Halvar's Gelöbnis Teil 2 - Gerhard Rolf Günther Fischer - E-Book

Halvar's Gelöbnis Teil 2 E-Book

Gerhard Rolf Günther Fischer

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Beschreibung

Um den Sinn seines Lebens zu ergründen, zieht Wiking Hauptmann Halvar Gunesson schon als Auszubildender und Jugendlicher alle Register seines Könnens, denn als gelernter Schiffsbauer hat ihm der Kleinkönig die Möglichkeit eröffnet, als Jomswikinger mit seinem Drachenschiff vom schwedischen Birka aus mit seinen Freunden dem Helden Siegfried, Steuermann Siggi, Vormann Knut und seiner treuen Zieh Amme Ann Popanna, die die Kochfrau spielt, auf große Fahrt und durch die halbe Welt zu segeln. Als Vasallen des Kleinkönigs Hakennase schließen sie sich dem Dänenkönig Godfred an, dem seine Macht zu Kopfe gestiegen ist, kämpfen im karolingischen und an der Salz Straße der Loire gegen die Franken. Danach segeln sie auf eigene Faust an den Rhein, bergen durch einen Glücksfall den Nibelungenhort bei Burgund und über den Nordatlantik geht es nach einem missglückten Piratenangriff der Norweger in den Süden nach Spanien zu den Mauren nach Algeciras, wo sie als Vasallen gegen eingewanderte, christliche Gemeinden auf Befehl des Kalifen Harun zu Felde ziehen, die ohne Erlaubnis Kirchen im fremden Lande errichten. Halvar und seine Nordmänner vertreiben die Christen. Sie rauben, plündern und brandschatzen die Gotteshäuser. Endlich im Besitz von Schätzen und Heiligtümern, wie dem goldenen Kreuz des Südens und den goldenen Trinkhörnern der Germanen (Wenden), verlassen sie endlich nach vielen Jahren der söldnerischen Beihilfe bei Kampf und Vertreibung die Stätten der Unruhe, der Unterdrückung - denn der schwedische Kleinkönig, einer aus dem großen Konvolut der damaligen Kleinkönige, fällt 844 im Jahre des Herrn in Mauretanien bei Sevilla mit einer großen Gefolgschaft von Kriegsschiffen ein -, müssen aber gegen die überlegenen Mauren schwere Niederlagen mit Mannschafts- und Schiffsverlusten einstecken.

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Seitenzahl: 695

Veröffentlichungsjahr: 2019

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Halvar's Gelöbnis Teil 2

© 2019 Gerhard Rolf Günter Fischer

Auflage 2

Umschlaggestaltung, Illustration: M. Raue

Lektorat, Korrektorat: Gerhard Rolf Günter Fischer Übersetzung:

Herausgeber: Ferri E. Entesari

weitere Mitwirkende: Ferri E. Entesari

Verlag und Druck: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg

ISBN Taschenbuch: 978-3-7482-7247-2

ISBN Hardcover: 978-3-7482-7248-9

ISBN e-Book: 978-3-7482-7249-6

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Rückblick HALVAR'S GELÖBNIS Teil 1

HALVAR'S GELÖBNIS ist eine Wikinrer Saga aus der Zeit 810 nach Chr. , als der dänische KönIg Godfred sich anschickte, mit seinen Bruderschaften England, Schottland, Irland und nicht zuletzt halb Europa mit seinen Heerscharen zu erobern,. Die Klöster und Städte an der Nordsee, an der gesamten Atlantikküste Europas und sogar im südlichen Mittelmeer mit seinen salzwasser Piraten, den schwedischen Vasallen Länder mit Krieg zu überziehen, jede Siedlung durch blitzartige Überfälle durch Mord und Brand dem Erdboden gleich zu machen. Gewalt war an der Tagesordnung, so konnte reiche beute, sjklaven, aber auch auch christliche Mächte samt äbten, Mönchen, nonnen und vertriebene Bischöfe sichergestellt und gut im Handel an den mann gebracht werden.

Die hammaburg an der Elbe, ihre Klöster wurden in diesen schweren Zeiten mehrmals geplündert, selbst bischof Ansgar, der seine bischöfliche Diäzöse an der Elbe und später in Ribe in dämemark hatte mussten ihr Heil als Missionare und Wander Mönche in der Flucht suchen, schließlich gelangen die Wikingersogar den rhein aufwärts nach Köln. Den Lang und Kriegsschiffen der dänischen Wikinger war niemand gewachsen und in Europa herrschte bald Untergangsstimmung. Der spannende und amüsante Historien Roman berichtet uns von zwei Brüdern aus Schweden, Halvar und Tannar Gunesson, beide unterschiedlichen Charakters, die sich im Frühling ihres Lebens aufmachen, der eine den Warenhandel, das Schriftliche, der andere das Schiffshandwerk in Birka zu erlernen, im Schlepptau ihre treue, vertrottelte Kinderfrau Ann Popanna, die sich um ihre beiden Ziehsöhne liebevoll kümmert. Der Sinn ihres Lebens beim Seehäuptling dem Kleinkönig Haklennase erfüllt sich dan, als sie im heiligen Lande zu Palästina die unfreiwillige, christliche Taufe durch Siegfriegs gewaltigen , tölpelhaftigen Sohn, einen Gefolgsmann erhalten, mit den Kostbarkeiten aus ihren Raubzügen, den geheimnisvollen Reliquien, dem goldenenn Kreuz des Südens und den goldenen Trinkhörnern der Germanen nach vielen Abenteuern wieder heimkehren, wo sie sich an einer Mörder Bande, die einst die Eltern und das Gesinde umgebracht hatte rächen.

Halvar'sGelöbnisTeil 2

Die Drachenschiffe der Dänen und der Schweden verschwendeten keine Zeit, die Ufer zogen an den Mannschaften der Kriegsschiffe wie auch die Vogel Scharen vorüber. Zeit zum betrachten der beiden Uferzonen hatte kaum jemand, dazu waren sie alle zu sehr beschäftigt. Das Land das sonst grün gewesen, wo viele Gehöfte und Dörfer gestanden, dass war zu Schutt und Asche verfallen und rauchende Trümmer zeugten von Überfällen, Mord und Brand.

Die Klöster und Abteien an beiden Ufern waren wegen ihrer starken Mauern unversehrt gewesen, die schweren, eisernen und hölzernen Tore hatten dem Ansturm der Völker aus dem Süden stand gehalten und auf ihren Zinnen wehten die Landesfahnen der Niederlande. Noch wehten sie nicht auf Halbmast, aber es waren eben nur christliche Stätten und keineVerteidigungsanlagen und gegen hunderte von Wikingerschiffen hatten sie gewiss keine Chancen.

Die ersten Schiffe der Dänen, im Schlepptau einige der schwedischen Kriegsschiffe steuerten geräuschlos an Land. Aage Adlerauge und Tyve Sandacker wollten sich die Chance nicht entgehen lassen und das alles, um ihrer Raubgier gerecht zu werden.

Mit langsamen Rudern und Mucksmäuschenstill setzten sich viele kleine Beiboote von den Kriegsschiffen ab und die Worte unter ihnen durften nur geflüstert werden, um die bewohnten Häuser und Abteien in der Umgebung nicht zu beunruhigen.

„Ihr wisst Bescheid,“ mahnte sie Adlerauge und seine Warnung wurde an die um liegenden Boote mit den schwer bewaffneten Söldnern weiter gegeben,“ die kleinen Wäldchen vor den Siedlungen schirmen unsere Überfälle an Land ab. Niemand wird uns kommen sehen, dann stürmen wir die Buden, nehmt was ihr kriegen könnt, auch Geiseln, was die Nonnen und die Äbte betrifft, denn die bringen den meisten Erlös. Denkt an die kostbaren, edelsteingeschmückten Abendmahlskelche und die goldenen, silbernen Kreuze, das ist fette Beute, dem Rest schlagt ihr die Köpfe ab und so schnell wie mir gekommen sind, verschwinden wir auch wieder, denn ich habe mir sagen lassen, dass christliche gestimmte Schwadronen des Franken Kaiser's Karl in der Nähe das karolingische kontrollieren!“

„Wie sollen wir die Türen und Tore überwinden, das macht doch Krach,“ meinten die Häuptlinge,“ das kostet Zeit und Kraft!“

Gerade kamen drei von zwanzig Drachenschiffen in Sichtweite, dort setzten sich ihre Beiboote ab und die ersten, die an Land sprangen waren Siegfried vorweg, Siggi und Halvar.

Siegfried war unbewaffnet, denn Ann hatte ihm gesagt, er müsse nur seine Fäuste gebrauchen und schütteln, damit könne er jede Tür eintreten und jede Burg überwinden und er solle ihr was Schönes aus einer Abtei mitbringen. Auch wenn sie keine Christin sei, alles ließe sich an den Mann bringen zum eintauschen oder verkaufen und sie denke in erster Linie an die Schenkungen, dass seinen kleine hölzerne Truhen mit Gold und Silbermünzen.

Siegfried und seine Freunde versprachen also der kochenden Alten nach diesen Dingen Ausschau zu halten, mitsamt ihrer Mannschaft ruderten sie schwer bewaffnet an Land, während Ann und Esmeralda versteckt hinter der Bordwand jede ein Auge riskierten, als Siegfried wie ein Wilder das Boot an das unbefestigte Land ruderte.

„Ich habe die goldenen Münzketten der Äbte vergessen,“ schalt sich die Ann selbst und hieb sich mit ihrem Kochlöffel auf den Kopf,“ und für dich wären die Rosenkränze passender,“ damit meinte die Alte die Esmeralda,“ für mich das Geld und Gold, fürdich den Rest vom Schützenfest!“

„Aber diese Dinge sind wertlos in meinen Augen, ich hätte auch so gern eine blitzende, goldene Kette,“ meinte die junge Kochmagd bockig,“ ich bin schließlich nicht besser und nicht schlechter als du es bist und vom Kalifen, meinem Vater habe ich dreihundert Goldketten bekommen. Natürlich sind die meisten beim Seeüberfall damals draufgegangen. Doch jeden Tag legte ich eine andere, eine schöner und kostbarer als die letzte um meinen ebenholzfarbenen Hals und wenn ich erst an die Edelsteinringe denke die ich trug, das alles ist mir und meinen Gespielinnen auf hoher See von den bösen Piraten gestohlen worden. Wir gerieten vor Gibraltar in die Gewalt einer arabischen Dschunke, sie metzelten unsere Eunuchen und die schutzbefohlenen Krieger, die uns begleiteten nieder, bemächtigten sich unser und verschleppten uns über Land nach dem schwedischen Birka, wo du mich als Koch Sklavin für den Stellvertreter eures Kleinkönigs und seiner Handelsgesellschaft eingekauft hast!“

„Sei still und halte deinen Mund, man könnte dich von der Abtei dort drüben hören und dann ade aller Schenkungen und Goldketten zusammengenommen, die du vor den gierigen Augen unserer Halsabschneider verstecken konntest!“

Siegfried war den Dänen hochwillkommen, sie sahenin ihm den starken Mann, den sie vorschicken wollten um Portale, Türen und Tore aufzubrechen.

„Du warst ja früher sowieso in unseren Reihen und nun schlägst du dich immer öfter auf die Seite der Schweden, fährst auf ihren Schiffen spazieren, was sind das für Marotten,“ flüsterte ihm Adlerauge ins Ohr und Siegfried antwortete zurück:“ Dort meine Freunde, meine alte Kindermagd, sie Schwedin, aber nichts zu sagen, ich stehe auch für Dänen zur Verfügung!“

„Hast du auch schon vorzeitig dein Rauschgift, unsere getrockneten Tollkirschen zu dir genommen, damit du keine Angst bekommst und zuschlagen kannst, wenn es darauf an kommt,“ wollte Sandacker von ihm wissen, doch Siegfried hatte ihm schon auf die Nase geschlagen, dass sein Blut spritzte, dann blieb der liegen, rührte sich nicht mehr und die Schweden und Dänen rotteten sich unter Adlerauge und Siggi zusammen, schlichen sich zu Hunderten durch das dichte Unterholz an die erste Abtei zum greifen nahe heran und ließen keinen trockenen Zweig unter den Fußsohlen knacken. Das wäre die Aufforderung zum Tanz gewesen, das wussten sie genau.

„Bist du verrückt, nicht den Baum ausreißen,“ Halvar und Siggi vielen ihm in den Arm, denn die Hauptleute hatten ihm hinter den verdeckten Büschen zugeflüstert, er solle einen mittelprächtigen Baum ausder Erde ziehen, den könne er gut zum Türen eindrücken einsetzen.

Die Freunde zeigten ihm einen Vogel und er solle nicht auf sie hören:“Was hat dir Ann gesagt, gebrauche deine Fäuste, sie sind das passende Werkzeug dazu. Höre auf Sie und uns und nicht auf fremde Leute, das gibt auch zu viel Krach, das Baum ausreißen und alarmiert die Insassen, jetzt voran und nicht gezögert. Du weißt, was du zu tun hast, Siegfried?“

„Ich Fäuste schwingen!“ Und was noch!“ „Ich vergessen, immer an Weiber,Wein, Gesang und Ann denken müssen, auch an Burg von Opa Siegmund zu Xanten, wo wir Vater Siegfried's Schwert holen wollen!“

Nach diesen Instruktionen von beiden Seiten aus ging alles rasend schnell, Schlag auf Schlag. Die Wikinger schlichen sich in der nahenden Dämmerung an die erste Abtei, es waren ihrer im Land an den Ufern verstreut insgesamt drei Klöster und Abteien, umgeben von Langhäusern und Bauerngehöften, die in kleinen schon früher heimgesuchten Ortschaften lagen. Der starke Siegfried voran, schlug die erste Pforte mit zwei Faustschlägen ein und die Wikinger mit den Äxten in der Hand begegneten den ersten fliehenden Mönchen, sie packten die auf kreischenden Kittel und Kapuzen Träger am Kragen, rissen ihnen die Kutten vom Kopfe, trieben sie voranin die nächstbeste Halle den Altarraum , wo kostbare Kruzifixe und Schatullen mit Edelsteinen auf den Altären standen. Da griffen nicht nur Halvar und Siggi zu, auch Adlerauge und seine Häuptlinge rissen die Abendmahls Kelche an sich, stopften sie hastig in linnene Beutel und als die Nonnen gleich darauf zum Singen und beten nichtsahnend in Reihenfolge in die Kapelle traten, rissen ihnen die zum Berserker unvermutet im Rausche von Gier, Stärke und Brutalität die Gebetsbücher aus den Händen, warfen sie in die aufflammenden Fegefeuer vor dem Altar, die sie gelegt und bedrohten die frommen Frauen mit ihren Äxten. Siegfried schlug jede Tür, die ihm im Weg stand mit Fausthieben ein. Seine Axt war fehl am Platze, so kamen Abt, Mönche und Nonnen, wenn sie im Blutrausch von beiden Parteien nicht niedergeschlagen und enthauptet wurden in ihre Hände. Nicht allen Nonnen waren die Hände gebunden und die Kapuzen über die Köpfe gestülpt, es gab auch einige besonders schlimme Kerle, die die schreienden unschuldigen Mädchen hinter die Altäre zerrten und sie dort vergewaltigten.

Die Hilfeschreie der Insassen erstickten wie im Keim, als die Äxte ihnen den Garaus machten und unter Androhung der Todesstrafe schleppten Dänen und Schweden ihre Gefangenen unter lautem Wehgeschrei ins Freie, durch das dichte Unterholz an die Ufer zu den Beibooten.

Wohl gab es unter den fliehenden Bewohnern etliche, die ihr Heil in der Flucht suchten, sie flüchteten aus der Kapelle in den Kräutergarten, griffen in Todesangst in die schwarze Erde und bewarfen die ersten Verfolger mit Sand und Steinen, doch unfehlbare Pfeile und Äxte trafen sie, spalteten Köpfe, Brust und Hälse und selbst Siegfried hatte sich zwei dralle Nonnen unter die Arme gepackt und war mit dem strampelndem Weibern auf der Flucht, denn in der Ferne hörte man schon feindliche Truppenverbände Alarm blasen und in Schwadronen aufmarschieren.

Die Häuptlinge unter den Angreifern riefen ihren Mannen einige hastige Befehle zu, schlugen mit ihren Äxten alles kurz und klein was sich in ihrem Weg befand und waren bemüht, sich selbst in Sicherheit zu bringen.

Das in Flammen auflodernde Kloster war bemerkt worden, doch die Schätze in der Kapelle hatten viele Wikinger an sich gebracht. Sie stiegen am Flussufer in die unzähligen Beiboote und entkamen zu den wartenden Drachenschiffen, wo man ihnen die Kletterstricke zuwarf.

Und während nun auf diesen Schiffen ein ohrenbetäubendes Kriegsgeschrei aufbrandete und Adlerauge und Sandacker den Häuptlingen auf den übrigen Schiffen zubrüllte:“ Ein guter Fang, reiche Beute, Sklaven und Lösegeld sind uns sicher,“

brandete ein beispielloser Jubel auf, nun durften sie laut sein, die Anker wurden gelichtet, Fackeln an Bord entzündet, die Segel gehisst, die Ruder gepackt und im Takt angetrieben. Die Vormänner, Segelmeister und Hauptleute unter ihnen lösten die Steuerruder an der Steuerbordseite des Rumpfes und nahmen Fahrt auf, während die geplünderten Schätze in die leeren Seekisten gewandert waren und sie mit Kostbarkeiten aller Art und Lebensfreude füllten. Was nicht in sie hineinging, wurde über den Knien der Berserker in Stücke zerbrochen und gar mancher Edelstein und manches Goldstück viel daneben, viel den Wasserschöpfern zum Opfer, denn was zu viel an Gewicht, also ungeeignet war als Beschwernis für die Schiffe, wurde über Bord geworfen.

Die Magd Ann überall und nirgends dabei und ihre Zugehfrau Esmeralda traten den Ankömmlingen, die sich von den Bei Booten die Hanf Stricke ergriffen und sich Hand über Hand an die Reeling hinauf hangelten, in den Weg und Anns gierige Augen suchten die goldenen Münzketten, die man sich um den Hals legte, um die eigene Hässlichkeit zu überbrücken:“ Und wo habt ihr die Schenkungen, die kleinen Holzkästchen mit den Münzen, wollt sie wohl selbst unter Beschlag nehmen,“ schrie die Alte los. Dem Siegfried stand der Mund vor Sprachlosigkeit offen, da ließ er die beiden Mägde aus seinen Armen los, die sprangen sofort über Bord und schwammenans Ufer zurück. Sie riss in ihrer Habgier Halvar, Siggi und die anderen Jomswikingern, die an ihr vorüber eilten, um an die Ruderbänke zu gelangen, an sich heran, begutachtete die Beute aus dem Altarraum, dann steckten sie und Esmeralda die Köpfe zusammen:“ Wo habt ihr sie nun, die Goldketten und die Schenkungen der Gläubigen, die gibt es doch überall in den Kapellen. Sie stehen auf den Altären nutzlos herum und die Mönche stecken ihre feisten roten Nasen hinein, weil sie sich an den funkelnden Münzen nicht satt sehen können!“

„Vielleicht gibt es um so mehr in den nachfolgenden Klöstern, an denen wir noch vorüber segeln, aber schließlich sind wir alle keine Hellseher, sind froh mit heiler Haut davongekommen zu sein. In der Ferne hörten wir Säbel rasseln, Waffen Lärm und herbei siebende Reitertrupps, das riecht nach Reibereien, das könnten Schergen von Karl sein, der einen Teil des Karolinger Reiches verteidigt, seid Siegfrieds Großvater Siegmund die Augen geschlossen hat,“ meinte Halvar treuschuldig, aber Siggi riss ihn zu sich:“ Wem sagst du das, Halvar, doch nicht der Ann, was geht es ihr an, was wir dort im fremden Land getrieben haben, das ist unsere Sache, nicht ihre!“ „Spiel dich bloß nicht so auf, Hauptmann,“ feixte die Ann und stemmte ihre feisten Unterarme in die Seiten,“ sieh lieber zu, dass wir Land zu Wasser gewinnen, sieh dort drüben am Ufer!“

Einzelne Reitertruppen tauchten am Ufer auf, schrien in der fränkischen Sprache und schossen einen Pfeilhagel auf die Wikingerschiffe ab, die auch die dänischen Schiffe und deren Besatzungen trafen. „Verflixt noch mal,“ meinten Lupo und Barrabas,“ da vorne vor der Biegung des Flusses gibt es noch drei Ortschaften und Klöster, die Häuser sind zerstört, angekohlte Holzbalken und die Dächer sind heruntergekommen, seht ihr es, doch die Schätze aus den Klöstern sollten wir uns nicht entgehen lassen, wenn sie denn noch da sein sollten. Aller Voraussicht nach sind uns andere schon zuvorgekommen. Nichts ist unmöglich!“

Ein Pfeil traf den Siegfried mitten im Rücken, er riss ihn heraus, Ann verband die blutende Wunde mit grobem Leinentuch, legte einen Sud von Heilkräutern drauf und auch Halvar und Siggi bekamen die Wut der Verteidiger zu spüren, zwei spitze Pfeile ritzten ihre Oberarme. Die Ann und Esmeralda wuschen die Schnittwunden aus und dann tat sie Zwiebelsaft darüber und meinte, das brenne die Wunden aus, falls die Pfeilspitzen vergiftet gewesen seien und sie sollten sich man nicht so anstellen, wenn es auch weh tun würde.

Die Wikinger zahlten mit gleicher Münze zurück und während die einen zur Flussmitte ruderten, dass waren die neu eingesetzten dunkelhäutigen Sklaven, weil die anderen Wasser schöpften, griffen dieJomswikinger zu Pfeil und Bogen. Aus den unzähligen Kriegsschiffen deckte ein massiver Pfeilhagel die berittenen Truppen am Flussufer ein, Todesschreie schallten zu den Wikingern herüber, Schlachtrosse stürzten in den Flussverlauf, der Rest der Truppen setzte sich flüchtend davon galoppierend durch die Waldungen an den Ufern ins Land ab.

Schweden und Dänen schickten ihnen noch einen eisernen Gruß aus kraftvoll geworfenen Spießen hinterher, dass hatte gesessen und das Glück war den Eindringlingen hold gewesen, doch viele Krieger der Dänen waren vom Pfeilhagel getroffen worden, lagen leblos in ihrem Blut zwischen Ruderbänken und Seekisten umher, die Hauptleute befahlen den rudernden Sklaven, die bald darauf von den Jomswikingern abgelöst werden sollten, die Toten über Bord zu werfen und die Schwerverwundeten dazu, denn auch für sie hegte man keinerlei Verwendung und das Seebegräbnis war schnell bereitet.

Ann hatte sich einen Schutzhelm eines Gefallenen reichen Wikingers, eines Vorruderers geschnappt und auf den unförmigen Kopf ohne Hals gesetzt. Der Augen und der Mundschutz gefielen ihr besonders und sie meinte ausgelassen:“ So ausgestattet könnte ich mit euch ins nächste Dorf einfallen, doch wenn man sich auf euch verlässt, ist man verlassen. Ihr kassiert bald durch die Bodentruppen Schutz undErpressungsgelder, aber an mich denkt keiner die ich euch schon lange diene. Ich brauche Schenkungen und Goldketten, um mich vor den Sachsen und Obotriten aufspielen zu können, denn ich habe gehört, dass sie Weiber wie mich, die mit Kostbarkeiten wie ein Weihnachtsbaum behängt sind, mit Gold und Silber nur so um sich werfen als Verrückte betrachten und die beachtet man nicht, sie stehen ganz unter dem Schutz der Götter, lässt sie links liegen. Man kann ja nie wissen, so könnte ich ihnen entkommen und nach Schweden zurückkehren…!“

„Nimm doch deine Flausen aus dem Kopf,“ meinte nun auch der Knut,“ hier gibt es weder Sachsen noch Obotriten, die es auf alte Weiber wie du es bist abgesehen haben. Hakennase mit seinen zwanzig Schiffen und wohlgemerkt die einhundert Drachenschiffe des Godfred, von den Plünderern in England ganz zu schweigen müssten genügen, um das Land auszurauben und schließlich treffen wir in Xanten bei der Königsburg auf die Bodentruppen, das mögen vierzigtausend Mann sein und wenn mich nicht alles täuscht, was ich hier so gesehen habe könnte es zur Schlacht gegen die Franken kommen!“

„Eben,“ meinte auch Siggi,“ wenn ich noch an das müde Aufgebot von eben denke, was der Franken Kaiser uns entgegengeworfen hat, dann sind wir mit ihnen auf unserem ersten Übergriff schneller fertig geworden als gedacht und kehren mit reicher Beute,Sklaven und bewachten Ländereien zurück!“

Die drei Klöster auf dem Schiffswege nach Xanten waren schnell überfallen, von den Horden der Dänen und Schweden ausgeplündert worden, auch hier konnte keiner der Mönche und Nonnen den Berserkern entkommen, es gab mehr Tote als Überlebende bei dem Gemetzel, auch drei Äbte, die man für viel Lösegeld auszulösen gedachte waren darunter, wurden erst einmal für ihre Beschimpfungen bis auf's Blut ausgepeitscht. Danach gaben alle drei klein bei und beteten ein Vaterunser, das sie mit den Worten bewenden ließen:“ Der Herr hat's gegeben, der Herr hat's genommen, gepriesen sei der Name des Herrn!“

Die alte Ann hatte Glück, sie bekam von Halvar strahlenden Auges einige goldene Halsketten und eine silberne war noch übrig, die hängte sie der jungen Esmeralda um den Hals, gab ihr einen schmatzenden Kuss auf die Stirn und meinte großzügig:“ Die habe ich dir zugedacht, Silber für die schlanken Hälse und Gold für die, die keinen haben, aber der Glanz meiner fetten Haut und der des Goldes, das passt gut zusammen!“

Da aber Esmeralda die Hälfte von den Schenkungen, die Ebenholz Kästchen mit den Gold und Silbermünzen abhaben wollte, zerrissen sich diebeiden vor Futterneid die Kleider und der Siggi meinte lächelnd zu Halvar, der selbst genug geplündert hatte:“ Pack schlägt sich und Pack verträgt sich!“

Es dauerte nicht lange, da waren die beiden, die das mit gehört hatten mit den Kochlöffeln hinter ihm her und Halvar musste für den Ausfall das Langruder übernehmen und kam gut mit der Steuerung zurecht. Überall an Bord der Schiffe herrschte Ausgelassenheit und Stimmung, denn die drei Klöster waren mit Kleinodien und Schmuck in jeder Menge, gespendet von Gläubigen angefüllt gewesen, jetzt wurde es sogar von den Hauptleuten erlaubt an Bord zu lärmen, zu singen, die Kessel über den Feuern wurden aufgeheizt, dass Feuer über den eisernen Platten geschürt. Trotz des Verbotes an Bord zu kochen und zu braten hatten sie alles Vieh an Bord gebracht, abgeschlachtet und besonders die wilden Schweine machten die Runde. Die robusten Kochweiber auf beiden Seiten fackelten nicht lange, wie die Ann und die Esmeralda sie ausnahmen, mit den Gedärmen die Fische fütterten wurde das saftige, blutige Fleisch nicht lange gewaschen, es wurde mit der Axt zerkleinert, gesalzen und rein in die dampfenden Kochtöpfe geworden, da durfte wieder das Suppenkraut noch der Sellerie fehlen, dazu gab es trockenes Fladenbrot und Starkbier, wenn welches da war. Ann war so zerstreut nach denVorkommnissen, dass sie ihre Kochlöffel versiebt hatte und mit dem rechten Bein die Suppe umrührte, was nicht allzu lange währte.

Was die Männer, die Seegeier anging, so wurde mit einem Arm gerudert, mit dem anderen das Wasser heraus geschöpft, im Munde die Schweins Keule von den starken Zähnen zerrissen wie bei reißenden Wölfen und zwischen ihren eingeklemmten Beinen befanden sich die geraubten Nonnen, die nackt in der Gewalt der Berserker und ihnen ausgeliefert waren. Sie waren allesamt an Händen und Füßen geknebelt und dieser steckte auch in ihren Mündern.

Nach den Begattungen, die in diesen Situationen unausweichlich waren, schnitten ihnen die Berserker auf allen Schiffen die Kehlen durch, eben bis auf die, die ihnen mehr Wert erschienen, für die sie Lösegeld fordern wollten, wenn sie dem Vorstand der Äbtissin oder einer heiligen Jungfrau entsprachen, warfen den Rest über Bord und die Ann jubelte froh:“Das sind meine Kinder wie sie leiben und leben und ebenso schlimm wie die Hunnen an Etzels Hof nach Blut leckten, als ich noch jung und unerfahren war,“ und als sie ausgeredet hatte, sichtete die große Drachenschiffsflotte in der Dämmerung die ersten Langhäuser und Gehöfte der niederländischen Stadt Xanten und auf einem hohen Berge stand die Burg, wo Siegfried einst als Knabe mit seiner Magd Ann gelebt hatte und groß geworden war.

An den Ufern waren die Menschen, denen man Hab und Gut geraubt, mit Eselskarren und ihren Habseligkeiten auf der Flucht, angstvolle Blicke zu der Schiffs Armada hinüber werfend. Sie flüchteten ins weite Land hinein, nur weg vom Niederrhein und seinen Gefahren, die zu Land und zu See auf sie lauerten.

Während sie der Siegesburg der niederländischen Könige näher kamen, auf der nun Ludwig der fromme seinen Herrschaftsbereich einnahm, wurde eine Parole von Schiff zu Schiff per Horn weitergegeben. Die Befehle der Dänen lauteten, die schwedischen Drachen Schiffe, die Vasallen der Dänen möchten vor der Königsburg die Anker auswerfen, mit den Bei Booten an Land setzen, die bewachte Burg stürmen, während sich die dänischen Drachenschiffe abzusetzen begannen und hinter der Landenge auf die Bodentruppen von Godfred und Hakennase auf das Eintreffen der beiden Heere warteten, dort wollte man den Feind, die Franken unter Kaiser Karl und dem Heerführer Karl den Kahlen gebührend empfangen, falls sie sich trauen würden.

Die Kriegsschiffe ankerten in angemessener Entfernung in Sichtweite der großen Burg, nachdem die Anker über Bord gingen nebeneinander. Die Seehäuptlinge kamen zur Besprechung auf das größte der Schiffe, das Königsschiff, das ein gewisserSeehäuptling namens Ragnar Rökk befehligte, er war in Abwesenheit des Kleinkönigs Hakennase der Befehlshaber der kleinen aber feinen Flotte und auch Siggi und Halvar, unterstützt von den Vormännern und Wikingern Siegfried, Knut, Barrabas und Lupo fanden sich unsere Freunde in der Gruppe der Hauptleute ein, um Kriegsrat zu halten.

„Sicher haben die Insassen uns schon lange entdeckt und bereiten sich auf unseren Angriff vor,“ meinte der rotbärtige Hünen Halunke, der sich wie andere Häuptlinge mit Helm und Kettenpanzer ausstaffiert hatte,“ ist sie stark befestigt, wird es einige Zeit in Anspruch nehmen, bis wir das Burgtor aufgestoßen haben und sie im Sturmangriff stürmen, dann aufschlitzen wie die Hasen. Im ganzen sind wir mit unseren zwanzig Kriegsschiffen offenbar fast viertausend Mann. Ich vermute, so viele Krieger könnten auch in den Verteidigungsanlagen stecken!“ „Wir könnten ihnen Brandpfeile in den Burghof schießen, das Heu für die Pferde und die hölzernen Ställe damit anzünden und auch das Burgtor kann so ohne Anstrengung genommen werden,“ meinte ein dicker Häuptling namens Pferdefuß.

„Wir könnten sie auch aushungern, unsere Lager in den ausgebrannten Gehöften rund um die Burg errichten, dann werden sie schon nach einigen Tagen angekrochen kommen und um Wasser und Brot winseln,“ meinte einer, den man Fallensteinrief, doch dann meldeten sich Siggi und Halvar, die beiden befreundeten Seehäuptlinge zu Wort:“ Eure Vorschläge sind zwar gut und schön, aber Feuerbrände können von innen schnell gelöscht werden und was das Aushungern angeht, das dauert viel zu lange. Wir müssen die Burg so schnell wie möglich einnehmen, denn unser König Hakennase bracht uns, wenn es zur Schlacht mit den Franken kommen sollte!“

Jetzt meldete sich Halvar zu Wort, schob den starken Siegfried in die vorderste Front, deutete auf ihn:“ Siegfried ist so stark, dass er Bäume ausreißen kann, er nimmt sich so einen Baumstamm und rammt damit das Burgtor ein, so einfach ist das. Nachdem das geschehen ist können wir die Burg stürmen und einnehmen!“

„Wir wissen vom Mut und der Kraft deines Riesen, eures Gefolgs Mannes“ meinte Ragnar Rökk,“ aber er könnte beim ersten Schritt auf das Tor und seinem Wassergraben davor durch einen Pfeilhagel von den Zinnen getötet werden. Er ist nur ein Mensch und besitzt nicht die Eigenschaften seines heldenhaften Vaters von dem alle gehört haben. Er hat keinen hornigen Brustpanzer wie sein Vater, wo die Pfeile und Spieße abprallen könnten, sie dringen in sein Fleisch, da nützen auch seine Kräfte wenig und wir möchten sein Leben gerne für den Kampf gegen das Frankenheer schützen, dort kann er uns die bestenDienste erweisen!“

Man kam daher zu der Idee, eine hölzerne, fahrbare Rampe mit vier Rädern zu bauen und den größten Baumstamm, den Siegfried auf dem Land erwischen konnte, der sollte in ihr mit starken Tauen befestigt werden.

„Der Baumstamm muss ausschwenkbar sein,“ erklärte Ragnar Rökk,“ wir rollen die Rampe mit unseren Körperkräften vor den Wassergraben und das gegenüberliegende Tor, dann kann Siegfried seine Kraft demonstrieren, den Stamm ausschwenken, so das er vom Burggraben hinüber rauscht und das Tor eindrückt!“

Dieser Vorschlag fand allgemeine Zustimmung, aber was sie wirklich in der Burg des verstorbenen Königs Siegmund wollten, das Zauberschwert Siegfrieds, des Drachentöters, das Miming bergen und die Schätze des Großvaters als Beute untereinander aufteilen, das verrieten die Hauptleute Siggi und Halvar den Kameraden zur See nicht, dass ging ihnen nichts an, dass war ganz allein ihre Angelegenheit und der Vorschlag der Magd Ann gewesen, denn mit dem Schwert seines ermordeten Vaters wurde auch der Sohn unschlagbar und unbesiegbar.

Während nun alle Schiffsbesatzungen sich in die Beiboote an Land einschifften und nach geeignetem Holz für das Vorhaben Ausschau hielten, machte sich Siegfried mit Halvar, Siggi und der Ann auf die Suchenach einem geeigneten Baumstamm, der stark und lang genug war, um das alte Burgtor einzurammen. „Habt ihr auch niemand von unserem Geheimnis erzählt? Wir holen das Sagen Schwert, es müsste noch unter dem Bett von Siegfrieds Großvater Siegmund liegen, dann geht’s in die Schatzkammer, den alten Schlüssel habe ich noch im Besitz und gut verwahrt,“ die Alte kramte einen riesigen Eisenschlüssel aus dem Unterhemd,“ und wenn er auch schon rostig ist, damit kommen wir hinein!“

„Du hast also, nachdem du Siegfried's Sohn damals vor zwanzig Jahren beim Großvater zurück ließest, die Schatzkammer verschlossen und den Schlüssel an dich genommen. Zwanzig Jahre sind lang, da werden doch die Schatzmeister von Ludwig dem Frommen einen Weg gefunden haben, sich die Schätze des Alten anzueignen und wir stehen dann vor dem Nichts und mit leeren Armen da,“ meinte missmutig Siggi,“ wir Wikinger wollen Beute machen, doch wenn alles noch da ist, wie sollen wir die Schätze wegschleppen und in unsere Bordkisten verstauen, das sieht doch ein Blinder mit einem Krückstock, wenn wir mit den Schätzen in den Armen anrücken. Ich möchte nur mit euch und nicht mit den anderen teilen!“

„Kein Problem,“ Ann schnalzte mit der Zunge,“ ich war von Xanten aus mit den Schiffen deines Großvaters unterwegs als Koch Magd, wir kamen da auch über den Atlantik ins Mittelmeer und machtendort Station auf einer tunesischen Insel, die Djerba genannt wurde. Da kam mir der Gedanke, die dort lebenden giftigen, schwarzen Skorpione einzusammeln. Die brachte ich mit, die bewachen heute noch die Schatzkammer!“

„Wieso,“ meinte der Siggi,“alles was sich bewegen kann und Beine, Krabbel Beine hat, die sind doch inzwischen weggelaufen, oder etwa nicht?“

„Meine nicht,“ meinte die schlaue Ann,“ ich band sie mit meinen langen Haaren an die Eisenpforte der Schatzkammer,“ da müssen sie noch angebunden sein. Um ihr leibliches Wohl habe ich mich nicht kümmern können, es sind ja nur Spinnenwesen, giftige Insekten und in so einer Burg gibt es genug Krabbel Zeug, Fliegen, Spinnen, Wanzen und Keller Schaben, die werden sie sich geschnappt haben, meint ihr nicht auch?“

Die Freunde waren es mit Anns Antwort zufrieden, sagten aber nicht's dazu.

An Land begann eine große Geschäftigkeit und die Schweden hatten viel Kleinholz für das hölzerne Katapult besorgt.

Von den Burgzinnen betrachteten die Verteidiger und sein Besitzer Ludwig der Fromme die emsigen, arbeitenden Feinde:“ Wir können die Burg über Monate halten. Karl der Große sammelt sein Heer gegen die Dänen und Schweden, dann kommt er unszu Hilfe, denn meine Botschaft an ihn ist unterwegs und unwiderruflich!“

„Die Schweins Därme oben auf den Zinnen sind mit glühendem Öl gefüllt, die Felsensteine stehen zum steinigen für unsere Verteidiger auf den Burgzinnen ebenfalls bereit, Pfeile sind auch in Massen vorhanden, lasst sie nur kommen, Herr!“

Ludwig der Fromme in seinem Prachtgewand lächelte dem ergebenen Manne erleichtert zu:“ Die Berserker des Norden's werden scheitern, bisher ist es noch niemand gelungen, auch nicht den wilden Völkern aus dem Süden die Burg zu nehmen. Nur die Skorpione, die die Schatzkammer bewachen, wir können ihrer einfach nicht habhaft werden. Sie sind ständig auf Futtersuche, vielleicht sollte man sie mit Feuer und Brand…!“

„Das geht nicht, Majestät,“ erklärte der Erzbischof Neubert, der auf die Burgzinnen trat um einen Überblick über den anrückenden Feind zu erhaschen“, dann brennt die ganze Burg lichterloh, darauf warten die Berserker nur, wenn wir ihnen die Arbeit abnehmen. Deine leibeigenen Ländereien, die Gehöfte und Ortschaften liegen sowieso schon in Schutt und Asche, die Sachsen haben ganze Arbeit geleistet oder waren es nicht vielmehr die Obotriten, die Wenden oder die Kuren. Ich kann sie beim besten Willen nicht auseinanderhalten, dass ganze Mordbubengelichter kann sich die Hand reichen,einer ist schlimmer wie der andere, nicht zu unterscheiden!“

„Aber ich muss in die Schatzkammer hinein, um jeden Preis, komme was da wolle. Ich habe kein Geld mehr, die Krieger wollen ihren Sold und von Karl dem Großen unserem Verbündeten kann ich keine Zugeständnisse mehr erwarten, er hat von meinen Ländereien alle Jungbauern abgezogen, um den Rhein Main Fluss an beiden Seiten in Handarbeit zu verbreitern, zu begradigen. Gewiss, er braucht jeden Mann, jede zugreifende Hand in diesen Tagen. Es sterben tägliche viele Männer, sie werden unter den einbrechenden Schlamm und Schuttbergen lebendig oder tot begraben, so habe ich es mir sagen lassen. Wie lange leben denn diese giftigen Viecher, diese Skorpione überhaupt, kann man ihnen denn überhaupt nicht habhaft werden und überhaupt, jetzt kommen diese Hornissen, diese Wasserbanditen auch noch dazu.

Eine Plage löst die andere ab. Wie soll das enden?!“ „Die Skorpione sind nicht das Problem,“schlawenzelte der Erzbischof um den Burgherrn herum und rieb sich erklärend die Hände,“ sie sind von Gott geschickt, habe ich mir sagen lassen, das ist ein Hinweis von ihm an dich, Landesfürst nicht weiter dem Mammon zu frönen. Die Schätze gehören der Kirche, auch wenn sie einst von König Siegmund und seinem Sohn Siegfried im Kriegmit den Nachbars Völkern erobert und erstritten wurden. Ich werde einen Weg finden der giftigen umtriebigen Viecher habhaft zu werden. Wie ich schon sagte, der Schatz ist in meinen Händen besser aufgehoben, aber ich gebe dir gerne einen Teil davon ab. Wie sagt noch der Volksmund. Geben ist besser denn nehmen!“

Siegfried war mit den Schiffsbesatzungen in den Wald marschiert und hatte sich ohne lange zu überlegen den längsten und dicksten Eichenstamm ausgesucht, der über alle weit hinaus ragte.

Die Jomswikinger, die Vormänner und auch die Hauptleute unter dem Anführer Ragnar Rökk verwunderten sich über die ungeheure Kraft des Recken, der sich soeben anschickte, den Stamm mit den Wurzeln vor aller Augen aus dem Waldboden herauszureißen.

Rökk und seine Mannen vergaßen bei diesem unvergesslichen Anblick die Form, liefen jubelnd und heiter zum Riesen, lobten ihn über den grünen Klee, fassten mit an und brachten das Baum Ungetüm zur schnell fertig gestellten Rampe, die schon am selben Abend noch vier breite Holzräder aufwies, die Lager samt den Lagerfeuern wurden aufgestellt und Siegfried und seine Freunde liefen noch einmal in den Wald zurück, um frisches Wildbret Rehe, Hirsche und Wildschweine für die Mannschaft aus zwanzig undmehr Drachenschiffen zu erlegen.

Während Siegfried selbst flink wie ein Reh die fliehenden Tiere überholte und nur ein paar Fausthiebe benötigte, um Wildschwein und Rehe umzubringen, gelang es Halvar mit einem Spieß ebenfalls einige kapitale Eber zu erledigen.

Siggi und seine Vormänner nebst der Ann, die im Walde Brombeeren, Erdbeeren und Heidelbeeren gepflückt hatten merkten auf , da teilte sich das Gebüsch und ein riesiger Braunbär tauchte angriffslustig brummend vor ihnen auf.

Die beiden Weiber verloren vor Angst fast den Verstand, verloren die Früchte aus den Körben und in panischer Angst ergriffen sie die Flucht. Ann kletterte auf den nächstbesten Baum und Esmeralda schlug sich in die Büsche, zerkratzte sich an den Brombeeren Hände und Gesicht.

„Siegfried, wir brauchen dich, komm uns schnell zu Hilfe,“ schrien Halvar und Siggi wie aus einem Munde, ergriffen die Flucht vor dem angreifenden Raubtier, denn ihre Pfeile waren alle und die Wurf Spieße verbraucht.

Siegfried sprang zwischen sie und dem Raubtier, beide richteten sich zu voller Körper Größe auf und der Bär war noch einen Kopf größer als der Riese selbst. Siegfried packte den Bären mit seinen starken, muskelbepackten Armen um den Leib, drückte zu. Sie rangen miteinander ohne Unterlass und lange sah esso aus, als wolle der Bär die Oberhand gewinnen, denn seine Tatzen Schläge an Brust und Kopf des Gegners

hätten jeden anderen Krieger nach Walhall befördert und ihm das Rückgrat gebrochen. Siegfried blutete zwar aus vielen Wunden, aber schließlich brach er dem wilden Tier mit seinen eisernen Fäusten das Genick, das es man nur so krachte und gerade als er das schwere Tier auf die Schulter nehmen wollte, um es zum Lagerfeuer zu schleppen, tauchten weitere Bären aus einer in der Nähe liegende Höhle auf und verfolgten die kleine Truppe bis zu der errichteten kleinen Zeltstadt der Wikinger vor den Toren der Burg.

Mit ein paar gut gezielten Pfeilen in Augen und Brust und einigen handfesten, scharfen

Wurf Spießen hatten die Wikinger die Tiere schnell erlegt.

„Es gibt Bärenbraten, dazu frische Heidelbeeren mit Pilzen und Schnittlauch, frisch aus dem Wald,“ erdreistete sich die Ann, die mit Esmeralda zu den anderen ins Lager trat und hast du nicht gesehen, hatte sie ihr Schnitzmesser in Händen und zog einem Tier nach dem anderen das Fell über die Ohren. Allgemeine Fröhlichkeit beim Anblick des gehäuteten Tieres kam auf und Hauptleute und Ruderknechte griffen ebenfalls zu ihren scharfen Messern.

Gemeinsam schleppten sie nun schwer beladen sechsder niedergestreckten Bären zu den prasselnden Flammen, Siegfried hatte spitze Äste besorgt, die steckten er und die Ann ihnen durch After und Mägen und er plazierte die neuen Braten, in die sie die Lang Brat Spieße gewuchtet hatten über den Flammen.

Und noch einmal rief die Koch Mammsel Ann ihre Gesellschaft zu Tisch:“ Wer will noch mal, wer hat noch nicht. Ihr müsst euch alle stärken, morgen ist ein anstrengender Tag, ihr müsst die Burg von Siegfrieds Großvater erobern!“

Die Ann rieb sich erwartungsvoll die kalten Hände, denn mit sinkender Nacht war es kälter geworden, die Holzteller wusch sie im Fluss rein, Messer und Gabel gab es nicht und Suppenlöffel schon gar nicht, denn es war an diesem Festabend Braten angesagt gewesen und allen hatte es gut geschmeckt, denn nun wusste man, wenn Siegfried am frühen Morgen den Baumstamm in Richtung Burgtor schwingen würde, machte es Bumms, bumms und sie würden Einlass finden.

Die Wachen rund um die großen Zelte wurden nächtens verstärkt und Ragnar Rokk hatte den Angriff auf die Königsburg auf den frühen Morgen, den Sonnenaufgang vorbereitet. Er hatte das Zechen, das Starkbier und das Met an diesem Abend für die Kehlen seiner durstigen Mannen streng untersagt:“ Wer mir mit Folge leistet,wen ich dabei erwische, dem schneide ich höchstpersönlich die Nase und dieOhren ab. Ihr könnt es auch aussuchen!“

Ann und Esmeradla hatten ihre Lederschlafsäcke von Bord geholt, lagen dicht beieinander und neben ihnen Halvar und die anderen.

Halvar drehte schläfrig seinen Kopf zu Ann hinüber, wollte wissen wie das alte Schwert des Siegfried denn nun beschaffen sei, was es für Zauberkräfte enthielt und ob man damit nicht auch das Schloss einer Schatzkammer erbrechen könne.

„Ich habe es damals dem Hagen von Tronje geraubt, der Meuchelmörder, der Siegfried's Vater auf dem Gewissen hat. Er hatte damit, wie ihr wisst der Kriemhild, Siegfried's Mutter den Kopf abgeschlagen, dann hatte Dietrich von Bern seine Mutter gerächt, als er dem im Verlies gefesselten Hagen ebenfalls das selbe Schicksal anheimstellte. Niemand kümmerte sich um die Gefallenen in der großen Königshalle zu Worm. Ich nahm es an mich, packte den kleinen Siegfried bei den Ohren, besorgte uns ein Pferd und einen Packesel und flüchtete nach Xanten zum König Siegmund, Siegfrieds Großvater. Den Rest der Geschichte kennt ihr ja. Das Schwert war so schwer, dass ich es auf einem Packpferd unterbringen musste, seine Art und die Schmiedekunst vor allem am Griff war sehr ungewöhnlich, der rote Rubin am Knauf des mächtigen Griffes leuchtete knallrot auf, wenn es auf einen Gegner traf. Ich habe es mit eigenen Augen gesehen, beobachtet!“

„Wenn wir nach Burgund am Rhein kommen, wirst du uns dann zu dem Ort führen, wo Hagen den Schatz der Nibelungen des Alberichs versenkte,“ fragte nun auch der Siggi,“ allein nur mit Siegfried's und Halvar's Hilfe kannst du den Hort nicht bergen, da brauchen wir unser Drachenschiff zu und die Hilfe unserer Ruderer, der Jomswikinger, ohne sie läuft gar nicht's. Wir müssen alle teilen, sonst ist da nichts zu machen!“

„Und ihr meint nicht, wenn wir uns einen Knorr mit Pferden beschaffen, wenn wir sie mit den Schätzen beladen tun, dann verschwinden wir vom Schauplatz des Geschehens und kehren zurück nach Schweden,“ wollte die Listige wissen.

„Wenn der Hort wirklich so groß ist, wie du uns berichtest hast, an deinen Worten hege ich keinen Zweifel,“ meinte Siggi,“dann gehört er uns allen, damit können wir viel Gutes tun. Hakennase kann seine Schiffsarmada vergrößern. Der größte Teil schifft sich sicher wieder ins Winterquartier bei Noirmoutier ein. Abgesehen davon, Halvar kann mit seinem Bruder bei Birka das Gehöft seiner Eltern wieder instand setzen, ihr könnt Familien gründen, Schiffe bauen und Handel mit den Rus treiben und deine Rache an Eisenbeiß und seinen Unfreien vollenden!“

„Wir Esmeralda in Heimat zu Kalif Vater zurückbringen, dann erst Pläne schmieden,“ meinteSiegfried und seine langen Beine guckten unten aus den Lederschlafsäcken heraus, er hatte zwei von Ihnen zusammengelegt, sonst hätten sie ihm nicht gepasst.

„Siegfried ist der einzig Vernünftige unter euch,“ kicherte Esmeralda in sich hinein in ihrem Schlafsack,“ den Hort dieser Nibelungen könnt ihr vergessen, denn Vater wird euch alle reichlich belohnen, wenn ich im muselmanischen Reich heimgekehrt bin, wenn überhaupt!“

„So wie ich das sehe mehr lebend als tot, aber mich fragt ja keiner, trotzdem. Ich sehe es schon kommen,“ meinte die Alte kleinlaut,“ Kämpfe hier und Kämpfe da, erst müsst ihr Morgen unter Hängen und Würgen die Burg nehmen. Da bin ich dabei, denn Schatzkammer und Schwert sind gleichbedeutend, ich muss mich darum kümmern, denn ihr habt sicher mit der Besatzung alle Hände voll zu tun und anschließend geht es ja weiter, wenn die Könige die Schlacht gegen Karl gewinnen wollen, dann müssen sie sich anstrengen!“

„In der Burg hast du nichts zu suchen, das nehmen meine Krieger in die Hand, das ist reine Männersache, Ann, auch wenn du mir Manns genug erscheinst und das hast du ja mehrfach unter Beweis gestellt, trotzdem, Weiber haben im Krieg bis auf die Marketenderinnen nichts zu suchen, sonst habe ich Befehl, bei Ungehorsam dir die rechte Handabzuschlagen,“ meinte der Siggi ernst, aber der Halvar richtete sich in seinem Schlafsack halbwegs auf, um seine alte Amme zu verteidigen:“Was wären wir ohne sie, sie hat uns das Geheimnis des Hortes freiwillig mitgeteilt, weil sie ihn alleine nicht heben kann und was das Schwert und die Schatzkammer in der Burg betrifft, wir verkleiden sie mit Helm, Kettenpanzer und Harnisch, dann kann sie mit und kann uns zeigen wo sie ihre Verstecke damals angelegt hat. Wir dürfen nicht vergessen, alles muss so rasch wie möglich ablaufen, damit wir zu den Heeren stoßen können, wir werden erwartet!“

„Ich soll den schweren Kettenpanzer anlegen, dann lieber den Helm mit dem Augenschutz, so erkennt mich keine Menschenseele und ich bin die eure. Halleluja, nun schlaft schön und haltet den Mund, verstanden?!“

„Das Zauberschwert nehme ich an mich und wenn es noch so schwer ist,“ erklärte Halvar übermütig,“ ich brauche es in den Schlachten und wenn ich eines Tages Eisenbeiß gegenüberstehen sollte, was hatte es noch mit der Zauberkraft auf sich, Ann?“

„Zaubern kann ich vielleicht, wenn ich euch eine schmackhafte Fleischsuppe bereite,“ meinte die Alte belustigt,“ ansonsten ist es ein Schwert wie jedes andere auch, nur die Schneiden sind sehr scharf und ich habe damit schon Auerochsen und Wildschweine gehäutet, dass Suppenkraut in kleine Streifengeschnitten und Zwiebeln gehackt, mich dabei in die Finger geschnitten. Ich denke vielmehr, wer die Technik raus hat, im Kampfe geübt ist und das Schwert wie ein Meister führen kann wie früher Alberich, Siegfried's Vater und zuletzt Hagen, für die mag es einen Zauber enthalten, für mich ist es nichts weiter als ein zu groß geratener Kochlöffel, mit dem man und mit meinen Kochlöffeln gut die Suppe umrühren kann, aber nun seid endlich ruhig, sonst kommen wir morgen nicht aus den Ledersäcken!“ Lachend sagte sich die seltsam zusammengewürfelte Gruppe eine gute Nacht und am frühen Morgen lief der Siegfried schon durch die Reihen der schlafenden Krieger.

Die Wachhabenden belustigten sich über ihn, denn er war wie eh und je gut drauf, hatte vom Fluss ein Fass mit Wasser geholt und lief nun reihum, spritzte die Krieger mit dem kalten Nass wach, da blieb kein Auge trocken. Das unsanfte Wecken hätte sich wohl niemand gefallen lassen, doch an Siegfried wagte sich schließlich niemand heran. Die Stimmung war mürrisch bis zufriedenstellend und bald darauf standen die Reihen der Krieger vorerst mit leerem Magen Seite an Seite mit den wenigen Sklaven und Vormännern die an Bord gewesen, die Schilde wie immer gegeneinander verkeilt, rückten sie in geschlossenen Reihen zum Burggraben vor, dort standen schon Ragnar Rökk, seine Häuptlinge bereit,

um Siegfried und seinen Freunden Durchlass zu gewähren, damit sie die Rampe mit dem Baumstamm in Stellung bringen konnten.

Ragnar Röck nahm die Zinnen der Burg in Augenschein und rief hinauf:“ Falls ihr noch nicht auf den Beinen sein solltet, gebe ich euch bekannt, eure Burg wird jetzt gestürmt und das versichere ich euch, sie wird in Schutt und Asche in sich zusammen fallen. Also ergebt euch lieber, es ist vernünftiger!“ Ein Gewitter von flammenden Pfeilen war plötzlich in der Luft, tauchte in den Reihen der viertausend Mann starken Brigade unter, traf nicht nur die Schilde, sondern auch daneben und durch sie durch. Da brachen viele tapfere Männer in den wackeren Reihen getroffen in die Köpfe, Arme und Beine zusammen, denn die Schilde schützten nur die Oberkörper. Erzbischof Neubert und Burgherr Ludwig der Fromme ließen sich gar nicht blicken, zu groß war die Angst vor dem Ansturm der starken Einheiten der Hornissen zur See, wie Neubert sie scherzhaft genannt hatte, als sie noch außer Sichtweite waren. Ludwig hatte natürlich starke Bedenken, weil er nur zweihundert Mann Besatzungs Soldaten befehligte und das waren allesamt Angsthasen, wie er einmal bemerkt hatte. Schon bei der Beschreibung der Nordmänner fingen sie an zu zittern. Immerhin war die Königsburg des alten Siegmunds noch nie erobert worden, die Ortschaften und Gehöfte waren zwarüberfallen, gebranntschatzt und beraubt worden, aber das kam vor, war nichts neues mehr, seit die Wikinger in den Jahren siebenhundert neunundneunzig nach Christus ihre nordische und dänische Heimat verlassen hatten, um mit Gewalt Europa und England einzunehmen.

Ann, die Magd zitterte am ganzen Körper, als sie in die Reihen der selbst bewußten Wikinger blickte.

Sie waren gewohnt zu siegen und zu nehmen, was mitzunehmen war. Sie war mit Rock, Kettenpanzer und Helm unkenntlich gemacht worden, hatte das Gefühl ausgekostet, unverwundbar zu sein und wollte beim Kampf abgucken, was die anderen so trieben. Davon abgesehen, um sich hauen konnte sie von alleine, die Kampfbereitschaft war ihr schon in die Wiege gelegt worden. Die schwere Axt hatte sie sich über die Schulter geworfen, lieber wäre ihr ihr kleines Schnitzmesser und die Kochlöffel gewesen, denn damit kann man auch was ausrichten, dachte sie bei sich.

Siegfried, Halvar und Siggi warteten auf das das Angriffssignal des Ragnar Rökk's, der zog sein Schwert und brüllte los:“ Im Blitzangriff nehmen wir die Festung wie im Sturmangriff, schlagt den feigen Hunden die Köpfe ab und merket auf, das Plündern und vergewaltigen ist hier nur uns Hauptleuten erlaubt und euch untersagt. Wer die Ordnung nichteinhält, dem schlage ich höchstpersönlich die Hand ab!“

Siegfried sprang tatendurstig zur Rampe vor und während die Hauptleute Halvar, Siggi, die Vormänner Knut, Barrabas und Lupo und ihresgleichen die Räder miteinander anschoben, drückte Siegfried schon mit der Schulter gegen das Gerüst, dass sofort bei Armes Kraft in sausende Fahrt kam und im Nu standen sie alle mit der aufjohlenden Säbel und Streitaxt schwingenden Meute im Rücken vor dem abgrundtiefen Burggraben. Die Ann hatte einen solchen Schwung im Laufen gehabt, dass sie außer Atem hineingefallen war, doch der starke Arm des Siegfried hatte sie blitzschnell bei der Hose gepackt, zog sie pudelnass heraus.

Die Zugbrücke war im Burgtor fest verankert und die Wächter auf den Zinnen in schwindelnder Höhe hatten Felsbrocken ergriffen, warfen sie in die tobende Menschenmenge in die Tiefe, die es gar nicht erwarten konnten, dass Siegfried das Burgtor mit dem Baumstamm, der vorne angespitzt worden war mit Wucht zu rammen, so kam es denn auch.

Der Riese machte einen Anlauf, schwenkte die dicken Hanfseile mit dem Stamm in Richtung Tor, sprang im letzten Moment mit hinauf und das mächtige Tor wurde mit einem Schlag zerschmettert, in den Burghof zurück gerissen und schon stürmten Siegfried, die Ann, die Freunde gefolgt von den wilden Scharen derJomswikinger über den Baumstamm hinweg zum aufgeschlagenen Burgtor. Doch auch die Insassen der Burg auf den Zinnen waren nicht untätig gewesen und der Hauptmann gab Befehl, kochende Schweins Blasen und Ledersäcke gefüllt mit siedendem Öl unter die heranstürmenden Wikinger auszugießen. Danach schossen sie noch Brandpfeile hinterher und so mancher tapfere Berserker endete kochend heiß verbrüht am ganzen Körper mit Brandpfeilen in Kopf, Schultern und Hals. Sie stürzten mit gellenden Schreien in den wasserführenden Burggraben hinab, aber andere drängten nach, sich selbst nicht schonend und bald war der Burghof, das uneinnehmbare Kastell mit den Kriegern übersät, die in alle Richtungen, vor allem auf die Treppenbegehungen zu den Zinnen stürmten. Hier ganz oben entbrannten die Kämpfe Mann gegen Mann, hier wurden mit den scharfen Äxten Schädel gespalten, dort gab es Schwertkämpfe und die starken Schweden griffen sich die überraschten, weniger starken Burgwächter, stemmten sie über sich hinaus und warfen sie von oben in den Burggraben hinunter. Zerschmettert blieben viele Leiber außerhalb des Burggrabens liegen.

Die Wikinger wurden schnell mit der Besatzung fertig, weil sie in der Überzahl waren und nicht lange fackelten. Sie waren überall und nirgends und als noch Ragnar Rökk und seine Hauptleute an denPferdeställen und an den Umfriedungen mit den Kriegern im Handgemenge lagen, hatte sich eine kleine Gruppe unter ihnen gelöst, unter ihnen die verkleidete Ann. Sie und Siegfried kannten sich hier genauestens aus, rannten mit den Freunden um die Wette:“Alle Mann mir nach!“ Sodann ging es die steinerne Terrasse zur Burg hinauf und sie missachteten alle Türen, denn die meisten schlug der Starke mit der Faust ein. Die Ann betätigte einen geheimen Hebel in der nächstbesten Steinmauer, diese schwang zum Erstaunen von Halvar und Siggi auf, dann sprangen alle schnell durch in die geöffnete, geheime Pforte, die sich hinter ihren Rücken knarrend und geheimnisvoll wieder schloss.

„Wir müssen ganz oben in die Turmstuben die Wendeltreppen hoch laufen, dort lag das Schlafzimmer von Siegfried's Großvater,“ schnaubte atemlos die Magd, schlug einer fetten Ratte den Kopf ab, die über ihr Schuhzeug lief, traf dabei ihre Schuhspitze, die in weitem Bogen davonflog.

„Unter Bettkammer ist Geheimgang zur Schatzkammer. Nur wenige kennen, vielleicht neuer Burgherr, ich ihn abmurksen,“ erklärte Siegfried freimütig.

Die beiden liefen voraus so schnell ihre Beine sie trugen die Wendeltreppe hinauf und Halvar meinte, die blitzende Axt in der Hand aus dem Burgfenster spähend :“ Da kommen sie unsere tapferen Wikinger,

doch wir müssen auch ihnen zuvor kommen, damit wir unsere Geheimnisse vor ihnen verbergen!“

„Der Schatz wird unter uns allen gerecht aufgeteilt werden,“ schnaubte Sigi hinter Halvar her die Treppe hinauf hastend,, ihm folgten Barrabas und Lupo,“ sonst verlieren wir unsere Hände. Ihr habt ja gehört, was Ragnar Rökk befohlen hat, es bleibt sicher noch genug für uns übrig, der Finderlohn und heile Hände!“

„Verdammt noch mal, das ist mein Schatz und Siegfrieds Schwert,“ schimpfte die Alte und riss sich den schweren Helm vom Kopf, der baumelte dann auf ihrer buckligen Schulter hinter ihrem kopflosen Hals, schlenkerte hin und her und behinderte die alte Furie. Sie stolperte mit Siegfried voran in einen ausgetretenen Flur, wo überall an den nackten, kalten, ungastlichen, feuchten Wänden brennende Fackeln in den Halterungen steckten.

Vor dem Schlafzimmer des verstorbenen Königs Siegmund stand Ludwig der Fromme, geschützt von einem Dutzend Schwertträgern und verwehrte ihnen den Einlass.

Die Beschützer zitterten, als sie die Riesengestalt des Siegfrieds gewahrten und über die Treppen kamen Halvar und seine Freunde in den Flur gestürzt, überblickten sofort die Situation.

„Das ist eure Sache,“ schnatterte die Ann los,“

schafft sie uns aus dem Weg, wir müssen zum Bett. Bringt sie zu Bett, ihr wisst, wie ich es meine!“ „Großvater, Großvater,“ rief Siegfried entgeistert und packte die erstbesten Kammer Verteidiger und ballerte sie gegen die Steinwände,“ Großvater wir kommen dich und das Schwert, unser Erbe holen!“ „Der Kerl ist doch nicht mehr ganz normal, aus der Art geschlagen,“ ertönte die Stimme des Vormannes Lupo, schon kreuzte er die Klinge mit einem Verteidiger.

Auch Barrabas und Knut schlugen den Angreifern mit aller Kraft blutige Wunden mit den Äxten in Schulter und Bein.

Halvar lag im Kampf mit Ludwig dem Frommen, der wahnsinnig vor Angst ausrief:“ Vertilgt die Brut, jagt sie aus der Burg. Ich bin hier der Herr der Lage, verteidigt den Schatz. Sonst wird euch Kaiser Karl euch allen den Wölfen zum Fraß vorwerfen!“

Halvar führte einen geschickten Schwertstreich gegen seinen Schwertarm und er fiel durchgetrennt vom Rumpf ab. Ludwig war frustriert und jammerte hilflos, vom anderen Ende kam der Erzbischof Neubert mit Mönchen gelaufen, sah, wie die Beschützer des Königs und Ludwig in ihrem Blut lagen und wie Ann und ihre Leute in das Turmzimmer eindrangen, denn Siegfried hatte es mit einem Faustschlag und mehreren Fußtritten gesprengt.

Dann viel der Heilige auf den Boden, alle Mitläuferund Konvertiten machten wimmernd das Kreuzzeichen, hielten ihre Kettenkreuzchen vor die Köpfe, da rief der Erzbischof vor Angst aus:“ Lasst uns leben und verhandelt liebe Leute, nehmt euch was ihr wollt, auch unsere Bekleidungen und die Bibeln, aber lasst uns am Leben. Wir waschen und küssen dann auch eure Füße, so steht es geschrieben, nur unserem Glauben wollen wir nicht abschwören!“

Die Ann zeigte ihnen die kalte Schulter, rief ihnen zu, indem sie ihnen allen die Zunge herausstreckte:“ Jammert nur ihr Memmen von christlichen Brüdern, aber es wird euch nichts nützen. Seht nur zu, dass ihr aus der Burg kommt, denn unsere Jomsbrüder werden sie über euren Köpfen anstecken, daran ist nichts zu ändern!“ Dann rannte die Alte ins bekannte Zimmer des Siegmund's. Während sie alle noch stumm warteten, bis Siegfried wieder unter dem Himmelbett des königlichen Großvaters hervorgekrochen kam, zeigte er schon das Aufgefundene dämlich grinsend vor.

„Du Dummkopf von einem Memmen,“ schalt ihn die Alte,“ das ist doch nur die Schwertscheide, liegt denn das Schwert deines Vaters nicht dabei, ich habe doch beides damals dort versteckt?“

„Ich nichts sehen Ann vor lauter Staub und Pisspott, wo Schwert,“stammelte der Riese und während die anderen lachten und nach Wertsachen im Turmzimmer Ausschau hielten, kroch die Altegepanzert wie sie nun mal war selbst unter das Bett, brachte ächzend und stöhnend den Pisspott des Verstorbenen hervor krabbelnd auf den Unterarmen robbend zum Vorschein.

Triumphierend hob sie den Topf hoch, hielt ihn vor die kopfschüttelnden Nasen ihrer hilfreichen Mannschaft:“Und was sehr ihr da, habt ihr keine Augen im Kopf? Was liegt dort in der Pisse, der großmächtige Schlüssel zur Schatzkammer hier von unserem tumben Freund,“ schrie Ann erfreut, aber Siegfried schien gar nicht erfreut, schlug ihr den Nachttopf mit Gewalt aus den Händen und jeder bekam den streng riechenden Inhalt zu spüren, denn er war schon lange nicht mehr ausgespült worden.