nicht glücklich machte.

„Kann ich wieder mit dem Baby spielen?“

„Ich glaube, die Mutter des Babys möchte jetzt gehen, Matt, und wir müssen die Wünsche anderer Menschen respektieren.“

Nathan Parnells Stimme klang sanft. Liebevoll nahm er seinen kleinen Sohn in den Arm. Sashas Magen krampfte sich schmerzlich zusammen. Wenn Tyler nur auch so zärtlich mit Bonnie umgegangen wäre … In der Nacht, als Tyler seine kleine Tochter wie eine leblose Puppe geschüttelt hatte, war Sasha klar geworden, dass er sich nie ändern würde.

Entschlossen hob Sasha die große Tasche auf und versuchte, sich ihre Gefühle nicht anmerken zu lassen. Sie vermied es, Nathan Parnell anzusehen, und warf stattdessen dem kleinen Matt einen Blick zu.

Der Junge schien traurig zu sein, dass er seine Spielkameradin hergeben musste. Sasha konnte gut nachempfinden, dass Einzelkinder sich manchmal einsam fühlten. Doch Matt hatte die Liebe seines Vaters und Bonnie die ihrer Mutter. Für beide Kinder wäre es viel schlimmer, wenn sie bei Eltern leben müssten, die sich nicht wirklich liebten und womöglich ständig miteinander stritten.

Plötzlich war Sasha fest überzeugt, dass die Entscheidung, Tyler zu verlassen, richtig gewesen war. Und sie musste auch Nathan Parnell aus dem Weg gehen. Sie straffte den Rücken und lächelte den kleinen Jungen freundlich an.

„Vielen Dank, dass du mit Bonnie gespielt hast.“

„Können wir wieder einmal miteinander spielen?“

„Ich glaube nicht.“ Sasha bemerkte seinen enttäuschten Blick. „Es tut mir leid“, fügte sie hinzu, dann drehte sie sich rasch um und ging. Unwillkürlich fragte sie sich, wie sich die Dinge wohl entwickelt hätten, wenn sie dem Jungen eine andere Antwort gegeben hätte.

Sie war so in ihre Gedanken versunken, dass sie die Gestalt nicht bemerkte, die direkt auf sie zukam, um ihr den Weg abzuschneiden.

„Sasha!“

Beim wütenden Klang der Stimme blieb sie stehen und hob den Kopf. Sie seufzte, als ihr klar wurde, dass es zu einer Auseinandersetzung kommen würde, die wesentlich unangenehmer zu werden versprach als das Wortgeplänkel mit Nathan Parnell.

Der Mann, der ihren Namen gerufen hatte, war Tyler Cullum.

2. KAPITEL

Sasha beobachtete, wie Tyler näher kam. Früher hatte sie ihn sehr attraktiv gefunden, aber mittlerweile erkannt, dass er oberflächlich und selbstsüchtig war. Anders als bei Nathan Parnell wirkte sein gutes Aussehen beinahe gekünstelt. Tyler legte großen Wert darauf, immer nach der neuesten Mode gekleidet zu sein, und hatte sich eine launische Art zugelegt, die er für modern hielt.

Unwillkürlich musste Sasha an Nathan Parnell denken. Im Gegensatz zu Tyler erschien er ihr plötzlich warmherzig und offen. Er war größer als Tyler und hatte markante Gesichtszüge. Seine dichten dunklen Locken sahen leicht zerzaust aus. Er wirkte ganz natürlich und schien sich in seiner Haut wohlzufühlen.

Als Tyler auf sie zukam, versuchte Sasha, sich selbst zu beruhigen. Es war nicht mehr nötig, Tyler zu beschwichtigen und alles zu unternehmen, um ihm zu gefallen. Sie war frei und konnte tun und lassen, was sie wollte.

Trotzdem spürte sie ein unangenehmes Kribbeln in der Magengegend, als Tyler vor ihr stehen blieb. Trotzig sah sie ihm in die kalten grauen Augen.

„Du hättest deinen Eltern sagen sollen, in welchen Park du gehst“, fuhr er sie an. „Das ist jetzt schon der dritte, in dem ich dich suche.“

„Ich verstehe nicht, was du hier willst, Tyler“, erwiderte Sasha wahrheitsgemäß. „Als wir vor einer Woche auszogen, warst du offensichtlich erleichtert.“

Tyler versuchte mühsam, sich zu beherrschen. „Ich habe mich geirrt, Sasha. Jetzt, da ich Zeit zum Überlegen hatte …“

„Ich habe auch über alles nachgedacht“, warf sie ein. „Es ist endgültig vorbei, Tyler.“

„Sei doch vernünftig, Sasha. Nur weil ich für Bonnie nicht so viel Geduld aufgebracht habe wie du …“

Sie funkelte ihn mit ihren ausdrucksvollen dunklen Augen wütend an.

„Na gut, es tut mir leid, dass ich so aufbrausend war“, fuhr Tyler beschwichtigend fort. „Aber Bonnie hat es einfach zu weit getrieben.“

„Das wird nicht mehr vorkommen. Und jetzt entschuldige uns bitte.“

Als Sasha weitergehen wollte, entriss Tyler ihr mit einer raschen Bewegung die Tasche. „Du bleibst hier. Wir müssen miteinander reden.“

Sasha zwang sich, ruhig zu bleiben. „Mein Entschluss steht fest, Tyler. Du kannst nichts daran ändern.“

Seine Miene verfinsterte sich – offensichtlich fiel es ihm schwer, die Tatsache zu akzeptieren, dass sie ihn wirklich verlassen wollte. „Hör zu, Sasha“, begann er schließlich einschmeichelnd. „Ich vermisse dich. Sogar das Baby fehlt mir. Die Wohnung ist leer ohne dich.“

„Du vermisst nur die Annehmlichkeiten, an die du dich gewöhnt hast, Tyler. Such dir eine andere Frau, die deine Wünsche erfüllt. Wie wäre es mit dem Mädchen, mit dem du dich im Studio vergnügt hast?“

„Das war ein einmaliger Ausrutscher – das habe ich dir doch bereits gesagt“, erwiderte er gereizt.

„Es steht dir frei, zu tun und zu lassen, was du willst. Aber ohne mich und Bonnie.“

Tylers Augen glitzerten zornig. „Ich habe mich bei dir entschuldigt. Was erwartest du noch von mir?“

„Nichts. Ich möchte nur, dass du uns in Frieden lässt.“ Sasha streckte die Hand aus. „Bitte gib mir die Tasche.“

„Wo willst du denn leben?“, fragte er, ohne auf ihre Bitte zu reagieren. „Es ist rücksichtslos, dich deinen Eltern aufzudrängen. Ihre Wohnung ist viel zu klein.“

„Ich werde mir ein eigenes Apartment suchen.“

„Mit einem Baby im Schlepptau und ohne regelmäßiges Einkommen? Hör endlich auf, dir etwas vorzumachen, Sasha! Es wird Zeit, dass du Vernunft annimmst!“

„Es hat keinen Sinn, Tyler. Gib mir die Tasche und lass uns gehen.“

„Du benimmst dich dumm und starrköpfig. Komm mit mir nach Hause, und wir werden …“

Sasha ließ ihn einfach stehen und ging weiter. Sie hatte endgültig genug von Tyler.

Mit wenigen Schritten war er bei ihr und packte unsanft ihren Arm. „Wage es nicht, mir den Rücken zuzudrehen! Ich bin gekommen, um mit dir zu sprechen!“

Sasha schrie erschrocken auf und versuchte, sich aus seinem Griff zu befreien. Bonnie fing ängstlich an zu weinen.

„Du machst dem Kind Angst“, behauptete er vorwurfsvoll.

„Das ist deine Schuld. Lass uns gehen!“

„Nein, du kommst mit mir.“ Er verstärkte den Druck seiner Hand und zog sie hinter sich her.

„Hör auf damit, Tyler!“ Verzweifelt versuchte Sasha, sich loszureißen. „Ich will nicht mitkommen.“

„Das ist mir egal.“ Tyler beschleunigte den Schritt, ohne Rücksicht darauf zu nehmen, dass Sasha stolperte und Mühe hatte, das schreiende Baby auf ihrem Arm festzuhalten.

„Du tust mir weh, Tyler.“

„Dann hör auf, dich wie eine störrische Ziege zu benehmen.“

„Lassen Sie die Lady los.“

Beim energischen Klang der Stimme zuckten beide zusammen. Tyler drehte sich verblüfft um und musterte den Mann, der es wagte, sich einzumischen. Auch Sasha blickte ihren Retter ungläubig an.

Nathan Parnell wirkte jetzt nicht mehr lässig und unbekümmert, sondern groß, stark und sehr entschlossen.

„Verschwinden Sie, Mister. Das geht Sie nichts an“, fuhr Tyler ihn an.

Sashas Wagen röteten sich. Es war peinlich genug, von einem Mann in der Öffentlichkeit so behandelt zu werden. Doch dass Nathan Parnell und sein kleiner Sohn auch noch Zeugen des Vorfalls geworden waren, war einfach erniedrigend.

„Lassen Sie die Dame los, oder ich breche Ihnen den Arm“, drohte Nathan Parnell und kam herausfordernd einige Schritte näher.

Warum müssen sich Männer immer so primitiv verhalten? dachte Sasha unglücklich. Wenn sie nicht eingriff, würde es womöglich zu einer Rauferei kommen. Und das wollte sie auf keinen Fall.

„Alles in Ordnung“, sagte sie schnell. Sie war sicher, dass sie sich ohne Hilfe gegen Tyler behaupten konnte.

Nathan Parnell blieb stehen. „Ich denke, der Gentleman sollte sofort Ihren Arm loslassen und Ihnen die Tasche zurückgeben.“

Tyler war noch nie körperlich bedroht worden. „Was fällt Ihnen ein? Wer sind Sie überhaupt?“, fragte er betont forsch und bemühte sich, damit seine Unsicherheit zu überspielen.

„Ich bin Nathan Parnell. Polizeibeamter. Momentan nicht im Dienst.“

Diese knappe Vorstellung zeigte Wirkung. Tyler zögerte einen Moment und ließ dann unvermittelt Sashas Arm los.

Sasha trat instinktiv einen Schritt zurück und versuchte, ihre weinende Tochter zu trösten. Der Schreck saß ihr noch so stark in den Gliedern, dass sie kaum einen klaren Gedanken fassen konnte.

Nathan rührte sich nicht von der Stelle und sah Tyler so scharf an, als hätte er den Hauptverdächtigen in einem Mordfall vor sich.

„Es handelt sich nur um einen kleinen Familienstreit, Officer“, erklärte Tyler lahm.

„Vielleicht sollten wir uns auf dem Revier darüber unterhalten.“

Tyler wich hastig zurück. „Das ist doch lächerlich. Wird man denn in diesem Land ständig von der Polizei überwacht? Ich bin ein freier Bürger!“

„Richtig. Sie genießen die gleiche Freiheit wie Frauen und Kinder. Und jetzt geben Sie der Dame die Tasche zurück.“

„Sie ist mit dem Kind beschäftigt – mit unserem Kind“, betonte Tyler.

Nathan wandte sich an Sasha, die immer noch beruhigend auf Bonnie einsprach. „Soll ich die Tasche für Sie tragen, Madam?“, erkundigte er sich freundlich und verriet mit keinem Wort, dass sie sich bereits kannten. „Es wäre mir ein Vergnügen, Sie zu begleiten.“

Unschlüssig sah Sasha ihn an. Durch sein energisches Auftreten hatte er ihr aus der Patsche geholfen, aber sie wollte nichts mit der Polizei zu tun haben. Außerdem hatte sie sich vorgenommen, Nathan Parnell aus dem Weg zu gehen.

„Wenn du mit ihm gehst, wirst du mich niemals wiedersehen“, drohte Tyler wütend.

Das war genau das, was Sasha sich wünschte. „Ich nehme Ihr Angebot gern an, Officer“, antwortete sie, ohne Tyler zu beachten.

Nathan wandte sich Tyler zu und streckte die Hand aus. „Die Tasche, bitte.“

Tyler schleuderte sie ihm ungehalten vor die Füße und warf dann Sasha einen feindseligen Blick zu. „Glaub ja nicht, du könntest wieder angekrochen kommen. Ich wollte dir noch eine Chance geben, aber jetzt ist es aus mit uns.“

Bevor Sasha antworten konnte, spürte sie eine leichte Berührung an ihrem Ellbogen. Nathan Parnell hatte die Tasche aufgehoben und drückte jetzt sanft ihren Arm. „Hier entlang, Madam.“

Einen Augenblick zögerte Sasha, doch dann wurde ihr klar, dass Nathan Parnell ihretwegen seinen kleinen Sohn allein gelassen haben musste. Es war ihr peinlich, Nathan solche Umstände gemacht zu haben, aber sie war auch erleichtert, Tyler endlich loszuwerden.

Entschlossen folgte sie Nathan und entdeckte nach wenigen Schritten den kleinen Matt. Er saß auf der Wiese und schaute ihnen mit ernster Miene entgegen. Sasha wünschte, er hätte diesen hässlichen Streit nicht mit ansehen müssen. Wahrscheinlich hatte ihn die Szene ebenso verängstigt wie Bonnie. Kinder reagierten sehr empfindlich auf Auseinandersetzungen zwischen Erwachsenen.

„Wenn du deine restlichen Sachen morgen nicht abholst, werfe ich sie auf die Straße!“, rief Tyler ihr nach. „Deine Eltern werden begeistert sein – sie haben auch ohne euch kaum Platz in der kleinen Wohnung!“

Sasha zuckte bei dem gehässigen Klang seiner Stimme zusammen. Es traf sie zutiefst, dass die vierjährige Beziehung mit Tyler auf eine so entwürdigende Weise endete.

„Gehen Sie einfach weiter, und schauen Sie nicht zurück“, sagte Nathan Parnell leise.

Sasha hätte nie vermutet, dass er Polizeibeamter war. Seine große, muskulöse Figur und sein bestimmtes Auftreten ließen allerdings darauf schließen, dass er daran gewöhnt war, Befehle zu erteilen.

„Ich möchte Tyler nicht anzeigen“, erklärte sie nervös.

„Glauben Sie, er wird Sie nicht mehr belästigen?“, fragte er und sah sie aufmerksam an.

Sasha senkte den Blick. Seine Anteilnahme beunruhigte sie. Sie war kein kleines Mädchen mehr, das Schutz brauchte, und sie würde sich auf keinen Fall auf eine Vernunftehe mit Nathan Parnell einlassen. Eine Partnerschaft ohne Liebe kam für sie nicht infrage. Sie musste diesen Mann, in dessen Gegenwart sie ein unerklärliches Kribbeln im Magen spürte, so schnell wie möglich loswerden.

„Ich bin sicher, dass Tyler endgültig genug von mir hat“, erwiderte sie steif.

Sie hoffte, dass Tyler es nicht riskieren würde, eine weitere Abfuhr zu erhalten. Wahrscheinlich würde er sie in Gedanken verfluchen und sich selbst einreden, dass er froh war, sie endlich losgeworden zu sein. Die Beziehung hatte ihn sowieso mehr gekostet, als er zu geben bereit gewesen war. Welche Erklärung würde er wohl ihren gemeinsamen Bekannten auftischen? Eigentlich war es Sasha gleichgültig. Tylers Geschäftspartner Joshua McDougal war der einzige Freund, den sie in den letzten vier Jahren regelmäßig gesehen hatten. Tyler hatte immer Wert darauf gelegt, neue Leute kennenzulernen, mit denen er Spaß haben konnte.

Eine Zeit lang hatte sie seine Art zu leben genossen. Sie waren nie allein und schlossen ständig neue Bekanntschaften. Doch dann hatte Sasha erkannt, dass all diese Kontakte nur oberflächlich waren. Als es darum ging, Verantwortung zu übernehmen und sich den Alltagsproblemen zu stellen, hatte Tyler sie im Stich gelassen.

Obwohl Sasha sicher war, die richtige Entscheidung getroffen zu haben, sah sie sich jetzt vor einige scheinbar unlösbare Probleme gestellt.

Matt sprang auf und lief seinem Vater entgegen. „Ich wusste gar nicht, dass du Polizist bist, Daddy“, rief er. „Seit wann bist du denn ein Officer?“

Sasha zuckte zusammen. Offensichtlich hatte sich Nathan Parnell nur als Polizist ausgegeben. Aber wer war er wirklich? Plötzlich wurde ihr klar, dass er ihr nur geholfen hatte, weil er dringend eine Frau brauchte. Er hatte den Retter in der Not nur gespielt, um seine eigenen Ziele zu verfolgen. Nun, sie würde sich dadurch nicht erweichen lassen. Im Moment hatte sie von Männern gründlich die Nase voll.

Matt kam auf sie zugelaufen und blieb vor ihr stehen. „Mein Daddy kann einfach alles“, erklärte er stolz.

Sasha biss sich zornig auf die Unterlippe und wandte sich an Nathan Parnell. „Haben Sie überhaupt etwas mit dem Gesetz zu tun, Mr. Parnell?“

Er sah ihr tief in die Augen. „Bitte nennen Sie mich Nathan.“

Sein Lächeln wirkte so verführerisch, dass sich Sashas Puls plötzlich beschleunigte. Rasch senkte sie den Blick. „Sie haben meine Frage nicht beantwortet“, erwiderte sie kühl.

„Ich habe eine Zeit lang als Anwalt gearbeitet“, sagte er.

Der Klang seiner tiefen Stimme hat sicher viele Geschworene überzeugt – vor allem die weiblichen, dachte Sasha. „Hat man Sie wegen Amtsmissbrauch gefeuert?“, fragte sie herausfordernd.

„Natürlich nicht“, versicherte Nathan entrüstet. „Ich bin ein gesetzestreuer Bürger und glaube an Recht und Ordnung. Deshalb bin ich auch davon überzeugt, dass eine Ehe durch einen vernünftigen Vertrag geregelt werden sollte.“

Sasha war entschlossen, sich nicht ablenken zu lassen. „Arbeiten Sie nun als Anwalt oder nicht?“

„Nein, ich habe es aufgegeben.“

„Warum?“

Er hob die Schultern. „Die Richter waren nicht immer meiner Meinung.“

„Das bin ich auch nicht“, stellte Sasha fest.

„Habe ich etwas falsch gemacht?“, fragte Nathan unschuldig.

„Sie haben Tyler gedroht. Ich halte nichts von Gewalt.“

„Ich auch nicht. Aber es ist ja auch nichts geschehen, stimmt’s?“ Er lächelte zufrieden.

„Sie haben sicher nicht immer recht“, entgegnete Sasha trotzig.

„Mein Daddy irrt sich nie“, mischte sich Matt ein und sah seinen Vater bewundernd an. „Das hat er mir gesagt.“

Gegen ihren Willen musste Sasha lächeln, und Nathan Parnell fasste dies offensichtlich als Friedensangebot auf.

„Wo wohnen Sie? Matt und ich werden Sie bis zur Haustür begleiten.“

Verwirrt bemerkte Sasha, dass ihr Herz wieder anfing, schneller zu schlagen, als Nathan sie anlächelte. Es wurde höchste Zeit, dass sie sich von diesem Mann trennte. Sie hatte das unbestimmte Gefühl, dass er es immer irgendwie fertigbrachte, seinen Willen durchzusetzen. Und sie befürchtete, dass auch sie sich von ihm überreden lassen würde, wenn sie nicht schnellstens das Weite suchte.

„Vielen Dank, aber das ist nicht nötig.“ Sie sah sich aufmerksam um. „Tyler ist gegangen.“

„Was meinte er damit, als er von Problemen mit Ihren Eltern sprach?“ Nathan ließ nicht locker.

„Ich muss mir eine eigene Unterkunft suchen.“ Sasha seufzte. „Aber es ist nicht so einfach. Es ist schwer, Arbeit zu finden, und ich bin nicht gerade mit Reichtümern gesegnet.“ Sie schob Bonnie, die mittlerweile eingeschlafen war, bequemer zurecht und streckte die Hand aus. „Kann ich jetzt meine Tasche haben?“

„Soll ich sie Ihnen wirklich nicht nach Hause tragen? Ich würde es gern tun.“

Sasha zögerte einen Moment, schüttelte aber dann entschieden den Kopf. „Ich habe es nicht weit.“

Als Nathan ihr die Tasche reichte, traf sie der Blick aus seinen strahlend blauen Augen wie ein Blitz. „Alles Gute bei der Jobsuche. Ich hoffe, Sie finden eine geeignete Wohnung“, meinte er aufrichtig.

„Viel Glück bei der Suche nach einer Frau“, erwiderte sie leichthin.

Entschlossen machte sie sich auf den Heimweg. Irgendwie würde sie es schaffen, für sich und Bonnie zu sorgen, auch wenn sie nie einen Mann finden sollte, der sie beide liebte.

„Warten Sie einen Moment!“

Unwillkürlich blickte sie zurück und sah, dass Nathan hinter ihr herlief. Matt saß auf seinen Schultern und jauchzte vor Vergnügen. Vater und Sohn schienen sich wirklich gut zu verstehen. Sasha spürte plötzlich, wie es ihr die Kehle zuschnürte, als sie die beiden beobachtete.

„Hier.“ Atemlos steckte Nathan Parnell ihr ein Stück Papier in die Tasche.

„Was ist das?“

„Ich habe Ihnen den Namen und die Telefonnummer einer Frau aufgeschrieben, die Ihnen eine Wohnung vermitteln könnte. Über die Miete können Sie verhandeln.“

„Danke, aber …“

„Bitte nehmen Sie es.“ Nathan lächelte jungenhaft. „Dann habe ich heute schon zwei gute Taten vollbracht.“

Er drehte sich um und verschwand im Laufschritt in die andere Richtung, während der kleine Matt ihn begeistert lachend anfeuerte.

Ohne Zweifel war er der attraktivste Mann, dem Sasha jemals begegnet war.

3. KAPITEL

Sasha war verzweifelt – sie konnte nicht länger bei ihren Eltern bleiben. Bevor Tyler seine Drohung wahr machen konnte, hatte sie ihre Sachen abgeholt, und nun herrschte in der kleinen Wohnung ihrer Eltern eine beklemmende Enge. Außerdem ließ sich der Tagesablauf eines neun Monate alten Babys kaum mit dem eines älteren Ehepaares vereinbaren. Es kam zu Spannungen, die allen das Leben schwer machten.

Tag für Tag suchte Sasha nach einer Unterkunft, aber die erschwinglichen Apartments waren unzumutbar: schäbige Einzimmerquartiere in unsicheren, verrufenen Gegenden oder feuchte, düstere Zimmer, die modrig rochen. Sie konnte Bonnie einfach nicht zumuten, so aufzuwachsen. Wieder einmal nahm Sasha den Zettel zur Hand, den Nathan Parnell ihr gegeben hatte. Auf keinen Fall wollte sie sich ihm gegenüber verpflichtet fühlen. Immer wieder hatte sie sich vor Augen gehalten, dass es besser wäre, jeglichen Kontakt zu ihm zu vermeiden. Aber war sie es nicht Bonnie schuldig, alles nur Erdenkliche zu versuchen?

Sasha sah auf die Uhr. Es war kurz vor drei. Letzte Woche um diese Zeit hatte sie sich im Park mit Nathan Parnell über Heirat und Ehe unterhalten. Plötzlich hatte sie sein Bild ganz klar vor Augen.

Was konnte schon geschehen, wenn sie ihm wieder über den Weg laufen sollte? Er hatte sie nicht belästigt, sondern ihre Wünsche respektiert. Sasha hatte ihrer Mutter versprochen, so schnell wie möglich auszuziehen. Der Zettel von Nathan Parnell war vielleicht eine Chance – Sasha musste sie einfach wahrnehmen.

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