Lovecoach - Sophie Andresky - E-Book

Lovecoach E-Book

Sophie Andresky

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Beschreibung

Sex und Liebe in Zeiten von Social Media

Karla steht vor der schwierigsten Aufgabe in ihrer Karriere als Liebes-Doc und selbsternannter Sexpertin: Sie muss mit ihrem eigenen Liebeskummer fertig werden. Also wagt sie den erotischen Selbstversuch: Sie installiert die angesagte neue Dating-App »Lovecoach« und hält sich an den Ratschlag, den sie ihren KundInnen immer gibt: Zehn erste sexuelle Male, so ihre These, dann ist man frei und kann sich ohne Groll entscheiden, wie man weiter leben und lieben möchte. Statt an love-eat-pray glaubt Karla an lick-pet-fuck. Aber zwischen Theorie und Praxis besteht ein Unterschied, wie Karla schnell feststellen muss.

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Zum Buch

Karla steht vor der schwierigsten Aufgabe in ihrer Karriere als Liebes-Doc und selbsternannter Sexpertin: Sie muss mit ihrem eigenen Liebeskummer fertig werden. Also wagt sie den erotischen Selbstversuch: Sie installiert die angesagte neue Dating-App »Lovecoach« und hält sich an den Ratschlag, den sie ihren KundInnen immer gibt: Zehn erste sexuelle Male, so ihre These, dann ist man frei und kann sich ohne Groll entscheiden, wie man weiter leben und lieben möchte. Statt an love-eat-pray glaubt Karla an lick-pet-fuck. Aber zwischen Theorie und Praxis besteht ein Unterschied, wie Karla schnell feststellen muss.

Zum Autor

Sophie Andresky, geboren 1973, lebt als freie Autorin in Berlin. Mit dem Bestseller »Vögelfrei« und den folgenden Romanen wurde sie zur erfolgreichsten Erotik-Autorin Deutschlands. Ihre Artikel erschienen in zahlreichen Magazinen, derzeit schreibt sie für den Playboy.

SOPHIE ANDRESKY

LOVECOACH

Erotischer Roman

Wilhelm Heyne Verlag

München

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Weitere News unter www.heyne-hardcore.de/facebook

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Copyright © 2020 by Sophie Andresky

Copyright © 2020 by Wilhelm Heyne Verlag, München in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH,

Neumarkter Str. 28, 81673 München

Redaktion: Caro Müller

Umschlaggestaltung: Eisele Grafik-Design, München, unter Verwendung von Motiven von Bigstock, Nadja Korobkova

Satz und E-Book Produktion: Satzwerk Huber, Germering

ISBN: 978-3-641-23981-7V002

www.heyne-hardcore.de

»Das Glück der Ehe kann nicht aus dem Glücklichseinwollen, sondern allein aus dem Glücklichmachen heraus wachsen. Wirklich glücklich aber kann ich meinen Ehepartner nicht mit einmaligen, seltenen großen Dingen machen, viel mehr Glück bereitet es, wenn jeden Tag in einer Kleinigkeit meine Liebe deutlich wird, das wirkt wie ein wahrer Sonnenschein, der auch dem grauesten Tag ein unerwartetes Glänzen erweckt.«

(Otto Schlißke: Ehe im Alltag, Schriftenmissionsverlag 1965)

»Wir verwenden die uns zur Verfügung stehenden Daten – beispielsweise über von dir hergestellte Verbindungen, Optionen und Einstellungen, die du wählst, und was du auf unseren Produkten sowie außerhalb dieser tust –, um dein Erlebnis zu personalisieren.«

(AGB Facebook)

»Da muss ich jetzt wischen?«

»Ja, nach links! Nein!«

»Was?«

»Zu spät.«

(zwei Freundinnen am Nachbartisch in einem Café)

Für Marcus.

Geliebter, Partner, Leser, Komplize und bester Freund.

Ich liebe dich.

EINS

Lovecoach-Tipp: Wer sind Sie, und wenn ja, wie viele? Wagen Sie ein Meet and Greet mit all Ihren Ichs, den braven und den bösen.

»Wird man Penisse sehen?«

Die Showrunnerin mit den blauen Dreadlocks starrt Karla so fassungslos an, als wäre das die dümmste Frage überhaupt. Sie zieht die Augenbraue hoch und erklärt Karla in einem Therapeutinnenton: »Schätzchen, aber ja! Schwänze. Muschis. Schwänze in Muschis. Muschis auf Muschis. Schwänze mit Schwänzen. Das ist der Sinn dieser Show. Hast du ein Problem damit?«

»Nein, ich bin seit drei Wochen solo.«

»Uuups. Solo und professionell hoffentlich. Die Show ist intim, aber nicht privat, du verstehst.«

Karla ärgert sich über diese Ansprache. Sie ist ja nicht bescheuert, sondern nur zum ersten Mal bei der Produktion einer TV-Show dabei. Mehr aber wurmt es Karla, dass sie sich so schnell verunsichern lässt. Das liegt eben daran, dass sie gerade verlassen wurde. Matthis, ihr langjähriger Lebenspartner, ihr Seelenverwandter, ihre große Liebe, hat sich einfach verkrümelt, in Luft aufgelöst, ist klammheimlich verschwunden. Karla schiebt den Gedanken an ihn weg und konzentriert sich auf ihre neue Kollegin. So busy und überlegen diese Dreadlockqueen auch tut, sie wird wie alle nur mit Wasser kochen. Also besinnt Karla sich darauf, was sie ihren Kunden immer sagt, wenn die in ihrer Liebeskummerpraxis sitzen und von ihren Demütigungen berichten.

»Kritik ist erst mal nur eine Art von Information. Versuchen Sie, die Sachebene und die persönliche Ebene zu trennen. Schieben Sie die Gefühle weit weg, und sehen Sie sich die Sache an: Ist die Kritik berechtigt? Dann lernen Sie jetzt etwas. Ist sie substanzlos und besteht nur aus Gehässigkeit? Dann braucht sie Sie nicht zu interessieren. Sie ist bedeutungslos für Sie. Und der Mensch, der sie geäußert hat, ist es auch. Gehässigkeiten interessieren uns nicht. An echter Kritik können wir wachsen.«

Das fällt Karla leicht, wenn sie in ihrem Sprechzimmer sitzt mit den schönen Blumen auf der Fensterbank und dem Muschelwindspiel, mit dem duftenden Tee und den Keksen und den flackernden Kerzen. Und vor allem in ihrer Rolle. Als Liebeskummerexpertin hat sie immer eine Idee, und meistens hilft es den Kunden weiter, aber wenn es um sie selbst geht, ist sie wie eine kettenrauchende Lungenärztin: Obwohl sie es theoretisch weiß, kann sie es nicht umsetzen.

Karla hört die Showrunnerin neben sich Regieanweisungen in ihr Headset zischen und versucht diese kurze Pause zu nutzen, um sich von einer TV-Anfängerin in einen Kuppelspielprofi zu verwandeln. Immerhin wollte die Showleitung genau sie haben, um die Kandidaten dieses neuen Formats zu betreuen. Sie, Karla. Also strafft sie die Schultern, schiebt sich die Nerdbrille etwas höher auf die Nase und streicht sich über den schwarzen Bob. Als zwei Bühnenarbeiter einen großen Spiegel vorbeitragen, bemerkt sie sehr wohlwollend, dass sie in diesem schwarzen Bleistiftrock mit der violetten Seidenbluse und den Ballerinas genau den richtigen Look hat, halb Fräulein Rottenmeier, halb beste Freundin, so fühlt sie sich am wohlsten. Und die Showrunnerin, dieses junge Mädel, die nebenher Dildos aus einem Koffer aussucht und von ihrer Assistentin einen Smoothie gereicht bekommt, der grünlich wie vergammeltes Sperma im Plastikbecher herumschwappt, ist vielleicht gar nicht überheblich, sondern unsicher und kaschiert das mit übertriebener Selbstgefälligkeit. Karla fühlt sich gleich besser, sie ist wieder in ihrem Analysemodus. Damit wird die Welt übersichtlich. »Es ist viel angenehmer, wenn man sich nicht ständig beleidigt fühlt«, sagt sie ihren Kunden immer.

Die Showrunnerin macht es ihr aber schwer. Jetzt tätschelt sie Karla auch noch herablassend den Arm.

»Das Showbiz kann verwirrend sein. Dauernd Neues. Und das in deinem Alter.«

Karla atmet tief durch. Sachebene sehen. Faktisch richtig, sie ist Mitte dreißig, also deutlich älter als ihr Gegenüber. Und es stimmt, sie hört gerade viel Neues. Karla nickt und bemüht sich, freundlich zu lächeln. Aber dieses therapeutische Säuseln, das die Showrunnerin wohl für einfühlsam hält, macht sie irre. So würde sie nie mit ihren Kunden sprechen.

In ihrer Zeit als Kummerkastentante eines Männermagazins – KARLA: NA KLAR – hat sie jahrelang die Sorgen und Nöte der Leser verarztet. Da musste sie schnell und knackig auf den Punkt kommen. Wobei das damals gegen ihr heutiges Leben ein echter Spaziergang war.

Eigentlich liefen die Leserprobleme bei all den Variationen immer auf die drei großen Fragen des Sexuallebens hinaus: Ist das normal? Oder: Wie bekomme ich mehr Sex? Oder: Wie bekomme ich überhaupt mal Sex? Und ihre Antworten waren im Grunde auch immer die gleichen: Wenn es juckt, gehen Sie zum Arzt. Ansonsten: Reden Sie miteinander.

Selbst ihr Ausflug in den Beruf der Sexualassistentin erscheint ihr rückblickend übersichtlicher als dieses bunte Chaos hier. Sie fand die Idee, Menschen, die es alleine nicht schaffen, zu einem erotisch befriedigenden Leben zu verhelfen, immer schon faszinierend. Sie hatte sich extra ausbilden lassen, aber dann war es ihr doch zu viel geworden, die Schicksale, die Nöte und dass es immer auf Sex hinauslief. Sie hat eigentlich keine Probleme damit, bei ihren Kunden auch mal Hand anzulegen, wenn es ihr berechtigt erscheint, bei manchen hilft reden einfach nicht weiter. Matthis wusste immer, dass es in ihrer Praxis auch zu Körperkontakt kommen kann, aber das hat ihn doch nie wirklich gestört. Oder hat er sie am Ende deswegen verlassen? Wie soll etwas jahrelang okay sein und dann ganz plötzlich gar nicht mehr? Warum ist auf einmal alles so verwirrend?

Karla schüttelt die leicht klebrige Hand auf ihrem Arm ab und wünscht sich eine Sekunde zurück in ihr altes Leben als Tittenmagazin-Ratgeberin. Da war wirklich alles viel simpler. Sie klappte einfach ihren Laptop auf und gab ihren Senf zu den immer gleichen Würstchen. Jetzt hat sie die Praxis, wo sie realen Menschen gegenübersitzt. Unglücklichen Menschen. Oder völlig verkorksten. Der Erfolgsdruck ist wesentlich höher, als bloß eine E-Mail zu beantworten. Aber wenn eine Klientin, nachdem sie ein paar Sitzungen durchgeheult hat, plötzlich wieder lacht und ausgeht und flirtet, dann liebt Karla ihren Job. Und der Erfolg gibt ihr ja auch recht, die meisten ihrer Kunden beherzigen Karlas Programm, und irgendwann stehen sie dann mit Pralinen in der winzigen Wohnung, die Karla für ihre Sprechstunde angemietet hat, und fallen ihr dankbar um den Hals. Es macht nicht nur die Klienten, sondern auch sie selbst glücklich, und eigentlich wollte sie, dass alles genau so weiterging. Tagsüber in der Praxis Menschen glücklicher machen und sich selbst abends von Matthis beglücken lassen. Und das konnte er gut. Er kam nach Hause, fragte, wie ihr Tag war, sie kochten Pasta, dann vögelten sie, und alles war irgendwie klar und einfach. Aber das ist jetzt vorbei.

Und dass sie jetzt zusätzlich bei dieser Show beteiligt sein wird, verkompliziert alles noch. Als ihr der Job angeboten wurde, hatte sie gedacht, es sei eine gute Werbung für ihre Praxis. Außerdem ist ein zweites Standbein ja nie verkehrt. Und Nackt-Dating-Show hörte sich auch lustig an, Matthis und sie hatten beim Lesen des Exposés so gelacht. Genital-Dating, wer bitte denkt sich so was aus? Sie hatte einfach geglaubt, es sei eine gute, witzige Sache. Aber dann war Matthis plötzlich weg, von heute auf morgen, ohne ein Wort. Jedenfalls ohne ein persönliches. Es lag nur ein Zettel auf seinem Arbeitstisch:

Ich muss allein sein und einiges für mich klären. Such mich nicht, wir sprechen, wenn ich so weit bin. Ich brauche eine Beziehungspause.

Was bitte sollte sie damit anfangen? Mieze, die einzige ihrer Freundinnen, die verheiratet ist, würde jetzt zu einem Monolog ansetzen, dass eine Pause nie eine Pause bedeutet, sondern das Ende, nur hübscher angezogen. Trennung mit rosa Tüll drüber. Oder Zuckerguss. Eher Zuckerguss. Miezes Metaphern stammen meistens aus dem Backbereich.

Gerade jetzt, wo Karla so gar nicht in Dating-Laune ist und am Konzept der wahren Liebe schwer zweifelt, fühlt sie sich hier fehl am Platz. In dieser Show und auch in ihrer Liebeskummerpraxis. Eine Liebeslebenexpertin, die ihre eigene Beziehung nicht auf die Reihe bekommt, wie glaubwürdig soll das denn bitte sein? Das ist doch wie eine Kosmetikerin mit Akne, ein vegetarischer Metzger oder eine allergische Katzenzüchterin. Prompt, als hätte die Showrunnerin Karlas Gedanken gelesen, sagt sie etwas von »Muschis«. Karla versucht sich zu konzentrieren. Muschis?

»Das da, da drüben, das sind die Peep-Kabinen für die Muschis«, erklärt die Showrunnerin und deutet auf die neonpink bemalten Nischen, in denen Gynäkologenstühle stehen. Auf einem liegt eine Statistin mit entblößtem Unterkörper und liest mit weit gespreizten Beinen eine Taschenbuchausgabe von Einkommenssteuer und Abgabenordnung, während Arbeiter um sie herumräumen und ein Beleuchter einen grellen Lichtkegel zwischen ihre Beine richtet.

Schau an, ich habe nicht den schrägsten Job bei dieser Produktion, denkt Karla, während die Statistin mit einem Textmarker etwas in ihrem Buch unterstreicht. Wie, oh Herrin, wird man Vagina-Lichtdouble? Ihre Freundin Fine, die Künstlerin mit der großen Klappe, würde jetzt wahrscheinlich fragen, ob der Beruf vielleicht Mösenmodel heißt.

»Mehr Licht aufs Mumu-Tal!«, brüllt die Showrunnerin neben Karla so laut, dass sie zusammenzuckt.

»Noch mehr Licht, ich will die Kitzler glitzern sehen. Die Klittis sind die Diamanten der Show, da muss es funkeln!«

Sie stellt sich neben die Beine der Statistin, sagt: »Ich darf doch mal, Schnuggi?«, und zieht ihr mit Daumen und Zeigefinger die Mösenlippen auseinander. Die Statistin blättert ungerührt eine weitere Seite um.

»Hier, Beleuchter mit dem schütteren Haar und dem sichtbaren Ständer! Haste schon lang nicht mehr gesehen, was? Genau hier brauch ich den Hotspot. Also mach’s mir helle, Glatzen-Joe!«

Zwei Bühnenarbeiter schieben eine schwarze Ottomane neben den pinken Stuhl. Darauf liegt ein nackter Mann und daddelt auf seinem Handy, während er sich gemächlich den Sack krault. Das ist dann wohl das männliche Pendant. Beide Lichtdoubles nicken sich kurz zu, kümmern sich aber nicht weiter umeinander.

Karla überlegt, wann sie selbst das letzte Mal so ihre Möse hergezeigt hat. Also privat, denn beruflich weiß sie es genau, vor zwei Wochen in der Sitzung mit diesem Klienten, der in ihre Praxis kam, weil er unter seiner vierzigjährigen Jungfräulichkeit litt, aber daran will sie jetzt nicht denken. Privat liegt es schon eine Weile zurück. Sie ist – pardon, sie war! – seit Jahren mit Matthis zusammen, da kennt man sich und weiß, wo alles ist, da treibt man keine Höhlenforscherspielchen mehr.

Aber damals, als sie ganz frisch ein Paar waren, da haben sie sich mal im Bett erzählt, was sie noch nie gemacht haben. Und Matthis sagte, er habe noch nie einer Frau beim Masturbieren zugesehen. Auch sie selbst hatte noch keinen Mann dabei beobachtet. Also taten sie es voreinander. Und dabei entstand Karlas Konzept der ersten Male. Denn etwas zum ersten Mal zu tun, so ihre These, ist der Kick schlechthin, solo und als Paar. Deshalb erteilt sie ihren Patienten auch regelmäßig die Hausaufgabe, drei, fünf oder zehn erste Male bis zur nächsten Sitzung zu bestreiten. Das muss nicht zwingend etwas Erotisches sein. Und fast alle bestätigen ihr anschließend, wie aufregend und energetisierend diese Praxisübung auf sie gewirkt habe. Aber damals mit Matthis, als sie noch gar nicht genau wussten, wer der andere eigentlich ist, nur dass sie beide Schnappatmung hatten vor Begeisterung, sobald sie zusammen waren, und immerzu kichern und sich anfassen mussten, da war es noch kein therapeutisches Konzept, sondern reine Neugier.

Sie saßen auf dem großen Bett in Matthis’ Wohnung, das eigentlich nur eine Matratze auf mehreren zusammengeschraubten Europaletten war. Matthis hatte sich schnell ausgezogen, die Sachen einfach neben dem Studentenbuden-Bett auf den Boden fallen lassen und sah Karla erwartungsvoll an. Karla löste ihren BH und schob sich das Höschen runter. Dann lehnte sie sich zurück an die Wand, die sich kalt und uneben in ihrem Rücken anfühlte, und öffnete langsam die Beine. Matthis’ Schwanz wurde hart, als er ihren Körper musterte.

»Du bist ganz schön schön.«

Sie warf ihm einen Luftkuss zu.

»Selber.«

Seine Finger umfassten seinen Schaft, locker bewegte er die Hand rauf und runter. Karla zögerte. Sie strich sich über die kleinen Brüste, massierte sie, spielte mit den harten Nippeln und ließ ihre Hände dann tiefer wandern. Sie berührte ihre Pflaume zunächst kaum, tastete sich vorsichtig über den schmalen Streifen, der bei der letzten Rasur von ihrem lockigen Mösenhaar stehen geblieben war. Sie rutschte mit dem Hintern ein Stückchen nach vorn, damit sie sich besser fingern konnte, rieb mit der einen Hand ihre Brust und ließ den Mittelfinger der anderen zwischen ihre Vulvalippen gleiten. Sachte verteilte sie die Feuchtigkeit auf ihrer Möse und schloss kurz die Augen, während ihr Finger weiter vordrang. Als sie sich an der Klitoris berührte, atmete sie kurz heftiger ein und sah Matthis lächeln. Er schob seine Vorhaut jetzt fester vor und zurück und knetete mit der anderen Hand seine Hoden.

Karla reizte ihre Klit mit Zeige- und Mittelfinger, strich mal fester darüber und tupfte dann wieder nur. Schließlich hatte sie ihren Rhythmus gefunden und rieb sich die Spalte, während sie immer schneller atmete.

»Ich würde dir jetzt gern den Kitzler lecken«, sagte Matthis mit rauer Stimme. Karla nickte und meinte: »Sonst sofort. Heute nicht. Heute gucken wir nur.«

»Aber dein Fötzchen sieht schon ziemlich lecker aus.«

»Ich würde auch gern die Beine ganz breit machen, damit du deinen Schwanz in mich reinschieben kannst, ich bin so nass, aber wir haben das abgemacht.«

Matthis’ Schwanzspitze glänzte, sein Körper war gespannt, sein Blick wurde etwas gläsern, aber er wandte ihn nicht von Karlas Möse ab. Und als sie sich einen Finger hineinsteckte, stöhnten sie beide. Karla zog ihn nass wieder hervor, spreizte ihren Mösenspalt mit einer Hand und wichste sich den Kitzler, schnell und gleichmäßig, bis sie den Kopf zurücklegte, die Knie noch weiter auseinanderspreizte und stöhnte. Als sie kam, hielt sie inne und presste ihren Handballen fest auf ihren Kitzler. Mit einem langen Seufzer rutschte sie tiefer in die Kissen und beobachtete Matthis dabei, wie auch er stöhnend kam. Sein Samen spritzte bis auf ihren Bauch, sie lachte. Matthis rutschte neben sie, schob seine Hand zwischen ihre Beine, drang vorsichtig mit einem Finger in ihre seimige Möse ein und legte den Kopf auf ihre Brust.

»Dein Fötzchen zuckt noch.«

Sie lachte.

»Das war ein sehr interessantes erstes Mal, jetzt sind wir Wichs-Entjungferte.«

Die Showrunnerin sieht sie mit großen Augen an und zieht mit einem lauten Schlürfen ihren sperma-artigen Smoothie durch den Strohhalm. Offenbar hat sie Karla etwas gefragt. Die schüttelt sich kurz.

»Bitte?«

»Ob du noch Fragen hast. Wegen der Show.«

Karla kratzt in ihrem Kopf alles zusammen, was ihr einfällt, und leiert es herunter wie einen Einkaufszettel: »Also. Die Castings laufen. Zehn Männer, zehn Frauen. Sie lernen sich in der Show kennen, bzw. ihre Genitalien. Sie sitzen und stehen in Boxen, die Oberkörper sind verhüllt. Es gibt erotische Spiele und Aufgaben. Jede Woche werden zwei Paare rausgewählt. Das Traumpaar am Ende gewinnt. Maskierter Live-Coitus im Studio, danach erst sehen sie, mit wem sie es zu tun … oder vielmehr getrieben haben. Inklusive Auftakt- und Reunion- Show sind es sieben Sendetermine. Pilotfolge in drei Wochen.«

Wieder dieses Schlürfen. Karla beobachtet, wie der grünliche Schleim durch den Strohhalm gesaugt wird und zwischen den pinken, muschiähnlichen Lippen der Showrunnerin verschwindet. Noch ist ihre Prüfung nicht vorbei.

»Warum bin ich die Showrunnerin?«

»Weil du dafür sorgst, dass die Show läuft.«

Sie nickt befriedigt: »Ich tue, was getan werden muss, damit wir hier Action haben. Nur wenn die Kandidaten kommen, kommen auch die Werbekunden, und nur dann behalten wir unsere Jobs. Und was tust du, Liebesdoc?«

»Ich betreue die Kandidaten während der Live-Sendungen und zwischen den Ausstrahlungen. Ich kümmere mich um Krisen, ich verhüte Geschlechtskrankheiten, Zusammenbrüche, Skandale und halte jedes Unheil von der Show fern.«

Eine klebrige Hand klopft ihr anerkennend auf die Schulter.

»Ganz genau. Du sorgst dafür, dass alle steif, heiß, feucht und willig sind. Und ich sorge dafür, dass wir das auch optimal zu sehen kriegen. Wir müssen geil abliefern. Gemeinsam sind wir …«

Sie legt Karla den Arm um die Schulter und drückt sie fest an sich. Die Achselhöhle, die sich auf ihre Schulter presst, ist warm und feucht, der grüne Smoothie im Becher schwappt. Die blauen Dreadlocks riechen nach Zoohandlung.

»Gemeinsam sind wir, meine liebe Dottoressa, das megafotzige Dreamteam der erotischen Unterhaltung. Showbiz, Baby!«

Die Runnerin hebt die andere Hand, damit Karla abklatscht. Karla überlegt, ob das die Hand ist, die eben noch die Mösenlippen des Vaginamodels gespreizt hat, und schlägt widerstrebend ein. Mental macht sie sich eine Notiz, Sagrotan zu besorgen, Feuchttücher fürs Auto und für die Handtasche.

Endlich lässt die Runnerin sie wieder los und mustert sie zum Abschied noch mal ausgiebig von oben bis unten.

»Haben sie dich nach dem Look ausgesucht? Du bist schon irgendwie scharf, so ein bisschen Addams-Family-Style … aber ich weiß nicht, brauchen wir das wirklich: Sexpertin und Liebesdoc? Ich betreue Kandidaten seit Jahren, das ist doch immer dasselbe, ob sie nun Klamotten anhaben oder nicht, das hätte ich schon hingekriegt. Na gut, wenn die Cheffes unbedingt wollen, dass du die Muschis zum Schnurren und die Schniedel zum Stehen bringst … dann zeig mal, dass du dein Geld wert bist und wir nicht bloß eine schicke Labertasche eingekauft haben.«

Karla lächelt und hofft, dass sie selbstbewusster aussieht, als sie sich gerade fühlt. Denn wenn sie wirklich so scharf ist und so toll und von der Liebe so viel Ahnung hat: Warum hat Matthis sie dann verlassen? Und warum versteht sie es nicht? Warum ist er einfach abgetaucht? Kein Gespräch, keine Szene, nur dieser Zettel. So was macht man doch nicht.

Und dann denkt sie, dass es mit ihrer Liebeskummer-Praxis genauso ist wie mit einer Metzgerei. Ob man hinter dem Tresen steht oder in der Auslage liegt, ist doch alles Zufall.

Sie packt ihre Sachen zusammen und verlässt das Studio, denn in nicht mal einer halben Stunde hat sie einen Kunden, und bis dahin sollte sie dringendst Ordnung schaffen in ihrem Kopf, in dem gerade alles durcheinandergeht. Und sie sollte sich wirklich die Hände waschen.

ZWEI

Lovecoach-Tipp: Sie sind ein Überraschungsei. Tief in Ihnen ist etwas versteckt, das Sie entdecken sollten. Spiel, Spannung, Lust.

Der Geruch von frisch gemähtem Gras ist so durchdringend, und es riecht so satt und frisch nach Sommer, dass Tilda tief die Luft einzieht und die Augen schließt. Sie hält ihr sommersprossiges Gesicht der Sonne entgegen und genießt die Wärme auf ihrer Haut. Jetzt am frühen Abend ist es nicht mehr ganz so heiß, und sie muss nicht mehr aufpassen, dass ihre helle Haut verbrennt, also steigt sie aus dem weißen kurzen Häkelkleid und steht nackt im Garten. Sie spürt die Erde unter den Füßen, und als ihr der leichte Wind durchs kupferrote Haar streicht, muss sie einfach lächeln, weil das alles so unglaublich schön ist und sie die Gegenwart der Natur fühlt, als würde jemand sie fest umarmen.

Das Geräusch von Rechen auf dem Boden bringt sie zurück, zögernd öffnet sie die Augen, lila Flecken tanzen vor ihrem Blick, aber trotzdem erkennt sie zwei Schwestermägde, die das Gras zusammenharken. Eine von ihnen, eine große Dunkelhaarige, ist ebenfalls nackt, die andere trägt einen luftigen Kittel aus Leinen, der ihre Brüste frei lässt. Tilda streckt ihnen einladend die Hände hin, und die beiden Frauen legen die Harken für einen Moment weg, stehen mit Tilda im Kreis, während sie gemeinsam der Sonne danken, die den ganzen Tag geschienen hat, und dem Regen, der nachts wohl kommen wird. Dann arbeiten sie weiter. Tilda knotet sich ihr Kleid um die Taille und hilft den Bruderknechten, die schweren Körbe voller Obst ins Haus zu tragen. Dieses Jahr haben sie Erdbeeren und Johannisbeeren in Hülle und Fülle. Die Stachelbeeren haben es wieder nicht geschafft, die Strauchpest macht ihnen nun schon das dritte Jahr zu schaffen. Ein Bruderknecht will bald in die Stadt fahren und sich mit einem befreundeten Biologen treffen, vielleicht hat der eine Idee. Die Begrüßung der ersten Beeren durch die Schwestermägde, die jeden Morgen vor den Sträuchern gesungen haben, hat jedenfalls nicht geholfen. Aber die Zucchini, Tomaten und Gurken wachsen ganz wunderbar. Keuchend stellen Tilda und der Bruderknecht den Korb ab und gehen zurück zu den Beeten, um den nächsten zu holen.

Tilda liebt die Erntezeit, bei der sie alle in der Erde graben, tief in die Sträucher hineinfassen und die Geschenke der Natur entgegennehmen. Und sie fühlt sich reich beschenkt. Das muss sie unbedingt nachher beim Abendritual sagen, wenn sie an der Reihe ist, dem Tag zu danken. Sie nimmt sich eine Erdbeere aus dem Korb, steckt sie mitsamt dem grünen Stiel in den Mund und zerdrückt das süße Fruchtfleisch mit der Zunge am Gaumen. Ihr Bruderknecht nutzt die Pause, um ebenfalls aus seiner Kleidung zu steigen, bevor sie den nächsten Korb ins Haus tragen. Die anderen kommen nach und nach vom Acker oder vom hinteren Garten zurück, sie haben Rettich, Spinat, Rote Bete und Radieschen gesät oder die Hecken zurückgeschnitten. Es gibt immer etwas zu tun, aber wenn man sich der Natur mit Respekt und Liebe nähert, dann gibt sie ein Vielfaches zurück.

Der Bruderknecht, der diese Woche für die Vorbereitung des Abendrituals zuständig ist, schlägt den Gong. Nach einem Moment hört man den Widerhall vom Acker und vom hinteren Garten. Jetzt haben alle eine halbe Stunde Zeit, um ihr Tagwerk zu beenden und sich zu waschen. Dann versammeln sie sich um das Feuer vor dem Haus und beschließen gemeinsam diesen Tag.

Angefangen hatte die Gruppe mit einer Handvoll Idealisten. Als Tilda vor vier Jahren dazukam, waren sie schon fast zwanzig. Das alte Bauernhaus bietet jedem Platz, der hier leben will und die Grundsätze harter Arbeit, Keuschheit, Demut, Güte und Spiritualität anerkennt.

Der Bruderknecht schlägt wieder den Gong, alle bilden einen Kreis ums Feuer, halten sich an den Händen und singen das Lied dieser Woche. Die meisten sind nackt, andere tragen weite Kleider oder Leinenhosen. Tilda sieht den Funken hinterher, die vom Feuer hochsteigen und in der zunehmenden Dämmerung verglühen, und denkt, dass sie doch alle Sterne sind. Reihum sagt nun jeder, wofür er heute dankbar ist. Als Tilda an die Reihe kommt, fallen ihr zuerst ihre Freundinnen ein. Sie kennt Mieze, Karla und Fine schon lange. Obwohl sie heute so unterschiedliche Leben führen, sind sie sich immer nah, und Tilda empfindet sie als ihre eigentliche Familie. Einmal hat Schwestermagd Milena ihr nach dem Abendritual zugezischt: »Sie sind aber nicht hier, deine tollen Freundinnen«, doch Tilda hat nur gelächelt und Milena eine friedliche Nacht gewünscht. Gerade dass sie immer noch so eng befreundet sind, obwohl die anderen drei mit ihrer Lebensweise und mit Spiritualität so gar nichts anfangen können, ist doch das Besondere, aber das versteht Milena nicht. Jemanden zu lieben, der einem sehr ähnelt, ist ja kein Problem. Bei ihrem Viererkleeblatt passt es einfach: Karla ist die Theoretikerin, Mieze die Konservative, Fine die Künstlerin und sie die Spirituelle, sie brauchen und ergänzen sich. Vielleicht ist Schwestermagd Milena auch eifersüchtig.

Nach den Dankeswünschen opfert jeder eine Kleinigkeit dem Feuer, ein Haar oder ein besonders schönes Blatt, das er tagsüber gefunden hat, einen aufgeschriebenen Reim oder eine abgesparte Rosine aus der Morgenwecke. Dann zerstreut sich die Gruppe. Diejenigen, die Küchendienst haben, kümmern sich ums Essen, die anderen erledigen Dinge im Büro oder im Haushalt. Freizeit gibt es erst spätabends, und Tilda meldet sich beim Bruderknecht der Woche freiwillig für den Nachtgruß. Sie wird draußen bleiben und warten, bis der Mond aufgegangen ist, einen Zweizeiler in den Himmel schicken und als Letzte zu Bett gehen – im Sommer eine schwierige Aufgabe, dann sind die Nächte kurz, denn der Gong schlägt schon wieder vor Sonnenaufgang zur Versammlung. Aber Tilda meldet sich oft, sie liebt die einsame Zeit im Garten, wenn die Grillen zirpen und es immer kühler und dunkler wird.

Nach dem gemeinsamen Essen schreitet sie über den Rasen, wartet, bis auch die letzte Schwestermagd das Licht gelöscht hat, sieht sich noch einmal um, ob Bruderknecht Frieder nicht doch am offenen Fenster kifft, und schlendert dann zu dem Holzverschlag, in dem sie die Gartengeräte aufbewahren. Ganz hinten, unter den Abdeckplanen für die Sträucher, stehen die unbenutzten Tontöpfe. Einen davon rückt sie zur Seite und lockert eine Holzlatte. Sie tastet im Dunkeln und findet schließlich die Tupperdose, die sie dort deponiert hat. Mit einem leisen Schmatzen öffnet sich der Deckel, und Tilda nimmt ihr Smartphone heraus.

Anders als ihre Geistesgeschwister findet Tilda nicht, dass das Internet ignoriert werden muss. Alles, was da ist, gehört doch irgendwie zum Kosmos. Auch solche abstrakten Dinge wie Bits und Bytes wurden ihnen doch geschenkt. Tilda schaltet es ein und surft kurz durch ihre E-Mails und die wichtigsten Onlinezeitungen. Dann öffnet sie die Lovecoach-App. Sie tippt ihren Benutzernamen ein: MistressDaisy.

Immer warten schon Dutzende Nachrichten und Matches. Tilda kann sich über mangelndes Interesse nicht beklagen. Es gibt offenbar wenige Frauen, die so unschuldig und süß aussehen wie sie mit ihren Sommersprossen, der Stupsnase und den roten Wallelocken und die gleichzeitig streng sind und Befehle erteilen. Tilda findet auch nicht, dass diese Kontakte im Widerspruch zu den Lehren ihrer Gemeinschaft stehen, obwohl die das höchst wahrscheinlich sehr anders sehen würde. Das Verlangen, das sie in sich spürt, ist Teil der Natur, ihrer Natur, und sie ist dankbar dafür, dass dieses Feuer so heiß brennt und ihr so viel Energie gibt. Sie hat keine Probleme mit den Grundsätzen der Gruppe wie Demut oder Güte, und die harte Arbeit im Garten oder auf dem Feld macht ihr nichts aus, sie ist gern draußen und liebt es, das Wetter am eigenen Körper zu spüren, zu schwitzen oder zu frieren, aber die Sache mit der Keuschheit, die kann sie nur bedingt annehmen. Drei Tage Sex im Jahr sind schlicht und einfach zu wenig. Bis auf die Sommerfeuer Ende Juli, an denen es drunter und drüber geht und alle wild durcheinandervögeln, lebt die Gruppe den Rest des Jahres in schwesterlicher beziehungsweise brüderlicher Keuschheit und beherrscht ihre Begierden.

Na ja, es gibt kleine Verstöße.

Tilda weiß, dass Schwestermagd Nastya einen Vibrator und einen Vorrat Karamellbonbons hortet, dass Bruderknecht Frieder nicht nur kifft, sondern auch kleine Pillen schluckt und dass Schwestermagd Ayse verdächtig oft mit Bruderknecht Juri hinter ebendiesem Schuppen verschwindet. Tilda findet das alles menschlich, und sie glaubt auch nicht, dass ihr Intimleben die Gruppe irgendwas angeht. Sie arbeitet oder meditiert nicht schlechter, nur weil sie dafür sorgt, dass ihr naturgegebener Trieb befriedigt wird.

Sie sieht die Zuschriften und Matches durch und klickt Gutfriedmeintsgut an. Er meint es nicht nur gut, er hat auch sofort Zeit. Also verabredet sie sich mit ihm in einer halben Stunde hinter der großen Eiche. Die Eiche ist in der Gegend berühmt, es gibt einen alten Roman über sie, und manchmal kommen sogar Touristenpärchen, um ein Selfie vor dem mächtigen Stamm zu machen. Tilda versteckt ihr Handy wieder unter den Tontöpfen. Dann macht sie sich auf den Weg zur alten Eiche.

Während sie durch das Tor huscht und dann den Weg zum Wäldchen läuft, hört sie es in weiter Entfernung grollen. Es kommt heute also wirklich noch ein Gewitter, das wird die Pflanzen freuen. Tilda fühlt den Wind auf der Haut, der schon ein bisschen heftiger bläst, das Laub über ihr raschelt, die Schritte ihrer nackten Füße auf dem weichen Waldboden sind nur leise zu hören. Tilda spannt ihren Körper an und läuft schneller, sie fühlt sich wie ein wildes Tier, das frei und stark ist und tun kann, was es will. Sie will jagen. Und sie wird ihre Beute erlegen. Nichts an ihr zögert, nichts ist schwach oder verkopft, sie folgt ihren Instinkten, die sie so stark fühlt, dass das Blut in ihren Ohren rauscht. Ihr Brustkorb hebt sich, wenn sie die kühle Nachtluft einsaugt. Ihre Beine schnellen abwechselnd hoch, ihre Füße stoßen sie vom Boden ab, und ihre Locken wehen. Fast hat sie das Gefühl, fliegen zu können. Atemlos kommt sie an der alten Eiche an.

Der Mann ist schon da, er kniet nackt vor dem mächtigen Stamm und wagt es nicht, den Kopf zu heben. Der Mond scheint heute Nacht, sie können sich gut erkennen. Tilda hatte auch schon Treffen, die komplett im Dunkeln stattfanden, aber heute sieht sie genau, mit wem sie es zu tun hat.

Sie stellt sich vor ihn und hebt sein Kinn mit ihrem Fuß an. Er darf sie ansehen, er darf ihren nackten, glänzenden, weißen Körper mustern, das wilde Haar, die Brüste, die sich heben und senken. Er lächelt dankbar.

»Du bist wunderbar, Herrin.«

Ihr Tritt trifft ihn so hart im Gesicht, dass er nach hinten umfällt. Tilda hat ihm nicht erlaubt zu sprechen, und er weiß, dass er das nicht darf, bis sie ihn aufgefordert hat. Er darf gar nichts, ohne dass sie vorher einen Befehl erteilt hat.

Gutfriedmeintsgut liegt vor ihr im Gras und rührt sich nicht. Sie schreitet über ihn, stellt sich breitbeinig hin, sodass er ihr direkt in die Möse sehen könnte, wenn er den Kopf etwas drehen würde. Aber dazu hat er noch keine Erlaubnis bekommen. Ihr Fuß rutscht bis an sein Gesicht heran.

»Du darfst mich jetzt begrüßen.«

Seine Zunge schiebt sich aus seinem Mund, er reckt das Kinn, bis er gerade eben ihren Knöchel bezüngeln kann. Dann dreht er sich weiter herum und leckt ihr den Spann. Sie beugt sich über ihn und streichelt ihm kurz durchs Haar.

»Dreh dich wieder auf den Rücken.«

Tildas Stimme ist ganz ruhig und etwas rauchig, ihre Atmung hat sich normalisiert. Ihr Herz schlägt schneller als gewöhnlich, aber das wird sie ihm nicht zeigen. Ihre Lust zu sehen, muss er sich erst verdienen.

Der Mann hat einen Strick mitgebracht und legt ihn sich um die Taille, er kennt den Ablauf. Tilda zieht das Seil stramm zu, sodass seine Arme seitlich vom Oberkörper fixiert sind. Sie steigt auf allen vieren verkehrt herum über ihn und senkt sich langsam auf sein Gesicht.

Gierig streckt er die Zunge heraus, um ihre Möse zu erreichen, sie lässt ihn ein bisschen zappeln, hält dann aber still, damit er sie lecken kann. Sein aufgerichteter Schwanz steht steil vor ihrem Gesicht, sie nimmt ihn nicht in den Mund, sondern greift sich einen dünnen, biegsamen Ast und peitscht damit seine Oberschenkel. Der Mann öffnet die Beine weit, damit sie auch seine Hoden erwischt. Er zuckt jedes Mal zusammen, wenn die improvisierte Gerte ihn trifft, leckt aber dienstfertig weiter. Tilda tastet im Dunkel nach seiner Tasche, die er neben den Baum gestellt hat. Obenauf liegen die Kondome. Sie zieht eines über seinen harten Schwanz und rutscht über seine Brust tiefer. Sie stützt sich mit den Händen auf seinen Schienbeinen ab und schiebt sich seinen Schwanz in die nass geleckte Möse. Sie liebt diesen Moment, die Verbindung, ihre Macht, wenn sie ihn reitet. Sie fühlt, wie er den Kopf hebt, seine Bauchmuskeln zittern, so sehr strengt er sich an. Er würde ihr zu gern das Arschloch lecken oder es wenigstens sehen, bestimmt würde er am liebsten seine Finger hineinstecken, jeden einzelnen nacheinander, aber er ist gefesselt und muss bewegungsunfähig daliegen und sich von Tilda ficken lassen. Und Tilda fickt ihn hart, sie hebt und senkt ihren Hintern, fühlt genüsslich, wie sein Schwanz in ihre Möse rutscht und wieder hinausgleitet. Sie stößt kehlige Laute aus, lacht und hört dem Schmatzen zu, dem Fickgeräusch, das ist wie kein zweites. Sie fühlt, dass sie kommt, und steigt von ihm runter. Sein Schwanz steht aufgerichtet wie der große Eichenstamm neben ihnen. Endlich dreht sie sich um, sodass er ihr Gesicht sehen kann. Seines ist verzerrt und fast abwesend vor Lust. Sie rutscht ein bisschen zur Seite und öffnet die Beine weiter. Er kann mit seinen Fingerspitzen gerade eben ihre Möse berühren, wenn er sich sehr anstrengt, erreicht er mühsam ihren Kitzler. Durch die Fesselung kann er sie nicht reiben, er kann ihre Klit nur antippen. Und das tut er. Gutfriedmeintsgut strengt sich so an, dass er keucht und die Arme in der Schnürung verdreht. Endlich hat er eine Position gefunden und lässt seine Fingerspitze auf Tildas Klit vibrieren. Sie kommt ihm eine Winzigkeit entgegen, und dann überrollt sie der Höhepunkt, und sie schreit ihre Lust in den dunklen Wald.