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Die übliche Behandlung von Krebs folgt stur den Gesetzen einer Krebs-Industrie, die Billionenbeträge verschlingt, während die Patienten auf der Strecke bleiben. Die Mehrzahl der häufigeren Krebsarten behandeln wir immer noch mit derselben alten Triade von Entfernen (Operation), Verbrennen (Bestrahlen) oder Vergiften (Chemotherapie). Noch immer ist es Ärzten gesetzlich verboten, eine andere als die »Standardbehandlung« zu verordnen, auch wenn dieser Standard noch so gefährlich ist. Dabei stehen inzwischen schonendere, wirksamere und mehr Erfolg versprechende Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung.
Die Onkogentheorie basiert auf einer mit Fehlern behafteten Vorstellung der Biologie, nach der die DNA unsere Zellfunktionen und damit unsere Gesundheit steuert. Dr. Cowan bringt diesen Mythos zu Fall, denn er erklärt uns, dass die Anomalitäten in Krebszellen mit Onkogenen, der DNA oder sogar dem Zellkern wenig zu tun haben. Ihre Grundursache liegt in dem strukturierten Wasser, das die Basis der Gesundheit des Zytoplasmas und damit der Zelle bildet.
In Krebs und die neue Biologie des Wassers zeigt Thomas Cowan,
Krebs und die neue Biologie des Wassers ist das leidenschaftliche Plädoyer eines erfahrenen Arztes. Diese vielversprechenden Behandlungsansätze verdienen es, dass wir ihnen Aufmerksamkeit schenken. Cowan macht sich zudem stark für das Recht der Patienten auf freie Information, alternative Behandlungsmethoden und Wahlfreiheit bei medizinischen Fragen, die über Leben und Tod entscheiden.
»Um eine Hypothese zu widerlegen, reicht schon eine einzige Tatsache, und die konventionelle medizinische Erklärung für Krebs wird durch die vielfältigen Fakten widerlegt, die hier präsentiert werden. Dr. Cowan erklärt, was man tun kann, damit die Selbstheilungskräfte des Körpers sich entfalten können.« Dr. Sarah Myhill, Autorin von Sustainable Medicine
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Haftungsausschluss
Bei Krebs handelt es sich um eine schwerwiegende Krankheit, für deren Erkennung und Behandlung die enge Zusammenarbeit zwischen Hausarzt und Onkologen erforderlich ist. Nichts in diesem Buch ist als Diagnose zu verstehen oder soll Menschen mit Krebs eine bestimmte Heilmethode suggerieren. Aufgrund der derzeitigen Gesetzeslage im Staat Kalifornien berate oder behandle ich zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine Krebspatienten. Sinn und Zweck dieses Buches ist es, das Interesse an einem neuen Ansatz zum Verständnis von Krebs und seiner Behandlung zu wecken. Ich hoffe, dass sich der Forschung dadurch neue Wege in die Prävention und die Heilmethode dieser Krankheit erschließen. Ebenso hoffe ich, dass Menschen, die auf der Suche nach einer Krebstherapie sind, ihren behandelnden Ärzten die gedanklichen Ansätze in diesem Buch nahebringen. Aber ich wiederhole: Nichts in diesem Buch ist als Behandlungskonzept für einen Menschen mit einer Krebserkrankung zu verstehen.
Den Teufel spürt das Völkchen nie, und wenn er sie beim Kragen hätte.
Johann Wolfgang von Goethe
Seit Beginn der ungewöhnlichsten Epidemie chronischer Erkrankungen in der Geschichte der Menschheit sind mittlerweile 3 Jahrzehnte vergangen. Diese globale Epidemie ist insofern einzigartig, als sie praktisch jede Region, Kultur und sozioökonomische Schicht erfasst, und dabei ist ausgerechnet in den reichsten Nationen die Zahl der chronisch Kranken am höchsten. Die Vereinigten Staaten geben heute etwa doppelt so viel für das Gesundheitswesen aus wie andere finanzstarke Länder, ohne dass die Jahr für Jahr fließenden Billionenbeträge bisher irgendwelche messbaren Auswirkungen auf den Gesundheitszustand der Bevölkerung gehabt hätten. 1
Obwohl alles dafür spricht, dass das pharmazeutische Modell nicht in der Lage ist, die chronischen Erkrankungen und das damit verbundene Leid zu verringern, von denen die letzten Jahrzehnte geprägt waren, haben medizinische Hochschulen und die sie unterstützenden staatlichen und privaten Einrichtungen bemerkenswert lange gebraucht, um in ihrem Denken oder der Vergabe von Forschungsgeldern umzusteuern. Anstatt sich mit der herrschenden Krankheitsindustrie auseinanderzusetzen, hat sich das medizinische Establishment gegen die Erforschung faszinierender neuer Paradigmen zum Verständnis der Biologie der Gesundheit gesperrt. Infolgedessen hat man versäumt, Behandlungskonzepte zu entwickeln, die die Selbstheilungskräfte des Körpers unterstützen, sodass die Behandlung chronischer Krankheiten Flickwerk bleibt. Die Leidtragenden hierbei sind die Patienten. Die übliche Behandlung von Krankheiten folgt stur den Gesetzen einer »Gesundheits«-Industrie, die Billionen verschlingt, während die Patienten auf der Strecke bleiben.
Währenddessen führt die immer stärker werdende wissenschaftliche Spezialisierung zu einem Schubladendenken bei denen, deren Aufgabe es angeblich ist, Zusammenhänge zu erkennen und die medizinischen Fakten in einen solchen Zusammenhang zu stellen. Einer der offensichtlichsten Mängel ist, dass in der medizinischen Ausbildung Biologie und Physik nicht zueinander in Beziehung gesetzt werden. Ärzte sind nicht gerade für ihre mathematischen Fähigkeiten bekannt; tatsächlich sind viele von uns froh, wenn sie die Kurse in Integralrechnung und Physik hinter sich haben, die im Grundstudium den Notenschnitt gefährden. Wir klammern uns an die konkreten Fakten der Biologie und der pharmazeutischen Biochemie, und nur wenige Ärzte oder Mediziner sehen sich später veranlasst, sich bei ihrer Lektüre, ihren Forschungen oder in ihrer klinischen Praxis wieder mit physikalischen Fragestellungen zu befassen. Das Problem besteht natürlich darin, dass die gesamte Materie im Universum – von den Sternen bis zu Ihrem Küchentisch und natürlich Ihrem Körper – auf der stofflichen Ebene eine atomare Struktur hat, keine Zellstruktur.
Das frühe 20. Jahrhundert war eine Zeit wissenschaftlicher Erkenntnisse, geprägt von zahlreichen intellektuellen Giganten und Errungenschaften auf dem Gebiet der Physik, die sich nicht auf Einsteins gefeierte Arbeiten beschränkten. In Krebs und die neue Biologie des Wassers macht uns Dr. Cowan mit einigen dieser intellektuellen Giganten bekannt, geht der Bedeutung ihrer Arbeit im Kontext von Gesundheit und der gegenwärtigen Epidemie chronischer Erkrankungen nach und informiert über therapeutische Möglichkeiten, die sich heute aus diesen Arbeiten ergeben. Manche der von ihm geschilderten wissenschaftlichen Erkenntnisse sind Ergebnisse von Nischenforschung und viel zu wenig bekannt, andere wiederum entstanden im Rahmen der größten staatlichen und wissenschaftlichen Programme der Geschichte. Bedauerlicherweise sieht es so aus, als sei den medizinischen Kreisen bis heute gar nicht klar, welche Implikationen diese Errungenschaften haben, oder als seien sie nicht daran interessiert. Bis heute dominieren in der Krebstherapie Chemotherapie, Bestrahlung und operative Verfahren sowohl die Standardbehandlung als auch das Denken der meisten allopathischen Ärzte und Wissenschaftler. Zum Glück kennt die Natur eigene Wege zur Wahrheit, unabhängig davon, wie wir sie wahrnehmen oder welche Absichten wir ihr gegenüber hegen, und tatsächlich hat sie daran mitgewirkt, die außerordentlichen und oft ganz einfachen wissenschaftlichen Wahrheiten und klinischen Werkzeuge zu offenbaren, die sich aus diesen Forschungen ergeben. Heute erforschen zahlreiche unabhängige Wissenschaftler, Ärzte, intuitiv arbeitende Mediziner und solche, die alte und moderne Heilkunde praktizieren, unzählige unkonventionelle Perspektiven in Biologie und Biophysik, um den Patienten zu helfen, die nicht darauf warten können, bis das allopathische Establishment so weit ist.
Die meisten von uns haben heute einen nahen Familienangehörigen oder engen Freund, mit dessen Gesundheit es vorzeitig und stetig bergab geht. Oft verfolgen wir mit Erstaunen, Entsetzen und Hoffnungslosigkeit, wie der Körper allmählich verfällt, während die Ärzte trotz all ihrer Ausbildung, aller diagnostischen Möglichkeiten, pharmazeutischen Technologien und Behandlungen offensichtlich nicht in der Lage sind, eine sinnvolle therapeutische Strategie zu entwickeln, und erst recht nicht, eine logische Ursache für die Entstehung dieser verheerenden Epidemien zu finden. Zu viele von uns ziehen auf der Suche nach Antworten immer verzweifelter und frustrierter von einem Spezialisten zum nächsten, ohne jemals eine umfassende Erklärung dafür zu finden, wie wir zu der Krankheit oder Fehlfunktion gekommen sind, ganz zu schweigen von irgendeiner sinnvollen Lösung für unseren Zustand.
Dr. Cowan und ich sind gleichermaßen überzeugt, dass es dringend erforderlich ist, Ihnen neue Instrumente gegen den Krebs an die Hand zu geben. Denn die Herausforderungen und Chancen in Ihrem Leben hören ja nicht bei Ihnen auf. Seit den 60er-Jahren hat die Belastung durch Krebs und chronische Erkrankungen mit jeder Generation zugenommen, und die Menschen erkranken in immer jüngerem Alter. Uns läuft die Zeit davon. Was Sie tun, um Ihren Zustand rückgängig zu machen und sich auf Ihre Selbstheilungskräfte zu besinnen, nützt nicht nur Ihnen selbst in Form von Gesundheit und Wohlbefinden, es kann auch zum Epizentrum der Veränderung und Aufklärung für Ihre ganze Familie werden sowie für die Gemeinschaft, in der Sie leben. In diesem Sinne hoffe ich aufrichtig, dass die folgenden Kapitel Sie befähigen werden, die notwendigen Schritte zu unternehmen, um Ihr Leben, wie Sie es heute leben, ebenso zu verändern wie die Zukunft, die Sie für sich und diejenigen schaffen können, die Sie lieben.
Alles Gute für Ihre Gesundheit und Heilung,
Zach Bush
Arzt für Innere Medizin, Endokrinologie und Stoffwechselmedizin, Hospiz- und Palliativpflege
Anfang der 90er-Jahre publizierte ein deutscher Biostatistiker namens Ulrich Abel einen Artikel, der die Welt der Onkologie erschütterte. Abel wollte herausfinden, welche Fortschritte in den 20 Jahren erzielt worden waren, seit Präsident Nixon 1971 dem Krebs den Krieg erklärt hatte. Dazu gehörten die Unterzeichnung des National Cancer Act, die Vergabe von 1,6 Milliarden Dollar an Forschungsgeldern für die nächsten 3 Jahre und das Versprechen, innerhalb von 5 Jahren ein Heilmittel gegen den Krebs zu finden. Nixons Optimismus kam damals nicht von ungefähr. Die Forscher verkündeten lautstark die Entdeckung der Onkogene als Ursache des Krebses. Es schien, als stünde der Sieg unmittelbar bevor.
20 Jahre später hatten die Vereinigten Staaten und ihre Partner weltweit viele weitere Millionen Dollar für die Krebsforschung aufgewendet, und Dr. Abel wollte untersuchen, inwieweit sich diese bis dahin beispiellose Investition ausgezahlt hatte. Er sah Tausende von onkologischen Artikeln durch, die in den 20 Jahren zuvor veröffentlicht worden waren, und erbat Analysen und Kommentare von Hunderten von Onkologen, um die Wirkung insbesondere von Chemotherapien bei der Behandlung von Epithelkarzinomen zu überprüfen. 1 (Epithelkarzinome machen die Mehrheit aller Krebserkrankungen aus.) Mit anderen Worten: Wie wirksam war die Waffe, die wir in den 20 Jahren des Krieges gegen den Krebs am häufigsten eingesetzt hatten?
Nach sorgfältiger Überprüfung lautete Dr. Abels wichtigste Erkenntnis, dass – außer bei Lungenkrebs, insbesondere kleinzelligem Lungenkrebs – nicht direkt nachgewiesen werden konnte, dass eine Chemotherapie bei Patienten mit Krebs im fortgeschrittenen Stadium die Überlebenszeit verlängert. 2 Abel schrieb weiter, dass selbst bei Lungenkrebs der Nutzen einer Chemotherapie »im besten Fall relativ gering« ist. 3 Später stellte er fest: »Die Erfolgsrate der meisten Chemotherapien ist erschreckend … es findet sich keinerlei wissenschaftlicher Nachweis für ihre Fähigkeit, das Leben von Patienten mit den häufigsten Krebserkrankungen der Organe nennenswert zu verlängern … Die Chemotherapie für maligne Erkrankungen, die für eine operative Behandlung zu weit fortgeschritten sind, was auf 80 Prozent aller Krebsleiden zutrifft, ist wissenschaftliches Ödland.« 4
Natürlich warfen diese Ergebnisse sehr viele Fragen auf. Die erste: Wenn die Chemotherapie Patienten mit fortgeschrittenem Krebs keinen echten Nutzen bringt, wie sieht es dann bei denen mit Krebs im Frühstadium aus? Doch auch hier blieben die Ergebnisse verheerend. Sie widerlegten eindeutig die Auffassung, die Chemotherapie sei eine wirksame Waffe und die Wissenschaft im Begriff, den Kampf gegen den Krebs zu gewinnen. Die Resultate jahrzehntelanger Spitzenforschung machten deutlich, dass die Wissenschaft nur siegreich dasteht, wenn nicht gemessen wird, ob ein Mensch tatsächlich überlebt, ganz zu schweigen von dem Elend, das ein Patient bei einer Chemotherapie im Normalfall ertragen muss. Im Wesentlichen zeigte Abels Literaturübersicht, dass – mit Ausnahme einiger der weniger häufigen Krebsarten – die moderne zytotoxische Therapie weder die Lebensdauer des Patienten nennenswert verlängert noch seine Lebensqualität verbessert. Bei hoher Dosierung kann sie die Größe von Tumoren verringern und tut das auch, aber der Nutzen für den Patienten ist fraglich.
Wie zu erwarten wehrte sich das onkologische Establishment gegen Abels Schlussfolgerungen und griff ihn sogar persönlich an. Dadurch machte es einen wichtigen Punkt allerdings sehr klar: Forscher messen den Erfolg einer Chemotherapie häufig daran, ob ein Tumor schrumpft oder nicht, und wenn ja, um wie viel – nicht daran, ob die Therapie die Überlebenszeit des Patienten verlängert. Das Problem besteht darin, dass das Schrumpfen des Tumors nicht notwendigerweise zu einer Verbesserung im Krankheitsverlauf führt. So ist beispielsweise hinreichend bekannt, dass bei Prostatakrebs der Einsatz einer Anti-Androgen-Therapie (Hormontherapie) testosteronunabhängige Krebszellen (das heißt solche, die für ihr Wachstum kein Testosteron benötigen) rasch selektioniert. Folglich schrumpft unter der Gabe von Anti-Testosteron-Medikamenten der Tumor zunächst, und möglicherweise wird dieses anfängliche Schrumpfen in einer Studie gemessen. Allerdings »lernen« die verbleibenden Tumorzellen, auch ohne Testosteron zu wachsen, und es kommt rasch zu einem aggressiveren Wachstum als beim ursprünglichen Tumor. Dieses anfängliche Schrumpfen unter Chemotherapie beobachten wir auch bei anderen Krebsarten.
Allerdings überzeugten die Bemühungen, Abels Arbeit in Misskredit zu bringen, nicht alle Onkologen. Die Debatte tobte mehr als ein Jahrzehnt lang. Dann evaluierte im Jahr 2004 eine von unabhängigen Geldgebern unterstützte Literaturübersicht über randomisierte klinische Studien die Wirksamkeit der Chemotherapie im 5-Jahres-Überlebenszeitraum für 22 häufig auftretende maligne Erkrankungen bei australischen und amerikanischen Patienten. Ergebnis? »Der Gesamtbeitrag der kurativen und unterstützenden zytotoxischen Chemotherapie zum 5-Jahres-Überleben bei Erwachsenen wurde auf 2,3 Prozent in Australien und 2,1 Prozent in den USA geschätzt.« Anders formuliert: Er bewirkte fast gar nichts, und das auf Kosten einer häufig drastisch verringerten Lebensqualität. Die Autoren kamen zu dem Schluss, dass »zytotoxische Chemotherapie nur einen geringen Beitrag zum Überleben bei einer Krebserkrankung [leistet]. Um die fortgesetzte Finanzierung und Verfügbarkeit der bei einer zytotoxischen Chemotherapie eingesetzten Medikamente zu rechtfertigen, ist eine rigorose Evaluierung der Kosteneffizienz und der Auswirkungen auf die Lebensqualität dringend erforderlich.« Erwähnenswert ist auch, dass die 2,3 Prozent und die 2,1 Prozent sich auf alle Phasen beziehen, nicht nur auf Krebs im fortgeschrittenen Stadium. 5
Wie Gina Kolata, eine Gesundheitsjournalistin der New York Times, schrieb, hatte seit Beginn des Kriegs gegen den Krebs bis 2009 allein das National Cancer Institute, ohne andere staatliche Stellen, Universitäten, pharmazeutische Unternehmen und Wohltätigkeitsorganisationen, 105 Milliarden Dollar ausgegeben, und der Ertrag dieser Investition war ein Rückgang der Sterberate zwischen 1950 und 2005 um lediglich 5 Prozent. Diese stellte sie im selben Zeitraum der Todesrate für Herzerkrankungen gegenüber, die nach ihren Angaben um 64 Prozent sank, sowie der Todesrate durch Grippe und Lungenentzündung, die um 58 Prozent zurückging. Kolata berichtete, dass lediglich 20 Prozent der Patientinnen mit metastasierendem Brustkrebs, 10 Prozent der Patienten mit metastasierendem Darmkrebs, 30 Prozent der Patienten mit metastasierendem Prostatakrebs und weniger als 10 Prozent der Lungenkrebspatienten länger als 5 Jahre überleben. Noch bemerkenswerter ist, dass sich keine dieser Zahlen in den vergangenen 40 Jahren wesentlich verändert hat. »Und trotzdem«, so schrieb Kolata, »herrscht die Auffassung, die von der Ärzteschaft und denen, die daran verdienen, ebenso wie von der öffentlichen Meinung bestärkt wird, dass Krebs fast immer zu verhindern ist. Wenn das nicht gelingt, kann er normalerweise behandelt, ja sogar überwunden werden.«
Aber nicht nur, was die Behandlung und Überwindung von Krebs angeht, waren wir erfolglos, wir scheinen auch immer weniger imstande, ihn zu verhindern. 2018 stellte Sylvie Beljanski in einem Artikel für Newsweek fest, dass Ende des 20. Jahrhunderts bei etwa einer von zwanzig Personen Krebs diagnostiziert wurde. In den 40er-Jahren des 20. Jahrhunderts war es jeder Sechzehnte, in den 70ern jeder Zehnte. Heute wird jeder Dritte im Laufe seines Lebens an Krebs erkranken. 6
Mit diesen Zahlen jonglieren immer gern diejenigen, die uns weismachen wollen, dass wir den Kampf gegen den Krebs gewinnen. Hinter dieser Behauptung verbergen sich schließlich handfeste Interessen. Milliarden von Dollar an Forschungsgeldern, Pharmazeutika und Biotechnologie, ganz zu schweigen von beruflichen Karrieren und Reputationen, sowie das hohe Ansehen mächtiger öffentlicher und privater Institutionen sind untrennbar verbunden mit dem Märchen, ein Heilmittel sei unmittelbar in Reichweite, wir müssten nur auf Kurs bleiben. Wenn wir an die 4,8 Milliarden Dollar denken, die die American Cancer Society seit 1946 in die Forschung investiert hat, und daran, wie sie lautstark einen Rückgang der Mortalität von 2002 auf 2003 und den zweiten Mortalitätsrückgang in Folge von 2003 auf 2004 verkündete, so klingt das vielversprechend und hoffnungsvoll. 7 Wir wollen daran glauben. Bis uns klar wird, dass der Mortalitätsrückgang von 2002 auf 2003 gerade einmal 369 Menschen umfasst. 8 Auch wenn von 2003 auf 2004 der Rückgang mit 3014 Fällen ausgeprägter war, muss dies im Gesamtzusammenhang gesehen werden. Für den einzelnen Überlebenden ist es natürlich eine überwältigende Angelegenheit. Aber kann irgendjemand angesichts der 553 888 Menschen, die das Jahr 2004 nicht überlebten, oder der anderen 556 902, die das Jahr 2003 nicht überlebten, ehrlich behaupten, das Blatt habe sich gewendet? 9
Im Jahr 2004 schrieb Clifton Leaf, der den Krebs besiegt hatte, für die Zeitschrift Fortune eine Titelgeschichte: »Warum wir den Krieg gegen den Krebs verlieren (und wie er zu gewinnen wäre)«, in der er erklärte, dass die – ohnehin bescheidenen – Siege in diesem Krieg mit Veränderungen der Lebensweise zu tun haben, die sich auf die allgemeine Gesundheit auswirken, insbesondere das zunehmende Bewusstsein hinsichtlich des Rauchens. »Nur ein geringer Teil dieser bescheidenen Fortschritte ist auf vielversprechende, neue Substanzen zurückzuführen, die von den NCI-Laboren oder den großen Krebsforschungszentren entdeckt wurden – an die praktisch alle öffentlichen Gelder gehen.«
Leaf beschrieb seine Interviews mit Forschern, Ärzten, Epidemiologen, Pharmakologen, Biologen und Genetikern in Pharmaunternehmen und wichtigen Forschungszentren im ganzen Land, ebenso wie mit Beamten in der Food and Drug Administration (FDA), dem National Cancer Institute (NCI) und den National Institutes of Health (NIH), die für ihn kollektiv das Inbild einer »dysfunktionalen ›Krebskultur‹ darstellen – mit einem Gruppendenken, das Zehntausende von Ärzten und Wissenschaftlern dazu drängt, sich auf minimale Verbesserungen in der Behandlung statt auf echte Durchbrüche zu konzentrieren, das ein überflüssiges Nebeneinander einzelner Problemlösungen fördert statt Kooperation und in erster Linie akademische Leistungen und Veröffentlichungen honoriert. In jeder einzelnen Phase zwischen Grundlagenforschung und Patientenbett verlassen sich die Wissenschaftler auf Modelle, deren Vorhersagen hinsichtlich des zu erwartenden Erfolges durchweg miserabel sind – bis zu einem Punkt, an dem der Einsatz Hunderter von Krebsmedikamenten durchgedrückt wird. Und viele davon werden von der FDA zugelassen, selbst wenn ihre nachgewiesene ›Wirksamkeit‹ wenig mit der Heilung von Krebs zu tun hat.« 10
Ich halte Leafs Bemerkungen für richtig, aber ich würde noch weiter gehen. Ich bin überzeugt, die Gründe dafür, dass wir den Krieg gegen den Krebs nicht gewinnen, gehen weit hinaus über den Zwang, um jeden Preis wissenschaftliche Artikel zu publizieren, über eine dysfunktionale Krebskultur, den Einfluss der großen Pharmaunternehmen oder die Tatsache, dass Tausende von Menschen für ihren Lebensunterhalt auf das derzeitige Modell setzen, obwohl ich durchaus glaube, dass dies alles eine Rolle spielt. Ich bin der Meinung, sie gehen weit über die Behauptung hinaus, Krebs sei ein bösartiges Problem, ein heimtückischer Feind, dessen Überwindung ein langwieriges, langsames, mühsames Projekt ist (bei dem jedoch die Wunder der Wissenschaft und unserer modernen Methoden bald siegen werden). Ich glaube, wir werden auf dem Weg, den wir bisher eingeschlagen haben, den Krieg gegen den Krebs nie gewinnen, weil dieser Weg auf einem grundsätzlichen Missverständnis hinsichtlich der Natur des Lebens, und damit der Natur von Krebs, beruht. Auf diesem grundsätzlichen Missverständnis haben wir eine milliardenschwere Industrie aufgebaut. Dass wir damit bei der Heilung von Krebs und der Rettung von Leben scheitern, ist lediglich die logische Folge.
Es gibt den alten Witz von dem Polizisten, der beobachtet, wie ein Mann unter einer Straßenlaterne nervös nach einem offenbar wichtigen Gegenstand sucht. Er fragt den Mann, wonach er suche, und der antwortet hastig: »Meine Schlüssel« und sucht verzweifelt weiter. Der Polizist hilft ihm ein paar Minuten bei der Suche und fragt dann: »Wo glauben Sie denn, dass Sie sie verloren haben?« Der Mann antwortet: »In dem Gebüsch da drüben« und zeigt auf die Hecke ein paar Meter weiter. Der Polizist fragt: »Und wieso suchen Sie dann hier?«, worauf der Mann antwortet: »Weil hier das Licht besser ist.«
Dieses Buch ist der Versuch, den Schlüssel zum Krebs an der richtigen Stelle zu suchen. Ich kenne viele Mainstream-Wissenschaftler, Forscher und Ärzte, die energisch gegen diejenigen protestieren, die nicht mehr dort suchen wollen, wo das Licht besser ist. Aber ist es denn ein Wunder, dass die Öffentlichkeit sich immer mehr alternativen Vorstellungen und Ansätzen zuwendet, wenn so viele Leben auf dem Spiel stehen und wir an der Stelle mit dem hellen Licht so grandios gescheitert sind? Lohnt es sich denn nicht, darüber nachzudenken, ob wir an der falschen Stelle suchen? Und wenn das der Fall ist – und ich bin natürlich der festen Überzeugung, dass dem so ist –, müssen wir nicht nur zu den Forschungen zurückkehren, die im Gange waren, als Nixon seinen Krieg erklärte, sondern zu einem wirklichen Verständnis dessen, was Krebs – und Leben – ist.
Ein neues Verständnis von Krebs
Das Scheitern der Onkogentheorie
Als Nixon den National Cancer Act unterzeichnete, war die große Neuigkeit in der onkologischen Welt gerade die Entdeckung der Onkogene, Gene, die in der Lage sind, Krebs zu verursachen. Ein paar Jahre später folgte die Entdeckung der Protoonkogene, normaler Gene, die zu Onkogenen mutieren und während der Zellteilung weitergegeben werden können. In manchen Fällen sind diese Mutationen harmlos, und der Schaden kann durch die körpereigenen DNA-Reparaturprozesse behoben werden, in anderen jedoch sind sie karzinogen und irreparabel. Diese karzinogenen Mutationen führen zu einem beschleunigten, unkontrollierten Wachstum und schließlich zu einer Proliferation der geschädigten Zellen in einem sogenannten Tumor (abgeleitet von dem lateinischen Wort für »Anschwellen«). Mit dem fortgesetzten Wachstum der schadhaften Zellen kommt es schließlich dazu, dass der Krebs streut beziehungsweise metastasiert, was letztendlich zum Tod des Patienten führt. Die üblichen onkologischen Strategien arbeiten mit Entfernen (Operation), Verbrennen (Bestrahlung) oder Vergiften (Chemotherapie) dieser schnell wachsenden Zellen, um den Körper des Patienten von dem Krebstumor zu befreien.
In der Medizin hoffen und erwarten wir, dass sich die Therapien, die zum Einsatz kommen, unmittelbar aus unserem Verständnis der Biologie der zu behandelnden Krankheit herleiten. Daher müssen wir hier kurz auf die der Onkogentheorie zugrunde liegenden Annahmen eingehen, um dann die Grundlagen der derzeit angewendeten onkologischen Behandlungsverfahren verstehen zu können. Die moderne Auffassung der Zelle, entstanden in Jahrhunderten der Forschung, geht von einer fetthaltigen Membran aus, die ein mit Flüssigkeit gefülltes Inneres umschließt. In der Flüssigkeit, die auch als Zytoplasma bezeichnet wird, befinden sich diverse Organellen, Proteine und anderer intrazellulärer Inhalt.
Im Zytoplasma führen diese Organellen die Befehle aus, die ihnen durch Signale aus dem Zellkern übermittelt werden. Einige Organellen spielen bei der Proteinsynthese eine Rolle, andere bei der Energiegewinnung, wieder andere für den Elektrolyt- oder den Flüssigkeitshaushalt. Im Wesentlichen lässt sich das Zytoplasma mit einer Fabrik vergleichen, dem Ort, an dem unter dem Befehl des im Zellkern ansässigen Managements Dinge produziert werden.
Im Zellkern sitzt der Kontrollstand, die DNA, die die Zelle steuert und das »Mastermind« (Superhirn) aller zellulären Prozesse darstellt. Wie die meisten von uns in den oberen Schuljahren gelernt haben, besteht die DNA aus einem wie eine Doppelhelix geformten Strang von Nukleinsäuren, die in Segmente oder Gene aufgeteilt sind, von denen jedes die Blaupause für die Bildung seiner eigenen Kopie kodiert. Durch den Prozess der Transkription liefert die DNA eine Art Spiegelbild ihrer selbst, das als messenger-RNA (mRNA) bezeichnet wird. Die mRNA wird dann auf das Zytoplasma übertragen, bevor die Ribosomen oder Proteinfabriken sie in ein bestimmtes Protein übersetzen. Proteine sind die Aktionsmoleküle der Zelle, die die meisten oder sogar alle Zellfunktionen ausführen können. Die Sequenz der Gen-Basenpaare in der DNA steuert, welches Protein die Zelle produziert. Das zentrale Dogma in der Genetik lautet, dass jedes Gen für ein bestimmtes Protein kodiert und dass die Richtung stets von der DNA über die RNA zum Protein verläuft, niemals umgekehrt.
Es gibt viele Tausende dieser Gene. In gesundem Zustand bilden die Gene gesunde Proteine, die zum reibungslosen Ablauf verschiedener Prozesse beitragen. Wenn beispielsweise ein Gen für ein Protein in der Netzhaut kodiert, das am Farbensehen beteiligt ist, wird, solange in dem Prozess ein intaktes, funktionsfähiges Protein gebildet wird, das Ergebnis Farbensehen sein. Natürlich können viele Proteine am Farbensehen beteiligt sein, und in diesem Fall müssen intakte, funktionsfähige Proteine im richtigen Mengenverhältnis zueinander gebildet werden. An dem komplexen Prozess von Zellwachstum und Zellteilung wirken Tausende von Genen und Proteinen mit. Einige der Proteine fungieren als Rezeptoren an der Zellaußenwand und transportieren vielleicht Nährstoffe ins Zellinnere oder lösen ein Signal an die Zelle aus, sich zu teilen. Andere Proteine sind an der Bildung der Spindel beteiligt, die die Chromosomen auseinanderzieht, sodass sich zwei neue Kopien der Zelle bilden können. Wieder andere Proteine wirken an anderen Aspekten der Zellteilung mit.
Vereinfacht ausgedrückt, geht bei der Entstehung von Krebs die Vermehrung der Zelle zu oft und zu leicht vonstatten. Sie hat die Verbindung zu den verschiedenen Feedbackmechanismen verloren, die normalerweise die Geschwindigkeit und Häufigkeit der Zellteilung eingrenzen. Als Ergebnis entsteht eine Krankheit, gekennzeichnet durch eine fortgesetzte Zellteilung bis zu einem Punkt, an dem sich ein sichtbarer Tumor oder ein Neoplasma – eine Wucherung – bildet. Wenn wir wissen, so lautete das Versprechen der Onkogentheorie, wie ein normales Gen auf einem somatischen Chromosom (alle Chromosomen außer dem X- und dem Y-Chromosom) aussehen müsste, und wenn wir eine Mutation erkennen, dann ist diese möglicherweise für die Auslösung dieser proliferativen Veränderung verantwortlich. Ursprünglich verband man mit der Theorie unter anderem die Hoffnung, dass man Mutationen an Schlüsselgenen würde ausmachen können, die bei der Steuerung des Wachstumsprozesses eine entscheidende Rolle spielen. Zudem hoffte man, dass man es bei Krebs mit der Mutation an einem einzigen Gen zu tun hätte, sodass nur ein einziges Gen beschädigt wird, das ganz allein den Krebsprozess vorantreibt.
Mit dem Fortschreiten der Forschung seit Beginn der 70er-Jahre fanden die Forscher viele solcher charakteristischen Onkogene in allen möglichen Tumorarten, und als man diese Gene noch für einen integralen Bestandteil der Steuerung der Zellteilung hielt, wurde angenommen (und oft verkündet), man habe das Verursachergen für eine bestimmte Art von Krebs entdeckt und es sei nur eine Frage der Zeit, bis wir herausfinden würden, wie man dieses Gen korrigieren, komplett entfernen oder dem Patienten das »korrekte« Protein zuführen könne, um diesen fehlgesteuerten Krebsprozess zu umgehen. Im Laufe der Zeit zeichnete sich allerdings ein immer komplexeres Bild ab, bei dem ein Krebs nicht von einer einzigen Onkogenmutation, sondern vielmehr von den kumulativen Wirkungen vieler Genmutationen verursacht wird, die sich auf eine Vielzahl der Regulierungswege auswirken, von denen die Steuerung der Zellteilung und anderer Zellfunktionen abhängig ist.
In manchen Fällen entdeckten die Forscher, dass Tumore in einer einzigen Zelle Tausende von Mutationen enthielten, von denen viele eine bestimmte Rolle bei der Zellteilung spielten. Bei der Untersuchung unterschiedlicher Zellen aus dem Tumor einer einzigen Person fanden die Forscher nicht Millionen geklonter Zellen, die alle dasselbe mutierte Gen enthielten, sondern eine heterogene Mischung von Zellen, jede mit ihrem eigenen Satz mutierter Gene. Ein im Jahr 2013 veröffentlichter onkologischer Artikel vermittelte einen kleinen Einblick in die Komplexität des Themas: »Das maligne Melanom ist die aggressivste Krebsart beim Menschen, und das Verständnis dieses einzigartigen biologischen Verhaltens könnte helfen, bessere prognostische Verfahren und wirksamere Therapien zu entwickeln. Allerdings ist das maligne Melanom ein ätiologisch heterogener Tumor ... morphologisch und genetisch angetrieben durch eine Reihe von Onkogenen ... und Suppressorgenen.« 1
Anders ausgedrückt: Man wollte die Onkogene ausfindig machen, die für das Melanom verantwortlich waren, und tatsächlich wurden eine Reihe verschiedener Onkogene entdeckt, die den Wachstumsprozess beim Melanom beeinflussen. Allerdings regen einige dieser Onkogene das Wachstum an, während andere es hemmen; verschiedene Individuen mit Melanom können auch unterschiedliche Onkogene aufweisen, und sogar bei ein und derselben Person können verschiedene Zellen eines Tumors unterschiedliche Onkogene besitzen. Es ist die Regel und nicht die Ausnahme, dass ein Mensch genetisch unterschiedliche Zellen hat und Zellen in derselben Krebsart genetisch unterschiedlich sind. Tatsächlich gibt es nur wenige Beispiele, bei denen alle Zellen des Krebstumors genetisch identisch sind und bei denen Individuen mit derselben Krebsart Zellen mit denselben genetischen Merkmalen aufweisen. Als Fazit bleibt: Durch die Suche nach somatischen Mutationen in Krebszellen konnten wir demonstrieren, dass Krebszellen bei Individuen mit derselben Krebsart und sogar innerhalb des Körpers oder des Tumors ein und desselben Individuums eine unendliche genetische Vielfalt besitzen. Es versteht sich von selbst, dass die Krebstherapie dadurch weit komplexer wird, als wir uns das vor 50 Jahren vorgestellt hatten.
Vor 50 Jahren setzte die Onkologie voll und ganz auf das Konzept, die dem Krebs zugrunde liegende Ursache sei in genetischen Mutationen zu finden, und wir, wenn wir die mutierten Gene in den Krebszellen eines Patienten oder eine spezifische Assoziation zwischen einer Mutation und einer bestimmten Art von Krebs finden könnten, auf dem Weg zu einer Heilung schon ein gutes Stück vorangekommen wären. Das war die Stelle, wo das Licht am hellsten war, also haben wir da gesucht. Und wir hatten uns auf eine Vorstellung von Biologie festgelegt, nach der die DNA unsere Zellfunktionen und damit unsere Gesundheit steuert.
Dieses Buch zeigt auf, dass diese Theorien beide auf tragischen Irrtümern basieren. Die in Krebszellen zu beobachtenden somatischen Mutationen sind das Resultat eines zellulären Verfallsprozesses, der mit Onkogenen, der DNA oder sogar dem Kern einer Zelle wenig zu tun hat. Zudem ist die Vorstellung falsch, die DNA bestimme als Mastermind das Leben der Zelle und steuere jede ihrer Aktivitäten. Vielmehr ist die DNA lediglich ein Aspekt des komplexen Lebens einer Zelle und eines Organismus. Die Wissenschaft muss unbedingt umdenken und von ihrer obsessiven Konzentration auf die DNA und ihrem genetischen Determinismus wegkommen, wenn wir je echte Fortschritte in der Prävention und Behandlung dieser verheerenden Krankheit machen wollen.
Wie war es überhaupt möglich, dass unsere Bundesregierung, unsere akademischen Institutionen und riesigen Forschungsunternehmen Milliarden von Dollar in die Verfolgung einer mit Fehlern behafteten Theorie dieser Krankheit pumpten? Ich weiß, das klingt unwahrscheinlich, ja sogar unmöglich. Aber versuchen Sie, Ihre Zweifel lange genug hintanzustellen, um sich die Resultate von 50 Jahren intensiver Forschung und die kläglichen Statistiken zur Chemotherapie vor Augen zu halten, und fügen Sie dem noch Folgendes hinzu: Bei der Mehrzahl der häufigeren Krebsarten – Brust-, Prostata- und Bauchspeicheldrüsenkrebs – hat die bereits 50 Jahre währende Suche nach Onkogenen zu keinerlei Änderungen bei der Behandlung geführt. Wir leben nicht in einer Zeit bio-individualisierter, auf Onkogenen basierender Therapien, sondern arbeiten immer noch mit derselben alten Triade: Entfernen (Operation), Verbrennen (Bestrahlung) oder Vergiften (Chemotherapie). In kaum einem Fall wird Krebs auf eine Weise behandelt, die von unserer Suche nach den Onkogenen inspiriert wäre. Mit anderen Worten, das Onkogen hat therapeutisch gesehen in keiner Weise gefruchtet. Wir sollten uns also fragen – und müssen das auch –, ob wir auf dem richtigen Weg sind.
Zugegebenermaßen sind besonders in den letzten 10 Jahren zahlreiche neue Verfahren zur Behandlung von Krebserkrankungen auf den Markt gekommen. Bei den meisten von ihnen handelt es sich um sogenannte »zielgerichtete Therapien«, die genau gegen eines oder mehrere der besprochenen Onkogene gerichtet sind. Angeblich befinden wir uns dank dieser neuen zielgerichteten Therapien unmittelbar vor einem Durchbruch in der Krebsbehandlung. Aber was zeigen die Studien zu diesen bahnbrechenden Therapien tatsächlich?
Ein im Jahr 2017 im JAMA Oncology publizierter Artikel legte einige erstaunliche Schlussfolgerungen vor. Von 69 neuen Krebsmedikamenten, die zwischen 2003 und 2013 zugelassen wurden, verlängerten nur 43 Prozent die Überlebenszeit um 3 Monate oder mehr, bei 11 Prozent waren es weniger als 3 Monate, bei 15 Prozent war die Überlebenszeit unbekannt, und 30 Prozent verlängerten die Überlebenszeit gar nicht. 2 Zudem wurden 45 Prozent dieser Medikamente mit einer geringeren Sicherheit für die Patienten in Verbindung gebracht. 3
Eine 2017 im British Medical Journal (BMJ) veröffentlichte Studie über den Nutzen hinsichtlich Überlebenszeit und Lebensqualität durch 48 in Europa von der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) zwischen 2009 und 2013 zugelassene Krebsmedikamente kam zu ähnlichen Schlüssen: »Diese systematische Evaluierung der onkologischen Zulassungen durch die EMA im Zeitraum 2009 – 2013 zeigt, dass die meisten Arzneimittel ohne belegten Nutzen hinsichtlich der Überlebenszeit oder der Lebensqualität auf den Markt kamen. Mindestens 3,3 Jahren nach Markteinführung fand sich immer noch kein schlüssiger Nachweis, dass diese Medikamente bei der Mehrzahl der Krebsindikationen das Leben entweder verlängerten oder verbesserten. Verlängerte Überlebenszeiten im Vergleich zu existierenden Therapieoptionen oder Placebos waren häufig marginal.« 4