Kleine Tiere auf großer Reise - Rena Hardt-Hardtloff - E-Book

Kleine Tiere auf großer Reise E-Book

Rena Hardt-Hardtloff

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Beschreibung

Kleine Tiere auf großer Reise Der schläfrige Maulwurf Felix mag es gar nicht unsanft geweckt zu werden. Doch ein ohrenbetäubendes Knattern und Rumpeln, lässt ihn geschockt hochfahren. Gerade noch rechtzeitig kann er dem donnernden, alles kurz und klein schneidenden Gefährt aus dem Weg springen. Auch sein Freund Fips, die freche Spitzmaus ist in Panik. Von jetzt auf gleich ist das Leben der Tiere nicht mehr das, was es einmal war. Im gesamten Garten wird gebaggert, betoniert, gemäht und gepflastert. Wo der idyllische Gartenteich war türmt sich nun ein Schutthaufen auf und ein hoher Bretterzaun wurde ringsherum aufgestellt. Lediglich der alte Apfelbaum steht noch. Dort treffen sich einige Tiere in der Nacht und beschließen ihr bisheriges zu Hause zu verlassen, um einen Ort zu finden, wo es keine Menschen gibt, die alles zerstören. Um diesen Platz zu finden, müssen sie aber zunächst den schier unüberwindbaren Bretterzaun passieren. Die Freunde lassen sich nicht beirren und so gibt es nur ein Ziel: Auf große Reise zu gehen.

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Die Sonne schien von einem beinahe wolkenlosen Himmel. Nur vereinzelt schob sich hier und da eine flauschige Schäfchenwolke davor. In den Bäumen zwitscherten unzählige Vögel und auf den Wiesen zirpten Grillen um die Wette. Doch urplötzlich brach ein ohrenbetäubendes Geräusch in die Idylle.

„Weg hier!“, schrie Felix, der Maulwurf, den Käfern, Grashüpfern und den anderen Tieren zu, die sich in diesem Moment auf der großen Wiese tummelten.

Ein knallrotes Riesengefährt knatterte haarscharf in einer Wolke aus Dreck, Erde und Steinen an ihm vorbei. Das Ungetüm hinterließ eine Schneise der Verwüstung und pflügte erbarmungslos den Boden um.

Felix überlegte keine Sekunde und verschwand blitzschnell unter der Erde. In Windeseile kroch er durch die Gänge bis hin zu seinem Lieblingsplatz: ein großer Maulwurfshügel, den er geschützt hinter einem Gebüsch aufgetürmt hatte. Vorsichtig steckte er den Kopf hinaus, schob seine Brille wieder gerade auf die Nase und blickte ängstlich dem lauten Gefährt hinterher. In alle Himmelsrichtungen stoben die Tiere auseinander. Fips, eine Spitzmaus, sauste an Felix vorbei und versteckte sich zitternd und völlig außer Puste hinter dem Maulwurfshügel.

„Wow … Felix …“, stotterte die kleine Maus. „Das war mal wieder um Haaresbreite. Wir müssen was dagegen unternehmen, mein Dickerchen.“

„Was sollen wir denn tun, Fips? Dieses Ding ist doch viel zu groß für uns“, jammerte Felix.

„Es ist ja nicht nur dieses Ding, Dicker. Ich meine, hast du dich mal umgesehen?“ Fips zeigte in die Runde. „Die Menschen kommen mit immer größeren Dingern, fällen unsere Bäume und reißen die Sträucher raus. Sie haben den Tümpel zugeschüttet und einen riesigen Bretterzaun um das gesamte Gelände gebaut. Jetzt beginnen sie damit, den Boden aufzubrechen. Und du? Schau dich doch an! Du hockst hier, versteckt hinter diesem Gebüsch, auf dem einzigen Hügel, der dir geblieben ist.“

„Fips hat recht, Felix.“ Ein Igel drängte sich schwerfällig nach vorn.

„Ich weiß ja, Berta.“ Felix nahm die Brille ab und kratzte sich nachdenklich an der Nase. „Also gut“, sagte er schließlich und setzte seine Brille wieder auf. „Trommelt alle zusammen. Wir treffen uns heute Nacht beim alten Apfelbaum und beraten gemeinsam, was wir tun können.“

Als der Mond sein goldenes Licht auf die Erde warf und es überall in der Gegend still wurde, versammelten sich die Tiere wie abgemacht an einem alten knochigen Apfelbaum. Dessen Zweige, an denen bereits kleine grüne Äpfel hingen, neigten sich fast bis zum Boden. Die Tiere scharten sich um den mit tiefen Rissen gezeichneten Stamm und starrten aufgeregt auf den Sandhaufen, der neben dem Baum aufgetürmt war. Oben drauf saß Felix und blickte wortlos in die Runde.

„He Dickerchen, du solltest jetzt was sagen!“, flüsterte Fips vom Fuß des Sandhügels.

„Ähm … ja … also“, stotterte der Maulwurf, rückte einmal mehr seine Brille gerade und blickte unbeholfen zu der kleinen Spitzmaus.

Genervt rollte Fips mit den Augen. „Okay, ich mach ja schon“, schnaubte er und kämpfte sich den Hügel hinauf an die Seite des Maulwurfes. „Also, wie ihr ja alle sicher schon mitbekommen habt …“ Die Spitzmaus brach ab und blickte vorwurfsvoll zu Felix. „Jetzt rutsch doch mal, Dicker!“

Felix schaute die Maus etwas verwundert an, rückte aber bereitwillig ein Stück zur Seite, so dass Fips von allen gut gesehen werden konnte. Der Mäuserich reckte sich, als müsse er sich für eine große Rede wappnen. „Kurz und gut, die Menschen nerven. Wir müssen hier verduften“, verkündete er dann knapp.

Eine Stille zog sich über die fragenden Gesichter, alle warteten gespannt, aber mehr hatte Fips wohl nicht zu sagen.

„Wie jetzt? Das ist alles?“, fragte Berta, die Igelfrau, verwirrt.

„Was willst du noch hören, Berta? Das ist das Wesentliche“, gab er ihr schulterzuckend zu verstehen.

Nun bat Felix doch ums Wort. „Wir werden diesen Ort verlassen und uns ein neues Zuhause suchen. Es muss doch irgendwo einen Platz geben, an dem sich die Menschen nicht breit gemacht haben und den finden wir.“

„Und wo willst du mit der Suche beginnen, du Schlaumeier?“, ertönte das mürrische Brummen des Hirschkäfers, den alle Bruno nannten.

„Nun, wir ziehen los und finden es heraus.“

„Tolle Idee, Felix. Echt, ich bin total begeistert“, quakte Kurt, ein dicker Laubfrosch völlig genervt dazwischen. „Vergiss es, ohne mich, mein Freund. Wir wissen ja nicht mal, wie wir hier rauskommen sollen.“

Bruno räusperte sich, doch der Frosch ließ sich nicht beirren. „Also bis auf die, die Flügel haben …“ Er warf einen Blick zu Bruno, der sofort verstummte. Kurt wandte sich wieder Felix zu und fuhr fort: „Hast Du den Bretterzaun vergessen? Und komm mir jetzt nicht mit: Du bist ein Frosch und all dem Gesülze vom Springen. Ich bin zu alt für derlei große Sprünge.“

„Oh, ja, der Bretterzaun. Daran hab ich gar nicht gedacht. Hm … was machen wir denn nun?“ Ratsuchend schaute Felix zu Fips.

„Was guckst du mich an? Du bist der Kerl mit der Brille.“

„Wir finden eine Lösung für dieses Problem. Es steht fest, dass wir gehen werden. Hier gibt es keine Zukunft für uns, das ist sicher. Also ziehen wir in die Welt, die sich hinter dem Bretterzaun befindet. Wer sich uns anschließen mag, ist willkommen, wer nicht, der bleibt eben hier.“ Felix’ Entschlossenheit bewirkte ein gemeinschaftliches Raunen in der Menge der Tiere. „Morgen Nacht geht es los. Treffpunkt ist wieder hier!“

In der nächsten Nacht versammelten sich die Tiere auf der Wiese, um in die große Welt hinauszuziehen. Alle waren gekommen, nur die Igelfrau fehlte.

„Wo ist Berta?“ Kurt, der Frosch, wippte ganz aufgeregt auf und ab. „Sie will nicht mitgehen, weil sie doch bald ihre Igelkinder bekommt“, erklärte Fips. „Sie hat große Angst, dass unterwegs etwas passieren könnte.“

„Papperlapapp“, winkte Felix ab. „Wir gehen nicht ohne Berta. Wir werden sie hier auf gar keinen Fall zurücklassen. Ich werde mit ihr reden.“ Felix verschwand für eine Weile und kam dann mit Berta zurück.

„Hey, wie hast du das gemacht?“, summte die Biene Helga wissbegierig.

„Nun, ich habe ihr versprochen, dass wir auf sie aufpassen und sie keine Angst haben muss, weil wir alle für sie da sind, zu jeder Zeit.“