Kochen wie ein Waldschrat - Christian Koch - E-Book

Kochen wie ein Waldschrat E-Book

Christian Koch

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Beschreibung

Letztens hat die Elfe Hedwig von Kofelder dem Mond das Kochen beigebracht. Nun hat ihr irdischer Nachbar Erwin Niedermörtel im Kampf um die Gunst seiner weiblichen Waldmitbewohnerinnen Suse und Hummel-Berta ein wenig Trübsal geblasen. Was liegt also näher, als dass die Elfe den Waldschrat aufrüttelt und mit ihm gemeinsam seine in Vergessenheit geratenen Kochkünste samt seiner alten Klabache aufpeppt. Als Waldschrat kocht man einfach und herzhaft, ohne Schnickschnack auf dem Teller. Der Mond ist dieses Mal nur Beobachter - elfische Verse sind die poetische Würze.

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Rezepte, die die Elfe zusammen mit dem Waldschrat Erwin Niedermörtel kreiert hat und mit denen sie es sich mitten in der Natur gemütlich machen.

Für die angegebenen Mengen der Zutaten übernehmen sie keine Gewähr.

Reihe »Mondgeflüster«

Für meine Familie und alle meine guten Freunde, die ich gerne bekoche - bei Rotwein und Gesprächen am Küchentresen. Und natürlich für B., welche die Rezepte - wie immer - verkostet hat.

Erwin Niedermörtel

Erwins Strümpfe sind so dick,

wie das Fell vom Löwen,

wenn er schöne Äpfel hat,

verkauft er sie in Glöwen.

Seine Augen blitzen blank,

niemand sah sie weinen,

abends sitzt er auf 'ner Bank,

trinkt roten Wein - ganz feinen.

Unter Erwins Hollerbusch

wohnt 'ne zarte Elfe.

Manchmal kommt sie in der Nacht,

meistens gegen zwölfe,

schaut in seinen Traum herein,

ziert sich nicht die Bohne.

Manchmal zuckt auch Erwins Bein,

dann ist der Traum nicht ohne.

Nicht ohne einen Tropfen Wein,

nicht ohne Wurst und Käse,

nicht ohne Suses Blick, der lockt,

nicht ohne Bertas bunten Rock.

Nicht ohne Feuerholz, das knistert,

nicht ohne Schmarren, die er flüstert,

doch nur im Traum, der Mond hört's auch

- dann dreht sich Erwin auf den Bauch.

Die Elfe feixt und fliegt nun los

und Erwins Bein, das liegt jetzt bloß.

Inhalt

Vollmondes Traurigkeit

Waldeslust

Waldschratfrühstück

Wintermond

Hirschgoulasch und Herzragout

Weißkohlsuppe

Erwin und sein Plattenspieler

Gefülltes Kaninchen

Zuckerkuchenzeiler

Zuckerbutterkuchen

Lammrippchen mit Datteln

Geräucherter Lammschinken

Erwins Neumond

Lamm orientalisch

Hummelbertas Frühlingsmond

Hähnchenfrühlingssuppe

Wildbret aus dem Backofen

Knoblauchschnaps

Räucherfisch

Ayoli

Es ist dunkel im Wald

Fleischtopf asiatisch

Waldschrat-Currymischung

Lammrücken mit Fenchel und Curry

Hirschkeule

Currybouletten vs. Kräuterbouletten

Gänsebraten und Gänseschmalz

Wintersonnenwendemond

Chili con Carne

Lammrollbraten

Eisiger Mond

Waldschrats Fleischtopf

Erwins Abendsang

Vollmondes Traurigkeit

Erwin stapft bei Mondenschein

knurrend durch den Tann,

die Laune ist im tiefsten Keller

- schuld ist die Susann.

Die, die hinter'm Bahngleis wohnt,

die Polonaisentruse.

Manchmal dachte Erwin gar:

Ach, du süße Suse.

Zog die Glut in der Zigarre

zu 'nem hellen Schein,

hüpfte um den Apfelbaum,

nur auf einem Bein.

Schrieb Gedichte an die Suse,

hat sie gleich verbrannt,

weil es ihm so peinlich war

- hat sie Susemaus genannt.

All dies ist nicht angekommen,

denn der Hein war fixer.

Ja, sein alter Kumpel Hein,

mixte mit dem Mixer

eine große Kruke Smoothie,

duftend nach Rhabarber,

hinterhältig Wodka rein

und dann sein Gelaber

lullte die Susanne ein,

säuselt in ihr Ohr,

holt zu guter letzt sogar

noch 'nen Vers hervor.

Deklamiert mit glühend' Augen,

Vollmond wird noch runder.

Nur Susanne denkt dabei:

Wat soll der ganze Plunder?

Und der Mond scheint düster

- wüster wird's im Tann,

Erwins Laune wird noch schlimmer:

Scheiß auf die Susann!

Aber! So was denkt man nicht,

meldet sich der Mond.

Mach schnell kehrt und eile dich -

du weißt doch, wo die Suse wohnt.

Erwin trippeltrappelt schnell

über Wurzeln, trock'ne Äste,

denkt dabei mit feuchten Augen:

Ach Susann, du Beste,

trink nicht mehr von diesem Smoothie,

gleich bin ich am Fenster

deiner Hütte und dann poch' ich

weg die Hein-Gespenster.

Hein hat schon verklärte Augen,

seine Finger zucken

schon in Richtung Susemaus

- doch was muss er gucken?

Da am Fenster scheint der Mond

und zwei glühend' Kreise

funkeln hell in Richtung Suse

- und so bricht das Eise.

Suse stürzt aus ihrer Hütte

schluchzend hin zu Erwin,

der sie stützt mit starkem Arm,

völlig ist sein Nerv hin.

Hein sagt: Tschüß. Nimmt seine Joppe

und die Kruke Smoothie.

Alles Gute für euch beide.

Schade - süße Susi.

Waldeslust

Der Mond lugt durch die Wipfel der hohen Kiefern. Er sieht die Elfe Hedwig noch zu später Stunde aus ihrem Hollerbusch aufsteigen und zur Lichtung fliegen, wo das alte Haus vom Waldschrat Erwin Niedermörtel steht. Dort brennt in der Küche Licht und der Mond bemerkt, wie Erwin eine Flasche Rotwein entkorkt und zwei Gläser auf den Tisch stellt. Die Tür ist nur angelehnt und so kann die Elfe direkt in die Küche fliegen.

»Zu so später Stunde rufst du mich noch an? Warum bist du so durch den Wind, he?«

»Du kennst doch die Suse, die, die hinter'm Bahngleis wohnt, Hedwig. Stell dir vor, der Hein wollte sich an sie ranmachen - ich habe das gerade noch verhindern können. Da schreibe ich unverrichteter Dinge Verse, aber der hat einen Mixer. Der kann nicht mal kochen, mixt aber mit diesem Dingens ein Gebräu zusammen und lädt sich bei der Suse ein. Er wollte sie abfüllen, stell dir das mal vor!«

Die Elfe kann sich ein verschmitztes Lächeln nicht verkneifen. Sie hebt ihr Rotweinglas in Richtung Erwin und nimmt erst einmal einen tiefen Schluck. »Wie hinterhältig. Und nun willst du dir auch einen Mixer zulegen, was? Hast du keine eigenen Ideen? Koche ihr doch mal was Feines und lade sie zum Essen ein. Ich denke, nach einigen Gläsern Rotwein findest du auch den Mut, ihr einmal deine Verse vorzutragen.«

»Ich und kochen? Ja, Pellkartoffeln mit Setzei, oder was? 'Ne Wurststulle und Käsehäppchen? Feines Menü! Da macht die Suse doch gleich kehrt und klopft auf dem Rückweg beim Hein an die Tür. Nee, das ist keine gute Idee.»

Die Elfe steht ruckartig auf, geht um den Tisch herum zur Kochmaschine und klatscht mit der Hand auf die kalte Herdplatte. »Sage mal ehrlich, wann du das letzte mal hier drauf etwas vernünftiges gekocht hast, außer Wasser für Tee oder Kaffee. Ach ja, Pellkartoffeln und Setzeier gebraten.« Etwas sauer geworden hebt die Elfe ab und fliegt durch die Tür nach draußen. Vor dem Holzbackofen angekommen, reißt sie die Backofentür auf und schaut hinein. Dunkel ist es da drin und sie leuchtet mit ihrem Elfenstab hinein.

»Wie lange hast du hier drin kein Brot und keinen Kuchen gebacken, he?«

Sie geht um den Backofen herum zum Räucherschrank, der neben dem Holzschuppen steht.

»Und geräuchert hast du auch ewig nicht, ist ja alles voller Spinnweben hier drin. Also, du hast hier alle Möglichkeiten, etwas vernünftiges auf den Tisch zu bringen, aber was machst du? Nix! Nix machst du, du Trollo. Aber hängst mir in den Ohren wegen der Suse. Also, das wird jetzt alles wieder aktiviert und ich helfe dir ein wenig beim kochen. Und jetzt brauche ich noch ein Glas Rotwein.«

Beide sitzen wieder in der Küche am Tisch. Erwin hat rote Backen und ist ganz aufgeregt. Mit zitternder Hand füllt er die Gläser.

»Du hast ja recht, Hedwig. Ich schlinge fast immer das gleiche in mich rein. Früher ...«

»Ach früher«, unterbricht ihn die Elfe. »Ja, ich weiß, du hast allerlei gebruzzelt hier. Deswegen ist es ja schade, dass du dich im Alter hängen läßt. Aber nächste Woche geht es wieder los, bis dahin machst du alles sauber und fit, verstanden?«

Erwin nickt beflissentlich und putzt sich mit einem karierten Leinentaschentuch die Nase. Der Mond ist etwas heller geworden und steht jetzt direkt über den Wipfeln. Da zeigt Hedwig mit ausgestrecktem Arm zum Fenster: »Wenn der gelbe Geselle dort oben bei mir kochen gelernt hat, dann kannst du deine Kochkünste auch wieder reaktivieren. Der Mond hatte ja keinerlei Vorkenntnisse, er konnte nur Caipirinha mixen.«

»Was? Der Mond kann kochen? Hat der etwa auch eine Freundin? Und wie bist du da hoch gekommen? Willst du mich verarschen?«

»Tja, Erwin. Wer nur immer in seiner Klabuchte hockt, bekommt natürlich nicht viel mit. Natürlich hat der Mond eine Geliebte, aber das ist eine andere Geschichte. Ich muß jetzt ins Bett, bis nächsten Sonnabend also.«

Als Erwin zur Besinnung kommt, erinnert ihn nur das leere Rotweinglas an den Besuch der Elfe.

Waldschratfrühstück

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