3,49 €
Welches Dorf im gesamten Taunus kann von sich behaupten, im Laufe seiner über 1000-jährigen Geschichte, mit gleich sechs Bischöfen in direkter Verbindung gestanden zu haben? -"SCHLOSSBORN"- Das Dorf, welches um 985 vom heiligen Willigis, dem Mainzer Erzbischof und Reichskanzler unter den Ottonen, für die Verbreitung des Christentums im Taunus auserwählt wurde. Schloßborn und seine großen, von Willigis festgelegten Sprengelgrenzen, weckten Begehrlichkeiten unter den Herren von Eppstein, Idstein und Hattstein. Es kam zu vielen Fehden in deren Folge Schloßborn, im 14. und 15. Jahrhundert, zu einer riesigen Festung mit Schloss und Ringmauer ausgebaut wurde. Einer Ringmauer mit 7 je 16m hohen Türmen und einem Doppelturmtor. - Doch gegen Gustav II. Adolf von Schweden und sein Kriegsheer, welche Schloßborn und Königstein an Weihnachten 1631 heimsuchten, waren auch diese Mauern machtlos. - Das vorliegende Buch versucht die wichtigsten Geschehnisse aus über 1000 Jahren Schloßborner Geschichte chronologisch gebündelt zu bewahren. Auch der Sprache der Schloßborner Bevölkerung wurde ein Kapitel gewidmet, sodass ein Gesamtüberblick geschaffen werden konnte. Ein Nachschlagewerk für Jung und Alt.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 87
Herausgegeben zur Feier des 20-jährigen Jubiläums des Heimat- und Geschichtsvereins Schloßborn
2019
Ich widme dieses Buch meinem im Jahre 2019 verstorbenen Freund Jürgen Grossmann und dem Autor von „Brunnon, Burne, Born, Schloßborn“, Anton Horn. Beide haben sich durch ihr großes historisches Wissen für Schloßborn unvergessene Verdienste erworben.
Vorwort
Zeittafel (zu diesem Buch)
Vorchristliches Schloßborn
Schloßborns christliche Gründung durch Erzbischof Willigis und die Weihe der 1. Kirche von Schloßborn durch Bischof Staggo, um 985
Bau und Weihe der 2. Kirche von Schloßborn, der Steinkirche, durch Erzbischof und Reichskanzler Bardo
Bau des Jagdschlosses (1369) und Bau der Ringmauer (1442) zu Schloßborn durch die Herren von Eppstein
Die Reformation, Hexenverfolgung, der 30- jährige Krieg und die Zerstörung Schloßborns durch die Schweden 1631
Die Pestjahre
Bau der 3. Kirche von Schloßborn durch Lothar Franz von Schönborn, 1713
Der Schinderhannes in Schloßborn, um 1800
Bau und Weihe der 4. Kirche zu Schloßborn durch Bischof Wilhelm Kempf, ab 1955
Schloßborn – Das Dorf der 6 Bischöfe - Willigis, Staggo, Bardo, Schönborn, Schernauer, Kempf
Borner Platt – Die Sprache unserer Vorfahren
Omas leckere Borner Rezepte:
Literaturempfehlungen
Nachwort oder „Fakten und Gedankenspiele“
Schloßborn im 15. Jahrhundert / Gemälde von Anton Kilb
Über Schloßborn wurde viel geschrieben. Das Meiste davon findet man jedoch verstreut in den verschiedensten Archiven unseres Landes. Während sich in vielen umliegenden Ortschaften immer wieder Personen fanden, die in einer vorbildlichen Zusammenarbeit Hausbücher und Chroniken veröffentlichten, und damit die jeweilige Ortsgeschichte für die Nachwelt bewahrten, ist uns das in Schloßborn nie gelungen.1 Meiner persönlichen Auffassung nach, lag es daran, dass unser Dorf nach der politisch angeordneten Zwangseingemeindung von 1972, in eine Art Schockstarre verfiel, die unter anderem auch zu einer gewissen Missachtung von Archivunterlagen führte. Vielleicht aber auch daran, dass von Gemeindeseite lange Zeit versucht wurde das Hauptdorf der Gemeinde in den Fokus des Geschehens zu rücken. Auch wenn das nicht recht gelingen wollte, da die Historie eines erst 300-jährigen Straßendorfs nun mal begrenzt erscheint.2 Vielleicht aber auch einfach nur daran, dass es in Schloßborn nie gelang unterschiedliche Begabungen und Interessen in eine echte Zusammenarbeit münden zu lassen. Ich nehme mich da ausdrücklich nicht aus. Schade eigentlich.
Mit diesem Buch, dem „Kleinen Schloßborner Hausbuch“, versuche ich, einen Teil der Schloßborner Geschichte zusammengefasst zu bewahren. Mit Sicherheit stellt es keine Konkurrenz dar zur unglaublich ausführlichen, leider noch unveröffentlichten, Ortschronik unseres verehrten Altbürgermeisters Johann Friedrich Marx. Die Veröffentlichung der Marx´schen Chronik muss eine vordringliche Aufgabe des Heimat- und Geschichtsvereins sein und bleiben.
Auch steht dieses Buch nicht in Konkurrenz zu zahlreichen hervorragenden Veröffentlichungen einzelner Autoren, die sich immer einem bestimmten Thema, u.a. dem Schwimmbad, dem Kirchenbau von 1955, den Wegekreuzen, der Ringmauer, den Heimatvertriebenen, den Grenzsteinen usw. widmeten.
Das einzige mir bekannte Buch, das ähnliche Züge zeigt, ist „Brunnon – Burne – Born – Schloßborn“ aus den 1980er Jahren von Anton Horn. Jedoch sind davon keine Exemplare mehr erhältlich und es unterscheidet sich auch deutlich in seiner Gliederung von meiner Arbeit. Auch konnte Horn, zum damaligen Zeitpunkt, die heutigen Ergebnisse der Heimatforschung nicht berücksichtigen.
Mein Wunsch wäre, dass mein Buch als Nachschlagewerk für Einheimische und Zugezogene dient. Vielleicht kann es auch ein wenig dazu beitragen, dass der in meinen Augen wirklich einmaligen und außergewöhnlichen Historie Schloßborns die Beachtung zukommt, die Schloßborn verdient hat.
Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen und würde mich freuen, Sie an der ein- oder anderen Stelle mit Unbekanntem überraschen zu können.
Christoph Klomann, Schloßborn 2019
1 Beispiele: 1. Geschichte und Geschichten / Oberjosbacher Chronik 11961996 2. Geschichte von Niederselters/1994 3. Historisches Hausbuch – 300 Jahre Seelenberg/1696 - 1996
2 Sinngemäß: Stellungnahme des damaligen Leiters des Hessischen Hauptstaatsarchivs Wiesbaden, Dr. Struck, Abtlg. 503, 1971, Wiesbaden
550
~
Geburt von Brunichild, Königin von Austrasien
600
~
erste iro-schottischen Mönche im Frankenreich
613
Tod von Brunichild
672
~
Geburt von Bonifatius
723
Fällung der Donareiche bei Geismar durch Bonifatius
743
Bonifatius wird Bischof von Mainz
754
~
Märtyrertod des Bonifatius
940
~
Geburt von Willigis, Erzbischof zu Mainz, Reichskanzler HRR
971
Berufung von Willigis zum Reichskanzler
975
Berufung von Willigis zum Erzbischof von Mainz
980
Geburt von Bardo, Erzbischof zu Mainz, Reichskanzler HRR
984
~
Bau der 1. Kirche von Schloßborn, der Holzkirche, durch Willigis
Weihe der Holzkirche durch Bischof Staggo
990
~
Gründung Stift St. Stephan zu Mainz durch Erzbischof Willigis
Übertragung von Brunnon in den Stift St. Stephan
1002
Tod Kaiser Otto III
1011
Tod von Erzbischof Willigis
1031
Berufung von Bardo zum Erzbischof von Mainz
1042
~
Beginn des Baus der Steinkirche zu Brunnon durch Erzbischof Bardo
1043
Weihe der Steinkirche zu Brunnon durch Bardo Erste urkundliche Erwähnung Schloßborns durch Erzbischof Bardo
Bestätigung des ca. 150 km
2
großen Sprengels von Brunnon mit genauen Grenzbeschreibungen
1102
Ersterwähnung Idstein
1122
Ersterwähnung Eppstein
1150
~
Abspaltung von Dorfweil, Schmitten, Arnoldshain und Reifenberg aus dem Schloßborner Sprengel
1196
vorläufige Abspaltung Oberjosbachs aus dem Schloßborner Sprengel
1200
~
Gottfried I. von Eppstein wird die Vogtei über den Schloßborner Pfarrbezirk übertragen
1220
~
Gegenpfarrei Niederseelbach entsteht. Abspaltung von Königshofen, Niederseelbach und Engenhahn aus dem Schloßborner Sprengel Oberjosbach bleibt hingegen bei Schloßborn
1242 1280
~
Siegfried III. von Eppstein zerstört Wiesbaden Kampf zwischen Gottfried III. von Eppstein und Adolf von Nassau Zerstörung der Oberjosbacher Kirche
1283
Niedernhausen, Obernhausen, Oberseelbach und Lenzhahn werden nassauisch und damit vom Schloßborner Sprengel abgespalten
1317
vollständige Eingliederung Schloßborns in den Eppsteinischen Machtbereich
1342
Magdalenenhochwasser, massive Bodenerosionen führen zu schweren Hungersnöten im Taunus
1348
Hirtbart aus Burnen / Erste Namensnennung eines Schloßborners
3
1351
Bau des Schützenhofs (ältestes noch bestehendes Gebäude Schloßborns)
1361 1369
Die Nassauischen Grafen ernennen Heftrich zur Stadt Eberhard I. von Eppstein lässt ein festes Haus mit Turm in Schloßborn errichten (dieses Schloss gibt später Schloßborn seinen Namen)
1422
Clais Knorre zu Borne / Erster namentlich bekannter Pfarrer Schloßborns, geb. ca. 1350
4
1433
Trennung des Hauses Eppstein in „Eppstein-Münzenberg“ und „Eppstein-Königstein“
1435
Henne Heble / Erster namentlich bekannter Schultheiß Schloßborns, geb. um 1400
5
1442
Ausbau Schloßborns zu einer Ringmauer-Festung mit 7 Türmen und 1 Doppelturmtor
1505
Kaiser Maximilian I. erhebt Königstein zur Grafschaft
1535
Die Herren von Eppstein sterben aus Die Festung Schloßborn fällt an Graf Ludwig von Stolberg Beginn der Reformation
1561
Cles Clamans, Schöffe zu Schloßborn / Erste Nennung des Vorläufers des Schloßborner Familiennamens „Klomann“
6
Clamans – Clomann – ab 1756: Klomann
1564
offizielle Einführung des protestantischen Glaubens in Schloßborn
1568 1574 1581
Kaiser Maximilian II. erhebt Schloßborn zum Flecken Schloßborn fällt an Graf Christoph zu Stolberg Stolberg stirbt kinderlos Schloßborn fällt zurück zu Kurmainz
1595
Erste Erwähnung einer Schule mit 2 Lehrern und 102 Kindern in Schloßborn Abtretung Waldkröftels an Nassau-Idstein
1596
3 Frauen aus Schloßborn werden der Hexerei beschuldigt. Mindestens 2 davon werden in Königstein verbrannt.
1603
Beginn der Gegenreformation
1604
Schloßborn wird wieder katholisch
1618
Beginn des 30-jährigen Krieges
1631
König Gustav II. Adolf von Schweden zerstört die Festungen Schloßborn und Königstein
1632
Wiedereinführung des protestantischen Glaubens in Schloßborn König Gustav II. Adolf von Schweden stirbt in der Schlacht von Lützen
1635
Wiedereinführung des katholischen Glaubens in Schloßborn
1648
Ende des 30-jährigen Krieges
1666
Pest in Schloßborn
1667
Verbrennung sämtlicher Kirchenakten in Schloßborn
1712
Beginn des Baus der 3. Kirche von Schloßborn durch Erzbischof Lothar Franz von Schönborn
1714
Einweihung des barocken Hochaltars durch Erzbischof Lothar Franz von Schönborn
1729
Weihe der 3. Kirche durch Bischof Caspar Adolf Schernauer
1800
Der Schinderhannes kommt zum 1. Mal nach Schloßborn
1801
Postraub zu Würges durch Picard und Bückler
1802
Festnahme des Schinderhannes bei Wolfenhausen
1803
Hinrichtung des Schinderhannes in Mainz Nach dem Reichdeputationshauptschluss fällt Schloßborn an Nassau
1955
Grundsteinlegung der 4. Kirche von Schloßborn
1958
Weihe der 4. Kirche durch Bischof Wilhelm Kempf
3 Königstein in Vergangenheit und Gegenwart, 1963 – S. 145
4 ebenda, S. 147
5 Notariatsprotokoll vom 15. März 1435 über eine Klage gegen Graf Eberhard zu Eppstein und Königstein.
6 Kirchenrechnungen zu Born, Evangelisches Pfarramt Eppstein
Aus der vorchristlichen Zeit Schloßborns stehen uns keinerlei schriftliche Aufzeichnungen zur Verfügung. Was wir aber mit Sicherheit sagen können ist, dass das Gebiet, auf dem sich das heutige Schloßborn befindet, schon seit langer Zeit besiedelt war. Der älteste und wegen seiner Seltenheit bedeutsamste Fund Schloßborns, ist ein sogenanntes Randleistenbeil aus der Zeit um 2000 v. Chr. Aber auch aus nahezu allen darauffolgenden Epochen liegen uns Bodenfunde vor - egal ob keltisch, römisch oder karolingisch. Jürgen Grossmann, unser Schatzsucher in staatlichem Auftrag, hat aus jeder Zeit schon viele Funde entdecken können.
Keltischer Gürtelhaken in Vogelform (ca. 500 v. Chr.)
Sakralfund aus dem 11. Jhd. , Jürgen Grossman
Zu den ältesten mündlichen Überlieferungen zählen wohl zwei Sagen, die von späteren Generationen zu Papier gebracht wurden. Die erste und älteste Sage erzählt von einem Bettchen der Brunhild auf dem Feldbergplateau.7 Brunhild, oder auch Brunichild genannt, war eine vom Arianismus zum römisch-katholischen Glauben konvertierte Frankenkönigin, die um das Jahr 550 unter anderem in Worms residierte. Ihr Einfluss auf spätere Generationen war so groß, dass Ihre Person noch Jahrhunderte später als Vorlage der Brunhild in der Nibelungensaga diente. In Ihrem wirklichen Leben, so wird erzählt, besuchte sie des Öfteren den Feldberg, um von oben ihr schönes Reich überschauen zu können. Der Weg von Worms zum Feldberg war ein Ritt von mehreren Tagen. Er führte ohne Zweifel über Mainz, dann über den Rhein und eine uralte Römerstraße, die „Steinerne Straße“, entlang bis nach Cruoftera (Kriftel), dann ebenfalls auf einer Römerstraße, dem gleichnamigen Fluss Cruoftera (heute Schwarzbach) in den Taunus folgend, dann dem Weiherbach oder dem Silberbach (damals Buochbach) folgend, über das Gebiet von Schloßborn zum Feldberg. Der Ritt von Mainz zum Feldberg ist nicht in einer Tagesreise zu bewältigen, schon gar nicht mit Rückreise. Eine Rast der Königin war also zwingend notwendig. Und wie wir aus der in 1043 geschriebenen Bardo-Urkunde wissen, gab es noch um die erste Jahrtausendwende nur eine einzige nennenswerte Siedlung in diesem Teil des Taunus - das damalige Brunnon und heutige Schloßborn.
Die zweite Sage Schloßborns, die Sage über den Butznickel,8