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Die Kurzgeschichten und die wissenschaftlichen Aufsätze geben einen Einblick in die Gedankenwelt des Autors! Er verarbeitet dabei das täglich erlebte in seiner eigenen Welt.
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Seitenzahl: 177
© 2023 Markus Weber
ISBN Softcover: 978-3-347-90531-3
ISBN Hardcover: 978-3-347-90535-1
ISBN E-Book: 978-3-347-90538-2
ISBN Großschrift: 978-3-347-90540-5
Druck und Distribution im Auftrag des Autors: tredition GmbH, An der Strusbek 10, 22926 Ahrensburg, Germany
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist der Autor verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne seine Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag des Autors, zu erreichen unter: tredition GmbH, Abteilung "Impressumservice", An der Strusbek 10, 22926 Ahrensburg, Deutschland.
Cover
Urheberrechte
Fünfunddreißig Kurzgeschichten Das Auge des Universums
Das Stundenglas aus der Unterwelt
Das verlängerte Leben
Das weggelaufene Gewissen
Der Ansprecher
Der befehlende Schatten
Der falsche Priester (oder: Das Windeisen)
Der gefallene Jurist
Der Gerissene
Der Grinser
Der Interessenvertreter
Der kosmogonische Bergstollen
Der Kreuzer
Der Lacher
Der letzte Angehörige des Ku-Klux-Klan
Der Papagei
Der Qualmer
Der sprechende Tote
Der Ventilator des Unheils
Die Hand an den Sternen
Die Himmelsuhr mit dem goldenen Zeiger
Die Jenseitsfalle in der verbotenen Höhle
Die Unlogik in der Sprache
Die Veränderung des Neuen Testaments
Die Wurzeln für die Möglichkeit einer Fehldeutung
Hüte dich vor dem Kleinkind
Im Bunker der Reichskanzlei
Kosmischer Staub
Liebe und Tod
Sesam, öffne dich!
Tod im Altenheim
Tribus litigantibus quartus gaudet (oder: Wenn drei sich streiten, dann freut sich der vierte)
Vor aller Zeiten
Wann kommt der Teufel?
Was wären wir alle ohne die Rente
Wissenschaftliche Aufsätze Inwiefern ist ganz Amerika eine „Lebensfalle“?
Die Gewissensbisse eines Kriminalschriftstellers
Was sind „Lebensformen“?
Was versteht man unter „Lebensphilosophie“?
Worin besteht der Zusammenhang zwischen Sprache und Denken?
Was ist eigentlich „das Gute“?
Was ist „das Leib-Seele-Problem“?
Was ist das „Sprachspiel“?
Was ist „Eidaimonia“ und „Eudämonismus“?
Was ist „Besonnenheit“?
Was ist „Leben“ und was ist „Tod“?
Was ist „Metaphysik“?
Was ist „Metaethik“?
Was ist „Transzendentalismus“?
Was ist „Konszientialismus“?
Was ist „Spiel“?
Was ist „Sorge“?
Was ist „Solidarität“?
Was ist „Sprache“ und was ist „Denken“?
Was ist „Sprachphilosophie“?
Was ist „Staatsphilosophie“ oder „politische Philosophie“?
Was ist Selbstzweck?
Was ist „Szientismus“?
Was heißt „absurd“?
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Fünfunddreißig Kurzgeschichten Das Auge des Universums
Was heißt „absurd“?
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Fünfunddreißig Kurzgeschichten Das Auge des Universums
Ein großes Auge, das die ganze Zeit unseren Planeten Erde beobachtet hat, wird nun endlich Sehbar. Man findet heraus, dass dieses Auge, das zwar friedlich, aber neugierig und wissensdurstig ist, für das Altern (oder Älter-Werden) der Menschen verantwortlich ist, also im Grunde für die Gerontologie. Und nicht nur das. Man findet heraus, dass diejenigen Menschen, die alles um sich herum – die Umwelt zum Beispiel – beobachten, im Alter von schätzungsweise 65 Jahren mit dem Herzen Probleme bekommen, also entweder nur Herzbeschwerden wie Drücken oder Stechen oder aber Herzinfarkt, der Herzoperationen notwendig macht. Wenn es dieses Auge nicht gäbe, so finden die Wissenschaftler heraus, gäbe es keine Beschwerden, die die unmittelbar lebenswichtigen Organe, wie z. B. das Herz, beträfen. Das Auge, das, wie man wissenschaftlich ermittelt, nicht nur die Erde beobachtet, sondern den gesamten Weltraum erforscht, scheint auch in ähnlicher Weise auf allen Planeten des Sonnensystems und darüber hinaus die Verantwortung für das Älter-Werden zu tragen. Das Problem besteht allerdings darin, dass das Auge unverwundbar zu sein scheint, man findet also keinen schwachen Punkt, keine Achillesferse, um es angreifen zu können. Die Wissenschaft steht vor einem Rätsel. Da das Auge jedoch so besonders friedlich ist, so finden einige Wissenschaftler, sollte man es auch nicht angreifen. Das würde man ja bei keinem fremden Wesen sofort tun. Dann kommen Filmleute an, um Filme mit und über das Auge zu drehen. Optiker, Inhaber von Brillengeschäften, Augenärzte, Kosmetiker, Maskenbildner und Künstler kommen an, um es zu Werbe- und Reklamezwecken aufzustellen. Alles wird von der Regierung verboten.
Eines Tages dringen Diebe in das Wissenschaftsdepot der Regierung ein und wollen das Auge stehlen. Da wird plötzlich die Pupille des Auges riesengroß und Bitze zucken. Dann fährt ein schmaler, gebündelt heißer Laserstrahl aus der Pupille des Auges heraus und tötet die Diebe, die anderntags tot vor dem Auge liegend aufgefunden werden. Interessanterweise sind aber Wimpern und Augenbrauen bei den toten Opfern länger geworden. Die Wissenschaft untersucht dieses höchst eigenartige physikalische Phänomen und findet heraus, dass neben dem Laserstrahl auch noch eine Flüssigkeit aus der Pupille heraus geschossen sein muss, die bei den Dieben die entscheidende Änderung bewirkt hat. Plötzlich fängt das Auge an zu sprechen und erklärt, dass alle diejenigen Menschen, die die grünlich-weiße Flüssigkeit empfingen und lange Wimpern und lange Augenbrauen bekämen, keine Herzprobleme im Altern von 65 Jahren mehr hätten. Die Wissenschaft will die grünlich-weiße Flüssigkeit des Auges selbst herstellen. Das Auge findet die Idee gut und gibt den Wissenschaftlern das Rezept, so das die Wissenschaft die Flüssigkeit selber herstellen kann, was sogar recht zufriedenstellend klappt. Plötzlich taucht ein riesengroßes Ohr neben dem Auge auf und zwingt es, auf ihren beiden Heimatplaneten im Weltraum zurück zu kehren. Auge und Ohr verlassen die Erde, nicht ohne sich von den terrestrischen Wissenschaftlern zu verabschieden, Herzprobleme gibt es nun auf der Erde nicht mehr.
Ende
Das Stundenglas aus der Unterwelt
Die Frau eines junge Mannes, der einen Raumtransmitter erfunden hat, liegt im Sterben. Während er im Nebenzimmer ist – es ist sein Arbeitszimmer, in dem er den Raumtransmitter stehen hat – bekommt seine Frau nebenan Besuch vom Teufel. Unerwartet. Dem Teufel gefällt nicht, dass der junge Mann durch seine Erfindung mehr kann als er und versucht deshalb die Lebenszeit seiner Frau abzukürzen. Der junge Mann hört den Teufel nebenan, stürzt herbei und verschreckt den Teufel, der eilig das Haus verlässt. Der junge Mann folgt dem Teufel, der auf einen hohen Berg geht und Zeus anruft. Der Teufel gesteht Zeus, dass er einen tödlichen Hass habe auf alle Menschen und deshalb die Lebenszeit aller Menschen abkürzen will, da es angeblich zu viele von ihnen gäbe. Dies sei, so Zeus, nur durch das Stundenglas möglich, das sich in der Unterwelt befinde. Zeus sagt ihm, er wisse ja, wo der Einstieg in die Unterwelt sei, und zwar hinter dem Vorgebirge zum Himalaya in Tibet. Aber er solle sich hüten, dorthin zugehen, um nach dem Stundenglas zu suchen, denn es werde durch den Beelzebub überwacht, der es als einziger berühren darf. Außerdem würde er auf Zerberus stoßen, den Wachhund, der den Eingang in die Unterwelt bewacht oder beschützt. Der Teufel geht davon, aber Zeus will den jungen Mann bestrafen, der alles mitangehört hat. Er entkommt ihm mit Hilfe des Raumtransmitters, der ihn auch nach Tibet bringt. Dort wartet er auf den Teufel, weil er weiß, dass er kommen wird. Der Teufel kommt tatsächlich und geht hinab in die Unterwelt durch besagten Eingang. Der junge Mann folgt ihm. Die wenige Gefahren, die ihnen begegnen, überschreitet der Teufel natürlich müheloser, aber dem jungen Mann gelingt es ebenfalls. In einem Raum findet der junge Mann viele Stundengläser, und auch das seiner Frau. Er verlängert ihre Lebensuhr. Nun kommt der Beelzebub anmarschiert, von Wächtern bewacht, um das eine große Stundenglas umzudrehen, das all die kleineren Stundengläser bedient und dessen Sand nun fast durch gerieselt ist. Durch dieses Zeremoniell, das in der Unterwelt alle 48 Stunden stattfindet, können alle Menschen auf der Welt wieder neuen frischen Atem finden/holen.
Der Beelzebub geht mit seinen Wachen wieder davon, nur die beiden Wächter, die immer vor dem großen Stundenglas stehen und Wache halten, bleiben. Der junge Mann sieht, wie sich der Teufel in einem Raum als Beelzebub verkleidet und die Wachen zu überlisten versucht. Er berührt und bewegt das Stundenglas. In dem Augenblick kommt der junge Mann hinzu und deckt den Schwindel auf. Und hindert den Teufel an dessem geplantem Täuschungsmanöver. Die Wächter fesseln den Teufel, und der junge Mann führt ihn zum Beelzebub. Er schildert ihm die ganze Geschichte, worauf der Beelzebub den Teufel aus der Unterwelt verbannt und zu den Mongolen schickt, wo er Fußmatten stricken soll.
(Der Spruch des jungen Mannes, der vor dem Beelzebub kniet, lautet: In den Hades stieg ich, armer Tor und fand den Teufel darin vor. Das Stundenglas umzudrehen schickte er sich an, da trat ich an ihn heran Ich hinderte ihn an seinen Plänen, die Todeszeit der Menschen herbeizuführen. Danach fesselte ich ihn sehr und brachte ihn zu Euch, mein Herr. Wenn Ìhr ihn nun bestrafen wollt, ihr hör´ nicht wie der Donner grollt. Jedoch wär´ es unser aller best Geschick. Und nun verlass ich diesen Ort mit Glück!)
Wieder zu Hause angekommen, nimmt der junge Mann seine Frau in die Arme, die wieder ganz gesund ist.
Ende
Das verlängerte Leben
Ein junger Student für Medienwissenschaft, der in seinem Studium aktiv, aber auch etwas zu intensiv in seinen Stoff vertieft ist, hat plötzlich auf der Straße einen schweren Autounfall, und zwar fährt er mit seiner kleinen Ente einen Berg hinab, als die Bremsen versagen und er in einen Golf hineinrast, hinter dessen Steuer eine vierzigjährige Frau sitzt. Der Unfall, an dem der Student schuld ist, hat zur Folge, dass er querschnittsgelähmt und die Frau leicht gehbehindert ist. Das Gericht, das die Alleinschuld des Studenten feststellt, beschließt, dass der Student die Verantwortung für die Gehbehinderung der Frau – trotz seiner größeren Beeinträchtigung – übernehmen und die Kosten, die aufgrund dessen nun auf ihn zukommen, tragen soll. Damit verliert der dreißigjährige Student alles Geld und alle Ersparnisse, die er im Laufe seines Studiums – und z. T. noch davor – zusammengetragen hat. Nun steht er, da er nicht mehr arbeiten und Geld verdienen kann, vor dem Nichts. Er kann sich auch keine Pflegerin leisten. Er sagt sich, wenn ihm jetzt kein rettender Einfall kommt, wird er morgen den Löffel abgeben. Da fällt ihm etwas Sensationelles ein! Das Land, in dem er lebt, hat nämlich eine schlimme Geschichte. Sie ist so schlimm, dass vor den Auge anderer Länder eine besser werdende Beleumdung kaum denkbar ist, so dass man mutmaßen kann, es wird über kurz oder lang untergehen bzw. verfallen und von der Landkarte verschwinden. Der behinderte Student wendet sich an den theologischen Fachbereich einer amerikanischen Universität, eine noch höhere, mächtigere und hilf reichere Instanz als die Theologie einer Universität der Vereinigten Staaten gibt es seiner Ansicht nach nicht, und schließt mit dem berühmten Prof. William Watts, von dem er auch hört, dass er bei allen Menschen sehr beliebt sei, einen Vertrag ab: Sollte es ihm gelingen, die Medien in seinem Land, besonders die Printmedien, aber auch die audiovisuellen Medien, aufrechtzuerhalten oder sogar auszudehnen, was wie William Watts zugibt, angesichts der schlimmen Krise und des nicht gerade sehr hohen Ansehens, in welchem sein Land steckt, nicht gerade einfach sein wird, dann darf er nicht nur sein Leben behalten – denn offensichtlich hat William Watts die Macht, Leben zu erhalten, zu verkürzen oder zu verlängern -, sondern bekommt 5.000 Dollar für den Anfang. Wenn er nach drei Jahren einen Erfolg verbuchen kann, kämen noch einmal 5.000 Dollar hinzu, so dass er für´s erste versorgt wäre. Und tatsächlich! In dem Land, in dem in der Zeit, wo er den Unfall hatte, nur drei Fernsehprogramme liefen, liefen nach den drei Jahren 10 Fernsehprogramme, nach weiteren drei Jahren 20 Fernsehprogramme und nach den insgesamt neun Jahren dann 30. Zehn Jahre nach seinem Autounfall gab es in dem Land 32 Fernsehprogramme. Und dass sich das noch steigern könnte, war abzusehen und nicht von der Hand zu weisen. Damit war – zumindest, was den Unterhaltungsbereich des Landes anging – ein guter Leumund des Landes, der seine politische Geschichte fast vollständig verdrängt – oder besser gesagt – umspielt hatte, denn mehr als das Zehnfache an Fernsehprogrammen im Vergleich zu vorher gab es nun. Das Land war führend im Ausstrahlen von Fernsehsendungen. Durch die 10.000 Dollar, die aus Amerika kamen, brauchte der Student nichts mehr zu arbeiten, musste aber auch immer dafür sorgen, dass Individuen, die seinem Land oder allgemeiner gesagt: dem Leben oder auch: den Medien nicht wohlgesonnen waren und diese lebensverneinende Einstellung auch auf andere zu übertragen versuchten, so verschreckt wurden, dass sie das Land verließen und nicht mehr wiederkehrten. Das war auch nicht gerade unkompliziert, weil sich auch zähe Burschen darunter befanden. Aber der gehbehinderte Student wollte es unbedingt schaffen, und es gelang ihm also wirklich. Der berühmte amerikanische Theologe, William Watts, wollte seinerseits ja auch nicht vorenthalten bekommen, dass er Hilfsbedürftigen nicht wohlgesonnen sei und verhindern, dass ein Land auf der Welt, welches es auch immer war, aufhörte zu existieren, denn das hätte weltpolitisch auch nicht besonders gut ausgesehen. Es hätte vielleicht ja auch heißen können, der angesehene Mann, der angeblich seine Augen und Ohren überall hat, versagt doch offensichtlich hier. Das konnte dieser natürlich nicht über sich ergehen lassen, zumal die amerikanischen Theologen ja oft als „letzte Instanz“ angesehen werden. Der Student, dem es gelang, Landesgegner, Staatsgegner und überhaupt böse Menschen zu vertreiben, sorgte damit gleichzeitig dafür, dass die Arbeitsplätze, die ja jetzt im Medienbereich zahlreich geschaffen wurden, nicht nur aufrecht erhalten werden konnten sondern noch expandiert werden konnten. D. h.: Auch die Arbeitslosenzahlen des Landes sanken von sechs Millionen auf drei Millionen, also immerhin um die Hälfte. Der Student hatte es wirklich geschafft, dem Schicksal auf die Finger zu schauen! Und sein Land überstand sozusagen eine fatalistische Vorherbestimmung, und zwar die, dass es irgendwann dem Untergang geweiht sein würde.
Ende
Das weggelaufene Gewissen
Ein lebendiger, extrovertierter Maler, ein Künstler auf seinem Gebiet, bekommt eines Tages Besuch von seinem Bruder. Dieser beschuldigt ihn, seine Frau damals in den Tod getrieben zu haben, was aber nicht stimmt. Zwischen den beiden entbrennt ein so heftiger Streit, in dem der Maler seiner Bruder versehentlich erschlägt. Ein Unfall! Der Maler, sonst immer sehr genau und gewissenhaft, glaubt, er könne bei der Polizei keinen Glauben finden und beseitigt die Leiche seines Bruders. Aber die Veränderungen in seiner Seele übertragen sich auf den Kontakt zu seinen Freunden und Bekannten. Er geht nur noch selten aus dem Hause, ruft kaum noch jemanden an, isst und schläft auch nur noch sehr mäßig.
Eines Abends schellt es plötzlich ganz unerwartet an seiner
Haustüre. Der Maler öffnet – und draußen steht – ein schwarzgekleideter Man mit weißem Gesicht und einem kleinen Köfferchen. Er sagt, er müsse ihn unbedingt einen Augenblick sprechen. Der Maler bittet ihn herein. Dann sagt der Fremde: „Ehe Sie mich fragen, wer ich eigentlich bin, sage ich es Ihnen lieber selbst. Ich bin Ihr Gewissen! Guten Abend!“ Der Fremde nimmt seinen Hut vom Kopf und macht einen tiefen Kratzfuß. Bei dem Gespräch, das die beiden anschließend führen, kommt heraus, dass es sich bei dem Fremden tatsächlich um die Personifizierung seines Gewissens handelt, das ihm vor kurzem davongelaufen war. Der Fremde behauptet, er sei im Auftrag einer ihnen beiden aber vor allem ihm selbst, übergeordneten „Instanz“ zu ihm geschickt worden, wisse aber nicht, wieso und warum, hoffe aber, hier Aufschluss über sein eigenes Sein zu finden. Er solle lediglich versuchen, ihn zu überreden, dass er ein Jahr bei ihm bliebe, dass er ihm zu essen gäbe, dass er ihm eine Schlafplatz und auch ein wenig Taschengeld gäbe. Die Instanz wolle unerkannt bleiben und sei beiden nicht bekannt. Er handele aber auf dessen Geheiß und Befehl. Der Maler lehnt die Bitte des Fremden ab und wirft ihn hinaus. Von nun an geschieht Folgendes: Wo der Maler geht und steht, taucht der Fremde mit seinem Köfferchen auf und verschwindet wieder. Der Maler bekommt die Panik. Er hält es nicht mehr aus und harrt zu Hause aus, in der Hoffnung, dass der Fremde noch einmal zu ihm käme. Er klingelt tatsächlich, wird von dem Maler hereingebeten, und dieser erklärt sich bereit, die Wünsche zu erfüllen. Das eine Jahr vergeht jedoch wie im Flug, denn die beiden freunden sich sogar miteinander an. Der Maler gewöhnt sich gewissermaßen wieder an sein Gewissen, das erst verschwunden, dann umhergeirrt war und schließlich wieder zu ihm zurückgefunden hat. Nachdem das eine Jahr verstrichen ist, ist der Fremde eines Morgens spurlos verschwunden. Nur sein Köfferchen hat der Fremde zurückgelassen. Der Maler wusste ganz genau, dass der Fremde in dem ganzen Jahr kein einziges Mal in das Köfferchen hineingeschaut hatte. Doch war er ja neugierig und öffnete das Köfferchen. Er fand einen goldenen Wecker darin der tickte und ein Blatt Papier, auf dem er Folgendes lesen konnte: „Durch Deine lobreiche Tat hast du die Gerontologie (Lehre vom Älter-Werden) überlistet! Das eine Jahr wird dir also zusätzlich geschenkt. Ich gratuliere. Ein Freund!“ Nun klingelte der Wecker und das Ticken verstummte. Der Maler blieb weiterhin der lebendige extrovertierte Mensch. Alles schien vergessen und alles war friedlich.
Ende
P.S.:
Wie schön aber wäre es gewesen, hätte er gewusst, wie er die Nekrologie (Lehre von der Sterblichkeit) und die Thanatologie (Lehre vom Tod) hätte überlisten können!
Der Ansprecher
„Entschuldigen Sie bitte, darf ich Sie ansprechen?“ fragte der Ansprecher die Verkäuferin. „Aber das tun Sie doch bereits“, erwiderte die Verkäuferin grimmig.
Der Ansprecher ließ sich nicht beirren und sprach weiter: „Ich muss Sie ja ansprechen, weil ich eine Frage bzw. einen Wunsch an Sie habe.“ „Da bin ich ja mal gespannt. Was für eine Frage oder Wunsch haben Sie denn?“ „Nun ja, eigentlich spreche ich Verkäuferinnen und Verkäufer nicht so ohne weiteres an, sondern kaufe lediglich einfach das Produkt, das ich gerne haben möchte. Aber in diesem Falle mache ich mal eine Ausnahme. Diese Suppendosen interessieren mich. Ich würde sie ja mal gerne ansprechen, weil sie mich ansprechen, weiß aber nicht, wie ich das machen soll.“ – Die Verkäuferin antwortete: „Wenn Sie Hunger haben, dann kaufen Sie doch einfach eine Suppendose und machen sie sich zu Hause heiß. Haben Sie aber keinen Hunger, so lassen sie es einfach bleiben! Suppendosen können die Menschen nicht ansprechen, das können keine Dinge, Tiere oder Pflanzen, das können nur die Menschen, alles klar?“ – Der Ansprecher entgegnete: „Da bin ich anderer Meinung, aber nun gut. Dürfte ich es mal mit einem Zauberspruch versuchen? Möglicherweise öffnet sich dann diese Dose hier!“ – „Bitte tun Sie, was Sie nicht lassen können. Klappt das aber nicht, öffnen Sie bitte die Dose nach dem Kauf, wie jeder Kunde das so tut, bei Ihnen zu Hause!“ – Der Ansprecher holte tief Luft und begann zu murmeln: „Oh öffne dich, oh Suppendose, denn sonst kaufe ich mir eine Hose, und die Dame bekommt eine Rose, sie hat ja keine Schraube lose.“ – Bei dem letzten Satz wollte die Verkäuferin etwas sagen, aber in diesem Augenblick öffnete sich tatsächlich der Deckel der Suppendose, so dass man die obere Nudelschicht der Suppe sehen konnte. „Also das ist ja sensationell, so etwas habe ich noch nie erlebt. Wie haben Sie das denn gemacht? Sind Sie ein Zauberer?“ „Aber nein“, sagte der Ansprecher. „Ich spreche nur gerne die Dinge und Gegenstände an, außerdem Tiere und Pflanzen, Menschen nicht so gerne. In der Regel zeigt sich dann auch irgendeine Reaktion, die mir ganz gut gefällt.“ – „Sie müssen zum Zirkus oder zum Varieté gehen, dort können sie Leute wie Sie gut gebrauchen!“ – „Oh