Kuttel Daddeldu - Joachim Ringelnatz - E-Book

Kuttel Daddeldu E-Book

Joachim Ringelnatz

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Beschreibung

mehrbuch-Weltliteratur! eBooks, die nie in Vergessenheit geraten sollten. Daddeldu ist ein Seemanns-Wort für Feierabend und Nachtruhe, entlehnt aus dem Englischen: "That'll do" für "Nu' is' aber ma' Schluss!". Der knurrige Seemann Kuttel Daddeldu tauchte erstmals im Gedicht Vom Seemann Kuttel Daddeldu auf und war 1920 die Hauptfigur in seinem Gedichtband Kuttel Daddeldu oder Das schlüpfrige Leid. In diesem Werk erschien der Seebär in teilweise schwarzhumorigen Balladen und Moritaten, mit denen Ringelnatz in den 1920ern und 1930ern auch auf der Kabarettbühne auftrat.

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 Kuttel Daddeldu

Joachim Ringelnatz

Inhaltsverzeichnis
Avant-propos
Vom Seemann Kuttel Daddeldu
Daddeldus Lied an die feste Braut
Seemannstreue
Abendgebet einer erkälteten Negerin
Die Weihnachtsfeier des Seemanns Kuttel Daddeldu
Kuttel Daddeldu und Fürst Wittgenstein
Kuttel Daddeldu besucht einen Enkel
Seemannsgedanken übers Ersaufen
Kuttel Daddeldu im Binnenland
Kuttel Daddeldu und die Kinder
Matrosensang
Logik
Rezept
Das Terrbarium
Die Ameisen
Novaja Brotnein
Gladderadatsch
Es setzten sich sechs Schwalben
Überfahrt
Das Gesellenstück
Ansprache eines Fremden an eine Geschminkte vor dem Wilberforcemonument
Die Blindschleiche
Mutter Frühbeißens Tratsch
Feierabendklänge eines einhändigen Metalldrehers an seine Frau mit preisgekrönten Beinen
Es waren zwei Moleküle
Billardopfer
Mein harmlos Lied
Balladette
Noctambulatio
Was der Liftboy äußert
Die Nagelfeile
Die Badewanne
Lampe und Spiegel
Der Globus
Flie und Ele
Der Briefmark
Zwei Schweinekarbonaden
Der Bandwurm
Fliege und Wanze
Die Schnupftabaksdose
Schaudervoll, es zog die reine
Schicksal der Schlaube
Die Geburtenzahl
Miß Longwieles Stoßgähnen
Vier Treppen hoch bei Dämmerung
Mein Riechtwieich
Frühlingsanfang auf der Bank vorm Anhalter Bahnhof
Lied aus einem Berliner Droschkenfenster
Jene brasilianischen Schmetterlinge
Vorm Brunnen in Wimpfen
Impressum

Avant-propos

Ich kann mein Buch doch nennen, wie ich will

Und orthographisch nach Belieben schreiben!

Wer mich nicht lesen mag, der laß es bleiben.

Ich darf den Sau, das Klops, das Krokodil

Und jeden andern Gegenstand bedichten,

Darf ich doch ungestört daheim

Auch mein Bedürfnis, wie mir's paßt, verrichten.

Was könnte mich zu Geist und reinem Reim,

Was zu Geschmack und zu Humor verpflichten? –

Bescheidenheit? – captatio – oho!

Und wer mich haßt, – – sie mögen mich nur hassen!

Ich darf mich gründlich an den Hintern fassen

Sowie an den avant-propos.

Vom Seemann Kuttel Daddeldu

Eine Bark lief ein in Le Haver,

Von Sidnee kommend, nachts elf Uhr drei.

Es roch nach Himbeeressig am Kai,

Und nach Hundekadaver.

Kuttel Daddeldu ging an Land.

Die Rü Albani war ihm bekannt.

Er kannte nahezu alle Hafenplätze.

Weil vor dem ersten Hause ein Mädchen stand,

Holte er sich im ersten Haus von dem Mädchen die Krätze.

Weil er das aber natürlich nicht gleich empfand,

Ging er weiter, – kreuzte topplastig auf wilder Fahrt.

Achtzehn Monate Heuer hatte er sich zusammengespart.

In Nr. 6 traktierte er Eiwie und Kätchen,

In 8 besoff ihn ein neues, straff lederbusiges Weib.

Nebenan bei Pierre sind allein sieben gediegene Mädchen,

Ohne die mit dem Zelluloid-Unterleib.

Daddeldu, the old Seelerbeu Kuttel,

Verschenkte den Albatrosknochen,

Das Haifischrückgrat, die Schals,

Den Elefanten und die Saragossabuttel.

Das hatte er eigentlich alles der Mary versprochen,

Der anderen Mary; das war seine feste Braut.

Daddeldu – Hallo! Daddeldu,

Daddeldu wurde fröhlich und laut.

Er wollte mit höchster Verzerrung seines Gesichts

Partu einen Niggersong singen

Und » Blu beus blu«.

Aber es entrang sich ihm nichts.

Daddeldu war nicht auf die Wache zu bringen.

Daddeldu Duddel Kuttelmuttel, Katteldu

Erwachte erstaunt und singend morgens um vier

Zwischen Nasenbluten und Pomm de Schwall auf der Pier.

Daddeldu bedrohte zwecks Vorschuß den Steuermann,

Schwitzte den Spiritus aus. Und wusch sich dann.

Daddeldu ging nachmittags wieder an Land,

Wo er ein Renntiergeweih, eine Schlangenhaut,

Zwei Fächerpalmen und Eskimoschuhe erstand.

Das brachte er aus Australien seiner Braut.

Daddeldus Lied an die feste Braut

Lat man goot sin, lütte seute Marie.

Mi no ssavi!

Ich habe deine Photographie

In der Meditteriniensi

Weit draußen auf dem Meere

Damals verloren,

Als ich bei den Azoren

Mit der Bulldog beinah versoffen wäre. –

Bulldog aheu!

Swiethart! Manilahaariges Kitty-Anny-Pipi –

Oder wie du heißt –

Bulldog aheu!

Bei Jesus Chreist

Ich war – seit Konstantinopel – dir immer treu.

Scheek hends! Ehrlich und offen:

Ich bin gar nicht besoffen.

Giff öß e Whisky, du, ach du! Jesus Christ!

Skool! bleddi Sanofebitsch – Ohne Spott:

Ich glaube, dich hat der liebe Gott

An einem Sonntag zusammengespleist.

Weißt du, was du bist: Weißt?

Hör mich einmal ernsthaft auf mich.

Du – du bist – mein zweites Ich.

Du mußt mir mal deinen Namen ausbuchstabieren,

Hein soll mir das auf den Arm tätowieren.

Mary, mach mal deinem Daddeldu

Die Hosentür zu.

Ich habe noch immer die graue Salbe von dir,

Das ist ganz egal; das ist auch ein Souvenir.

Wer mir die Salbe nimmt –

Ich bin der gutmütigste Kerl, glaub es mir;

Ich habe noch keinem Catfisch ein Haar gekrümmt –

Wenn ich zurück bin aus Schangei,

Wie Gott will hoffen, –

Wer mir die Salbe nimmt,

Dem hau ik die Kiemen entzwei.

Bulldog aheu! Ich bin nicht besoffen.

Wirklich nicht!

Wirklich nicht!

Wer mir die Salbe krümmt,

Dem renn ich die Klüsen dicht. –

Komm her, Deesy, wir schlagen die Bulldog entzwei.

Wenn ich aus Kiatschu, Kiatschau –

Porko dio Madonna!

Mary, du alte Sau,

Wer dir die Salbe stiehlt aus Schangei,

Der wird einmal Kapitän Daddeldus Frau.