LEBRON - Die große Biografie des NBA-Superstars - Jeff Benedict - E-Book

LEBRON - Die große Biografie des NBA-Superstars E-Book

Jeff Benedict

0,0
24,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

LeBron James ist nicht nur der unbestrittene Superstar der US-Profiliga NBA, sondern auch erfolgreicher Unternehmer und Werbeikone. Er ist bekannt für sein politisches Engagement gegen Rassismus und soziale Ungerechtigkeit, ist eng mit Barack Obama befreundet und hat sich mehrfach öffentlich mit Donald Trump angelegt. In den sozialen Medien folgen ihm unfassbare 160 Millionen Menschen. James wuchs arm und ohne Vater in einer Sozialbausiedlung auf. Seine Mutter, die ihn mit 16 Jahren zur Welt brachte, verschwand immer wieder für mehrere Tage. Erst in der Highschool begann er, organisiert Basketball zu spielen. Im College gelang der Durchbruch, heute gilt er als der beste Spieler der Welt. Bestsellerautor Jeff Benedict hat unzählige Quellen durchforstet und Hunderte von Interviews mit LeBrons engsten Weggefährten geführt. Das Ergebnis ist ein einzigartiges Porträt eines der größten Sportler der Welt.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 895

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



INHALT

Vorwort von Dennis Schröder

1Was ist da gerade passiert?

2Glo und Bron

3Wenn du den Ball abspielst

4Wir sind alles, was wir haben

5Der Neuling

6Die krummste Straße Amerikas

7Der Heranwachsende

8Eine andere Etage

9Steig ins Auto

10Netzwerken

11Primetime

12Trading Places

13Höhere Bildung

14Im Zimmer

15Gerade jetzt verrückt

16Druck

17Nicht nachtragend

18Ich bin jetzt älter

19Es ist nur Basketball

20Die vier LeBrons

21Der einsame Kavalier

22Einer für die Ewigkeit

23Dein Reich komme

24Mode

25Beats

26Wunder sind nicht genug

27LeBrons Sommer

28„Hester Prynne mit Stirnband“

29Ein wirklich dunkler Ort

30Die Übernahme

31In den Griff bekommen

32Wie komme ich dazu, Groll zu hegen?

33Strippenzieher

34Lieferung

35Believeland

36Sie Penner

37Ein ganzer Kerl

Epilog

Dank

VORWORT VON DENNIS SCHRÖDER

LeBron James ist kein gewöhnlicher Basketballer. Er ist kein gewöhnlicher Mensch.

In der Saison 2020/21 hatte ich bei den Los Angeles Lakers das Glück, erstmals mit ihm in einem Team zu stehen. Damals versuchte ich, mich ganz normal im Training neben LeBron zu verhalten … aber das ging nicht. Denn da stand halt LeBron James. Wenn er in die Kabine kommt und „Good morning everybody“ sagt, dann ist das etwas ganz anderes, als wenn das ein Rookie sagt. Du weißt, was für einen Status er in der Geschichte des Spiels hat, was er in seiner Karriere geleistet hat.

LeBron James ist seit über 20 Jahren „The Man“ im Basketball. Er ist ein Weltstar. Trotzdem ist er extrem gelassen und geerdet. Er übernimmt große gesellschaftliche Verantwortung, hat eine eigene Schule gegründet. Ich war in der Arena, als er zum ewigen Topscorer der NBA wurde – ein Moment für die Ewigkeit. Der Rekord von Kareem Abdul-Jabbar stand 39 Jahre!

Wir hatten zwar von Beginn an ein cooles Verhältnis, aber erst in meiner zweiten Saison in L. A. 2022/23 war es normal für mich, mit LeBron James zusammen Basketball zu spielen oder abzuhängen. Er wusste und schätzte, was ich dem Team gebe.

Es ist ein Segen, mit ihm zu spielen. Er verlangt viel von dir, aber genau dadurch wirst du besser. LeBron nimmt dich immer wieder zur Seite, gibt dir Ratschläge. Sein Wissen über das Spiel ist unbegrenzt. Wir haben uns oft morgens in der Trainingsanlage der Lakers getroffen – LeBron, unser Mitspieler Rui Hachimura und ich. Dann haben wir zusammen trainiert. Das war einzigartig und verrückt. Andere Menschen würden sonst was dafür tun, Zeit mit dieser Ikone zu verbringen. Wir haben gearbeitet, Witze gemacht, Karten gespielt. Wenn mein Sohn in die Kabine kam, begrüßte LeBron ihn jedes Mal und fragte, wie es ihm geht.

LeBron hat mich auch unterstützt, als ich 2021/22 meine schwerste Saison durchlebte. Damals standen unwahre Dinge über mich im Internet. Er meldete sich, riet mir, den Kopf nicht hängen zu lassen – dabei spielte ich zu dieser Zeit gar nicht bei den Lakers. Dafür bin ich dankbar.

Ich musste mich oft echt kneifen. Aus Braunschweig in Niedersachsen zu den Los Angeles Lakers, dem schillerndsten Basketballclub der Welt, und dann an der Seite von diesem Superstar zu spielen, der auch als Mensch ein absolutes Vorbild ist, das hätte ich niemals zu träumen gewagt.

  1  

WAS IST DA GERADE PASSIERT?

Am 8. Juli 2010, einem Donnerstag, verließ eine Reihe glänzend schwarzer SUVs den Westchester County Airport im Bundesstaat New York, schlängelte sich auf Nebenstraßen nach Connecticut und bog am Ende in eine frisch asphaltierte, von mächtigen Eichen und Ahornbäumen gesäumte Privatstraße ein. Auf dem Rücksitz der Fahrzeuge saßen der damals 25-jährige LeBron James und die 23-jährige Savannah Brinson. Seit Highschooltagen waren die beiden füreinander bestimmt und hatten inzwischen zwei Söhne miteinander. LeBron, schwarze Sonnenbrille, weißes T-Shirt und schwarze Cargoshorts, hatte kaum einen Blick für die Szenerie, vor der die Kolonne hielt. Ein Kiesweg führte zu dem prachtvollen Gebäude im Neuengland-Kolonialstil. Die nachmittägliche Sonne schien durch den weißen Holzzaun, der das Grundstück umgab, und tauchte den üppigen grünen Rasen und die pinken und violetten Rabatten in goldenes Licht.

James würde in einem Special zur Hauptsendezeit auf ESPN bekannt geben, wie er sich entschieden hatte: bei den Cleveland Cavaliers zu bleiben oder bei einem der fünf Teams zu unterschreiben, die seit über einem Jahr um ihn buhlten. Der berühmteste Basketballspieler der Welt ahnte nicht, dass er am Ende der Sendung der meistgehasste der Welt sein würde.

Aus den anderen Fahrzeugen stiegen unter anderem seine zwei Freunde Maverick Carter, 29, und Rich Paul, 28. Sie gehörten zu den wenigen Personen, die in James’ Pläne eingeweiht waren. Seit James’ letztem Jahr an der Highschool in Akron, Ohio, arbeiteten sie für ihn, zusammen mit Randy Mims, seinem 31-jährigen Stabschef. James hatte die drei damals gebeten, seinen engsten Kreis zu bilden. Sie waren klug, äußerst ehrgeizig und nicht zuletzt loyal, sich selbst nannten sie „The Four Horsemen“. Carter und Paul folgten James den Kiesweg zum Haus (Mims hatte sie auf dieser Fahrt nicht begleitet). Vor allem Carter, ein aufstrebender Unternehmer, hatte James geraten, seine Entscheidung auf diese Weise bekannt zu geben. James war vermutlich der einzige Sportler in Amerika, der die Macht besaß, John Skipper, den Präsidenten von ESPN, dazu zu bringen, ihm für eine Stunde seine eigene Show einzuräumen. Carter gefiel es, dass James seine Macht nutzte, um etwas Revolutionäreres zu tun, als lediglich ein Team einem anderen vorzuziehen, wie es sein Recht als vertragsloser Spieler war. Stattdessen stand James kurz davor, sich für unabhängig zu erklären: unabhängig vom wirtschaftlichen Einfluss der Clubbesitzer, von den Journalisten und von der allgemeinen Machtdynamik, die Sportler – insbesondere schwarze Sportler – in der Vergangenheit an ihrem Platz festgehalten hatte. Paul sah es genauso: LeBron war kurz davor, den Status quo zu zerstören.

James war voller Selbstvertrauen und genoss den Moment mit seinen Freunden. Ihm war bewusst, wie viel Einfluss er besaß. In sieben Spielzeiten in Cleveland hatte er erreicht, was noch keinem Basketballer – nicht einmal Michael Jordan – gelungen war. Während seines ersten Jahres an der Highschool wurde James auf der Titelseite von Sports Illustrated zu „The Chosen One“ (dem „Auserwählten“) geweiht. Und noch vor seinem Schulabschluss unterzeichnete er einen Nike-Schuhvertrag über neunzig Millionen US-Dollar. Er war im Alter von 18 Jahren wie ein Komet in die NBA gekommen und erreichte als jüngster Spieler der Ligageschichte und schneller als jeder andere vor ihm die Meilensteine von 10.000 Punkten, 2.500 Rebounds, 2.500 Assists, 700 Steals und 300 Blocks. Er war auf dem besten Weg, der erfolgreichste Scorer, Rebounder und Playmaker zu werden, den es im Basketball je gegeben hatte. 2004, mit 19 Jahren, war er der jüngste Spieler, der es jemals in den olympischen Basketballkader der USA geschafft hatte, und 2008, mit 23, gewann er eine Goldmedaille. Im selben Jahr gründete er seine eigene Firma, produzierte seinen ersten Film, unterzeichnete seinen ersten Buchvertrag und beteiligte sich an Beats Electronics von Dr. Dre und Jimmy Iovine, das später von Apple übernommen wurde. Er pflegte seine Freundschaft mit zwei der reichsten Männern der Welt, Warren Buffett und Bill Gates, die beide beeindruckt waren von dem Kreis erfahrener Banker und Anwälte, den James um sich zu ziehen verstand. Buffett sagte über James: „Würde er an die Börse gehen, würde ich Aktien von ihm kaufen.“

Im Juli 2010 waren James’ geschätzte jährliche Einnahmen von fünfzig Millionen US-Dollar aus seinem Basketball-Salär und seinen Werbeverträgen nur ein Teil seines wachsenden Portfolios. Sein Vermögen war auf dem besten Weg, innerhalb des folgenden Jahrzehntes eine Milliarde US-Dollar zu erreichen. In Amerika hatte es noch nie einen Milliardär gegeben, der professionellen Mannschaftssport betrieb. James war entschlossen, der erste zu sein.

Bei Nike hatte er Tiger Woods als wertvollsten Markenbotschafter des Schuhunternehmens in den Schatten gestellt. Als Woods im Herbst zuvor seinen SUV gegen den Baum eines Nachbarn gesetzt hatte und sein Ruf wegen seines Eheskandals bröckelte, ließ man den Golfprofi fallen und wandte sich mehr und mehr James zu. American Express, McDonald’s, Coca-Cola und Walmart schätzten seine authentische Liebe zur Familie und wie er sich unverbrüchlich zu seinen Wurzeln in Akron bekannte.

Mittlerweile war er über die Sportsphäre hinaus weltberühmt. James trat mit Jay-Z auf, warb für Barack Obama, dinierte mit Anna Wintour, machte Fotoshootings mit Annie Leibovitz und Gisele und gründete eine eigene Stiftung. Noch vor seinem 25. Geburtstag wagte er sich in die Politik, die Modewelt, die Massenmedien und die Gefilde der Philanthropie. In einem Zeitraum von nur einem Jahr wurde er in 60 Minutes porträtiert und war auf den Titelseiten von Vogue, TIME, Esquire, Fortune und GQ zu sehen. Laut einem führenden Promi-Index hatte er Jay-Z an Popularität übertroffen. Und Nike machte James durch Fernsehwerbespots auf Hollywood-Niveau, in denen er seine Fähigkeiten als Schauspieler und Comedian unter Beweis stellte, zu einer internationalen Ikone, von China bis Europa.

Das Einzige, was ihm noch fehlte, war der Gewinn einer NBA-Meisterschaft. Aber das, so hatte er beschlossen, sollte sich bald ändern. Seit mehr als einem Jahr war ihm klar, dass er, wenn sein Vertrag mit den Cavaliers nach der Saison 2009/2010 auslief, seine Optionen prüfen und bei dem Club unterschreiben würde, der am besten gerüstet war, ein Team aufzustellen, das Meisterschaftsringe gewinnen konnte. Alle wollten ihn haben. New Yorks damaliger Bürgermeister Michael Bloomberg und die Stadt gingen sogar so weit, die Kampagne „C’mon LeBron“ zu starten, digitale Botschaften auf dem Times Square zu platzieren und Werbung auf den Minibildschirmen von Taxis zu schalten, in der Hoffnung, dass James zu den Knicks kommen würde. Ein russischer Milliardär, dem die Brooklyn Nets gehörten, versuchte, James zu ködern, indem er mitteilte, es sei seine Vision, James zu helfen, Milliardär zu werden. Sogar Präsident Obama schaltete sich ein und pries vom Westflügel des Weißen Hauses aus den Club seiner Heimatstadt an, die Chicago Bulls. Auf Plakatwänden in Cleveland wurde James angefleht zu bleiben. Auf Plakatwänden in Miami wurde er inständig gebeten, nach Florida zu kommen.

Wie jeder große Entertainer wollte auch James begehrt werden. Von allen. Mitunter war er besessen davon, wie die Leute ihn wahrnahmen, besonders wenn es um Gleichaltrige ging. Am Tag bevor James nach Greenwich fuhr, brauchte der vertragslose Spieler Kevin Durant auf Twitter weniger als 140 Zeichen, um bekannt zu geben, dass er beschlossen habe, erneut bei den Oklahoma City Thunder zu unterschreiben. Er sagte: „Ich bin einfach nicht der Typ, der immer im Rampenlicht stehen oder sein Geschäft nach außen tragen muss.“ Durant war James’ schärfster Rivale in Sachen Talent. Und Durants zurückhaltende Art wurde von Basketball-Journalisten allseits gelobt. Viele von ihnen nutzten seine Herangehensweise, um gegen James und sein ESPN-Special zu feuern. „Eine einstündige Show? Was zum Teufel …?“, schrieb ein Kommentator von Fox Sports. Einige Spieler meldeten sich anonym zu Wort. „Bei LeBron dreht sich alles um ihn selbst“, gab ein ungenannter NBA-Profi zu Protokoll. „Er spricht davon, einer der Besten aller Zeiten sein zu wollen, wie Jordan, wie Kobe. Aber Jordan und Kobe würden so etwas niemals tun. Er versucht, größer zu sein als das Spiel.“

James las alles, was über ihn geschrieben wurde. Die ständigen Vergleiche mit Jordan und Kobe hatten schon einen Bart. Aber nichts schmerzte mehr, als egoistisch genannt zu werden. In seiner Vorstellung ging er Basketball nur genauso an wie die Clubbesitzer – als Geschäft. Die Vereine waren bereit, um seine Dienste zu wetteifern. Warum sollte er sich nicht mit den Clubrepräsentanten treffen und ihre Argumente anhören? Und warum sollte er nicht versuchen, die bestmöglichen Voraussetzungen zu schaffen, indem er mit anderen Spielern darüber sprach, die Kräfte zu bündeln, um gemeinsam Meisterschaften zu gewinnen? Das war nicht egoistisch. Das war klug.

Niemand schien James’ Einstellung so zu schätzen wie Pat Riley, der Präsident von Miami Heat. In der Woche vor dem ESPN-Special traf sich James mit mehr als einem Dutzend Führungskräften von Clubs, die um ihn buhlten. Riley erschien mit seinen Meisterschaftsringen und machte deutlich, dass er wusste, wie man sie gewinnen konnte. Er empfand es auch nicht als Bedrohung, dass James es auf sich nahm, andere großartige Spieler zu rekrutieren, die mit ihm zusammen die Meisterschaft gewinnen sollten.

Aus beruflicher Sicht war James klar, dass Miami die richtige Wahl war. Dennoch tat er sich schwer mit der Aussicht, Cleveland zu verlassen. Ohio war Heimat. Er hatte nie woanders gelebt. Er fühlte sich wohl dort. Und aus Gründen, die nur wenige Menschen außer seiner Mutter vollständig verstanden, hatte James eine so tiefe Verbindung zu seiner Heimatstadt Akron, dass er sich dem Ort, der ihn hervorgebracht hatte, verpflichtet fühlte. Sein Kopf sagte ihm, er solle nach Miami gehen. Sein Herz war an Akron gebunden.

Entschlossen, seine Mutter nicht zu enttäuschen, rief er sie Stunden vor seinem Flug nach Greenwich an und erzählte ihr, was er dachte. Er sei es, der mit den Konsequenzen seiner Entscheidung leben müsse, sagte sie und ermutigte ihn zu tun, was das Beste für ihn sei.

Weil er die Sache hinter sich bringen wollte, verspürte James Erleichterung, als er das Haus von Mark Dowley in Greenwich betrat. Dowley trug ausgeblichene Jeans und ein Polohemd, das ihm über der Hose hing. Er sah nicht aus wie ein Seniorpartner von William Morris Endeavor (WME), der größten und mächtigsten Agentur Hollywoods. Dowley, ein Marketingguru und führender strategischer Denker, hatte die Details des ESPN-Specials ausgearbeitet. James kannte ihn nicht besonders gut. Aber Carter kannte ihn, und das allein zählte für James. Er dankte Dowley dafür, dass er ihn und Savannah bei sich in seinem schönen Zuhause willkommen hieß.

Obwohl Dowleys Agentur ihren Sitz in Los Angeles hatte, lebte er in Greenwich, was seinen Wunsch, die Veranstaltung dort auszurichten, stark beeinflusst hatte. Sie sollte im Greenwich Boys & Girls Club stattfinden, und der Erlös aus der ESPN-Show sollte an Boys & Girls Clubs in den Städten der NBA-Teams gespendet werden, die James umworben hatten.

Dowley stellte James seinem von Ehrfurcht ergriffenen zwölfjährigen Sohn und ein paar von dessen Kumpels vor. Einige Vertreter von ESPN, Nike und anderen Sponsoren waren ebenfalls anwesend. James begrüßte alle höflich, zog sich dann in einen privaten Raum zurück und schlüpfte in Designerjeans und ein violettes Gingham-Hemd. Sein Telefon piepste unablässig wegen eingehender Nachrichten. Nur zwei Tage zuvor hatte James sich bei Twitter registriert und zum ersten Mal getwittert: „Hallo Welt, der echte King James ist im Gebäude. ‚Finally‘.“ Seine bevorstehende Entscheidung trendete bereits auf der aufstrebenden Social-Media-Plattform. Außerdem wurde er mit Textnachrichten überschwemmt. Eine war von Kanye West: Wo bist du?

Nachdem er Taylor Swift bei der Grammy-Verleihung die Show gestohlen hatte, war West auf Hawaii untergetaucht, um an seinem fünften Studioalbum My Beautiful Dark Twisted Fantasy zu arbeiten. Weil er James’ Entscheidung persönlich miterleben wollte, hatte er sich auf den Weg nach Greenwich gemacht und suchte nun Dowleys Haus. Ohne Dowley vorzuwarnen, schickte James West die Adresse, bevor er sich mit Carter und dem Sportreporter Jim Gray zusammensetzte, um das Programm durchzugehen. Bald darauf klopfte es an der Eingangstür. Verblüfft rief Dowleys Zwölfjähriger: „Kanye ist hier!“ Die kleine Probeveranstaltung fühlte sich plötzlich wie eine Hausparty an.

James hatte Kanye über Jay-Z kennengelernt. Sie waren Freunde. James war mit vielen Rappern und Hip-Hop-Künstlern befreundet. Sie genossen es, in seiner Nähe zu sein. Sie ließen ihm Backstage-Ausweise für ihre Konzerte zukommen. Luden ihn zu ihren Partys ein. Saßen bei seinen Spielen am Spielfeldrand. Verewigten ihn in ihren Liedtexten. In vielerlei Hinsicht wollten sie LeBron nicht nur kennen, sie wollten LeBron sein. Mit seinem Ruhm als Basketballstar übertraf er sie alle. Doch als die Abenddämmerung in Dunkelheit überging, stand James an der Schwelle zu einer ganz neuen Welt voller Möglichkeiten, die sich vor ihm auftaten. Während er mit seinem Gefolge das Haus verließ und in einen Van stieg, um von der Polizei zum Greenwich Boys & Girls Club eskortiert zu werden, konnte er nicht umhin, sich zu fragen: Wie kommt ein Junge aus Akron hierher?

Generatoren brummten, und Übertragungswagen blockierten den Parkplatz vor dem Boys & Girls Club. Tausende von Menschen in NBA-Trikots und mit Schildern in der Hand – KOMM ZU DEN NETS – säumten die Straßen. Die Fans standen in zwanzig Reihen gestaffelt und sangen „Let’s go Knicks“, während ein Verkehrspolizist mit Megafon vergeblich versuchte, sie zurückzudrängen. In einem Van, der Polizeibeamten auf Motorrädern folgte, bog James wie auf einem Festwagen bei einer nächtlichen Parade um die Ecke. Blitze von Handykameras in Kombination mit Straßenlaternen, gelben Scheinwerfern, blauen und roten Polizeilichtern und weißen Scheinwerfern vor dem Club sorgten für ein Kaleidoskop von Farben inmitten von Sirenen.

James war nervös, während er darüber nachdachte, die Cavaliers zu verlassen.

„Wir melden uns live aus Greenwich, Connecticut“, sagte ein Moderator im ESPN-Studio in Bristol, während der Sender Szenen von dem Chaos draußen übertrug.

Während Jay-Zs Empire State of Mind auf einem Gettoblaster aufgedreht wurde, kreischten Kids und zeigten auf LeBron und Kanye, die aus den Fahrzeugen stiegen. Kinder im Teenager-Alter von Risikokapitalgebern und Wall-Street-Bankern freuten sich darüber, dass ihre Stadt für eine Nacht das Zentrum des Basketballuniversums war.

Kurz vor neun Uhr abends stand James mit Savannah Brinson vor der Sporthalle. Kanye mit dunkler Sonnenbrille, schwarzer Clubjacke und bunten Slippern war in ihrer Nähe. Dowley vergewisserte sich, dass alles vorbereitet war. Rich Paul rief Dan Gilbert an, den Besitzer der Cavaliers, und teilte ihm mit, dass LeBron nach Miami gehen würde.

Gilbert reagierte wütend. Drei Jahre zuvor hatte er versucht, James mit einem Fünfjahresvertrag an sich zu binden, der all das verhindert hätte, aber James hatte darauf bestanden, lediglich einen Dreijahresvertrag zu unterschreiben. „Als er sagte: ‚Ich unterschreibe für drei Jahre‘, hätten wir den Mumm haben sollen zu sagen: ‚Du kannst uns mal“‘, erklärte Gilbert einem Journalisten. „Wir hätten sagen sollen: ‚Fick dich. Geh.“‘

Während Paul sich mit Gilbert auseinandersetzte, konzentrierte sich James auf Savannah, bis ein ESPN-Produzent mit Ohrhörer ihm sagte, dass es Zeit sei.

„Wünsch mir Glück“, sagte James zu Brinson und umarmte und küsste sie. Bevor er sich zum Gehen wandte, zeigte er ihr seine Zähne. Brinson mochte es, wie er sie immer zum Lachen brachte. Sie signalisierte ihm „Alles bestens“ und gab ihm einen kleinen Schubs Richtung Sporthalle.

Jim Gray saß in einem Regiestuhl auf einer provisorischen Bühne in der Mitte der Halle. James saß ihm gegenüber auf einem entsprechenden Stuhl. Unter einem Korb saßen etwa 65 Kinder auf Klappstühlen. Unter dem anderen Korb und an den Wänden saßen etwa hundert Erwachsene in Geschäftskleidung auf Stühlen. Polizeibeamte standen in den Eingängen. Obwohl Gray ein erfahrener Profi war, sah er nervös aus. Auch James schien sich nicht gerade wohlzufühlen. Beide Männer schwitzten unter den weißen Lichtern. Ein Visagist machte sich an ihnen zu schaffen. Das Publikum verhielt sich so still wie eine Trauergemeinde.

Aus Bristol teilte Stuart Scott von ESPN den Zuschauern mit, dass es nur noch wenige Minuten bis zu James’ Entscheidung seien. Grays einleitende Fragen wirkten gestelzt. Die Minuten zogen sich hin, während James vage Antworten gab. Schließlich, fast eine halbe Stunde nach Beginn der Sendung, sagte Gray: „Die Antwort auf die Frage, die jeder wissen möchte … LeBron, wie lautet Ihre Entscheidung?“

„Ähm, diesen Herbst … Mann, das ist sehr hart. Ähm, diesen Herbst werde ich meine Fähigkeiten mit nach South Beach nehmen und mich den Miami Heat anschließen.“

In der Sporthalle war gedämpftes Keuchen zu hören. Gray schien sich nicht sicher zu sein, was er als Nächstes sagen sollte. Es war, als hätte jemand das Live-Fernsehen angehalten. Draußen brach die Menge in Buhrufe aus.

Das Buhen hallte in Sportbars von New York bis Los Angeles wider. In Cleveland wurden Tränen ungläubiger Fassungslosigkeit vergossen. James’ neun Worte – ich werde meine Fähigkeiten mit nach South Beach nehmen – hatten die NBA und ihre Fans erschüttert.

„Wie erklären Sie das den Menschen in Cleveland?“, fragte Gray.

„Ah, für mich ist das eine Herzensangelegenheit“, versuchte James zu erklären. „Ich wollte Cleveland nie verlassen … Und mit meinem Herzen werde ich immer in dieser Gegend sein.“

Im gleichen Moment gingen die Fans in Cleveland auf die Straße, zündeten LeBron-Trikots an und verfluchten ihn aufs Übelste.

Ohne zu wissen, was in seiner Heimat vor sich ging, stand James auf und verließ die provisorische Bühne. Er erklärte sich bereit, ein Foto mit den Kids zu machen, und forderte sie auf herüberzukommen. Sie drängelten sich um ihn.

Ältere Jungs eilten an der Viertklässlerin Gigi Barter vorbei, aber plötzlich wurde sie von hinten in die Luft gehoben. Der Mann, der den Club leitete, übergab sie an James, der sie auf seine Schultern setzte. James’ Hände schlossen sich um ihre, und Gigi hielt seine Daumen fest. Sie strahlte und konnte nicht glauben, dass sie auf den Schultern von LeBron James saß. „Ich war die Kleinste im Raum“, erinnerte sie sich später. „Ich fühlte mich wie die Größte der Welt. Ich hatte buchstäblich das Gefühl, den Himmel berühren zu können.“

Umgeben von Kindern lächelte James in die Kamera.

***

Nachdem die Kinder gegangen waren, gab James dem Sportjournalisten Michael Wilbon, der sich in einem ESPN-Studio befand, ein Interview. „Ich muss Sie das fragen“, sagte Wilbon, „in Cleveland wurde Ihr Trikot an einigen Orten verbrannt. Wir haben gerade ein Video davon bekommen.“

James sah auf einen Bildschirm. Flammen verzehrten Trikots mit seinem Namen und seiner Nummer darauf. In seinem Ohrhörer hörte James Wilbons Stimme: „Wenn Sie dieses Bild sehen können … wie fühlen Sie sich?“

„Was ich nicht wollte, war, eine emotionale Entscheidung zu treffen“, sagte er. „Ich wollte tun, was für LeBron James am besten ist und was LeBron James glücklich macht. Betrachten Sie es mal von der anderen Seite. Die Cavs wären mich irgendwann losgeworden. Hätte meine Familie dann den Club niedergebrannt? Natürlich nicht.“

Im Fernsehen und in den sozialen Medien wurde James an den Pranger gestellt.

„Er wirkt wie ein narzisstischer Narr“, sagte ein prominenter Basketballjournalist auf ESPN.

Ein anderer Basketballreporter kritisierte die Show als „Schande“.

Ein weiterer Journalist nannte es „das Äquivalent zum Waterboarding im Fernsehen“.

Einer von David Lettermans Produzenten äußerte sich auf Twitter: „Ich halte meine Zweijährige wach, damit sie das LeBron-James-Special anschaut. Ich möchte, dass sie genau den Moment erlebt, in dem unsere Gesellschaft den Tiefpunkt erreicht hat.“

Sogar Jim Gray wurde verspottet. „Das Vorspiel von Jim Gray ist genauso befriedigend, wie ich es mir immer vorgestellt habe“, twitterte der Comedian Seth Meyers.

In Dowleys Haus rief der CEO von Dowleys Agentur aus Los Angeles an, um ihm zum Erfolg der Show zu gratulieren. Es war die Studiosendung mit der höchsten Einschaltquote in der Geschichte von ESPN. 13 Millionen Menschen sahen zu, als James die Worte „meine Fähigkeiten mit nach South Beach nehmen“ aussprach. Unterdessen erhielten die Boys & Girls Clubs in sechs Städten Rekordspenden zur Verbesserung ihrer Einrichtungen. Aber darüber sprach niemand. Stattdessen verwandelte sich James in Echtzeit in einen herzlosen Bösewicht. Die New York Times hatte bereits einen Artikel online gestellt, in dem Miami zum „neuen Reich des Bösen“ erklärt und James für sein „gewinnsüchtiges Greifen nach Meisterschaftsringen“ kritisiert wurde.

„Was wir taten, war gut gemeint“, erklärte Dowley Jahre später. „Aber niemand erinnert sich daran, dass wir dem Boys & Girls Club fünf Millionen Dollar gespendet haben. Das haben wir total versiebt. Es ist einfach untergegangen.“

***

Als James für einen Nachtflug nach Miami in ein Privatflugzeug stieg, war Dan Gilbert, der Besitzer der Cavaliers, in größter Rage und veröffentlichte auf der Website des Teams einen Brief in der Schriftart Comic Sans, der folgendermaßen begann:

Liebes Cleveland,

wie Sie wissen, ist unser ehemaliger Held, der in der Region aufgewachsen ist, die er heute Abend verlassen hat, kein Cleveland Cavalier mehr.

Das wurde mit einer mehrtägigen, narzisstischen Eigenwerbung angekündigt, die in einem landesweiten TV-Special über seine „Entscheidung“ gipfelte, was in der Geschichte des Sportes und wahrscheinlich auch in der Geschichte der Unterhaltung seinesgleichen sucht …

Diese Art von feigem Verrat haben Sie einfach nicht verdient.

Er fuhr fort, James wegen seiner „beschämenden Zurschaustellung von Selbstsucht und Verrat“ und seines „herzlosen und gefühllosen Handelns“ zu beschimpfen, was „genau das Gegenteil dessen vermittelt, was wir unseren Kindern vermitteln wollen“. Während Polizeibeamte vor der Arena der Cavaliers stationiert waren, um Vandalen davon abzuhalten, das riesige James-Banner von der Außenseite des Gebäudes herunterzureißen, beendete Gilbert seine Wutrede mit dem Satz: „Gute Nacht, Cleveland.“

Niemand fühlte sich schlechter wegen der Situation in Cleveland als Maverick Carter. Der selbst ernannte Leiter und Architekt des Planes für eine grandiose Ankündigung hatte sich schwer verkalkuliert. Von den Folgen ernüchtert, wollte er in einem Loch verschwinden, um nichts mehr sehen und hören zu müssen.

Diese luxuriöse Option hatte James nicht. Nachdem er in der Luft war, fragte James: „Was zum Teufel ist da gerade passiert?“

Niemand sagte ein Wort. Rich Paul war schon oft zusammen mit James und Carter geflogen. Noch nie war es so unangenehm still gewesen wie auf diesem Flug.

„Wir haben es vermasselt“, sollte Carter Jahre später in Gedanken an diese Situation sagen. Aber im Moment war er zu benommen, um sich zu äußern.

Bedrückt zog sich James in sich selbst zurück. Als großer Fan von Mafia-Figuren aus Film und Fernsehen hatte er Zeilen aus denkwürdigen Szenen auswendig gelernt, etwa als sich Tony Soprano verletzlich fühlte und seinen Consigliere angriff, weil der ihn nicht beschützt hatte:

Du hast keine verdammte Ahnung, wie es ist, die Nummer eins zu sein. Jede Entscheidung, die du triffst, wirkt sich auf jede Facette jeder anderen verdammten Sache aus. Es ist fast zu viel, um damit fertig zu werden. Und am Ende bist du mit alldem völlig allein.

James mochte Die Sopranos, besonders Tony. Aber James war nicht wie der fiktive Gangsterboss. Zunächst einmal war er nicht konfrontativ. Anstatt Carter anzugreifen, hielt James seine Zunge im Zaum. Außerdem wusste er, dass Carter sich verletzt fühlte. Es hatte keinen Sinn, sich zu streiten. Überdies schätzte James Beziehungen mehr als alles andere. Er und Carter waren beste Freunde seit der Highschool, in der sie Teamkollegen gewesen waren. Er betrachtete Carter mehr als Bruder, weniger als Geschäftspartner. Er wollte sich weder privat noch öffentlich von der Entscheidung, an der ESPN-Sendung teilzunehmen, distanzieren. Das würde Carter nur in Verlegenheit bringen. Stattdessen beschloss James, die Verantwortung für Carters Fehleinschätzung zu übernehmen.

Mit Dan Gilbert war es eine andere Geschichte. Er hatte James bewusst angegriffen und sich über dessen Motive lustig gemacht. Ohio zu verlassen war die herzzerreißendste Entscheidung, die James seit seinem Eintritt in die NBA getroffen hatte. Akron war der einzige Ort, an dem er jemals gelebt hatte. Er hatte sich dort verliebt. Seine Kinder waren dort zur Welt gekommen. Er und Savannah hatten dort ihr Traumhaus gebaut. Sie hingen so sehr an ihrem Haus, dass sie vorhatten, dort weiterzuleben, auch nachdem James seinen Vertrag mit den Heat unterzeichnet hatte. Seltsamerweise dämpfte die Kenntnis von Gilberts Brief James’ Schmerz und überzeugte ihn davon, dass es die richtige Entscheidung war, die Heat den Cavaliers vorzuziehen. Ich glaube nicht, dass er sich jemals für mich interessiert hat, sagte sich James.

Es war fast drei Uhr morgens, als das Flugzeug in Miami landete. Pat Riley wartete auf dem Rollfeld auf James. Erschöpft und emotional ausgelaugt stieg James aus dem Flugzeug, umarmte Riley und legte seinen Kopf auf dessen Schulter. Dann stiegen James und Brinson in einen SUV. Die beiden hielten sich an den Händen, während sie aus dem Fenster in die Dunkelheit Floridas starrten. James sollte bald schon herausfinden, wie es war, in jeder NBA-Stadt außer Miami Staatsfeind Nummer eins zu sein.

Während sie die Landebahn hinter sich ließen, rückte Savannah das Geschehene mit einer einfachen Erinnerung ins rechte Licht: Du hast schon Schlimmeres durchgemacht. Viel Schlimmeres.

  2  

GLO UND BRON

In einer Wohnsiedlung in Akron, Ohio, war es schon weit nach der Schlafenszeit. In einer der Wohneinheiten war ein schüchterner kleiner Junge mit einem ungewöhnlichen Namen hungrig, wach und allein. Er war vaterlos und lebte bei seiner Mutter. Es gab nur die beiden. Aber sie war weg. Ausgegangen über Nacht. Vielleicht war sie morgen früh wieder zu Hause. Vielleicht auch nicht. Manchmal verschwand Mama für ein paar Nächte hintereinander.

Über seinem Gebet, dass sie bald zurückkehren möge, schlief der Junge schließlich ein. Vertraute Geräusche weckten ihn auf. Schreiende Männer. Eine flehende Frau. Schüsse. Die Leute zerstreuen sich. Sirenen. Türen knallen zu. Noch mehr Geschrei. Noch mehr Sirenen. Der Junge brauchte keine Fantasie, um sich die Gefahr um ihn herum vorzustellen. Bei vielen Gelegenheiten hatte er gesehen, was kein Kind sehen sollte. Gewalt. Drogenmissbrauch. Bedrohliche Gangmitglieder. Einschüchternde Cops. Aber die nächtlichen Geräusche verunsicherten ihn am stärksten. Er wusste immer, wann schlimme Dinge passierten.

In diesen Fällen, dachte er, hatte er keine andere Wahl, als hier zu liegen und darauf zu warten, dass sich alles beruhigte. Selbst dann war es schwer, wieder einzuschlafen. An manchen Abenden machte es seine Angst unmöglich. Obwohl er sich darauf konditioniert hatte auszublenden, was um ihn herum passierte, gab es eine Sache, die LeBron James nicht aus dem Kopf bekommen konnte. „Wirklich wichtig war mir, während ich aufwuchs, nur eines: aufzuwachen und zu wissen, dass meine Mutter noch am Leben ist und an meiner Seite war“, sagte LeBron Jahre später. „Ich war schon ohne Vater und wollte nicht ganz ohne Eltern sein.“

In diesen dunklen Kindheitstagen lernte LeBron schon früh, für sich selbst zu sorgen. „Ob es dir gefällt oder nicht, spielt keine Rolle“, sagte er, „so hat mich meine Mutter behandelt.“ Doch LeBron zweifelte nie an der Liebe seiner Mutter. Er fragte sich nur, wo sie sich in den Nächten aufhielt. „Wenn du dort bist und weißt, dass deine Mutter nicht zu Hause ist“, sagte LeBron, „weißt du nie, ob diese Polizeisirenen wegen ihr zu hören sind. Oder ob diese Schüsse gegen sie gerichtet waren. Aber so sind die Nächte, fast jede Nacht, du hörst diese Geräusche und hoffst und betest, dass es nicht um deine eigene Mutter geht.“

LeBron musste lernen, Akron zu lieben. Sein Charakter wurde dort geformt. Seine sportliche Begabung wurde dort entdeckt und geprägt. Und seine Genialität als Entertainer spiegelte seine Zeit an diesem Ort wider. Aber als Kind, das sich nach Geborgenheit und Gesellschaft sehnte, sagte er sich oft: Wenn ich jemals das Glück habe, einen Ausweg zu finden, renne ich weg, so schnell ich kann.

2009 veröffentlichte LeBron James seine Erinnerungen an seine Highschool-Zeit und den Weg zum Gewinn einer nationalen Meisterschaft in der Abschlussklasse. Als das Buch herauskam, war er der amtierende MVP (Most Valuable Player) der NBA. Dennoch stellte er seine Teamkollegen an der Highschool in den Mittelpunkt seiner Geschichte. Er ließ sie sogar auf dem Buchcover abbilden. In vielerlei Hinsicht war seine Herangehensweise bei dem Buch dieselbe wie beim Basketballspielen: Instinktiv gab er den Ball weiter – manchmal fehlerhaft – und stellte den Teamerfolg über die individuelle Leistung. Indem er seine Freunde und ihren jeweiligen Hintergrund ins Rampenlicht rückte, spielte James wichtige Aspekte seiner eigenen Vorgeschichte herunter. In dieser Hinsicht war die verlockendste Passage aus LeBrons Memoiren möglicherweise auf der Widmungsseite versteckt:

An meine Mutter, ohne die ich nicht da wäre, wo ich heute bin.

Leser überspringen regelmäßig die Widmungsseiten. Und ohne Kontext scheint LeBrons Ein-Satz-Hommage wenig aufschlussreich. Gleichwohl deutet sie auf harte und schöne Wahrheiten hin. Einerseits gibt die Widmung Hinweise darauf, warum LeBron ein so zupackender Vater und treuer Ehemann ist. Sie erklärt auch, warum er so viel von seinem Vermögen für Ernährung, Kleidung und Bildung bedürftiger Kinder, insbesondere in Akron, aufwendet. Sogar die Beständigkeit des engen inneren Kreises von LeBron lässt sich aus diesem Statement ableiten. Andererseits macht seine Hommage an seine Mutter glasklar, dass sich einer der reichsten und erfolgreichsten Sportler der Welt seiner Wurzeln bewusst ist. Darüber hinaus blickt er auf diese eher mit Wertschätzung und Stolz als mit Groll oder Scham zurück.

Doch James’ Entstehungsgeschichte verlangt nach Erhellung. Er ist berühmt für seine herausragende Fähigkeit, sich an Spielsequenzen bis ins kleinste Detail zu erinnern oder obskure Statistiken aus dem Stegreif zu zitieren, als würde er von einem Spickzettel ablesen. Sein Gedächtnis ist sehr viel selektiver, wenn es darum geht, Details aus seiner Kindheit zu diskutieren. Dabei handelt es sich nicht um ein eigennütziges Täuschungsmanöver. Vielmehr sagt es viel über die Neigung eines Sohnes aus, seine Mutter und deren Vergangenheit vor dem gnadenlosen Rampenlicht zu schützen, in dem er selbst steht.

Aber so viel ist klar: Wenn man LeBron James verstehen will, führen alle Wege zurück zu Gloria James und nach Akron, Ohio.

Dionne Warwick war Amerikas berühmteste Sängerin, und ihre Hitsingle Say a Little Prayer hatte gerade die Marke von einer Million verkauften Exemplaren übersprungen, als Freda M. James am 4. Februar 1968 Gloria Marie James zur Welt brachte. Der Text – The moment I wake up, before I put on my makeup, I say a little prayer for you – sollte ein Liebeslied über eine hingebungsvolle Frau sein, die für ihren Mann betet. In Fredas Fall spiegelte das Lied eher die Art wider, wie sie ihre kleine Tochter betrachtete. Fredas Ehe war kein Märchen. Weniger als ein Jahr nach Glorias Geburt trennten sich Freda und ihr Mann. In den Gerichtsakten wurden grobe Vernachlässigung und extreme Grausamkeit als Scheidungsgründe aufgeführt. Freda war Anfang zwanzig. Neben Gloria hatte sie zwei kleine Söhne. Um über die Runden zu kommen, nahm Freda einen Job als Arbeiterin im Western Reserve Psychiatric Habilitation Center an und lebte mit ihrer Mutter in einem heruntergekommenen viktorianischen Gebäude in der 439 Hickory Street, einer unbefestigten Straße, die von Eisenbahngleisen am Rande der Innenstadt von Akron begrenzt ist. Das Viertel war bekannt als die Boondocks. Gloria wuchs dort mit ihrer Mutter und ihrer Großmutter auf.

Kurz nachdem sie 16 geworden war, wurde Gloria schwanger. Während der Schwangerschaft brach sie die Highschool ab. Am 30. Dezember 1984 brachte sie im Akron City Hospital einen sechs Pfund schweren Jungen zur Welt, den sie LeBron Raymone James nannte. Die Identität des Vaters bleibt eines der großen Rätsel des modernen Sportes. Gloria zog es vor, nie über LeBrons Vater zu sprechen, nicht einmal mit LeBron. Als LeBron ein Kind war, fragte er seine Mutter einmal nach dem Verbleib seines Vaters. Anstatt sich mit der Identität des Vaters zu befassen, sagte Gloria ihrem Sohn, er solle sich keine Sorgen um ihn machen. „Es geht um mich und dich“, sagte sie zu ihm. LeBron fragte nicht noch einmal nach seinem Vater.

Gloria hatte ihre Gründe, ihrem Sohn nichts von seinem Vater zu erzählen. LeBron hingegen wurde von einer der wichtigsten Wurzeln seines Stammbaums abgeschnitten. Die Unsichtbarkeit seines Vaters und der Mangel an Informationen über seine Identität und seinen Verbleib führten zu Verbitterung. „Ich bin mit einem Groll auf meinen Vater aufgewachsen“, sagte James. „Alles war wie ‚Scheiß auf Pops‘. Wissen Sie, er hat mich verlassen. Warum hat er das meiner Mutter angetan? Sie war im zweiten Jahr an der Highschool, als sie mich bekam.“

***

Als Gloria mit ihrem Neugeborenen das Krankenhaus verließ und ihn nach Hause in die Boondocks brachte, waren die Chancen gering, dass ihr Baby zu einem der erfolgreichsten schwarzen Männer der amerikanischen Geschichte und zu einem der bekanntesten Menschen der Welt werden würde. Gloria war eine arme alleinerziehende Mutter im Teenageralter, die sich auf ihre eigene 39-jährige alleinerziehende Mutter und ihre Großmutter verlassen musste, um sich anzupassen und zu lernen, wie man sich um ein Neugeborenes kümmert. Fast sofort wurde der Weg, der vor ihr lag, noch schwieriger. Kurz nach LeBrons Geburt starb Glorias Großmutter. Das war ein Schlag für Freda, die die volle Verantwortung für den Haushalt übernahm und die einzige stabilisierende Kraft für Gloria und LeBron wurde. Als Gloria zur Highschool zurückkehrte, hoffte Freda, dass ihre einzige Tochter ihren Abschluss machen und ihr einziger Enkel überleben würde. Unter den gegebenen Umständen waren dies hochgesteckte Erwartungen.

Noch vor LeBrons erstem Geburtstag fing Gloria an, mit Eddie Jackson auszugehen, einem Zwanzigjährigen, der an ihrer Highschool Leichtathletik betrieben hatte. Wie so viele junge schwarze Männer im Akron der Achtzigerjahre hatte Jackson Schwierigkeiten, Arbeit zu finden. Stattdessen stieß er auf Probleme. Schon bald brauchte er eine Wohnung und wollte bei Gloria einziehen. Freda war dafür bekannt, dass sie Kids aufnahm, die in eine schwierige Lage geraten waren, darunter auch solche, die aufgrund schlechter Entscheidungen in Schwierigkeiten geraten waren. Jackson entsprach dieser Beschreibung. Freda, die über niemanden urteilte, erlaubte Jackson, unter ihrem Dach zu leben.

„Wenn du Glorias Mutter begegnet wärest, hättest du den wunderbarsten Menschen der Welt kennengelernt“, sagte Jackson einmal. „Wenn sie dir vertraut hat, hat sie dich geliebt. Wenn nicht, hätte sie dir gesagt, du sollst verdammt noch mal verschwinden. Und Gloria war genauso.“

Während er eine intime Beziehung mit Gloria aufbaute, fand Jackson auch Gefallen an LeBron. Einige Tage vor LeBrons drittem Geburtstag schenkten Gloria und Eddie ihm einen Little-Tikes-Basketballkorb und einen Miniatur-Gummibasketball. Der Plan war, LeBron am Weihnachtsmorgen damit zu überraschen. Es würde ein „Kodak-Moment“ sein, eine Gelegenheit, den kleinen „Bron Bron“, wie Gloria ihn gern nannte, zum ersten Mal auf den Korb werfen zu sehen. Aber am frühen Weihnachtsmorgen waren Gloria und Eddie diejenigen, die eine Überraschung erlebten – Freda hatte an Heiligabend irgendwann nach Mitternacht einen Herzinfarkt erlitten. Gloria und Eddie kamen von einer nächtlichen Party nach Hause und fanden sie auf dem Boden liegend. Im St. Thomas Hospital wurde sie für tot erklärt. Sie war 42 Jahre alt.

Gloria war verzweifelt. Innerhalb von drei Jahren war sie schwanger geworden, hatte die Schule abgebrochen, ein Kind zur Welt gebracht, ihre Großmutter verloren, war zur Schule zurückgekehrt, während sie sich um ein Neugeborenes kümmerte, hatte ihren Freund bei sich aufgenommen und nun ihre Mutter verloren. Das Leben war plötzlich nicht mehr nur prekär, sondern beängstigend. Wie würde sie ohne ihre Mutter auskommen?

Damit ihr Kind frohe Weihnachten erleben konnte, beschloss Gloria, LeBron erst nachdem er seine Geschenke geöffnet hatte zu sagen, dass seine Großmutter nicht mehr da war. Es gab keinen Schinken im Ofen und keine Stereoanlage mit Nat King Coles Gesang von Kastanien, die am offenen Feuer geröstet wurden, und kleinen Kindern mit leuchtenden Augen. Die Farbe an den zugigen Fensterbänken im Wohnzimmer war abgeblättert. Die Vorhänge waren ausgeblichen und fleckig. Aber es gab einen kleinen Weihnachtsbaum mit rot-silbernem Schmuck. Später an diesem Morgen entdeckte LeBron einen Basketballkorb aus Kunststoff, mit orangefarbenem Rand und einem rot-weiß-blauen Netz, der die anderen Geschenke überragte. Nachdem er alle anderen Päckchen geöffnet hatte, nahm er den orangefarbenen Miniaturball mit beiden Händen, streckte die Arme über den Kopf aus, erhob sich auf die Zehenspitzen und schaffte es, den Ball über den Rand des Ringes und durch das Netz hindurch zu versenken. LeBron lächelte, und eine Kamera klickte. Gloria hatte ihren Moment der Freude.

Freda James wurde an LeBrons drittem Geburtstag, dem 30. Dezember 1987, in Akron beigesetzt. „Sie hinterlässt eine Tochter, Gloria James, die Söhne Terry und Curtis James und ihren Enkel LeBron“, hieß es in ihrem Nachruf. Mit Fredas Tod war Glorias Sicherheitsnetz zerrissen. Sie hatte niemanden für die Kinderbetreuung. Sie hatte kein Geld, erst recht nicht, um das große, heruntergekommene Haus ihrer Mutter instand zu halten. Die Sanitäranlage war defekt. Es gab Probleme mit der Elektrik. Auch ihre Brüder lebten dort. Aber sie konnten gleichfalls nicht helfen. Ebenso wenig wie Jackson. Er war arbeitslos und hatte mit seinen eigenen Problemen zu kämpfen. Er blieb zwar mit Gloria in Kontakt, zog aber woanders hin.

Mittlerweile konnte sich Gloria nicht einmal mehr Lebensmittel und Heizung leisten. Im Winter kam ein Nachbar vorbei und stellte fest, dass das Haus für Kleinkinder nicht geeignet war – schmutziges Geschirr stapelte sich der Spüle, im Wohnzimmerboden klaffte ein Loch, und es war so kalt, dass man den Atem sehen konnte. „Hier ist es nicht sicher“, sagte die Nachbarin zu Gloria und flehte sie an, LeBron mitzunehmen und bei ihr einzuziehen. Gloria stopfte so viel wie möglich in einen Koffer und verabschiedete sich vom Haus ihrer Mutter. Mit einem Miniaturrucksack und einem Stofftier folgte LeBron seiner Mutter zum Haus der Nachbarn. Es gab dort kein zusätzliches Schlafzimmer. Aber es gab eine Couch. Darauf schliefen Gloria und LeBron in den folgenden Monaten. Dann zogen sie zu einem von Glorias Cousins. Dann quartierten sie sich bei einem Typen ein, den Gloria kannte. Danach bei einem von Glorias Brüdern. Während die Stadt das Haus ihrer Mutter in der Hickory Street beschlagnahmte und schließlich abreißen ließ, lebten Gloria und LeBron wie Nomaden. In dieser Zeit wurden sie von Bekannten Glo und Bron genannt, eine Mutter und ihr Sohn, die einfach versuchten zu überleben. „Ich kann mich an viele Male erinnern, als mein Sohn und ich nichts mehr zum Essen hatten und hungern mussten“, erinnert sich Gloria. „Was uns am Leben hielt, war die Hilfe von Freunden, der Familie und der Gemeinde.“

Seine Mutter kam mit Sozialhilfe und Lebensmittelkarten kaum aus, und LeBron hatte Mühe, Freundschaften mit Klassenkameraden zu schließen oder Beziehungen zu Lehrern aufzubauen. Da sie keinen festen Wohnsitz hatten, wechselte er häufig die Schule und entwickelte sich zu einem ruhigen Kind, das sich selten zu Wort meldete. „Wir sind von Ort zu Ort gezogen“, erinnert sich LeBron. „Ein Dutzend Mal in drei Jahren. Es war beängstigend. Es galt aufzuschnappen, was irgend ging, und das Möglichste herauszukratzen, um über die Runden zu kommen.“

Obwohl sein Vater abwesend und seine Mutter außerstande war, sie beide aus eigener Kraft zu ernähren, murrte LeBron nie und benahm sich nie daneben. Er war sich der Notlage seiner Mutter bewusst und versuchte, sie nicht noch mehr zu belasten. „Als sehr kleines Kind entwurzelt zu werden, ist keine Art zu leben“, sagte LeBron. „Aber sich zu beschweren hätte nichts genutzt. Es hätte den Druck auf meine Mutter nur noch verstärkt, dabei fühlte sie sich schon schuldig genug.“

Viele Jahre später drückte LeBron es so aus: Er fühlte sich in seiner Kindheit wie so viele afroamerikanische Jungs, die sich selbst in der Härte des Lebens verlieren. „Ich habe keinen Ärger gesucht“, sagte er, „weil ich Ärger nicht mochte. Aber ich war kurz davor, in einen Abgrund zu fallen, aus dem es keinen Ausweg mehr gegeben hätte.“

Eine zufällige Begegnung im Sommer 1993 veränderte den Lauf von LeBrons Leben und zeigte ihm zum ersten Mal einen möglichen Weg auf, der ihn schließlich aus der Hoffnungslosigkeit, die ihn umgab, herausführen sollte. Während er vor einem Wohnkomplex mit einigen anderen Jungs seines Alters spielte, näherte sich ein Mann namens Bruce Kelker. Kelker war ein Bekannter von Gloria. Er war außerdem Footballtrainer für die Jüngsten.

„Mögt ihr Football?“, fragte Kelker die Jungs.

„Das ist mein Lieblingssport“, sagte LeBron.

Zu diesem Zeitpunkt hatte LeBron noch nie in einem Team gespielt. Er hatte auch keine grundlegenden Instruktionen erhalten, etwa wie man richtig wirft, fängt oder angreift. Er hatte jedoch NFL-Spiele im Fernsehen gesehen. Mit seinen farbenfrohen Trikots, großen Schulterpolstern, glänzenden Helmen und mythischen Teamnamen wie Steelers oder Cowboys, Giants oder Lions hatte der Profifootball eine magische Qualität. LeBron zeichnete gern und skizzierte häufig die Logos seiner Lieblings-NFL-Teams auf einem Block, den er in seinem Rucksack aufbewahrte.

Kelker war auf der Suche nach jemandem, der als Running Back für sein Team spielen konnte, was bedeutete, dass er schnell sein musste. Er ließ die Jungs sich in einer Reihe aufstellen und um die Wette rennen. LeBron war schneller als alle anderen.

„Wie viel Football-Partien hast du schon gespielt?“, fragte ihn Kelker.

„Keine“, sagte LeBron.

Kelker war entschlossen, das zu ändern, und wollte, dass LeBron fortan am Training teilnahm. Aber zuerst musste er sich mit Gloria auseinandersetzen. Sie sagte laut und deutlich, dass sie kein Geld für Anmeldung und Sportbekleidung hatte. Sie besaß auch kein Auto. Es gab also keine Möglichkeit, ihn zum Training zu bringen. Wichtiger noch, sie war sich nicht sicher, ob ein solches körperbetontes Spiel das Richtige für ihren Sohn war – er war ein ruhiges, zurückhaltendes, kein aggressives Kind. „Woher weiß ich überhaupt, dass Football gut für Bron Bron ist?“, fragte sie.

Kelker war sich sicher, dass LeBron eine großartige Ergänzung für sein Team sein würde. Und er überzeugte Gloria davon, dass Football für ihren Sohn großartig wäre. Er versprach, sich um die Kosten für die Anmeldung und die Mannschaftskleidung zu kümmern. Und er erklärte ihr, dass sie sich um den Transport keine Sorgen machen müsse. „Ich hole ihn ab“, sagte er.

Gloria hätte Nein sagen können. Es war jedoch offensichtlich, dass LeBron dem Team beitreten wollte. Also stimmte sie zu. Und es dauerte nicht lange, bis sie erkannte, dass sie die richtige Entscheidung getroffen hatte. Als LeBron zum ersten Mal in einem Spiel den Ball bekam, rannte er achtzig Yards und erzielte einen Touchdown. Erwachsene jubelten. Teamkollegen umringten ihn. Trainer schlugen ihm auf die Schulterpolster und riefen ermutigende Worte.

LeBron war die Aufmerksamkeit und das Lob, insbesondere von männlichen Personen, nicht gewohnt. Aber einen Treffer zu erzielen, fühlte sich berauschend an. Dieses Gefühl und die dadurch hervorgerufene Empfindung, akzeptiert zu sein, wiederholten sich in diesem Herbst immer wieder. LeBron schaffte in seiner ersten Footballsaison in der Pee Wee League 17 Touchdowns. Die Verteidiger konnten ihn nicht erwischen, geschweige denn angreifen.

Für Kelker und den Rest des Trainerstabs war leicht zu erkennen, dass LeBron mit Abstand der beste Spieler seiner Altersgruppe war. Sie konnten auch nicht übersehen, dass sein häusliches Leben mit Risiken behaftet war. Während Gloria und LeBron auf einer Warteliste für subventionierten Wohnraum standen, waren sie innerhalb von drei Monaten fünfmal umgezogen. „Ich hatte es satt, ihn an verschiedenen Adressen abzuholen“, sagte Kelker. „Oder an einem abgewrackten Ort aufzutauchen und herauszufinden, dass sie bereits an einen anderen gezogen waren.“

Wenigstens bot der Football eine gewisse Struktur. Doch als die Saison zu Ende ging, war LeBron völlig überfordert. In diesem Jahr verpasste er als Viertklässler fast hundert Schultage. Die Dinge waren so dysfunktional, dass LeBrons Pee-Wee-Trainer ihn bei sich aufnehmen wollten. Aber die meisten von ihnen waren jüngere, alleinstehende Männer, die nicht gut gerüstet waren, um die Verantwortung für einen Neunjährigen zu übernehmen. Die einzige Ausnahme war Frank Walker, der Trainer, den alle „Big Frankie“ nannten. Walker arbeitete für die Akron Metropolitan Housing Authority. Seine Frau Pam arbeitete für einen Kongressabgeordneten aus Ohio. Sie besaßen ein Haus und hatten drei Kinder.

Walker kümmerte sich mehr um James’ persönliches Wohlergehen als um die sportlichen Fähigkeiten des Jungen. Er wusste, dass LeBron angeschlagen war und eine Rettungsleine brauchte. „Für ihn sah es so aus, als gäbe es wenig Freude in meinem Leben“, erinnert sich LeBron, „als wäre ich älter als dem Kalender nach und hätte bereits zu viel gesehen und durchgemacht, so als würde ich versuchen, die Rolle eines Kindes zu spielen, obwohl ich tatsächlich kein Kind mehr war.“

Die Walkers wandten sich an Gloria, damit sie LeBron bei ihnen einziehen ließ. Es war schwierig, dieses Thema anzusprechen. Gloria wusste, dass sie LeBron kein stabiles Zuhause bieten konnte. Sie musste nicht daran erinnert werden, dass sich ihre Situation negativ auf LeBron auswirkte. „Er hatte keine normale Kindheit“, sagte Gloria. „Ich meine, verdammt noch mal, er hat in einigen der schlimmsten Viertel der Stadt gewohnt.“ Dennoch quälte sie die Vorstellung, ihren Sohn in die Hände eines anderen Paares – insbesondere einer anderen Mutter – zu geben. Sie kannte Pam Walker kaum.

Ohne Gloria zu verurteilen, boten die Walkers an, LeBron Sicherheit und eine Familienstruktur zu geben. Er könnte sich ein Zimmer mit Frank Jr. teilen. Es würde drei anständige Mahlzeiten am Tag geben. Er würde eine feste Schlafenszeit haben. Und der Schulbesuch wäre ein Bestandteil seines Tagesablaufs. Frank machte deutlich, dass sie LeBrons beste Interessen im Auge hatten.

Gloria wusste, dass sie Hilfe brauchte. 25 Jahre waren vergangen, seit ihre Mutter sich hatte scheiden lassen und die volle Last übernommen hatte, sie und ihre beiden Brüder allein großzuziehen. Nun dachte Gloria über einen Schritt nach, der möglicherweise noch traumatischer war. Sie konnte nur beten, dass LeBron eines Tages verstehen würde, dass in dem alten Lied von Dionne Warwick, das im Jahr ihrer Geburt herauskam, zusammengefasst wurde, was sie für ihn empfand:

To live without you would only mean heartbreak for me.

My darling, believe me,

For me, there is no one but you.

Gloria nahm das Angebot der Walkers an.

  3  

WENN DU DEN BALL ABSPIELST

Fassungslos hörte LeBron zu, als seine Mutter ihm mitteilte, dass sie ihr Leben auf die Reihe bekommen müsse. Bis dahin, sagte sie, würde er bei den Walkers wohnen. Es war nicht klar, wohin genau sie gehen würde. Der entscheidende Punkt war, dass sie getrennt sein würden.

Die Nachricht war verwirrend. Bisher waren es immer sie beide gegen den Rest der Welt gewesen. Glo und Bron. Plötzlich sollte es nur noch Bron sein.

Es war das Beste für ihn, versuchte sie zu erklären.

Das Beste? Für ihn klang es unvorstellbar und beängstigend.

Es werde nicht von Dauer sein, beharrte sie und versuchte, den Schlag abzumildern.

Würde er sie sehen können?

Sie würde ihn so oft wie möglich besuchen, sagte sie.

„Sie versprach, dass wir wieder zusammen sein würden, sobald sie eine stabile Lebensgrundlage für uns beide gefunden hätte“, erinnerte sich LeBron später.

Für einen Neunjährigen war das eine Menge zu verarbeiten.

LeBron wusste nicht, was ihn erwartete, als er im Wohnhaus der Walkers am Hillwood Drive eintraf, erbaut im Kolonialstil, mit drei Schlafzimmern. Er lernte die beiden Töchter kennen. Und er brachte seine Sachen in das Zimmer von Frankie Jr., wo er schlafen würde. LeBron war 18 Monate älter als Frankie Jr. und der bessere Sportler. Würde Mrs Walker ihm das übel nehmen? Was war mit den Schwestern? Würden sie ihn akzeptieren? LeBron hatte viele Fragen, aber er behielt sie für sich.

Es gab auch viele Regeln. LeBron sollte jeden Morgen um sechs Uhr aufstehen, duschen und sich für die Schule fertig machen. Er musste pünktlich sein. Und nach der Schule hatten die Hausaufgaben Vorrang vor allem anderen. Das Abendessen nahm die Familie immer zusammen ein. Danach waren häusliche Arbeiten zu erledigen – den Müll rausbringen, Geschirr spülen, fegen. Und wenn er vor dem Schlafengehen duschte, konnte er bis 6.45 Uhr schlafen.

Für LeBron war das alles fremd. Ein Zeitplan. Feste Strukturen. Häusliche Arbeiten. Pflichten. Er hatte noch nie einen Mülleimer geleert, Geschirr gespült, einen Besen oder einen Staubsauger benutzt. Sogar die Idee, Teil einer Familie zu sein, war neu für ihn. Die älteste Tochter der Walkers wollte nichts mit ihm zu tun haben. LeBron stellte jedoch bald fest, dass sie ihrem jüngeren Bruder gegenüber dasselbe empfand. Er und Frankie Jr. waren sofort Freunde. Und LeBron merkte, dass die jüngste Tochter zu ihm aufsah. Es fühlte sich an, als hätte er eine kleine Schwester.

Sogar seine Schule war neu für LeBron. Die Walkers meldeten ihn für die fünfte Klasse der Portage Path Elementary an, einer der ältesten Schulen von Akron, wo mehr als neunzig Prozent der Schüler Afroamerikaner waren und die meisten von ihnen kostenlos Mittagessen bekamen. Seine Lehrerin, Karen Grindall, kümmerte sich persönlich um ihn. Etliche Jahre zuvor hatte sie Gloria unterrichtet und war mit einigen der Turbulenzen in der Vergangenheit von LeBrons Mutter vertraut. Anfangs befürchtete Grindall, dass sich die Geschichte mit LeBron wiederholen könnte. Er entwickelte sich jedoch schnell zu einem ihrer diszipliniertesten Schüler. Nie verpasste er den Unterricht. Er war immer pünktlich. Und er machte nie Ärger. Seine Lieblingsfächer waren Musik, Kunst und Sport.

Während sich LeBron in der Schule einlebte, etablierte sich sein Ruf als dominanter Jugend-Footballspieler. Sein Name wurde sogar in der Zeitung erwähnt. In jenem Herbst berichtete das Akron Beacon Journal: „Das East-B1-Team bestritt nur elf Offensivspiele, erzielte aber in fünf davon ein Tor und besiegte Patterson Park letzte Woche in einem Spiel der Pee Wee Football Association mit 34 : 8. LeBron James erzielte drei der TDs, wobei er für zwei von ihnen 50 und 18 Yards lief und für den dritten einen 28-Yard-Pass von Michael Smith abfing.“

Die Anerkennung stärkte sein Selbstvertrauen. Besonders hilfreich war es, Big Frankie Walker als Trainer zu haben, und Pam Walker, die sich zu Hause um ihn kümmerte. LeBron musste sich nicht mehr um seine Sportkleidung sorgen oder wie er zum Training und wieder zurückkommen sollte. Der Rhythmus eines geschäftigen Familienlebens mit zwei berufstätigen Eltern, die sich an einen Zeitplan hielten, kam ihm sehr entgegen. „Ich bekam die Stabilität, nach der ich mich sehnte“, sagte LeBron. „Ich liebte es, Teil des Flows einer Familie zu sein … Ich sah, wie das Leben gelebt werden sollte.“

Eines Tages im Herbst nahm Big Frankie LeBron und Frankie Jr. mit auf einen Basketballplatz. Nachdem Walker gesehen hatte, wie mühelos LeBron sich im Football hervorgetan hatte, führte er ihn auch in das Basketballspiel ein und zeigte ihm einige Grundlagen – wie man dribbelt, wie man einen Sprungwurf umsetzt, wie man einen Layup in den Korb legt.

Für LeBron war es eine willkommene Erfahrung, von einer Vaterfigur unterrichtet zu werden. Und sofort ließ er sich auf das Abenteuer ein zu versuchen, einen Ball in einer Höhe von drei Metern über dem Boden einzulochen. Das Gefühl, einen Korb zu erzielen, ähnelte dem, das er jedes Mal verspürte, wenn er mit einem Football die Endzone erreichte.

Walker bemerkte, dass LeBron zwar nur rudimentär und schlampig dribbeln konnte, aber anders als die meisten Kinder eine Veranlagung zu beidhändigem Dribbeln mitzubringen schien. Auch LeBrons lange Arme und seine Sprungkraft beeindruckten Walker. Er ließ LeBron und seinen Sohn gegeneinander spielen.

LeBron hatte noch nie eins zu eins gespielt. Aber er nahm die Herausforderung gern an.

Frankie Jr. liebte Basketball und spielte seit ein paar Jahren mit seinem Vater. Er besiegte LeBron. Aber die Tatsache, dass ein Neunjähriger, der noch nie Basketball gespielt hatte, das Spiel so leicht zu erlernen schien, beschäftigte Walker – er musste LeBron zum Training mitnehmen.

***

In dem Jahr, in dem LeBron bei den Walkers einzog, brachte Walt Disney den Film Der König der Löwen heraus, der schnell zum umsatzstärksten Animationsfilm aller Zeiten wurde. Als LeBron den Film zum ersten Mal sah, konnte er es nicht glauben, als Scar Mufasa tötete. Der Verrat machte ihn fassungslos und trieb ihm Tränen in die Augen. LeBron liebte den Film. Aber jedes Mal, wenn er sich den Film ansah, hatte diese Szene die gleiche Wirkung auf ihn.

LeBron hatte eine gefühlvolle Seite, die er verbarg. In seiner gesamten Kindheit war er haltlos umhergetrieben worden, mit der Folge, dass er seine Gefühle unterdrückte und so wenig wie möglich mitteilte. Es fiel ihm schwer, Erwachsenen zu vertrauen. Und er zögerte, Freundschaft mit Kindern zu schließen, weil er befürchtete, dass seine Freunde wieder verschwinden würden, wenn er und seine Mutter weiterzogen. Durch die Walkers änderte sich das. Ihr Haus war ein emotional sicherer Ort, der LeBron die Augen dafür öffnete, wie viel er verpasst hatte. Er hatte Alle unter einem Dach (Family Matters) und Die Bill Cosby Show gesehen und sich oft gefragt, wie es wäre, Teil einer afroamerikanischen Mittelklassefamilie wie den Winslows oder einer afroamerikanischen Oberklassefamilie wie den Huxtables zu sein. Die Walkers kamen diesen fiktiven Familien näher als alles, was LeBron je gesehen hatte. Frank und Pam Walker verhielten sich zueinander loyal und stellten das Wohl ihrer Kinder über alles andere. Es gab selbst gekochte Mahlzeiten und gefaltete Wäsche, Erwartungen an die Kinder und Konsequenzen, Geburtstags- und Festtagsfeiern. Die Familie war wie ein Zufluchtsort.

LeBron bot das Leben im Haus der Walkers auch die Gelegenheit, einen Vater in Aktion zu sehen und über Gefühle nachzudenken, die er lange unterdrückt hatte. Aus Respekt vor dem Wunsch seiner Mutter fragte er nie nach seinem Vater. Aber Vaterlosigkeit führt unweigerlich dazu, dass sich das Kind fragt: Warum wollte er mich nicht? Während Big Frankie LeBron unter seine Fittiche nahm, lief in der Serie Der Prinz von Bel-Air eine Folge mit dem Titel Der verlorene Vater (im Original Papa’s Got a Brand New Excuse). In dieser Folge taucht Will Smiths Vater Lou, der Versager, nach 14 Jahren endlich auf. Will liebte es zu dieser Zeit, bei der Familie seines Onkels Phil zu leben, genauso wie LeBron es liebte, in Big Frankies Familie zu leben. Doch sobald Wills Vater auftauchte und andeutete, dass er seinen Sohn mitnehmen wolle, packte Will seine Tasche und war bereit, mit ihm zu gehen. Dann, an dem Tag, an dem sie zusammen abreisen sollten, ließ Wills Vater ihn im Stich. Onkel Phil sah den Schmerz in Wills Gesicht und tröstete ihn, indem er ihm erklärte, es sei okay, wütend zu sein. Will versuchte, so zu tun, als wäre er nicht verletzt. „Ich bin ja nicht mehr fünf“, sagte er. „Es ist nicht so, dass ich jeden Abend aufstehe und meine Mutter frage: ‚Wann kommt Papa nach Hause?‘ Wer braucht ihn schon? Er war nicht da, um mir beizubringen, wie ich meinen ersten Korb werfen sollte. Aber ich habe es gelernt, oder? Und darin bin ich verdammt gut geworden, Onkel Phil.“

LeBron sah die Sendung, und die Story traf bei ihm ins Schwarze. Es war, als ob Will Smith für ihn sprechen würde. Zum ersten Mal hörte LeBron etwas, das den Schmerz widerspiegelte, den er empfand. Sogar die Wut war authentisch.

„Weißt du was, Onkel Phil?“, dröhnte Smith. „Ich werde das College ohne ihn überstehen. Ich werde ohne ihn einen tollen Job bekommen. Ich werde eine schöne Frau heiraten und eine ganze Menge Kinder haben. Ich werde ein besserer Vater sein, als er es je war. Und dafür brauche ich ihn verdammt noch mal nicht. Weil er mir nie beibringen könnte, wie ich meine Kinder lieben kann!“

Als Smith anfing zu weinen, fing auch LeBron an zu weinen.

„Warum will er mich nicht, Mann?“, fragte Smith Onkel Phil, der die Arme um ihn legte.

Die Folge wurde in einem Wendejahr in LeBrons Leben ausgestrahlt. Auf verschiedene Weise wurde Big Frankie zu LeBrons Onkel Phil. An den meisten Tagen holte er LeBron von der Schule ab und fuhr ihn nach Hause. Er brachte ihm bei, wie man Basketball spielt. Und er machte ihm ständig Komplimente, die LeBron Selbstvertrauen gaben. „Dieser junge Mann hier“, erzählte Walker den Leuten stolz und zeigte auf LeBron, „wenn er Präsident der Vereinigten Staaten werden will, kann er es werden.“ Es war die Art von Worten, die ein stolzer Vater sagen würde. Aber Walker meinte es ernst. „Er bekommt nicht die Anerkennung, die er verdient“, sagte LeBron viele Jahre später über Walker. „Aber er war der Erste, der mir einen Basketball gegeben hat, und der Erste, der wirklich Interesse an mir gezeigt hat.“

Abgesehen davon, dass er LeBron den Basketball näherbrachte, übte Walker den vielleicht tiefgreifendsten Einfluss auf LeBron aus, indem er ihn in ein Umfeld mit weiteren hart arbeitenden Vätern brachte, die sich um die Jungs in der Innenstadt von Akron kümmerten. Einer der Männer, die LeBron während seines Lebens bei den Walkers kennenlernte, war Dru Joyce II. Er sollte der einflussreichste Trainer werden, dem LeBron in seiner Entwicklung als Basketball-Wunderkind begegnen würde.

Als junger Mann hatte Joyce danach gestrebt, seinen Lebensunterhalt als Footballtrainer zu verdienen. Aber als er 1978 sein Studium an der Ohio University abschloss, war es seine oberste Priorität, seine Frau zu unterstützen und eine Familie zu gründen. Er gab seinen Traum, ein professioneller Coach zu werden, auf und nahm eine Stelle bei Hunt-Wesson an, einer Tochtergesellschaft von ConAgra, wo er sich bis zum leitenden Handelsvertreter hocharbeitete. Nachdem er Bezirksleiter geworden war, siedelte Joyce seine Familie in Akron an, wo er und seine Frau Carolyn zwei Töchter bekamen. Dann, im Januar 1985 – einen Monat nach der Geburt von LeBron –, bekamen die Joyces einen Sohn. Sie nannten ihn Dru Joyce III. Seinen Spitznamen „Little Dru“ erhielt er schon früh. Als klar wurde, dass sein Sohn Basketball dem Football vorzog, begann Joyce, die Jugendbasketballmannschaft seines Sohnes in einer Freizeitliga in Akron zu trainieren. Zu diesem Zeitpunkt traf Joyce auf den neunjährigen LeBron James.

Joyce wusste von LeBrons Ruf als herausragender Footballspieler und beobachtete neugierig, wie LeBron in einem Spiel gegen andere Neunjährige als Point Guard spielte. An seinen Fähigkeiten im Umgang mit dem Ball muss noch gearbeitet werden, dachte Joyce. Aber LeBron war mindestens zehn Zentimeter größer als alle anderen im Team. Und er nutzte seinen Größenvorteil, um die Verteidiger auf dem Spielfeld zu unterstützen, und dribbelte sich in eine Position, in der er relativ leicht punkten konnte. Seine Fähigkeiten waren ungeschliffen, aber seine Instinkte waren fortgeschritten.