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»Let's go!« Beten für Beginner Beten ist Reden mit Gott. Klar. Aber wie startest du? Brauchst einen bestimmten Ort dazu und was soll man eigentlich sagen? Ist es auch schon Beten, wenn du gar nichts laut sagst - und was ist mit Lobpreis? Lohnt sich das überhaupt, mit Gott in Kontakt zu kommen? Was, wenn er dir tatsächlich antwortet?! In diesem Buch findest du Tipps, Erfahrungen und Inspiration. Probier es einfach mal aus. Da, wo du bist! Am besten gleich jetzt...
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Seitenzahl: 187
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»Gebet ist langweilig und nur etwas für fromme Experten? Kurzweilig und klar überzeugt uns Sabine Rödiger vom Gegenteil. Ein Buch (nicht nur) für Glaubensanfänger und Horizonterweiterer!«
ANTON SVOBODA
SCM Hänssler ist ein Imprint der SCM Verlagsgruppe, die zur Stiftung Christliche Medien gehört, einer gemeinnützigen Stiftung, die sich für die Förderung und Verbreitung christlicher Bücher, Zeitschriften, Filme und Musik einsetzt.
ISBN 978-3-417-27025-9 (E-Book)
ISBN 978-3-417-00019-1 (lieferbare Buchausgabe)
Datenkonvertierung E-Book: CPI books GmbH, Leck
© 2022 SCM Verlagsgruppe GmbH
Bodenborn 43 · 58452 Witten
Internet: www.scm-brockhaus.de; E-Mail: [email protected]
Soweit nicht anders angegeben, sind die Bibelverse folgender Ausgabe entnommen:
ELB: Elberfelder Bibel 2006, © 2006 by SCM-Verlag GmbH & Co. KG, Witten.
Weiter wurden verwendet:
EÜ: Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift,
© 1980 Katholische Bibelanstalt, Stuttgart.
Lutherbibel, revidiert 2017, © 2016 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
Lektorat: Rebekka Schneebeli
Umschlaggestaltung: Grafikbüro Sonnhüter, www.grafikbuero-sonnhueter.de
Titelbild: Master1305 (shutterstock)
Autorenfoto: © Thomas Linder
Satz: typoscript GmbH, Walddorfhäslach
Dieses Buch ist meiner bereits vor vielen Jahren verstorbenen Großtante Irene Lenzner gewidmet, die den Glauben neu in meine Familie gebracht hat und eine treue Beterin gewesen ist. Ich habe ihr so viel zu verdanken, vor allem, dass ich glauben kann.
Einen Bibelvers hat sie mir mitgegeben: »Halte, was du hast, dass niemand deine Krone nehme« (Offenbarung 3,11; LUT).
Und ich bete, dass jeder, der jemals dieses Buch oder Teile daraus liest, niemals den Glauben an dich, den guten Gott, verliert. Auch wenn ich selbst vieles nicht verstehe, so bin ich gewiss, dass du einfach alles in der Hand hältst, die Kontrolle hast und du es immer nur gut mit mir meinst, egal, was passiert.
voller Freude, voller Demut und voller Dankbarkeit ist mein Herz über das, was du für alle vorbereitest und mit ihnen an Abenteuern, Zeichen und Wundern erlebst, die dich mit ihrem Herzen suchen und immer wieder zu dir kommen.
Ich bitte dich, dass du die Zahl dieser Menschen verdoppelst, verzehnfachst und verhundertfachst. Meine besondere Bitte gilt all den jungen Menschen, vor allem denen, die tief verletzt worden sind. Heile sie und liebe sie ganz neu ins Leben hinein.
Wenn es dir gefällt, dann lass dieses Buch ein Werkzeug dafür sein, dass Menschen dich näher kennen- und lieben lernen, mit dir den Weg ihres Lebens gehen und reichlich Früchte bringen. Berühre diese Menschen, lass sie dich erkennen und lass sie erfahren, wer du wirklich bist. Zeig dich ihnen klar und deutlich.
All das lege ich vor dich hin und bitte dich in deinem Namen, Jesus.
Amen.
Über die Autorin
Zum Start: Ähm … warum überhaupt beten?
1. WOW! – Was ist überhaupt Gebet?
2. Boah, ist das kalt hier! – Wo man überall beten kann
3. Wo zwei oder drei … oder du mal ganz für dich! – Alleine und mit anderen beten
4. Auf die Plätze, fertig, beten – Erste Schritte ins Gebet
5. Zeit zum Ausprobieren – Verschiedene Gebetsarten
6. Ob ich sitze oder stehe – Beten mit Herz und Hand
7. Der Bausteinkasten – Elemente für deine Gebetszeit
8. So oder so? – Wie man »richtig« betet
9. Schluss, aus! – Von Sinnlosigkeit, Wüsten und Krisen
10. Abba, Vater – Wie hat Jesus gebetet und was lehrt er uns über das Gebet?
11. Von Nachtschwärmern und dem lieben Jesulein – Gebet als Lebensstil
12. Einfach abgefahrn übernatürlich! – Was passiert, wenn der Heilige Geist das Gebet befeuert
13. Für jedes Thema ein Gebet – Entdecke die Bibel als Gebetbuch
Danke
Buchtipps für dich
Anmerkungen
SABINE RÖDIGER ist Theologin und Sozialpädagogin und war einige Jahre im Jugendbereich tätig. Als Missionarin auf der »Home Base« in Salzburg leitet sie u. a Kurzzeitprogramme im Bereich »Jüngerschaft«. Sie ist begeisterte Musikerin und schreibt eigene Songs. Sie lebt in Salzburg.
Ich liebe das Meer, du auch? Ich weiß noch, ich fuhr nach einem Musikcamp über Bremerhaven nach Wremen, einem kleinen Ort an der Nordsee. Es war wunderschönes Wetter. Ich blieb eine Zeit an diesem einmaligen Ort, genoss den Wind und das Meer und dankte Gott für seine wunderschöne Schöpfung. Ich fuhr später nach Bremerhaven zurück. Dort ging ich am Hafen entlang und setzte mich an einem ruhigen Fleckchen Erde aufs Gras. Und dann begannen wir zu reden – nur Jesus und ich.
Es war ziemlich warm und ich hatte ein Tuch über mich (über uns) gelegt. Nichts auf dieser Welt hätte uns in dieser halben Stunde davon abhalten oder stören können zu reden. Ich konnte seine Stimme sehr deutlich als eine innere Stimme hören und ich konnte Jesus so spüren wie schon lange nicht mehr. Wir hatten ein wirklich intensives Gespräch und eine wunderbare, unvergessliche Zeit miteinander.
Solche oder ähnliche Gotteserfahrungen kannst du an den unterschiedlichsten Orten und in den verschiedensten Situationen machen. Aber planen kannst du sie nicht. Ich hatte so eine Erfahrung, die etwas kürzer war, sogar schon einmal auf einem Fitnessgerät.
Ich will am Beginn dieses Buches gar nicht viel sagen. Ich will dich einfach einladen, dich auf den Weg mit mir zum Gebet und damit zu Jesus hin zu machen und dem Ganzen echt eine Chance in deinem Leben zu geben.
Lass mich ein bisschen Werbung machen!
1. Weil Gott dich geschaffen hat und als dein Vater eine Beziehung zu dir will.
2. Weil du Gott dadurch kennenlernst.
3. Weil du im Gebet so sein darfst, wie du bist, ohne dich verstecken zu müssen.
4. Weil du dort vollkommen angenommen und bedingungslos geliebt bist wie sonst nirgendwo.
5. Weil du dich bei Gott selbst entdecken und finden kannst.
6. Weil du durch das Gebet Dinge in deinem Leben erkennen und besser verstehen kannst.
7. Weil Gebet Struktur in deinen Alltag bringt.
8. Weil es deinem Leben mehr Frieden, Ruhe und Gelassenheit gibt.
9. Weil du in der Gegenwart Gottes auch chillen, dich ausruhen und entspannen kannst.
10. Weil du ganz konkret etwas für andere Menschen tun kannst.
11. Weil du beim Reden mit Gott immer wieder in die Ewigkeit eintauchst.
12. Weil du dort Gemeinschaft erlebst, die spannend und anders ist.
13. Weil du beim Beten Trost, Hoffnung und Freude findest.
14. Weil es der einzige Ort ist, wo du immer hingehen kannst und jemand auf dich wartet.
15. Weil du dort nicht nur Oberflächlichkeit erlebst.
1. Berührung von Gott (durch Gottesworte oder Gefühle)
2. Erkenntnis
3. Gelassenheit
4. Freude, positive Stimmung
5. Hoffnung
6. Motivation
7. Erleichterung
8. Geborgenheit
9. neue Ideen
10. Vergebung
11. innerer Frieden
12. Zufriedenheit
13. Geborgenheit
14. Trost
15. Heilung
16. Gebetserhörungen
17. Selbstvertrauen
18. neue Kraft
19. Wunder
20. Vision
Dann gebe ich dir noch den Tipp, bevor wir starten: Geh langsam vor. In diesem Buch findest du jede Menge geballte Infos rund um deine Beziehung zu Jesus, dein Gebetsleben, was die Bibel sagt, wie verschiedene Gebetstraditionen sind und was dein eigener Weg sein kann. Lass dir Zeit. Du musst nicht hetzen, sondern kannst ganz in Ruhe deinen Weg finden. Wenn du zu einem der Themen tiefere Fragen hast, dann mach eine Lesepause und informiere dich. Komm ins Gespräch mit anderen Christen, rede mit Gott darüber, google nach Themen und durchsuche die Bibel. Auf www.bible server.com kannst du die Bibel zum Beispiel nach Schlagwörtern durchsuchen.
Okay. Dann lass uns loslegen!
Als Gott dich erschaffen hat, sagte er: »WOW!« Und wenn du Gott erst einmal entdeckt hast und erfährst, wie er ist, wirst du genau dasselbe sagen: »WOW!« Warum? Das finden wir jetzt gemeinsam heraus!
Als ich circa 14 Jahre alt war, war ich mit zwei befreundeten Familien in Bayern unterwegs. Mit drei anderen Jugendlichen kam ich an einer Kapelle vorbei, wir gingen hinein und setzten uns in die Kirchenbank. Mein Freund fragte mich: »Wie betet man denn?«
Ich sagte: »Na ja, du kannst die Hände falten und dann sagst du: ›Lieber Gott, danke für den Tag heute und ich bitte dich um einen schönen Urlaub.‹«
So habe ich lange Zeit gebetet und das war gut so. Und es ist immer noch gut. Wahrscheinlich stellen sich die meisten Menschen genau das vor, wenn man sie fragt, was Gebet ist. Was denkst du? Was ist Beten für dich? Betest du? Und wenn ja, wie?
Einfach loszubeten ist allerdings nur eine Form, wie wir mit Gott kommunizieren können. Mein Gebet ist auf meinem Weg mit Gott vielfältig geworden.
Zu beten und mit Gott in Kontakt zu kommen, ist zunächst eine Entscheidung, so wie ich mich dafür entscheide, mich mit einem Freund zu treffen, ein Buch zu lesen oder mich mit jemandem zu unterhalten.
Gott ist da. Das verspricht er uns in der Bibel. Sein Name ist Jahwe, was übersetzt »Ich bin da« heißt – oder auch Emmanuel »Gott mit uns«. Und weil das so ist, kannst du mit ihm immer und überall reden. Du kannst ihn als Vater, als Sohn – das ist Jesus – und als Heiligen Geist kennenlernen. Wenn du anfängst, mit ihm zu reden, nennt sich das Gebet.
Gebet ist also zum einen Reden mit Gott. Es ist Erzählen und Sich-etwas-erzählen-Lassen, es ist Fragen und Gefragtwerden, Antworten und Antwortbekommen, es ist Hören und Zuhören, es ist Bitten und Danken, Klagen und Jubeln.
Doch die Kommunikation mit Gott beschränkt sich nicht nur aufs Reden. Denn es ist wunderschön zu erfahren, dass Gott einfach da ist, keine Eile und mehr als alle Zeit der Welt hat. Er hält Schweigen aus und ist zugleich jederzeit zu einem Chat bereit. Denn wie gerade angedeutet, muss das Gebet selbst nichts Aktives sein. Du musst nicht immer sofort reden. Manchmal gehe ich bewusst mit Gott spazieren. Da kommt es nicht selten vor, dass ich erst mal gar nichts sage und nicht reden will, sondern einfach nur sein mag. Dann richte ich meine Augen auf die Umgebung und lasse meinen Gedanken freien Lauf. Nach einer kürzeren oder längeren Weile kommt es meistens wie von selbst, dass meine Gedanken beginnen, in Sätze, Gedanken, Bitten und Erzählungen überzugehen, die ich an Jesus richte. Dann teile ich ihm ungezwungen und in meiner eigenen Sprache mit, was ich erlebt habe oder was mich gerade beschäftigt. Ich stelle ihm Fragen und denke mit ihm gemeinsam nach.
Und während ich noch meinen Gedanken nachhänge, schaut Gott mich an. Und was tut er? Er staunt über mich, er liebt und genießt es, in meiner Gegenwart zu sein, mit mir rumzuhängen und meinen noch ungeordneten Gedanken zu lauschen. Ich liebe es, die Natur zu betrachten und zu genießen. Und dabei staune ich wiederum über Gott und über das, was er da erschaffen hat!
Ein Beispiel: Ich habe einmal einen Vortrag darüber gehört, wie Gott sich selbst verschwendet und welche Liebe er zu Details hat, die wir Menschen überhaupt nicht wahrnehmen oder beachten. Warum zum Beispiel schafft er wunderschöne farbenprächtige Kreaturen, die in den Tiefen der Meere leben und die kaum ein Mensch jemals zu Gesicht bekommt? Oder warum ist jede einzelne Schneeflocke ein Unikat? Für was oder wen denn? Warum macht Gott sich solche Mühe?
Daraufhin habe ich ein Lied geschrieben und meine Gedanken so ausgedrückt:
Denn du verschwendest dich selbst, schenkst Leben in Fülle, jedes kleinste Geschöpf hast du selber gemacht. Jedes Korn auf dem Feld, jeden Tropfen des Regens, alles schaffst du millionenfach und doch nur ein einziges Mal.
Wow, wenn mir das wieder bewusst wird und ich nur dieses eine Detail von Gott betrachte, eröffnen sich mir Welten, und ich komme aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Dann zeige ich Gott wie ein kleines Kind die Dinge, die er gemacht hat, und sage zu ihm: »Gott, dieses Blatt ist echt besonders schön geworden!« Oder: »Schau mal da, dieser wunderschöne Schmetterling!« Manchmal sage ich das auch einfach in den schönen Waldspaziergang laut hinein. Mit diesem Lob ehre ich Gott. Gebet heißt nämlich auch, Gott zu ehren.
Das, was Gebet als Erstes und Grundlegendstes ist, ist Beziehung! Wenn du betest, wird für alle klar, dass ihr euch mögt, du und Gott. Dass ihr eine liebevolle Beziehung zueinander habt. Klar, sonst würdet ihr ja nicht so ausführlich und vertraut über das reden, was euch zum Staunen bringt, beschäftigt und begeistert. Du darfst mit Gott eine liebende Beziehung leben und erleben. Findest du das WOW? Oder eher noch etwas befremdlich?
Wichtig ist dabei, dass Liebe nicht einfach nur Friede, Freude, Eierkuchen ist. Liebe heißt auch, einmal miteinander zu ringen, sich sogar anzuschreien (Gott hält das aus), über den anderen traurig zu sein und den anderen manchmal nicht zu verstehen. Liebe heißt genauso, miteinander zu lachen, zu weinen, sich zu freuen, zu klagen, zu bitten, zu danken, einander zu trösten, sich heilen zu lassen, sich zu verändern, sich füreinander zu entscheiden und einander zu vergeben. Das alles passiert zwischen Menschen und es kann, soll und darf ebenso zwischen dir und Jesus passieren.
Ich durchlebe immer wieder viel davon mit Jesus. Wir tun Dinge gemeinsam und ich stelle mir vor, dass er einfach da ist. Oft kann ich sogar wahrnehmen, wie Jesus neben mir steht, geht oder sitzt. Manchmal passiert es aber auch, dass ich gar nichts mit ihm zu tun haben mag. Dann sage ich ihm das auch mal, meist nicht sehr freundlich: »Lass mich einfach in Ruhe, okay?!« Und er tut es. Meistens steckt bei mir eine Unzufriedenheit oder eine Wut auf mich, ihn, etwas oder jemand anderen dahinter und Jesus kann nichts dafür. Manchmal will ich aber auch gerade nicht hören, dass er mich liebevoll ermahnen möchte. Und was macht er, wenn ich später wieder zu ihm komme? Er empfängt mich mit offenen Armen.
Das Wort Gebet kommt vom mittelhochdeutschen gebet bzw. vom althochdeutschen gibet. Es ist eine Abwandlung des Verbs bitten. Das heißt, dass Gebet vom Ursprung her ein Wort ist, das Bitten beschreibt. Im Englischen heißt beten pray. Dieser Wortstamm kommt vom lateinischen Wort precari, was flehen bedeutet. Und im Lateinischen heißt es orare, alsobeten und sprechen. Aber Beten umfasst noch mehr. Es ist auch Dank, Verehrung, Anbetung und Lobpreis.
Die folgende Situation habe ich schon einige Male erlebt und mit jedem Mal erlebe ich sie intensiver: Ich habe ein echt schlechtes Gewissen, weil ich zum x-ten Mal den gleichen Mist gemacht habe. Also mache ich mich auf den Weg zu Jesus und gehe in einen Raum, wo er auf mich wartet. Dieser Raum, in den ich da gehe, ist allerdings keine Kirche und auch keine Kapelle. Sondern es ist ein Raum, den ich mir in meinen Gedanken vorstelle. Hast du dir schon einmal einen Traumort vorgestellt, an dem alles schön ist? Wo kein Stress ist und dir nichts passieren kann, wo du dich völlig ausruhen kannst und deine Ruhe hast? Vielleicht ist es ein Ort am Meer oder in den Bergen. Bei mir ist es ein Raum, der in einem Haus ganz oben ist und sehr schön, lichtdurchflutet und gemütlich eingerichtet ist. Dieser Ort hat etwas sehr Heiliges, und dort darf niemand rein, nur Jesus und ich. Ich nenne diesen Ort mein Obergemach. Dort gehe ich jetzt hin.
Ich öffne also die Tür und bleibe kurz stehen. Jesus sieht mich und steht auf. Ich gehe langsam auf ihn zu, den Kopf gesenkt, reuevoll, mit ernstem Blick. Ich bleibe in zwei Metern Entfernung vor ihm stehen. Dann schaue ich ihm in die Augen. Es kommt mir vor wie eine Ewigkeit. Jesus schaut mich an mit einem Blick, in dem ich so vieles gleichzeitig wahrnehme: Liebe, Schmerz, Traurigkeit, Sanftmut, Barmherzigkeit, Ermahnung und Freude. Was ich absolut nicht spüre: Anklage oder Ärger.
Ich kann seinem Blick nicht standhalten, falle auf meine Knie und die Tränen laufen – vor Scham und Schuld, voller Ehrfurcht, voller Traurigkeit. Aber doch auch, weil ich so davon überwältigt bin, wie sehr Jesus mich liebt! Dass er mir seine Liebe trotz allem nicht entzieht, nie entziehen wird, weil er selbst die Liebe ist. Das wird mir in diesem Moment wieder ganz intensiv bewusst. Und dann passiert das Unfassbare: Jesus hockt sich neben mich auf den Boden, legt mir die Hände auf die Schultern, hebt meinen Kopf an, sodass ich ihn anschaue. Ein Blick, der unendlich tief und unendlich lang ist. Dann nimmt er meine Hände, richtet mich langsam auf und schließt mich in seine Arme. Es braucht kein einziges Wort. Alles ist gesagt. Alles ist vergeben. Alles ist gut. WOW!
Gott vergibt und er ist die Liebe. Das darfst du glauben! Davon lesen wir an vielen Stellen in der Bibel, zum Beispiel hier:
Geliebte, lasst uns einander lieben! Denn die Liebe ist aus Gott; und jeder, der liebt, ist aus Gott geboren und erkennt Gott. Wer nicht liebt, hat Gott nicht erkannt; denn Gott ist Liebe. Hierin ist die Liebe Gottes zu uns offenbart worden, dass Gott seinen einzigen Sohn in die Welt gesandt hat, damit wir durch ihn leben. Hierin ist die Liebe: Nicht dass wir Gott geliebt haben, sondern dass er uns geliebt und seinen Sohn gesandt hat als eine Sühnung für unsere Sünden.
1. Johannes 4,7-10
Gebet heißt, dass du glaubst und erfährst: Gott ist da. Gott ist durch seinen Sohn Jesus auch ganz Mensch. Und das ist er immer noch, auch wenn er im Himmel ist. Denn er war nicht nur Mensch für seine Zeit auf der Erde, sondern er hat sich dafür entschieden, ganz Mensch zu bleiben. Woher wir das wissen? Wir wissen das, weil Jesus nach seiner Auferstehung, als eigentlich alles wieder gut war, trotzdem seine Wundmale behalten hat. Er hat sie auch den Jüngern gezeigt, Thomas hat sogar seine Finger in diese Wunden gelegt:
Thomas aber, einer von den Zwölfen, genannt Zwilling, war nicht bei ihnen, als Jesus kam. Da sagten die anderen Jünger zu ihm: Wir haben den Herrn gesehen. Er aber sprach zu ihnen: Wenn ich nicht in seinen Händen das Mal der Nägel sehe und meine Finger in das Mal der Nägel lege und lege meine Hand in seine Seite, so werde ich nicht glauben.
Und nach acht Tagen waren seine Jünger wieder drinnen und Thomas bei ihnen. (Da) kommt Jesus, als die Türen verschlossen waren, und trat in die Mitte und sprach: Friede euch!
Dann spricht er zu Thomas: Reiche deinen Finger her und sieh meine Hände, und reiche deine Hand her und lege sie in meine Seite, und sei nicht ungläubig, sondern gläubig!
Thomas antwortete und sprach zu ihm: Mein Herr und mein Gott!
Jesus spricht zu ihm: Weil du mich gesehen hast, hast du geglaubt. Glückselig (sind), die nicht gesehen und (doch) geglaubt haben!
Johannes 20,24-29
Und weil Gott immer noch Mensch ist, können wir eine Beziehung zu ihm haben wie zu einem Menschen, wie zu einem Freund, wie zu einem Vater, sogar wie zu einem Ehepartner! Vielleicht denkst du dir jetzt: »Na ja, einen Menschen kann ich ja sehen, anfassen und spüren.« Aber Gott ist weit weg.
Stimmt. Das ist erst mal ein Unterschied. Aber was denkst du zu diesem Erlebnis, das mir vor einiger Zeit ein 15-jähriges Mädchen erzählt hat? Als sie zu mir kam, war sie sehr traurig. Sie erzählte mir, dass ihr Vater vor einiger Zeit gestorben war. Der Schmerz war groß, doch dann sagte sie etwas, das mich sehr erstaunt hat: »Wenn ich jetzt abends nach der Disco durch unser Dorf laufe, habe ich gar keine Angst mehr. Ich denke mir jetzt immer, dass mein Papa auf mich herunterschaut und auf mich aufpasst.« Obwohl ihr Papa nicht mehr da war, konnte sie ihn wahrnehmen, nur eben anders als damals, als er noch gelebt hat.
Das erinnert mich auch an die Jünger von Jesus. Erst als Jesus gestorben und auferstanden war, haben sie begonnen, aktiv das Evangelium zu verkünden. Und sie haben noch eine weitere Überraschung erlebt: Gott hat ihnen einen Beistand geschenkt, den sie wesentlich mehr spüren und erfahren konnten als Jesus zu der Zeit, in der er noch als erfahrbarer Mensch bei ihnen war, nämlich den Heiligen Geist, der bei ihnen geblieben ist.
• Gebet ist gelebte Freundschaft und Beziehung zu Jesus.
• Gebet heißt Sein und Tun.
• Gebet heißt glauben, dass Gott immer da ist.
Gott ist überall. Und weil das so ist, kann man grundsätzlich überall beten. Im Ernst? Yes!
Die bekanntesten Orte, die wir mit Gebet verbinden, sind Kloster, Kirchen oder Kapellen. Diese Gebäude sind zur Ehre Gottes gebaut und explizit Orte des Gebets, der Fürbitte, der Klage und der Begegnung mit Jesus. Kennst du Kirchen, die so richtig prunkvoll aussehen? Alte barocke Kirchen haben oft unglaublich viele Goldverzierungen. Manchmal sieht das ganz schön kitschig aus, oder? Warum haben die Menschen das gebaut? Braucht Gott das? Nein, braucht er nicht. Er hat uns schon im Buch Jesaja wissen lassen:
So spricht der Herr: Der Himmel ist mein Thron und die Erde der Schemel meiner Füße. Wo wäre denn das Haus, das ihr mir bauen könntet, und wo denn der Ort meines Ruhesitzes? Hat doch meine Hand dies alles gemacht, und alles dies ist geworden, spricht der Herr.
Jesaja 66,1-2
Aber: Wenn du jemandem, den du über alles liebst, ein Haus bauen würdest, was wäre das für eins? Sicher kein kleines und einfaches, oder? Du würdest der Person eine Villa bauen mit Marmorboden und einem Wintergarten mit den feinsten Holzmöbeln oder gleich ein ganzes Schloss. So ähnlich haben sich das die Menschen mit den Kirchen auch gedacht: Gott ist so viel wert, dass wir ihm das Kostbarste bieten müssen. Später wurden die Kirchen leider auch zur Machtdemonstration so groß und prunkvoll gebaut. Heute werden sie einfacher errichtet, was auch gut so ist. Denn es geht nicht darum, wie eine Kirche aussieht, sondern was in ihr passiert.
Kirche heißt übersetzt Gotteshaus oder auch dem Herrn gehörend. Klöster, Kapellen und Kirchen sind allerdings nicht die ältesten Orte des Gebets, sondern schlicht und einfach die Natur. Gott selbst hat einige Orte in der Natur zu Orten der Begegnung mit ihm bestimmt, vorrangig Berge. Im Alten Testament wird sehr oft von Gottesbegegnungen berichtet, die auf Bergen und Anhöhen stattfanden. Mose begegnete Gott etwa auf dem Berg Horeb (vgl. 2. Mose 3,1-2). Das ist die Geschichte mit dem brennenden Dornbusch, der nicht verbrannte.