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Im vierten Band der Kartenspielerfiguren wird diese kleine Serie, die bisher rund 40 Figurengruppen vorgestellt hat, um weitere 19 Arrangements von meist Zinnfiguren ergänzt. Neben der Anschaffung der Figurengruppen, die zuerst im "Historicum" in Schmalkalden gesehen wurden, gibt es diesmal nach Anmerkungen zum Sammeln (Band 1), Reisen (Band 2) und Lesen (Band 3) eine Wertschätzung des "Spielens". Damit wird der Kern des Kartenspiels angesprochen, wobei n-Personenspiele für n > 4 bis n = 0 (!) exemplarisch vorgestellt werden.
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Seitenzahl: 61
Veröffentlichungsjahr: 2019
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Carsten Müller, Jahrgang 1957, Sternbild Stier, hat nach seiner Schulzeit in Karl-Marx-Stadt (heute Chemnitz) ein Lehrerstudium (Mathematik/Physik) in Jena erfolgreich abgeschlossen und danach bei Prof. Eike Hertel auf dem Gebiet der Geometrie promoviert. Seit 1990 leitet er eine SPEZIelle Schule in Jena, die sich der Förderung von mathematisch-naturwissenschaftlich-technisch begabten Schülerinnen und Schülern widmet. Er ist glücklich verheiratet, hat zwei wunderbare Töchter und zwei ebensolche Enkel. Neben dem Hobby des Sammelns von Kartenspielerfiguren spielt er selbst gern Skat und unterstützt Schüler beim Tangramspiel, hier mit einem der ersten Selfies vor dem Tangram-Blatt mit 5- und 6-Ecken.
www.carl-zeiss-gymnasium.de
matherundweg.jena.de
für Christiane
Vorwort
Spielen
Kartenspielerfiguren aus Zinn
Die Zinnfiguren
Das Räuberpaar
Britische Soldaten um 1760
Piraten der Karibik
Napoleonische Soldaten
Zwei Soldaten der Infanterie mit Trommel
Napoleonische Soldaten auf und neben einer Bank
Napoleonische Soldaten als Dreiergruppe
Amerikanische Gangster um 1930
Britische Piloten
Gruppe aus dreißigjährigem Krieg
Deutsche Landsknechte um 1500 (54 mm)
Deutsche Landsknechte um 1500 (90 mm)
Die Flachfiguren
Landsknechtslager im 30-jährigen Krieg
Im napoleonischen Lager
Kartenspiel im Feldlager
Die Marktredwitzer
Zwei exotische Gruppen
Die Drahtgestaltung
Die gebastelte Holzgruppe
Die Murano-Gruppe
Zum Skatspiel
Eine Nachbemerkung zu unserer Spielgemeinschaft
Danksagungen
Literaturangaben zu den genannten Büchern
Nach der Fertigstellung des dritten Bändchens der „Kartenspielerfiguren“ im letzten Jahr und der damit verbundenen Erinnerung an meine zu früh verstorbene Mama, hatte ich trotz der bereits vorhandenen rund 45 Gruppen das Gefühl, es kann noch nicht Schluss sein. So gab es zwei konkrete Ideen, die Neuerwerbungen möglich machen sollten.
Zuerst nahmen wir uns im Kurzurlaub im Januar 2018 in unserem Stammhotel „Kaiseralm“ in Bischofsgrün vor, zum wiederholten Male nach Marktredwitz zum Krippenweg zu fahren. Diesmal buchten wir einen Bus, der uns an verschiedene Orte brachte. Im Schloss von Brand war eine wirklich große und sehr vielgestaltige Krippenlandschaft zu bewundern, deren „Schöpfer“ vor Ort auch sehr auskunftsfreudig war. Dabei erfuhren wir auf meine Frage nach Kartenspielerfiguren, dass einer der bekanntesten Krippengestalter des Ortes, Albin Artmann, eine solche Gruppe in seiner Krippe darstellt. Also auf den Weg gemacht und mit dem Künstler gesprochen. Es wurde uns in Aussicht gestellt, eine eigens für mich hergestellte Gruppe im Januar 2019 abzuholen.
Neben diesem Unikat aus Marktredwitz hatten wir noch vorgesehen, nach Zinnfiguren zu suchen. Mit dem „Historicum“ in Schmalkalden, der größten öffentlichen privaten Sammlung dieser Art in Deutschland, wurde ich recht schnell fündig. Ohne zu wissen, ob es überhaupt Chancen auf Sammelobjekte geben könnte, nahmen wir uns Mitte März 2018 ein Wochenende Zeit und wurden an einem Samstagnachmittag von Herrn Gampe individuell und sehr freundlich empfangen. Er hat sicher sehr schnell gemerkt, dass wir von Zinnfiguren keine Ahnung hatten und wurde daraufhin etwas „unruhig“.
Man stelle sich die Situation vor. Zwei Besucher ohne direkten Bezug zur Leidenschaft Zinnfiguren, extra betreut zur eigentlichen Schließzeit des Museums und rund eine halbe Stunde nur Bewunderung für die unglaubliche Vielfalt der Figuren, aber keinerlei Bekenntnis zum Anlass des Besuchs. Ich wollte ja selbst fündig werden, was Kartenspielerfiguren betrifft, hatte jedoch kein Glück oder keinen Blick dafür. Als dann unser Motiv genannt wurde, musste Herr Gampe erstmal „umschalten“. Aber dann kam er „in Fahrt“. Zuerst zwei alte Bauern beim Kartenstreit, dann eine Reihe französischer Soldaten, britische Fliegeroffiziere, Piraten mit Karten und als „Krönung“ eine herrliche Szene aus der Zeit der Prohibition in den USA.
Ich wollte alles gleich einpacken lassen, aber die Figurengruppen waren (natürlich) unverkäuflich. So gab es zum Abschluss eine Vereinbarung über Neubesorgungen der verfügbaren Gruppen. Das sollte seine Zeit brauchen, aber ich hatte ein sehr gutes Gefühl, vor allem durch die fachliche Expertise des Sammlungschefs. Es sollten so 12 Gruppen im Herbst 2018 von mir in Schmalkalden abgeholt werden, wobei bereits die Vorfreude darauf unbeschreiblich war. An einem herrlichen Spätsommertag fuhr ich mit diesem Kribbeln im Bauch in den wunderbaren Thüringer Wald. Wird man da doch noch einmal Kind?
Die Gruppe aus Marktredwitz holten wir gemeinsam im Januar 2019 bei Herrn Artmann ab, der uns noch eine sehr lesenswerte Broschüre über die Geschichte des Marktredwitzer Krippenweges mitgab. Zum Weihnachtsfest wurde ich noch mit zwei recht eigenwilligen Gruppen überrascht, die mir zum einen ein befreundetes Ehepaar als „Bastelbogen“ überreichte und zum anderen Wiebke eigens anfertigen ließ.
Ein besonderer Höhepunkt des vierten Bandes ist eine Gruppe aus Glas, die ich aus Anlass einer Schulleiterreise nach Rom und auf Information der bereits oben erwähnten Freunde erwerben konnte/musste/wollte. Die Geschichte um diese ganz spezielle Gruppe aus Murano-Glas von der berühmten Insel Venedigs wird etwas ausführlicher an entsprechender Stelle im Büchlein erzählt. Es geht dabei auch um die Balance zwischen Kunst, Sammelgwut, irrationale Leidenschaft und finanzielle Vorstellungen bei einer so ungewöhnlichen Sammlung. Beim Betrachten aller 18 neuen Objekte wünscht der Autor viel Vergnügen.
Carsten Müller
Jena im Jahre 2019
Der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Wortes
Mensch ist, und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt.
Friedrich von Schiller (1759 – 1805)
Prof. für Geschichte in Jena ab 1789
Über den Wert des Spielens gibt es unzählige Zitate. Das oben Zitierte eines der bedeutendsten deutschen Dramatiker und Lyriker bedarf kaum einer Interpretation. Spielen als Kind, als Jugendlicher, als Erwachsener oder im Alter hat seinen ganz eigenen Reiz. Es ist eine Ausdrucksform von Leichtigkeit, Entspannung, manchmal auch das Gegenteil davon, sollte aber immer das freudvolle Miteinander Gleichgesinnter sein. Natürlich gibt es zudem Spiele für den Individualisten oder sogar Spiele, die von allein „laufen“, sogenannte „Nullpersonenspiele“, von denen noch die Rede sein wird.
Am Anfang möchte ich aus dem nun bereits 90 Jahre alten Buch zitieren, das der dann schon ehemalige Schachweltmeister Emanuel Lasker unter dem Titel „Das verständige Kartenspiel“ verfasste. Zum Thema Spielen schrieb der Meister der Schachfiguren, der 27 Jahre Weltmeister war:
„Das Spielen ist ein uraltes Geschäft der Menschheit. Es war sogar ihr erstes Geschäft. Unterscheidet sich der Mensch vom Tier durch seine Vernunft, so hat sich diese seine Vernunft zuallererst im Basteln, im Versuchen, in der spielerischen Nachahmung, im zwecklosen Andersmachen betätigt. Freilich, Dokumente, die solche Ansicht bestätigen, gibt es in den Archiven der Historiker nirgends, aber diese Wahrheit ist dauerhafter geschrieben als auf Pergamente oder Tontafeln oder Stein oder Denkmal oder Höhlenwand, denn jedes Kind ist ein Beleg dafür. Was die Menschheit in Urzeiten getan hat, ist in der Seele des Kindes aufgehoben worden wie der Frühling in dem Pflanzenkeim; Nahrung und Spiel sind die Triebfedern des Kindes. Sind die Urtriebe des Menschen gestillt, so will er irgendwie, irgendwas spielen, nach uraltem und vermutlich weisem Instinkte.“