Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Meyrink – wie Sie ihn noch nie gelesen haben. * Die Texte von Gustav Meyrink in diesem Buch wurden sorgsam überarbeitet, dadurch sind sie wesentlich angenehmer zu lesen. * Meyrink lesen heißt, abzutauchen in eine Welt voller Geheimnisse und tiefster Erkenntnisse. Dabei steht das Erleben und Genießen seiner Geschichten im Vordergrund. Es gibt Menschen, denen offenbaren sich Zusammenhänge, die anderen verborgen bleiben, Meyrink ist so ein Schauender und zugleich ein Eingeweihter. * Dieses Buch enthält zwei Romane und zwei Geschichten über die verschiedenen Lebens- und Schicksalswege; eines Alchemisten, eines Suchenden, eines Unsterblichen sowie eines blauen Mönchs und ihre Suche nach dem Sinn des Lebens. Es sind u.a. die tiefsten, eindring-lichsten und an Erkenntnis reichsten Geschichten Gustav Meyrinks. * Enthalten sind: Der Alchemist Sendivogius / Meister Leonhard / Vivo - Ich lebe! / Die giftigen Blumen des Kardinal Napellus. * Mit einer Einführung, Biografie, Kommentaren und Nachwort von Pol Devachan.
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 215
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Gustav Meyrink
Lebens Weg
DEVAchan Verlag
Erkenntnis Wegvon Pol Devachan und anderen
Am Wendepunkt des Lebens findet man hier den Sinn des Lebens, Erkenntnis und Geborgenheit und den Weg in die Unsterblichkeit.
Reiseführer in die Anderswelt von Pol Devachan
Dieses Buch führt Sie sicher durch das Leben nach dem Tod, zeigt Ihnen das Jenseits und was Sie wirklich erwartet.
Das Wissen über die andere Welt von Pol Devachan
Es gibt ein Wissen aus der anderen Welt, das Ihr Dasein erklärt, Antworten auf alle Fragen enthält und die Rätsel des Lebens löst.
Meine Reisen in der Geisterweltvon Caroline D. Larsen
Die Autorin bereiste die Sphären der anderen Welt und beobachtete viele geistige Helfer bei ihrer Arbeit.
Brücke in die Anderswelt von Pol Devachan
Karma und Leid überwinden. Unsere Einstellung und unsere Handlungen bestimmen unser Schicksal, hier und in der anderen Welt.
Tier Seelen von Karl Spiesberger
Der Autor zeigt, dass Tiere ein fühlendes und empfindendes Bewusstsein und ein sich höher entwickelndes unsterbliches Leben besitzen.
Traum Mysterien von Karl Spiesberger
Träume sind die Sprache unserer Seele in Bildern. Wenn Sie sich selbst verstehen möchten, müssen Sie die Sprache der Träume verstehen.
Das Geheimnis der Düfte, Farben, Töne von Willy Schrödter
Spirituelle, okkulte und wissenschaftliche Geschehnisse mit Düften, Farben und Tönen. Eines der seltensten Bücher von Willy Schrödter
Astral-Mystik von Willy Schrödter
Fixsterne üben einen besonderen Einfluss aufden Menschen aus. Der Autor beschreibt hier diese geheimnisvollen astralen Einflüsse.
Ewigkeitssucher von Gregor A. Gregorius
Spirituelle Gedichte, die unsere Seele tief berühren und positiv etwas in uns bewegen.
Lebens Weg
von Gustav Meyrink
Impressum
© DEVAchan Verlag: Paul Hartmann
Titelgestaltung © Paul Hartmann
In der Hainlache 26, 68642 Bürstadt
Email:[email protected]
Vertrieb: © epubli – ein Service der Neopubli GmbH, Berlin.
Inhaltsverzeichnis
Im DEVAchan Verlag sind erschienen: 2
Inhalt 4
Vorwort 5
Einleitung 6
Gustav Meyrink 7
Der Alchemist Sendivogius 9
Kommentar zu: Der Alchemist Sendivogius 80
Meister Leonhard 81
Kommentar zu Meister Leonhard 126
Vivo - Ich lebe 127
Kommentar zu: Vivo - ich lebe 138
Kardinal Napellus 140
Kommentar zu: Kardinal Napellus 153
Nachwort 154
Devachan Verlag 155
Jenseitsrat 164
Meine erste Begegnung mit Meyrink hatte ich etwa in meinem neunzehnten Lebensjahr. Nach so überaus tiefsinnigen Autoren wie Franz Bardon und Gregor A. Gregorius, dachte ich, es nun auch mit der Mystik eines Gustav Meyrink aufnehmen zu können. Ich wählte „Das grüne Gesicht“ aus dem Herman Bauer Verlag in Freiburg mit seinem passenden Titelbild und in gebundener Ausgabe.
Schnell zog mich die Lektüre in ihren Bann. Ich war innerlich bewegt und fühlte, hier offenbart sich etwas Tiefgründiges. Ich war aber auch verwirrt, denn trotz Vorkenntnissen und meinem Bemühen verstand ich bei weitem nicht alles, was Meyrink beschrieb.
Doch das, was ich verstand, zeigte mir einen völlig anderen Weg zur Erkenntnis, zur Überwindung des Schicksals und zum Ausbruch aus dem grausamen Rad des Lebens mit seinen Dutzenden von Inkarnationen, die wohl hinter mir lagen. Seither habe ich das Buch mehrmals gelesen und es hat jedes Mal, etwas mehr die Lichter in mir umgestellt.
Meyrink kann man letztlich wohl nur verstehen, wenn man wie er zu einem erlösten Mystiker geworden ist. Doch ist man nach endlosen Irrwegen hier angelangt, benötigt man ihn nicht mehr, denn nun öffnet sich das Universum und das Absolute und führt uns zur unio mystica.
Wofür wir aber Gustav Meyrink benötigen ist, dass er uns in unserem tiefsten Inneren den Weg dahin zeigt.
Die Texte von Gustav Meyrink in diesem Buch wurden sorgsam überarbeitet, um sie auch für künftige Generationen zu erhalten und leichter lesbarer zu machen.
Meyrink lesen heißt abzutauchen in eine Welt voller Geheimnisse und tiefster Erkenntnisse. Dabei steht das erleben und genießen seiner Geschichten im Vordergrund. Es gibt Menschen, denen offenbaren sich Zusammenhänge, die anderen verborgen bleiben, Meyrink ist so ein Schauender und zugleich Eingeweihter.
War er in früheren Leben einer oder mehrere der beschriebenen Personen? Hat er über was er schrieb, hellsichtig wahrgenommen? Sein Wissen ist zu tief, zu fundiert als nur Roman zu sein.
Vielleicht sehen Sie Meyrink nun mit anderen Augen und entdecken und erleben ihn neu und tiefer, als jemals zuvor.
Gustav Meyrink wurde am 19. Januar 1868 als Gustav Meyer in Wien geboren und verstarbim Alter von 64 Jahren am 4. Dezember 1932 in Starnberg.
Bekannt wurde er durch seinen 1913 erschienenen Roman Der Golem, der ein großer Verkaufserfolg und in viele Sprachen übersetzt wurde. Bedeutender, eindringlicher und in den Lesern nachhaltiger waren jedoch andere seiner Bücher.
Die tiefe Mystik, die Meyrink gerade in seinen Büchern Das grüne Gesicht und Der weiße Dominikaner ausdrückt, zeigt sein hohes Eingeweiht und ein ihm offenbartes Wissen hinter den Schleiern.
Er übersetzte Geschichten von Charles Dickens (Oliver Twist, David Copperfield, Nikolas Nickleby u.a.) Rudyard Kipling (Dunkles Indien) sowie Schriften von Camile Flammarion.
Es gibt Biografien mit 800 Seiten über ihn und sein Lebensweg selbst ist eine spannende Geschichte. Er war Redakteur, Bankier, Mitbegründer der Loge „Zum blauen Stern“ und Mitglied vieler theosophischer Gesellschaften, Orden, Logen und nicht zu vergessen der Rosenkreuzer.
Seine Geschichten stießen im 20. Jahrhundert in Rosenkreuzertum und Theosophie auf ganz besonderes Interesse. Bis heute hat dieses Interesse niemals nachgelassen und inspiriert und fesselt nicht nur spirituell interessierte Menschen. Sie sind ein Stück Weltliteratur geworden.
Dies war jedoch nur die äußere Seite von Meyrink. Immer verspürt man bei ihm eine Sehnsucht, oder besser die Gewissheit, dass alle Wege letztendlich zum Absoluten führen. Alle Äußerlichkeiten sind nur Umwege oder sogar Irrwege, die dennoch nur ein Ziel besitzen.
Meyrik hat ständig auf diesen Weg hingewiesen und ihn in seiner, ihm ureigenen Sprache beschrieben. Er hat diesen Weg bereits in seinem Leben beschritten und wohl vollendet.
Dieses Buch enthält zwei Romane und zwei Geschichtenüber die verschiedenen Lebens- und Schicksalswege; eines Alchemisten, eines Suchenden, eines Unsterblichen sowie eines blauen Mönchsund ihre Suche nach dem Sinn des Lebens. Es sind u.a. die tiefsten, eindringlichsten und an Erkenntnis reichsten Geschichten Gustav Meyrinks.
Vorwort: Sendivogius wurde als Michael Sedzimir am 2. Februar 1566 in Lukowica (Polen) geboren, er war Alchemist, Arzt und Philosoph. Als polnischer Adliger und Zauberkünstler erweckte er die Aufmerksamkeit Rudolf II. Kaiser des Heiligen Römischen Reichs. 1604 verwandelte er vor den Augen des Kaisers eine Silbermünze in reines Gold. Durch diese alchemistische Transmutation erregte er schnell den Neid des Herzogs Friedrich von Württemberg, der ihn verhaftete und einsperrte um von ihm das Geheimnis der Goldmacherkunst abzupressen.
Dies ist seine Geschichte.
An einem trüben Wintermorgen des Jahres 1603 saß in Straßburg der Goldschmied Güstenhöver am Fenster seiner Ladentüre über eine feine Goldschmiedearbeit gebeugt, als er beim schrillen Läuten der Ladenglocke erschrak. Ihm gegenüber stand im dunklen, pelzverbrämten Mantel ein Kunde, den er nicht kannte und der sich in flüchtiger Weise nach allerhand Ringen und Geschmeiden umsah.
Es schien ihm von den ausgelegten Waren einmal das eine mehr, und das andere weniger zu gefallen; er wählte und legte beiseite und begann während dieser Tätigkeit ein Gespräch mit dem Goldschmied über Wert, Bedeutung und magische Kraft der Steine und Metalle.
Güstenhöver war mit diesem Wissen nach der Art seiner Fachgenossen jener Zeit wohlvertraut und ging gern auf das Gespräch mit dem Fremden ein. Er glaubte aus mancher Äußerung des Mannes zu erkennen, dass dieser Bescheid wusste und ihm, als einem erfahrenen Gesteinskundigen, noch allerhand Neues und Geheimnisvolles andeutete. Schließlich bemerkte der Gast wie beiläufig, er sei interessiert, auf kurze Zeit eine stille und abgelegene Werkstatt zu finden, die ihm die Gelegenheit biete, ein chemisches Präparat anzufertigen und ob Güstenhöver nicht über ein derart eingerichtetes Laboratorium verfüge und geneigt sei, es ihm zu überlassen.
Güstenhövers Werkstatt lag in der Tat in den hinteren Räumen seines Hauses recht abgeschieden, mit einem einzigen Fenster gegen einen stillen Hof. Hier war ein Einblick in diesen Raum durch einige hohe und selbst im Winter mit dichtestem Astansatz bekrönter Kastanienbaum fast unmöglich. Bald wurde Güstenhöver mit dem Fremden einig, dass dieser auf acht Tage die Werkstatt gegen ein mäßiges Entgelt beziehen könne.
Güstenhöver bat den Fremden aus der Fülle seines Wissens um Rat über einige Fragen, die ihn seit langem beschäftigten und gewisse Metallverbindungen betrafen. Der Unbekannte versprach, dem Goldschmied zu helfen, zahlte sofort die verlangte Miete und zog noch am selben Tag mit geringem Gepäck bei Güstenhöver ein. Er beanspruchte weiter keinen anderen Raum, auch nicht zum Schlafen, nur eben die Werkstatt des Goldschmiedes.
Acht Tage lang sah Güstenhöver von seinem merkwürdigen Gast so gut wie nichts. Die bescheidenen Mahlzeiten ließ er sich von ihm durch die Tür reichen. Am neunten Tage und nach dem offenbaren Abschluss seiner Operationen, kam der Fremde aus seiner Abgeschiedenheit. Er verbrachte einen vollen Tag in der Wohnung des Goldschmiedes unter eifrigen Gesprächen mit ihm. Als er sich verabschiedete, übergab er dem Goldschmied einen geringen Teil der Tinktur, die er in achttägiger Arbeit in dessen Werkstatt zubereitet hatte. Auch nannte er ihm seinen Namen.
Er erklärte, er heiße Alexander Setonius und sei von Geburt Schotte. In der Tat sprach er das Deutsche mit einem erkennbar fremden Akzent, der auf eine englische Herkunft deutete. Weiter aber sagte Setonius, dass er unter Eingeweihten einen anderen Namen zu führen pflege; und da er nach liebenswürdiger Aufnahme im Hause seines Gastfreundes diesen selbst gerne zu seinen Schülern und Freunden zähle, so vertraute er ihm seinen Adeptennamen an, unter dem er sich den Wissenden offenbare, „Cosmopolita“.
Er habe auf langen Reisen im Orient das gesamte magische Wissen des Ostens studiert und sei vor wenigen Monaten in den Niederlanden wieder auf europäischem Boden gelandet. Die Arbeit, die er in diesen Tagen durch das Entgegenkommen des Goldschmieds in der Stille vollendet habe, sei keine andere gewesen als die Zubereitung der echten Goldtinktur. Güstenhöver solle sich der Probe, die er ihm hiermit schenke, nach Belieben bedienen und sich an den Ergebnissen, die er damit vollziehe, schadlos halten für seine geleisteten Dienste.
Mit diesen Worten erhob er sich und verließ bei einbrechender Dunkelheit das Haus Güstenhövers so unvermittelt und rasch, wie er es betreten hatte.
Güstenhöver, von den wunderbaren Geschehnissen der Woche noch verwirrt, besah sich die kleine Phiole, die Setonius ihm hinterlassen hatte. Sie enthielt eine purpurfarbene Flüssigkeit. Dazu hielt er einen kleinen Pergamentstreifen in Händen, auf dem der recht einfache Gang der Operation aufgezeichnet stand.
Zögernd und unsicher, ob er an Treue oder Betrug glauben sollte, begab sich der Goldschmied in sein abgelegenes Laboratorium und begann den Prozess nach den Vorschriften des Pergamentes. Er beschickte geschmolzenes Silber mit einem einzigen Tropfen der Tinktur, und das Ergebnis befriedigte ihn wider Erwarten.
Das Gold, das er gewonnen hat, ergab auf dem Probierstein den vollkommensten Strich. Es war nun klar, dass das Gastgeschenk des Fremden von königlicher Größe war. Denn bei genauestem Überschlag errechnete Güstenhöver ohne Mühe, dass er mit dem Inhalt der Phiole und der Tinktur mehr als dreißig Pfund Silber in Gold umwandeln könnte.
Allein die kostbare Gabe brachte dem Goldschmied nicht die schönen Früchte, die er sich erträumte. Da er ein wohlhabender Mann war, lockte ihn weniger der Reichtum, den ihm das Geschenk des Schotten in den Schoß warf, als vielmehr der Ehrgeiz des Adepten. Unter schwindeligen Vorstellungen, denen er sich hingab, erinnerte er sich, dass Setonius ihm das Wissens eines Eingeweihten anvertraut hatte.
Unbändiger Stolz und törichte Freude trieben ihn dazu, die Kunde seiner Wissenschaft und seines Erwählseins in kurzer Zeit einer Reihe von Personen zu offenbaren, die in Straßburg Einfluss besaßen. Er gab in Gegenwart dieser Proben seines Könnens und sonnte sich mit Eitelkeit im Staunen und Neid seiner Gäste. Sein Ruf als der eines wunderbaren Adepten flog durch die Stadt.
Die kluge Warnung ausschlagend, wie sie der Weise Tritheim in seinen Schriften oftmals wiederholt hatte, und die Höfe der Mächtigen zu meiden um die edle Kunst in schützender Einsamkeit zu bergen, ignorierte er. Güstenhöver empfand größte Genugtuung in der scheelen Bewunderung all derer, die das Gerücht von seiner Kunst herbeilockte und die sich durch Gunst oder einen vornehmen Namen zu empfehlen wussten.
Güstenhöver erschien es als Krone der Erfüllung, als ihm durch Vermittlung eines Straßburger Ratsherrn die Berufung nach Prag in die Hof Kaiser Rudolfs zugetragen wurde. Sein unbesonnener Ehrgeiz ließ ihn nicht zögern, diesem Ruf zu folgen, und mit eitlem Pomp zog er aus seinem Haus und aus Straßburg, um niemals wiederzukehren.
In Prag angelangt, wurde er vor Kaiser Rudolf geführt, der, damals schon unzählige Male von angeblichen Adepten der königlichen Kunst enttäuscht und betrogen wurde und die Gewohnheit angenommen hatte, in der Erprobung der ihm empfohlenen Alchemisten den kürzesten und strengsten Weg zu gehen.
Kaiser Rudolf maß mit düsterem Blick den Goldschmied, der, nun schon voll unglücklicher Vorahnung, dem unerbittlichen Herrscher gegenüberstand. Der Kaiser befahl ihm, sehr bald vor seinen Augen den Stein der Weisen zu bereiten und die Probe seines Wissens abzulegen. Vor der finsteren Entschlossenheit des allmächtigen Gebieters brach der Stolz des Goldschmiedes durch seine Unbesonnenheit zusammen. Voller Reue und Seelenangst bekannte er, dass er weder fähig war, die Tinktur noch den gewünschten Stein zu bereiten. Er sei vielmehr nur mit dem Inhalt der kleinen Phiole, die er dem Kaiser übergab imstande, eine begrenzte Menge Gold aus Silber zu erschaffen.
Der misstrauische Kaiser biss auf seine Unterlippe und erklärte dem zitternden Güstenhöver, dass er solcher Ausflüchte und Winkelzüge schon lange müde sei. Der Inhaber dieser echten Tinktur werde diese wohl kaum auf dem Misthaufen gefunden haben und einen solchen Schatz auch nicht an Schwätzer und Narren verschenken. Besitze Güstenhöver in seiner Phiole die echte Tinktur, was sich durch eine baldige Probe im Laboratorium des Kaisers erweisen werde, so halte er den Besitzer auch für den Hersteller und befehle ihm bei höchstem kaiserlichen Zorn die Wiederholung des Prozesses der Herstellung vor seinen eigenen Augen.
Rudolf selbst führte Güstenhöver in das gewaltige Gewölbe seiner alchemistischen Laboratorien und zwang ihn, die zubereitete Tinktur einzugießen. Es war zur Erzielung des gewünschten Erfolgs fast der ganze Rest in der Phiole notwendig.
Gold lag im Tiegel und die Augen des Kaisers glänzten vor Glück und Befriedigung, gleichzeitig aber schimmerte aus ihnen eine unbarmherzige Entschlossenheit der Besitzgier. Dringend fragte er, zu welcher Stunde Güstenhöver bereit sei, die Erneuerung der Tinktur vorzunehmen.
Der Unglückliche erklärte nochmals, indem er sich vor dem Kaiser auf die Knie niederwarf, dass er zu dieser Arbeit unfähig sei. Der Kaiser, dessen Zorn und Unglaube keine Grenzen fand, wandte sich ab und ließ den Goldschmied in seiner Verzweiflung zurück.
Als Güstenhöver in jäher Flucht aus der Küche zu entweichen versuchte, wurde er von Bewaffneten ergriffen und in ein enges Gefängnis verbracht. Hier würde ihn keine Macht der Erde wieder befreien, als eine Mitteilung an den Kaiser, dass er bereit sei, diesem das Geheimnis zu offenbaren und die Bereitung der Tinktur im kaiserlichen Laboratorium vorzunehmen. Da er hierzu in der Tat nicht imstande war, so verstarb Güstenhöver in seinem Verlies nach einigen elenden Jahren.
Dieses traurige Schicksal eines unbelehrbaren Eitlen wandte sich nach wenigen Jahre auch gegen Setonius, der der eigentliche Urheber von Güstenhövers Untergang gewesen war. Der Schotte Cosmopolita zeigte seine Kunst bald hier und bald dort und liebte es, in geheimnisvoller Weise aufzutauchen und wieder zu verschwinden.
So kam er um das Jahr 1605 auch nach Crossen in Sachsen, wohin ihn Kurfürst Christian II. mit den liebenswürdigsten Formen seiner Einladung gelockt hatte, um gleichfalls eine Probe seiner berühmten Kunst zu sehen. Der Alchemist, um allen Verdacht eines Betruges von sich abzuwenden, ließ durch einen seiner Gehilfen vor den Augen des entzückten Fürsten einen Bleibarren mittels der roten Tinktur in Gold verwandeln.
Doch auch in Christians Seele erwachte jene düstere Gier, von der Kaiser Rudolf sein Leben lang verzehrt wurde. Er durchschaute die Absicht seines Gastes, durch das Vorschicken eines Schülers sich selbst den Rücken freizuhalten. Er ließ sich daher, entschlossener und schlauer als die meisten kleinen Tyrannen seines Schlages, auf eine scheinbar wissenschaftliche Disputation über Möglichkeit und Wesen der königlichen Kunst mit dem Adepten gar nicht erst ein, sondern verfügte durch eilige Aussendung von reitenden Boten die sofortige militärische Sperrung aller Grenzen seines Landes.
Auf diese Weise begann kurzerhand ein Kesseltreiben gegen Setonius, der inzwischen von Ort zu Ort zog, stets im Briefwechsel mit dem Fürsten, der auf der einen Seite von schmeichelhaften Versprechungen fürstlicher Gunst und Gnade überfloss und auf der anderen Seite von überschwänglichen Bezeugungen der Ergebenheit.
Als Setonius merkte, dass keiner seiner Kreuz- und Querzüge ihn aus der Falle befreiten, in die er törichterweise gegangen war, stellte sich dem Kurfürsten Christian in guter Haltung und wurde daraufhin immer noch in höflichen Formen, aber mit unverkennbarer Gewalt nach Dresden überführt. Hier wurde er zunächst in leidlich gutem Gewahrsam gehalten. Als aber der Kurfürst ihn wissen ließ, dass der Preis seiner Freilassung das kostbare Geheimnis seiner Adeptschaft sei. Als Setonius dem Kurfürsten darauf antworten ließ, dass er nicht geneigt sei, sich der gewaltsamen Erpressung zu fügen, drohte ihm Kurfürst Christian sofort mit Folter und ewigem Gefängnis.
Dem Schwur treu, nach welchem jeder, der in die wundersame Bereitung des Elixiers eingeweiht ist, von dem Geheimnis nichts verlauten lassen darf, ohne Leben und Seligkeit aufs Spiel zu setzen, verweigerte der unglückliche Adept jegliche Auskunft.
Der Fürst seinerseits scheute nicht vor dem Vollzug seiner Drohungen zurück. Christian der wegen seines Edelmutes und seiner vorbildlich deutsch-adeligen Gesinnung gerühmt war, ließ an dem hilflosen Setonius, der nichts verbrochen hatte, als sein Wissen vor Profanierung zu bewahren, das ihm selbst wohl unter Verhängung schwerster Strafen für Verrat anvertraut war, ein Gericht vollziehen, zu dem ihm jedes Recht fehlte.
In den massiven Gewölben der Festung Königstein verhallten ungehört die Todesschreie des Adepten, der unter den Qualen der Tortur dennoch standhaft jedes Bekenntnis verweigerte. Kurfürst Christian ließ hierauf zwar die Fortsetzung der Prozedur einstellen, aber es dauerte viele Monate, um den nahezu Getöteten Setonius einigermaßen wiederherzustellen und seine Verstümmelungen zu heilen. Die schwere Haft blieb jedoch nach wie vor über ihn verhängt. Und Christian unterließ nicht, durch ein raffiniertes System von Haftverschärfungen dem Adepten das Leben so unerträglich wie nur möglich zu bereiten, damit dieser endlich, zur Verzweiflung getrieben, bekenne.
Um diese Zeit erschien in Dresden ein polnischer Edelmann, der sich Michael Sendivogius nannte. Durch die Liebenswürdigkeit und weltmännische Eleganz seines Auftretens und besonders durch allerlei unterhaltsame, erstaunliche Kunststücke, die er dem Kurfürsten und hohen Liebhaber chemischer Experimente vorführte, erwarb er sich rasch dessen Gunst.
Sendivogius hütete sich jedoch sorgfältig, seine Fähigkeiten auf dem Gebiet der Alchemie in den geringsten Zusammenhang mit der hohen Kunst der Adepten zu bringen. Im Gegenteil, er verspottete solche Bemühungen mit der eleganten Beredsamkeit eines aufgeklärten Geistes. Es schien ihm lediglich daran gelegen zu sein, dem Kurfürsten und seinem Hofe zu zeigen, wie die unerforschten Gesetze der Elemente sich mancherlei Verbindungen und Trennungen unter den verwandten Materien zu verblüffenden Effekten verwenden ließen.
So soll Sendivogius zum Erstaunen seiner Zuschauer unter anderem ein schneeartiges, weißes Pulver erzeugt haben, bei dessen Berührung eine lebendig herbeigebrachte Forelle zu glashartem Stein erstarrte. Die gleiche Forelle wurde langsam an erwärmter Luft wieder aufgetaut und ins Wasser gelassen, indem sie neu belebt und mit munteren Bewegungen davonschwamm.
Auf diese und andere Weise gelang es Sendivogius, das Wohlgefallen des Kurfürsten zu festigen. Es schien, als sei es Christian II. selbst, dem sich aus vielen Unterhaltungen und mancherlei Scherzreden mit seinem Günstling der Gedanke ergab, es sei hier eine günstige Gelegenheit, die Halsstarrigkeit des gefangenen Adepten durch List zu überwinden.
Zu diesem Unternehmen zeigte sich Michael Sendivogius wie geschaffen. Als Kurfürst Christian ihm den Fall vortrug und Ärger und Besorgnis darüber ausdrückte, wie es ihm noch gelingen könnte, das Geheimnis des Setonius zu erlangen, stellte Sendivogius eine ebenso spöttische wie abenteuerlustige Neugier zur Schau, diesem heroischen Goldmacher auf den Zahn zu fühlen.
Es wurde Befehl erteilt, dem Günstling des Fürsten ungehindert bei Tag und bei Nacht Zutritt zur jämmerlichen Zelle des Adepten zu gestatten. Fast schien es dem Gefängniswärter, dem der arme Schotte anvertraut war, als ob das verglimmende Leben in dem gemarterten Mann neu angefacht wurde in der häufigen Gesellschaft des jungen Edelmannes. Dieser kam oft von Dresden herüber und hellte offenbar mit tröstenden Worten die finsteren Schatten auf, die die hoffnungslose Seele des Gefangenen verdunkelten.
Anfangs hatte der kurfürstliche Befehl gelautet, dass der persönliche Wächter des Setonius bei den Unterhaltungen mit anwesend sein solle. Hierauf erging an den Kommandanten der Festung Königstein ein geheimer Befehl, die Zusammenkünfte des Herrn von Sendivogius mit dem Gefangenen unter vier Augen stattfinden zu lassen.
Dieser soll jedoch in einen anderen geeigneten Raum gebracht werden, der von solcher Beschaffenheit war, dass alles, was hier vorging, geheim überwacht werden könne. Dieser Befehl wurde ausgeführt und der Kommandant der Festung übernahm selbst die ersten Male die Überwachung.
Es schien aber, als missfalle dem Freund des Kurfürsten der Ort der neuen Zusammenkünfte, und er erklärte bei Gelegenheit dem Fürsten, dass der an Enge und Dunkelheit gewöhnte Gefangene nicht mehr mit der gleichen Offenheit und Bereitschaft zu ihm spreche, seitdem ihm der neue Wohnraum zugewiesen wurde.
Der misstrauische Kurfürst hatte sich inzwischen vom Kommandanten der Festung berichten lassen, wie die Zusammenkünfte in dem scheinbar unbewachten Gefängnis verliefen, und glaubte zu wissen, dass von Seiten seines Günstlings mit Umsicht und Geschick alles mögliche versucht wurde, um den gefangenen Setonius umzustimmen.
Die Vorstellungen, die ihm Sendivogius gab und die er auch diesmal mit den leichten Scherzen eines ironischen Skeptikers zu würzen verstand, stimmten endlich den Kurfürsten zu einem entscheidenden Versuch: Sendivogius sollte es gestattet werden, den kranken Adepten zum ersten Mal aus den stickigen Gewölben wieder hinaus ins Freie zu führen und zwar in von Gebüsch überwucherten Schlossgräben der Festung.
Sendivogius versprach sich von dieser Gnade des Kurfürsten einen wohltätigen Einfluss auf die Seele des Adepten, und sicherte dem Kurfürsten zu, dass, wenn überhaupt hinter der hartnäckigen Verschwiegenheit des Schotten ein Wissen verborgen liege, er es ihm bei diesem Anlass entreißen werde.
Der Kurfürst gab Befehl, nach Eintreffen des polnischen Edelmannes auf der Festung diesem eine Frist von zwei Stunden einzuräumen, in welcher er ohne jede Aufsicht mit dem Gefangenen innerhalb des Innern Wallkranzes allein spazieren konnte. Der Befehl enthielt weiter ausdrückliche Instruktionen, wie der äußere Festungsring durch eine volle Kompanie, strengstens abzusperren und unter Beobachtung zu halten sei.
Trotzdem kehrte nach Ablauf der gesetzten Frist Michael Sendivogius mit dem Gefangenen nicht mehr zum Rapport beim Festungskommandanten zurück. Beide Männer waren verschwunden. Die stundenlange Durchsuchung des Festungsgrabens ergab keinerlei Spur, und die Besatzung, die zur Bewachung der Festungsmauern befohlen war, konnte Mann für Mann beschwören, dass während dieser Zeit keine Maus den bewachten Ring überschritten habe.
Vergebens sandte der betrogene Kurfürst einen großen Teil der Dresdner Garnison nach allen Richtungen aus, um die Verfolgung der Flüchtigen aufzunehmen. Seine Reiter und seine Flüche erreichten die Entflohenen jedoch nicht mehr.
Michael Sendivogius rettete seinen Schützling in seine Heimat Krakau. Doch die Rettung war zu spät erfolgt. Setonius starb nach wenigen Monaten an den Folgen der erlittenen Misshandlungen und der anstrengenden Flucht, die den Rest seiner Kräfte verbraucht hatte Auch im Tode noch ließ Setonius sich durch die Bitten seines Retters nicht bewegen, sein Geheimnis zu offenbaren. Nur die Tinktur hinterließ er sterbend seinem Befreier.
Allen Nachforschungen Kurfürst Christians zum Trotz hatte er sie vor seiner Verhaftung heimlich verbergen und während der Tage der Flucht aus ihrem Versteck wieder hervorholen können. Mit dieser Kostbarkeit reiste der polnische Edelmann von Krakau nach Prag, wo ihn Kaiser Rudolf ehrenvoll empfing und mit eigener Hand mittels einer kleinen Probe der Tinktur, Metallverwandlungen ins Werk vollbrachte, die den Kaiser aufs höchste erstaunte.
Bei wiederholtem Befragen erklärte der edle Pole dem Kaiser seine eigene Verblüffung und dass das er das rote Zeug scherzeshalber auf einem Jahrmarkt in Krakau einem Marktschreier für geringes Geld abgekauft habe.
Der gewitzte und sonst so misstrauische Kaiser ließ sich von der klugen Fröhlichkeit und dem adeligen Skeptizismus des Polen täuschen. Nachdem ihm dieser angeblich den Rest seines Besitzes zum Geschenk gemacht hatte, ließ der Kaiser ihn mit Überreichung einer anständigen Gegengabe in Gnaden seines Weges weiterziehen.
Vielleicht bestimmte die wankelmütige Seele des Kaiser Rudolfs auch die Erinnerung an das Schicksal des armen Goldschmieds Güstenhöver. Vielleicht hatte ihn auch die Weisheit des zunehmenden Alters gelehrt, mit Menschen weniger grausam zu verfahren, die hatten, was der Wunsch seines Lebens blieb.
Am wahrscheinlichsten bleibt, dass er den weltgewandten Sendivogius in für einen nur oberflächlichen und spielerischen Liebhaber der Alchemie hielt und ihm kaum den Besitz, geschweige denn die Erfindung des Elixiers zutraute. Vergebens steht in unsichtbarer Schrift die Erfahrung über dem Eingang aller Fürstenhöfe gemeißelt: Besser als Herrengunst ist ein Leben in der Verborgenheit.
In Eitelkeit und ehrgeiziger Verblendung drängt sich die Menge der Ruhm- und Erfolgssüchtigen vor diesen Eingängen und deutet immer wieder falsch diwiedre Mahnung, da sie nicht zu warnen sind., So streben die Ehrgeizigen und Mittelmäßigen weiter zum falschen Licht der Reichen und Mächtigen.
Vor der Stadt Stuttgart in Württemberg ragte umsonst der eiserne Alchemistengalgen über das Land. Auch Sendivogius sah ihn nicht, als er hoch zu Ross und von zwei wohl gekleideten Dienern begleitet in Stuttgart einzog. In seiner innersten Rocktasche verwahrte er wohl geborgen die Phiole mit der köstlichen Tinktur. Der Inhalt war trotz des vorsichtigen Geschenkes an Kaiser Rudolf noch groß genug, um manchen Barren Silber in Gold zu verwandeln.
Man konnte damit Ehrgeiz, Hochmut und ein fröhlichen Lebens damit befriedigen. Der Erfolg seines leichtsinnigen Vergnügens verlockten ihn zu immer neuen Proben. Seine scheinbare Ungläubigkeit und die weltmännische Behandlung die ihm sein Auftreten verlieh grenzten für die meisten Menschen an ein Wunder.