Kasperles Schweizerreise - Josephine Siebe - E-Book

Kasperles Schweizerreise E-Book

Josephine Siebe

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Beschreibung

... »Brrr, halt!« Da hielt die Postkutsche vor Torburg, und der dicke Postillon drehte sich um und sagte zu seinem einzigen Fahrgast: »Da sin mer, aber scheene ist's nicht.« Mister Stopps, ein schrecklich reicher, etwas verdrehter Engländer, streckte den Kopf zum Fenster hinaus und schrie: »Ueiter!« »Nee, hinein lohnt es sich nicht zu fahren.« »Uarum?« »Darum, weil's gebrannt hat.« »Uas?« »Na, die Stadt.« »Uo?« »Na, potz Wetter, das sieht doch ein Blinder«, brummte der Kutscher. »Halb Torburg ist niedergebrannt, ein schreckliches Unglück.« »Ich uill fahren hinein.« Mister Stopps sah ziemlich ungerührt auf die Brandspuren neben dem Tor. Vor zwei Tagen hatte ein Brand das hübsche, freundliche Städtchen heimgesucht; ganze Gassen lagen in Schutt und Asche. Am Tor standen klagende und jammernde Menschen, und Mister Stopps schaute sie erstaunt an und fragte: »Uas machen sie?« »Na, tanzen tun se nicht.« Der Postillon tippte mit dem Finger an die Stirn, sein Fahrgast kam ihm schon etwas seltsam vor. Der aber lehnte sich in den Wagen zurück, schaute in ein rotes Buch und rief: »Ueiter! Von Brand steht hier nichts drin, ich uill nur sehen Merkuürdiges.« In diesem Augenblick schrien die Leute draußen laut: »Kasperle, oh unser gutes Kasperle!« »Uas sein das?« Mister Stopps blickte nun wieder zum Wagen hinaus und sah zu seinem grenzenlosen Erstaunen ein putzlebendiges Kasperle mitten zwischen den Leuten stehen. ...

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Kasperles Schweizerreise

Kasperles SchweizerreiseMister Stopps kommt nach TorburgKasperle wird verkauftEine vergnügte AbschiedsfeierDie AbreiseEine furchtbare RäubergeschichteEine schreckliche NachtIm Krug zum Grünen KranzeMister Stopps Diener BobBob und Kasperle machen eine EntdeckungDer Prinz von EnglandEine lustige FahrtKasperle will Schlagsahne essenMister Stopps und der StierKasperle erlebt zu vielAm schönen, blauen SeeImpressum

Kasperles Schweizerreise

Josephine Siebe

Eine lustige Kasperle-Geschichte

Mister Stopps kommt nach Torburg

»Brrr, halt!« Da hielt die Postkutsche vor Torburg, und der dicke Postillon drehte sich um und sagte zu seinem einzigen Fahrgast: »Da sin mer, aber scheene ist’s nicht.«

Mister Stopps, ein schrecklich reicher, etwas verdrehter Engländer, streckte den Kopf zum Fenster hinaus und schrie: »Ueiter!«

»Nee, hinein lohnt es sich nicht zu fahren.«

»Uarum?«

»Darum, weil’s gebrannt hat.«

»Uas?«

»Na, die Stadt.«

»Uo?«

»Na, potz Wetter, das sieht doch ein Blinder«, brummte der Kutscher. »Halb Torburg ist niedergebrannt, ein schreckliches Unglück.«

»Ich uill fahren hinein.« Mister Stopps sah ziemlich ungerührt auf die Brandspuren neben dem Tor. Vor zwei Tagen hatte ein Brand das hübsche, freundliche Städtchen heimgesucht; ganze Gassen lagen in Schutt und Asche. Am Tor standen klagende und jammernde Menschen, und Mister Stopps schaute sie erstaunt an und fragte: »Uas machen sie?«

»Na, tanzen tun se nicht.« Der Postillon tippte mit dem Finger an die Stirn, sein Fahrgast kam ihm schon etwas seltsam vor. Der aber lehnte sich in den Wagen zurück, schaute in ein rotes Buch und rief: »Ueiter! Von Brand steht hier nichts drin, ich uill nur sehen Merkuürdiges.«

In diesem Augenblick schrien die Leute draußen laut: »Kasperle, oh unser gutes Kasperle!«

»Uas sein das?« Mister Stopps blickte nun wieder zum Wagen hinaus und sah zu seinem grenzenlosen Erstaunen ein putzlebendiges Kasperle mitten zwischen den Leuten stehen. Es heulte schrecklich, weil ihm die armen Abgebrannten so bitter leidtaten.

»Na, das ist halt Kasperle.«

»Uer sein – Kahs – Kahs – Kasperle?«

»Na, Kasperle ist Kasperle. Potz Wetter, so ein saudummes Gefrage!« murrte der Postillon. »Jetzt fahr’ ich den närrischen Herrn zum Bürgermeister, der mag ihm Antwort geben.«

Und mit Hü und Hott rumpelte die gelbe Postkutsche durch das Tor in das Städtchen hinein, und Mister Stopps rief: »Halten, ich sehen uill Kahs – Kahs –«

Aber wenn der alte Postillon Heinrich einmal fuhr, dann fuhr er, da mochten die Fahrgäste rufen, soviel sie wollten. Und weil er seinen Gast für übergeschnappt hielt, fuhr er noch schneller als sonst. Rumpelpumpel, vorbei ging’s an Häusern und Schutthaufen. Da war endlich das Bürgermeisterhaus, und Heinrich blies so lange: Trara, trara, ich bin da! bis der Bürgermeister, seine Frau und die Mägde alle angelaufen kamen. »Himmel, was ist los? Brennt’s schon wieder?«

»Da drinne sitzt wer!« Heinrich deutete mit der Peitsche auf Mister Stopps. Der steckte sein rundes, großes Gesicht zum Fenster hinaus und fragte; »Sein Sie Vater von Kahs – Kahs – Kahs?« Das verstand niemand, denn Mister Stopps hatte den ganzen Namen schon vergessen, und das war ein Glück. Der Bürgermeister von Torburg hätte es gewaltig übelgenommen, als der Vater Kasperles angesehen zu werden. So sah er aber, dass der Fremde ein reicher Mann war, und weil Heinrich noch schrie: »’s ist ’n reicher Engländer«, bekam er nach deutscher Art ungeheuren Respekt. Er machte eine tiefe Verbeugung, noch eine, und fragte: »Was wünschen Sie, mein Herr?«

»Kahs – Kahs –«, Mister Stopps würgte an dem Wort herum, und die Frau Bürgermeisterin sagte: »Ach, der Goldene Adler ist niedergebrannt, der Fremde hat Hunger, er will Käse. Komisch, diese Engländer!«

»Aussteigen soll er, meine Pferde sind müde«, brummte Heinrich. Einen richtigen, lebendigen Engländer hatte man noch nie in Torburg gesehen, darum verneigte sich der Bürgermeister noch einmal und lud den Fremden ein, in sein Haus zu kommen. Der dachte, das ist sicher ein Wirtshaus. Er stieg also aus und rief: »Mein room!«

Dass dies auf Deutsch Zimmer hieß, wusste die gute Bürgermeisterin nicht, sie nahm es für englische Sitte und rief: »Flink, Trine, bring Käse und Rum.« Und dann nötigte sie den Gast in das Wohnzimmer; in dem warf der sich lang auf das Sofa, legte die Beine auf den Tisch und rief wieder: »Ich uill Kahs – Kahs –!« »Jemine, der hat aber Hunger«, dachte die Bürgermeisterin und rief flink der Magd zu: »Eil dich doch!«

Und kaum hatte Mister Stopps wieder seinen Mund aufgetan und noch einmal »Kahs« gesagt, als Trine hereinmarschierte. Sie trug allen Käse, den es im Hause gab, herbei, und weil es so viel war, hatte die Käseglocke nicht gereicht, und sie hatte den Käse auf eine Bratenschüssel gelegt. Er duftete nicht sehr lieblich, und Mister Stopps schrie auf einmal: »Oh!«, und hielt sich seine Nase zu, und dann wieder: »Ooooh!«

»Das ist der Käse«, sagte die Bürgermeisterin. »Und gut ist er.«

»Oh, no, no, Kahs – Kahs –.« Mister Stopps merkte, dass man ihn missverstanden hatte, und weil er Kasperles Namen nicht herausbekam, fing er an Gesichter zu schneiden, mit Händen und Füßen zu zappeln, und der Bürgermeister, seine Frau und Trine starrten verdutzt den sonderbaren Gast an. »No, no, oh schrecklich«, schrie der und zeigte auf Trine.

»Na, das verbitt’ ich mir, schrecklich bin ich nicht«, brummte die. »Der Herr ist aber, weiß der Himmel, das reine Kasperle.«

»Oh ja, den ich meine, nicht das da«, schrie Mister Stopps, deutete auf den Käse und schnitt ein fürchterliches Gesicht dazu. Da rannte Trine mit dem Käse wütend hinaus und rief zweimal: »Alter Kasper, alter Kasper!«

»Dies ich meine! Uas sein das für ein merkuürdiges Ding?«

»Kasperle meint er!« Der Bürgermeister tippte sich an die Stirn und brummte: »Da kommt ein Kasper zum andern.«

»Erzählen! Ist es ein Menschen?«

»Ih bewahre, Kasperle ist Kasperle.«

Der Bürgermeister sah seinen seltsamen Gast an; der hatte die Füße wieder auf den guten Tisch von Kirschbaumholz gelegt. So etwas! Er nahm kurz entschlossen Mister Stopps an den Beinen, und platsch, da lag der lange Herr auf der Erde.

»Oh!«, sagte der verdutzt, »ich kann machen uas ich uill in meine room.«

»Ach, Unsinn, Rum gibt’s hier nicht, das ist kein Wirtshaus.«

»Oh!« Wieder riss der Fremde seinen Mund auf, als wollte er den dicken Bürgermeister verschlingen. »Uo bin ich?«

»In meinem Haus, und ich bin der Bürgermeister.«

»Ja, und ich bin die Frau Bürgermeisterin«, rief die rundliche Hausfrau. »Und mir hat noch nie ein Gast seine Füße auf den Tisch gelegt. Es ist mein bester!«

Da begriff Mister Stopps, dass er gar nicht in einem Wirtshaus war, und weil er an den Postillon dachte, der ihn hierher geführt, rief er empört: »Schafskopf!«

»Na, das verbitte ich mir aber.« Schwipp, schwapp, griff der Herr Bürgermeister, der trotz seiner Dicke sehr behende war, zu, und pardauz flog Mister Stopps zur Türe hinaus.

Rissel rassel bums! Da lag Trine mit der Käseschüssel. Trine hatte ein bisschen horchen wollen, und da bekam sie unversehens Mister Stopps an den Kopf.

Trine schrie, Mister Stopps brüllte, die Frau Bürgermeisterin weinte, der Bürgermeister schimpfte, aus der Amtsstube kamen die Schreiber. Die Kinder und die Dienstmagd kamen auch angelaufen, und auf einmal kam noch Heinrich, der Postillon, zurück. Der hatte in der Hand den Regenschirm des Engländers, den der in der gelben Kutsche vergessen hatte. »Jemine, was ist denn nu los?«

»Da ist er, der Schafskopf«, schrie Mister Stopps.

»Ach so, den haben Sie gemeint?«

Der Bürgermeister sah Heinrich streng an: »Warum hat Er mir den gebracht?«

»Na, er wollte doch durchaus was Merkwürdiges sehen!«

»Ich bin nichts Merkwürdiges«, schrie der Bürgermeister erbost.

»No, Kahs – Kahs –«

»Kahs – Kahs – da liegt er«, jammerte Trine, »Kasperle meint er.«

Heinrich rieb sich das Knie. Die ganze Geschichte kam ihm recht sonderbar vor, und dem Bürgermeister kam Mister Stopps auch sonderbar vor, als er hörte, der wollte durchaus Kasperle sehen.

»Ich uill ihn kaufen«, schrie Mister Stopps, »kauufen!«

»Ach, Unsinn, den gibt unser Organist, Meister Severin, nicht für eine Million her.«

»Ich zahlen uill eine Million.«

»Donnerwetter!« Beinahe hätte sich der Bürgermeister vor Erstaunen in den Käse gesetzt, aber seine liebe Frau hielt ihn noch fest, und dann holten beide vereint Mister Stopps wieder herein und führten ihn nun in ihre allerbeste Stube. Und diesmal legte Mister Stopps nicht die Beine auf den Tisch, er setzte sich sehr steif auf einen Stuhl. Der Bürgermeister tat es ihm nach, die Bürgermeisterin setzte sich auf das Sofa, und dann fragte Mister Stopps: »Uer sein Kasperle?«

»Ja, wer? Ein unnützes Ding!« Der Bürgermeister, der eine ungeheure Ehrfurcht vor dem fremden Manne hatte, der für ein Kasperle eine Million zahlen wollte, fing an zu erzählen.

Eine lange Geschichte war es, und wer sie noch nicht kennt, der lese in den drei vorhergehenden Kasperlebänden nach, was Mister Stopps zu hören bekam. Höchst erstaunlich! Da gab es ein putzlebendiges Kasperle, das kein Mensch war und doch einer war. Dass achtzig Jahre und länger geschlafen hatte; das in der weiten Welt herumgelaufen war, und das der Herzog August Erasmus jetzt manchmal einlud, und von dem die schöne Gräfin Rosemarie und der berühmte Geiger Michele Freunde waren und vieles andere noch. Und seit vier Jahren lebte das Kasperle in Torburg, war das närrischste Ding, war aller Liebling und Freund, war immer vergnügt und spielte mit dem mächtigen Herzog und dem feinen Marlenchen.

Während der Bürgermeister erzählte, nickte Mister Stopps ein paarmal mit dem Kopf und murmelte: »Uerde ihn kaufen!«

»Ach, du lieber Himmel, so viel Geld haben Sie doch nicht, um’s Kasperle zu bezahlen«, sagte da einmal die Bürgermeisterin, die nicht an die Million glaubte.

Und wieder rief Mister Stopps: »Ich geben eine Million!«

»Taler?«, fragte der Bürgermeister vorsichtig, der dachte, dieser Fremde könnte ja auch Gröschlein oder Pfennige meinen.

»Pfund«, antwortete Mister Stopps.

»Pfund?« Die Bürgermeisterin dachte an die schönen, blanken Pfundgewichte aus Messing in ihrer Küche und sagte kopfschüttelnd: »Was soll man da mit einer Million anfangen!«

Der Bürgermeister aber wusste wohl, dass Pfund eine englische Münze ist und ungefähr sechseinhalb Taler wert war. Er dachte bei sich, dafür könnte man ganz Torburg aufkaufen, und aller Jammer und alle Not hätten ein Ende. Ach, du lieber Himmel, wäre das ein Glück für seine liebe Heimatstadt! Aber Kasperle, Kasperle, würde der sich verkaufen lassen? Der Bürgermeister stand plötzlich mit einem Ruck auf. »Kommen Sie«, sagte er feierlich zu Mister Stopps, »wir gehen zu Kasperle.«

»Ja, und ich uerde ihn kaufen. Kahs – Kahs –!«

Und damit gingen sie, und die Bürgermeisterin dachte, es ist doch kurios, dass man mit Pfundstücken bezahlt. Ob die dieser Fremde wohl alle mit hat? Dann muss er doch ungeheure Kisten haben. Seltsam, höchst seltsam!

Kasperle wird verkauft

Während Mister Stopps beim Bürgermeister die Beine auf den Tisch legte und mit Trine und der Käseschüssel zusammenstieß, saß Kasperle in einem dunkeln Kirchenwinkel und – weinte.

Das lustige, putzvergnügte Kasperle weinte bitterlich. Aus lauter Mitleid weinte es, während Herr Severin, der Organist, die Orgel klagen und trösten ließ. Ein Bittgottesdienst sollte gehalten werden, und Herr Severin spielte schon still einmal für sich die Orgel, um sie am Sonntag recht herzbewegend tönen lassen zu können.

Kasperle in seiner Ecke schluchzte, und sein kleines Kasperleherz tat ihm bitter weh. So viel seiner liebsten Freunde hatten Haus und Heim verloren, waren in bittere Armut geraten, und das Kasperle dachte: »Was bin ich für ein dummes, unnützes Kasperle, niemand kann ich helfen!« Und dann dachte Kasperle an seine Urheimat, die schöne, ferne Insel, von der er nur wusste, dass es wunderschön dort war. Ach! Kasperle seufzte sehr tief, und just, da hörte er unten in der Nische eine Stimme: »Da oben sitzt er.«

Herr Severin unterbrach sein Spiel. Wer wagte es denn, in der Kirche zu reden? Da rief von unten herauf eine Stimme seinen Namen. Es war der Bürgermeister. »Meister Severin«, rief der, »können Sie einmal mit Kasperle auf den Kirchplatz, nein, besser in Ihr Haus kommen? Ich habe etwas sehr, sehr Wichtiges mit Ihnen und dem Kasperle zu reden.«

»Ich hab’ keine Dummheiten gemacht«, schrie Kasperle.

»Bewahre, die machst du nie, du bist ja unser goldiges, geliebtes Kasperle«, sagte der Bürgermeister.

So hatte der noch nie vom Kasperle gesprochen, aber er dachte, wenn der Engländer von Kasperles Dummheiten hört, dann heidi Million.

»Ich freuen mich sehr.« Mister Stopps verneigte sich ganz feierlich und höflich, just als wäre das Kasperle ein vornehmer Herr. Das kam diesem ungemein spaßig vor. Es lachte und lachte, wie nur ein rechtes, unnützes, putzlebendiges Kasperle lachen kann. Erst sah Mister Stopps ihn erstaunt an. So ein Gelächter hatte er noch nie vernommen und konnte sich auch nicht erinnern, jemals einen so großen, weit aufgerissenen Mund gesehen zu haben. »Hihihahahahohoho«, lachte Kasperle hoch und tief; man konnte denken, ganz Torburg hätte das Lachen bekommen.

»Hohohohuhuhu.« Da lachte Mister Stopps plötzlich auch. Er prustete und gurgelte, er wackelte hin und her, hielt sich seinen Magen fest, schüttelte den Kopf und lachte. »Oh gut, sein sehr gut. Dies Kahs – muss ich kaufen.«

Patsch, klappte Kasperle seinen Mund zu. Das Lachen war ihm vergangen. Kaufen, ihn kaufen wollte der Fremde? Kasperle dachte daran, wie schlimm es ihm schon einmal in der weiten Welt gegangen war, und so sehr er eben gelacht hatte, so fürchterlich fing er nun zu heulen an. »Uhhuuuuhuuu.« Die Tränen tropften und rannen dem Kasperle über das Gesicht; es sah ganz jämmerlich aus.

Mister Stopps erschrak, und wie das Lachen angesteckt hatte, steckte ihn plötzlich der Kummer an; er schnitt verzweifelte Gesichter, kniff die Augen zu, zog den Mund breit und sah drein wie einer, der einen Liter Essig getrunken und ein viertel Pfund Pfeffer verschluckt hat. Potz Wetter, ja, konnte Mister Stopps Gesichter schneiden, beinahe wie das Kasperle selbst.

Das staunte, vergaß das Heulen, begann wieder zu lachen, und gleich lachte Mister Stopps mit. Die beiden hätten vielleicht noch stundenlang gelacht, geheult und Gesichter geschnitten, wenn nicht Herr Severin den Bürgermeister gefragt hätte: »Was soll das? Was ist das für eine Geschichte? Wer ist der Herr, der denkt, unser liebes Kasperle sei zu verkaufen?«

»Ja, kaufen! Ich uill ihn kaufen. Ich geben eine Million.«

»Nä«, schrie Kasperle, »ist zu wenig, ich bin nicht so billig.«

Mister Stopps machte kugelrunde Augen. Billig nannte sich das Kasperle. Eine Million fand er zu wenig, das war doch ein bisschen toll.

»Eine Million sein viel, sehr viel. Ich kann kaufen ein ganzes Schloss dafür.«

»Ich bin doch kein Schloss«, schrie Kasperle, »ich bin nicht so billig.«

»Ich kaufen ein Museum voll dafür.«

»Ich bin auch kein Museum«, rief Kasperle jetzt wütend. »Ich bin das einzigste, allereinzigste Kasperle von der Welt.«

»Ooooh!« Mister Stopps starrte ihn ehrfurchtsvoll an. Etwas, das niemand sonst in der Welt besaß, zu besitzen, das lockte ihn. Er verneigte sich vor Kasperle und sagte: »Oh, Sie sein nett, äußerst nett!«

Kasperle staunte den Fremden wieder an, und weil es ein Kasperle war, das alles nachmachte, verneigte es sich plötzlich auch so höflich und rief auch: »Oh, Sie sein nett, äußerst nett.«

»Ooooh!« Mister Stopps starrte wieder das Kasperle an und schrie: »Uundervoll!«

Und Kasperle schrie auch: »Wundervoll!«

Dem Bürgermeister wurde die Sache langweilig. Er bekam Angst um die Million und redete dazwischen: »Kasperle, allerliebstes Herzenskasperle, denke doch, eine Million will der Mister Stopps für dich geben, und dafür kann Torburg um- und noch schöner aufgebaut werden.«

Torburg konnte wieder aufgebaut werden, allen seinen guten Freunden sollte geholfen werden! Kasperle dachte nach, und wenn er nachdachte, pflegte er das allerdümmste Gesicht von der Welt zu schneiden.

»Schön, uundervoll!«, schrie Mister Stopps, »ich geben eine und eine viertel Million.«

Dem guten Bürgermeister wurde es ganz heiß. Er stieß Meister Severin an und flüsterte ihm zu: »Verkauft doch Kasperle, Meister, und helft Torburg.«

»Das kann ich nicht. Ich habe Kasperle gelobt, ihn nie zu verkaufen, und Wort ist Wort. Kasperle mag selbst entscheiden.«

»Das ist zu billig«, schrie Kasperle, der wusste natürlich gar nicht, wieviel Geld das war.

»Ooooh!« Mister Stopps sah sehr nachdenklich drein. Er hatte zwar erschrecklich viel Geld, aber eine und eine Viertelmillion war doch viel.

»Zu billig, zu billig«, schrie Kasperle wieder.

»Ich uerde geben eine und eine halbe Million. Dann bist du mein«, bot Mister Stopps.

»Zu billig, zu billig!« Kasperle schlug dreimal Purzelbaum, die Sache wurde ihm doch zu gefährlich.

»Bedenke doch, Herzenskasperle, du kannst Torburg helfen«, sagte der Bürgermeister.

»Dafür kaufen ich eine Grafschaft«, schrie Mister Stopps.

»Ich bin keine Grafschaft, ich bin das einzige lebendige Kasperle und koste zwei Millionen«, rief Kasperle, und hopp, pardauz, kasperte er auf dem Kirchplatz herum und schlug einen Purzelbaum über Mister Stopps hinweg. Da setzte sich der erschrocken auf seinen Hosenboden und riss seinen Mund weit auf.

»Uundervoll«, schrie er, »ich muss ihn haben!«

»Ich koste zwei Millionen, und in einer Viertelstunde koste ich drei Millionen.« Kasperle hatte eine Heidenangst, der Fremde könnte ja sagen, und dabei musste er doch immer denken: Ich helfe Torburg, Torburg kann wieder aufgebaut werden.

»Kasperle, sei gut, Kasperle, allersüßestes Zuckerherzchen, du mein goldiges Kasperle, hilf uns!«, flehte der Bürgermeister.

»Ich bin nicht so billig, ich koste zwei Millionen, zwei Millionen – und vier Wochen Ferien muss ich auch haben«, kreischte Kasperle und sprang herum wie ein Besessener.

»Das ist zu teuer!«

»In einer Viertelstunde koste ich drei Millionen.« Schwapp, schwapp, da hatte Kasperle wieder einen Purzelbaum über Mister Stopps hinweg geschossen, und bums, da saß der auf dem Kirchplatz, und bums, da saß auch der Herr Bürgermeister.

»Na, so ein Blitzkasperle, so ein Wirbelwind!«

»Topp, es gilt, ich uerde zahlen zuei Millionen, Kasperle ist mein!«

Oh Himmel, der Schreck! Kasperle lag auf einmal lang auf dem Boden und verdrehte die Augen fürchterlich.

»Er uird sterbsen«, jammerte Mister Stopps.

»Tut der nicht.«

»Nä, ich sterbse nicht«, Kasperle stöhnte, »aber wer zwei Millionen kostet, der muss – muss – ins – Bett – gelegt – werden.« Kasperle kam es jetzt erst so recht zum Bewusstsein, dass er verkauft war, verkauft an einen wildfremden Menschen.