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Die Kurzgeschichten in diesem E-Book erschienen erstmals in dem Sammelband «Tiefer». Lustvoll und erotisch – Sex pur. Alle tun es. Auch Lilly und Bodo. Der Beweis: eine kleine Apothekerflasche mit blauen rautenförmigen Kapseln in Lillys und Bodos Badezimmerschränkchen. Schiebung, findet Sammy! Aber seine Freundin sieht das ganz anders und lässt ein paar der verführerischen Drops mitgehen. /// In Achmeds Istanbuler Bäckerei dagegen gibt es nicht nur süße Baklava, sondern noch weit köstlichere Versuchungen. /// Und die Künstlerin Rieke arbeitet seit Jahren daran, den perfekten Männerkörper zu malen – doch jedes Mal gerät sie in einen Strudel aus Farben, Licht, Formen und Verlangen ... Sophie Andreskys Geschichten erzählen unverkrampft und freizügig vom Sex, von nicht alltäglichen Phantasien und der Freude daran, sich das zu nehmen, was man möchte.
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Seitenzahl: 27
Sophie Andresky
Lilly und Bodo tun es. Frauennabel. Mexikobeige
Lilly und Bodo tun es
Frauennabel
Mexikobeige
Alle tun es. Erzählt mir nichts, alle! Man steht in einem fremden Badezimmer, nebenan tobt eine Party, jemand angelt mit speckigen Fingern Früchte aus der Bowle, die Frau, die immer so aussieht, als käme sie gerade aus einer VHS-Häkelgruppe, schwingt ihren mageren Hintern in einer knallengen Lederhose falsch im Takt und sieht immer noch so aus, als käme sie aus einer VHS-Häkelgruppe, und alleine kühlt man die brennenden Fußsohlen in durchgeschwitzten Nylonstrümpfen auf dem Kachelboden, und dann tut man es halt. Ich tue es immer und überall, seit ich ein Kind war und groß genug dafür. Und ich mache es in jedem Badezimmer, sei es das von meinem Lektor oder von einer flüchtigen Bekannten. Keiner ist vor mir sicher. Kein einziger Spiegelschrank. Ob es ein Obi-Allibert ist oder ein Designer-Unikat, ich öffne es. Ich sehe hinein. Diskretion ist eine Eigenschaft, die mir völlig abgeht. Und ich finde auch, wenn jemand etwas zu verstecken hat, soll er es tun, aber nicht im Badezimmerschrank. Man erfährt so unglaublich interessante Sachen, wenn man sich die Tiegel und Töpfchen, die Fläschchen und Flakons ansieht. Das müssten Personalberater bei Einstellungstests machen, keine psychologischen Fragebögen und Handschriftenanalysen, sondern überfallartig bei der Bewerberin klingeln, ins Bad stürmen und den Allibert öffnen. Da offenbart sich ungeschminkt die ganze Existenz. Praktisch ist das auch bei Bewerbern ganz anderer Art, ich meine im eher privaten Bereich. Wenn man im Badezimmerschrank eines potenziellen Beschälers (bei diesem Wort ziehen sich mir immer die Eingeweide zusammen, drum sag ich es so gern – als wäre ich ein Apfel, der geschält werden soll) neben Warzentonikum und einer Jumbotube Herpes-Salbe auch noch Schuppenshampoo findet, weiß man doch sofort: Der Typ ist eine schick verpackte Eiterbeule, den möchte man nicht anstechen – und auch nicht angestochen werden, also ruft man sich selbst auf dem Handy an und flüchtet.
Auf Lillys Party musste ich solche Enthüllungen nicht befürchten. Sie und ihren Freund Bodo kenne ich seit der Schulzeit. Sie haben seit Jahren ungeniert Gleitcreme im Badezimmerschrank stehen, und es kümmert sie nicht die Bohne, ob jemand heimlich an Bodos Enthaarungscreme riecht oder Lillys Cellulitis-Gel probiert. Lilly und Bodo sind seit zehn Jahren zusammen, und das ist eine Leistung, wenn man erst Ende zwanzig ist. Die beiden sind ein Paar, das mir Spaß macht. Sie quiekt immer noch, wenn er sie knufft, und sie legt, wenn sie neben ihm auf dem Sofa sitzt, ihre beringte, hennageschmückte Hand immer noch mit einer unerreicht eleganten Lässigkeit in seinen Schritt, während sie meine Quiches lobt und von diesem tollen jungen