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Augen zu. Aufrecht sitzen. Atmen. Ruhig werden: Meditation stärkt unsere Konzentration. Sie macht uns achtsamer und mitfühlender. Doch welche Übungen sind am effektivsten? Antworten gibt die weltweit größte Studie zur Meditation. GEO-Reporter Philipp Brandstädter war einer der Teilnehmer – er berichtet von einer neun Monate währenden Reise durch sein Inneres. Die großen Themen der Zeit sind manchmal kompliziert. Aber oft genügt schon eine ausführliche und gut recherchierte GEO-Reportage, um sich wieder auf die Höhe der Diskussion zu bringen. Für die Reihe der GEO-eBook-Singles hat die Redaktion solche Einzeltexte als pure Lesestücke ausgewählt. Sie waren vormals Titelgeschichten oder große Reportagen in GEO.
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Seitenzahl: 27
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Herausgeber:
GEO
Die Welt mit anderen Augen sehen
Gruner + Jahr AG & Co. KG, Druck- und Verlagshaus,
Am Baumwall 11, 20459 Hamburg
www.geo.de/ebooks
eISBN: 978-3-65200-827-3
Die Kraft der Meditation
Von Philipp Brandstädter
Zusatzinfos
Fitness fürs Gehirn
Interview mit der Neurowissenschaftlerin Tania Singer
Von Ines Possemeyer
Tipps: Meditieren lernen
Augen zu. Aufrecht sitzen. Atmen. Ruhig werden: Meditation stärkt unsere Konzentration. Sie macht uns achtsamer und mitfühlender. Doch welche Übungen sind am effektivsten? Antworten gibt die weltweit größte Studie zur Meditation. GEO-Reporter Philipp Brandstädter war einer der Teilnehmer – er berichtet von einer neun Monate währenden Reise durch sein Inneres.
Von Philipp Brandstädter
Lebe im Hier und Jetzt. Genieße den Augenblick. Sei gesund, geborgen, unbeschwert. Werde glücklich. Diese Kalenderweisheiten kreiseln durch meinen Kopf, als ich auf einem Meditationskissen balancierend mit geschlossenen Augen eine Rosine inspiziere.
Etwas angewidert rolle ich sie zwischen Daumen und Zeigefinger. Das Glück liegt in den kleinen Dingen, rede ich mir ein: Nimm den Moment wahr. Der Rosinenmatsch duftet fruchtig. Nicht so intensiv wie das Bohnerwachs in der Turnhalle des Hauses Rheinsberg, keine anderthalb Stunden Reisebusgetuschel von Berlin entfernt. Ich bin ganz hier. Wir.
Ich und meine Skepsis.
Mit Sinnsprüchen ist das nämlich so eine Sache. Auch wenn sich in ihrem Kern Weisheit verbirgt, klingen sie oft schwammig und abgedroschen. Die Wissenschaft mit ihren Fakten überzeugt mich schon eher. Deshalb ist das „ReSource-Projekt“ die perfekte Gelegenheit für mich, das Meditieren zu erlernen. Es ist die größte Meditationsstudie, die es bislang gegeben hat, durchgeführt vom Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig.
Dabei wird erstmals die Wirkung verschiedener mentaler Techniken miteinander verglichen: Wie verändern sie Gehirn, Körper und Verhalten? Womit lassen sich Achtsamkeit, Mitgefühl und die Fähigkeit, sich in andere hineinzudenken, am besten trainieren? Als Teilnehmer wurden 241 Meditationsanfänger gesucht. Tausende haben sich beworben. Es hat Wochen gedauert, es in die finale Auswahl zu schaffen.
Ich habe psychologische Eignungsgespräche über mich ergehen lassen. Hunderte Fragen beantwortet, angekreuzt, skaliert, mich selbst beurteilt. Wie intensiv spüren Sie beim Duschen die Wassertropfen auf Ihrer Haut? Ein bisschen? Ein bisschen mehr? Keine Ahnung? Ich habe mein Gehirn durchleuchten lassen, Blut gespendet, in Röhrchen gespuckt, am Computer gespielt. Dutzende Tests, die ich in den nächsten Monaten mehrmals wiederholen muss. Denn aus diesem immensen Datenberg wollen die Forscher später herauslesen, in welchem Maß die Meditationsübungen meine Gesundheit, mein Gehirn, mein Fühlen und Handeln verändert haben. Ein technisches Protokoll meiner Verwandlung. Aber wird es die überhaupt geben?
Für meine erste Meditationslektion finde ich mich in einer Turnhalle wieder. Um mich herum gestresste Mütter, gestresste Lehrer, gestresste Büroangestellte. Sie können nicht mehr ruhig schlafen, sagen sie. Ihr Chef mache sie wahnsinnig, sagen sie. Darum lassen sie sich in ein straffes Mammutprogramm einspannen, das Rettung verspricht.
Neun Monate ReSource: drei dreimonatige Meditationsmodule, bestehend aus je zwei neuen Techniken. Jeden Tag üben, jede Woche Unterricht. Und drei Wochenenden in Rheinsberg, ein Idyll zwischen Schlosspark und Seenlandschaft.