Kreuz und quer durch Freiburg - Arndt Spieth - E-Book

Kreuz und quer durch Freiburg E-Book

Arndt Spieth

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Beschreibung

Freiburg, die lebendige Großstadt in Schwarzwaldnähe, bietet einen enorme Lebensqualität. Arndt Spieth führt die Besucher kreuz und quer durch die Green City, die mit dem Münster, den Bächle, einer reizvollen Gastronomie und einer malerischen Stadtlandschaft eine Menge lohnender Ziele aufweist. Der Band bietet alle Tipps für genussvolle Stadtwanderungen an der Dreisam, also gute Vorraussetzungen, um Freiburg genüsslich zu erwandern.

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Arndt Spieth, Jahrgang 1962, studierte in Tübingen und Durham Diplom-Geographie mit Botanik und Geologie. Er lebt und arbeitet als freier Autor in Tübingen. Für seine Bücher fotografiert er auch selbst – mit Hingabe und Begeisterung.

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© 2019 by Silberburg-Verlag GmbH, Schweickhardtstraße 5a, D-72072 Tübingen.

Alle Rechte vorbehalten.

Umschlaggestaltung: Anette Wenzel, Tübingen unter Verwendung einer Fotografie von Arndt Spieth.

Satz: Silke Schüler, München.

Lektorat: Michael Kohler, Karlsruhe.

Bildnachweis: Fotos auf Seite 11, 15, 16: gemeinfrei.

Alle anderen Bilder stammen vom Autor.

Kartographie: Heidi Schmalfuß, München.

Printed in Italy by Printer Trento S. r. l.

ISBN 978-3-8425-2130-8

eISBN 978-3-8425-1853-7

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Arndt Spieth, Jahrgang 1962, studierte in Tübingen und Durham Diplom-Geographie mit Botanik und Geologie. Er lebt und arbeitet als freier Autor in Tübingen. Für seine Bücher fotografiert er auch selbst – mit Hingabe und Begeisterung.

Inhalt

VORWORT

Freiburg entdecken und erleben

EINLEITUNG

Kurze Stadtgeschichte

TOUR 1 WISSEN, ZÜNDSTOFF, NEUE MITTE

Forschertour durch die westliche Altstadt

TOUR 2 BRUNNEN, MÜNSTER, HEXENJAGD

Entdeckertour durch die östliche Altstadt mit dem Münsterplatz

TOUR 3 GERBER, FÄRBER, BADEFREUDEN

Rundgang durch die Schneckenvorstadt, Gerber-, Fischer- und Oberau

TOUR 4 KANONEN, TÜRME, TECHTELMECHTEL

Kleine Expedition zum Schlossbergturm

TOUR 5 GNOME, DOM UND WIDERSTAND

Entdeckungsreise durch das Altbauparadies Wiehre

TOUR 6 HANSEATEN, WALLFAHRT, HEXENHÄUSLE

Von der Unterwiehre zum Lorettoberg

TOUR 7 WONNE, RIESEN, NONNEN

Von der Wonnhalde nach Günterstal

TOUR 8 EREMITEN, MOST UND KOHLEWALD

Von Günterstal über St. Valentin in die Unterwiehre

TOUR 9 AMÖBE, DIVA, SONNENTURM

Rundgang durch Freiburgs grüne Ideenschmiede Vauban

TOUR 10 KULTUR, KIRCHENBAU, KLIMPERKÄSTEN

Rundgang durch den Stühlinger

TOUR 11 GRÜNKEIL, BETON, TIEROASE

Spaziergang vom Stadtteil Rieselfeld zum Mundenhof

TOUR 12 TEMPEL, LICHTTURM, TRAUM VOM FLIEGEN

Wanderung vom Seepark nach Herdern

TOUR 13 KNAST, WEIN, TOTENTANZ

Kontrastreicher Rundgang durch die Stadtteile Neuburg und Herdern

TOUR 14 WELLEN, KUNST UND BURGRUINE

Rundwanderung von Zähringen hoch zur Zähringer Burg

ANHANG

Informationen von A bis Z

WICHTIGE ADRESSEN UND HINWEISE

WICHTIGE INTERNETADRESSEN

EINKAUFEN IN FREIBURG

GESCHENKE, KURIOSES

WOHNINTERIEUR, DESIGN

NATURKOST- UND BIOLÄDEN, FAIRER HANDEL

FAHRRADFAHREN

FESTE UND VERANSTALTUNGEN RUND UMS JAHR

GÄRTEN UND PARKS UND SONNENPLÄTZE

GASTRONOMIE IN FREIBURG

RESTAURANTS, WEINSTUBEN

KINDERPROGRAMM (KLEINE AUSWAHL)

KINOS

KULTURZENTREN

KUNSTGALERIEN

MÄRKTE, WOCHENMÄRKTE

MESSE

MUSEEN

MUSIK, KONZERTE

NIGHTLIFE – BARS, KNEIPEN, PUBS

DISKOTHEKEN, CLUBS

ÖPNV – STADTBAHNEN UND BUSSE

SPORT UND FREIZEIT

STADTFÜHRUNGEN

TAXIS

THEATER & BÜHNEN

UNTERKUNFT, ÜBERNACHTEN IN FREIBURG, CAMPING

VORWORT

Freiburg entdecken und erleben

Fragt man die Deutschen, würden viele am liebsten in Freiburg leben. Die südlichste deutsche Großstadt begeistert durch ihr buntes Flair und ihre quirlige Lebendigkeit. Viele, die hierherkommen, wollen auch hier bleiben. Freiburg verbindet auf wunderbare Weise kleinstädtische Behaglichkeit und badisches Savoir-vivre mit großstädtischem Kulturangebot und weltoffener Atmosphäre – und das Ganze wird dazu noch garniert mit ökologischer Nachhaltigkeit. Auch architektonisch bietet Freiburg eine Menge: Neben den historischen Bauten in der Altstadt ist die Stadt auch ein Zentrum des Jugendstils und Mekka für Kunstinteressierte und wer durch Freiburg schlendert, entdeckt überall imponierende Baukunst aus unterschiedlichsten Epochen. Die Metropole im Breisgau verfügt darüber hinaus über eine erstklassige Gastronomie und ein breites kulturelles Angebot. Ihre Lage im Dreiländereck in unmittelbarer Nachbarschaft zu Frankreich, der Schweiz und dem Schwarzwald ist ein weiterer großer Pluspunkt und trägt zur hohen Lebensqualität bei. Die Ausläufer des Schwarzwaldes reichen bis in die Innenstadt und grüne Paradiese schaffen so an vielen Stellen herrliche Aussichtspunkte.

Freiburgs neue Mitte: Platz der Alten Synagoge

In der City gehen Wohnbebauung und Natur an vielen Stellen eine wunderbare Symbiose ein. Lauschige Stadtgärten, grüne Fassaden und Dächer und nicht zuletzt die überall munter plätschernden »Bächle« schaffen die Voraussetzungen für ein angenehmes Wohnen oder einen erholsamen Stadturlaub.

Wichtige Verbindung nach Westen: Wiwilibrücke

Das Klima im Oberrheintal ist ausgesprochen mild, im Hochsommer auch heiß. Durch den von Osten her durchs Dreisamtal abends »einbrausenden« Kaltluftstrom »Höllentäler« sinken im Sommer die Temperaturen nachts angenehm ab. In den letzten Jahrzehnten hat sich Freiburg außerdem zur deutschen Ökohauptstadt gemausert. Immer wieder entstehen neue kreative Gebäude und experimentelle Wohnquartiere mit richtungsweisender Technologie.

Mit diesem Stadtführer erkunden wir diese exzentrische Großstadt intensiv per pedes. Wir wandern durch die schönsten Jugendstilquartiere und spannendsten Ökosiedlungen, spazieren durch herrliche Parks, enge Altstadtgassen, Industrieviertel oder Schwarzwaldtälchen und streifen durch die coolsten Szene- und mondänsten Villenviertel. Es ist für jeden etwas dabei, denn die Szenerie wechselt hier oft ganz plötzlich und um die nächste Ecke lauert schon das nächste Highlight. Langeweile ist hier Fehlanzeige! Entdecken macht durstig und belebt den Gaumen – und wenn möglich sind gute Lokale und kuschelige Cafés entlang der Route eingeplant. Ich selbst wandere immer wieder gerne auf unterschiedlichsten Pfaden durch die Dreisam-Metropole und viele meiner Lieblingsorte habe ich in dieses Buch eingearbeitet. Wer die facettenreiche Stadt einmal erlebt hat, den zieht es immer wieder hierher …

Arndt Spieth

EINLEITUNG

Kurze Stadtgeschichte

Von der Stadtgründung bis zum Dreißigjährigen Krieg

Die Geschichte Freiburgs gewinnt an Fahrt, als 1091 Zähringer Herzog Bertold II. auf dem heutigen Schlossberg sein Schloss bauen lässt und am Kreuzungsknoten zweier wichtiger Handelsstraßen die Siedlung »Friburch« gründet. Sein Sohn Konrad verleiht ihr 1120 das Markt- und Stadtrecht. Die Stadt wird durch die perfekte Lage an den Handelsstraßen und nahen Silberminen am Schauinsland reich, was immer mehr Menschen in die Stadt lockt. Knapp 80 Jahre später veranlasst der letzte Herzog von Zähringen, Bertold V., den Baubeginn des heutigen Münsters.

Nach dem Tod des letzten Zähringers übernehmen 1218 die eng verwandten Grafen von Urach die Herrschaft und nennen sich fortan Grafen von Freiburg.

Gerichtslaube: erstes Rathaus und Ort des Reichstags

Freiburg im Jahre 1644, Stich von Matthäus Merian

Im Jahre 1235 lehrt der bedeutende Kirchenlehrer Albertus Magnus in Freiburg. 24 Jahre später wird die Hosanna, die älteste noch existierende Münsterglocke, gegossen. Nach kriegsähnlichen Querelen mit den verschwendungssüchtigen Freiburger Grafen, bei denen die tobenden Untertanen das Schloss schließlich völlig demolieren, ist das Verhältnis zwischen den Herren und der Stadt zerrüttet. 1368 kauft sich die Freiburger Bürgerschaft von der Herrschaft des ungeliebten Egino III. frei und unterstellt sich dem Schutz der Habsburger.

In der Schlacht von Sempach siegen die Schweizer Eidgenossen 1386 gegen den österreichischen Herzog und töten dabei einen Großteil des Freiburger Adels. Daraufhin übernehmen die Zünfte das Regiment.

Im Jahre 1417 verhilft Herzog Friedrich IV. von Habsburg dem auf dem Konzil von Konstanz abgesetzten Papst Johannes XXIII. (Gegenpapst) zur Flucht nach Freiburg. Johannes wird jedoch festgenommen und König Sigismund verhängt daraufhin die Reichsacht über die Habsburger. Freiburg und der Breisgau fallen an das Reich und kommen erst nach Aufhebung der Acht 1427 wieder zurück an Habsburg. Drei Jahre zuvor haben die Freiburger ein Stadtverbot für Juden verhängt, und erst ab 1809 dürfen Juden in der Stadt wieder Handel treiben. 1457 stiftet Erzherzog Albrecht IV. die Freiburger Universität.

1497/98 tagt in der Gerichtslaube der Reichstag unter Kaiser Maximilian I. zusammen mit den Reichsfürsten und Adeligen aus ganz Europa.

Im gleichen Jahr beginnen am Oberrhein mit der Bundschuh-Bewegung die Bauernkriege, doch der Aufstand bei Freiburg unter Joß Fritz wird verraten. 1513 wehren die Freiburger einen Angriff der Bundschuhbauern ab. 1520 spricht sich die Stadt gegen die Reformation aus und wird daraufhin Zufluchtsort von Erasmus von Rotterdam und dem Basler Domkapitel.

1536 ist mit der Vollendung des Hochchors der Bau des Münsters weitgehend abgeschlossen. Wenige Jahre danach erreicht der wachsende Hexenwahn in Europa auch Freiburg. Er kostet in den Jahren zwischen 1550 und 1628 131 Freiburgerinnen und Freiburgern das Leben. 1620, kurz nach Beginn des Dreißigjährigen Krieges, übernehmen die Jesuiten im Zuge der Gegenreformation die Freiburger Universität. Im Jahre 1632 besetzen protestantische Schweden unter General Horn die Stadt, 1638 werden sie von den Franzosen abgelöst. 1644 kommt es am Schlierberg, dem heutigen Lorettoberg, zur Rückeroberung durch die mit den Habsburgern verbündete kaiserlich-bayrische Armee unter den Generälen Franz von Mercy und Jan van Werth. Mit dem Westfälischen Frieden verliert Habsburg seine elsässischen Besitzungen, behält aber Freiburg und den Breisgau.

Vom westfälischen Frieden 1644 bis zur Gründung des Großherzogtums Baden

Da Frankreich unter Ludwig XIV. einen starken Expansionsdrang nach Osten entwickelt, bekommt Freiburg für die Habsburger nun den Status einer Frontstadt und wird 1651 zur Hauptstadt Vorderösterreichs erklärt. Trotz der strategischen Lage wird Freiburg 1677 überraschend von den Franzosen eingenommen. Um eine Rückeroberung durch die Habsburger zu verhindern, lässt Ludwig XIV. die Stadt durch den Militärarchitekten Sébastien le Prestre de Vauban zu einer starken Festung ausbauen.

Im Frieden von Rijswijk 1697 wird festgelegt, dass Ludwig XIV. die im Elsass besetzten Gebiete behalten darf, aber Freiburg und Breisach an die Habsburger zurückgeben muss. 1713, in der Endphase des Spanischen Erbfolgekriegs, besetzt die französische Armee Freiburg erneut. Durch den Frieden von Rastatt 1714 kommt Freiburg jedoch wieder an Habsburg. Im zweiten Österreichischen Erbfolgekrieg erobern französische Armeen im Jahr 1744 letztmalig die Stadt. Als die französischen Truppen im April 1745 Freiburg räumen müssen, legen sie die gesamten Festungsanlagen Vaubans in Schutt und Asche.

Zerstörte Macht: Überbleibsel von Vaubans Festungsanlage

1770 wird die österreichische Erzherzogin Marie-Antoinette auf ihrem Weg nach Frankreich zur Vermählung mit Ludwig XVI. von den Freiburgern begeistert empfangen. Mit dieser Hochzeit erhofft man sich den lang ersehnten Frieden zwischen den beiden feindlichen Lagern. Wenige Jahre später beginnt in Frankreich die Revolution, und 1796 nehmen französische Revolutionstruppen Freiburg ein. Nach drei Monaten vertreibt Erzherzog Karl die neuen Beherrscher der Stadt. Im Pressburger Frieden (1805) ordnet Napoleon Mitteleuropa neu. Das bisher habsburgische Freiburg, der Breisgau und die Ortenau werden an das neu entstandene Großherzogtum Baden angegliedert. Das seit 1520 in Freiburg durch Ulrich Zasius eingeführte Stadtrecht wird nun durch das Badische Landrecht abgelöst. Die Schlussakte des Wiener Kongresses bestätigt 1815 den Verbleib Freiburgs bei Baden, obwohl sehr viele Freiburger der »milden österreichischen Hand« nachtrauern.

Anfang des 19. Jahrhunderts wird das seit 600 nach Christus bestehende Bistum Konstanz aufgelöst und 1827 Freiburg als Sitz des neuen Erzbistums für das Oberrheingebiet ausgewählt. 1845 fahren die ersten Züge auf der neuen Bahnstrecke nach Offenburg.

Infotafel zur Revolution 1848/49 bei Günterstal

Von der Revolution 1848 bis zum Ende des Ersten Weltkriegs

Die Revolution von 1848 entlädt sich im Südwesten Deutschlands besonders heftig, obwohl Baden 1818 während der Restauration eine der liberalsten Verfassungen in Europa eingeführt hat. In Freiburg kommt es zu blutigen Barrikadenkämpfen, an denen sich neben badischen Regierungstruppen auch hessische Verbände beteiligen.

Mit der Reichsgründung unter Bismarck von 1871 und dem damit verbundenen Anschluss von Elsass-Lothringen beginnt in Freiburg ein kräftiger Wirtschaftsaufschwung. Unter Oberbürgermeister Otto Winterer werden nördlich und südlich der Altstadt prächtige neue Stadtteile mit schönen Jugendstilgebäuden gebaut. An den Rändern der Stadt entstehen Fabriken und Arbeiterquartiere.

Im Februar 1900 kann sich Johanna Kappes nach hartem Kampf als erste deutsche Studentin an der Freiburger Universität immatrikulieren. 1901 rumpelt die erste elektrische Stadtbahn durch Freiburgs Innenstadt. Im Ersten Weltkrieg wird die Stadt Ziel von 25 Luftangriffen. Nach dem verlorenen Krieg ist die Bahnlinie Basel–Mannheim jahrelang unterbrochen. Die Anbindung Elsass-Lothringens an Frankreich trifft Freiburg außerdem wirtschaftlich hart.

Die Fabrikanlage der berühmten Musikautomatenfirma Welte

Weimarer Republik, Nationalsozialismus und Zerstörung

Zwei der Reichskanzler der Weimarer Republik stammen aus Freiburg (Constantin Fehrenbach und Joseph Wirth). 1933 steigt die Arbeitslosigkeit in Freiburg auf über 18 Prozent. Bei der letzten freien Reichtagswahl erhält die NSDAP in Freiburg 35,8 Prozent der Stimmen. Unter dem Rektorat Martin Heideggers wird die Universität gleichgeschaltet. Am 9. November 1938 stecken Nationalsozialisten die Synagoge beim Werthmannplatz in Brand, die jüdischen Männer werden für sechs Monate nach Dachau deportiert. 1940 werden alle hier verbliebenen Juden mit dem Sammeltransport ins südfranzösische Konzentrationslager Gurs verschleppt.

Verkehrsschild am Platz der Alten Synagoge

Am 10. Mai 1940 bombardieren Flugzeuge der deutschen Luftwaffe versehentlich die Stadt. 57 Menschen finden den Tod. Der Vorfall wird durch die NS-Propaganda ausgeschlachtet und den Alliierten angelastet. Am Abend des 27. November 1944 zerstören 351 britische Bomber innerhalb von 23 Minuten mit Abwurf von rund 20 000 Bomben große Teile Freiburgs. Tausende verlieren ihr Leben oder werden verletzt. Wie durch ein Wunder bleibt das Münster fast unversehrt.

Blick auf die zerstörte Freiburger Innenstadt im Jahr 1945

Nach dem Zweiten Weltkrieg

Im April 1945 besetzen die Franzosen die Stadt und halten hier im Oktober mit General de Gaulle eine Siegesparade ab. Infolge der Aufteilung Deutschlands in verschiedene Besatzungszonen wird Freiburg 1946 Hauptstadt des Landes Südbaden, das nun zur französischen Zone gehört. 1946 wird Leo Wohleb zum badischen Staatspräsidenten gewählt. Nach der 1951 durchgeführten Volksabstimmung in den drei Ländern (Nord-)Württemberg-Baden, Württemberg-Hohenzollern und (Süd-)Baden kommt es 1952 zur Bildung des neuen Bundeslandes Baden-Württemberg mit Stuttgart als Landeshauptstadt. Die Studentenunruhen der späten 1960er-Jahre stoßen auch in Freiburg auf starke Resonanz. Das gewachsene politische Bewusstsein führt in den 1970er-Jahren zur Beteiligung vieler Freiburger am erfolgreichen Widerstand gegen das geplante Atomkraftwerk Wyhl. Im Gefolge dieser Ereignisse entwickeln sich in der Stadt eine starke autonome Szene und ein breites ökologisch orientiertes Spektrum. Freiburg wird zu einer Hochburg der neu gegründeten Grünen und bekommt bald den Ruf der deutschen Ökohauptstadt. Auch wissenschaftlich und wirtschaftlich entwickelt sich in Freiburg ein Klima, das der Stadt eine führende Rolle als Umweltstadt verschafft.

1978 ist der Wiederaufbau der Altstadt, 34 Jahre nach der Zerstörung, weitgehend abgeschlossen. Die Wiederherstellung des Stadtbilds gilt als vorbildlich. 1980 kommt es infolge Wohnraummangels durch Mitglieder der autonomen Szene und Studenten zu zahlreichen Besetzungen von leerstehenden Häusern in der Stadt. 1986 ist die Stadt Gastgeberin der siebten Landesgartenschau Baden-Württembergs. Dadurch werden die westlichen Stadtteile um den Flückinger See erheblich aufgewertet. Die Attraktivität Freiburgs führt zu einem immer stärkeren Bevölkerungszuwachs, der die Entstehung neuer Wohngebiete notwendig macht. 1992 wird in Freiburg im Christaweg 40 das erste Solarhaus Deutschlands mit hundertprozentiger Vollversorgung aus Sonnenenergie gebaut.

Eyecatcher am Hauptbahnhof: Solartower mit 240 Solarmodulen

1993 erfolgt am westlichen Stadtrand der Spatenstich für den Stadtteil Rieselfeld.

Durch die Auflösung der französischen Garnison 1992 entsteht ab 1995 auf einem verlassenen Kasernengelände der Stadtteil Vauban. 1996 überschreitet die Stadt die Zahl von 200 000 Einwohnern. Im selben Jahr wird das neue Konzerthaus der Öffentlichkeit übergeben.

2002 wird mit Dieter Salomon, der seinen langjährigen Vorgänger Rolf Böhme (SPD) ablöst, erstmals ein Oberbürgermeister aus den Reihen der Grünen gewählt. 2006 baut Freiburg seine Vorreiterrolle als Umwelthauptstadt immer weiter aus und übernimmt wieder die Spitze der Solarstrom produzierenden Städte in Deutschland. Besonders der Stadtteil Vauban gerät durch den Klimawandel ins Interesse der internationalen Medien.

2007 feiert die Albert-Ludwigs-Universität mit zahlreichen Veranstaltungen ihr 550-jähriges Jubiläum. Im Zuge des G8-Gipfels in Heiligendamm reisen zahlreiche Reporter aus der ganzen Welt nach Freiburg, um hier von Lösungswegen aus der Klimakrise zu berichten. Die Stadt nennt sich fortan »Green City«. Freiburg erlebt in diesem Jahr einen außergewöhnlichen Touristenboom und will nun sein umweltpolitisches Image stärker international vermarkten. Bis 2050 will die Stadt klimaneutrale Kommune werden.

2008 wählen Organisatoren der Weltausstellung 2010 in Shanghai den Freiburger Stadtteil Vauban als ein »Best Practice Example« für das EXPO-Motto »Better City – Better Life« aus.

In der Wonnhalde wird das Wald-Haus als Wissens- und Pädagogikzentrum für Wald und Nachhaltigkeit gebaut. 2018 wird weiter an dem neuen Stadtteil Dietenbach vis-à-vis vom Rieselfeld geplant. Hier sollen 12 500 Menschen leben. Weitere Stadterweiterungen werden geprüft, weil immer mehr Menschen nach Freiburg ziehen. 2018 wird Dieter Salamon nach 16 Jahren abgewählt und der parteilose Martin Horn wird neuer Oberbürgermeister.

TOUR 1 WISSEN, ZÜNDSTOFF, NEUE MITTE

Forschertour durch die westliche Altstadt

Tourbeginn und -ende:Martinstor, Stadtbahnhaltestelle Holzmarkt (Linien 2, 3) oder Stadtbahnhaltestelle Bertoldsbrunnen (Linien 1, 2, 3, 4) in der Kaiser-Joseph-Straße

Streckenlänge:circa 2,8 Kilometer

Höhenunterschied:7 Meter

Einkehrmöglichkeiten:Entlang der Tour gibt es zahlreiche Cafés und Restaurants.

Dieser spannende Rundgang führt uns durch die facettenreiche westliche Altstadt mit dem Rathaus, dem Bahnhofsareal und dem Herz der Universität. Wir treffen dabei auf neue Prestigebauten, streifen durch alternative Wohnviertel und landen direkt in Freiburgs neuer Mitte.

Wir beginnen unsere Tour am Martinstor. Das Martinstor thront sozusagen direkt über der Kaiser-Joseph-Straße, und die »Kajo« ist unbestritten die wichtigste Geschäftsmeile der Innenstadt. Ursprünglich verlief hier eine von Italien bis in die Niederlande führende Handelsstraße, die sich beim Bertoldsbrunnen mit der Salzstraße kreuzte. Lange Zeit wurde auf der früher als »Große Gass« bezeichneten Straße Markt abgehalten, auf dem auch die durchziehenden Händler ihre unterschiedlichsten Waren feilboten. Heute ist der Bereich ums Martinstor einer der belebtesten Orte Freiburgs. Hier treffen sich von Osten her das Martinsgässle, wegen seiner Kneipen und Zugang zur Markthalle auch »Fressgässle« genannt, die Gerber- und Fischerau und von Westen her die Metzgerau, Mehlwaage und Humboldtstraße mit der eh schon wuseligen Kaiser-Joseph-Straße mit ihren vielen Schnellimbissen und Fastfood-Ketten.

Das Martinstor ist ein echter Hingucker. Nachdem im 19. Jahrhundert die umliegenden Häuser immer höher wurden, beschloss der Stadtrat, das 1202 entstandene Tor, anstatt es abzureißen, von 20 auf 63 Meter zu erhöhen, was ihm heute seine imposante Höhe verleiht. Wir gehen nach Norden und biegen an der nächsten Kreuzung nach links in die Löwenstraße ein. An der Ecke zur Niemensstraße befindet sich das bekannteste Jugendstilhaus in Freiburgs Altstadt. Die sehr eigenwillig von den Architekten Arthur Levi und Hermann Schupp gestaltete Fassade von 1905–1908 wird von außergewöhnlichen Figuren bewacht. In der Mitte des ersten Obergeschosses stützt der flötenspielende Pan, zusammen mit zwei teilweise entblößten Frauen, den darüber liegenden Balkon. Etwas unterhalb des Giebels tragen rechts und links zwei nackte Atlasfiguren die Weltkugel im Nacken.

Blickfang am Rand der Freiburger Altstadt: das Martinstor

Wir gehen nun rechts durch die belebte Niemensstraße mit ihren Cafés, Kneipen und kleinen Läden und kommen dabei an Universitätsgebäuden der Geisteswissenschaften und dem früher zum Kloster St. Peter gehörenden Petershof aus dem 16. Jahrhundert vorbei. Durch ihre universitätsnahe Lage ist die auch tagsüber recht quirlige Straße ein beliebter Treff für Studierende. Gegenüber der querenden Bertoldstraße folgen wir der Brunnenstraße und kommen am Komplex der Alten Universität mit der Universitätskirche vorbei.

Die 1683 bis 1700 im Zuge der Gegenreformation erbaute barocke Kirche brannte 1944 aus und wurde 1957 bis 1958 vereinfacht wieder hergestellt. In dem ganz in Weiß gehaltenen Inneren fällt dem Besucher sofort die 1988 im Altarraum aufgestellte raumhohe Plastik des Künstlers Franz Gutmann ins Auge. Ein unbehandelter rostiger Stahlträger, an dem ein 5,65 Meter hoher Monolith aus Holz aufgehängt ist, der aus einer Eiche des Freiburger Stadtwaldes herausgearbeitet wurde. Eine eigenwillige, nicht unumstrittene Kreuzigungsdarstellung, bei der der fehlende Querbalken lediglich durch zwei Befestigungsanker angedeutet wurde. Der Kopf ist völlig von einer martialischen Dornenkrone umschlungen. Das ausdrucksstarke Werk steht im harten Kontrast zu den unschuldig dreinschauenden Barockputten an den Wänden.

Wissen, Frauen, Weltenplan: Geschichte der Universität Freiburg

Wie nur wenige deutsche Universitätsstädte ist Freiburg eine wirkliche Studentenstadt. Jeder sechste Freiburger ist an der Universität immatrikuliert, und viele ehemalige Studierende sind nach ihrem Studium hier geblieben. Freiburg wurde und wird sehr durch seine Universität geprägt und es lohnt sich, einen genaueren Blick auf ihre Geschichte zu werfen.

An der durch Erzherzog Albrecht VI. von Österreich neu gegründeten Universität wird 1460 mit den Vorlesungen der vier klassischen Fakultäten Theologie, Jura, Medizin und Philosophie begonnen. 1620 übernehmen die Jesuiten die Philosophische und die Theologische Fakultät. Infolge der französischen Besetzung der Stadt kommt es 1677 zur Spaltung. In Freiburg bleibt eine städtisch-französische Universität, während die vorderösterreichische Universität bis 1698 in Konstanz residiert. 1773 wird der Jesuitenorden aufgelöst und seine Gebäude werden von der Universität einkassiert. 1791 wählt man mit Johann Georg Jacobi auch noch den ersten protestantischen Uni-Rektor, für konservative Katholiken ein Schock. Die Universität ist auf dem besten Weg, sich zu einer offeneren Bildungseinrichtung zu entwickeln. Großherzog Ludwig von Baden sorgt im Jahr 1818 für den Fortbestand der Universität und drängt auf die Öffnung für beide Konfessionen. Zum Dank nennt sich die Albertina seither Albert-Ludwigs-Universität. Im Februar 1900 immatrikuliert sich Johanna Kappes nach hartem Kampf als erste Studentin an der medizinischen Fakultät in Freiburg. Bisher ein Unikum im Reich. Im Mai 1933 wird der Philosoph und Autor des bekannten Werks »Sein und Zeit« Martin Heidegger zum Rektor ernannt, und wie überall im Reich werden alle jüdischen Hochschullehrer infolge des Gesetzes zur Wiedereinführung des Berufsbeamtentums entlassen. 1934 legt Heidegger sein Amt als Rektor nieder. In der Folgezeit isoliert sich das Mitglied der NSDAP an der Universität immer mehr, und er wird von einem NS-Psychologen als »einer der größten Wirrköpfe und ausgefallensten Eigenbrötler« bezeichnet. Nur wenige Universitätsangehörige wagen wie der Direktor der Pathologie Franz Büchner oder Mitglieder des Freiburger Kreises den offenen Widerstand. Büchner tritt 1941 nach öffentlichem Protest im Hörsaal gegen das »Euthanasieprogramm« von seinem Amt zurück.