Die Vikariatstaufe in 1 Kor 15,29 - Patrick Wacker - E-Book

Die Vikariatstaufe in 1 Kor 15,29 E-Book

Patrick Wacker

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Beschreibung

Studienarbeit aus dem Jahr 2008 im Fachbereich Theologie - Biblische Theologie, Note: 2+, Christian-Albrechts-Universität Kiel (Neues Testament), Veranstaltung: Die Taufe im Neuen Testament, Sprache: Deutsch, Abstract: In 1 Kor 15,29 befindet sich eine kurze Formulierung, die sich im Neuen Testament nicht ein weiteres Mal finden lässt. Paulus schreibt von „Getauften für die Toten“. Paulus spricht diesen korinthischen Brauch an, um ein schlüssiges Argument gegen die Leugnung der Auferstehung aufzuzeigen. Ohne weiter auf diesen Umstand einer Form von Totentaufe einzugehen, führt der Apostel seine Argumentation fort. Hatte diese Erwähnung womöglich nur eine „taktische Bedeutung“? Für die Geschichte der Exegese bedeutete dies viel Ungewissheit und schlug sich durch eine „verwirrende Fülle von Deutungsversuchen“ nieder; man zählt wohl etwa 200 Deutungen. Von der Erklärung als beiläufige, nebensächliche und daher unbedeutende Notiz bis zum Beleg für ein richtiges, sakramentales Taufverständnis bei Paulus reichen die Auslegungsversuche. Ersteres kann sich gar in Form einer exegetischen Kapitulation niederschlagen: „Es ist besser, sich einzugestehen, dass wir diesen Vers nicht auslegen können.“ Oder wie BARTH es jovial formuliert: „Ich werde der erste sein, mich zu freuen, wenn eine befriedigendere Erklärung dieser Stellen in glaubwürdiger Weise auf die Bahn gebracht wird; vorläufig sehe ich keine andere Möglichkeit als die, das historisch Unauflösliche in seiner Rätselhaftigkeit stehen zu lassen, […].“

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Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Die Totentaufe als Vikariatstaufe - Analyse von 1 Kor 15,29
3. Religionsgeschichtliche Analyse.
3.1. Der jüdische Kontext.
3.2. Der „heidnische“ Kontext
3.4. Die relative Unabhängigkeit der Vikariatstaufe - Ein Zwischenfazit.
4. Paulus und die Vikariatstaufe.
4.1. Das paulinische Taufverständnis.
4.2. Die korinthische Taufe
4.2.1. Korinth
4.2.2. Taufe und Vikariatstaufe in Korinth
4.3. Die korinthische und die paulinische Vikariatstaufe.
5. Zusammenschau

Page 1

1. Einleitung

In 1 Kor 15,29 befindet sich eine kurze Formulierung, die sich im Neuen Testament nicht ein weiteres Mal finden lässt. Paulus schreibt von „Getauften für die Toten“ -QKB BDCRVK\Q OGPQKKWB RG TTVY PPPGMTY P.Paulus spricht diesen korinthischen Brauch an, um ein schlüssiges Argument gegen die Leugnung der Auferstehung aufzuzeigen. Ohne weiter auf diesen Umstand einer Form von Totentaufe einzugehen, führt der Apostel seine Argumentation fort. Hatte diese Erwähnung womöglich nur eine „taktische Bedeutung“1? Für die Geschichte der Exegese bedeutete dies viel Ungewissheit und schlug sich durch eine „verwirrende Fülle von Deutungsversuchen“2nieder; man zählt wohl etwa 200 Deutungen.3Von der Erklärung als beiläufige, nebensächliche und daher unbedeutende Notiz bis zum Beleg für ein richtiges, sakramentales Taufverständnis bei Paulus reichen die Auslegungsversuche. Ersteres kann sich gar in Form einer exegetischen Kapitulation niederschlagen: „Es ist besser, sich einzugestehen, dass wir diesen Vers nicht auslegen können.“4Oder wie BARTH es jovial formuliert: „Ich werde der erste sein, mich zu freuen, wenn eine befriedigendere Erklärung dieser Stellen in glaubwürdiger Weise auf die Bahn gebracht wird; vorläufig sehe ich keine andere Möglichkeit als die, das historisch Unauflösliche in seiner Rätselhaftigkeit stehen zu lassen, […].“5In dieser Seminararbeit soll 1 Kor 15,29 nicht für unbedeutend erklärt werden, sondern es wird der Versuch gemacht, den Brauch einer Totentaufe in Korinth als stellvertretende Taufe, als Vikariatstaufe, zu bewerten. Weiter wird es Aufgabe sein, den religionsgeschichtlichen Kontext der Totentaufe aufzuzeigen. Es ist nämlich wichtig zu klären, wie es zu einem solchen Brauch bei den Korinthern kommen konnte, welche Faktoren dafür entscheidend waren und warum

1Oepke, Albrecht, Art.DC RVY, DCRVK \Y, DCRVKUOQ L, DC RVKUOC, DCRVKUVJ L,in: ThWNT 1 (1933),

540.

2Rissi, Mathis, Die Taufe für die Toten. Ein Beitrag zur paulinischen Tauflehre (AThANT 42),

Zürich/Stuttgart 1962, 4.

3Vgl. Horn, Friedrich W., Das Angeld des Geistes. Studien zur paulinischen Pneumatologie

(FRLANT 154), Göttingen 1992, 165.

4Peterson, Erik, Der erste Brief an die Korinther und Paulus-Studien. Aus dem Nachlass he-

rausgegeben von Hans-Ulrich Weidemann (Ausgewählte Schriften 7), Würzburg 2006, 408.

5Barth, Karl, Die Auferstehung der Toten. Eine akademische Vorlesung über I.Kor.15, Mün-

chen191926, 104; auch Friedrich Lang muss zugeben: „Der V.29 gehört zu den schwierigsten

und umstrittensten Stellen des Briefes, für die noch keine einhellige Erklärung gefunden ist.“

Lang, Friedrich, Die Briefe an die Korinther (NTD 7), Göttingen/Zürich 1994, 229.

Page 2

sie dann in ihrem christlichen Kontext als unvergleichlich und als besondere Eigenleistung der korinthischen Christen gelten kann. All dies kann natürlich nicht für sich allein stehen, sondern muss in Verbindung und Abhängigkeit mit dem Apostel Paulus betrachtet werden. Da seine Erwähnung der Stein des Anstoßes für die Auslegung ist, sollte diese auch wieder zu ihm selbst zurückgeführt werden. Denn wie Paulus die Vikariatstaufe als Faktum oder als Selbstverständlichkeit, bei seinen Adressaten, nur schlicht argumentativ erwähnt, so bleibt sein Verständnis und seine Haltung zu diesem Brauch von ihm unausgesprochen. Dies soll mit dieser Arbeit formuliert werden, welches natürlicherweise unter dem Vorzeichen einer Rekonstruktion steht, die nur durch indirektes Erschließen möglich ist. In Abhängigkeit von den Gegebenheiten in Korinth und dem Taufverständnis von Paulus wird ein Bild gezeichnet, das zeigt, dass Paulus es womöglich für nicht immer angebracht hielt, seine Missbilligung auszusprechen, sondern genau abwägte, welche seiner Intentionen Vorrang hat. Es soll gezeigt werden, dass für Paulus die Frage nach der Vikariatstaufe nicht so entscheidend ist wie ein richtiges Verständnis der Taufe. So wenig wie Paulus eindeutig zu dem korinthischen Brauch Stellung nimmt, so unklar ist auch, was er genau davon hält. Es wird sich zeigen, dass seine Formulierung in 1 Kor 15,29 dazu dient, ein Argument für die Auferstehung und nicht gegen die Totentaufe anzubringen.

2. Die Totentaufe als Vikariatstaufe - Analyse von 1 Kor 15,29

8(RGK VK RQKJ UQWUKPQKB DCRVK\Q OGPQKWB RG TTVY PPPGMTY P{{GKX XQ= NYLLPGMTQK QWX MM GX IGK TQPVCKVK MCK DCRVK \QPVCKKWB RG TTCWX VY P{{(1Kor 15,29)6

Paulus stellt zwei rhetorische Fragen alsargumenta ad hominem,um gegen die Leugnung der Auferstehung zu sprechen.

6Die textkritische Analyse hat keine Veränderung des Textes zum Ergebnis gebracht. Eine

zweite Lesart mit dem Zusatz vonVY PPPGMTY Pam Schluss des Verses, zusätzlich zu oder auch

an Stelle vonCWX VY P,vereinfacht lediglich die Zuordnung und entspricht inhaltlich der ur-

sprünglichen Lesart.