Kahlschlag - Gerhard Rolf Günther Fischer - E-Book

Kahlschlag E-Book

Gerhard Rolf Günther Fischer

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Beschreibung

Aus dem Leben eines strebsamen Normalbürgers, der durch anfangs gute Arbeitsplatzsituationen und durch das Geldverdienen zum sammelwütigen Egoisten wird, schöne Reisen macht, die halbe Welt sieht, sich aber um das Wichtigste im Leben eine Familie zu gründen nicht kümmert. Wie sollte er auch, seine Eltern haben ihn dazu nicht aufgefordert. Durch dieses Dilemma, durch eigenverschuldete Kündigungen, anschließende Kurzarbeit und folgende ständige Arbeitslosigkeit im hohen Norden gerät er schließlich in ausweglose Situationen. Anfangs konnten die Eltern noch mit ihren Beziehungen und geldlichen Mittel helfen, aber auch sie leben nicht ewig und zehn Jahre nach dem Tode der Mutter können die Hausabträge nicht mehr regelmäßig bezahlt und an die Gläubigerbank überwiesen werden . Gerd Hinrichs verliert sein Elternhaus durch den Kahlschlag der Zwangsvollstreckung und plötzlich steht auch seine sonst so gute Gesundheit und sein Ruf auf dem Spiel, als er sich durch den KAHLSCHLAG aus seinem geliebten Elternhaus in eine schlechtere Wohngegend geschmissen fühlt, wo doch die frühere Heimat Flensburg gewesen war, nach der er sich gesehnt hat. Angst und Verzweiflung treiben ihn zu nicht enden wollenden Anstrengungen. Und um sich aus dieser prekären Situation langsam wieder befreien zu können und nicht das traurige Los von vielen Zwangsvollstreckten für den Rest seines Lebens tragen zu müssen, packt er zu, rafft sich zu Höchstleistungen auf und lässt dieses Drama, dieses Gegenwartsdrama von mir schreiben, alles aus tatsächlichen Ereignissen und Gesprächen aufgeführt...bis auf den Traum. Diese Drama Gegenwartsdokumentation ist eine Warnung an alle Menschen, die ihr Leben unwissentlich falsch angepackt haben, arbeitslos mit oder ohne Schuld geworden sind, plötzlich ohne Geld dastehen ( das Schlimmste, was einem in der heutigen, unberechenbaren Zeit passieren kann ) Altersarm durch die winzige Rente werden und ihr Haus versteigert wird, dann beginnen die Probleme erst richtig zu greifen ...

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Eine Warnung an die Menschen, die ihr Leben unwissentlich

falsch angepackt haben, die arbeitslos geworden sind,

plötzlich ohne Geld dastehen oder durch zu winzige Renten

Altersarm wurden und ihr Haus zwangsversteigert wird.

Und da beginnen die Probleme erst richtig zu greifen.

Dieses Gegenwards Buch wird für einen guten Bekannten

geschrieben.

Ich hoffe es wird ihm ein schweres Schicksal und

Altersarmut ersparen.

Der große Schreckenskönig zieht durch das Land,

regiert den wertlosen Euro und den verängstigten Bürger mit fuchtiger Hand.

Die Verteuerung des in Abhängigkeit stehenden Benzinpreises ist bekannt.

Doch noch kommt der Autoverkehr nicht zum Stillstand.

Arme Rentner, die hinzuverdienen müssen bewerben sich

gezwungenermaßen jahrelang ohne Vorstelltermin und ohne Pause mit

aufgezwungenem Todesmut,

derweil die Weltmacht Jugend platzt vor Sangesfreude, Prahlereien,

Urlaubsgenüssen, beste Arbeitsplätze - Bankkonten und Taschen voller

Geld mit egoistischem Übermut.

Notarztwagen rasen täglich durch Land und Stadt,

machen arbeitslose Hausbesitzer platt.

Während die Debatten in Politik, Wirtschaft und Handel heißlaufen

können sich viele arme Leute nicht einmal mehr das Notwendigste zum

Leben kaufen.

Sie laufen schon Amok im Wohnzimmer, vor dem Küchenherd und im

dunklen Kellerverlies

schnell mal so eben einen Strick um den Hals legen, das machen alles die

Banken, ihre Handhabe um die Hausabträge ist mies...

Es wird viel vertuscht und nichts wird bekannt,

der große Schreckenskönig zieht durch das Land.

( GEDANKENFETZEN EINES AUTORS IN DER GEGENWART : 19.

09. 2012 )

( GANZER EINSATZ FÜR MEINEN FREUND, DER AUF RETTUNG

IN DER NOT

WARTET UND HOFFT - JETZT SCHON SEIT ZWEI

JAHRZEHNTEN).

( UNEIGENNÜTZIGER EINSATZ DURCHGEFÜHRT ).

Diese Gegenwartschronik mit bärbeißiger Satire und Galgenhumor

geschrieben beschreibt das Leben und Wirken eines strebsamen

Normalbürgers unter uns, der durch anfangs gute Arbeitsplatzsituation zum

sammelwütigen Egoisten durch das Überangebot von Film ( Super8 mm,

Video, DVD ' s usw ) Kinofilmen und das Fernsehen wird, schöne Reisen

mit Auto und Flugzeug unternimmt, sich aber um das wichtigste im Leben

eine Familie zu gründen, die zueinander

hält in guten und schlechten Tagen nicht kümmert.

Durch dieses einsame Dilemma zum Eigenbrötler verkommen, durch

Diebstähle des geliebten Hobbys willen usw. , durch eigenverschuldete

Kündigungen der Arbeitsplatzstellen, durch Nichthilfe des Arbeitsamtes in

anschließende Kurzarbeitsplätze geraten ( die für die spätere Rente nichts

einbringen) und ständige Arbeitslosigkeit trotz fleißigster Bewerbungen

telefonisch, fernschriftlich und mündlich kommt er aus den auswegslosen

Situationen nicht mehr heraus. Auch wird er von Freunden,

Schulkameraden und Bekannten schlecht beraten oder er ist Luft für sie –

wird einfach links liegen gelassen.

Anfangs helfen noch die Eltern mit ihren Mitteln ( Vater Bankbeamter) ,

doch auch sie können nicht ewig leben und zwölf Jahre nach dem Tode der

Mutter können die Hausabträge nicht mehr vom

alleinigen Hauserben Hinrichs aufgebracht werden.

So verliert er eines Tages sein Elternhaus nach langem Kampf und

immerhin noch zwei Jahre Zwangsvollstreckungsschutz durch das

maßgebliche Gericht und seinen Rechtspfleger durch

ZWANGSVOLLSTRECKUNG schon im ersten anberaumten

Gerichtstermin.

KAHLSCHLAG des Hauses betreiben ein brutales junges Ehepaar,

schlagen alles kurz und klein was nicht niet und nagelfest ist, betrügen und

belügen den ehemaligen Hauseigentümer von Strich bis Faden.

Seine Gesundheit steht auf dem Spiel als er sich durch den KAHLSCHLAG

nach zwei Monaten

Einpacken des Eigentums ( und dem Auslagern der Sammlungen ) in eine

schlechte, ärmliche Wohngegend geschmissen fühlt ( Panik und

Angstzustände wechseln jeden Tag), so stolpert er jeden Tag durch die enge,

kleine Schlauchwohnung und denkt an die erste frühere Heimat

FLENSBURG, wo er geboren wurde, nach der er sich sehnt und eines Tages

nach der Privatinsolvenz und neuem

Verdienst der in den Sternen steht wieder in eine größere Wohnung mit

seinem Graupapagei ziehen will.

Angst, Krankheit und Verzweiflung treiben ihn zur Höchstleistung an. Sein

Nachbar rettet ihm durch stete Hilfsleistungen was Keller ausräumen,

Lichtanlagen usw. betrifft und gute Ratschläge die Gesundheit „ vorläufig“.

Um sich aus dieser prekären Situation langsam wieder befreien zu können

( eine ganze Riege von Pastoren hilft zeitweilig aus der anfänglichen Not,

die sich aber stetig fortsetzt) und um nicht das traurige Los von vielen

bettelarmen Menschen für den Rest seines Lebens teilen zu müssen, packt er

zu, rafft sich zu Höchstleistungen in Sachen Bewerbungen auf, mit

kompetenten Menschen sprechen, das Auto durch den TÜF bringen,

Fernsehen und Beamer anschließen dauert acht Monate, REHA Kur

beantragen, Zahnarztkosten decken ( plötzlich fallen die Zähne aus),

Verleger befriedigen und

Telefon, Flatrate und Internetanschlüsse herzustellen ( Dauer zwei Monate )

usw. zu können und läßt diesen Gegenwartsroman vor euren Augen durch

meine Wenigkeit ablaufen... INHALT

1 Stadt Flensburg Kreissparkasse Girozentrale beim Museumsberg

Lichter Tag

Vormittag, Innen

Vor dem Bankschalter steht der stadtbekannte Gastwirt Georg Fischer mit

vielen anderen aufgeregten Bankkunden, der Angstschweiß läuft Männern

wie Frauen über Stirn und Rückenpartie,

sie ziehen aus Hand und Hosentaschen riesige Taschentücher hervor,

wischen sich den Angstschweiß von der tropfnassen Stirn,

aufgeregt sprechen sie miteinander, stehen in Reih und Glied und linke und

rechte Füße treten hastig das Parkett.

Georg Fischer kommt an die Reihe, spricht den Angestellten an :“ Meine

Kontoauszüge bitte, Herr

Andersen, ich brauche eine halbe Million Goldmark, fast mein ganzes

schwer verdientes Vermögen. Habe soeben das Bahnhofshotel in der

Rathausstraße gekauft und muß den jetzigen Eigentümer auszahlen. Greift

die neue Währungsreform schon, um Gottes Barmherzigkeit willen...!“

Andersen höflich aber bestimmt:“ Tja, Herr Fischer, es tut mir sehr leid für

Sie und nicht nur für Sie.

Sie sind hier nicht der einzige Leidtragende in der Kundenreihe. Sie

kommen zwei Stunden zu spät.

Das gesamte Geld, ihre Goldmark wurde entwertet. Die Reichsmark wurde

eingeführt. Die Währungsänderung hat ihr gesamtes Vermögen und das

anderer wohlhabender Flensburger vernichtet, glauben sie mir, sie als unser

langjähriger Kunde.Ich bin untröstlich. Sie stehen am Bettelstab!“

Als Georg Fischer das letzte Wort von Andersen vernommen hatte wird er

kreidebleich, bricht zusammen, Bedienstete richten den geschockten Mann

auf, setzen ihn in die Nähe des Schalters auf eine Holzbank, der schwarze

Zylinder fällt ihm vom Kopfe, sein gesenktes Haupt ruht in seinen

aufgestützten Händen, der schwarze Zylinder purzelt über den Boden.

Georg Fischer zu sich selbst, während ihm der Bankdirektor Friedrich ein

Glas Wasser reicht und ihm Mut zuspricht...

Friedrich :“ Fassen Sie sich und halten Sie vorerst ihren Schankbetrieb

aufrecht Herr Fischer. Wenn Sie meine Meinung hören wollen, ich meine es gut.

Dort an unseren Schaltern brechen die Leute hinter ihnen reihenweise

zusammen, die Währungsreform greift, unser aller Geld wird vernichtet,

mein Gott was für ein Schicksalsschlag!“

Fischer, sich nach seinem Zylinder bückend:“ Was soll aus meinem Projekt

Bahnhofshotel werden, ich habe dafür mit der Familie zwanzig Jahre

sparen müssen, unser Leben, unsere Existenz und unsere Lebensgrundlagen,

alles zerstört, wie soll es weitergehen, das darf ich nicht meiner Frau erzählen.

Gibt es nicht einen Ausweg Herr Friedrich?!“

Friedrich hilflos mit den Ohren schlackernd und die Arme ringend:“ Es gibt

keinen, es gibt keinen Herr Fischer, wir müssen uns alle dem notwendigen Übel fügen!“

Großer Tumult an diesem Tage in der Schalterhalle der großen Bank.

Kunden, Angestellte und Hauspersonal schwirren durcheinander wie die

Fliegen und ein Aktionär überschreit sie alle : „ Kauft Aktien, Leute, kauft

Aktien, Krupp, Thyssen, Haribo, Zeiss, alles gestiegen, jetzt oder nie...!“

Gastwirt Fischer vernimmt diese Rufe schon nicht mehr, in seinem Kopf

zischt und dröhnt es, er schleppt sich auf die Rathausstraße, hält mit letzter

Kraft eine Droschke an, die ihn mit zwei Pferden vorgespannt in wilder

Fahrt in die Marienhölzung fährt.

2 Die Gastwirtschaft in der Flensburger Marienhölzung unter blühenden Buchen

Lichter Tag, Innenräumlichkeiten; Schankwirtschaft, Küche

Fischer steigt hastig aus seiner Kutsche, reißt die Schanktür sperrangelweit

auf, stürmt an erstaunten Gästen und Bediensungspersonal vorbei, in die

Küche, wo die Warm und die Kaltmammsellfrauen beim Mittagsmahl mit

dem Küchengeschirr herumhantieren.

Heute gibt es für gutbetuchte Gäste zwei Gerichte zum Aussuchen...

Kohlrouladen und Hirschgulasch mit Rahmsoße. Nachtische, Biere und

Kömflaschen stehen bereit.

Adda von Barm, die Schwester von Gastwirtsfrau Mary Fischer :“ Georg

ist zurück, Mary, sieh nur, da stimmt was nicht mit ihm!“ Hält sich zurück.

Die drastische Gastwirtsfrau Mary ergreift einen schweren Suppenlöffel,

dem Serviespersonal fallen die Kochlöffel aus den Händen als sie mit

überlaufenden Augen erspähen, das Mary dem Georg mit dem Löffel vor

der Nase herumfuchtelt und droht:“ Erzähle mir nicht, das unser Geld

entwertet ist. Ich höre Radio. Du gehst auf der Stelle zur Bank zurück, nimm

die alte Flinte mit und

verlange unser mühselig erspartes Geld zurück, du mußt doch das

Bahnhofshotel mit Heller und Pfennig bezahlen. Ansonsten tu ich das und

diese Kelle soll meine Waffe sein und bist du nicht willig, dann brauche ich Gewalt!“

Mary schwingt die Kelle vor Georgs Augen hin und her.

Ihre Kinder Rolf, Kurt und Adda kommen von der Schule und schreien wie

aus einem Munde : „Hunger, Hunger,“ und der Schäferhund Bello läuft

ihnen freudig durch die Schankstube entgegen. Vor der Eingangshalle

weicht das Tier knurrend zurück, denn der Droschkenfahrer erscheint und

hält den Gastwirtsleuten seine Mütze vor die Nase:“ Herr Gastwirt Fischer,

sie müssen mich noch für die Kutschfahrt bezahlen und zwar mit der neuen

Währung wenn ich bitten darf!“

In der stets gut besuchten Gastwirtschaft bezahlen alle Gäste noch mit der

alten Währung, der

Goldmark, während Gastwirtin Mary ihrem Küchenpersonal auf die Finger

sieht und sie anherrscht:“ Es wird kein Essen mehr ausgegeben,

verstanden, mit der alten Währung lassen sich weder Lebensmittel noch

Getränke einkaufen, das Ende vom Lied . Setzt den Leuten Erbsensuppe mit

Wurst vor, so mag es erst mal gehen. Das kostet nicht alle Welt!“

Als ein wohlhabender Gast sein Portemonai nach beköstigtem Mahle zückt.

Der Gast, wohlbeleigt, sich aufplusternd :“ Noch eine Molle, aber ein

bisschen fix,“ verlangt er, da steht die Schankwirtin schon vor ihm, als er

einen alten Lappen von Reichsmark zückt,“ sieht erstaunt und ganz

entgeistert mit glasigen Augen auf den vor seinem Kopfe geschwenkten Bierkrug.

Gastwirtin Mary, ihrer Sinne vor Wut und Angst nicht mehr ganz mächtig,

schreit:“ Hier haben sie ihre Molle sie undankbares Genöck!“

Mary schüttet ihm zum gnadenlosen Gelächter ihrer Kinder Rolf, Kurt und

Adda, die sich lachend auf die Schenkel klatschen dem Gast das Bier ins Gesicht.

Gäste, Familien verlassen daraufhin kopfschüttelnd das Gasthaus durch die

Vordertür und Bello der Hund hinterher, verbeißt sich in die Beinkleider der

Männer, bis Rolf ihn am Schlawittchen packt, am Halsband zurückzieht.

Stadtbekannte Unikumme wie der lange Lulatsch von Preuschow, der dicke

Dänenkönig Erwin mit den abgerissenen Hosen, das Gänseliesel und der

pittoreske Hanswurst, der immer barfuß läuft und jedem die Zunge

ausstreckt verlassen angeheitert und untergehackt den Schankraum und

singen mit schlenkernden Armen und Beinen „ LIEB VATERLAND

MAGST RUHIG SEIN, LIEB VATERLAND MAGST RUHIG SEIN“und

der magersüchtige Gurgelhans mit dem überlangen, abgewetztem Mantel

ruft enttäuscht aus: „ Das macht ja keinen Spaß mehr bei euch, früher habt

ihr uns immer eine Gratisrunde spendiert,jetzt liegt der Knochen beim Hund!“

Tante Adda von Barm, die Klügste und Einsichtigste von allen Anwesenden,

die noch neben dem Personal im Gasthaus verbleiben, beschwichtigt die

schwierige Situation.

Adda von Barm, mit ruhiger, aber beherrschter Stimme:“ Wir machen erst

einmal so weiter als wenn nichts geschehen wäre, die Zeit heiligt die Mittel.

Wir könnten Lebensmittel auf dem Schwarzmarkt eintauschen bis sich die

Lage gebessert und beruhigt hat und wenn die Musik am kommenden

Sonntag wieder spielt ist sicher auch schon die neue Währung in den

Portemonais der Gäste. Wir fangen wieder ganz von vorne an, es gibt auch

noch andere Hotels zu kaufen!“

3 ## Die Gastwirtschaft in der Marienhölzung, die Musikkapelle spielt

SINKULLA

Sonntag, herrlicher Sonnenschein

Außenanlagen

Hunderte von Gästen sitzen fröhlich und sittsam angezogen wie es den

zwanziger Jahren entspricht an den Tischen, Trinken, essen Kaffee und

Kuchen, unterhalten sich nett, die Kinder spielen miteinander, spielen

fangen und die Buben jagen den aufkreischenden

Mädchen hinterher, immer um die Tische herum, während der stadtbekannte

Dirigent Sinkulla seine

zwanzig Mann Kapelle Johann Strauß Walzer und auch Flensburger

Gassenhauer aufspielen lässt.

Die Gastwirtskinder Kurt und Adda bedienen mit, schleppen die vollen

Tabletts mit den Bieren und die Schweinshaxen zu den Gästen an die

Außentische vor der Schankwirtschaft.

Die Männer sitzen mit weißen und schwarzen Anzügen,

Gamaschenschuhen, schwarzen Zylindern

oder hellen Strohhüten und Spazierstöcken mit kupfernen Knaufen bei ihren

Frauen und Fräuleins

die in schlichte, bodenlange Tüllkleider mit engen Taillen geschnürt sind,

auf den wohlgeordneten Köpfen sitzen riesige Hüte mit bunter Seide und

Gippsfrüchten garniert. Auch die Kinder sind ganz im Stile der 20 ger Jahre

artig eingekleidet und Bello überall dazwischen unter die Tische, unter die

Kleider der aufgeschreckten Damen sich die Schnauze an den sauberen

Herrenhosen ableckend.

Onkel Kurt mit Oberschürze bringt Flensburger Malzbier für junge Gäste,

öffnet die Spezialverschlüsse. Es macht Plopp, Plopp, Plott, der Schaum

perlt in die Gläser, die durstigen Männerkehlen lassen es sich schmecken

und Schwester Adda raunt ihrem Bruder Kurt über seine Schulter zu...

Schwester Adda, dem Kurt zuflüsternd :“ Und wenn sie noch so viel

verzehren, Kurt, für ein neues

Projekt, ein neues Hotel wird es nicht reichen und wenn du dich auf den

Kopf stellst. Die alte Währung war gut, die neue hat keinen Verschlag,

glaube mir!“

Im Pavillon auf der Bühne

Die Musikkapelle des Sinkulla

Rolf Fischer Hinrichs, der Gastwirtssohn sitzt am Flügel, sein Hobby und

spielt Seemannslieder, auch Marschmusik wie“ Alte Kameraden ,

Radetzkimarsch „,die Kapelle begleitet ihn und Sinkulla dirigiert

ununterbrochen, dabei zerbricht ihm der Taktstock in den wagenradgroßen,

schraubenstarken Pranken, Rolf lacht und singt, die Zuschauer

applaudieren fleißig mit.

Im Hintergrund unterhält sich Adda von Barm mit ihrem Bruder, dem Gastwirt.

Adda von Barm:“ Und ich sage dir Georg, die Gäste kommen aus ganz

Flensburg nur zu uns, um Sinkulla und Rolf am Klavier spielen zu sehen,

das müßte man besser aufziehen, das bringt mehr Geld ein als die ganze

verfluchte Schankwirtschaft und die Mollen und das Malzbier. Kannst du

nicht Tenöre hierherbestellen, das würde Aufsehen erregen?“

Georg Fischer, sich fast die Antwort verkneifend, reibt sich verlegen das

Kinn:“ Die wollen auch nur springende Münze sehen, aber unser vieles

Personal macht mir Sorgen. Was sollen die armen

Dinger machen wenn wir sie nicht mehr bezahlen können. Ich bringe es

nicht über's Herz sie nach Hause zu schicken. Aber trotzdem, die

Hauslieferungen und die Mehrzahl des Personal's kann ich nicht halten,

trotz der vielen Gäste, wir sind pleite, Adda . Deine sonst so

vielversprechenden Ideen und Überlegungen, da liegen sie, im Sande...!“

4 # Flensburg, Marienhölzung, Gastwirtschaft

Tag, Außenanlagen

Gleich in der Morgenfrühe klingelt ein sehr strenger Mann mit

Zwirbelbaart , Kneifer auf der Nase und Aktenmappe an der Schelle der

Gastwirtschaftstür.

Gastwirt Fischer noch im zwei Meter langen Nachthemd und mit riesiger

Nachtmütze öffnet verschlafen das Fenstersimms.

Gastwirt Fischer verärgert und müde:“ Was wollen Sie denn in aller

Herrgottsfrühe. Wer zum Henker sind sie denn?“

Der höfliche Mann im schwarzen Gehrock runzelt die Stirn, nimmt den Hut

ab:“ Ich bin Gerichtsvollzieher Hammer vom städtischen Amtsgericht. Sie

stehen mit ihrem Pachtzins gefährlich in der Kreide Herr Fischer. Ich bin

befugt Sie zu pfänden, bitte öffnen!“

Bei der Inspizierung des Kellergewölbes findet der Gerichtsvollzieher einen

ganzen Raum mit gesammelten 35 mm

Filmkopien fein säuberlich Rolle an Rolle in Zeitungspapier verpackt. Das

heimliche Hobby des Gastwirtes von dem die Familie keine Ahnung hat,

über Jahre gehortet aus allen 126 Kinos, die Flensburg damals innehat. Es

ist der Familie keineswegs bekannt. Wahrscheinlich hat unser Sammler

Gerd Fischer Hinrichs diese Sammelleidenschaft vom Opa geerbt, das

Kuriose daran. Die beiden haben sich nie kennengelernt, der Gastwirt starb

früh. Man fand ihn mit Herzschlag inmitten gesammeltem,

zusammengestürztem Kinomaterial, Filmplaketen und Kinofotos begraben

darunter liegend, das er wohl in seiner Verzweiflung zu Geld machen

wollte. Im Keller.

Rolf Fischer Hinrichs erzählt später seinem Sohn Gerd :“ Der Verlust

unserer Gastwirtschaft ist natürlich in erster Linie auf die

Währungsumstellung zurückzuführen. Das Vater auch gesammelt hat, von

diesen Kopien haben wir erst später erfahren. Freunde sollen ihm gesagt

haben, diese Kopien seien eine großartige Kapitalanlage und er hat das für

bare Münze genommen, leider....“

5 # Flensburg in den 50 ger Jahren, Luisenstraße 11

Die Wohnung des Gastwirtssohnes Rolf Fischer Hinrichs, Nachkriegszeit

Verwandte unter sich

Rolf Fischer Hinrichs zu seiner Ehefrau Ilse Hinrichs gut gelaunt :“ Wir

sollen heute abend zu Herbert und Addi in die Friesische Straße kommen.

Der geniale Tüftler hat den ersten Fernsehapparat fertig gebastelt,

Jahrmarkt ist auch heute, da gehen wir anschließend wenn ich von der

Bank komme hin!“

Die Ehefrau Ilse freut sich schon und streichelt ihrem lockenköpfigen Sohn

Gerd über das Haar, der im Flur mit mehreren Stühlen und Hockern

bedeckt mit Decken ein Spielzeugauto mit Steuerrad nachgebaut hat, dort

sitzt und „ Brumm, Brumm,“ sagt. Zeigt helllichtige Freude am Autofahren

und das soll sich in fast siebzig Jahren nicht ändern. Nur die Fahrzeuge

verändern sich stetig neu und mit ihnen die Menschen.

Vater Rolf spielt am Klavier in der Stube „ Die kleine Nachtmusik „ von

Mozart, nimmt Hut und Mantel, geht in den Betrieb.

6 ## Im Hof der Luisenstraße 11 ( Flensburg )

Tag, Außenanlagen

Gerd spielt im Hof mit Rolf Becker, dem Nachbarskind vom Hause nebenan

mit seinem Dreirad.

Sie fahren abwechselnd damit. Rolf schnappt sich das Dreirad, da Gerd zum

Frühstück von seiner Mutter in die Wohnung gerufen wird, fährt damit im

Hofplatz nebenan weiter und als er keine Lust mehr verspürt, wirft er das

Spielzeuggefährt mir nichts dir nichts über die Hofmauer zurück, daß es zerbricht.

Der Koch Rische, der auch dort wohnt schleppt einen flatternden Hahn in

den Hofplatz, legt ihn auf einen Baumstumpf mitten im Hofplatz, das alle

Hausbewohner das aus ihren Fenstern sehen können und hackt ihm den

Kopf ab, lacht: „ Das gibt ein gutes Mittagessen für uns alle!“

Seine Tochter Kirsten kommt zur Hoftür heraus und reicht dem Vater einen

Korb mit knallroten

Süsskirschen.

Koch Rische guckt erstaunt, klebt Kirsten eine saftige Ohrfeige auf die

rechte Wange:“ Hast du schon wieder Kirschen in Nachbars Garten

geklaut. Nun schlägt es aber dreizehn!“ Die Göre kreischt :“ Ist ja gar nicht

wahr, ich habe sie geschenkt bekommen!“

Rische verlässt bald darauf das Haus um zu seinem Arbeitsplatz als Koch

im Borgerforeningen am Holm zu kommen und seine Frau empfängt gleich

darauf ohne sein Wissen hohnlachend den ersten

der sechs Freier an diesem Tage.

In der ersten Etage stehen die Schluderweiber vor den Wohnungstüren,

denen nichts entgeht, aber das Dreirad können sie auch nicht wieder ganz machen.

Mieze Becker zu der gierig lauschenden Frau Wuschelkopf:“ Wissen Sie

schon das Neueste?“

Wuschelkopf lehnt sich an ihren Türrahmen:“ Noch nicht, aber sie werden

es mir ja gleich erzählen nicht wahr?“

Mama Ilse, Gerd's Mutter geht nach der Vorbereitung des Mittagessens zu

Frau Becker ins Nebenhaus, die Haare

schneiden, ondulieren, waschen kämmen und föhnen, um am Abend

ordentlich auszusehen wenn es zu den Verwandten geht, um den ersten

gebastelten Fernsehapparat zu bewundern.

Frau Becker muß rasch ans Telefon, die Brennschere in Ilse's Haaren, da

dauert es nicht lange und es riecht brenzlig.

Frau Becker kommt atemlos zurück:“ Wir gehen heute abend ins Theater,

mein Mann hat angerufen. Es gibt das Plattdeutsche Stück „ Keen

Utkommen mit dem Innkommen“.Herr Wempner hat es inszeniert, den

kennen Sie doch und übermorgen gehen wir in die Holm Lichtspiele zu

David Copperfied mit W. C. Fields, diesem schnapsnasigen Mimen, wissen

Sie Frau Fischer, mein Mann und ich, wir gönnen uns ja sonst nichts. Die

Kinderradreparatur bezahlen wir ihnen!“

Ilse Fischer Hinrichs lauschend :“ Das lassen Sie bloß nicht meinen Sohn

hören, er und mein Mann gehen in jeden Kinofilm, es gibt ja auch sonst

keine Abwechslungen, da haben sie Recht und an Reisen in diesen

Nachkriegsjahren ist nicht zu denken!“

Gerd ist alleine in der Wohnung, klimpert auf den Klaviertasten, greift zur

Blumenvase oben auf dem Klavier, die kippt um und das Wasser ergießt sich

mit einem Schwall über die Tastatur, das Essen brennt in der Küche an und

oben in der dritten Etage hat die Rische bereits den vierten Freier

empfangen und Tochter Kirsten hat sich erneut in Nachbars Kirschbaum

geschwungen, um den Korb wieder zu füllen.( Reingreifen der

Nachbarskinder, wenn Sie bezahlen können).

7 # Flensburg, Friesische Straße bei den Verwandten und Großmutter von

Rymon Lipinsky

Abend, die Wohnung von Innen

Einträchtig sitzt Gerd's Verwandtschaft beim Neuempfang vor dem

Fernseher.

Die Geschwister Pummi, Holger und Heike, Mutter Addi und

Großmutter Mary gespannt vor

der Glotze.

Es klingelt, Onkel Herbert stürmt zur Haustür, öffnet.

Vater Rolf mit Blumenstrauß und Pralinen:“ Ist es schon so weit, habt

ihr schon ein

Fernsehbild, Herbert?“

Onkel Herbert fröhlich:“ Ich bastel gerade noch an der Bildröhre,

gleich ist es so weit, die

Sendung heißt „ HÄTTEN SIE ' S GEWUßT „ mit Robert Lembke. Im

Rateteam sind auch Liselotte Pulver und Annette von Aretin. Rein mit euch auf die

Coutsch. Addi war schon auf dem Jahrmarkt und hat gebrannte

Mandeln und Eis für uns

und die Kinder geholt!“

In der Stube läuft bald darauf die erste Fernsehsendung in Flensburg.

Gerd, Pummi, Holger und die kleine Heike sitzen auf der Coutsch und

naschen knackige

Mandeln, geben aber Gerd nichts ab. Gerd haut Pummi die Eistüte

auf den Kopf.

Großmutter Mary, Großvater Georg ist inzwischen vor Kummer und

dem Verlust der Gast -

wirtschaft verstorben bekommt vor so viel Futterneid giftige Augen,

entreißt ihren Enkeln

sämtliche Mandeltüten und drückt diese Gerd mit einem

Augenzwinkern in die Hand.

Gerd bedrückt:“ Das soll ein Film in diesem Kasten sein, Vater Rolf

gib mir mal fünfzig

Pfennig, ich will ins Kino, dort sind Leinwand und Film größer!“

8 # Flensburg, Luisenstraße 11 , Die Türangel

Tag, Außen/ Der Zeigefinder in der Türangel

Mutter Ilse zum Kleinkind Gerd :“ Beeile dich, wir wollen zu Onkel

Günther, meinem Bruder dem Zahntechnikermeister in die

Schützenkuhle, er hat eine Überraschung für dich!“

Gerd steckt unversehens seinen linken Zeigefinger in die Türangel,

Mutter Ilse schließt die Tür, es macht knacks und sein Fingernagel

bricht in der Mitte durch, ist für's Leben gezeichnet!“ Nun wird

beruhigt und Finger gepustet.

9 # Flensburg, Schützenkuhle Zahntechnikerlabor

Tag, Innen

Im Zahntechnikerlabor des bekannten Onkels wird feste gearbeitet

und trotzdem ist er in

jenen Tagen kein Ausbeuter, denn seine Angestellten erhalten guten

Lohn und Tante Erna

kocht. Ihre Spezialität, Gibbs anrühren. Beide sind bescheidene,

herzensgute Menschen.

Die vielen Mitarbeiter sitzen an ihren Arbeitstischen in weißen

Kitteln und bearbeiten für

die Zahnärzte die Zähne und Prothesen ihrer Patienten. Jeder hat

seinen Aufgabenbereich.

Onkel Günther hat Gerd auf seinem Schoß und zeigt freundlich,

während Tante Erna den

Gibbs für ein neues Gebiss anrührt auf ein großes Schaupaket auf

seinem Schreibtisch.

Onkel Günther greift zu und legt es vor die aufmerksamen Augen

von Gerd:“ Mach das mal

auf und sage mir ob ich deinen Geschmack getroffen habe!“

Gerd voller Freude und Erwartung schlägt das Packpapier zur Seite

und wickelt eine

LATERNE MEICA aus, einen lichtstarken Projektor, der bunte

Glasbilder belichten kann.

Mutter Ilse greift nach einem länglichen Kasten, beschaut ihn:“ Du

denkst an alles Günther,

schau Gerd, die schönen bunten Glasbildchen, die wollen wir gleich

zu Hause an der hellen

Küchentür belichten!“ Das sind wunderschöne Glasbildchen aus

den Märchen der Gebrüder Grimm.

10 # Flensburg, Rivesellstraße

Wohnung erste Etage, abends im Innenbereich

Vater Rolf hat sein Klavier stimmen lassen. Heute hat er als

Bankbeamter 25. jähriges

Dienstjubiläum. Gerd ist sechs Jahre alt.

Dazu sind Freunde, Bekannte und die popelige Verwandtschaft aus

der friesichen Straße

eingeladen und es geht hoch her. Ringelpietz mit Anfassen.

Während Vater Rolf am Klavier sitzt und seine

JUGENDFREUNDIN UND KLASSEN -

KAMERADIN die bekannte Kabbarettistin GERTY MOLZEN

plitsch und ungeniert wie

sie ist zu ihren Liedern und den frechen Gedichten begleitet,

amisieren sich seine einge -

eingeladenen Kollegen und der Chef Heinrich Spieß bei

Kartoffelsalat, Bier und gutbelegten Brotschnitten über das köstliche Amüsement und die frechen Vorträge.

Es klingelt und die Familie WEMPNER vom Flensburger

Stadttheater steht vor der Tür mit

einem schönen Blumenstrauß, der der Hausfrau Ilse Fischer überreicht wird.

In der Küche hantieren Tante Adder und Großmutter Mary Fischer derweil an ihren

berühmten Schwarz und Weißbrotschnitten herum. Sie haben seit sie

die Gastwirtschaft in

der Marienhölzung verloren haben nichts von ihrem Können der

Gastronomie eingebüßt.

Ihre geschickten Hände fliegen über den Küchentisch, bereiten

Nachschub für die illustren

Gäste aus der Kreissparkasse.

Mary, die drastische, alte Großmutter ruft in die Stube:“ Hol' di'

fuchtig Rolf und speel uns

mal was aus der Operette Frau Luna vor. Du Gerty begleitest ihn, hörst du....!?“

Gerty Molzen ließ nie was anbrennen und wettert zurück wie ein

altes Fischweib, was sie

auch zum besten gibt:“ Fass di' man an de' eigene Nase, du Dragonerweib!“

Die Gesellschaft ist ausgelassen, aber vernünftig während im

Nebenzimmer der Gerd

schon im Bett liegt, kommt Vater Rolf noch mal zu seinemSohn, gibt

ihm einen Gute

Nacht Kuss und stellt ihm ein Paket auf seinen Nachtisch, verlässt

wortlos das Schlaf -

zimmer.

Gerd, noch nicht vom Schlafe übermannt lauscht noch eine Weile

den fröhlichen Zechern in der guten Stube,

dann wickelt er das Paket aus und siehe da, er hält einen kleinen

aber feinen 35 mm Film -

projektor in Händen und einen kleinen Film dazu.

Der Titel lautet...“ Überfall auf den Goldexpress...“

Gerd zu sich selbst: „ Den Film werfe ich mir am nächsten Tage

gleich an die Küchentür,“

schläft ein. Mit diesen Gedanken ist gut ruhn'.

10 # Flensburg Innenstadt, Fröbelhaus

Tag, Im Geschäft Innenbereich

Vater Rolf und Sohn Gerd stehen vor dem Verkaufstresen in der

ersten Etage und die nette

Verkäuferin greift hinter sich ins oberste Bord und stellt eine

Auswahl von kleinen 35 mm

Filmausschnitten auf den Tresen zum aussuchen bereit.

Da sind dann Real und Zeichentrickfilme dabei wie „ Fipps, der

Affe“, „ Der Klabautermann“, „ Kater Felix“, „ Kasperles Reise zu den Zwergen“,

„ Tierexpedition in Afrika“

uam. Vater Rolf lässt Gerd aussuchen, kauft ihm acht Spielfilme.

Zu Hause wird gleich

geguckt und sich gefreut. Der Grundstein für den Kauf von

Spielfilmen, wenn es vorerst auch nur

kindgerechte Spielfilme sind, dazu nur Ausschnittfassungen, ist

gelegt und außerdem die Begeisterung für das Kino, das

sollte spätere Folgen nach sich ziehen.

Vater verdient noch nicht so viel, droht mit dem Zeigefinger:“ Die

sind teuer, den Kasperl

holen wir zu Ultimo!“

Gerd bettelnd seine Schnute ziehend:“ Wenn ich aber schon ein

Kasperletheater habe,

dann gehört der Film auch dazu. Er vertrimmt die bösen Zwerge

gehörig mit seiner Klatsche,

das denen Hören und Sehen vergeht. Das ist ein Spaß. Bitte, bitte den noch!“

11 # Flensburg, Sankt Jürgen Knaben Schule auf Jürgensby

Klassenfahrten und Kinderfeste

Die Dampf und Butterschiffe Libelle und Alexandra in der Förde

haben Hochkonjunktur. Sie schippern tag -

täglich in den Sommermonaten nach Dänemark Krusaus,

Sonderburg zum dänischen

Schloss, nach Graasten und natürlich zu den Flensburger

Seebädern Solitüde ,

Glücksburg und den dänischen Ochseninseln.

Gleich in der ersten Klasse sind wir dreißig Jungen mit unserem

Lehrer Pflughaupt noch

vor Ferienbeginn zu Fuß unterwegs von unserer Schule auf

Jürgensby zum Dampfschiffspavillon um

Karten nach Solitüde zu lösen. Fußball, Frühstücksbrot und

Thermoskannen mit heißem

Tee inbegriffen.

Wir gehen nach unserem Lehrer reihenweise zum

Fahrkartenschalter und lösen unsere

Bilette, sie kosten pro Person a 10 Pfennige, ein billiger Spaß

wenn man bedenkt, das

die Gehälter unserer Eltern damals nicht hoch waren, gering

ausfielen.

Die Jungs in ihren kurzärmeligen Hemden und kurzen Hosen

setzen sich brav auf die

Holzbänke rundum auf der Alexandra, die Dampfhupe brüllt drei

Mal und das alte

Dampfschiff legt von der Anlegebrücke ab. Rusige verkohlte

Gesichter tauchen aus den Unterdecks auf und die Angst vor den schwarzen

Männern kursiert in der Runde.

Gerd und seine Freunde verdrücken sich unter Deck, dort laufen

am Verkaufskiosk die

neuesten Werbefilme mit Lurchi, dem Salamander. Auch im

ROXIKINO gibt es Kinovorschauen, dort drängen sich die Menschen an

den Wochenenden mit den Gesichtern die Nasen an der Scheibe platt. Kino

hat Konjunktur. Die drei Jungen versinken in ihre

Betrachtungen und Träume, keine Trillerpfeife kann sie mehr zur

Ordnung rufen.

Lehrer Pflughaupt ist sehr darauf bedacht, das niemand seiner

Schützlinge über Bord

geht, denn das Schiff schlingert und durchpflügt die Wellen in

der Außenförde, wo ab und zu auch mal ein verirrter Wal gesichtet wird.

12 # Glücksburg, Strand

Hellichter Sonnentag, Außenförde

Als die Alexandra anlegt sind wir schon freudig von Bord über

die Anlegebrücke

gelaufen und der Fußball kommt zu seinem Recht.

Lehrer Pflughaupt greift zur Thrillerpfeife, pfeift drei Mal heftig

hinein und bedeutet

uns mit einem Wink, ihm und seinem Sohn, der auch Schüler

und Klassenkamerad ist,

zum nahen Strand zu folgen.

Sein Sohn wird sich später von Gerd einen Stapel von 100

wertvollen, alten Tarzanheften

( COMICS) ausleihen und diese ihm nie wieder zurückgeben.

Außerdem ist der Respekt

und die Angst vor Lehrern in den meisten Schülern verwurzelt.

Aber wenn man bedenkt, das diese alten Comics heute einen

Wert von Euro 1.000 pro

Stück und mehr haben können war das schon eine

Riesenschweinerei, denn jetzt droht

auch noch die Altersarmut zusätzlich rund sechzig Jahre später.

Pflughaupt ruft die Schüler zu sich:“ Erst wird gefrühstückt,

dann zieht eure Badehosen

an und wer noch nicht schwimmen kann, bleibt vorne im flachen

Wasser, verstanden!“

Die Schüler gehorchen und gehen dann mit Begeisterung schwimmen.

In Solitüde muß man weit hinauslaufen um im tiefen Wasser

schwimmen zu gehen.

Gerhard kann im Alter von sieben Jahren noch nicht

schwimmen und bleibt mit einigen

Klassenkameraden im Flachwasser. Er hat aber eine gefleckte,

zerissene Tarzanbade -

hose übergezogen, wird von den Jungs veräppelt, schwärmt

aber schon vom kommen -

den Sonntag, wo er zur Jugendvorstellung um elf Uhr nach

Roxy will, dort gibt es den

Dschungelfilm mit Johnny Weissmüller „ Tarzan und das

Leopardenweib“.

Johlend und lachend hetzen die Schüler den Gerd vor sich her,

doch der fühlt sich selbst

ganz wie der Dschungelherrscher, Brust raus, Bauch rein und

die Muskeln gespannt.

Nach einer knappen Stunde pfeift Pflughaupt seine Wasserratten zurück.

Pflughaupt :“ Hier ist unser Lederball, jetzt wird Fußball

gespielt, zeigt was ihr drauf

habt, ich bin Schiedsrichter!“

Gerd hält sich zurück, er ist ein bescheidener Junge der sich

nicht so sehr traut, das soll

vorerst so bleiben und er kennt noch nicht das Sprichwort:“

Bescheidenheit ist eine

Zier, doch weiter kommt man ohne ihr!“ Was man von Bernd

Bothge nicht sagen kann denn sein Vater hat in Flensburg Weiche eine

Soldatenkantine und kriegt wohl jeden Tag seine Tafel Schokolade,

außerdem ist er auf seinen Klassenkameraden Gerd nicht gut zu sprechen

weil er besser fast wie ein Engel aussieht, ganz das Gegenteil von ihm,

darum quält er ihn auch in Wort und Tat und Gerd ist zu bescheiden sich zu

verteidigen, noch...

Es ist nicht die letzte Klassenfahrt, die unternommen wird.

Gefährlich wird es allerdings

mit der Lehrerin Erna Kallsen, als Gerd seine Thermoskanne vergisst.

13 # Klassenfahrt nach Haithabu bei Fahrdorf

Sommertag, heiß und Außen mit dem Klassenbus unterwegs

Gerd ist immer froh wenn er die Klassenbank nicht drücken

muss, vor allem die

Rechenstunde fällt schwer, liegt ihm auf dem Magen.

Der Schulbus hält vor der Jürgenschule am frühen Morgen.

Kallsen läßt ihre Schüler einsteigen, dann geht es über

Schleswig nach Haithabu und

alle wundern sich als man an Ort und Stelle noch große

Original Runensteine von

Gefolgsleuten der Wikingerkönige in freier Flur erleben kann,

wo sogar die Hunde

dran pissen. Als wir Jungen' s auch mal müssen, hat Kallsen

nichts dagegen.

Aber je weiter die alte Wandertante unentwegt mit uns geht und

sich ihr eigenes

Pausenbrot und den Kaffee im Restaurant schmecken lässt, und

die Jungs warten müssen, desto mehr Durst

bekommt Gerd und keiner der Klassenkameraden bietet ihm

einen Schluck aus seiner

Pulle an.

Peter Ankersen, Mitleid heischend reicht Gerd seine halbvolle

Flasche :“ Da trink, aber

lass mir noch was übrig, wer weiß, was die Alte noch für einen

Wandertripp mit uns

vor hat...“ Tja, und das war dann Rettung in letzter Sekunde.

Kallsen hatt auch einen Vogel, begutachtet den Flascheninhalt

ihrer Schüler und

schimpft :“ Ich sagte doch, nicht zu viel trinken sonst bekommt

ihr noch einen Hitzeschlag!“

14 # Ferienfahrt nach der Insel Sylt, Landschulheim Rantum

Tag, Außen. Zugfahrt über den Hindenburgdamm

Gespannt blicken wir Schüler aus den Zugfenstern, denn der

Bummelzug rattert

soeben über die Eisenbahnschienen des Hindenburgdammes

auf die Stadt Westerland

zu, dort ist Endstation.

Mitreisende und die Lehrerin :“ Fenster zu es zieht oder wollt

ihr euch Leckaugen

holen und Zug in den Ohren?“

Im Landschulheim verlangt die Kallsen, das wir ihr unser von

den Eltern erhaltenes

Taschengeld auf Heller und Pfennig aushändigen.

Erna Kallsen droht ihren Schülern: „ Ihr seid noch zu Jung,

könnt mit Geld nicht um -

gehen, kauft euch Zigaretten , Coca Cola und Schundcomics

und dafür ist mir euer Geld zu schade. Schließlich muß ich auch vor euren

Eltern Rechenschaft ablegen.

Wer also etwas braucht, hat mich um Erlaubnis zu bitten!“

Gerd hat aber von seinen vierzig DM Taschengeld gleich die

Hälfte in seinem Porte -

monai zurückbehalten um nicht für jede Tafel Schokolade

betteln zu müssen. Er ist

Nichtraucher und Nichttrinker und der Filmkauf spielte

damals noch eine unwesent -

liche Rolle.

Bei einer Kollosalwanderung von Rantum nach Westerland

wird auf die Schüler

keine Rücksicht genommen. Wieder stellt sich nach Stunden

der Durst bei Gerd

ein. Die Kallsen sitzt stundenlang im Kaffee und die Schüler

müssen auf sie warten

Und wieder war Peter Ankersen zur Stelle.

Die frechsten aus der Klasse dürfen am Theaterspielen

teilnehmen während der

bescheidene Gerd in der Ecke sitzen muss. Es gibt „ Das

lebendige Denkmal“ und

muß eingeübt werden. Gerd geht in den Schlafraum und liest

mitgebrachte Comics,

träumt von den lustigen Walt Disneyzeichentrickfilmen und

von der Szene, wo in

„ Schneewittchen und die 7 Zwerge“ die böse Königin sich

in die gräuliche Hexe

verwandelt, denkt dabei an seine Lehrerin Kallsen und die

Locher, die noch mehr

Artverwandtschaft und Ähnlichkeit aufzuweisen hat mit einer Hexe..

Doch so schlimm sind sie im Nachhinein nun auch nicht gewesen denn

wenn Gerd seine Gedichte gut lernt, erhält er seine Eins.

15 # Kinderfeste in der Jürgen Schule

Tag, Ort der Stadion in Flensburg

Diese Kinderfeste hießen einst Jugendwettspiele, aber Gerd ist

fast immer der

schnellste, stärkste und am gewandtesten, bis Lehrerin Kallsen

sich das nicht mehr

bieten ließ und bestimmte.

Kallsen zu ihren Schülern :“ Der Sieg bei unseren

Jugendwettbewerbsspielen soll

künftig nicht mehr von eurer Schnelligkeit und Stärke

ausgehen sondern soll dem

Zufall und dem Glück überlassen werden!“

Gerd dachte :“ Das geht in die Hose,“ und so kam es und

selbst beim Ringstechen

mußte das Fahrrad sicher mit ruhiger Hand gelenkt werden,

da verliert er...und plötzlich ist er der schnellste nicht mehr denn Karl Heinz

Ratai kann ihn beim hundert Meter Lauf überholen, der hat Beinmuskulatur,

Gerd weniger, er ist verblüfft...

16 # Flensburger Stadtfeste

Innenstadt, Morgens

Sinkulla und seine Mannen, sein Spielmannszug sind immer bei

den Stadtumzügen

dabei. Er, der gewichtige Mann mit dem Tambur voran in

Galauniformen, so ziehen

sie bei den Festlichkeiten und meistens Sonntags früh durch die Straßen.

Die Jungen in bunten oder weißen Anzügen, Röcken und die

Älteren unter ihnen in

schwarzen Anzügen und nicht ohne schwarzen Zylinder, um

Tradition vorzugeben.

Es gibt viele Spielmannszüge mit Pauken, Trompeten,

Glockenspiel, Trompeten,

Klarinetten, Saxophonen, Trommeln und was weiß ich nicht

alles sind diese bestückt.

Aber die beste Kapelle ist eben die von Sinkulla, er wirft den

Tambur am höchsten

und die Straßen links und rechts werden von Menschenmassen gesäumt.

Die Leute sind vergnügt und fröhlich, die Kinder schlecken Eis

bei Nöbbe am

Südermarkt und den anderen Eissalons am Nordermarkt, vor

allem bei Schalott gibt es große Eiskugeln für

10 Pfennig das Stück die in einer ordentlichen, krachenden

Waffel liegen, da kommt

Marmelade und Schokostreusel drauf, alles ist billig und geht

man in den Konsum

kostet eine Tafel Nußschokolade auch nur 10 Pfennige.

Die weissen Mäuschen drehen in ihren Drahtrollen fröhlich,

unentwegt ihre Runden.

Wir Kinder springen lachend und tanzend hinter den

Musikkapellen her und das geht

so bis zum Bahnhof, dort verlieren sich die

Spielmannzüge,lösen sich auf.

Ja, die Flensburger Hafentage sind auch was besonderes,

jedenfalls waren sie das in

den Anfangsjahren noch, heute ist alles Nepp, vor allem wenn

man essen und trinken

will – und die Fischbrötchen erst mal ( auch die Eiskugeln

haben sich halbiert).

Gerd kann sich keine Bratwurst leisten, dafür sind immer

fünfzig Pfennig für eine

Kinovorstellung in seiner Hosentasche, zwei Stück sind besser,

das klimpert so schön.

17 # Oma Pitscha, Flensburger Stadthaus Große Straße

Wohnung, innen und außen / Caffee Preusser und seine

Sahnekuchen für einen Groschen

Für ihren Spitznahmen kann die Oma Pitscha , sie ist

pötscherig nichts, den hat ihr der Gerd verpasst und den behält sie bis zum

Tode.

Unvergessen sind folgende Tatsachen.

Die Witzkarten, die der listige Gerd schrieb und ihr und der

komischen Verwandt -

schaft schickte sind unvergessen, alles geriet in heillose

Aufregung. In seinen Film -

träumen verkleidet er die ganze lächerliche Verwandtschaft in

Laurel und Hardy und

andere lustige Filmkomiker, so bildet er sie auch wahlweise

auf den Postkarten

zu deren Verdruß natürlich ab, schickt sie ihnen zu.

Einen Auftrag wird er nie vergessen, der sich öfters wiederholte.

Oma Else, also Pitscha drückt Gerd öfters ein 2 DM Stück in die Hand.

Oma Else, Pitscha :“ Gerd geh' mal rüber nach Caffee

Preusser und hole mir 20

Sahnekuchen, das reicht!“

Gerd denkt:“ Einfach mit dem Geld durchbrennen, das reicht

für vier Kinovorstellungen,“ einfach den Gedanken verwerfen, es fällt ihm aber

schwer.

Er bekommt auch jedesmal dann wirklich 20 Sahnekuchen

auf einem Tablett und das konnte wiederholt

werden. Aber nicht mehr lange, die Bäcker und die Caffees

wissen inzwischen genau

was sie wollen.

Liegt es daran, das die Naturalien und die Mitarbeiter teurer geworden

sind, vielleicht.

Der arme Gerd hat nun schon viele Jahre keinen

Sahnekuchen essen können. Die

fröhlichen, dick und vollgefressenen Bäckersleute sind ihm

einfach zu teuer, zu wider.

18 # Das Kuchenpaket

Flensburg, Friesiche Straße

Tag, im Hausflur

Die Gastwirtsfamilie Fischer / Rohde feiert den 80 sten

Geburtstag der drastischen

Großmutter Mary von Rymon Lipinski in der Friesichen Straße.

Meine Oma Else hat davon Wind bekommen – aber keine Einladung.

Oma geht nach Caffee Preusser :“ Packen sie mir bitte ein

schönes Tablett mit 30

Konditorkuchen und bitte einen Marzipanring mit der Zahl

80 beilegen!“

Die junge Verkäuferin in der kleinen weißen Schürze lächelt

entzückend:“ Bitte,

gerne Frau Hinrichs, ich suche ihnen die schönsten Stücke

aus unserer Auswahl heraus!“

Oma nimmt das Kuchentablett auch entgegen( kann auch

selbst fantastisch Butter und Platenkuchen backen) bedankt sich artig und

begibt sich auf

den Fußweg in die Friesische Straße, wo die

gefürchtete,ungastliche Familie in einer

drei Zimmer Wohnung in der dritten Etage haust, zu sechs Personen.

Drei Etagen hoch ist für eine alte Frau keine Kleinigkeit,

erschöpft kingelt sie in der

dritten Etage und die Großmutter der Rhodes reißt die Tür

sperrweitangel auf.

Großmutter Mary Fischer guckt ihr gegenüber giftig an und

sagt spitz:“ Ich kann

mich nicht erinnern dich eingeladen zu haben!“

Oma Else Pitscha ganz entsetzt:“ Ich habe mir extra den

langen Weg zu euch

gemacht. Ich wollte dir doch nur zu deinem Geburtstag

gratulieren Gastwirtsfrau und hier sind die Kuchen!“

Die Hexe Mary reißt ihr das Kuchenpaket aus der Hand,

schlägt ihr die Wohnungs -

tür vor der Nase zu.

Gerds Oma steht schokiert vor der Tür, schüttelt vor so viel

Ungastlichkeit den Kopf, macht sich auf den Rückweg und geht

schleppenden Schrittes die Treppen hinunter.

Da geht in der dritten Etage noch einmal die Wohnungstür

auf, Großmutter Mary

tritt hinaus mit dem Kuchenpaket in Händen und pöbelt:“

Deine Kuchen habe ich

auch nicht eingeladen,“ schwenkt das Kuchenpaket durch

die Luft und die schönen

Sahnekuchen landen auf dem Kopf von Oma Else, die

gerade nach diesem Hinaus -

wurf wieder nach oben blickt, da landen auch schon die

Sahnekuchen auf ihrem

Kopf, das Abdeckpapier des Tabletts platzt auseinander, die

Sahnestücke ver -

teilen sich gleichmäßig auf Nase, Mund, Ohren und dem Kopf.

Ein weiteres Zusammentreffen kam dann nie wieder in Frage.

19 # Flensburg, Große Straße

Tag, Innen/ Versandkarten der Beate Uhse

Bei Gerds Oma Else Hinrichs ist die Hölle ausgebrochen

Opa Hans, ihr langjähriger Lebensgefährte den so richtig

niemand mochte und zu

dem meine Mutter Vater sagen sollte, obwohl der richtige

längst verstorben war,

ist in der Toilette plötzlich ohne Vorwarnung tot vor dem

Ausguß in der Toilette zuammengebrochen.

Oma Else hat sofort die ganze bucklige Verwandtschaft

mit schnottlangen Tränen

alarmiert ihr zu helfen, denn in der Wohnung stehen zwei

Dutzend Wäschekörbe

mit Versandkarten von BEATE UHSE an Flensburger

Haushalte bereit, die noch

verschickt werden sollen, außerdem sollen sie alle Karte

für Karte abgestempelt

werden und das kann eine alte Frau nicht alleine

bewerkstelligen.

Opa Hans liegt im Zimmer neben der Stube tot auf dem

Chessellon, die Hände

hat Oma ihm noch falten können, schon begehren die

Verwandten Einlass.

Vater Rolf, Ilse und Gerd sind gekommen, die zwei

Zahntechnikermeisterbrüder

Onkel Günther der Flensburger mit Tante Erna und der

Onkel Wilhelm aus

Neumünster, der spinnefeind mit seiner Schwester, meiner

Mutter Ilse ist ( der

eigene Bruder wollte seine Schwester als junges Mädchen

vergewaltigen. So hat

jeder sein Päckchen zu tragen).

Onkel Günther zu Rolf und Wilhelm :“ Der arme Opa

Hans wollte sich mit diesem

Zubrot ein wenig Geld verdienen, damit Oma Else und er

über die Runden

kommen. Es sind ja beides arme Klader. Wir müssen das

Beste daraus machen,

Karten bekleben und diese abstempeln auf Deubel komm

heraus. Je eher wir

damit anfangen, um so besser. Gert, willst du uns dabei

nicht behilflich sein?“

Gert bejaht das mutig:“ Ich helfe so gut ich kann, ihr

müsst mir nur sagen, was zu

tun ist!“

Nach Stunden tun allen die Hände weh, Gerd gibt auf und

seine Eltern und die

Verwandten schuften mit dem Mute der Verzweiflung bis in

die Nacht hinein.

Dann ist es geschafft, Oma Else soll das Geld haben. Die

Arme, sie hat nur eine

kleine Rente. Die einzige Abwechslung die ihr bleibt ins

Kino zu gehen, Gerd

will immer mit, nimmt auch Klassenkameraden zu den

Jugendvorstellungen mit

die er mag und Oma muß die Zeche zahlen. Tut sie auch.

Vater gibt nichts dazu.

20 # Flensburg, Gutenbergstraße bei Beate Uhse

Tag, Außenförde

Gerds Verwandtschaft haben die Wäschekörbe mit den Stempelkarten für

die Haushalte geschultert

und bringen diese Zusendungen per Fuß in die Zentrale der Beate Uhse am

Hafen, alles abgestempelt, frankiert und sortiert. Die wundern sich über

den Trupp von Leutchen, das war's.

Thema „ Verhütungsmöglichkeiten“ und auch sonst gute Ratschläge.

21 # Flensburg, die Fördestadt der unzähligen Filmtheater, sie

fliegen in die Luft

Flensburg, die weltbekannte Hafenstadt zählt bereits im Jahre 1906 sage

und schreibe 126 Kinos

und die meisten befinden sich in der Nikolaistraße, es sind zwanzig

Kinoräume, dort wo auch das bekannte Flensburger Tageblatt seine

Geschäftsstelle hat.

In dieser Straße und auch in anderen am Holm und in der Großen Straße

etablierten Kino's explodieren in den kälteren

Monaten unzählige billige Kohleöfen durch menschliches Versagen und

Unachtsamkeit.( und mit ihnen wahrscheinlich auch die unentwegten

Besucherströme. Sie werden verletzt, verkohlt sowieso, die Bekleidung

hängt in Fetzen und der Luftdruck der kohleplatzenden Koksöfen schleudert

die Besucher in alle Winkel und Ecken. Am nächsten Tage sind sie wieder

zur Stelle. In diesen schweren Zeiten gibt es außer den Kinobesuchen keine

Abwechslungen und Stellungen schon gar nicht ). Aber es gibt ja immer

noch Kino's genug, wo die neuesten Stummfilme von

Charles Chaplin, Stan Laurel und Oliver Hardy und anderen Komikern

bestaunt werden können.

Das lässt sich doch niemand entgehen, Spaß verstehen alle, leider wird er

in der Gesellschaft zu wenig umgesetzt, doch niemand hat es bisher

gemerkt, oder...?

Unseren Filmgert indes zieht es mehr zum Roxi im Norden der Stadt, dort

sieht er seinen ersten

Western mit John Wayne, sieht noch vor seinen Augen die Pferdehufe, wie

sie den Staub der Wüste

aufwirbeln. Auch Tarzanfilme mit Johnny Weissmüller und Lex Barker

laufen dort und man kann schön in den Logen sitzen. Eintritt pro Person 50

Pfennig, fast überall. Nur das teure Colloseum und das Palast machen

wieder eine Ausnahme.

Vater Rolf kommt öfters mit, denn es gibt zu Hause noch keinen

Fernsehapparat. Er steht auf alten

Kriegsfilmen, selbst ausgezeichnet mit dem EK zweiter Klasse von Rommel

höchstpersönlich und

besteht darauf ihm Glauben zu schenken, das der Rommelschatz existiert.

Er hätte die Schatzkisten

mit dem Hakenkreuz gesehen, sie seien von Bengasi nach Tobruk gefahren

worden, dann in Flugzeugen nach Bayern gebracht worden, wo sie im tiefen

Toplitzsee versenkt wurden.

In den Holmlichtspielen gibt es US Kriminalfilme mit Allan Ladd und

Humphrey Bogart und

„ CASABLANCA“ lief dort gar ein halbes Jahr.

Gerd bekommt dort einige alte s/w Fotos vom Geschäftsführer geschenkt ,

denn dort sind seine

Eltern nach Feierabend Stammkunden.

Gerd meint ehrlich:“ Ich gehe dort ungerne hin, die Leinwand ist einfach zu

hoch. Man kann sich

den Kopf ausrenken und das zwei Stunden lang!“

Das Colloseum im Jugendstil gebaut ist für Hollywoodschnulzen bekannt,

bekannt auch die

Inhaberin Frau Dr. Schühmann und ihre geizigen Geschäftsführer, die

weder ein Kinofoto noch

ein Filmplakat herausrücken wollen, denn es muß ja alles an die Verleiher

zurückgehen. Doch viele Kinobesitzer nehmen es nicht so genau.

Stammkunde ist Gerd im Urania im Hof beim Borgerforeningrestaurant,

dort spielen die schönsten Mantel und Degenfilme mit Errol Flynn.

Einmal als ein UFA Film mit Zarah Leander „ Zu neuen Ufern“ spielt und

die Leute massenhaft ins Kino strömen nimmt Oma Else den Gert unter

ihren großen Mantel mit hinein in die Dunkelheit,

ohne das der Platzanweiser es bemerkt.

Sie ist eine arme Frau, hat nicht immer 50 Pfennig für eine extra Eintrittskarte.

Vater und Mutter Fischer sehen im Colloseum die Hollywoodschnulze

„ VomWinde verweht“ mit

Clark Gable und Vivien Leigh. Dort ist aber auch Kabarett und sie gehen

öfter dort tanzen.

Die großen Hollywoodstreifen laufen im Palast Neubau. Filmvorführer wird

Richard Hofmeier sein und das 40 Jahre lang. Von ihm hat Gerd so

manches Kinoplakat und Foto bekommen.

Dort laufen Streifen wie „ 20.000 Meilen unter dem Meer „ mit Kirk

Douglas und James Mason,

„ Ben Hur“, „ El Cid“, „ Der Untergang des römischen Reiches,“ „ Die

zehn Gebote“ mit Yul

Brynner und Charlton Heston, „ Salomon und die Königin von Saba „ mit

Yul Brynner und Gina

Lollobrigada , aber auch lustige Hollywoodkomödien und

Abenteuerfilme,nicht zuletzt die Karl

Mayfilme mit Lex Barker und Pierre Brice und in den Jugendvorstellungen

laufen alte Pat und Patachonstreifen.

Gert sieht sich immer wieder im Roxy, dort gibt es jetzt Streifen der

englischen Hammerproduktion

mit Christopher Lee und Peter Cushing. Hier haben es ihm die

Frankenstein, Dracula, Werwolf und Mumienfilme angetan. Warum, weil

die Spannung in seinem Leben noch fehlt.

Gert sagt:“ Das Leben kann trist und langweilig sein, aber im Kino kann

man das alles vergessen,

abschalten und herrlich träumen!“

22 # Das Flensburger Centralkino, Inhaber Kapitän Matthiesen Innenstadt

Kapitän Matthiesen von der christlichen Seefahrt zurückgekehrt eröffnet

das CENTRAL in den

50 ger Jahren, es gibt noch kein Fernsehen, das die Kinolandschaft für

geraume Zeit verändern

wird. Das Kino von Matthiesen ist jeden Tag bis auf den letzten Platz

gefüllt. An den Stühlen Schoka Cola Automaten – mit 50 Pfennig bist du dabei.

Kapitän Matthiesen geht zur Kreissparkasse, eröffnet bei Gerd's Vater Rolf

sein Girokonto.

Kapitän Matthiesen zu Gerts Vater:“ Herr Fischer, schauen sie sich mit

ihrer Familie gerne unsere

Spielfilme an, sie werden massenhaft besucht, sie

haben freien Eintritt!“

Gert's Vater Rolf gibt Matthiesen spontan die Hand:“ Das ist ein Wort Herr

Matthiesen, ich komme gern auf ihr Angebot zurück. Da wird sich der Gerd

aber freuen, wenn er das hört!“

„ Das kann ich mir denken, Herr Fischer Hinrichs,“ strahlt Matthiesen ,“

ihr Sohn sitzt sowieso bei jedem nur erdenklichen Film in der ersten

Reihe!“ ( Vater Rolf macht sich Gedanken, wo sein Sprößling denn nur das

Eintrittsgeld her bekommt).

Beide schütteln sich freundschaftlich die Hände und verabschieden sich

freundlich voneinander.

Gert geht in fast jede Jugendvorstellung, der schwere Vorhang zum

Kinosaal hebt sich und die Wochenschau beginnt. Im Vorprogramm

Schussel und Kluge zumeist.

Mucksmäuschenstill sitzt man in Zweierreihen links und rechts vor der

großen Leinwand.

Allein bei „ SPARTAKUS „ mit Kirk Douglas, Tony Curtis und Charles

Laughton geht er dreimal rein und selbst die Platzanweiser runzeln schon

die Stirn, doch er hat ja Freikarte.

23 # Flensburg, Marienhölzungsweg

Haus von Kapitän Matthiesen, 40 Jahre später

Gert Fischer Hinrichs ist einer Einladung von Kapitän Matthiesen, der

inzwischen 93 Jahre alt geworden ist gefolgt, er will sich nach dem

Befinden des alten Kinobesitzers erkundigen und ist immer am alten

Kinomaterial interessiert. Ob Matthiesen noch was hat?

Matthiesen öffnet Gert Fischer Hinrichs die Eingangstür zu seinem

Eigenheim und bittet ihn höflich in die gute Stube, bedeutet ihn im

gemütlichen Sessel der Clubgarnitur Platz zu nehmen, setzt sich zu ihm auf

die Coutsch.

Wertvolle Ölgemälde und Kupferstiche an den Wänden, auch

Sammlerschräncke in den Ärkern bezeugen, das Matthiesen kein armer,

aber ein schlichter und bescheidener Mann ist.

Matthiesen eröffnet das Gespräch, beugt sich zu Gert Fischer vor:“ Seit

meine Frau tot ist muß ich sehen wie ich klar komme. Heute gab es

Erbsensuppe mit einer Knackwurst. Das sättigt und genügt!“

Gert höflich fragend :“ Wie geht es gesundheitlich, haben sie noch alte

Restbestände von Kino -

material abzugeben, wissen sie, ich sammle es seit meinen Kindertagen,

habe aber nie zu fragen gewagt, weil sie so streng auf mich wirkten, trotz

des freien Eintritts den wir alle, meine Eltern und ich bei Ihnen genossen!“

Kapitän Matthiesen lehnt sich im Sofa zurück, er bedeutet Gert näher an

ihn heranzurücken, er höre

etwas schlecht.

Ich rücke näher heran und Matthiesen eröffnet das Gespräch:“ Das

Kinomaterial habe ich fast nie

aufbewahrt, es mußte ja an die Verleiher zurückgeschickt werden, aber

wenn Sie mich gefragt hätten, hätte ich ihnen jederzeit das eine oder andere

Foto oder Plakat mitgegeben, das ist keine Frage.

Ich habe in den 50 ger Jahren gute Kassen gehabt, das Kino war morgens

und abends voll und gut besucht und mit ihrem Vater und der

Kreissparkasse in Flensburg war die gute Zusammenarbeit gewiß. Sicher

habe ich meinen Kapitänshut an den Nagel gehängt, aber ich habe es nie

bereut, das Kino gekauft zu haben. Wir haben gut gelebt, nicht schlecht,

haben uns viel leisten können vom schicken Auto bis zur Flugreise, aber

alles geht einmal zu Ende. Vor ihnen sitzt ein alter Mann und alleine zu

leben ohne meine neulich verstorbene Frau fällt mir nicht leicht, zum Glück

habe ich meine Kinder die mich besuchen kommen!“

Matthiesen zu seinem Besuch :“ Warten Sie einen Augenblick, ich mache

uns einen Kaffee und Kuchen habe ich auch!“

Erhebt sich, aber Gert winkt ab :“ Machen Sie sich keine Umstände, den

Kaffee nehme ich gerne an

und bleiben Sie für den Rest ihres Lebens gesund und munter so wie wir

uns jetzt getroffen haben .

Was mein Hobby das Kinomaterialsammeln betrifft bezieht es sich in diesen

Tagen noch auf Plakate und Kinofotos denn Video ist in meinen Augen kein

richtiges vollwertiges Filmmaterial, da kommt schon eher das Format

Super 8 mm in Betracht. Das sind zumeist teure unkomplette Filme, das

wird wohl nicht immer so bleiben. Eines Tages möchte ich die wichtigsten

Spielfilme in meinen Archiven wissen. Kommt Zeit, kommt Rat!“

Kapitän Matthiesen ist inzwischen verstorben. Für mich war er der

unkomplizierteste Kinobesitzer.

24 # Die vier verpatzten Lehrstellen in Flensburg

Möbelgeschäft Clasen, Norderhofenden

Welchen Beruf der Gert Fischer Hinrichs nach Beendigung der 10

jährigen Volksschule

ergreifen sollte wußte er nicht, er stand absolut vor dem Nichts, da

war guter Rat teuer.

Nach Ostern 1963 ist Gerd erst einmal für ein halbes Jahr zu Hause,

was ist zu tun?.

Vater Rolf kommt zum Mittagessen in den Angelsunder Weg, wo die

Familie ein Reihen -

haus bewohnt, gemeinsam sitzt man in der Küche und isst:“ Gerd, du

kannst am nächsten

ersten eine kaufmännische Lehrstelle eine Möbellehre bei Herrn

Clasen, Norderhofenden beginnen. Er ist mein Kunde, wir

kamen ins Gespräch, er sucht einen Lehrling!“

Alle sind nett, doch das Herz sitzt mir angstschlotternd in den Hosen,

bei Möbel Clasen wird

nicht nur hart gearbeitet und zugepackt, auch die Korrespondenz mit

den Kunden, das Rech -

nungen und Mahnschreiben ist nicht mein Fall.

Bald stellt sich heraus, das man Gerd für stark hält. Er schleppt die

schwersten Küchen und

Stubenmöbel, Tische, Bänke und Clubgarnituren in vier Etagenhäuser

hoch, stemmt in den

Lagern der alten Kaufmannshöfe die schwersten Sofas und dort und in

dem Möbelhaus am

Norderhofenden wird er eingesperrt, muß alles abstauben was nicht

niet und nagelfest ist und

das monatelang von morgens bis abends nur vom Besuch der

Berufsschule unterbrochen,

schwingt die kleine nette Tochter Angelika über die Treppengeländer

die immer wieder

„ Mein lieber Gerhard „ ruft und fährt mit dem Tischlermeister Erwin

Mansfeld den Möbel -

transport zu den Kunden aus.

Unterwegs bringt der Mansfeld tatsächlich mitgenommenes Werkzeug

in seine eigene Werkstatt und ich muss im Möbelwagen ahnungslos warten auf sein

Wiederkommen.

Es dauert nicht lange, da fehlen in der Werkstatt Werkzeuge vom

Hobel bis zur Säge und der

Chef wundert sich wo das wohl abgeblieben sein kann.

Mansfeld gibt keine Ruh, langsam aber sicher leert sich die Werkstatt.

Bei der großen Firmenfeier geben die Mitarbeiter so lange keine

Ruhe, bis sie den Gerd mit

vollen Colarumgläsern im wahrsten Sinne des Wortes unter den

Tisch getrunken haben.

Der Meister aller Meistermitarbeiter verwundert:“ Und wir wundern

uns alle, das der so

einen Stiefel vertragen kann, das blaue Wunder!“

Clasen selbst, seine Frau und die beiden Sekretärinnen rufen immer

wieder entsetzt

„ Gerd, Gerd , Gert,“ doch der liegt unter dem Firmentisch in

seligen Filmträumen und

schläft schließlich seinen ersten und einzigen Alkoholrausch zu

Hause aus. Die Mitarbeiter

haben ihn nach Hause gefahren und ins Bett geschleppt.

Der Arzt zu seinen Eltern „ Ihr Sohn hat eine schwere

Alkoholvergiftung davongetragen und

braucht einige Tage der Ruhe.“

Vater Rolf nimmt sich den achselzuckenden Chef zur Brust, Gerd

geht danach wieder für

kurze Zeit in den Betrieb, der Tischler Mansfeld nimmt ihn wieder

zum Möbelschleppen mit

und wieder verschwinden Werkzeuge, Gerd schaukelt die fröhliche

Angelika in seinen

Armen, sieht, das der Chef sie öfter morgens in der Wohnung über

dem Möbelladen mit

Spiegeleiern füttert, versteckt einen dreibeinigen Aschenbecher

hinter dem Mülleimer, will

ihn abends mit nach Hause nehmen, wird von Frau Clasen in den

Laden gerufen und zur

Räson gebracht, denn die denken nichts anderes, als die

Werkzeugdiebstähle gehen auf sein

Konto. So war es nicht. Die Lehre wird aufgelöst und somit eine

neue gesucht...Ein halbes

Jahr verlorene Zeit. Vorerst sind nicht nur alle Filmträume geplatzt.

Was nun...

25 # Eine Katastrophe folgt der nächsten. Zigarrengroßhandel Johnny

Jansen, Flensburg

Der Laden, der Millionen abwirft. Lehrling im Großhandel.

Im Nachhinein meine ich, Vater Rolf hat es mit seinem Gerd ja nur

gut gemeint.

Gerd ist über die sechzehn Jahre hinaus, es wird Zeit Geld zu verdienen.

Bei dem Ausbeuter Jansen muß er schuften, parieren, kuschen. Wird

eingesperrt in die

kleine Kammer, wo der Tabakkram und die Zigarettenstangen

lagern und muß die Waren

lt. Packzettel für die Kunden zusammenstellen hinter

verschlossenen Türen.

Aus Angst vor dem bulligen Chef, der ihn ständig an den Ohren

zieht wenn er verkehrt ein

gepackt hat, macht Gerd immer mehr Fehler, auch im Ladenverkauf.

Der Chef zeigt ihm, wie man mit einem Sprung auf Tische und

Stühle springt um in den

entferntesten Winkeln Zigarettenstangen zu greifen und damit die

leeren Fächer in den

Verkaufsregalen des Ladens aufzufüllen, gibt zu viel oder zu wenig

Geld heraus, verkriecht

sich sogar vor Angst unter den alten Schreibtisch und bringt keinen

Bissen Brot runter.

Vater holt Gerd sofort aus der neuen Bedrängnis heraus, sie planen

eine neue Lehrstelle.

Der Ausbeuter:“ Wenn das so weiter geht mit Ihrem Sohn kann

das ein böses Ende

nehmen, er muß doch Geld verdienen um Leben zu können!“

Vater Rolf entrüstet wettert los: „ Das lassen sie mal meine Sorge

sein, Herr von und zu.

Sie waren ja mal Spieß im zweiten Weltkrieg habe ich erfahren,

haben sie da ihre Solda -

ten auch so schlecht wie den Gert behandelt?“

Zum Erstaunen vom Zigarrenonkel springt Vater Rolf auf den

Schreibtisch, reißt die

Zigarettenstangen aus den Fächern, wirft sie den entsetzten

Verkäuferinnen an den Kopf

( wütend und aufbrausend), reißt die Kassenschublade heraus,

wirft den Zeitungsständer

vor den verblüfften Augen des Ausbilders in die Ecke und ruft

seinen Sohn...

Vater Rolf winkt ihm :“ Komm, hier haben wir nichts mehr verloren!“

Jansen will einlenken und greift sich einen fünfzig Markschein

aus der Kasse heraus ,hält

ihn hoch in die Luft und ruft triumphierend aus :“ Dein schwer

verdientes Geld,

Gerd. Hol es dir wenn du kannst, sonst kannst du ja nichts!“

Gert greift zu, Vater und Sohn verschwinden auf nimmer

Wiedersehen in der Stadt.

26 # Es wird noch schlimmer – Krüger und Oberbeck

Versuchslehre Nummer 3 – Ich habe heute wieder Geburtstag

Der eingebildete Filialleiter selbstverliebt.

Der alte Flensburger Zob beherrbergt viele kleine Läden vom

Süsswarenkiosk über

Blumenladen bis zum Souvenierartikelladen bis zu den

Rauchwaren von Krüger und Overbeck.

In diesen steckt mich nun mein Vater und ich stehe dort wie von

aller Welt verlassen