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Arbeit und Karriere bestimmen unseren Alltag und unser Leben. Wer sein Leben in solchem Ausmass an etwas hingibt, sollte sich mal Gedanken machen, an wen und wofür er seine Lebenszeit und seine Lebenskraft vergibt. Wenn nach einem langen Arbeitsleben alles Erarbeitete in einem Papierkorb Platz findet, oder mit einem einzigen Druck auf die Taste «Delete» ausgelöscht werden kann, dann hat sich das Opfer nicht gelohnt! Dieses Buch betrachtet die Arbeit und das Leben aus einem Blickwinkel, der womöglich Sinn stiftet und vor späteren Enttäuschungen schützen kann. «Leben statt Arbeiten» ist Teil der Serie "Gesellschaft verstehen". In dieser Serie geht es darum, Hintergrundinformationen so aufzubereiten, dass ein kritisches Nachdenken über das Leben in unserer Gesellschaft möglich wird. In der gleichen Serie sind folgende Titel erhältlich: Selbstwirksamkeit Wie uns der gekaufte Komfort unserer Selbstbestimmung beraubt hat Moderne Versklavung Wie und wodurch wir täglich versklavt werden Die Illusion wegessen Überlegungen darüber, wie unsere Ernährung uns blendet Tricks aus der Chefetage Kaderausbildung aus Sicht der Mitarbeitenden – und was es sonst noch über Hierarchie zu lernen gibt
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Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Der Unterschied zwischen Arbeiten und «sich verdingen»
Die Produktionsfaktoren
Die Versklavung in der Moderne
Sinn und Unsinn der Lohnarbeit
Das Hamsterrad
Die Botschaft des Burnouts
Sinnstiftende Arbeit als Heilsbringer
Der Minderwertigkeitskomplex – die Achillessehne des Arbeitnehmers
Point of no Return
Gemeinsam statt gegeneinander
Der Fluch der Börse
Weniger ist mehr
Alternativen zum Arbeitswahn
Ein Lob auf die Faulheit
Effizienz durch Denken
Vertrauen ins Leben
Misstrauen dem Wolf im Schaftspelz gegenüber
Misswirtschaft am Lebewesen Mensch
Den Ast absägen, auf dem die Menschheit sitzt
Vom Kleinen zum Kleinbleiben
Tauschen statt kaufen
Das lachende Auge der Zukunft
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Impressum
Arbeit und Karriere bestimmen unseren Alltag und unser Leben. Wer sein Leben in solchem Ausmass an etwas hingibt, sollte sich mal Gedanken machen, an wen und wofür er seine Lebenszeit und seine Lebenskraft vergibt. Wenn nach einem langen Arbeitsleben alles Erarbeitete in einem Papierkorb Platz findet, oder mit einem einzigen Druck auf die Taste «Delete» ausgelöscht werden kann, dann hat sich das Opfer nicht gelohnt!
Dieses Buch betrachtet die Arbeit und das Leben aus einem Blickwinkel, der womöglich Sinn stiftet und vor späteren Enttäuschungen schützen kann.
Wofür arbeitet der Mensch? Arbeitet er, um zu leben? Oder lebt er, um zu arbeiten? Der Unterschied liegt in der Bewusstheit des arbeitenden Menschen.
Es gab eine Zeit, in der hat kein Mensch gearbeitet. Die Menschen haben gelebt, nicht gearbeitet. Und das Leben bestand darin, all das zu tun, was der Einzelne und die Gemeinschaft brauchten, um zu überleben. Man hat viel Zeit damit verbracht, Essen zu beschaffen. Man hat sich um Sicherheit bemüht - um die Nacht sicher verbringen zu können und sich auszuruhen. Man hat versucht, Annehmlichkeiten zu erschaffen, um etwas weicher zu liegen oder weniger zu frieren. Man hat Orte zum Bleiben gesucht oder errichtet, die vor Niederschlägen schützten oder nahe an der Wasserquelle lagen. Aber gearbeitet hat man nicht. Man zog das zu Nutze, was die Natur einem bot. Manche waren geschickter, manche weniger. Die Natur belohnte die Geschickten und Gescheiteren, und lehrte dadurch die anderen. Die Selektion war hart, das Leben kurz. Aber alles hatte einen Sinn, weil das Leben und das Überleben der Sinn waren.
Und dann, irgendwann mal, kam der Sündenfall. Es kam der Moment, an dem der eine bemerkte, dass er einen Vorteil gegenüber einem anderen ausnutzen konnte. Wer kräftiger war, konnte durch Gewaltandrohung oder bei Bedarf durch Gewaltanwendung andere gefügig machen – sie tun lassen, was er wollte. Wer geschickter war, konnte schneller zu Besitz gelangen, und diesen Besitz dann gegen etwas tauschen – natürlich unter Wahrung der eigenen Interessen und Vorteile. Und wer gescheiter war, konnte die anderen durch Argumentieren führen oder manipulieren – damit sie mehr taten und er weniger tun musste.
Der Sündenfall, um diesen Moment mal mit einer einigermassen spannenden Bezeichnung zu betiteln, war die bewusste oder unbewusste Erkenntnis, dass man etwas zum eigenen Vorteil beeinflussen kann. Er war die Geburtsstunde des Egoismus, oder auch der Selbstsucht. War das im Interesse der Menschheit, oder wenigstens im Interesse der Gemeinschaft?
Es gab zu allen Zeiten Menschen, die darauf hingewiesen haben, dass Vorteile zum Wohle aller genutzt werden sollten. Es gab aber auch zu allen Zeiten mehr als genug Menschen, die selbstsüchtig genug waren, um zu erkennen, dass Vorteile das Leben annehmlicher machen. Und den meisten war es egal, ob diese Annehmlichkeiten auf Kosten anderer entstehen oder nicht. Und so ist wohl auch die Irrlehre erwachsen, dass die Mehrheit recht habe. Und die Minderheit wurde durch diese Irrlehre versklavt oder zum Sündenbock erklärt. Und wenn wir diese Machenschaften aus den grauen Vorzeiten mit unserer Zeit vergleichen, dann stellen wir fest, dass wir in gewisser Hinsicht noch immer nicht weitergekommen sind. Solange wir auf Kosten anderer Annehmlichkeiten billigen und deren Annahme akzeptieren, solange wird es uns nicht gelingen, die Selbstsucht in uns zu überwinden. Und genau so lange laufen wir Gefahr, uns zu verdingen, anstatt für unser Vorwärtskommen, für unsere Entwicklung zu arbeiten. Eine Entwicklung, die das Wohl aller anstrebt und nicht den Vorteil weniger.
Wenn während der Lektüre dieses Buches jemand ein Gefühl der Ungerechtigkeit in sich aufkommen fühlt, dass er als Arbeitnehmer ausgenutzt wird, dass er seine Lebenskraft und Lebenszeit zum Vorteil eines andern aufopfern muss, weil er dazu gezwungen wird, dann sollte er immer daran denken, dass auch er selbst von Annehmlichkeiten auf Kosten anderer profitiert. Er trägt nicht selbst genähte Kleider und isst Nahrung, die er nicht mit eigenen Händen gezogen und geerntet hat. Da beginnt der Fluch des «sich Verdingens». Und Ungerechtigkeit kann erst durchbrochen werden, wenn die Bereitschaft zur Selbstverständlichkeit geworden ist, Vorteile zu teilen zum Wohle der Allgemeinheit.
Lohnt es sich, ein Leben lang für jemand anderes zu arbeiten?
Ja! Wenn man dabei glücklich ist, ein gutes und erfüllendes Leben lebt und jederzeit die Möglichkeit hat und nutzt, sich in Richtung des Guten weiterzuentwickeln.
Nein! Wenn man sich aufopfert, leidet und krank wird. Wenn man hadert und Ungerechtigkeit empfindet. Wenn man gegen Ende des Lebens das Gefühl hat, man habe etwas verpasst und habe auf die falschen Werte gesetzt.
Aber worin besteht der Unterschied zwischen den beiden Antworten. Liegt er an der Arbeitsstelle, am Arbeitgeber oder am Arbeiter selbst?
Wer äussere Umstände für sein Glück und Wohlbefinden verantwortlich macht, der wird immer unglücklich bleiben. Denn wir haben ja schon zu Beginn dieses Kapitels bemerkt, dass es immer Menschen gibt, die auf ihren Vorteil bedacht sind. Somit läuft eine Person, die die Erklärung für ihre widere Situation im Aussen sucht, ständig Gefahr, einem solchen Menschen in die Hände zu fallen. Nur wer selbst seine Vorteile erkennt, sein Geschick ausbaut und seine Intelligenz fördert, wird zu seinem eigenen Herrn und Meister. Er wird zum Navigator auf seinem eigenen Lebensozean. Und er tut gut daran, die ihm daraus erwachsenden Vorteile mit möglichst vielen anderen zu teilen. Ansonsten wird er selbst zum Schrecken derer, denen er vorgängig angehört hat.
Man könnte zusammenfassend also sagen, dass «Arbeiten» zwar ein neutraler Begriff ist, dass aber der Beweggrund, der jemanden zur Arbeit veranlasst, das Arbeiten positiv oder negativ besetzt. Wenn jemand für seine Selbsterhaltung arbeitet, und so aus eigenen Stücken jeden Tag das tut, was für ihn gerade das Beste ist, dann ist dieses «Arbeiten» wohl als neutral bis positiv zu werten. Wenn jemand arbeitet im Sinne von Lernen, Vorwärtskommen und sich entwickeln, dann ist es sicherlich eine positive Bezeichnung. Aber wenn «Arbeiten» die Hingabe der eigenen Lebensenergie und Lebenszeit bedeutet, die zu Abhängigkeit, Aufopferung, Ausbeutung und Aufgabe der persönlichen Freiheit führt, dann ist die Besetzung negativ.
Früher waren viele Menschen dazu gezwungen, ein solches Leben der Arbeit zu leben. Heute haben – zumindest in unseren Breitengraden - viel mehr Leute die Wahl, wie viel und wie intensiv sie arbeiten wollen. Wenn jemand die Möglichkeit hat, aus dem Teufelskreis der kapitalistischen Arbeitswalze auszubrechen, dies aber nicht tut, dann arbeitet er nicht, sondern er verdingt sich. Schade, wenn es dann Burnouts, körperliche Beschwerden oder soziale Krisen braucht, damit ein solcher Mensch endlich merkt, dass er sein Leben auch anders gestalten könnte.
Klassisch gesehen braucht es für eine wirtschaftliche Tätigkeit drei Dinge: Es braucht Boden, um den Platz zu haben, einer Tätigkeit nachzugehen. Dazu braucht es eine Arbeitskraft, die etwas tut. Und als drittes braucht es Kapital, um Ressourcen zu beschaffen, mit denen gearbeitet werden kann, oder die bearbeitet werden können. Zwar werden in neueren Zeiten auch noch das Wissen und manchmal die Umwelt als Produktionsfaktoren aufgeführt. Das hat bestimmt seine Berechtigung, da ja ein komplexes Produkt nicht ohne sehr viel Vorwissen entwickelt und produziert werden kann. Und dass dabei die Umwelt nicht geschädigt wird, sollte sich von selbst verstehen. Aber für dieses Kapitel beschränken wir uns auf die drei erstgenannten Produktionsfaktoren, da diese ausreichen, um die Funktionsweise des Kapitalismus grob aufzuzeigen.
In den meisten Kulturen gab es schon sehr früh zwei Arten von Menschen. Es gab einige wenige, die Land besassen und dieses verpachteten, und es gab viel Mittellose, die dieses Land pachteten und bestellten. Diese mittellosen Bauern, manchmal sogar Leibeigenen, arbeiteten auf dem gepachteten Boden und ernteten dann Güter, die an sich selbst Kapital darstellten, oder veräussert werden konnten, und dann dadurch zu Kapital wurden. Und so waren die adligen Grundbesitzer eigentlich die ersten Kapitalisten. Sie haten das Vorrecht auf den Boden und dadurch die Macht über die Arbeitskräfte. Und die Arbeitskräfte fügten sich und produzierten Waren, von denen sie einen Teil, den sogenannten Zehnten, als Pachtzins an den Grundbesitzer abgaben. Also kurz und knapp ausgedrückt: Jemand kriegt aufgrund eines Vorrechts von den andern etwas, ohne etwas dafür tun zu müssen.
Natürlich hatte der Grundbesitzer nicht nur das Recht, Pachtzinsen zu kassieren. Er musste auch Pflichten einhalten. So war er für den Schutz der Bauern zuständig, musste Recht sprechen, das Gebiet verwalten und hätte eigentlich auch für Entwicklung und Bildung schauen müssen. Da aber den meisten Grundbesitzern nicht daran lag, dass die Bauern intelligenter wurden, mehr Rechte bekamen und nicht mehr in Angst leben mussten, erfüllten sie ihre Pflichten nicht im Interesse aller, sondern eher im Eigeninteresse.
Und so kam es, dass die Grundbesitzer immer wohlhabender wurden, während die Bauern von Generation zu Generation immer nur Bauern blieben. Zwar hat sich die Gesellschaft dann weiterentwickelt. Es gab immer mehr Leute, die es aufgrund ihrer Intelligenz zu etwas brachten und mehr konnten, als nur Feldarbeit zu verrichten. So entstanden Handwerk und Handel. Da diese Leute immer wohlhabender wurden, kooperierten sie mit den Grundbesitzern. Grundbesitz und Kapital wurden also zu den dominanten Produktionsfaktoren, die eine Zweiklassengesellschaft schufen. Es gab die Besitztragenden, und die Arbeitenden. Hätten die Grundbesitzer und die reichen Handwerker und Kaufleute ihren Besitz mit den Arbeitern geteilt, dann hätte sich die westliche Gesellschaft vielleicht anders entwickeln. Aber dem war nicht so. Der Kapitalismus wurde immer mehr ausgebaut, so dass nur sehr wenige fast allen materiellen Reichtum besitzen. Und wer sich alles leisten kann, weil er so viel Geld hat, dass er es in einem Leben allein nicht ausgeben kann, der strebt nach mehr. Und das Einzige, was in unserer kapitalistischen Welt noch erstrebt werden kann, wenn man sonst schon alles hat, ist Macht.
Würden diese Reichen und Mächtigen erkennen, dass es auch noch Glück, Zufriedenheit, Liebe, Frieden, Gemeinsamkeit und Wohlbefinden gäbe, dann wäre unsere Welt eine andere.
Wenn jetzt an unserem momentanen System etwas geändert werden soll und kann, dann geht das nicht über die reichen Mächtigen, weil das die Egoisten sind, die ihre Vorteile nicht aus der Hand geben wollen. Es geht auch nicht über die arbeitenden Massen, die sich mit ihrer Situation abfinden oder ihre Situation gar nicht zu erkennen vermögen. Nur der selbstlose Mensch, der intelligent genug ist, Systeme zu durchschauen, kann die Welt verändern. Wenn also Grundbesitz und Kapital bisher ausgereicht haben, um die Arbeitenden zu beherrschen, so steht uns jetzt eine Veränderung bevor. Je mehr Bildung und selbständiges Denken in einer Gesellschaft Einfluss nehmen, je mehr Menschen erkennen, dass eine Minderheit die Mehrheit ausnutzt. Und wenn die Menge derer, die das erkannt haben, und die bereit sind, selbstlos zu handeln, gross genug ist, dann wird es zwangsläufig zu einer Veränderung in der Gesellschaft und im Wirtschaftssystem kommen.
Wir erkennen, dass nicht Revolutionen, Gewalt oder Gesetze die Welt verändern. Es ist vielmehr die Zahl der Menschen, die selbständig denken, die Einfluss auf eine positive Entwicklung der Menschheit nehmen. Wissen, Denken, Intuition, Kunst und Nächstenliebe sind die Faktoren, die die Vormachtstellung von Grundbesitz und Kapital entlarven und brechen können. Zeit zum Denken haben aber nur Menschen, die nicht den ganzen Tag arbeiten und auch noch in ihrer Freizeit an die Arbeit denken.
Somit ist es zentral, dass Sie, wenn Sie LEBEN wollen, Ihre wirtschaftliche Tätigkeit kritisch überdenken. Sie müssen nicht gleich die Welt auf den Kopf stellen. Aber Sie sollen Ihr eigenes Leben leben dürfen, ohne dass Sie durch Grundbesitz und Kapital manipuliert oder geblendet werden.
Viele Menschen entgegnen, dass sie so viel arbeiten müssten, weil sonst ihr Verdienst nicht reicht, um zu leben. Das ist ein sehr ernstzunehmendes Argument. Trotzdem soll in diesem Kapitel versucht werden aufzuzeigen, dass womöglich Verhaltensänderungen oder Optimierungen im Privatleben helfen können, die Geldflüsse positiv zu beeinflussen.
Ein durchschnittlicher Mensch verfügt weder über Kapital noch über Boden, um damit wirtschaftlich aktiv zu werden. Somit bleibt ihm nur eines, nämlich seine Arbeitskraft anzubieten und Lohn dafür zu kriegen.
Rein theoretisch wäre es aber möglich, dass jemand so sparsam lebt, dass er nicht allen seinen Verdienst verbraucht, sondern einen Teil zur Seite legen kann. Macht er das konsequent, und raubt ihm nicht ein Zwischenfall die Ersparnisse, dann ist er irgendwann in der Lage, selbst Boden oder Wohnraum zu erwerben, oder selber wirtschaftlich tätig zu werden. Eine solche Person geht dann nach und nach als Arbeitskraft verloren und sie wird unabhängig. Die Frage ist, ob die Personen, die Grund oder Kapital besitzen, eine solche Entwicklung gerne sehen.
In manchen Romanen, wie etwa «Brave New World» von Aldous Huxley, oder in Filmen wie «Matrix» wird eine Gesellschaft skizziert, die darauf aufbaut, dass eine grosse Arbeiterschaft unwissend gehalten wird, damit sie nichts anderes tun können, als zu arbeiten, so dass ein paar wenige Geld und Macht unter sich aufteilen können. Dieses Szenario ist nicht so weit von unserer Realität weg. Nur funktionieren die Mechanismen und Tricks in unserer Gesellschaft etwas subtiler.
Um einen Menschen in eine Abhängigkeit zu verführen, so dass er ein Leben lang arbeiten muss, gibt es eine Reihe von Möglichkeit und Massnahmen. Diese zu erkennen und etwas dagegen tun zu können, ist elementar, wenn eine immer grössere Menge an Menschen den Weg in die persönliche Freiheit finden soll.
Nehmen wir mal das Beispiel eines Personenwagens. Viele Menschen glauben, dass sie erst jemand Ernstzunehmendes seien, wenn sie einen eigenen Personenwagen besitzen. Genauer gesagt, man lässt sie glauben, dass dem so sei. Somit hegt ein junger Erwachsener das Bedürfnis, möglichst schnell einen Wagen zu kriegen, um darin herumzufahren und so zeigen zu können, dass er es zu etwas gebracht habe. Allerdings verfügen die wenigsten jungen Menschen über genügend Kapital, um einen Personenwagen zu erwerben. Sie müssten mehrere Jahre sparen, damit sie sich ihren Wunsch erfüllen könnten. Während dieser Zeit wären sie für die Wirtschaftswelt verloren, weil sie kein Geld ausgeben, sondern dieses nur zur Seite legen. Das ist für all die Unternehmen, die etwas verkaufen wollen, sehr ungünstig.
Zum Glück für diese Unternehmen, aber zum Unglück der jungen Menschen, wurde das Autoleasing erfunden. Mit einer geringen Anzahlung kann so der junge Mensch einen Neuwagen erwerben, ohne lange dafür sparen zu müssen. Mit Erfolg! Sein bisher Erspartes ist auf einen Schlag weg, und der zukünftige Verdienst fliesst zwangsläufig in die Leasingraten. So gelingt es, den jungen Konsumenten in eine für diesen unvorhergesehene Abhängigkeit zu bringen. Für die nächsten Jahre wird ein grosser Teil des Verdienstes dieses Menschen zu der Leasingfirma fliessen. Und wenn der Vertrag abläuft, stellt der «geprellte» junge Erwachsene fest, dass sein eingebrachtes Eigenkapital mit dem Ablauf des Vertrags «verschwunden» ist. Falls er noch irgendetwas davon möchte, muss er den eigenen Wagen nach Vertragsablauf bar zum vorgegebenen Restwert kaufen. Weil er kein Geld dafür hat, bleibt ihm keine andere Wahl, als den Leasingvertrag zu verlängern oder auf den gewohnten Wagen zu verzichten. Aber nur die wenigsten geben gerne etwas her, woran sie sich drei bis vier Jahre lange gewöhnt haben. Und so haben es die Automobilindustrie zusammen mit den Versicherungen und Banken geschafft, einen flächendeckenden, legalen Betrug gegenüber junger, labiler Menschen zu institutionalisieren, ohne dass der Staat oder die Gesellschaft etwas dagegen tun könnte.
Solche Machenschaften kann man, ohne lange zögern zu müssen, als moderne Versklavung unserer Gesellschaft bezeichnen. Und wer mal die Werbungen genau analysiert, und wer mal genau hinschaut, wo der eigene Verdienst Monat für Monat hinfliesst, der wird feststellen, dass diese moderne Versklavung sehr weit reicht. Wir zahlen fast alle für den Rest unseres Lebens pro Monat feste Beträge für Versicherungen, Mobiltelefonie, Medien, Hypotheken, Parkplätze, Gesundheit, Genussmittel, Sport, Unterhaltung und Ernährung. Und ein grosser Teil dieser Gelder fliessen nicht zu selbständig Erwerbenden und in Kleinfirmen, sondern zu grossen Unternehmen mit Börsenanbindung. Und jedes dieses Unternehmen hat eine Mutterfirma, die wiederum zu einer Holding oder einer Businessgroup gehört, bis sich die Spuren verlieren. Und ganz oben an der Spitze sitzen die ganz Grossen, die undercover aus dem Vorteil des Grundbesitzes und Kapitals ihrer Vorfahren ihre Vorteile ziehen.
Indem jeder einzelne von uns seine Ausgaben kritisch überprüft und abklärt, ob es nicht Alternativen zu den geplanten Anschaffungen und Abonnementsabschlüssen gibt, indem das System durchleuchtet und die Angebote mit konkreten Beispielen durchgerechnet werden, kann der modernen Versklavung Einhalt geboten werden. Denn eines müssen wir wissen: Die grossen Unternehmen haben es nicht auf rational denkende Konsumenten abgesehen. Sie wollen manipulierbare, durch ihre Wünsche und Gelüste gesteuerte Menschen zu Affekthandlungen und Affektkäufen verleiten. Darum gibt es auch Kreditkarten, Testabos, Vorzugspreise, Sonderrabatte und Hochglanzwerbungen. All das schürt Wünsche und ermöglicht den sofortigen Kaufabschluss. Und jeder Affektkauf führt zu Geldsorgen beim Konsumenten, nicht bei dem Verkäufer, der jemanden manipuliert und zum Kauf verführt hat. Privatkonkurse von sogenannten «Kaufsüchtigen» werden durch die Allgemeinheit, meist über Steuergelder getragen. Die Steuern zahlen die, die von den grossen Firmen manipuliert werden. Ob da nicht etwas schiefläuft?
Für jemanden, der nicht ein Leben lang arbeiten will, nur um die monatlichen Rechnungen bezahlen zu können und am Ende eines langen Erwerbslebens ohne einen Pfennig dazustehen, lohnt es sich, das eigene Konsumverhalten zu überdenken. Jede Ausgabe sollte während drei Monaten erfasst und auf ihre Dringlichkeit überprüft werden. Alles Unnötige sollte danach eliminiert, und das Nötige auf das Minimum reduziert werden. Und auf einmal merkt man, dass der Monatslohn viel weiter reicht, als man gedacht hätte. Mit der Zeit kann man Hypotheken zurückbezahlen und günstig wohnen, was jeden Monat Geld sparen hilft. Das Arbeitspensum kann so reduziert werden, so dass mehr Zeit zum Leben und Denken bleibt. Durch das Nachdenken werden Möglichkeiten gefunden, wie man das Nötige mit dem Nützlichen und Schönen verbinden kann. Anstatt ein Fitness-Abo zu kaufen, kann man sich auf einmal in der Natur bewegen und erholen. Oder anstatt einkaufen zu gehen, kann man den frischen Salatkopf im eigenen Garten pflücken gehen.
Welches Ihr weg ist, um der modernen Versklavung zu entkommen, müssen Sie selbst herausfinden. Aber fast alles ist besser, als sich von den grauen Männern in Michael Endes «Momo» die Zeit stehlen zu lassen, nur dass diese damit ihre Zigarren rollen können, die schliesslich in Rauch und Asche aufgehen.
Wenn man einen Arbeitsvertrag unterschreibt, oder eine Arbeit im Stundenlohn annimmt, sollte man sich bewusst sein, worauf man sich einlässt. Und eigentlich sollte man auch vorher durchdenken, wozu man das verdiente Geld überhaupt brauchen muss und will.
Für den Fall, dass jemand einen Tag lang hart arbeitet, nur damit er einen Grossteil des Verdienstes am Abend wieder in Bier, Fastfood und Medienkonsum investiert, damit er die Arbeitsbelastung aushalten und sein tragisches Schicksal als Arbeiter vergessen kann, müsste doch irgendwo eine rote Lampe aufleuchten! Ist es die Bestimmung des Menschen, sein Leben auf diese Weise zu gestalten und vorüberziehen zu lassen?
Würde einem solchen Mitarbeiter der Lohn in Naturalien, zum Beispiel in Form von gesundem Essen ausbezahlt, würde sich der Betreffende wohl anders verhalten. Er würde sich zwangsläufig vielleicht sogar fragen, ob er wirklich so viel arbeiten will, weil er bereits genug Salat und Kartoffeln zuhause hat. Dieses Beispiel zeigt, dass Geld eine irreführende, manipulative Komponente innehat. Geld täuscht uns vor, dass wir damit alles kaufen können. Es spielt uns eine falsche Sicherheit vor und führt uns dazu, mehr an Banknoten und Metallmünzen zu glauben als an unsere Begabungen, Fähigkeiten und unsere Gesundheit. Geld ist zum grössten Götzenbild geworden, das die Menschheit je gekannt hat.
«In einer Welt, in der man nur noch lebt, damit man täglich roboten geht, ist die grösste Aufregung, die es noch gibt, das allabendliche Fernsehbild…» In dieser ersten Zeile aus dem Lied «Hier kommt Alex» von den Toten Hosen wird ansatzweise aufgezeigt, was aus Menschen wird, wenn sie anstatt auf das Schöne in der Natur und auf die Liebe, auf die gehaltlosen Oberflächlichkeiten setzen, die ihnen ein kapitalistisches Wirtschaftssystem zu bieten vermag.
Der Autor wünscht sich , dass es immer mehr Menschen gibt, die erkennen, dass es nicht die Menge oder der falsche Glanz sind, die glücklich machen. Das Glück kann nie von aussen zu uns kommen. Schon gar nicht in Form von Geld. Geld ist ein Hilfsmittel, das den Tausch von Waren, die zum Leben benötigt werden, vereinfachen hilft. Wird Geld anders eingesetzt, wirkt es manipulativ und schadet Mensch, Tier und der Natur allgemein. Unsere Erde würde vor Erleichterung durchatmen, wenn das Geld von einem Tag auf den anderen abgeschafft würde. Die kostbaren Ressourcen könnten an ihrer Lagerstätte bleiben, und würden für viele weitere Generationen ausreichen. Stattdessen werden diese kostbaren Rohstoffe planlos gefördert und irgendwo gebunkert. Oder noch schlimmer, die Menschen werden dazu verleitet, sie unnütz zu verbrauchen, nur damit Geld fliesst. Geld kann man nicht essen, und man wird es nie essen können. Lohnt es da, sein Leben nach einer Arbeit auszurichten, die das alleinige Ziel hat, Geld zu verdienen?
Der Hamster rennt im Hamsterrad, weil er keine Alternative dazu hat. Der Mensch, der ihn in einen Käfig gesperrt hat, denkt womöglich noch, dass er dem Hamster mit einem Rad einen Gefallen tut. Aber wer im Hamsterrad rennt, kann sich kaputtrennen und ist am Schluss nicht einen Zentimeter weitergekommen. Der Hamster täte gut daran, mal aus dem Rad herauszusteigen und die ganze Konstruktion und den Mechanismus mal genau zu betrachten und zu durchleuchten. Er würde dadurch im ersten Moment nicht gerade glücklicher. Aber zumindest hätte er dann eine Illusion aufgedeckt. Das Erkennen, dass die vermeintliche Realität nicht das ist, was sie für uns zu sein scheint, ist der erste Schritt zum erfüllten Leben.
Tragischerweise rennen viele Menschen Tag für Tag in einem Hamsterrad. Sie tun dies im Glauben, dass es das einzig Wahre sei, und dass es keine Alternative dazu gäbe. Rennen im Hamsterrad ist äusserst anstrengend und zermürbend, da das Erfolgserlebnis garantiert sicher ausbleibt. Das Einzige, was sich bewegt, ist der Rennende und das Rad. Aber alles bleibt an Ort und Stelle.
Wenn es gelingt, eine grosse Zahl an Menschen jeden Tag rennen zu lassen, so dass sie keine Zeit und Ruhe finden, über sich und ihre Situation, vielleicht sogar über die Gesellschaft, nachzudenken, dann können sich Menschen, die Macht innehaben und die die Fäden ziehen sicher sein, dass ihre Stellung sicher ist und bleibt. Sie brauchen nur immer wieder Glaubenssätze und Gedankenformen zu streuen, dass alles so gut sei, wie es gerade ist, und sie tun gut daran, immer wieder für «Brot und Spiele» zu sorgen.