La Révolution nationale - Werte und Umsetzung der Ideologie des État français - Stefan Meingast - E-Book

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Stefan Meingast

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  • Herausgeber: GRIN Verlag
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2006
Beschreibung

Studienarbeit aus dem Jahr 2003 im Fachbereich Geschichte Deutschlands - Nationalsozialismus, Zweiter Weltkrieg, Note: 1,3, Ludwig-Maximilians-Universität München, Sprache: Deutsch, Abstract: Die schnelle Niederlage im Krieg mit Deutschland im Mai und Juni 1940 hatte Frankreich zutiefst erschüttert. Die Ursache für das militärische Debakel war schnell gefunden: die Dritte Republik. Marschall Philippe Pétain, der hochdekorierte Veteran des Ersten Weltkriegs und schon bald die mit umfangreichen Kompetenzen ausgestattete Zentralfigur des Vichy-Regimes, tat offen seine Meinung über diese Republik und seiner linken Regierung kund, als er sie als „verdorben, zu erneuern, abgenutzt und schon vor der Geburt veraltet“ bezeichnete. Die Lösung war der politische als auch ideologische Gegenentwurf des État français, der mittels einer „Révolution nationale“, einer „Nationalen Revolution“ errichtet werden und der ganz im Zeichen rechter und autoritärer Regime stehen sollte, von denen es in Europa immer mehr gab und die Erfolg auf Erfolg für sich verbuchen konnten. Doch was waren die Bestandteile dieser „Kulturrevolution“, mit der der Sieger von Verdun die Franzosen wieder „moralisch und intellektuell“ erstarken lassen wollte und woher nahm sie ihre Werte? Um diese Fragen zu klären, werden in der Arbeit zuerst die Ursprünge der Ideologie des État français beschrieben, um daraufhin die Umsetzung dieser Werte innerhalb der Nationalen Revolution darzustellen. Im einzelnen stellt die Arbeit die als am bedeutsamsten erachteten Bereiche dieser antizipierten Umformung der französischen Gesellschaft dar, ohne aber auf Teilgebiete detaillierter einzugehen, da das Ziel ein deskriptiver Überblick über die Thematik ist. Obgleich sich die Forschung der Nachkriegszeit zunächst hauptsächlich auf das für Frankreich rühmlichere Kapitel des Widerstandes konzentrierte, schaffte der amerikanische Historiker Robert O. Paxton 1972 mit seinem Werk „Vichy France - Old Guard and New Order“ einen Durchbruch hinsichtlich einer von der breiteren Öffentlichkeit in Frankreich rezipierten kritischeren Interpretation des Vichy-Regimes. Paxtons Werk liefert unter anderem umfassenden Einblick der Projekte des État français und liegt daher auch dieser Arbeit zugrunde. Aus der Literaturliste sind darüber hinaus besonders die Arbeiten von Jean-Pierre Azéma herauszustellen, der zusammen mit François Bédarida, Pascal Ory oder Serge Klarsfeld maßgeblich an der systematischen Aufarbeitung der französischen Historiografie der Vichy-Zeit beteiligt war.

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Inhaltsverzeichnis
I. Einleitung
II. Die ideologischen Ursprünge
1. Die Action française
2. Die Werte der Nationalen Revolution
3. Sammelsurium weltanschaulicher Konzeptionen
4. Das „neue Frankreich“
III. Die Nationale Revolution
1. Die Gründung des État français
2. „Frankreich den Franzosen“
a) Staatlicher Antisemitismus
b) Verbot von „Geheimgesellschaften“
c) Der Ausländer als Sündenbock
3. Schaffung einer Gemeinschaft der Franzosen
a) Travail
b) Famille
c) Patrie
4. Formung der Jugend
a) Schulpolitik
b) Chantiers de la jeunesse
c) Eine Vielzahl Jugendorganisationen
5. Die Kirche
6. Wirtschaftspolitik
a) Die Bürde des Waffenstillstands
b) Eine dirigistische Kriegswirtschaft
7. Die Staatsverwaltung
8. Die Justiz
9. Repressionsmaßnahmen
a) Ein Polizeistaat
b) Meinungskontrolle
IV. Schluss
V. Literaturverzeichnis

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I. Einleitung

Die schnelle Niederlage im Krieg mit Deutschland im Mai und Juni 1940 hatte Frankreich zutiefst erschüttert. Die Ursache für das militärische Debakel war schnell gefunden: die Dritte Republik. Marschall Philippe Pétain, der hoch-dekorierte Veteran des Ersten Weltkriegs und schon bald die mit umfangreichen Kompetenzen1ausgestattete Zentralfigur des Vichy-Regimes, tat offen seine Meinung über diese Republik und seiner linken Regierung kund, als er sie als „verdorben, zu erneuern, abgenutzt und schon vor der Geburt veraltet“2bezeichnete.3Die Lösung war der politische als auch ideologische Gegenentwurf desÉtat français,der mittels einer „Révolution nationale“, einer „Nationalen Revolution“4errichtet werden und der ganz im Zeichen rechter und autoritärer Regime stehen sollte, von denen es in Europa immer mehr gab und die E rfolg auf Erfolg für sich verbuchen konnten.5Doch was waren die Bestandteile dieser „Kulturrevolution“, mit der der Sieger von Verdun die Franzosen wieder „moralisch und intellektuell“6erstarken lassen wollte und woher nahm sie ihre Werte?

Um diese Fragen zu klären, werden in der Arbeit zuerst die Ursprünge der Ideologie desÉtat françaisbeschrieben, um daraufhin die Umsetzung dieser

1Nach den Erinnerungen von Pétains Kabinettschef Henri du Moulin de Labarthète war der

Marschall nicht wenig stolz, „mehr Macht auf sich zu vereinen, als Ludwig XIV. je gehabt

hatte“; vgl. JÄCKEL, Frankreich in Hitlers Europa, S. 85.

2Pétain zit. nach BARUCH, Das Vichy-Regime, S. 28.

3Paul Baudouin, Außenminister von Vichy bis Oktober 1940, argumentierte in einem Artikel in

Le Tempsam 19. Juli 1940 in ähnlicher Weise: „Die totale Revolution in Frankreich wurde

vorbereitet durch zwanzig Jahre der Unsicherheit, Unzufriedenheit, Abscheu und latenter

Empörung [...] Der Krieg hat den Abszess aufgebrochen.“; übers. und zit. nach PAXTON,

Vichy France, S. 136.

4Pétain bevorzugte jedoch die Bezeichnung „Kurswechsel“ oder „Erneuerung“; vgl. AZÉMA, Le

régime de Vichy, S. 160.

5Vgl. dazu die Argumentation von Eric Hobsbawm, der die liberalen Institutionen in der

Zwischenkriegszeit ausschließlich von der politischen Rechten bedroht sah; in HOBSBAWM,

Das Zeitalter der Extreme, S. 146-147.

6AZEMA, Le régime de Vichy, S. 160.