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Treppauf, treppab: Wie viele Freilufttreppen, »Stäffele« genannt, Stuttgart wirklich hat, weiß niemand so genau. Einst dienten die Treppen als Zugang zu den Weinbergen. Heute sind sie Teil der Stadtwanderungen dieses Tourenführers. Er bringt Stuttgarter und Stadtbesucher kurzweilig zu den architektonischen Highlights der Kesselstadt, führt sie am Neckar entlang, hinauf in die bewaldeten Höhen und lotst sie ortskundig zu sehenswerten Aussichten.
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Seitenzahl: 153
Touren für Entdecker
Spannende Touren im Grünen, am Wasserund zu kulturellen Highlights
Exklusiv für Sie als Leser:
MIT GPS-DATEN ZUM DOWNLOAD
unter: gps.bruckmann.de
Tourenüberblick
Wälder, Weinberge, Stäffele
Der Süden
1Von Degerloch übers Teehaus zum Marienplatz
Villen- und Altbauparadies im Süden
2Vom Wilhelmsplatz zum Marienplatz
Stuttgarts Wohnzimmer der Belle Époque
3Durchs Lehenviertel zum Haigst
Mammutbäume, Traumblick und Wohnwunder
4Vom Marienplatz zur Schwälblesklinge
Weitblick, RAF und Moosklinge
5Vom Marienplatz zum Schnarrenberg
Weinbergtradition und buntes Heslach
6Von Heslach durch die Baumreute zum Blauen Weg
Villen, Tunnelwunder und Panoramapfad
7Vom Erwin-Schöttle-Platz und Südheim zum »Eiernest«
Arbeiterquartiere mit Charme
8Von Kaltental nach Sonnenberg
Durch den waldreichen Südwesten
9Über die Elsenbachklinge nach Dachswald
Vorstadtidyll und Traditionsbiergarten
Der Westen
10Vom Feuersee zur Karlshöhe
Stuttgarts faszinierender Millionärshügel
11Von der Schwabstraße auf den Monte Scherbelino
Trümmerschutt und Kesselblick
12Von Botnang zur Solitude
Schlösschen, Pagode und Bärensee
Der Norden
13Vom Hölderlinplatz zum Chinesischen Garten
Durchs Häusermeer in den mondänen Norden
14Vom Killesberg nach Feuerbach
Über die Nobelhöhe ins Industriestädtle
15Vom Europaviertel zur Weißenhofsiedlung
Ideenschmieden und UNESCO-Welterbe
16Vom Nordbahnhof zum Kulturschutzgebiet
Parks, Gleise und streitbare Avantgarde
17Durchs Birkendörfle zum Bismarckturm
Wohnparadiese mit Traumblick am Gähkopf
18In und um Zuffenhausen
Vorstadtcharme und Porschetempel
Der Osten
19Von Cannstatt übers Römerkastell zum Pragsattel
Reiterkaserne, Weinberge und Weitblick
20Vom Augsburger Platz zur König-Karl-Brücke
Bad Cannstatt mit seinen Kuranlagen und der mittelalterlichen Altstadt
21Vom Neckartor zum Schloss Rosenstein
Japangarten, Ostheim und Schlossgarten
22Vom Schlachthofviertel zur Gänsheide
Gaisburger Marsch und Bubenbad
23Von der Geroksruhe über Gablenberg zum Eugensplatz
Berg- und Talwanderung um die Gänsheide
24Schlossplatz, Villa Reitzenstein und Altstadt
Wanderung zu alten und neuen Residenzen
25Über die feine Uhlandshöhe nach Ostheim
Villen, Parks und Wohnkolonien
26Rundwanderung um Sillenbuch
Eichen, Aussicht, Revoluzzerparadies
27Von der Dobelstraße über Frauenkopf nach Gaisburg
Durch den schönen Südosten der Stadt
28Von Wangen nach Hedelfingen
Auf Wandelwegen durch alte Weinberge
29Von Untertürkheim nach Rotenberg
Durchs Weinparadies zu Saluccis Meisterwerk
30Von Obertürkheim über die Katharinenlinde nach Uhlbach
Weinromantik auf Genießerpfaden
Zugabe
Register
Impressum
4Wildnis in Stuttgart: Schwälblesklinge
10Zauberhafte Karlshöhe: Athenebrunnen
26Tief durchatmen im Eichenhain
29Stuttgarter Weinromantik: Stadtteil Rotenberg
Stuttgart ist vielfältig und faszinierend, und wer’s so nicht kennt, der sollte sich auf den Weg machen und die Stadt beim Wandern entdecken. Wie keine zweite deutsche Großstadt erstreckt sich Stuttgart über eine reich gegliederte Landschaft mit bewaldeten Höhenzügen und tief eingegrabenen Tälern. Die Landesmetropole mit ihren facettenreichen Wohnquartieren, eingebettet zwischen den Wäldern oberhalb der mondänen Halbhöhen und den belebenden Parks, hat außergewöhnlich viel zu bieten. Auf meinen Touren erleben Sie einen charmanten Mix aus großstädtischen und dörflichen Wohnvierteln mit herrlichen Ausblicken, interessanter aktueller wie auch historischer Architektur und viel Natur.
Sie werden überrascht sein, wie viele Touren mitten im städtischen Trubel beginnen und Sie schon bald in die erholsame Natur eintauchen lassen. Reich an schönen Wanderwegen und den legendären Stäffele, Aussichtspunkten, Wäldern, Weinbergen und Wiesen, ist die Stadt selbst ihr perfektes Naherholungsgebiet – für Bewohner wie Besucher. Dieser Stadtführer wendet sich an alteingesessene und neue Kesselkinder, Bewohner der Metropolregion und einfach alle, die Stuttgart ganz neu entdecken möchten.
Alle Touren beginnen und enden an Stadtbahn- oder S-Bahnhaltestellen, damit Sie bequem und CO2-freundlich zum Ausgangspunkt zurückkommen können und kein Auto benötigen. Das öffentliche Verkehrsnetz ist sehr dicht, sodass hier keine langen Wartezeiten entstehen, und außerdem übersichtlich, sodass die Start- und Zielhaltestellen bequem gefunden werden können. Durch die zahlreichen Stadtbahn- und S-Bahnhaltestellen gibt es an vielen Stellen die Möglichkeit, die Touren vorzeitig abzubrechen, was bei Wetterumschwüngen und auftretenden Gewittern plötzlich nötig werden kann. Ich schlage in den Touren auch immer wieder kurze Varianten vor, aber werden Sie ruhig auch selbst kreativ. Nimmt man Umstiege oder einen Bus in Kauf, bieten sich oft noch weitere Möglichkeiten, die Tourenlänge dem individuellen Wanderbedürfnis anzupassen.
Biergarten auf der Karlshöhe
Wo immer möglich, schlage ich nette Einkehrmöglichkeiten vor. Hier können Sie sich zwischendurch stärken oder die Tour am Ende beim gemütlichen Kaffeeplausch oder »Vierteleschlotzen« abschließen. Natürlich warten viel mehr Einkehrmöglichkeiten entlang der Routen auf uns, sodass niemand verdursten oder verhungern muss.
Stadtwandern in Stuttgart ist zu jeder Jahreszeit ein Erlebnis: im Sommer, wenn die vielen Gärten, Parks und die Wälder auf den Höhenzügen eine angenehme Kühle verbreiten; im Herbst, wenn sich die Stadt in ein prächtiges Farbspiel kleidet und dazu einlädt, durch die leuchtenden Weinberge der Vororte zu streifen; im laubfreien Winter, wenn man an besonders vielen Stellen faszinierende Ausblicke auf »Kesseltown« und die umliegenden Höhenzüge genießt. Besonders schön ist es aber im Frühling, wenn sich Vorgärten und Parks in kleine Blütenmeere verwandeln und die Straßenbäume ihr erstes Grün entfalten.
Wandern in einer Großstadt wie Stuttgart kann man eigentlich bei jedem Wetter, wenn man die richtige Kleidung dabeihat. Rutschfeste Schuhe sind besonders auf den bei feuchtem Wetter manchmal glitschigen Stäffele zu empfehlen, sonst braucht man in der Stadt höchstens mal eine Regenjacke, Schirm oder einen zusätzlichen Pulli. Bei Gewittern sollte man die üblichen Vorsichtsmaßnahmen treffen und blitzschlaggefährdetes Gelände oder große Bäume meiden. In der City gibt es in solchen Fällen an vielen Stellen die Möglichkeit, schnell mal in ein Café, Bistro, eine Kirche oder in einen Laden zu verschwinden.
Winzeridylle pur: Weinberge um Obertürkheim
In Stuttgart findet man jede Menge öffentlicher Toiletten, z. B. an Stadtbahnhöfen und Friedhöfen, aber auch in Gaststätten oder Einkaufszentren. Sogenannte »Nette Toiletten« sind etwa an Lokalen mit einem roten Schild gekennzeichnet. Sie dürfen auch ohne vorherige Einkehr besucht werden.
Für alle in diesem Buch beschriebenen Touren steht der Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart (VVS) bereit, ob Stadtbahn, S-Bahn oder Bus. Mit der VVS-App kann man problemlos herausfinden, wo sich die nächste Stadtbahn- oder Bushaltestelle oder der nächste S-Bahnhof befindet. Ansonsten hängen an den Haltestellen in der Regel Liniennetzpläne, an denen man sich orientieren kann. Stadtbahnhaltestellen sind mit einem blauen U gekennzeichnet, deshalb spricht man auch gerne von der U-Bahn. S-Bahnhöfe erkennt man an einem großen grünen S. Wer von weiter weg anreist, kommt am Stuttgarter Hauptbahnhof, dem Nordbahnhof oder dem Bahnhof Bad Cannstatt an und steigt dort am besten auf das Stadtbahnnetz um. Die S-Bahnen haben weitere Haltestellen in der Innenstadt, von denen man zum Teil direkt mit einer Tour starten kann, oder es gibt weitere Umsteigemöglichkeiten.
Auf der Dobelstaffel
Chinesischer Garten in der Panoramastraße
Chinesische Pagode im Rotwildpark
Die Wanderwege sind meist einfach zu begehen. Trotzdem sollte man immer etwas aufpassen. Stäffele können mal rutschig sein und der allgegenwärtige Straßenverkehr erfordert immer eine gewisse Konzentration. Gibt es mal keine Autos, könnten besonders an Abfahrtsstrecken Radler mit hoher Geschwindigkeit ins Tal rasen und dabei manchmal alle Vorschriften außer Acht lassen. Auch die mittlerweile überall anzutreffenden E-Scooter verlangen von Fußgängern erhöhte Aufmerksamkeit.
Wichtige Internetadressen
www.stuttgart.de
www.stuttgart-tourist.de
www.vvs.de
Alle hier vorgeschlagenen Wanderungen eignen sich auch für Kinder. Besonders zu empfehlen sind Touren, die durch den Höhenpark Killesberg, den Unteren Schlossgarten, den Rosensteinpark mit dem für Kinder sehr interessanten Naturkundemuseum, den Bopser, die Uhlandshöhe mit dem netten Minigolf-Gärtle und die Grünanlagen am Wartberg mit Ökostation und Wasserspielplatz führen. Hier gibt es immer wieder fantasievoll angelegte Spielplätze, wobei der Höhenpark mit seinem Streichelzoo, der Killesbergbahn und Eliszis Jahrmarktstheater ein absolutes Highlight ist. Auch ein Ausflug zum Bärenschlössle mit seinen Seen und den Tiergehegen im Rot- und Schwarzwildpark ist für einen gelungen Familienausflug perfekt. Das Porsche Museum in Zuffenhausen ist bei vielen Kids ebenfalls ein angesagtes Ziel, das man durch die vorgeschlagene Tour erwandern kann. Auch eine Fahrt mit der Zahnrad- und der Standseilbahn sollte man beim einem Ausflug mit Kindern einmal gemacht haben (Tour 4), und der Birkenkopf alias Monte Scherbelino mit seinem Trümmerschutt aus dem Zweiten Weltkrieg beeindruckt Kids und Jugendliche gleichermaßen.
Karten und Stadtpläne
Wer die Touren abkürzen oder verlängern möchte, sollte zusätzlich einen Stadtplan verwenden. Neben Google Maps bietet z. B. auch die Stadt Stuttgart einen Stadtplan im Internet an (https://maps.stuttgart.de/stadtplan/). Ausgedruckte Stadtpläne verschiedener Anbieter gibt es an vielen Kiosken oder in Buchhandlungen.
Wohnen im Stuttgarter Norden
Herrlicher Ausblick von der Bopserwaldstraße
Diese immer wieder schöne Halbhöhenwanderung mit herrlichen Ausblicken führt von Degerloch durch die schönsten Villen- und Altbauviertel des Stuttgarter Südens. Es gibt zwei Varianten: Bei der kurzen fährt man mit der Stadtbahn und bei der längeren mit der Zahnradbahn zurück.
Wegecharakter
Überwiegend Asphalt und Schotter
Ausgangspunkt
Stadtbahnhaltestelle Degerloch (U5, U6, U8, U12, Zahnradbahn)
Endpunkt
Zahnradbahnhaltestelle/Stadtbahnhaltestelle Degerloch (Zahnradbahn, U5, U6, U8, U12, U25)
VVS
Man kann die Tour an der Hohenheimer Straße, Stadtbahnhaltestelle Bopser (U5, U6, U12, U25), abkürzen.
Einkehrmöglichkeit
Waldauerle am Bopser in Degerloch, Teehaus im Weißenburgpark, Café List in der Liststraße (Lehenviertel), Gasthof Lehen (Lehenviertel), Café Kaiserbau am Marienplatz
Backsteinarchitektur: Degerlocher Wasserturm
Durch Degerloch zu den SportanlagenWir starten unsere Tour an der Stadtbahnhaltestelle Degerloch und spazieren durch die Epplestraße, die quirlige Hauptgeschäftsstraße Degerlochs, in Richtung altes Dorfzentrum. Vor dem Gasthof Hirsch biegen wir nach links in die Mittlere Straße ein. In der Karl-Pfaff-Straße geht’s kurz nach links und in der Löwenstraße wieder rechts. Vorbei an älteren und neuen Villen und schönen Gärten – in Nr. 89 lebte nach dem Krieg der Bundespräsident Theodor Heuss mit seiner Frau Elly Heuss-Knapp – spazieren wir ab der Versöhnungskirche am Wald entlang. In der Ahornstraße halten wir uns links und streifen weiter zwischen gediegenen Wohnhäusern und lauschigen Gärten. In der Felix-Dahn-Straße wandern wir wieder nach rechts und erreichen das Königsträßle mit den ausgedehnten Sportzentren samt Gaststätten auf der Waldau mit dem Fernsehturm direkt dahinter. Wir gehen hier nach links und stoßen auf das Waldauerle, eine nette Einkehrmöglichkeit auf der Strecke. Im Winter ist eine Reservierung der beheizten Holzfässer zu empfehlen.
Wissenswertes
Das alte Wein- und Bauerndorf Degerloch wurde im 19. Jahrhundert zum Höhenluftkurort und war und ist bis heute eine angesagte Wohnadresse mit ausgedehnten Villenvierteln. Der Ortsname hat übrigens nichts mit einem Loch zu tun, sondern bedeutete ursprünglich »großer Wald«.
Durch den Wald in den WeißenburgparkDahinter erhebt sich seit 1912 der imposante Degerlocher Wasserturm. Wir queren die Jahnstraße und folgen dem Königsträßle durch den Wald auf dem Höhenzug des Bopsers, bis uns Fahrradschilder nach rechts Richtung »S-Zentrum« bzw. »S-Süd/Bopser« weisen. Wir folgen diesem Waldweg und erreichen die Bopserhütte mit einem großen Waldspielplatz. Hinter der Hütte wählen wir erst den Unteren Bopserweg, biegen bald nach links in den »Roten-Socken-Weg« der Naturfreunde ein und wandern durch die Wernhaldenstraße mit schönen Ausblicken nach rechts. Ca. 25 Meter nach Haus Nr. 87 spazieren wir den Waldweg nach links und machen einen Abstecher zum Aussichtspunkt Schillerhöhe, wo man bei der Schillereiche einen faszinierenden Blick auf Stuttgart genießt. Anschließend folgen wir dem Treppenweg hinunter in die Steinkopfstraße, wo wir oberhalb des modernen Hauses mit Turm nach rechts gehen und in der Kurve links abbiegen. Nach wenigen Schritten sind wir im Weißenburgpark mit seinem Teehaus.
Unterwegs am BopserhangLinks der Gartenwirtschaft führt uns ein Panoramaweg in einem Rechtsbogen um die Aussichtsplattform leicht bergab und wir genießen herrliche Ausblicke, zuerst auf die Stadt und dann auf den mit mondänen Villen und Stadthäusern bebauten Bopserhang. Anschließend geht’s runter durch den Park und wir kommen über eine Fußgängerbrücke zur viel befahrenen Hohenheimer Straße. Bei der Stadtbahnhaltestelle Bopser haben wir die Möglichkeit, die Tour zu beenden und nach Degerloch zurückzufahren. Ansonsten queren wir hier diese Bundesstraße und spazieren kurz nach links entlang der Etzelstraße und dann den lauschigen Carola-Blume-Weg rechts hinunter bis zur Bopser- und Alexanderstraße, eines der schönsten Altbauparadiese Stuttgarts.
Zauberhaft: Garten der Villa Weißenburg
Lauschiger Besuchermagnet: Teehaus
In die Alte WeinsteigeIn der Alexanderstraße halten wir uns links und lassen uns für einige Zeit durch die schöne Welt der Belle Époque treiben. Am Ende der Straße folgen wir der ebenso prächtigen Liststraße mit dem Café List. Vorbei an herrlichen Jugendstilgebäuden erreichen wir die nicht weniger schöne Alte Weinsteige. Hier gehen wir links hoch bis zur Zahnradbahnhaltestelle Liststraße, von wo uns die Zahnradbahn »Zacke« bequem nach Degerloch zurückbringt. An der Endhaltestelle Degerloch kann man bequem auf die Stadtbahnen umsteigen.
Wissenswertes
Teehaus und Marmorsaal gehörten zu der 1961 abgerissenen Villa Weißenburg des Seifen- und Ölfabrikanten und Ägyptenforschers Ernst von Sieglin. Die Villa wurde im 19. Jahrhundert auf dem Gelände der 1312 zerstörten Weißenburg erbaut und später als Luft- und Molkekuranstalt genutzt. Im verbliebenen Teehaus sehen wir ein wunderschönes Deckenfresko von Julius Mössel, der auch an der Ausgestaltung des Großen Hauses (Oper) beteiligt war. Heute befindet sich hier ein kleines Restaurant mit Gartenwirtschaft. Der darunterliegende Marmorsaal wurde im Stil eines antiken Nymphäums in den Hang gebaut und lässt noch erahnen, wie prachtvoll die im Krieg unzerstörte Villa Weißenburg war.
Diese Wanderung führt uns durch die schönsten Altbauviertel Stuttgarts: das Heusteig- und Lehenviertel und die herrlichen Halbhöhenlagen mit wunderschönen Ausblicken auf die Stadt, wodurch diese Tour zu einem echten Leckerbissen wird.
Wegecharakter
Überwiegend Asphalt
Ausgangspunkt
Stadtbahnhaltestelle Österreichischer Platz (U1, U14)
Endpunkt
Stadtbahnhaltestelle Marienplatz (U1, U14, Zahnradbahn)
Einkehrmöglichkeit
Café Kaiserbau am Marienplatz, Condesa am Marienplatz, Eiscafé La Luna am Marienplatz, Teehaus im Weißenburgpark, Café Justus in der Olgastraße, weitere Einkehrmöglichkeiten auf der Strecke
Eindrücke der Belle ÉpoqueWir verlassen die Stadtbahnhaltestelle Österreichischer Platz Richtung Wilhelmsplatz, dem mittelalterlichen Richtplatz der Stadt, und wandern nach rechts durch die gepflasterte Schlosserstraße zur Sophienstraße. Nun geht’s nach links, vorbei an immer prächtiger werdenden Gründerzeitfassaden, hoch in die Heusteigstraße. Wir spazieren nach rechts, vorbei am imposanten Eduard-Pfeiffer-Haus aus der vorletzten Jahrhundertwende, in dem zwischen 1945 und 1961 der Landtag residierte. Bald wandern wir nach links durch die Weißenburgstraße bergauf, biegen in die schöne Mozartstraße rechts ein und halten uns in der Mittelstraße wieder links. Ein wunderbar erhaltenes Wohnquartier aus der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert, und überall gibt’s hübsche Engelchen, Friese, Säulen und Pilaster an den alten Fassaden zu bestaunen. In der Belle Époque griffen die Planer für die repräsentativen Steinfassaden in alle Schubladen der verfügbaren Stilelemente und schufen eine zeitlos schöne Architektur.
Durch das bürgerliche StuttgartMan sollte da ruhig auch mal einen Blick in einen der zahlreichen Hinterhöfe wagen. Alte Backsteinmauern, Geräteschuppen und Veranden prägen hier das Bild. Oben in der Olgastraße angekommen, gehen wir kurz bergauf und dann weiter durch die Cottastraße hoch in die elegante Alexanderstraße. Sie ist eine der am besten erhaltenen Wohnstraßen des bürgerlichen Stuttgarts um 1900 und ein Gang durch die Straße ist ein wirklicher Augenschmaus. Wir wandern nach links, queren die Neue Weinsteige und spazieren nach Gebäude Nr. 107 die Schickstaffel rechts hoch in die Danneckerstraße – ein weiteres charmantes Viertel, das die Bombennächte von 1944 einigermaßen unbeschadet überstanden hat.
In der schönen Alexanderstraße
Aussichtsreich zum BopserwaldNun geht’s kurz rechts und dann folgen wir am Danneckerplatz der Stitzenburgstraße nach links in die Wächterstraße. Hier biegen wir nach rechts, queren die viel befahrene Hohenheimer Straße und spazieren auf der anderen Seite die ansteigende Dobel- und die Sonnenbergstraße in die Neefstraße. Das am Ende des 19. Jahrhunderts entstandene Quartier ist eine reizvolle Mischung aus alten Gärten und bezaubernden Jugendstilvillen. Wir gehen weiter und steigen die Stufen des Oberen Reichelenbergwegs hinauf zur Bopserwaldstraße und genießen dabei großartige Ausblicke auf den Stuttgarter Süden. Wir folgen dieser Straße nach links. Sie schwenkt bald nach rechts und wir wandern eine Weile an einem Aussichtshang entlang. Am Bopserwald angekommen, biegen wir nach rechts in die Steinkopfstraße und spazieren mit weiteren faszinierenden Stadtblicken leicht bergab. Wer einen kurzen Abstecher zum pittoresken Teehaus mit seiner Aussichtsgastronomie machen möchte, folgt an der Linkskurve dem Fußweg rechts hinunter zum Weißenburgpark (siehe Tour 1).
Architektonische Kostbarkeit: Markuskirche
Zum Markusplatz samt MarkuskircheAnsonsten wandern wir über das Sträßchen Zur Schillereiche weiter bergab und erreichen auf einem Fußweg die Neue Weinsteige. Wir queren sie, folgen der viel befahrenen Straße kurz nach rechts und steigen am Ernst-Sieglin-Platz über Staffeln links runter in den etwas ruhigeren Teil der Neuen Weinsteige. Wir wandern sie hinunter in die Innenstadt. Die Straße mit prächtigen Stadthäusern aus der Belle Époque schwenkt nach rechts und bei Haus Nr. 16 sehen wir links Treppen, die uns wieder hinunter zur Cottastraße führen. Weiter unten in der Alexanderstraße angekommen, biegen wir diesmal nach links. Nach Querung der Immenhofer Straße folgen wir erst der Liststraße durch das Stadtviertel Lehen und biegen bald in die Römerstraße rechts ein. Dabei passieren wir den lauschigen Markusplatz und die Markuskirche. Vom bekannten Kirchenbaumeister Heinrich Dolmetsch geplant und 1908 eingeweiht, ist sie eines der ersten in Eisenbeton ausgeführten Gotteshäuser und durch ihren eigenwilligen Jugendstil ein einzigartiges Kulturdenkmal, das eine Besichtigung lohnt.
Jugendstilparadies Liststraße
Endspurt zum MarienplatzWir spazieren nun am Fangelsbachfriedhof entlang. Der Friedhof, eine lauschige Oase im Häusermeer, hat eine lange Geschichte und man findet hier Grabmäler von bedeutenden Persönlichkeiten, wie das des Philosophen Immanuel von Fichte, des Baumeisters Nicolaus Friedrich von Thouret oder des Fabrikanten Gustav Siegle. Am Theodor-Fischer-Platz mit der imposanten Heusteigschule von 1906 biegen wir nach links und folgen der Heusteigstraße bis zur Filderstraße. Wir halten uns rechts, queren die stark befahrene Hauptstätter Straße und erreichen das Herz des Südens, den quirligen Marienplatz. Hier endet unsere Tour und wir haben die Möglichkeit, an der Stadtbahnhaltestelle Marienplatz zum Ausgangspunkt zurückzufahren.
Charmantes Heusteigviertel
Wissenswertes
Mit seinen angesagten Cafés, Kneipen und Eisdielen hat der großstädtische Marienplatz schon viele Höhen und Tiefen erlebt. Anfangs befand sich auf dem nach Prinzessin Marie von Waldeck-Pyrmont benannten Platz ein lauschiger Park, dann bot er Platz für die modernste Manege im Reich: ein Zirkus für 3500 Menschen. 1937 wurde er in »Platz der SA« umbenannt – der neue Aufmarschplatz der Nazis. Mit Beginn der Bombenangriffe hob man hier einen Tiefbunker für 1700 Menschen aus, der bis heute im Untergrund schlummert. Während des Krieges zogen auf der Freifläche Ausgebombte ihr Gemüse. Nach dem Bau des Heslachtunnels und dem Verschwinden des zuletzt massiven Durchgangsverkehrs ging es wieder steil bergauf mit dem Stuttgarter Süden und seinem Herz, dem zentralen Marienplatz: Hippe Locations machten sich breit und das jährliche Marienplatzfest mit Open Air Musik und Straßenkünstlern hat sich inzwischen zu einer festen Institution entwickelt. Bei den ersten Sonnenstrahlen zieht es Bewohner wie Gäste auf die Treppen um das Wasserspiel »Strand«, heute eine der begehrtesten Sonnenbänke in der City.