Kommissar Igel ermittelt. - Heinz Georg Held - E-Book

Kommissar Igel ermittelt. E-Book

Heinz Georg Held

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Beschreibung

Im Herbst wird es unruhig im Großen Wald. Alle Tiere bereiten sich auf den Winter vor. Die Zugvögel planen ihren Abflug in den Süden, andere treffen aus dem Norden ein. Niemanden wundert es, dass in diesem Durcheinander ein junger Storch und eine kleine Wildgans vermisst werden. Dann aber verschwinden immer mehr Tierkinder. Außerdem soll ein Ungeheuer mit zwei Köpfen durch den Wald streifen. Ein altes Märchen führt schließlich zur Lösung dieses verwickelten Falls.

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Heinz Georg Held

hat vergleichende Literaturwissenschaft und Kunstgeschichte in Berlin und Venedig studiert und war anschließend Fremdsprachenlektor und Dozent für deutsche Literatur an der Universität Pavia. Er lebt heute als freier Schriftsteller und Übersetzer in Italien und schreibt neben Sachbüchern vor allem Kinderund Tiergeschichten, Gedichte und Theaterstücke.

Inhaltsverzeichnis

Wald- und Wiesen-Memory

Hauptpersonen dieser Geschichte

1. Kapitel Ein merkwürdiger Schmuggelfall

2. Kapitel Verdächtige Wildschweine

3. Kapitel Auf der Schmetterlingswiese

4. Kapitel Zwei Rehkitze verschwinden

5. Kapitel Späher Sperber macht eine Entdeckung

6. Kapitel Monster im Angsthasen

7. Kapitel Herma löst das Rätsel

8. Kapitel Ein Tierkinderfest

Wald- und Wiesen-Memory

Hauptpersonen dieser Geschichte

Kommissar Igel mag den ganzen Herbsttrubel nicht und kümmert sich lieber um den Schmuggel im Zwischenwald.

Herma Hermelin, Damian Dachs und Philipp Feldhase, die Vor- und Zu- und Mitarbeiter des Kommissars, müssen bei diesen Ermittlungen noch mehr hin- und herlaufen als sonst.

Walburga Waldohreule ist die Leiterin der Wald- und Wiesenpolizei. Sie hat so viel zu tun, dass sie richtig böse wird.

Storch Ebeker ist das erste Tierkind, das auf geheimnisvolle Weise verschwindet.

Wicky und Wilhelm, die kleinen Wildschweinrocker, sind ebenfalls verschwunden, obwohl sie fast gar nichts ausgefressen haben.

Wildschwein Wigbert ist der Anführer einer Rockerbande und fürchtet sich vor nichts und niemand. Aber mit Ungeheuern will er nichts zu tun haben.

Späher Sperber ist wegen der vielen Arbeit so überlastet, dass er alles durcheinanderbringt.

Amelie Amsel macht eine wichtige Entdeckung und spielt zum ersten Mal Wald- und Wiesen-Memory.

Rothirsch Roderich ist schon weit im Großen Wald herumgekommen und kennt viele interessante Geschichten.

Ronald und Boris sind zwei fremde Tiere, die so unbekannt sind, dass man erst ganz am Schluss erfährt, wer sie eigentlich sind.

1. Kapitel

Ein merkwürdiger Schmuggelfall

Inzwischen ist es Herbst geworden. Immer kürzer werden die Tage und immer länger die Nächte. Das Laub der Bäume und Sträucher hat sich bunt gefärbt. Zwar scheint noch manchmal die Sonne, doch meistens ist es grau und trübe, es regnet und stürmt. Nachts wird es schon sehr kalt. Immer mehr Blätter fallen von den Bäumen herab und bedecken den Waldboden.

Die meisten Tiere haben damit begonnen, sich auf den Winter vorzubereiten. Überall werden die Behausungen ausgebessert, und dazu werden Zweige und Gräser und Moos gesammelt. Viele Waldbewohner halten eine lange Winterruhe und müssen dafür sorgen, dass sie es auch in der kalten Jahreszeit warm und bequem haben. Andere Tiere sind damit beschäftigt, ihre Vorratskammern aufzufüllen, wieder andere markieren die Stellen im Wald, wo noch Futter zu finden sein wird, wenn es schneit und friert. Alle müssen irgendwelche Besorgungen machen, alle haben es eilig, überall gibt es kleine Reibereien.

Besonders große Aufregung herrscht unter den Vögeln. Viele rüsten sich zum Aufbruch, um in wärmere Gebiete zu fliegen. Einige sind sogar schon abgereist, andere fliegen unentschlossen hin und her und wissen noch nicht so recht, ob sie wirklich verreisen oder doch lieber zu Hause bleiben sollen.

Inzwischen treffen immer mehr Vögel aus dem Norden ein. Sie werden im Großen Wald überwintern, weil es hier nicht so kalt wird wie in ihrer Heimat. Natürlich wollen sie bei dieser Gelegenheit auch alle ihre Freunde und Verwandten besuchen, und dann müssen erst einmal alle Neuigkeiten erzählt und besprochen werden. Überall im Großen Wald hört man ein großes Gepiepse und Gezwitscher und Geschnatter.

Nicht alle freuen sich, wenn der Besuch aus dem Fernen Norden eintrifft. Einige Tiere finden, dass sich die Zugvögel ungehörig aufführen, andere meinen, dass sie immer das beste Futter wegessen, und wieder andere fühlen sich bei ihren Vorbereitungen für den Winterschlaf gestört.

Wer diesen ganzen Trubel überhaupt nicht mag, ist Kommissar Igel. Mit jeder Kleinigkeit kommen jetzt Tiere zur Polizei und wollen, dass sofort alles zu ihrer Zufriedenheit geregelt wird. Für den Kommissar und seine drei Vor- und Zu- und Mitarbeiter ist das eine sehr anstrengende Zeit.

Dieses Jahr ist es ganz besonders schlimm. Überall gibt es Probleme. Unentwegt läuft Damian von einem Ort zum anderen, um Streitigkeiten zu schlichten. Er muss das ganz allein erledigen, denn Herma und Philipp sind mit anderen Dingen beschäftigt: Im Brachland nahe an der Grenze zu den Zweibeinern ist ein großes Lager mit geschmuggelten Süßigkeiten entdeckt worden. Herma ist dorthin gelaufen, um sich alles genau anzusehen und nach Spuren zu suchen. Kommissar Igel glaubt, dass auch Zweibeiner an diesem Schmuggel beteiligt sind. Tatsächlich sind vor kurzem Menschen im Zwischenwald gesehen worden. Deswegen hat er Philipp zur Försterei geschickt. Menschen ist es streng verboten, den Großen Wald zu betreten, und außer dem Förster Franz dürfen sich Zweibeiner nur in ganz besonderen Ausnahmefällen hier aufhalten.

Hoffentlich, denkt Kommissar Igel, hoffentlich sind die Beiden bald zurück. Von morgens bis abends versammeln sich vor dem Wald- und Wiesenkommissariat alle möglichen Tiere. Sie wollen unbedingt mit dem Kommissar sprechen, der vor lauter Anfragen und Beschwerden nicht mehr weiß, wo ihm der Kopf steht. Walburga, die Polizeidirektorin, hat sich in ihrem Büro eingeschlossen. Sie sagt, dass sie enorm wichtige Dinge bearbeiten muss, und will von niemandem gestört werden.

Hoffentlich hat das bald ein Ende, denkt Kommissar Igel. Seit über einer Woche haben wir nicht mehr Memory gespielt.

»Ist es gestattet? Darf man eintreten?«, fragt eine schnarrende Stimme.

Na, wenigstens mal jemand, der ein bisschen höflich ist, denkt Kommissar Igel.

»Herein«, ruft er dann laut und schaut zum Eingang seines Büros.

Würdevoll schreitet ein großer Weißstorch herein. Er verneigt sich kurz und beginnt dann mit den Worten:

»Guten Tag, Herr Kommissar. Wie ich sehe, spreche ich mit Kommissar Igel persönlich. Es ist mir eine große Ehre und zudem eine große Freude.«

Er verbeugt sich noch einmal und fährt dann fort:

»Es tut mir leid, Herr Kommissar, dass ich dich behelligen muss, aber meine Frau und ich sind sehr in Sorge. Unser jüngster Sohn Ebeker ist seit zwei Tagen verschwunden, und wir haben nicht die geringste Ahnung, wo er geblieben sein könnte. So Leid es mir tut: Ich muss dich bitten, entsprechende Nachforschungen einzuleiten.«

»Das braucht dir nicht Leid zu tun, dazu ist die Polizei schließlich da«, brummt Kommissar Igel. »Natürlich werde ich mich darum kümmern.«

»Sehr freundlich von dir«, klappert der Storch mit seinem langen Schnabel und verneigt sich wieder.

»Allerdings kann ich dir sagen«, fährt Kommissar Igel fort, »dass in dem jetzigen Durcheinander täglich Tierkinder verschwinden und meistens auch sehr schnell wieder auftauchen. Ihr müsst euch also keine Sorgen machen. Vielleich erzählst du mir kurz, wo und wann ihr euren Sohn zum letzten Mal gesehen habt.«

»Gewiss«, erwidert der Storch, »das ist rasch erzählt. Wir haben unser Nest ein wenig entfernt von hier, im Erlenbruch. Vor einer Woche sind wir aufgebrochen, um in den Süden zu fliegen. Auf der Schmetterlingswiese nordöstlich des Fichtenwäldchens haben wir Rast gemacht, weil wir dort mit einer befreundeten Familie verabredet waren. Nun - unsere Freunde sind inzwischen eingetroffen, und dafür ist Ebeker verschwunden. Vor genau zwei Tagen. Er hat mit anderen Vogelkindern gespielt und ist dann am Abend nicht mehr zurückgekommen.«

»Ist das schon öfter passiert?«, fragt Kommissar Igel.

»Nein«, antwortet der Storch, »es ist das erste Mal. Und noch etwas möchte ich erwähnen: Ebeker konnte es gar nicht abwarten, in den Süden zu fliegen. Immer wieder hat er gefragt, wann es denn endlich losgeht. Doch seitdem wir auf der Schmetterlingswiese sind, will er davon nichts mehr wissen. Er hat mehrfach gefragt, ob wir nicht bleiben könnten oder ob er vielleicht allein zurückbleiben dürfe. Das ist natürlich ausgeschlossen, und das habe ich meinem Sohn auch in aller Deutlichkeit klargemacht ...«

»Natürlich«, nickt Kommissar Igel. »Willst du vielleicht damit andeuten, dass dein Kind ausgerissen ist, um nicht mit euch in den Süden zu fliegen?«

»Das liegt durchaus im Bereich des Möglichen«, gibt der Storch bedächtig zur Antwort, »jawohl, möglich ist das, obwohl ich einen solchen Ungehorsam von unserem Jüngsten nicht erwarten würde.«

Kommissar Igel brummelt etwas Unverständliches und ruft dann nach dem Späher Sperber. Es dauert eine Weile, bis dieser endlich das Büro betritt. Seine Augen sind nur halb geöffnet und sein Gefieder ist ein bisschen zerzaust. Fast sieht es so aus, als hätte er bis eben geschlafen.

»Späher«, sagt der Kommissar, »du lässt dir jetzt gleich die Beschreibung eines Storchenkinds geben und hältst dann nach ihm Ausschau, und zwar im Umkreis der Schmetterlingswiese. Falls du dort nichts findest, fliegst du zum Erlenbruch und suchst dort. Wenn du das Kind entdeckt hast, gibst du mir oder Damian sofort Bescheid. Ist das klar?«

»Alles klar, Kommissar«, entgegnet der Sperber, wobei er ein Gähnen unterdrückt. »Wird allerdings nicht so schnell gehen. Habe in letzter Zeit viel gearbeitet, Kommissar, sehr viel sogar, muss mich etwas schonen.«

»Wenn euer Sohn inzwischen wieder auftaucht«, wendet sich Kommissar Igel nun wieder dem Storch zu, »dann meldet euch bitte sofort, damit wir nicht unnötig suchen müssen.«