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Kurt von der Heide nimmt den Leser/die Leserin mit in seine Welt der Kurzgeschichten. In seiner Welt sind die Geschichten eben zum nachdenken, zum schmunzeln und zum träumen. Und in ihrer?
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Seitenzahl: 75
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Was ist eine Kurzgeschichte?
Sie ist eine kleine Schwester der Romane und bietet den Autoren ein großartiges Spielfeld sich den Lesern mitzuteilen!
Kurzgeschichten haben in den letzten Jahren eine immer größere Fangemeinde gefunden und ich würde mir wünschen, auch Sie für diese „kleine Schwester“ begeistern zu können!
Kurt von der Heide
Früher war alles besser
Das Kunstwerk
Ein Leidenschaftliches Ehepaar
In einem Schnellimbiss
Eine mörderische Familie
Jack the Lipper
Geschäftsreise
Tristan
Urlaub an der Nordsee
Blind Date
Gesichter und Gedanken
Mein BH und ich
Der Flaschengeist
Der neue Chef
Tabea stirbt zweimal
Hypnose
Dem Täter auf der Spur
Epilog
Wer von den älteren – und vielleicht auch jüngeren – Menschen, hatte nicht schon einmal den Gedanken: Früher war alles besser!
Dabei werden diese Gedanken nicht nur in die Richtung der eigenen Erfahrungen gelenkt, sondern auch das große Ganze wird mit einbezogen. Dabei stellt sich aber eine Frage: Warum früher?
War denn alles besser in einem wohlbehüteten zu Hause? Oder vielleicht in der Schule, wo noch Zucht und Ordnung herrschten und die Lehrer respektiert wurden – im Gegensatz zu heute? Oder in den Lehrjahren, die ja bekanntlich keine Herrenjahre sind und doch einem das Rüstzeug gaben um eines Tages seines eigenen Glückes Schmied zu sein?
War es denn wirklich so ein anderes, besseres Leben oder ist das etwas das wir uns einfach nur in unseren Träumen wünschen – eine Zuflucht sozusagen?
Und dann die Entwicklungen in dieser Welt, in dieser Gesellschaft – alles wurde immer schneller, besser, moderner. Das erste Auto, das erste Flugzeug, der erste Mensch auf dem Mond. Wer hätte denn an Handys, Computer und Internet gedacht? Alles Dinge die für uns heute fast unverzichtbar sind. Trotzdem: Es war früher alles irgendwie langsamer, übersichtlicher, ruhiger – zumindest fühlt es sich so an.
Es gab keine Atombomben, Pestizide oder Ölteppiche – jedenfalls wenn man sich weit genug in das „Früher“ zurück wünscht.
Dinge hatten mehr Zeit sich in Ruhe zu entwickeln – jedenfalls von heute aus betrachtet. Vielleicht ist das etwas von der Sehnsucht, die sich in diesen einen Gedanken flüchtet: Früher war alles besser!
Vielleicht ist es aber auch die Sehnsucht nach einem verlorenen Paradies, das wir heute suchen – auch wenn die Menschen, welche in diesem „Paradies“ lebten, dieses nicht als Paradies empfunden haben.
Heute setzen wir uns immer wieder selber einem ungesunden Druck aus und empfinden dadurch dieses „Früher“ als etwas Besseres, Lebenswerteres.
Warum sind wir nicht einfach das, was wir sind? Trauen wir uns nicht zu zeigen was wir sind? Menschen – mit Fehlern, aber doch voller Glaube, Liebe, Hoffnung. Bereit durch ein Lächeln, eine nette Geste, ein liebevolles Wort diese Zeit zu etwas besonderem zu machen!
Gibt es etwas Besseres??
Lars, 27, bezeichnete sich selbst als freischaffenden Künstler. Er stand heute Nachmittag voller Zufriedenheit vor dem Kunstwerk welches er geschaffen hatte. Mit einem Glas Whisky in der Hand betrachtete er sein Werk und dachte:
„Perfekt! Besser geht es nicht!“ Absolut nackt war es eine Figur von 1,80m Größe nach dem Vorbild eines Kämpfers aus der griechischen Mythologie oder der Wikinger Saga. Durch die hervorstechenden Eigenschaften der Figur konnte man sie in beide Richtungen einordnen. Helle, blonde Haare, etwas länger gelassen, fast die Schulter berührend. Männliche, markante Gesichtszüge, aber ohne hervorstechende Wangenknochen. Dazu blaue Augen und einen Zweitagesbart. Ein Kunstwerk dem Lars ein freundliches Lächeln geschenkt hatte, damit zwei Reihen makellos weißer Zähne zu sehen waren. Die beiden Grübchen in den Mundwinkeln zeugten von Humor und Lebensfreude.
Lars blickte auf die Muskeln an den Oberarmen welche stark und ausgeprägt, aber nicht zu groß waren und somit hervorragend zum Gesamtbild passten. Das gleiche galt für die Brustmuskulatur und dem sogenannten Sixpack. Oberschenkel und Waden waren wie bei einem Sportler gut durchtrainiert.
Wenn Lars den Körper des Kunstwerkes langsam drehte sah er, dass die leichte braune Farbe von Kopf bis Fuß zu sehen war. Egal wie Lars sein Meisterwerk auch bewegte – es war perfekt und optimal gelungen! Immer noch voller Bewunderung für dieses Kunstwerk musste er seinen Blick fast gewaltsam davon abwenden. Er konzentrierte sich jetzt auf den nächsten perfekten Auftritt mit den Chippendales und wenn er noch länger vor dem Spiegel stand würde er zu spät kommen und seine Fans enttäuschen!
„So geht das nicht weiter!“ waren wieder einmal die Worte von Ariane. Empfängeradresse war ihr Mann Kai, welcher ihr gegenüber in einem bequemen Sessel Platz genommen hatte.
Ariane und Kai waren seit acht Jahren verheiratet und hatten keine Kinder. Er war 36 und sie 34 Jahre alt. Beide waren den ganzen Tag am arbeiten und konnten sich mit ihrem gemeinsamen Einkommen einigen Luxus leisten.
Dazu hatte Kai etwas um das ihn ganz viele – vor allem Männer - beneideten: eine bildhübsche und intelligente Frau!
Das Thema über das die beiden einmal wöchentlich mit Leidenschaft und Hingabe stritten war der Küchendienst. Es ging aber nur um das Abendessen denn alle anderen Mahlzeiten – auch das Frühstück – nahmen beide in der Firma ein. Am Wochenende Feiertagen blieb die Küche kalt und sie gingen essen.
Bei diesem Küchendienst ging es nicht nur um das Kochen sondern auch um alles was dazu gehörte – angefangen beim einkaufen. Bis jetzt hatte Ariane alles alleine gemacht und sie möchte verständlicherweise auch ihren Kai darin einbinden.
Nach langem hin und her geschah ein kleines Wunder, welches eigentlich keiner von beiden erwartet hatte: Kai und Ariane einigten sich darauf abwechselnd zu kochen und er würde gleich morgen Abend damit beginnen.
Am nächsten Tag freute sich Ariane die ganze Zeit darauf dass sie abends nach Hause kommen würde und sich an den gedeckten Tisch setzen konnte.
Nach der Arbeit fuhr sie gespannt und mit großen Erwartungen nach Hause. Dort angekommen schloss sie die Haustür auf und rief schon von weitem in Richtung Küche und an ihren Kai gerichtet: „Schatz, ich bin da. Was gibt es zu essen? Ich habe Hunger!“ Ihr Schatz kam ganz langsam aus der Küche mit einem Wasser in der Hand und splitternackt!
Ariane klappte die Kinnlade runter und bevor sie fragen konnte meinte Kai: „Heute gibt es Luft, Wasser und Liebe!“
Am nächsten Tag kam Kai nach Hause und freute sich auf die Kochkünste seiner Frau Ariane. Er kam zur Tür herein, holte ganz tief Luft um vielleicht aus dem Duft zu erraten was es köstliches geben würde. Doch aus der Küche kam – nichts. Verwundert rief er Richtung Küche: „Liebling, ich rieche nichts. Bist du noch nicht mit kochen angefangen? Was soll es denn zu essen geben?“
Da erschien Ariane in der Tür mit einem von Lippenstift verschmierten Mund und zerzausten Haaren. In der Hand hielt sie ein zerrissenes Negligee und Handschellen, bekleidet war sie nur mit einem über die Schulter gelegten BH.
„Was es heute gibt? Natürlich die Reste von gestern!“
Es ist Sonnabend und Herr Schmidt hatte nach einem Einkaufsmarathon Hunger bekommen und ging in einen Schnellimbiss um sich ein halbes Hähnchen zu kaufen.
„Guten Tag, ich möchte…“ Bedienung: „Guten Tag, bevor Sie etwas bestellen brauche ich Ihre Identitätsnummer.“
Herr Schmidt:
„Ach so, ja , selbstverständlich. Die Nummer lautet: 256799222-14-882.“
Bedienung: „Vielen Dank, Herr Schmidt! Sie wohnen in der Bahnhofstr.52 und die Telefonnummer ist 478956. Sie arbeiten als technischer Zeichner und sind bei der IKK versichert. Sind die Informationen vollständig und richtig? Wenn nicht kann ich sofort alles berichtigen und ergänzen.“
Herr Schmidt: „Wo haben Sie all diese Informationen her?“
Bedienung: „Unser Computer ist an das große System angeschlossen.“
Herr Schmidt: „Darauf hätte ich auch selber kommen können! Also, ich möchte gerne ein halbes Hähnchen und eine große Pommes mit Mayo und Ketchup zum mitnehmen.“
Bedienung: „Das halbe Hähnchen ist ja noch in Ordnung aber von den Pommes rate ich Ihnen dringend ab!“
Herr Schmidt: „Wie bitte? Warum denn das??“
Bedienung: „Laut Ihrer Krankenakte haben Sie viel zu hohe Cholesterienwerte, ich kann es darum nicht verantworten Sie mit fetten Pommes und Mayo zu versorgen!“
Herr Schmidt: „Verdammt! Daran habe ich nicht gedacht! Gut das wenigstens Sie auf mich aufpassen!“
Bedienung: „Möchten Sie das halbe Hähnchen nicht lieber hier essen? Denn ob Sie mit Ihrem alten Auto zu Hause ankommen ist schließlich fraglich.“
Herr Schmidt: „Wie kommen Sie denn darauf?“
Bedienung: „Sie suchen doch schon die ganze Woche bei Autoscout 24 nach einem preiswerten Gebrauchtwagen, da der Ihre schon 16 Jahre alt ist.“
Herr Schmidt: „Haben Sie etwa schon einen für mich gefunden?“
Bedienung: „Das ist leider sehr schwierig, da Sie nicht bar bezahlen können weil Ihr Konto so überzogen ist und die Bank Ihnen keinen Kredit geben wird.
Sie sind mit den Raten für den letzten Kredit in Verzug. Außerdem wirkt sich Ihr Schufaeintrag negativ aus.“
Herr Schmidt ist ganz zerknirscht:
„Ich muss Ihnen dankbar sein! Ich sehe ein, dass meine Situation schlimmer ist als ich dachte! Was soll ich Ihrer Meinung nach tun?“