Köstlich essen Diabetes - Kirsten Metternich von Wolff - E-Book

Köstlich essen Diabetes E-Book

Kirsten Metternich von Wolff

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Beschreibung

Diät war gestern - heute ist Genuss! Auf die köstliche Pasta, die knusprige Pizza, die cremige Nachspeise oder den Sonntagskuchen verzichten? Überhaupt nicht nötig! Denn hohe Blutzuckerwerte bekommen Sie schon mit wenigen Regeln beim Essen und Trinken in den Griff. - Küchenpraxis: Mit einfachen Kochtricks Kalorien und Kohlenhydrate reduzieren, die besten Tipps fürs Fettsparen - so wird gesundes Kochen kinderleicht. - Abwechslung garantiert: Von schnellen Kleinigkeiten für zwischendurch bis hin zu tollen Verwöhngerichten mit und ohne Fleisch, Kuchen und Gebäck. Alle Rezepte mit für Sie wichtigen Nährwert-Angaben und Zubereitungszeiten - so klappt das Kochen auch im turbulenten Alltag. - Basis-Wissen Diabetes: So finden Sie sich mit Ihrer Erkrankung zurecht. Und erfahren, worauf es jetzt ankommt. - Extra: Mit übersichtlicher Kohlenhydrat(BE)-Austauschtabelle sofort sehen, bei welchen Lebensmitteln Sie ohne Probleme zugreifen können. Viel Spaß beim Kochen und: guten Appetit!

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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Seitenzahl: 150

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Köstlich essen Diabetes

Kirsten Metternich von Wolff

3. überarbeitete Auflage 2020

50 Abbildungen

Liebe Leserin und lieber Leser,

herzlichen Glückwunsch zum Erwerb meines neuen Kochbuchs. Im Hinblick auf Diabetes sind Sie nicht allein, denn mehrere Millionen Menschen in Deutschland und der ganzen Welt teilen mit Ihnen dieses Schicksal. Dabei ist Essen und Trinken stets ein zentraler Therapiebaustein. Gerade bei der explosionsartig steigenden Zahl der an Typ-2-Diabetes erkrankten Menschen ist eine bewusste Lebensmittelauswahl, verbunden mit einer Änderung des Lebensstils, von entscheidendem Vorteil.

Doch worin liegt das Geheimrezept für einen kulinarischen Lebensstil, der nicht nur den Ansprüchen des Diabetes, sondern auch Ihren persönlichen Vorlieben gerecht wird? Der verborgene Schatz liegt in Ihnen selbst, ja Sie lesen richtig! Denn strenge und einseitige Diäten mit unzähligen Verboten sind der falsche Weg. Betrachten Sie die Diabetes-Küche als eine Bereicherung für sich, Ihre Familie und Freunde. Essen Sie jeden Tag so ballaststoffreich wie möglich. Das verhilft zu besseren Blutzuckerwerten, reibungsloser Verdauung, tut Herz, Kreislauf und den Darmbakterien (Mikrobiom) gut und schützt vor Heißhungerattacken. Bedienen Sie sich täglich aus dem Garten der Natur: Genießen Sie Gemüse und Obst. Werfen Sie einen Blick auf das Fett: Geben Sie Pflanzenölen und Nüssen den Vorrang. Und kochen Sie so oft es geht selbst. Dann wissen Sie genau, was in Ihrem Essen steckt, es schmeckt und ist weitaus gesünder als Fertiggerichte.

Schon beim Durchblättern werden Sie feststellen, dass leckere Gerichte auch trotz Diabetes möglich sind. Dabei sind die Rezepte hinsichtlich ihrer Lebensmittelauswahl, Zubereitung und Nährwertberechnung nach aktuellem Kenntnisstand der Leitlinien der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) konzipiert. Sämtliche Zutaten sind im Supermarkt, Drogeriemarkt und teilweise im Reformhaus erhältlich.

Viel Spaß beim Kochen und Genießen!

Herzlichst IhreKirsten Metternich von Wolff

Frechen, im Frühjahr 2020

Inhaltsverzeichnis

Titelei

Liebe Leserin und lieber Leser,

Abkürzungen

Diagnose Diabetes – und nun?

Welche Arten von Diabetes gibt es?

Typ-1-Diabetes

Typ-2-Diabetes

Sonderformen des Diabetes

Kohlenhydrate: ihr Einfluss auf den Blutzucker

Kohlenhydrate und deren Berechnung

BE, KE/KHE: hilfreiche Schätzeinheiten

Nährwertdeklarationen

Für insulinpflichtige Diabetiker: BE-Faktoren

Kohlenhydratberechnung von Rezepten

KH-Berechnung – Step by Step

Gewusst wie

Richtig essen bei Diabetes

Fette: auf die Menge achten

Einkaufstipps

Tipps zum fettbewussten Kochen und Backen

Für das süße Leben: Zucker, Süßstoff & Co.

Erythrit – eine Bereicherung der Diabetesküche

Süßstoffe als kalorienfreundliche Alternative zu Zucker

Zucker ist nicht verboten

Zuckerdeklaration in Zutatenlisten

Alkohol: bitte in Maßen

Trinken mit Verstand

Eiweiß: Baustein für Muskeln und Zellen

Antworten auf häufige Fragen

Sind Zucker und Honig bei Diabetes erlaubt?

Darf ich Alkohol trinken?

Wie lässt sich ein Plätzchenrezept umrechnen?

Senkt Zimt meinen Blutzucker?

Darf ich Weintrauben essen?

Wie kann ich künstliche Süßstoffe und Erythrit am besten dosieren?

Ernährungs-Navi:Hier geht's lang

Rezepte – schmackhaft und lecker

In 7 Tagen zur neuen Ernährung

Frühstück

Kleine Gerichte

Hauptgerichte

Besonderes

Beilagen

Süßes

Backen

Autorenvorstellung

Sachverzeichnis

Impressum

Diagnose Diabetes – und nun?

Trotz der Diagnose Diabetes ist es heute möglich, fast alles zu essen. Es kommt nur auf das Wie an, und das ist gar nicht so schwer. »Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen« – gerade für Menschen mit Diabetes gilt diese alte Volksweisheit. Dabei spielt eine abwechslungsreiche, gesunde Lebensmittelauswahl eine zentrale Rolle. Denn der Genuss sollte nicht zu kurz kommen.

Was vor Jahren noch als Diabetesdiät bezeichnet wurde, ist heute zu einer modernen, abwechslungsreichen und schmackhaften Form des Essens und Trinkens geworden, die sich nicht nur für Menschen mit Diabetes eignet. Die ganze Familie kann die Gerichte essen. Und wer kalorienbewusst lebt, findet hier viele leckere Ideen, die den persönlichen Speiseplan bereichern. Zum Glück muss heute für ein an Diabetes erkranktes Familienmitglied nicht mehr extra gekocht werden. Das ist nicht nur in der Küche praktisch, sondern tut auch noch der Seele gut.

Grundbausteine einer gesunden Diabeteskost sind:

Erreichen der Blutzuckerzielwerte

Schulung des Betroffenen und seiner Angehörigen rund um das Thema Essen und Trinken

Individuell angepasste tägliche Kohlenhydrat- und Kalorienmenge

Praktikabilität im Alltag

Berücksichtigung individueller Wünsche

Änderung des Essverhaltens zu einer gesunden abwechslungsreichen Ernährungsform

Langfristige Reduzierung von Übergewicht

Welche Arten von Diabetes gibt es?

Typ-1-Diabetes

Bei Menschen mit Typ-1-Diabetes produziert die Bauchspeicheldrüse kein Insulin mehr, welches den Zucker aus dem Blut zur Zelle befördert. Eine andere Ursache kann die Blockade der körperlichen Insulinfreisetzung sein. Hier kann der Grund in einer fehlgesteuerten Aktivität des Immunsystems liegen, welches sich gegen die Insulin produzierenden Zellen in der Bauchspeicheldrüse richtet (Autoimmunerkrankung). Typ-1 Diabetes ist eine chronische Erkrankung und bedarf einer lebenslangen Therapie. Damit der Blutzucker nicht in astronomische Höhen steigt, müssen Typ-1-Diabetiker lebenslang Insulin spritzen. Mit täglichen Insulininjektionen kann der Zucker aus dem Blut in die Zelle gelangen. Dazu ist – neben einer individuellen Grundmenge an Insulin (Basalrate) – eine bestimmte Menge zur jeweiligen kohlenhydrathaltigen Mahlzeit (Bolus) nötig. Betroffene können durch eine gezielte Lebensmittelauswahl, Diabetes-Management (Schulung, Insulinanpassung, Kontrolluntersuchungen) und regelmäßiger Bewegung aktiv zum positiven Verlauf ihrer Erkrankung beitragen. Des Weiteren gibt es bei Erwachsenen eine Sonderform des autoimmunen Diabetes: LADA (Latent autoimmune Diabetes in Adults).

Typ-2-Diabetes

Der Löwenanteil der an Diabetes erkrankten Menschen leidet an Typ-2-Diabetes, auch Lifestyle-Diabetes genannt. Zu Beginn der Erkrankung haben die Betroffenen häufig noch genug Insulin, nur dessen Wirkung ist vermindert. Die Folge: Die Empfindlichkeit der Zellen auf das Insulin nimmt ab, sodass sie weniger Zucker aufnehmen und dieser im Blut zurückbleibt. Das Resultat: erhöhte Blutzuckerwerte. Zeitgleich ist meistens die Freisetzung des Insulins nach der Nahrungsaufnahme aus der Bauchspeicheldrüse gestört. Die meisten Typ-2-Diabetiker sind übergewichtig. Dramatisch: Die Zahl der Betroffenen steigt ständig an. Hochrechnungen zufolge wird die Anzahl der Neuerkrankungen in den nächsten zwanzig Jahren um rund 50 Prozent zunehmen. Schon heute werden zwölf Prozent der Gesundheitsausgaben für die Behandlung der Stoffwechselerkrankung aufgewendet. Gab es Typ-2-Diabetes früher überwiegend bei älteren Menschen, hat sich dies gewandelt. Selbst Kinder und Jugendliche können heutzutage an dieser Diabetesform erkranken. Meist spielt Übergewicht hier eine zentrale Rolle. Doch es gibt auch gute Nachrichten: Sobald das Körpergewicht bereits minimal reduziert wird, bessern sich die Blutzuckerwerte zusehends. Auch Blutdruck, erhöhte Blutfette (Cholesterin und Triglyceride) und die Leber profitieren davon. Deshalb ist gerade für Menschen mit Typ-2-Diabetes eine fettbewusste, abwechslungsreiche Lebensmittelauswahl und Ernährungsform ein zentraler Therapiebestandteil. So kann jeder selbst mittels angepasstem Essen, Diabetes-Management (Schulung, Kontrolluntersuchungen, evtl. Medikamente) und regelmäßiger Bewegung aktiv zum positiven Verlauf seiner Erkrankung beitragen. Im Hinblick auf Bewegung empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) dazu zweieinhalb Stunden bewusste Aktivitäten pro Woche. Dazu zählen auch Alltagsbewegung wie Radfahren, Gassigehen oder Treppen steigen.

Sonderformen des Diabetes

MODY-Diabetes ist ein Erwachsenen-Diabetes bei jungen Menschen, meist vor dem 25. Lebensjahr. Ursache ist hier ein Gendefekt. Beim MODY (Maturity Onset Diabetes of the Young) gibt es verschiedene molekulargenetische Unterformen.

Gestationsdiabetes ist Diabetes in der Schwangerschaft. Er bezeichnet eine zeitweilige Störung der Glukoseverwertung, die zum ersten Mal während der Schwangerschaft auftritt. Bereits leicht erhöhte Blutzuckerwerte sind mit Risiken für Mutter und Kind verbunden. Ferner sind Frauen, die einen Gestationsdiabetes hatten, gefährdet, im Lauf ihres späteren Lebens einen Diabetes zu entwickeln.

Kohlenhydrate: ihr Einfluss auf den Blutzucker

Neben Eiweiß und Fett sind Kohlenhydrate (KH) die wichtigsten Energielieferanten der Nahrung. Ein Gramm Kohlenhydrate liefert dem Körper vier Kilokalorien. Kohlenhydrathaltige Nahrungsmittel bewirken einen Blutzuckeranstieg. Ob eher langsam oder schnell, hängt entscheidend von der Zusammensetzung der Nahrung ab: Bei Orangensaft ist der Anstieg rascher und stärker als bei einer frischen Orange. Weißbrot treibt den Blutzucker rasanter in die Höhe als Vollkornbrot. Der Zuckeranstieg im Blut wird durch ballaststoffreiche sowie eiweiß- und auch fetthaltige Nahrungsmittel verzögert. Empfohlen wird ein täglicher Kohlenhydratanteil von 40 bis 50 Prozent. Je ballaststoffreicher die Lebensmittelauswahl, umso besser wirkt sich das auf den Verlauf des Blutzuckerspiegels aus. Essen Sie viele Ballaststoffe, bleiben Sie länger satt, und auch die Verdauung kommt in Schwung. Zahlreiche Studien belegen, dass eine ballaststoffreiche Kost einen positiven Einfluss auf Herz, Kreislauf und die Darmgesundheit (Mikrobiom) haben kann. Menschen mit Diabetes wird dazu eine tägliche Ballaststoffmenge von 40 Gramm empfohlen.

Kohlenhydrate und deren Berechnung

Damit das Rechnen im Alltag einfach und überschaubar bleibt, gibt es spezielle BE- oder KE-Tabellen. Hier sind zahlreiche Produkte der kohlenhydrathaltigen Lebensmittelgruppen aufgelistet, die immer 1 BE oder 1 KE/KHE entsprechen. Als Faustregel können Sie sich merken, dass fast alle pflanzlichen Lebensmittel sowie Milch und Milchprodukte (tierische Lebensmittel) Kohlenhydrate liefern und dementsprechend berechnet werden sollten. Denken Sie auch an Fertiggerichte. Sie liefern eine Menge Kohlenhydrate. Hier lohnt sich immer ein Blick auf die Nährwertanalyse und die Zutatenliste.

Hilfreich zur Berechnung sind spezielle Kohlenhydrataustauschtabellen. Mit deren Hilfe lässt sich der jeweilige BE- oder KE-Gehalt eines Lebensmittels genau berechnen. Meistens sind hier die Gramm- oder Portionsmengen pro BE/KE angegeben und diese lässt sich dann entsprechend der Portion, die gegessen wird, berechnen. Dies ist besonders für Diabetiker wichtig, die Insulin spritzen. Sie können entsprechend der geplanten BE/KE-Menge ihre Insulindosis anpassen. Besonders geeignet sind dabei frische und ballaststoffreiche Lebensmittel. Ballaststoffe tragen dazu bei, dass der Zucker gemäßigter ins Blut gelangt. Das kann unnötige Blutzuckerspitzen vermeiden. Heute heißt es deshalb: Öfter mal einen selbst gekochten Eintopf mit Hülsenfrüchten essen, wovon früher oft abgeraten wurde.

Kohlenhydrathaltige Lebensmittelgruppen sind:

Brot und Backwaren

Körner und Mehle

Reis und Teigwaren

Kartoffeln und Kartoffelerzeugnisse

kohlenhydratreiches Gemüse, z. B. Erbsen, Mais, Kidneybohnen

Obst und Obsterzeugnisse

Milch und Milchprodukte

Zucker und zuckerhaltige Produkte

Nüsse und Samen

Fertiggerichte und Fertigprodukte – hier lohnt der Blick auf Nährwertanalyse und Zutatenliste

Lebensmittel, die neben Fett und Eiweiß auch Kohlenhydrate enthalten, wie paniertes Schnitzel, Gemüseblätterteigtaschen, Bauernomelette, Aufläufe, Eintöpfe usw.

BE, KE/KHE: hilfreiche Schätzeinheiten

Kohlenhydrathaltige Lebensmittel machen sich im Blut als Blutzuckerspiegel bemerkbar. Keine Sorge: Jeder Mensch hat Zucker im Blut, als Stoffwechselgesunder allerdings in moderaten, gesunden Mengen und nicht als erhöhter Blutzucker. Damit der Umgang mit kohlenhydrathaltigen Lebensmitteln übersichtlich und einfach ist, gibt es sogenannte Schätzeinheiten, die BE bzw. KE/KHE genannt werden. Dabei richtet sich der Kohlenhydratgehalt pro Einheit (BE oder KE/KHE) immer auf den essbaren Anteil eines Lebensmittels. Beide Schätzeinheiten entsprechen einer bestimmten Menge an Kohlenhydraten:

1 Brot- oder Berechnungseinheit (BE) entspricht 12 g Kohlenhydraten.

1 Kohlenhydrateinheit (KE oder KHE) entspricht 10 g Kohlenhydraten.

Der Glykämische Index

Die Brot- oder Berechnungseinheit (BE) bzw. Kohlenhydrateinheit (KE) gibt an, wie viel Sie von einem bestimmten Lebensmittel pro Einheit essen können. Sie sagt jedoch nichts aus über die Geschwindigkeit des Blutzuckeranstiegs. So enthält eine kleine Scheibe Vollkornbrot (30 g) oder ein halber Kartoffelknödel (50 g) jeweils 1 BE. Die Wirkung auf den Blutzuckerspiegel ist jedoch sehr unterschiedlich: Das Brot liefert neben Kohlenhydraten auch wichtige Ballaststoffe, die für einen gemäßigten Blutzuckerverlauf sorgen. Der Kartoffelkloß liefert, im Verhältnis dazu, kaum Ballaststoffe und macht sich schneller im Blutzucker bemerkbar. Das ist besonders für Menschen mit Typ-1-Diabetes wichtig und kann auch für Typ-2-Diabetiker ein guter Anhaltspunkt sein. Um zu bestimmen, wie schnell die Kohlenhydrate aus einem Lebensmittel im Blut ankommen, gibt es den Glykämischen Index (auch GI oder Glyx genannt). Das Maß für den Glykämischen Index ist Traubenzucker, der in einer Menge von 50 g einem GI von 100 entspricht. Baguettebrot hat einen GI von 95, Weißbrot 71, Croissants 67, Milch 32 und Linsen 29. Je niedriger der GI, umso besser für Ihren Blutzuckerspiegel.

Eselsbrücke: Damit Sie zubereitete Lebensmittel wie Joghurt oder eine Tiefkühlpizza einfach und schnell hinsichtlich ihrer BE-/KE-Menge ausrechnen können, müssen Sie wissen, wie viel Kohlenhydrate 1 BE-/KE entsprechen. Für die BE denken Sie an die Anzahl der Monate im Jahr; es sind 12 an der Zahl, genau wie die Kohlenhydratmenge pro BE. Bei der KE/KHE denken Sie an die Anzahl Ihrer Finger an beiden Händen; es sind 10 an der Zahl, genau wie die Kohlenhydratmenge pro KE/KHE.

Auch wenn die Kohlenhydratberechnung besonders zu Anfang noch etwas schwierig und kompliziert erscheint, ist es eine Übungssache. Je häufiger Sie mit diesen Zahlen arbeiten, desto mehr geht es Ihnen in Fleisch und Blut über. Und Übung macht bekanntlich den Meister. Vielleicht hilft es Ihnen, wenn Sie sich ab und zu ein Lebensmittel zur Hand nehmen und die entsprechende Kohlenhydratmenge ausrechnen.

Sie möchten ein fertiges Fruchtjoghurt essen und sich den blutzuckerwirksamen Kohlenhydratgehalt anhand der auf der Verpackung stehenden Nährwertanalyse ausrechnen? Machen Sie das wie im folgenden Beispiel beschrieben:

Schauen Sie auf die Kohlenhydratmenge (KH-Menge), die in der Nährwertanalyse für 100 g angegeben ist, beispielsweise 14 g Kohlenhydrate.

Enthält das Produkt pro 150-g-Becher 14 g Kohlenhydrate, rechnen Sie 1,5 (für 150 g) × 14 (g Kohlenhydrate) = 21. Der ganze Joghurtbecher (150 g) liefert also 21 g Kohlenhydrate.

21 : 12 = 1,7 BE

21 : 10 = 2,1 KE

So können Sie mit allen Lebensmitteln verfahren und die jeweilige BE- oder KE-Menge ausrechnen.

Nährwertdeklarationen

Diabetikerprodukte werden von der Industrie heute nicht mehr angeboten. Allerdings gibt es andere Begriffe, die auf Produkten stehen können und einen ersten Hinweis darauf geben, worum es sich dabei handelt. Bezeichnungen wie »light«, »zuckerarm« oder »zuckerfrei« sind europaweit gesetzlich festgelegt und obliegen bestimmten Anforderungen.

Energie-/kcal-/kalorienreduziert: Produkte mit diesem Hinweis müssen mindestens 30 Prozent weniger Energie enthalten als vergleichbare Lebensmittel.

Energie-/kalorienarm: Zulässig, wenn feste Produkte nicht mehr als 40 kcal/100 g enthalten. Für Nahrungsmittel in flüssiger Form gilt: Sie dürfen nicht mehr als 20 kcal/100 ml haben.

Light/leicht: Produkte mit dem Hinweis »light« müssen mindestens 30 Prozent weniger Energie enthalten als vergleichbare Lebensmittel und entsprechen der Angabe »reduziert«.

Fettarm: Zulässig, wenn feste Lebensmittel weniger als 3 g F/100 g, flüssige weniger als 1,5 g F/100 ml enthalten.

Fettfrei/ohne Fett: Nur zulässig, wenn das Produkt nicht mehr als 0,5 g F/100 g oder 100 ml enthält.

Zuckerarm: feste Lebensmittel, die weniger als 5 g Zucker/100 g, und flüssige, die max. 2,5 g Zucker/100 ml enthalten.

Zuckerfrei: Erlaubt ist der Hinweis, wenn das Produkt weniger als 0,5 g Zucker/100 g und ml enthält.

Ohne Zuckerzusatz: Lebensmittel dürfen keinen Traubenzucker, keine Glucose, Fruktose, Maltose, Sacharose oder eine andere Zutat mit süßender Wirkung, wie natürliche Fruchtsüße oder -sirup enthalten.

Enthält von Natur aus Zucker: Wenn Lebensmittel von Natur aus Zucker enthalten, wie z. B. Direktsaft, soll dies auf dem Etikett angegeben werden.

Für insulinpflichtige Diabetiker: BE-Faktoren

Um die genaue Menge an Insulin zu ermitteln, um eine bestimmte Menge an BE/KE zu essen und den Blutzuckerspiegel auszugleichen, gibt es den BE-Faktor. Der BE-Faktor ist individuell sehr unterschiedlich und sollte mithilfe eines Diabetologen, eines ausgebildeten Diabetesberaters oder eines den Diabetes behandelnden Arztes festgelegt werden. Grundlage zur Bestimmung ist das Schema für gängige BE-Faktoren:

2 E Normalinsulin pro BE zum Frühstück

1 E Normalinsulin pro BE zum Mittagessen

1,5 E Normalinsulin pro BE zum Abendessen

Für den Umgang mit Insulin und BE/KE ist es für insulinpflichtige Menschen mit Diabetes wichtig, dass Sie das Wechselspiel von Insulindosis und BE/KE kennen.

1 BE/KE erhöht den Blutzucker im Schnitt um 30 bis 40 mg/dl.

Für 1 BE/KE werden etwa 0,5 bis 2 Einheiten kurz wirkendes Insulin gebraucht.

1 Einheit kurz wirkendes Insulin senkt den Blutzucker im Schnitt um 30 bis 40 mg/dl.

Dies alles sind Anhaltspunkte, die sich individuell jedoch ändern können.

Kohlenhydratberechnung von Rezepten

Mithilfe einer Kohlenhydratberechnungtabelle können Sie auch die entsprechende BE-/KE-Menge pro Portion für ein ganz normales Rezept ausrechnen.

KH-Berechnung – Step by Step

Wenn Sie den tatsächlichen Kohlenhydratgehalt eines Rezeptes ausrechnen möchten, gehen Sie die Zutatenliste durch und prüfen, ob die Zutaten als BE/KE angerechnet werden müssen. Gerade für insulinpflichtige Diabetiker ist das sehr wichtig. Wenn Kohlenhydrate aus nicht anrechnungspflichtigen Lebensmitteln, z. B. Gemüse, mit Insulin abgedeckt werden, kann es zu Unterzuckerungen kommen. In den Rezepten finden Sie die exakte Angabe für BE und KE pro Portion; z. B. 1,3 BE, oder 1,8 KE. Wenn Sie auf- oder abrunden, berücksichtigen Sie das bitte bei der Anpassung Ihrer Medikamente.

Gewusst wie

Was mit Kuchenrezepten funktioniert, geht auch mit allen anderen Rezepten. Gerade wenn ein Rezept große Mengen an Gemüse wie Zwiebeln, Möhren oder Paprika enthält, kann nach der genauen Nährwertberechnung der Kohlenhydratgehalt höher ausfallen. Doch die meisten Gemüsesorten (Ausnahme KH-reiche Gemüse) können pro Portion mit einer Menge von 200 g ohne BE-/KE-Berechnung gegessen werden. Obwohl der Gesamtkohlenhydratgehalt der Suppe aus dem folgenden Beispiel pro Portion höher liegt, muss nur 1 BE bzw. 1,2 KE für eine Portion berechnet werden. Die Kohlenhydrate aus dem Gemüse sind nicht blutzuckerwirksam, was für einen guten Blutzuckerverlauf von Vorteil ist. Lediglich Kartoffeln werden als BE oder KE berechnet.

Beispiel für die Berechnung eines Kuchenrezeptes: Mandelkuchen, Rührteig in Kastenform (30 cm, 15 Stücke)

Menge

Zutaten

BE

KE/KHE

180 g

Butter

 0

 0

180 g

Zucker

15

18

1 Pck.

Vanillezucker (12 g)

 1

 1,2

3

Eier

 0

 0

150 g

Weizenstärke

10

15

80 g

Weizenmehl

 4

 5,3

½ TL

Backpulver

 0

 0

80 g

gemahlene Mandeln

 0

 0

Gesamt

30

39,5

pro Stück bei 15 insgesamt:

 2

 2,6

Beispiel für die Berechnung eines pikanten Rezeptes: Fischsuppe mit Gemüse für 2 Portionen

Menge

Zutaten

BE

KE/KHE

2

Zwiebeln

0

0

1

Stange Lauch

0

0

2

Möhren

0

0

½

Sellerieknolle

0

0

160 g

Kartoffeln

2

2,4

1 EL

Rapsöl

0

0

150 g

Seelachsfilet

0

0

150 g

Kabeljaufilet

0

0

1 – 2 TL

gekörnte Gemüsebrühe

0

0

100 g

Krabben, verzehrfertig

0

0

1 Pck.

gemischte Tiefkühlkräuter

0

0

Gesamt

2

2,4

Nährwert pro Portion: 26 g KH, 12 g Ballaststoffe, 1 BE, 1,2 KE