Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Für ihre Eltern sind sie noch Kinder, die Schülerinnen Ulrike, Ilona und Hety, aber die Sehnsüchte junger Frauen sind schon längst in ihnen erwacht. Bald wird die Schule beendet sein und das Leben und damit auch die Liebe erwarten sie. Doch schon vorher ist in der Schule einiges los. Hety, das Mädchen vom Land, erlebt die erste bittere Enttäuschung. Ulrike wird von den Ereignissen beinahe überrumpelt. Es ist ihr Lehrer Kurt Brückner, der sie begehrt. Was so schön sein könnte, führt tatsächlich zu Leid, schweren Verwicklungen und Problemen. Denn nun füllt sich auch Ilona, kühl, schön und rücksichtslos, veranlasst, sich an Brückner heranzumachen. Es dauert einige Zeit, bis abgerechnet wird.-
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 242
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Marie Louise Fischer
Roman
SAGA Egmont
Küsse nach dem Unterricht
Genehmigte eBook Ausgabe für Lindhardt og Ringhof Forlag A/S
Copyright © 2017 by Erbengemeinschaft Fischer-Kernmayr, (www.marielouisefischer.de)
Originally published 1972 by Bertelsmann, Germany
All rights reserved
ISBN: 9788711719411
1. Ebook-Auflage, 2017
Format: EPUB 3.0
Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für andere als persönliche Nutzung ist nur nach Absprache mit Lindhardt og Ringhof und Autors nicht gestattet.
SAGA Egmont www.saga-books.com und Lindhardt og Ringhof www.lrforlag.dk – a part of Egmont www.egmont.com
Ilona Rothe rannte durch die morgendlichen Straßen von Bad Kronheim und kümmerte sich nicht darum, daß die Leute hinter ihr hersahen. Ihre sehr langen, schlanken Beine steckten in weichen, violetten Stiefeln, die bis zu den Oberschenkeln reichten und erst unter dem Saum ihres kurzen, pelzverbrämten Mantels endeten. Das hellblonde, glatte Haar wehte wie eine Fahne hinter ihr her.
Sie hatte die erste Unterrichtsstunde versäumt, jetzt wollte sie retten, was noch zu retten war.
Als sie einen Blick auf ihr Handgelenk warf, merkte sie, daß sie in der Eile ihre Armbanduhr vergessen hatte. Sie sah zu dem weißen modernen Gebäude der Handelsschule hoch und stellte fest, daß die meisten Fenster noch offenstanden. Also hatte sie wohl wieder einmal Glück gehabt und würde immerhin noch zur zweiten Stunde zurechtkommen.
Sie sauste in den zweiten Stock hinauf, fegte den Gang entlang, vorbei an geöffneten Türen, auf das letzte Klassenzimmer ganz hinten zu.
Holger Hesse, ein hübscher Junge mit verträumten Augen und langer Mähne, stand, die Klinke in der Hand, an der Tür. Er winkte ihr heftig zu, deutete mit dem Daumen in das Schulzimmer hinein und rief unterdrückt: »Achtung!«
Ilona nahm sich nicht die Mühe, seine Zeichen zu deuten, sondern stürzte an ihm vorbei in das Zimmer, in dem die anderen Schüler und Schülerinnen der zehnten Klasse neben ihren Plätzen standen.
»Freunde!« posaunte sie und warf die Mappe mit Schwung auf ihren Tisch. »Stellt euch vor …«
»Setzen!« befahl eine dröhnende Männerstimme.
Die Schüler gehorchten und gaben Ilona den Blick auf Dr. Theo Ortlieb frei, der vorn am Lehrertisch stand und sie aus seinen hellen, leicht vorstehenden Augen fixierte.
»Oje!« stieß Ilona hervor und schlug sich fast gleichzeitig mit der Hand auf den Mund.
Dr. Ortlieb hob die farblosen Augenbrauen und trommelte mit den kurzen Fingern auf die Tischplatte. »Darf ich mir die Frage erlauben, wieso du erst jetzt kommst, Ilona? Falls ich mich nicht sehr irre, hat der Unterricht bereits vor einer Stunde begonnen!«
Ilona zog eine kleine Grimasse. »Wann hätten Sie sich je geirrt, Herr Doktor«, sagte sie, »entschuldigen Sie bitte, darf ich jetzt meinen Mantel ausziehen?«
»Nicht, bevor du mir Rede und Antwort gestanden hast!«
»Na, bitte!« Ilona schlug die Arme übereinander; sie war einen halben Kopf größer als der Lehrer, so daß sie wirkungsvoll auf ihn herabsehen konnte.
»Du gibst also zu, daß du zu spät gekommen bist?«
»Da Sie mich dabei erwischt haben, hat es wohl keinen Zweck zu leugnen«, erklärte Ilona seelenruhig.
Ihre Freundin Ulrike Berger zupfte sie am Mantelsaum und raunte ihr zu: »Reiz ihn bloß nicht zu sehr!«
Aber Ilona grinste nur.
Dr. Ortlieb hatte das Klassenbuch aufgeschlagen und studierte mit übertriebener Sorgfalt die Seite des heutigen Tages. »Wie ich sehe, hattet ihr in der ersten Stunde Betriebswirtschaftslehre bei Herrn Brückner. Wie ist es möglich, daß ich keinen Vermerk über Ilonas Fehlen finde?« Er wandte sich fragend an die Klasse. »Ich warte auf eine Antwort!«
Peter Hinze, ein sportlicher blonder Junge, erklärte gelangweilt, ohne sich zu erheben: »Wahrscheinlich hat Herr Brückner es gar nicht bemerkt.«
»Nicht bemerkt? Du willst behaupten, daß Herr Brückner sich zu Beginn der ersten Stunde nicht vergewissert …« Dr. Ortlieb unterbrach sich und erklärte: »Schon gut, ich sehe ein, daß ich euch deswegen nicht zur Rechenschaft ziehen kann …«
Ulrike Berger fuhr sich mit gespreizten Fingern durch ihr braunes, leicht gelocktes Haar. »Bitte, Herr Doktor, wollen wir jetzt endlich anfangen?«
»Das finde ich auch«, stimmte Ilona ihr zu, zog sich unbekümmert ihren Mantel aus und setzte sich.
Dr. Ortliebs runder Kopf lief rot an. »So kommst du mir nicht davon, mein liebes Kind«, donnerte er, »so nicht. Ich muß dir einen Verweis ins Klassenbuch schreiben. Ich kann nur hoffen, daß dieser Tadel sich nicht allzu ungünstig auf dein Abgangszeugnis auswirkt!« Er schraubte seinen Füller auf, legte das Klassenbuch schräg und begann sehr sorgfältig seine kleinen Buchstaben zu malen.
Dann klappte er das dicke Buch mit einem kleinen Knall zu und sagte genüßlich: »Nun denn, wollen wir doch heute einmal feststellen, was wir noch über die Karolinger wissen … Hety?«
Hety Gülden, ein Mädchen mit Twiggy-Figur und kindlichem Gesichtsausdruck, sprang auf. »Karl der Große regierte von 768 bis 814 …«
»Sehr richtig! Sein Ziel war es, ein Reich zu schaffen, in das alle deutschen Volksstämme, auch die bisher abseits stehenden Sachsen, eingeschlossen waren …«
In der nun folgenden guten halben Stunde hatten die Geschehnisse der guten alten Zeit den Vorrang vor allen heutigen, mehr oder weniger privaten Problemen.
»Jetzt wollen wir doch mal sehen!« rief Ulrike Berger, kaum daß die große Pause eingeläutet war und Dr. Ortlieb das Zimmer verlassen hatte. Sie sprang nach vorne und schlug das Klassenbuch auf. »So eine Gemeinheit! Er hat es wirklich eingetragen … unentschuldigtes Versäumen des Unterrichtes …« Sie hob den Kopf und sah die Freundin an. »Warum mußtest du auch zu spät kommen!?«
Ilona zuckte die Achseln. »Tu doch nicht so, als wenn es dir um mich ginge. Du hast ja bloß Angst, daß dein goldiges Kurtchen Brückner Schwierigkeiten haben könnte!«
Ulrikes glattes, braunes Gesicht blieb unbewegt. »Du spinnst ja«, behauptete sie, wenn auch ein bißchen gezwungen. »Ich verstehe bloß nicht, wieso du dich dauernd verschläfst …«
Ilona lachte. »Das kann ich dir leicht erklären. Ich war gestern in München und bin erst um zwei Uhr ins Bett gekommen.«
»Daß deine Eltern das erlauben!« Hety Gülden riß die himmelblauen Augen auf.
»Warum sollten sie nicht?« Ilona schlüpfte in ihren Mantel. »Es entspricht ihrem eigenen Lebensstil. Schließlich sind sie ja keine kleinen Leute …«
»O nein«, spottete Peter Hinze, »dein Vater ist Prokurist einer bedeutenden Firma, und du selber hast das Gymnasium besucht, bevor du dich zu uns herabließest! Das alles hast du uns oft genug unter die Nase gerieben.«
»Kommt, seid friedlich«, sagte Ulrike Berger und legte ihm leicht die Hand auf den Arm, »laßt uns endlich ’runtergehen! Es sähe dem alten Ortlieb ähnlich, noch einmal zurückzukommen und Krach zu schlagen, weil wir nicht auf dem Hof sind!«
Ilona lachte. »Und uns womöglich eine Strafarbeit anzuhängen, als wenn wir noch lausige Anfänger wären! Dabei dauert es nur noch ein paar Monate, und wir haben die Schule hinter uns … für ewig und alle Zeiten! Kinder, ich schwöre euch, wenn ich meine mittlere Reife in der Tasche habe, das wird der schönste Tag meines Lebens sein!«
Ulrike Berger schlüpfte in eine lange, doppelreihige Tweedjacke, und Hety Gülden wickelte sich in ein buntgefärbtes Kaninchen. Links und rechts von Ilona schlenderten sie die breite Treppe hinunter, während die Jungen schon vorausliefen, vorbei an den beiden ersten Stockwerken, in denen verschiedene Firmen ihre Büroräume unterhielten; die staatlich anerkannte Handelsschule nahm das dritte und vierte Stockwerk ein.
Auf dem Schulhof packten die drei Mädchen je nach Figur Butterbrote oder Obst aus und suchten sich einen Platz an der Mauer, wo die Schüler der unteren Klassen ihnen nicht zwischen die Beine laufen oder sie sonstwie stören konnten.
Ulrike polierte einen rotbäckigen Apfel. »Sag mal, Ilona … wolltest du uns nicht vorhin etwas Sensationelles mitteilen? Als du in die Klasse stürmtest, meine ich?« Sie grub ihre kräftigen weißen Zähne in das Fruchtfleisch.
»Ach ja, ich veranstalte am Samstag eine Party!« erklärte Ilona. »Ohne irgendwelche Schnüffler oder Aufseher. Vati fährt mal wieder zu einem Kongreß und nimmt Mutti mit. Na, was sagt ihr jetzt? Das wird unter Garantie die tollste Party der Saison!«
»Wer kommt denn alles?« fragte Ulrike sachlich.
»Na, ihr beide natürlich und noch ein paar aus unserer Klasse … ihr könnt mitbringen, wen ihr wollt. Platz ist genug. Und wer niemanden hat, der komme solo. Ich werde schon für jeden das passende Deckelchen finden.«
»Du, dann verrat mir doch gleich …«, Hety Gülden legte Ilona den Arm um die Taille, »wen hast du denn für mich im Auge?«
Ilona befreite sich energisch von ihrem zärtlichen Griff.
»Na, da wäre zum Beispiel Bob Anders, das ist ein toller Junge … was sage ich … ein richtiger Supermann, vierundzwanzig Jahre alt, sieht blendend aus. Ich habe ihn letzte Woche in München kennengelernt. Ein Playboy, wie er im Buch steht!«
»Playboy … na, ich weiß nicht!« Hety fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Für mich täte es ein ganz einfacher Junge von hier!«
»Von denen beißt doch keiner bei dir an«, erklärte Ilona herzlos. »Paß mal auf …« Sie strich sich mit dem Finger über den schmalen Rücken ihrer Nase, »ich werde Kurtchen für dich bitten …«
»Kurt Brückner?!« Hety schrie es fast.
»Ja, Herrn Diplom-Fachlehrer Kurt Brückner.« Ilona lachte. »Na, mir scheint, ich habe deinen Geschmack getroffen.«
Hety seufzte. »Er wird nicht kommen.«
»Das laß nur meine Sache sein.«
Ulrike Berger hatte den Atem angehalten und mußte jetzt nach Luft schnappen. »Ilona, das kann doch nicht dein Ernst sein?!«
»Warum denn nicht?! Der ist doch auch bloß ein Mann. Oder glaubst du vielleicht, daß du ihn für dich reserviert hast?! Ich wette, der wartet schon darauf, endlich mal privat mit mir zusammenzukommen.«
Oben, im dritten Stock des Gebäudes, standen Dr. Ortlieb und Kurt Brückner am offenen Fenster des Konferenzzimmers. Aber sie blickten nicht hinunter.
Dr. Ortlieb stand mit dem Gesicht zum Raum und fixierte das männliche, gutgeschnittene Gesicht seines jungen Kollegen.
»Ihr Verhalten ist unglaublich«, bellte er, »einfach unglaublich! Wenn ich nicht zufällig zwei Minuten früher in die Klasse gekommen wäre, hätte Ilona Rothe eine volle Stunde ungestraft versäumen dürfen.«
Kurt Brückner schob das Kinn vor. »Aber ich bitte Sie! Ilona muß doch so oder so nachholen, was ich heute mit der Klasse durchgenommen habe.«
Dr. Ortliebs Kugelkopf lief rot an. »Ist das alles, was Sie zu Ihrer Entschuldigung vorzubringen haben?!«
»Was erwarten Sie denn von mir!? Einen Kniefall!?«
»Einen anderen Ton, wenn ich bitten darf!« Dr. Ortliebs Stimme schnappte über. »Kein Wunder, daß die Schüler verrohen, wenn sie solche Vorbilder haben!«
Kurt Brückner straffte die Schultern. »Ich bemühe mich um ihre Freundschaft und ihr Vertrauen …«
»Genau das ist es, was ich Ihnen zum Vorwurf mache! Die Kinder brauchen keine Freundschaft … jedenfalls nicht die Freundschaft ihrer Lehrer … was ihnen not tut, ist eine straffe Führung, Autorität, Disziplin …«
Kurt Brückner riß die Geduld. »Ach, verdammt«, sagte er, »mit Ihnen kann man ja nicht reden. Rutschen Sie mir doch den Buckel ’runter.« Er drehte sich um und ließ den anderen stehen.
Dr. Ortliebs Augen traten so weit hervor, als wenn sie ihm aus dem Kopf springen wollten. »Das werden Sie mir büßen!« zischte er.
Die Schülerinnen und Schüler der zehnten Klasse erhoben sich von ihren Plätzen, als Kurt Brückner eintrat.
»Bleibt sitzen«, winkte er ab, »wir brauchen uns nicht feierlich zu begrüßen, wir haben uns ja heute schon gesehen.«
Er stellte seine Aktentasche auf den Lehrertisch, öffnete sie und wandte sich der Klasse zu. »Ich hoffe, ihr befindet euch alle in bester Verfassung, denn wie ich bereits angekündigt habe, schreiben wir heute eine Arbeit in Buchführung. Man hat mir freundlicherweise die nächste Stunde zusätzlich zur Verfügung gestellt, so daß wir zwei Stunden Zeit haben.«
Er holte einen Stapel grüner DIN-A4-Blätter aus seiner Tasche. »Hier haben wir also die Aufgaben …«
Unwillkürlich sprang Ulrike auf und machte eine Bewegung, als wollte sie die Blätter übernehmen.
Aber Kurt Brückner gab den Stapel Peter Hinze. »Bitte, verteile das …« Er holte einen Stoß weißer Blätter aus der Tasche und reichte sie Ilona.
»Vergeßt nicht, eure Namen in die linke obere Ecke zu schreiben«, erinnerte er, »es wäre doch schade, wenn sich später für eure glänzenden Arbeiten kein Urheber finden ließe. Wer braucht Schmierzettel?«
Alle meldeten sich.
Kurt Brückner zählte die Schmierzettel ab. »Ihr wißt, daß ich nachher auch diese Papierchen zur Kontrolle wieder einsammeln muß.«
Holger Hesse übernahm die Verteilung.
Kurt Brückner war erleichtert, als die jungen Leute zu schreiben begannen. Besonders die Art, wie die Mädchen ihn aus neugierigen, wissenden, spöttischen und sehnsüchtigen Augen anzustarren pflegten, war ihm unangenehm.
Tatsächlich gab es in der zehnten Klasse nicht eine Schülerin, die von Kurt Brückners sportlicher Erscheinung und seinem männlichen Auftreten nicht beeindruckt gewesen wäre. Aber jetzt war keine Zeit, einen kleinen Flirt zu starten oder zu träumen, jetzt ging es darum, die schriftlich gestellten Aufgaben zu lösen. Es war die vorletzte Arbeit über Buchhaltung in diesem Jahr, und wie sie ausfiel, würde für die Gesamtnote auf dem Zeugnis der mittleren Reife Bedeutung haben.
So strengten die Jungen und Mädchen ihre Köpfe an. Manch einer geriet in Versuchung, den Nachbarn um Rat zu fragen oder um Hilfe zu bitten. Aber Kurt Brückners stete Wachsamkeit machte es unmöglich. Er ließ sich nicht verleiten, durch die Klasse zu gehen oder auch nur für Sekunden den Schülern seinen Rücken zuzukehren. Er setzte sich auch nicht, so daß man sich eine Nachricht unter dem Tisch hätte zuschieben können, sondern er blieb hoch aufgerichtet stehen und beobachtete unentwegt die Hände und die Münder der Schüler.
Er merkte, daß Ilona sich schwertat, und es wunderte ihn nicht. Er wußte, daß sie sich mehr auf ihr Glück als auf fleißig erworbene Kenntnisse verließ. Ulrike dagegen schrieb eifrig, die Zungenspitze zwischen den Zähnen.
Während der kleinen Pause wurde weitergemacht, und die Tür blieb verschlossen. Kurt Brückner begann zu ermüden, er blickte immer wieder auf die Uhr. Er mußte gähnen und entschloß sich, ein Fenster aufzumachen, um frische Luft hereinzulassen. Sekundenlang blickte er auf die Straße hinunter und atmete tief durch.
Als er sich umdrehte, beobachtete er, wie Ilona eifrig von dem Blatt abschrieb, das Ulrike ihr unauffällig, aber doch unübersehbar zugeschoben hatte.
»Halt!« sagte er scharf und trat auf die Freundinnen zu. Ihre Köpfe flogen auseinander, sie blickten erschrocken zu ihm auf.
»Tut mir leid, ich muß euch beiden eine Sechs geben. Ihr habt es euch selbst zuzuschreiben.«
»Aber Ulrike ist doch nicht schuld«, stotterte Ilona, die unverhofft ihre Fassung verloren hatte, »sie kann doch alles … Nur ich …«
»Sie hat dir geholfen, mich zu betrügen.« Kurt Brückner nahm die Blätter der beiden Mädchen an sich. »Ihr braucht nicht weiterzuarbeiten. Geht bis zur nächsten Stunde auf den Hof.«
Ulrike sagte gar nichts. Schweigend zog sie ihre Tweedjacke über und verließ die Klasse.
Ilona stürmte ihr nach. »So eine Gemeinheit!« schimpfte sie. »Hättest du das gedacht!? Wo du doch immer geglaubt hast, daß er dich liebt … seit damals, wo er dir Nachhilfestunden gegeben hat!«
»Du hast das dauernd behauptet, nicht ich«, erwiderte Ulrike, blaß bis an die Lippen, »jetzt wirst du endlich einsehen, wie schief du gewickelt warst.«
Ilona legte ihr den Arm um die Schultern. »Es tut mir leid, Uli, ehrlich! Wenn ich geahnt hätte, daß es so ausgehen könnte …«
»Es war mein Risiko!« sagte Ulrike tapfer. »Komm, nimm’s nicht so tragisch. Ein Beinbruch wäre schlimmer. Wir kommen beide so oder so durch die Prüfung. Und welcher Chef fragt schon danach, ob wir ’ne Zwei, ’ne Drei oder ’ne Vier in Buchhaltung haben? Die müssen ja froh sein, wenn sie so tüchtige Arbeitskräfte wie uns zwei bekommen.«
Ilona lachte schon wieder. »Recht hast du, Uli … und, soll ich dir mal was sagen? Du bist ein ganz fabelhafter Kerl!«
Schon um vier Uhr brach die Dämmerung des Wintertages herein.
Ulrike Berger war allein in der Wohnung im Erdgeschoß eines Zweifamilienhäuschens am Stadtrand. Ihre Eltern arbeiteten beide tagsüber in der Kurverwaltung. Sie saß am Schreibtisch und lernte. Als die Buchstaben ihr vor den Augen zu verschwimmen begannen, knipste sie, ohne aufzusehen, die Leselampe an. Sie stand nicht auf, um die Vorhänge vor das Fenster zu ziehen, denn die intensive Bläue der Luft und das Schimmern des ersten Schnees auf dem winterlichen Rasen waren schön, und der Anblick wirkte erholsam, wenn sie von ihrem Lehrbuch über Betriebswirtschaftslehre hochsah. Sie tat es nicht oft, sondern war krampfhaft bemüht, sich zu konzentrieren, die vollen Lippen zusammengepreßt, eine steile Falte über der Wurzel ihrer kurzen Nase.
»Nach dem Verwendungszweck teilt man die Kredite ein«, las sie, »in erstens Erweiterungskredite, das sind Investitionskredite, zweitens Betriebskredite zur Ergänzung der Betriebsmittel …«
Sie streckte die rechte Hand aus und knipste ihr Transistorradio an. Der ›Club 16‹ meldete sich mit heißer Musik.
Ulrike summte mit und las weiter: »Drittens Saisonkredite, sie werden vor allem vom Handel und von der Landwirtschaft in Anspruch genommen …«
Sie merkte, daß die Musik sie ablenkte.
»Verflixt«, schimpfte sie und stellte den Apparat wieder aus.
Es klingelte an der Wohnungstür.
Das Lehrbuch in der Hand, erhob sich Ulrike, reckte und streckte sich in ihrem Hausanzug aus maisgelbem Jersey und schlenderte in die Diele hinaus.
Es klingelte ein zweites Mal, bevor sie öffnen konnte.
»Hoppla, immer mit der Ruhe«, sagte sie.
Als sie an der Garderobe vorbeikam, zog sie die beiden Clips heraus, mit denen sie sich über die Ohren Locken in ihr braunes Haar geklemmt hatte, und ließ sie in der Schublade verschwinden. Sie hielt es aber nicht für nötig, einen Blick in den Spiegel auf ihr glattes, rundes, ungeschminktes Gesicht zu tun, sondern blickte unentwegt in ihr Lehrbuch.
Erst als sie die Haustür öffnete, sah sie hoch und erkannte Kurt Brückner. Er stand kaum einen halben Meter entfernt von ihr, breitschultrig, männlich, den Kragen seines kurzen Ulsters hochgeschlagen, und blickte mit ernsten Augen auf sie herab.
»Kurt«, schrie Ulrike. Ihr Lehrbuch polterte zu Boden, und sie warf sich in seine Arme.
»Mein Liebes …«
»Daß du gekommen bist!«
»Ich mußte doch! Ich muß dir doch erklären, warum … Verzeih mir!«
»Als wenn ich das nicht verstünde, Kurt! Es war doch deine Pflicht … hast du denn nur eine Sekunde glauben können, ich würde es dir übelnehmen?«
Sie standen eng aneinandergeschmiegt, und er spürte ihren warmen, jungen, lebendigen Körper.
»Ich liebe dich«, sagte sie rauh, »du weißt nicht, wie sehr ich dich liebe …«
Eine wilde Woge riß ihn fort, schwemmte seine Bedenken und seine Vorsätze hinweg, hob ihn empor und ließ ihn alles vergessen, was ihm und ihr diese Liebe verbot …
Ilona Rothe stieß die kleine Pforte auf, die in den Vorgarten des Zweifamilienhäuschens führte, in dem Ulrike Berger mit ihren Eltern wohnte.
Die Vorderfront des Erdgeschosses war dunkel. Ilona zögerte kurz und lief dann durch den winterlichen Garten um das Haus herum. Wie sie gehofft hatte, fand sie das Zimmer der Freundin beleuchtet. Die Vorhänge waren nicht zugezogen. Sie trat dicht heran und hob schon die Hand, um gegen die Scheibe zu pochen, da fiel ihr auf, daß der Platz an Ulrikes Schreibtisch verlassen war.
Das Zimmer lag hell wie eine Theaterdekoration vor ihr. Sie sah die Bewegung auf der Bettcouch, zwei Menschen in leidenschaftlicher Umarmung, und sie wußte, was dies zu bedeuten hatte.
Ulrike, die brave, die scheinheilige, die superanständige Ulrike, hatte einen Geliebten? Aber wer war der Mann?
Ilona erkannte den jungen Lehrer erst, als er sich aufrichtete und zu dem Couchtischchen hinüberlangte, um sich eine Zigarette zu nehmen. Kurt Brückner!
Jetzt zündete er die Zigarette an, tat einen Zug und steckte sie mit einer zärtlichen Geste zwischen Ulrikes Lippen.
Ilonas Gesicht wurde seltsam starr, während sie die Szene beobachtete, die sich ihr bot. Dann holte sie tief Atem, trat in den Schatten der Dämmerung und wandte sich ab.
Die beiden drinnen hatten sie nicht bemerkt, dessen war sie ganz sicher. Sie waren im Licht gewesen,., während sie in der Dunkelheit gestanden hatte, und außerdem waren sie viel zu sehr mit sich selber beschäftigt gewesen, um irgend etwas außer sich selber wahrzunehmen.
Trotzdem ging Ilona jetzt anders als sie gekommen war zur Straße zurück, fast auf Zehenspitzen und sorgsam bemüht, kein Geräusch zu verursachen.
Nahe der Haustür blieb sie stehen. Sie hatte die schmalen, hell geschminkten Lippen fest zusammengepreßt, ihre grünen Augen funkelten.
Sie überlegte, ob sie klingeln und die beiden drinnen aufschrecken sollte, verwarf diesen Gedanken dann aber wieder. Ulrike konnte ihren Geliebten durch den Garten hinauslassen, während sie sie ins Haus hineinführte. Bestimmt sogar würde sie es so machen, die gerissene Komödiantin, die sie war.
Nein, Ilona hatte eine viel bessere Idee.
Ihre Züge entspannten sich, sie warf mit einer ruckartigen Bewegung ihr glattes blondes Nixenhaar in den Nacken und lachte auf.
Ulrike war Kurt Brückner noch nie so nahe gewesen. Sie fuhr sachte mit dem Finger über Nase, Brauen, Lippen und Kinn seines männlichen, gutgeschnittenen Gesichtes, als wenn sie sich jede Linie für immer einprägen wollte.
»Wenn du nur wüßtest, wie lieb ich dich habe!« sagte sie lächelnd.
Er löste sich behutsam von ihr und richtete seinen Anzug.
»Wir hätten das nicht tun dürfen!«
»Sag doch so etwas nicht! Tut es dir leid?« Sie reichte ihm die Zigarette.
Er nahm noch einen Zug und drückte sie dann in der kleinen emaillierten Schale aus. »Nein. Aber es war verantwortungslos von mir.«
»Stimmt nicht«, widersprach Ulrike, »ich war es ja, die es gewollt hat.«
»Auf alle Fälle werden wir heiraten«, versprach er, »sobald die Prüfungen vorüber sind. Ich überlege mir gerade, ob es nicht richtig wäre, jetzt schon mit deinem Vater zu sprechen.«
Sie zog die leichte Decke bis zum Kinn. »Lieber nicht«, sagte sie, »er könnte es falsch auffassen. Du weißt ja, wie er ist. Und dann, wenn wir uns jetzt verloben, müßte ich doch von der Schule … oder nicht?«
»Stimmt, aber …«
Sie unterbrach ihn. »Es wäre doch überdimensional unvernünftig, jetzt alles aufzugeben, nachdem ich vier Jahre gebüffelt habe.«
»Wenn du erst meine Frau bist …«
»… möchte ich auch noch mitarbeiten. Wenigstens zu Anfang, bis Kinder da sind.«
»Du, hör mal …«, sagte er.
»Ja?«
»Du hattest doch hoffentlich nicht deine fruchtbaren Tage? Ich habe nämlich nicht aufgepaßt, weißt du! Ich wollte es, aber dann …« Er machte eine hilflose Bewegung mit den Händen.
Auf einmal kam er ihr wie ein Junge vor und gar nicht mehr wie der verehrte und umschwärmte Lehrer. »Nur keine Bange«, sagte sie, »es wird schon schiefgehen.«
Er seufzte. »Warum muß gerade für uns alles so kompliziert sein?«
»Die Liebe«, erklärte Ulrike mit neu gewonnener Weisheit, »ist wohl immer kompliziert.«
»Auf alle Fälle«, sagte er und versuchte mit beiden Händen sein starkes dunkelblondes Haar zu glätten, »dürfen wir uns in der nächsten Zeit nicht sehen. Außerhalb der Schule, meine ich.«
»Ja, ich weiß«, sagte sie ergeben, »das wäre zu gefährlich. Würdest du dich bitte umdrehen, damit ich mich anziehen kann?«
Er tat es, trat zum Fenster und zog die Vorhänge zu.
Sie schlüpfte rasch in die Hose ihres Hausanzuges, sah den winzigen Blutstropfen auf der Couch und warf die Decke darüber. Sie spürte seine Unsicherheit und wollte ihn nicht noch mehr belasten.
»Komm, Geliebter«, sagte sie, »nun mußt du aber schleunigst verschwinden, bevor meine Eltern heimkommen. Ich möchte ihnen kein Theater vorspielen müssen … nicht gerade jetzt.«
Er packte sie bei den Schultern und blickte ihr fest in die Augen. »Nur noch ein paar Monate, Uli, denk immer daran: dann haben wir alles überstanden. Du mußt Vertrauen zu mir haben.«
»Habe ich ja«, sagte sie tapfer, »jede Menge …« Doch plötzlich verlor sie die Fassung. »Aber es wird grauenhaft werden! Du vorne am Lehrertisch, und ich die brave kleine Schülerin! Würdest du verreist sein, und wir könnten uns gar nicht sehen … ich könnte es eher ertragen!«
»Glaub nur nicht, daß es mir leichtfällt«, sagte er und zog sie noch einmal in seine Arme. »Glaub doch nur das nicht!« Ihre Münder verschmolzen zu einem endlosen Kuß.
Hety Gülden hatte nicht mit den Freundinnen zusammen die Handelsschule verlassen, sondern sie hatte im Speisesaal ihr Mittagessen eingenommen und dann, unter Aufsicht eines Lehrers, mit einigen anderen Fahrschülern und Fahrschülerinnen die Hausaufgaben gemacht.
Sie erreichte, wie immer, den Fünf-Uhr-Bus, die letzte Verbindung aufs Land hinaus, mit knapper Not und fand keinen Sitzplatz mehr. Aber das war sie gewohnt, es machte ihr nichts aus. Die Schulmappe zwischen den Beinen, die Hand am Griff, stand sie auf dem Perron und ließ sich heimwärts schaukeln. Ihre Gedanken drehten sich ausnahmsweise nicht um die Schule und den Lehrstoff, sondern um private Probleme.
Hety Gülden, die Bauerntochter, war sehr stolz darauf, daß die elegante und selbstsichere Ilona sie in den Kreis ihrer Freundinnen aufgenommen hatte, und sie wäre liebend gerne zu ihrer Party gegangen. Aber sie mochte sich nicht darauf verlassen, was Ilona ihr für Jungen auftun würde, sondern sie wollte ihren eigenen Freund mitbringen, Andreas, denn es wäre ihr wie ein Treuebruch erschienen, irgend etwas ohne ihn zu übernehmen.
Aber Andreas war schwierig, er hatte seinen eigenen Kopf. Hety war überzeugt, daß der junge Mann aus der Stadt leichter zu behandeln war. Doch sie liebte Andreas! Warum eigentlich? Nun, sie liebte ihn eben, dafür bedurfte es doch keiner Erklärung.
Wenn sie nur gewußt hätte, ob er es ernst mit ihr meinte! Der Bus hielt mit einem Ruck. Hety wachte aus ihren Träumereien auf. Sie drängte sich mit den anderen hinaus. Von der Haltestelle aus war es noch eine gute Viertelstunde bis nach Lauterbach, dem heimatlichen Dorf.
Als sie den Hof erreichte, war die Zeit der Fütterung. Nur die kleinen Geschwister waren in der Stube, die großen arbeiteten im Stall. Hety verzichtete darauf, die Eltern zu begrüßen, denn sie fürchtete den Stallduft, der sich so hartnäckig in der Kleidung festzusetzen pflegte. Sie schnitt sich in der Küche einen Kanten Brot ab, belegte ihn dick und trank eine Tasse Muckefuck dazu – die Kanne mit dem heißen Getränk stand ständig auf dem Herd.
Einer nach dem anderen kamen die Familienangehörigen aus dem Stall – der Vater, die Mutter, Franz, der große Bruder, Kathi, die jüngere Schwester –, begrüßten sie ruhig und ohne Fragen zu stellen, redeten von der Kuh, die kalben sollte, und daß man den Besamer im nächsten Jahr schon früher bestellen wollte. Hetys Erklärung, daß sie das nächste Wochenende in Bad Kronheim bleiben wollte, um mit einer Freundin für die Prüfung zu arbeiten, wurde ohne Einwände zur Kenntnis genommen.
Hety wußte, daß ihre Familie auf ihre Weise stolz auf sie war, auf das Stipendium, das sie bekommen hatte, und auf die komplizierten Dinge, die sie lernte. Aber sie konnten sich nicht vorstellen, was sie tagsüber erlebte, und sie machten sich auch nicht die geringste Mühe, Anteil zu nehmen oder Verständnis zu zeigen.
Das Abendessen verlief wortkarg.
Danach ging Hety sofort in ihre Kammer hinauf. Sie war ungeheizt und eisig kalt – trotz des heißen Ziegels schlotterte sich Hety jede Nacht im Winter in den Schlaf –, aber von ihrem Fenster aus konnte sie die Straße zum Dorf überblicken.
Hety überlegte, wie oft sie schon hier gestanden und Ausschau nach Andreas gehalten hatte, und oft genug hatte sie vergebens warten müssen.
Aber heute klappte es. Sie sah die Lichter des Autos schon von weitem. Der elterliche Hof stand am Ende einer Straße, die niemand benutzte, der nicht zum Haus wollte. Die Lichter kamen näher und näher. Eine bange Sekunde noch fürchtete Hety, sie würden auf den Parkplatz einschwenken, was Andreas niemals tat, aber nein, der Wagen bog in einen Feldweg ein und entfernte sich ein gutes Stück in Richtung Wäldchen, bis er stehenblieb. Jetzt wußte Hety mit Sicherheit, daß es Andreas war, noch bevor die Scheinwerfer kurz aufblendeten, dreimal hintereinander, das verabredete Zeichen. Hety rannte eilig die Stiege hinunter, riß im Vorbeilaufen den Anorak vom Haken, stürzte ins Freie und trabte auf das Wäldchen zu. Als sie die Autotür aufriß, war sie vollkommen außer Atem.
»Hier bin ich!« keuchte sie.
»Du hättest nicht so rennen brauchen«, sagte er, »fünf Minuten hätte ich schon gewartet.«
Im Inneren des Autos war es angenehm warm, der Motor lief, und die Heizung war eingeschaltet.
»Ich hatte solche Sehnsucht nach dir!« Hety knipste das Licht an, weil sie ihn sehen wollte, sein kantiges Gesicht mit den leicht aufgeworfenen Lippen und der breiten, gewölbten Stirn.
»Laß das!« sagte er sofort und knipste die Innenbeleuchtung wieder aus. »Nicht nötig, daß deine Leute etwas merken.«
Das war eine seiner unvermeidlichen Vorsichtsmaßnahmen, die sie haßte. Aber heute verkniff sie sich jede Bemerkung darüber, denn es kam ihr darauf an, ihn bei guter Laune zu halten.
»Du, stell dir vor!« Sie rückte näher zu ihm hin und lehnte ihren Kopf an seine Schulter. »Wir sind eingeladen!«
Er blieb stumm. Sie wandte den Blick seinem dunklen Profil zu. »Ilona Rothe, die Prokuristentochter … ich habe dir bestimmt schon hundertmal von ihr erzählt … sie gibt am Samstag eine Party!«
»Samstag’ abend«, sagte er bedächtig, »wollte ich mit dir ins Kino fahren.«
»Das Kino läuft uns doch nicht weg.«
»Diese Party etwa?«
»Doch! Das ist eine einmalige Gelegenheit. Andreas, begreifst du denn nicht!?«
»Wenn dir das so wichtig ist, dann fahre ich eben alleine ins Kino.«
»Nein, Andreas, bitte, tu doch nicht so, als wenn du mich nicht verstündest. Ich möchte mit dir auf die Party gehen … nur mit dir!«
»Schlag dir das aus dem Kopf.«
Sie packte ihn beim Arm. »Aber warum denn, Andreas, warum willst du nicht?«
»Ich passe nicht zu diesen Leuten, und ich habe keine Lust, mich schief ansehen zu lassen.«
»Aber ich soll mich schief ansehen lassen, wenn ich allein dort aufkreuze!«
»Brauchst du ja nicht. Fahr mit mir ins Kino!«