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Studienarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Germanistik - Ältere Deutsche Literatur, Mediävistik, Note: 1,3, Technische Universität Dresden (Ältere deutsche Literatur), Veranstaltung: Wolfram von Eschenbach: Titurel, Sprache: Deutsch, Abstract: Die volkssprachliche Literatur im Hochmittelalter befasst sich überwiegend mit ernsten Themen. […] Ob diese Vorstellung der gelebten Realität entsprach ist nicht nur mehr als fraglich, sondern selbst für den miles christianus […] widerlegt. Umso heller strahlen adlige Tugenden in den fiktiven mittelhochdeutschen Epen. […] Dementsprechend spielen Humor und Komik in diesen Werken eine untergeordnete Rolle. Wenn in [den Nibelungen] die ,musikalischen’ Bluttaten Volkers des Spielmannes beschrieben werden, klingt dieser Teil zwar brutal und makaber, […] wirkt [aber] zumindest für unsere Ohren darüber hinaus grotesk scherzhaft: Sîne léiche lûtent übele, sîne züge die sint rot: jâ vellent sîne doene vil manigen helt tôt. Mutet uns hier etwas komisch an, was für den zeitgenössischen Rezipienten keinesfalls „witzig“ war und vom Autor nicht beabsichtigt wurde? Oder fehlt andererseits dem Menschen unserer Zeit […] die Fähigkeit zum Verständnis des mittelalterlichen Humors […]? Passiert es uns nicht oft genug, dass wir Witze nicht verstehen, weil sie nicht unserem Erfahrungshorizont entsprechen? […] Der Humor mittelalterlicher Literatur stellt nicht nur in der Frage nach dem Verständnis, sondern auch in Bezug auf seine Funktion in den Texten ein Problem dar, das sich bis in den Bereich der Mentalität fortsetzt. Humor und Komik verlangen einen distanzierten Blick auf die Welt[…]. Man könnte sagen, dass der Mensch, der Humor benutzt, sich seiner Individualität bewusst ist. […] Die Wandlung der Mentalität hin zur „Subjektivität“ […] bildet nach wie vor eines der Elemente zur Bestimmung des Übergangs vom Mittelalter zur Neuzeit. Die Frage stellt sich, ob Subjektivität im Mittelalter empfunden wurde. Ein Weg, das herauszufinden, führt über die Untersuchung des Humors. Der erste Teil der Arbeit soll in das Wesen der Witztheorie einführen […] und die problematische Beziehung des Christentums […] zum Lachen beleuchten. Mit Wolfram von Eschenbach begegnet uns um 1200 ein Autor, dessen Umgang mit dem Artusroman als Hochform des Ritterepos, die bis dahin gesetzten Grenzen im Bereich Humor, Ironie, Erzählerperspektive und Publikumsanrede sprengt. In diesen Punkten sticht unter seinen drei großen Werken der Parzival besonders hervor. […] Um Wolframs Humor näher zu kommen, [ist] der Parzival das ergiebigste Werk, weshalb er im Hauptteil der Arbeit die größte Rolle spielen wird. Dort soll geklärt werden, wie Wolframs Humor funktioniert und in welchen Zusammenhängen er ihn einsetzt.
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