Krankensalbung in der Seelsorge - Patrick Wacker - E-Book

Krankensalbung in der Seelsorge E-Book

Patrick Wacker

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Beschreibung

Examensarbeit aus dem Jahr 2009 im Fachbereich Theologie - Praktische Theologie, Note: 2, Christian-Albrechts-Universität Kiel (Nordelbische Evangelisch-Lutherische Kirche), Sprache: Deutsch, Abstract: „Die evangelische Kirche entdeckt einen alten biblischen Brauch wieder: Die Salbung mit Öl.“ Dieser erste Satz eröffnet die Ausführungen zur Salbung in der Handreichung der NEK und zeigt auf, dass die Salbung mit Öl keine Selbstverständlichkeit in der evangelischen Kirche darstellt. Weiter gibt die Handreichung Informationen zur Entwicklung und Anwendung der Salbung. Sie beschränkt sich jedoch auf das Wesentliche und behandelt die Salbung im Allgemeinen. In dieser Ausarbeitung soll es speziell um die Krankensalbung im Kontext der Seelsorge und um die Fragen, die der o.g. Satz impliziert, gehen: Es soll geklärt werden, was unter dem „alten biblischen Brauch“ zu verstehen ist und warum dieser durch die evangelische Kirche erst wieder „entdeckt“ werden muss. Dazu stellt sich die Frage nach der Notwendigkeit des Brauches, also der seelsorglichen Relevanz. Die Arbeit setzt sich aus drei Teilen zusammen: Um aufzuzeigen, dass die Krankensalbung aus der Seelsorge heraus eine Begründung erhält, beschäftigt sich der erste Teil „Von der Seelsorge zur Krankensalbung“ mit den Begriffen der Seelsorge und der Krankheit. Dabei soll die Relevanz der Leiblichkeit in der Seelsorge aufgezeigt werden. Der zweite Teil „Von der Krankensalbung zur Seelsorge“ geht den umgekehrten Weg und entwickelt aus der Geschichte und dem Verständnis der Krankensalbung die seelsorgliche Notwendigkeit. Auch hier wird abschließend wieder der Aspekt der Leiblichkeit hervorgehoben. Der dritte Teil beinhaltet die Zusammenfassung und die abschließenden Gedanken. Da der Umfang dieser Ausarbeitung begrenzt ist, können nur ausgewählte Themenbereiche behandelt werden. Der Schwerpunkt liegt auf der Krankenhausseelsorge, daher kann nicht explizit auf Salbungsgottesdienste oder auf die Situation von kranken Menschen zu Hause eingegangen werden. Zudem wird die Salbung für Tote nur im Zusammenhang mit der kirchengeschichtlichen Entwicklung behandelt, da zum einen in dieser Arbeit eindeutig die Krankensalbung im Vordergrund steht, zum anderen eine Abgrenzung bzw. Ausdifferenzierung zu einer Totensalbung die Aufgabe einer eigenständigen Ausarbeitung wäre, um diesem sensiblen Thema gerecht zu werden.

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Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Von der Seelsorge zur Krankensalbung
2.1. Zum Begriff der Seelsorge
2.2. Krankenhausseelsorge - Der Raum der Krankensalbung
2.3. Krankheit und Kranksein
2.3.1. Krankheit in der Bibel
2.3.2. Das Erleben von Krankheit heute
2.3.2.1. Interne Erlebniswelt
2.3.2.2. Externe Erlebniswelt
2.3.2.3. Seelsorge und Krankheit
2.4. Relevanz der Leiblichkeit - Relevanz der Krankensalbung I
3. Von der Krankensalbung zur Seelsorge
3.1. Salbung in der Bibel
3.1.1. Salbung im Alten Testament
3.1.2. Salbung im Neuen Testament
3.1.3. Die Krankensalbung in Jak 5,14-16
3.2. Kirchengeschichtliche Entwicklung der Krankensalbung
3.3. Die gegenwärtige Praxis der Krankensalbung
3.3.1. Krankensalbung in der römisch-katholischen Kirche
3.3.2. Krankensalbung in der orthodoxen Kirche
3.3.3. Krankensalbung in der anglikanischen Kirche
3.3.4. Krankensalbung in der evangelischen Kirche
3.4. Krankensalbung als Leibsorge
3.4.1. Das sinnliche Erleben
3.4.1.1. Haptisch
3.4.1.2. Olfaktorisch
3.4.2. Das rituelle Erleben
3.4.2.1. Die Krankensalbung als Ritual
3.4.2.2. Bemerkungen zur Praxis der Krankensalbung
3.5. Relevanz der Leiblichkeit - Relevanz der Krankensalbung II
4. Fazit - Krankensalbung und Seelsorge
5. Ausblick - Die Neuentdeckung der Krankensalbung
6. Anhang
I. Formalia
II. Abkürzungsverzeichnis
III. Literaturverzeichnis

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1. Einleitung

„Die evangelische Kirche entdeckt einen alten biblischen Brauch wieder: Die Salbung mit Öl.“1

Dieser erste Satz eröffnet die Ausführungen zur Salbung in der Handreichung der NEK und zeigt auf, dass die Salbung mit Öl keine Selbstverständlichkeit in der evangelischen Kirche darstellt. Weiter gibt die Handreichung Informationen zur Entwicklung und Anwendung der Salbung. Sie beschränkt sich jedoch auf das Wesentliche und behandelt die Salbung im Allgemeinen. In dieser Ausarbeitung soll es speziell um die Krankensalbung im Kontext der Seelsorge und um die Fragen, die der o.g. Satz impliziert, gehen: Es soll geklärt werden, was unter dem „alten biblischen Brauch“ zu verstehen ist und warum dieser durch die evangelische Kirche erst wieder „entdeckt“ werden muss. Dazu stellt sich die Frage nach der Notwendigkeit des Brauches, also der seel-sorglichen Relevanz.

Die Arbeit setzt sich aus drei Teilen zusammen: Um aufzuzeigen, dass die Krankensalbung aus der Seelsorge heraus eine Begründung erhält, beschäftigt sich der erste Teil „Von der Seelsorge zur Krankensalbung“ mit den Begriffen der Seelsorge und der Krankheit. Dabei soll die Relevanz der Leiblichkeit in der Seelsorge aufgezeigt werden. Der zweite Teil „Von der Krankensalbung zur Seelsorge“ geht den umgekehrten Weg und entwickelt aus der Geschichte und dem Verständnis der Krankensalbung die seelsorgliche Notwendigkeit. Auch hier wird abschließend wieder der Aspekt der Leiblichkeit hervorgehoben. Der dritte Teil beinhaltet die Zusammenfassung und die abschließenden Gedanken.

Da der Umfang dieser Ausarbeitung begrenzt ist, können nur ausgewählte Themenbereiche behandelt werden. Der Schwerpunkt liegt auf der Kranken-hausseelsorge,2daher kann nicht explizit auf Salbungsgottesdienste oder auf die Situation von kranken Menschen zu Hause eingegangen werden.3Zudem wird die Salbung für Tote nur im Zusammenhang mit der kirchengeschichtli-1Amtfür Öffentlichkeitsdienst (AfÖ) zusammen mit dem Kirchenamt und dem Got-

tesdienstinstitut der Nordelbischen Ev.-Luth. Kirche (Hg.), Salbung in der Evangeli-

schen Kirche. Eine Handreichung. [Die Handreichung verfügt über keine Seitenzah-

len]

2Vgl.2.2. Krankenhausseelsorge - Der Raum der Krankensalbung.

3Jedoch habe ich an einigen Stellen durch Anmerkungen diesen Bereich nicht ganz

außer Acht gelassen. Vgl. dazu die Vorschläge zur praktischen Durchführung von

Peter Zimmerling: Zimmerling, Peter, Gebet und Salbung für Kranke. Überlegungen

zu einem neuen liturgischen Angebot der evangelischen Kirche, in: Praktische Theo-logie 37 (2002), 227f.

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chen Entwicklung behandelt, da zum einen in dieser Arbeit eindeutig dieKrankensalbungim Vordergrund steht, zum anderen eine Abgrenzung bzw. Ausdifferenzierung zu einer Totensalbung die Aufgabe einer eigenständigen Ausarbeitung wäre, um diesem sensiblen Thema gerecht zu werden.

2. Von der Seelsorge zur Krankensalbung

Um aufzuzeigen, dass die Krankensalbung seelsorgliche Relevanz besitzt, ist es notwendig, die Voraussetzungen für diese These zu erörtern. Zum einen muss geklärt werden was unter ‚Seelsorge’ zu verstehen ist und zum anderen muss der Raum für die Krankensalbung in der Seelsorge beschrieben werden. Dieser findet sich in der Krankenseelsorge, die dann in Krankenhausseelsorge präzisiert wird. Weiter ist der Begriff ‚Krankheit’ zu erörtern, indem das Krankheitsverständnis in der Bibel dem von heute gegenübergestellt wird. Die Erläuterungen zu den internen und externen Erlebniswelten von kranken Menschen im Krankenhaus geben Aufschluss darüber, in welchem Kontext eine mögliche Krankensalbung stattfände. Ohne schon näher auf die Salbung einzugehen, wird 2.4. die positiven Aspekte der Krankensalbung vorwegnehmen, die sich allein aus der Situation der kranken Menschen begründen lassen.

2.1. Zum Begriff der Seelsorge

Der Begriff ‚Seelsorge’ hat einen säkularen Ursprung, ist aber im heutigen Sprachgebrauch auf eine kirchliche Praxis bezogen. Dieser kirchliche Bezug findet sich schon bei Basilius von Caeserea und hat durch Martin Luthers Gebrauch „zentrale Bedeutung für die kirchl. Amtspraxis erlangt“4. Beachtenswert ist der platonische Einfluss, der durch seinen Dualismus die Unterscheidung zwischen ‚Seelsorge’ und ‚Leibsorge’ zu verantworten hat.5Neben den konfessionell bedingten unterschiedlichen Gebräuchen des Seel-sorgebegriffs von dercura animarum generalisund dercura animarum specialis,ist eine Differenzierung in die intentionale Seelsorge, die funktionale Seelsorge und die dimensionale Seelsorge hilfreich,6da es den Seelsorgenden

4Ziemer, Jürgen, Art. Seelsorge. I. Zum Begriff, in RGG47 (2004), 1111.

5Vgl. Nauer, Doris, Seelsorge. Sorge um die Seele, Stuttgart 2007, 38.

6Vgl. Ziemer, Begriff, 1111.

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helfen kann, sich bewusst zu machen, dass ihre seelsorgliche Arbeit in verschiedenen Dimensionen stattfindet. Die Reflexion darüber, ob das vereinbarte Gespräch andere Vorgehensweisen erfordert als das seelsorgliche Handeln innerhalb eines Kasus oder als integraler Bestandteil, wie etwa in Predigt oder Unterricht, ist notwendig, um eine veritable und profilierte Konzeption zu entwickeln.

Auch wenn Seelsorge aus einer Veranlassung heraus geschieht, ist noch nicht geklärt, was Seelsorge eigentlich ist. Neben den landläufigen, deutlichen Vorstellungen über eine Definition ist in der Poimenik die Begrifflichkeit diffus.7Da Seelsorge nicht nur Gespräch bedeutet - und falls doch, dann ist die Frage wie ein Gespräch seelsorglich qualifiziert ist8- erfordert es zum einen, Seel-sorge als Konstrukt zu betrachten und zum anderen, eine inhaltlich weite Definition zu verwenden: „Seelsorge ist christliche Unterstützung der Lebensgestaltung.“9Dadurch wird Seelsorge nicht nur dimensional beschrieben, sondern auch gefordert. Vorteil kann hier beim initialen Gebrauch der Seelsorge sein, dass sie sich immer an der dimensionalen Beschreibung verifizieren lässt, also einer Kontrollfunktion gleichkommt.

Werden die verschiedenen Handlungsfelder10in der heutigen Seelsorgepraxis betrachtet, so erscheint es wenig überraschend, dass die Konzeptionen und Methoden mindestens genauso vielseitig sind. Zwar spiegelt sich in einer Vielzahl der Ansätze die Idee derSeelsorgebewegung11wider, es kann jedoch nicht von einer aktuellen übergreifenden konzeptionellen Strömung gesprochen werden. Neben Einflüssen aus der Psychologie und der Soziobiologie haben die gegenwärtigen Konzepte die Tendenz sich auf Schwerpunkte zu verlagern und erheben daher keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit; Seelsorge ist „unübersehbar pluralisiert“12. Die Konzepte bewegen sich z.T. in einer eindeu-

7Vgl.Pohl-Patalong, Uta, Seelsorge. Konzeption/ Kontexte/ Lebensgestaltung/ Seel-

sorgegespräch, in: Gräb, Wilhelm/Weyel, Birgit, Handbuch Praktische Theologie,

Gütersloh 2007, [675].

8Diese Frage stellt sich natürlich immer beim seelsorglichen Handeln, jedoch ist m.E.

jedes Gespräch seelsorglich qualifiziert. Zu diesem Themenkomplex verweise ich auf:

Hauschildt, Eberhard, Alltagsseelsorge. Eine sozio-linguistische Analyse des pastora-

len Geburtstagsbesuches (APTh 29), Göttingen 1996.

9Pohl-Patalong, Seelsorge, 676.

10Vgl. Ziemer, Begriff, 1116; vgl. Pohl-Patalong, Seelsorge, 681-685; Dies., Art.

Seelsorge. III. Konzeption und Methoden, in: RGG47 (2004), 1116.

11Die geschichtliche Entwicklung der Seelsorge soll hier nicht ausgeführt werden, da

dies an vielen anderen Stellen getan wurde und den Rahmen dieser Arbeit sprengen

würde. Bei Begriffen wie etwa ‚Seelsorgebewegung’ wird ein Vorverständnis voraus-