Lassiter 2113 - Jack Slade - E-Book

Lassiter 2113 E-Book

Jack Slade

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Beschreibung

Lassiter wusste, was ihn in der Dunkelheit erwartete, noch bevor er die Petroleumlampe anhob. Trotz der abgestandenen Luft roch es in dem niedrigen Keller penetrant nach Waffenöl. Der gelbe Lichtschein enthüllte gut zwanzig Kisten, die sich unordentlich übereinander stapelten. Die oberste war aufgebrochen, Stroh quoll aus der Öffnung hervor. Zwischen den trockenen Halmen glänzte es metallisch. Kein Zweifel, das war sie - die gestohlene Winchester-Lieferung!

Der große Mann fröstelte bei dem Gedanken, was diese Repetiergewehre in den falschen Händen anzurichten vermochten! Einhundert Läufe, zur gleichen Zeit abgefeuert, ließen nicht nur die Luft erzittern. Nein, die spielten zu einem donnernden Konzert auf, einer bleihaltigen Melodie des Todes. Einer wahrhaftigen Winchester-Ballade.

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Inhalt

Cover

Impressum

Winchester-Ballade

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2015 by Bastei Lübbe AG, Köln

Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin

Verantwortlich für den Inhalt

Titelfoto: Boada/Norma

E-Book-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-8387-2587-1

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Winchester-Ballade

Lassiter wusste, was ihn in der Dunkelheit erwartete, noch bevor er die Petroleumlampe anhob. Trotz der abgestandenen Luft roch es in dem niedrigen Keller penetrant nach Waffenöl. Der gelbe Lichtschein enthüllte gut zwanzig Kisten, die sich unordentlich übereinander stapelten. Die oberste war aufgebrochen, Stroh quoll aus der Öffnung hervor. Zwischen den trockenen Halmen glänzte es metallisch. Kein Zweifel, das war sie – die gestohlene Winchester-Lieferung!

Der große Mann fröstelte bei dem Gedanken, was diese Repetiergewehre in den falschen Händen anzurichten vermochten! Einhundert Läufe, zur gleichen Zeit abgefeuert, ließen nicht nur die Luft erzittern. Nein, die spielten zu einem donnernden Konzert auf, einer bleihaltigen Melodie des Todes. Einer wahrhaftigen Winchester-Ballade …

»Habe ich dir etwa zu viel versprochen?« Pepe, der hinter ihm die Stufen herabgestiegen war, platzte beinahe vor Stolz. »Was glaubst du wohl, wie viel die Ladung wert ist?«

Den Stallbesitzer umhüllte eine Dunstwolke, die nach säuerlichem Schweiß, schalem Bier und Pferdmist roch. Es wäre Lassiter lieber gewesen, der Kerl hätte mehr Abstand gehalten, trotzdem unterdrückte er den Impuls, die Nase zu rümpfen. Er musste Pepe bei Laune halten, darum ging er auf dessen Frage-und-Antwort-Spielchen ein.

»Eine nagelneue Winchester 73?«, dachte Lassiter laut nach. »Die ist gut und gerne neunzig Dollar wert!«

Pepe lachte voll gutmütigem Spott.

»Vielleicht in den großen Städten, in denen du sonst am Pokertisch sitzt«, erklärte er großspurig, als spräche er zu einem Greenhorn. »Doch selbst dort gibt es sie nur zum regulären Preis, wenn du einen guten Leumund hast und nicht mehr als drei oder vier auf einmal haben willst. Fabrikneue Waffen wie diese sind im ganzen Land schwer erhältlich! Gleich einhundert auf einen Schlag, madre de Dios, und das in dieser Gegend! An die richtigen Interessenten verkauft, bringen diese Gewehre gut und gerne zweihundert Bucks das Stück.«

Lassiter pfiff anerkennend durch die Zähne. Zwanzigtausend Dollar waren schließlich eine ansehnliche Summe, die jeden Spieler, Sattelfalken oder sonstigen Glücksritter, der etwas auf sich hielt, gehörig beeindruckte. Selbst er als Mann der Brigade Sieben konnte sich der Faszination eines solch hohen Betrages nicht gänzlich entziehen. Doch das bittere Wissen darüber, was für Käufer solch überhöhte Preise zahlten, erstickte jeden Anflug von Gier, bevor das Gefühl überhaupt in ihm aufkommen konnte.

»Das klingt nach Kunden von südlich der Grenze«, bemerkte er so beiläufig wie möglich.

Schlagartig wich alle Heiterkeit aus Pepes Zügen.

»Es gibt mehr als nur einen möglichen Abnehmer«, schwächte der Mexikaner ab, um gleich anzufügen: »Es ist gut möglich, dass sich verschiedene Gruppen gegenseitig überbieten und ein Gewehr am Ende noch mehr als zweihundert Dollar einbringt.«

»Dann bist du also bald ein gemachter Mann, der nie wieder arbeiten muss!« Lassiter grinste.

»Schön wär’s!« Der sichelförmige Schnurrbart, der Pepes Oberlippe bedeckte, sträubte sich. »Ich bin doch nur der Kerl, der das Versteck zur Verfügung stellt …«

Und dem angesichts des hohen Wertes inzwischen ganz schön mulmig war. Ein Umstand, der Lassiter ausgesprochen entgegen kam.

»Mach dir keine Sorgen«, sprach er dem sichtlich nervösen Stallbesitzer Mut zu. »Sobald deine sauberen Kunden ihre Beute abgeholt haben, kannst du nachts wieder ruhig schlafen.«

»Du hilfst mir also?« Die tief gefurchten Züge des Mexikaners strafften sich.

»Für die Summe, die du mir gestern beim Poker abgenommen hast?« Lassiter schob seinen flachen Hut mit der kreisrunden Krempe tief in den Nacken. »Selbstverständlich.«

Sichtlich erleichtert trat der Stallbesitzer den Rückzug an. Über die steilen Stufen einer Steintreppe strebte er dem hellen Rechteck zu, das über ihnen in der Decke klaffte.

Dieses Kellergewölbe heimlich aus dem Felsboden zu schlagen, musste eine Heidenarbeit gewesen sein. Aber Pepe war auch kein Müßiggänger, der körperliche Anstrengung scheute, sondern jemand, der sich den Lebensunterhalt mit seiner Hände Arbeit verdiente. Eigentlich warf sein Mietstall genügend ab, um ihn und seine kleine Familie vernünftig zu ernähren. Wäre nicht die Spielsucht gewesen, die ihn regelmäßig große Summen am Kartentisch kostete, hätte er es längst auf ehrliche Weise zu bescheidenem Wohlstand gebracht.

Auf Dauer überwogen aber die verlorenen Partien nun mal die gewonnenen, deshalb hatte sich Pepe irgendwann eine zweite Einnahmequelle erschlossen, die ihm Haus und Hof erhielt. Sein Mietstall eignete sich geradezu ideal dafür, wertvolles Diebesgut zu verstecken, bis alle Spuren verweht und die Überfälle in Vergessenheit geraten waren. Für gewöhnlich erregte es keinen Verdacht, wenn Fremde in seinem Stall ein und aus gingen. Selbst Frachtkutschen ließen sich hier unbemerkt be- und entladen, denn es gehörte nun einmal zu Pepes Tagesgeschäft, dass man sie bei ihm gegen ein Entgelt unterbrachte.

Nach oben, zum Kellereinstieg hin, wurde die Treppe immer schmaler. Ein Mann von Lassiters Statur konnte gar nicht verhindern, dass er die Seitenwände mit den Schultern berührte. Sorgfältig klopfte er sich den Staub von seinem taubenblauen Jackett, als er wieder mit beiden Beinen im Stall stand.

Die Petroleumlampe hing bereits erloschen an einem Haken.

Pepe klappte ein schweres Stahlgitter um, dessen Haltestange tief im Fels verankert war. Zwei Vorhängeschlösser sicherten den geheimen Keller gegen fremden Zugriff. Rasch ließ er die Schlüssel in seinen ausgebeulten Hosen verschwinden. Danach nutzte der untersetzte, aber kräftige Mann einen Flaschenzug, um eine Steinplatte, die genau in die verbliebene Öffnung passte, zurück an ihren Platz zu schwenken.

Normalerweise hievte er auf diese Weise schweres Gerät auf einen nicht weit entfernten Schmiedeamboss, darum erweckte das von einem Querbalken herabhängende Seil nicht den geringsten Verdacht.

Stein schabte über Stein, als er die Grube fugenlos verschloss. Danach wurden zwei Handbreit Erdboden angefüllt und festgestampft, sowie das umliegende Stroh gleichmäßig verteilt. Fertig war das perfekte Versteck, das jeden Gesetzeshüter zur Verzweiflung trieb.

Pepes beinahe unbehaarter Schädel glänzte vor Schweiß, als er mit allem fertig war.

»Das ist jedes Mal eine elende Plackerei«, gestand er ein. »Aber das Ergebnis ist den Aufwand wert. Marshal Crane und seine Deputies haben schon mehrmals den Stall durchsucht, aber noch nie etwas Verdächtiges gefunden.«

Lassiter nickte interessiert, obwohl ihm das längst bekannt war. Schließlich hatte ihn die Brigade Sieben extra nach Sierra Falls beordert, weil die örtlichen Blechsternträger langsam wegen des Raubes bei der Arizona-Railroad verzweifelten. Einhundert verschwundene Repetiergewehre in diesem weitläufigen und äußerst unsicheren Territorium, das schreckte selbst die zuständigen Stellen in Washington auf.

»Wann erwartest du deine Handelspartner?«, wollte der große Mann wissen.

Pepe zog eine versilberte Taschenuhr hervor und klappte sie umständlich auf. »In zwei Stunden«, erklärte er nach einem Blick aufs Zifferblatt. »Ich riegele den Stall für gewöhnlich ab, wenn ich zum Essen gehe. Diese Zeit reicht aus, um alles hinter verschlossenen Türen zu erledigen.«

»Dann bleibe ich gleich hier«, entschied Lassiter. »Gut möglich, dass die Bande einen Kundschafter vorschickt, der feststellen soll, ob du alleine bist.«

»Klingt vernünftig«, lobte der verschwitzte Mexikaner. »Am besten versteckst du dich auf dem Heuboden. Von dort oben hast du alles im Blick, was hier unten geschieht, und kannst dabei selbst nicht entdeckt werden.«

Lassiter nickte einverständlich, ohne sich aber von der Stelle zu rühren. Als vermeintlicher Glücksritter hatte er schließlich einen Ruf zu wahren. »Die Hälfte der Summe im Voraus«, verlangte er, als Pepe die Augenbrauen hob.

Widerstrebend zog der Stallbesitzer eine Rolle stramm aufgedrehter Dollarnoten aus der Hose. Er besaß das Geld nur, weil Lassiter am Vorabend absichtlich eine Partie nach der anderen verloren hatte, aber das wusste der Mexikaner nicht. Jetzt, da er den Gewinn wieder herausrücken musste, tat es ihm deshalb um jeden einzelnen Dollar leid.

»Wahrscheinlich ist diese Vorsichtsmaßnahme vollkommen überflüssig«, jammerte er, während die Hälfte der verabredeten Summe in Lassiters Rechte wanderte. »Und du musst noch nicht einmal einen Warnschuss abfeuern.«

»Bei zwanzigtausend und mehr Dollars ist alles möglich«, schürte der große Mann Pepes Ängste. »Du wärst nicht der erste Mittelsmann, der mit einem Stück Blei verabschiedet wird. Sobald diese Rustler ihre Beute in Händen halten, sind sie nicht mehr auf dich angewiesen.«

Der Stallbesitzer wusste nur zu gut, dass Lassiter die Wahrheit sagte. Genau aus diesem Grund hatte er sich nach einer Flasche Tequila dem fremden Glücksritter ja auch anvertraut. Und damit wieder einmal den Beweis erbracht, dass Lassiter auch dort Erfolge erzielte, wo selbst die besten Ranger, Marshals oder Sheriffs versagten.

Um die Gefahr für den Süden Arizonas zu bannen, genügte es aber nicht, die Gewehre aufzuspüren. Lassiter musste auch die Hintermänner des Überfalls dingfest machen. Ebenso wie jene Elemente, die die Feuerwaffen um jeden Preis erwerben wollten.

Einhundert Repetiergewehre in den falschen Händen, damit ließ sich eine Menge Blut vergießen. Angst und Schrecken würden über die Menschen Arizonas kommen. Spielten die bellenden Gewehre erst einmal ihr tödliches Lied, nahm das Verhängnis seinen Lauf. Deshalb galt es, die gefährliche Ladung in den Tiefen des Verstecks nicht mehr aus den Augen zu lassen. Und jeden zur Rechenschaft zu ziehen, der sie für seine Zwecke missbrauchen wollte …

***

Nachdem sich Lassiter eine tiefe Kuhle in dem frisch duftenden Heu geschaffen hatte, begann die untätige Zeit des Wartens. Die eigene Winchester in Griffweite und den vertrauten Remington an der rechten Hüfte, verhielt sich der große Mann so still wie möglich. Jede unnötige Bewegung hätte Staub und kleine Halme durch die Ritzen des einfachen Bretterbodens rieseln lassen.

Wer so nachlässig agierte, führte im Westen ein kurzes Leben. Insbesondere, wenn er Banditen erwartete, die nicht davor zurückschreckten, einen Zug mit Waffengewalt auf offener Strecke anzuhalten. Ganz im Stile von Frank und Jesse James, die sich auf diese Weise ein Vermögen zusammengeraubt hatten.

Durch ein großes Astloch, das in einem der Bretter klaffte, konnte er alles verfolgen, was im Mietstall vor sich ging, ohne dafür den Kopf über das Heu heben zu müssen. Durch das offene Schiebetor war der übliche Lärm der Mainstreet zu hören. Vereinzelter Hufschlag, das Knarren vorbei rollender Kutschen, erwachsene Stimmen und Kindergeschrei. Nichts, was irgendwie alarmierend gewirkt hätte.

Durch die Außenluke an der Rückseite zog ein laues Lüftchen herein. Pferdegetrappel war dagegen nicht zu vernehmen. Noch nicht. Aber den Kerlen, die Pepe erwartete, war durchaus zuzutrauen, dass sie den Schutz der rückwärtigen Häuser nutzten, um sich unbemerkt zu nähern.

Trotz der Langeweile blieben Lassiters Sinne bis aufs Äußerste angespannt. Das Leben in der Prärie hatte ihn gelehrt, aufmerksam zu bleiben, selbst wenn alles vollkommen friedlich wirkte. Auch wenn sich die Hitze unter dem Dach immer stärker staute und ihn zunehmend schläfrig machte.

Lediglich zwei harmlose Besucher forderten innerhalb der ersten Stunde seine Aufmerksamkeit. Ein in einem nahen Hotel logierender Weidereiter, der sein untergestelltes Pferd abholte, um zu der Ranch zu reiten, auf der er arbeitete. Und der Sohn des Barbiers, der einen Sack Hafer für sein Pony kaufte, das er in seinem eigenen Stall hielt. Danach gab es eine halbe Stunde lang nichts anderes zu tun, als Pepe beim Ausmisten der Boxen zuzusehen, und wie er die ihm anvertrauten Pferde gewissenhaft mit Futter und frischem Wasser versorgte.

Lassiter mühte sich gerade, ein Gähnen zu unterdrücken, als ein äußerst erfreulicher Anblick seinen Pulsschlag in die Höhe trieb.

»Hallo Pepe, alter Weiberschreck! Arbeitest du noch, oder hast du dich schon mit deinem Riesengewinn nach Tucson abgesetzt?« Das muntere Früchtchen, das mit diesen Worten den Stall betrat, war niemand anderes als Ellen Sullivan, die als Bedienung im Lucky Lady arbeitete. Ein Saloon mittlerer Güte, in dem sich die Mittelschicht der Ansiedlung, zu der auch der Mietstallbesitzer gehörte, zum Trinken, Essen und Kartenspielen traf.

Lassiter, der im Lucky Lady logierte, war der jungen Frau in den letzten Tagen mehrmals begegnet. Deshalb wusste er, dass die stets gut gelaunte Frohnatur erst seit einigen Wochen in Sierra Falls lebte. Und dass das Lucky Lady, seit Ellen dort servierte, keine freien Sitzplätze mehr kannte. Von Natur aus mit äußerst aufregenden Kurven ausgestattet, die sie nur nachlässig unter dünnen Blusen und einfachen Röcken verbarg, übte Ellen eine geradezu magnetische Wirkung auf Männer aus.

Verglichen mit den verheirateten Ladys der Stadt, die hochgeschlossene Kleider und züchtige Kopfhauben trugen, kam sie tatsächlich wie die wandelnde Sünde daher. Entgegen anders lautender Gerüchte, die vor allem von weiblicher Seite ausgestreut wurden, war Ellen jedoch nicht leicht zu haben.

Lassiter hatte genau beobachtet, dass sie sich mit keinem ihrer Gäste einließ. Nicht einmal heimlich, und leider auch nicht mit ihm!

Ihr auf den prächtigen Hintern zu schauen oder in den tiefen Ausschnitt, war zwar erlaubt, doch wer Ellen Sullivan zwickte oder betatschte, bekam kräftig eins auf die Finger geschlagen. Zu seiner Überraschung war sie dabei niemanden lange böse, sondern wackelte nur umso aufreizender davon, während die Zurückgewiesenen unter dem Gelächter der übrigen Meute ihre schmerzenden Hände massierten.

Kurz: Ellen Sullivan war ein äußerst erfreulicher Anblick, der jedem männlichen Wesen in Sierra Falls ein Lächeln aufs Gesicht zauberte. Entsprechend entzückt stellte Pepe den Wassereimer zur Seite und wischte sich die Hände an seinem karierten Hemd ab.

»Ellen!«, rief er dabei vergnügt. »Was verschafft mir die Ehre deines Besuches?«

»Ich bin nur neugierig«, antwortete der Rotschopf mit einem breiten Grinsen. »Nach all dem Tequila, den du gestern vernichtet hast, habe ich mich gefragt, ob du überhaupt schon aus den Federn gekrochen bist!«

»Am liebsten wäre ich auch im Bett geblieben, so sehr hat mir heute Morgen der Kopf gebrummt!« Pepe fasste sich mit beiden Händen an die Schläfen, als brächte die bloße Erinnerung an seine Leiden den durchlittenen Schmerz zurück. »Aber meine Caramba war unerbittlich! Wer trinken kann, der kann auch arbeiten, hat sie gesagt! Und dann auch noch gedroht, mir einen Eimer Wasser ins Gesicht zu schütten!«

Ellen lachte bei diesem Klagelied hell auf. Es war ein warmes, ansteckendes Lachen, in das Pepe sofort mit einfiel.

»Auf jeden Fall bist du ein ganzer Kerl, der einen Stiefel vertragen kann«, schmeichelte sie dem Stallbesitzer. »Nicht so wie dieser fremde Dandy, dem du das Geld abgeknöpft hast.«

»Warum, was ist mit dem?« Pepe beging nicht den Fehler, zu Lassiter in die Höhe zu schauen, sondern hielt seinen Blick fest auf Ellen gerichtet. Der Kerl war bei weitem nicht so naiv, wie er gerne nach außen hin vorgab.

»Schlecht ist ihm wohl«, vermutete die Rothaarige, während sie sich nach der Stallbox mit Lassiters Pferd umsah. »Ich habe ihn jedenfalls noch nicht zu Gesicht bekommen, und weggeritten ist er ja auch nicht.«

Sie stellte das ganz beiläufig fest, als wäre es nicht weiter von Belang, trotzdem beschlich den Mann von der Brigade Sieben der Verdacht, dass Ellens Besuch nicht zufällig war. Hatte sie vielleicht in einer stillen Minute an seiner verschlossenen Tür gekratzt und argwöhnte nun, dass er das Bett mit einer anderen teilte? Pepe mochte wohl etwas Ähnliches denken, als er ihr vorlog, dass Lassiter sich den ganzen Tag noch nicht bei ihm blicken lassen hatte.

»Ich wette, dieser Gambler will sich für heute Abend ausruhen«, sagte sie. »Für einen Berufsspieler wie ihn ist eine Niederlage nur schwer zu verkraften. Sicherlich will er dir das gewonnene Geld wieder abluchsen. Aber so gut, wie du spielst, wird er am Ende der nächsten Partie in seinen Unterhosen dastehen!«