Klo-Psychologe - Konrad Clever - E-Book

Klo-Psychologe E-Book

Konrad Clever

0,0
12,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Der durchschnittliche Bundesbürger verbringt jeden Tag zweimal sieben Minuten auf der Toilette. Jeden Tag verschwenden wir so vierzehn Minuten, aber was wäre, wenn wir diese Zeit nutzen könnten, um wirklich sinnvolle Dinge zu lernen? Wenn das Badezimmer, statt nur ein Raum der Erleichterung zu sein, zum Raum der Erleuchtung werden würde? Der Klo-Psychologe macht das möglich. In 100 Sitzungen lernen wir Narzissten und Psychopathen zu entlarven und warum laut Freud wirklich alles, was wir sagen, denken oder träumen mit Sex zu tun hat.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Das Buch

Zwischen diesen Buchdeckeln erwartet dich geballtes Psychologie-Wissen fürs stille Örtchen. Guck in die Badezimmer der großen Psychologen von Sigmund Freud bis Kurt Lewin, lerne dein Ich, Es und Über-Ich kennen, und finde heraus, warum unsere Hirne ziemliche Geizhälse sind. Mit jeder Menge tollen Psycho-Tipps und Extras wie Psychologie-Bingo, Abschlusstest und Klugscheißer-Diplom!

Der Autor

Moritz Kirchner ist Diplom-Psychologe und promovierter Politikwissenschaftler. Er war sowohl deutscher Vizemeister im Debattieren (2015) als auch im Science Slam (2018). Beruflich und privat ist er leidenschaftlich gern Psychologe und tritt in dieser zweiten Folge der »Klo«-Reihe unter dem Pseudonym Konrad Clever auf.

Konrad Clever

Klo-Psychologe

In 100 Sitzungen zum Seelenklempner

Ullstein

Besuchen Sie uns im Internet:www.ullstein.de

Wir wählen unsere Bücher sorgfältig aus, lektorieren sie gründlich mit Autoren und Übersetzern und produzieren sie in bester Qualität.

Hinweis zu UrheberrechtenSämtliche Inhalte dieses E-Books sind urheberrechtlich geschützt. Der Käufer erwirbt lediglich eine Lizenz für den persönlichen Gebrauch auf eigenen Endgeräten.Urheberrechtsverstöße schaden den Autoren und ihren Werken, deshalb ist die Weiterverbreitung, Vervielfältigung oder öffentliche Wiedergabe ausdrücklich untersagt und kann zivil- und/oder strafrechtliche Folgen haben.

In diesem Buch befinden sich Verlinkungen zu Webseiten Dritter. Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass sich die Ullstein Buchverlage GmbH die Inhalte Dritter nicht zu eigen macht, für die Inhalte nicht verantwortlich ist und keine Haftung übernimmt.

ISBN 978-3-8437-2402-9

© Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2021Umschlaggestaltung und Illustrationen: Robert M. SchöneE-Book: Pinkuin Satz und Datentechnik, Berlin

Alle Rechte vorbehalten

EIN BRIEF VON PROF. KONRAD CLEVER

Liebe (Klo-)Studentinnen, liebe (Klo-)Studenten, liebe Leserinnen und Leser, herzlich willkommen zu eurem ersten Tag im mittlerweile zweiten Semester an der Klo-Universität.

Wenn ihr euch umschaut, werdet ihr feststellen, dass sich dieser Seminarraum deutlich von den immer gleichen Seminarräumen unterscheidet, in denen ihr sonst lernt. Es gibt mehr Fliesen und deutlich weniger nervige Kommilitoninnen und Kommilitonen, aber dafür riecht es ein wenig stärker, gerade wenn länger nicht gespült wurde – oder ihr es mit dem Putzen nicht so ernst nehmt. Allen olfaktorischen Hindernissen zum Trotz freue ich mich, dass ihr beschlossen habt, eine faszinierende Wissenschaft mit einem hohen Gebrauchswert im Alltag zu studieren. Solltet ihr das erste Semester in Philosophie an der Klo-Universität verpasst haben, so ist dies zwar frevelhaft, aber kein Grund, euch dieses Semester nicht der Klo-Psychologie zuzuwenden.

Dies ist das grundlegende Ziel der Klo-Universität: Kompaktes Wissen, das sich am aktuellen Kenntnisstand orientiert. Eine humorvolle und verständliche Einführung in die Psychologie. Geistige Nahrung für alle, die sich für ihre Mitmenschen und die grundlegenden Theorien, Mechanismen und Persönlichkeiten der Psychologie interessieren. Das Buch ist für alle da, die sich nicht mit letzten Details aufhalten, aber intellektuell und humorvoll gut versorgen wollen. Daher ist es auch in verdauliche »Sitzungen« aufgeteilt, die bei gesunder Verdauung einem gründlichen Klogang entsprechen sollten.

Wusstet ihr, dass ihr im Verlauf eures Lebens (jedenfalls bei normaler Lebensdauer und Verdauung) mehr als ein Jahr, sieben Monate und fünfzehn Tage im Badezimmer verbringt? Volle 92 Tage davon sitzt ihr einfach nur auf dem Klo. Wäre es da nicht sinnvoll, diese zehn oder zwanzig Minuten pro Tag zum Studium zu nutzen? Dann wäre das Klo nämlich nicht nur ein Ort der Erleichterung, sondern auch der Erleuchtung, und Freuds Theorie der analen Phase könnte endlich produktiv erweitert werden. Man verließe den Klositz mit weniger Körpermasse, aber besser verschalteten Neuronen und Menschenkenntnis. Das klingt nach einem hervorragenden Deal! Auch könnte das möglicherweise gehortete Klopapier endlich aufgebraucht werden.

Ihr haltet das perfekte Buch für alle »Klugscheißerinnen und Klugscheißer« in den Händen. Hierbei gilt: Wer zu allem etwas sagen möchte, darf sich mit nichts zu lange aufhalten. In diesem Buch geht es darum, euch die wichtigsten Theorien und Denkerinnen und Denker mit an die Hand zu geben, um andere Menschen, aber auch euch selbst beschreiben, erklären und vorhersagen zu können. Denn das ist der Eigenanspruch der Psychologie. Vor lauter Modellen, Versuchsdesigns und Statistiken geht im Studium der akademischen Psychologie manchmal etwas ganz Wichtiges verloren: Der Mensch selbst. Hier in der Klo-Universität werden wir euch selbstverständlich nicht mit Statistik malträtieren. Vielmehr sollt ihr hier Wissen an die Hand bekommen, mit dem ihr nach eurem Klo-Diplom auch tatsächlich etwas anfangen könnt.

Selbstverständlich gilt das gesamte Semester über eine zentrale Einsicht der Pädagogischen Psychologie, nämlich dass positive Emotionen, überhaupt eine emotionale Relevanz des Lerninhaltes, den Lernerfolg steigern. Das Fehlen positiver Emotionen und emotionaler Relevanz erklärt übrigens den bei vielen überbordenden schulischen Erfolg in Mathe und Chemie …

Daher werden alle Themen auch entsprechend humorvoll und eingängig aufbereitet. Eine Ausnahme hiervon wird es allerdings geben. Das Thema Psychische Störungen ist ein absolut relevantes Thema der Klinischen Psychologie, und damit ein definitiver Erkenntnisgegenstand der Psychologie selbst. Nur: Psychische Störungen sind eine sehr ernste und leider immer noch unterschätzte Angelegenheit und mit Stigmata behaftet. Daher hat die Ethikkommission der Klo-Universität uns hier Witze verboten. Daran werden wir uns selbstverständlich halten!

Die Faszination und das ehrliche Interesse für Menschen ist die wichtigste Voraussetzung dafür, ein echter Klo-Psychologe bzw. eine echte Klo-Psychologin zu werden. Ebenso gilt für alle, die das Klo-Psychologie-Diplom erwerben wollen, der Wahlspruch des Orakels von Delphi: »Erkenne dich selbst«. In der Psychologie setzt Fremderkenntnis für gewöhnlich Selbsterkenntnis voraus. Daher werdet ihr in diesem Semester nicht nur viel über andere, sondern vor allem auch über euch erfahren. Dabei wünsche ich euch viel Freude und zahlreiche Erkenntnisse.

Euer Prof. Dr. Konrad Clever

SITZUNG01

WAS IST EIGENTLICH PSYCHOLOGIE?

Die Psychologie entspringt genau wie guter Wein, die Demokratie und die Philosophie dem alten Griechenland. Im griechischen Wortsinne beschreibt die Psychologie die Wissenschaft oder Erkenntnis (logos) von der Seele (psyche).

Schon der gute alte Aristoteles machte sich Gedanken über das Sein des Menschen. Hippokrates, der Mann mit dem Eid, führte die unterschiedlichen Temperamente auf die verschiedenen Körpersäfte zurück. Diese Lehre könnte durch unsere Ernährungsobsession eine ungeahnte Renaissance erfahren (Temperament wie ein Bockbier, Temperament wie ein grüner Smoothie etc.). Heute gehen wir bei Temperamenten allerdings eher von einem individuellen Cocktail, bestehend aus Hormonen und Neurotransmittern, aus, wofür uns dann kommende Generationen sicher verlachen werden.

In der Psychologie geht es klassischerweise um drei Tätigkeiten, nämlich das Beschreiben, Erklären und Vorhersagen. Und zwar von Erleben, Verhalten und Bewusstsein.

Beschreiben ist etwas für Anfänger, denn nur weil etwas einen Namen hat oder beschrieben werden kann, ist es noch lange nicht erklärt. Erklären hingegen ist schon fortgeschritten, damit sind wir dem Menschenversteher deutlich näher. Der Makel ist jedoch, dass man hinterher ja bekanntlich immer schlauer ist. Die Vorhersage ist daher die Königsdisziplin. Denn wer heute schon weiß, wie sich Menschen morgen verhalten werden, beeindruckt nicht nur, sondern kann auch viel Geld verdienen. Deswegen sind solche Kompetenzen auch bei Google, Facebook und Co. gern gesehen. Für genau diese Vorhersagen hat die Psychologie einen Statistikapparat entwickelt, der viele vom Studium abschrecken sollte, die etwas mit Menschen machen wollen, für die Mathe allerdings der Endgegner ist.

Wilhelm Ebbinghaus, der frühe Gedächtnisforscher, hat den schönen Satz geprägt: Die Psychologie hat eine lange Vergangenheit, aber eine kurze Geschichte. Denn offiziell begann sie mit der Errichtung des ersten Psychologischen Instituts 1879 in Leipzig. Faktisch aber begann die Psychologie, als der erste Mensch sich für einen anderen interessierte.

Ganz individuell passiert das ab der 6. Lebenswoche, wenn das sogenannte soziale Lächeln bzw. soziale Wiederlächeln beginnt. Dann hat ein Baby gecheckt, dass der oder die andere da ist, und so den ersten kleinen Schritt in seiner Psychologiekarriere gemacht.

SITZUNG02

MYTHEN ÜBER DIE PSYCHOLOGIE (UND IHRE DEKONSTRUKTION)

Über die Psychologie existieren einige Mythen, die es auf dem Weg zum Klo-Diplom sauber zu dekonstruieren gilt. Denn nur weil etwas plausibel klingt und immer wieder gesagt wird, ist es damit nicht gleich wahr (psychologisch erscheint es uns jedoch so aufgrund des sogenannten »mere-exposure-Effekts«). Wir wollen aber nicht in solche gedanklichen Fallen tappen und räumen daher erst einmal mit allen Mythen auf, welche die Psychologie so umgeben. Denn ein echter Klo-Psychologe arbeitet mit Fakten und Empirie, nicht mit Mythen!

Mythos 1: Psychologen haben doch alle selbst einen an der Klatsche.

Natürlich gibt es auch unter Psychologen einige, die nicht therapieren, sondern besser therapiert werden sollten. Damit geht es ihnen aber so, wie fast allen anderen Mitgliedern unserer oftmals postnormalen Gesellschaft. Denn jeder zweite Mensch hat im Laufe des Lebens einmal eine psychische Erkrankung. Tatsächlich haben Metaanalysen (also die Zusammenfassungen verschiedener Studien) gezeigt, dass die Wahrscheinlichkeit für psychische Erkrankungen bei Psychologen leicht erhöht ist. Allerdings folgt aus »leicht erhöht« nicht gleich »jeder«.

Mythos 2: Psychologen wollen sich doch nur selbst therapieren.

Sich selbst zu verstehen, ist in der Tat ein relevanter Antrieb in der Psychologie. Das Interesse an Menschen darf natürlich mich selbst einschließen. Die Selbsttherapie ist höchstens bei einer Minderheit ein relevanter Antrieb, der dazu noch meist unbewusst abläuft. Der Mehrzahl der angehenden Psychologinnen und Psychologen geht es allerdings schon um die anderen. Mit sich hatte man schließlich schon lange genug zu tun.

Mythos 3: Psychologen haben mich sofort durchschaut, wenn sie mich angucken.

Menschen denken tatsächlich, dass Psychologen einem direkt in den Kopf sehen können. Das wäre in der Tat schön und ist auch eine gängige Studienmotivation. Das Studium ist aber mehr eine Aneinanderreihung von Theorien, Studien und vor allem Statistiken. Auch als totaler Soziallegastheniker ist ein Doktortitel in der Psychologie möglich (vielleicht ist sogar die Wahrscheinlichkeit fürs Gelingen leicht erhöht!). Was Psychologinnen und Psychologen in der Tat für gewöhnlich können, ist gut zu beobachten, theoriebasiert Schlüsse zu ziehen und deshalb andere Menschen etwas schneller einzuordnen. »Schneller« heißt aber nicht »sofort«, stattdessen ist es eher so wie bei einem Detektiv: Durch gutes Beobachten und Kombinieren kommt man der Sache auf die Schliche. Sherlock Holmes ist also auch ein richtiger Klo-Psychologe.

Mythos 4: Nur übelste Streber studieren Psychologie.

Tatsächlich braucht es ein überdurchschnittlich gutes Abitur. Aber es gibt ja auch den Weg des Sich-Einklagens und darauf spezialisierte Anwälte. Mit etwas Kohle muss es also kein Einser-Abi gewesen sein.

Mythos 5: Alle Psychologen haben zu Hause eine rote Couch stehen.

Das ist wirklich ein enormer Mythos. Die rote Couch geht auf Sigmund Freud zurück, er war Psychoanalytiker, und seine Theorien werden in der akademischen Psychologie mittlerweile gemobbt. Er hatte tatsächlich eine weltberühmte rote Couch. Aber das heißt nicht, dass alle eine haben. Nur ein Bruchteil der Psychologen sind übrigens auch tatsächlich Psychoanalytiker. Und selbst in der Analyse wird mittlerweile auf Stühlen, Couches und Sofas frei assoziiert. Je nach Geschmack (und Geldbeutel) der Patientinnen und Patienten.

SITZUNG03

WILHELM WUNDT, DER MANN, DER UNS DAS ALLES EINBROCKTE

Leipzig ist nicht nur die Stadt der friedlichen Revolution, des Wave-Gotik-Treffens und der berühmten Buchmesse, sondern auch die Wiege der modernen, wissenschaftlich fundierten Psychologie. Denn hier hat Wilhelm Wundt 1879 das allererste Psychologische Institut weltweit eröffnet.

Er selbst studierte zunächst Medizin in Tübingen und hörte ebenso philosophische wie naturwissenschaftliche Vorlesungen. Sogar Chemie, freiwillig! Dass Naturwissenschaften ihn so sehr fasziniert haben, wurde zu einem Lebensfreudekiller für Generationen von Studierenden der Psychologie.

Ihn hat interessiert, wie etwas in unsere Wahrnehmung und Aufmerksamkeit kommt. Für Wundt sind unsere seelischen Vorgänge immer unser aktuelles Bewusstsein, die unmittelbare und wirkliche Erfahrung. Genau hier hat er bis heute wegweisend aufgezeigt, wie unsere Wahrnehmung funktioniert, und er hat in seinem Institut auch die entsprechende Methodik entwickelt, um solche Phänomene zu messen. Daran haben sich Generationen von Psychologen orientiert. Wundt hat sowohl den Subjektbezug psychischen Erlebens (ich bin es tatsächlich) als auch die Zwecksetzung menschlichen Handelns und die Willenstätigkeit als Grundprinzipien der menschlichen Psyche herausgearbeitet.

Wundt wollte, ganz Kind seiner Zeit, neben dieser Seelenpsychologie auch eine Völkerpsychologie begründen und sah dies tatsächlich als seine wissenschaftliche Hauptleistung an. »Völkisch« war ja damals en vogue. Allerdings waren und sind Völkerpsychologien, angesichts einschlägiger Erfahrungen des 20. Jahrhunderts, heute zumindest wissenschaftlich nicht mehr so beliebt, und es kam eh nix Brauchbares dabei raus.

Wundt hat sich stets stark für allgemeine psychologische Zusammenhänge und Kausalitäten interessiert. Dabei aber scherte er Menschen zu sehr über einen Kamm, was ihm als faktischem Erfinder der Psychologie hätte bewusst sein sollen. War es aber nicht, wie sein Irrweg der Völkerpsychologie zeigte. Trotzdem: krasser Typ, dem die Psychologie letztlich ihre heutige Existenz zu verdanken hat.

SITZUNG04

WUNDTS BADEZIMMER

① Bunsenbrenner: Er hatte bei Robert Wilhelm Bunsen Chemie gehört und war fasziniert.

② Stoppuhr: Diese wurde natürlich für seine Experimente intensiv benötigt, denn ihn interessierte die Chronometrie komplexer Reaktionsprozesse.

③EEG-Maske: Er war der Erste, der sich systematisch für die Denkprozesse von Menschen interessierte.

④ Stowasser: Lateinisch-deutsches Wörterbuch, da er auch auf Lateinisch publizierte, der alte Snob.

⑤ Leipziger Uni-Riese: Nach Wundt ist in Leipzig eine Straße benannt.

⑥ Kreuz: Wundt war Pfarrerskind. Das waren schon immer die Schlimmsten!

SITZUNG05

DIE PSYCHOANALYSE (#DEINEKINDHEIT, ALTA!)

Die Psychoanalyse ist in der akademischen Psychologie ungefähr so beliebt wie Merkel bei der AfD. Der Professor des Klo-Psychologen für Klinische Psychologie hat immer schon Schnappatmung bekommen, sobald der Name Freud oder eines seiner zentralen Konzepte fiel.

Der besondere Reiz der Psychoanalyse liegt darin, dass Sie den Dingen besonders tief auf den Grund geht und eigentlich immer zum gleichen Ergebnis kommt: Die Eltern sind schuld. Sie haben einen nicht nur ungefragt in diese Matrix namens Leben entlassen, sondern einen dazu auch noch mit ordentlich psychischem Ballast ausgestattet. Da man also die Schuld für die eigene Unzufriedenheit auslagern kann, ist die Psychoanalyse auch nach wie vor für viele Menschen attraktiv. Das steigert nicht nur die Selbstzufriedenheit, sondern kann auch sehr entlastend sein, wenn man die Schuld für eigene Schwierigkeiten einfach mal direkt bei den Eltern parken darf.

Die Psychoanalyse basiert auf der von Sigmund Freud entwickelten Triebdynamik, die besagt, dass unsere psychischen Instanzen in einem ständigen Wettstreit miteinander stehen.

Das Über-Ich ist so etwas wie das kleine Engelchen auf der Schulter. Es beinhaltet Normen, Werte, die eigenen Grundsätze der Erziehung und moralische Vorstellungen. Kurz: Es ist langweilig, aber notwendig, damit unsere Gesellschaft nicht zusammenbricht.

Das Es ist hingegen das Teufelchen. Hier sind die Triebe, Instinkte und Bedürfnisse angesiedelt. Das Es ist seit der Geburt vorhanden und drängt gemäß der Psychoanalyse stets auf unmittelbare Erfüllung, wobei ihm die Konsequenzen scheißegal sind. Es ist in etwa wie ein dreijähriges Kind in der Trotzphase. Das Es sorgt dafür, dass immer wieder neues Leben entsteht, weil Es nach Freud nur das Eine im Kopf hat.

Das Ich als die bewusste Wahrnehmungsinstanz hat die bescheidene Aufgabe, zwischen diesen beiden zu vermitteln. Es fühlt sich so wie wir, wenn das Engelchen und Teufelchen auf der Schulter miteinander darüber streiten, ob es eine gute Idee ist, bei der Betriebsfeier die Kollegin oder den Kollegen anzugraben. Das Ich folgt dem Realitätsprinzip: Es schaut, was tatsächlich geht und was nicht. Damit macht es sich für gewöhnlich sowohl beim Es als auch beim Über-Ich sehr unbeliebt. Das Ich ist also der innerpsychische Mediator, der dann seinen Job gut gemacht hat, wenn wir uns trotz dieser widersprüchlichen Anforderungen überhaupt auf eine Handlung einigen können und alle Seiten nur ein bisschen unzufrieden sind. Das Ich hat echt einen harten Job und müsste eigentlich Schmerzensgeld kriegen, und Partyzuschläge, denn da macht es quasi Überstunden.

Aus diesem Instanzenmodell ergibt sich zweierlei, was die Psychoanalyse heutzutage ziemlich unsexy macht. Erstens, das Leben ist gemäß diesem Modell ein beständiger innerer Kampf zwischen den Instanzen, einfach mal innerlich Chillen ist nicht. Zweitens wird die Welt wesentlich von innen und aus sich selbst heraus betrachtet. Es geht um unsere eigenen Gefühle, Triebe und Ängste, aber letztlich überhaupt nicht um die anderen. Die Psychoanalyse ist also, vor lauter innerpsychischen Prozessen, etwas blind für die anderen. Und das ist ein Problem, theoretisch wie praktisch.

Man muss Freud aber zugutehalten, dass er die Bedeutung des Unbewussten und zum Beispiel der Träume sehr klar erkannt und für die Psychologie produktiv gemacht hat. Seine Traumdeutung hat zwar Schlagseite, was die Bedeutung von Phallussymbolen angeht, aber sie ergibt immer noch einiges an Erkenntnissen über das Unbewusste.

SITZUNG06

SIGMUND FREUD, DER ALTE LUSTMOLCH UND PAFF DADDY DER PSYCHOLOGIE

Siggi Freud gilt wegen der besonderen Bedeutung der Sexualität in der Psychoanalyse als theoretischer Lustmolch. Denn in seiner Theorie der psychosexuellen Entwicklung geht er davon aus, dass wir als Erstes eine orale Phase durchlaufen, dann eine anale Phase, dann eine phallische Phase und letztlich eine genitale Phase. Die einzelnen Phasen klingen also schon ziemlich versaut. Es geht im Kern auch darum, was uns Lust und Befriedigung verschafft, aber das muss gar nicht immer sexueller Natur sein.

SITZUNG07

FREUD UND THE ORIGINAL MILF

Freud hat schon deutlich vor American Pie die Theorie der MILF entwickelt, und zwar in Form des Ödipuskomplexes. Dieser geht auf die alte Geschichte des Ödipus zurück, der unwissentlich seinen Vater ermordet und seine Mutter begattet, und geht davon aus, dass Jungen im Laufe ihrer Entwicklung anfangen, ihre eigene Mutter zu begehren (also eigentlich ILFMOM [I’d Like to Fuck My Own Mom]) und aus Eifersucht den Vater aus dem Weg schaffen wollen. Diese Theorie des Ödipuskomplexes ist außerhalb der Psychoanalyse höchst umstritten und zeigt zugleich paradigmatisch auf, wie sehr Sigmund Freud sich auf kulturelle Phänomene bezogen hat. Wenn ihr also das nächste Mal einen Apfelkuchen seht und versaute Assoziationen habt: Denkt an Siggi!

Möchten Sie gerne weiterlesen? Dann laden Sie jetzt das E-Book.