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Die Kurzgeschichten in diesem E-Book erschienen erstmals in dem Sammelband «Tiefer». Lustvoll und erotisch – Sex pur. Mal ist sie fünfzehn, mal ist sie siebzehn, als es das erste Mal passiert: Sie ist Redakteurin So-war's-bei-mir-Geschichten in Jugendmagazinen. Wüssten die Teenies, wie es bei ihr wirklich war, fänden sie sie entweder «cool» oder «total pervers»! /// So etwas Verruchtes würde Aline auch gern erleben, doch in ihrer Beziehung hat ihr zukünftiger Gatte das Sagen, und der steht angeblich eher auf Haltung und graue Kostümchen. Widerwillig lässt Aline sich von ihren Kolleginnen zum Junggesellinnen-Abend schleifen, bei dem sie allerdings eine Entdeckung der pikanten Art machen darf. Sophie Andreskys Geschichten erzählen unverkrampft und freizügig vom Sex, von nicht alltäglichen Phantasien und der Freude daran, sich das zu nehmen, was man möchte.
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Seitenzahl: 28
Sophie Andresky
La Gouvernante. Die Nacht der Hennen
La Gouvernante
Die Nacht der Hennen
Manchmal bin ich fünfzehn, und ich habe einen Freund, den ich meinen ‹Boyfriend› nenne, es passiert dann nach dem Konzert von U2 oder Michael Jackson. Oder ich bin siebzehn und ohne meine Eltern in Urlaub, auf Mallorca oder Ibiza. Ein braun gebrannter Fischersohn nimmt mich nachts mit an den Strand, gibt mir zu viel zu trinken und murmelt «amore» in mein Ohr, bis ich eine Gänsehaut bekomme. Ab und zu will ich von Männern auch gar nichts wissen, dann sind das nur ‹Typen›, die immer nur das eine wollen, während ich wiederum nur das eine von meiner Freundin Susi oder Charlotte will. Der einen seife ich beim gemeinsamen Duschen vor einer Diskonacht die Brüste ein und gleite mit einer Hand zwischen ihre Beine. Mit der anderen teile ich mir nach einer Party einen Schlafsack, in dem ich mich ganz zufällig im Schlaf an ihr reibe, bis sie sich umdreht und wir uns gegeneinander pressen. Ich heiße Babsi oder Manuela, neuerdings auch oft Lara oder Sarah. Ich weiß alles über Sex. Ich bin Jungfrau. Jede Woche bin ich Jungfrau. Damit verdiene ich mein Geld: Ich schreibe erste Male für große deutsche Jugendzeitschriften, diese «So war’s bei mir»- oder «Junge Liebe»-Rubrik.
Meine liebste Freundin weiß das und respektiert es als halb therapeutische, halb kreative Arbeit, auch wenn sie immer noch leicht irritiert ist, wenn sie mich mitten in der Arbeit anruft und ich dann das Gespräch abwürgen muss und zum Beispiel sage: «Tut mir Leid, Maus, aber ich bin gerade dabei, mich selbst zu entjungfern, weil ich einfach zu schüchtern bin, um einen Boy kennen zu lernen, und nächste Woche doch schon siebzehn werde. Ich habe eine Schlangengurke so zurechtgeschnitten, wie ich mir einen Penis vorstelle, und jetzt liegt sie in heißem Wasser, damit sie nachher Körpertemperatur hat, wenn es zur Sache geht, ich hätte es ja mit Möhren versucht, die sind handlicher, und ich hätte sie anschließend auch im Stall an die Pferde verfüttern können, aber Möhren erwärmen sich so schlecht, und ein Penis ist doch ein Schwellkörper, oder? Oder ist das doch ein Knorpel? Ein Muskel vielleicht? Aber egal, der muss doch warm sein, oder? Ich werde mich also gleich deflorieren, dafür brauche ich so bis acht, schätze ich, dann kommen die Nachrichten, dann muss ich das Laken vom Futon entsorgen, weil das natürlich über und über voll Blut ist und meine Mama das nicht sehen darf, das wird so bis halb neun dauern, aber dann rufe ich zurück, Maus, ja?» Alles gelogen, alles, was in Zeitschriften steht, ist gelogen. Erfundene Geständnisse stehen unter Fotos von Leuten, die sich nie dazu geäußert haben, und die Namen, die dabeistehen, sind dann auch noch «von der Redaktion geändert».
Ich meine, wenn man sich mal so zurückerinnert, wie