Legionär in der römischen Armee - Philip Matyszak - E-Book

Legionär in der römischen Armee E-Book

Philip Matyszak

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Beschreibung

Rom herrscht unangefochten vom Wüstensand Mesopotamiens bis in die Highlands von Kaledonien. Das Reich ruht auf den kräftigen Weltreiche erobern leicht gemacht! Was Legionäre wissen müssen Wie groß muss ich sein, um Soldat im römischen Heer werden zu können? Wie schwinge ich ein Schwert? Wie überlebe ich einen Feldzug und wie verhalte ich mich, wenn Rom meine Legion mit einem Triumphzug ehrt? Berufliche Entscheidungen wollen gut überlegt sein: In diesem etwas anderen Buch über Soldaten im alten Rom erfahren Sie alles Notwendige für eine erfolgreiche militärische Karriere im römischen Kaiserreich! - Witzig und informativ: Römische Geschichte, lebendig präsentiert! - 20 Jahre Dienst: Die Stationen vom jungen Rekruten bis zur wohlverdienten Pensionierung - Wo Sie mit den richtigen Beziehungen hinkommen: Dienstgrade in der römischen Armee - Die Rache der römischen Bürokratie: Umgang mit Deserteuren, Sklaven und Verbrechern - Wie Sie sich im Kampfgetümmel nicht blamieren: Die Waffen eines LegionärsSoldatenleben im alten Rom: So unterhaltsam kann ein Geschichtsbuch sein! Von der angemessenen Kleidung auf dem Schlachtfeld bis zu Waffenkunde und den Unterschieden zwischen den Legionen: Mit diesem Ratgeber passiert Ihnen auch im größten Schlachtengetümmel kein peinlicher Fauxpas! Lernen Sie, wie man ein Katapult abfeuert und wie sie Berber und Pikten unterscheiden können - sie werden es für ihre Karriere im römischen Heer benötigen. Der Historiker Philip Matyszak nimmt seine Leser mit auf eine Zeitreise in die Militärgeschichte - ein Buch, das in keinem Marschgepäck fehlen sollte!

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EPUB

Seitenzahl: 263

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Philip Matyszak, geb. 1958, wurde am St. John’s College, Oxford in alter Geschichte promoviert. Er unterrichtet am Madingley Hall Institute of Continuing Education (Cambridge University) und hat zahlreiche Publikationen zur Antike veröffentlicht, bei der wbg sind von ihm erschienen: Von zänkischen Göttern und tragischen Helden. Klassische Mythologie für Anfänger; Antikes Sammelsurium. Skurriles und Kurioses von Ovid bis Caesar.

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Leoni Hellmayr, Der Mann, der Troja erfand. Das abenteuerliche Leben des Heinrich Schliemann

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Arne Karsten, Volker Reinhardt, Kardinäle, Künstler, Kurtisanen.

Wahre Geschichten aus dem barocken Rom

Harald Lesch / Ursula Forstner, Wie Bildung gelingt. Ein Gespräch

Alle Titel und weitere Informationen zu wbg Paperback finden Sie unter www.wbg-wissenverbindet.de/paperback.

Philip Matyszak

Legionär in der römischen Armee

Der ultimative Karriereführer

Aus dem Englischen von Jörg Fündling

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die englische Originalausgabe ist 2009 bei Thames & Hudson unter dem Titel Legionary. The Roman Soldier’s (Unofficial) Manual erschienen.

© 2009 Thames & Hudson Ltd, London

Die deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;

Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.dnb.de abrufbar.

Das Werk ist in allen seinen Teilen urheberrechtlich geschützt.

Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig.

Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung in und Verarbeitung durch elektronische Systeme.

wbg Paperback ist ein Imprint der wbg.

3. unveränd. Aufl. 2021 (1. Aufl. 2010).

© der deutschen Ausgabe 2021 by wbg

(Wissenschaftliche Buchgesellschaft), Darmstadt

Die Herausgabe des Werkes wurde durch die Vereinsmitglieder der wbg ermöglicht.

Einbandabbildung: Peter Inker, © Thames & Hudson Ltd, London

Einbandgestaltung: Andreas Heilmann, Hamburg

Besuchen Sie uns im Internet: www.wbg-wissenverbindet.de

ISBN 978-3-534-27359-1

Elektronisch sind folgende Ausgaben erhältlich:

eBook (PDF): 978-3-534-74700-9

eBook (epub): 978-3-534-74701-6

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Inhaltsverzeichnis

Informationen zum Buch

Informationen zum Autor

Impressum

Inhalt

 I    Der Eintritt in die römische Armee

 II   Der Legions-Schnelltest

III   Karrierealternativen im Militär

IV  Die Ausrüstung

 V  Ausbildung, Disziplin und Rangordnung

VI   Leute, die Sie gern umbringen möchten

VII   Das Leben im Lager

VIII  Im Feld

IX    Wie man Städte erobert

 X    Die Schlacht

XI    Was kommt danach?

Karte des Römischen Reiches

Glossar

Danksagung

Literatur

Index

Bildnachweis

I  Der Eintritt in die römische Armee

Conscribe te militem in legionibus. pervagare orbem terrarum. inveni terras externas. cognosce miros peregrinos. eviscera eos.

Geh zu den Legionen, sieh dir die Welt an, reise in fremde Länder, triff faszinierende Leute und reiß ihnen die Eingeweide heraus.

In diesem Jahr, 100 n. Chr., einem der ersten Jahre der Herrschaft des Kaisers Marcus Ulpius Nerva Traianus (später als Traian bekannt), kennt Roms Imperium kein Ende. Unsere Grenzen erstrecken sich bis in die Wüsten jenseits des fernen Palmyra und quer durch die Sümpfe und Nebel Britanniens. Doch überall ist Roms Sicherheit bedroht. Intrigante Elemente unterwandern die Politik und schüren Aufruhr im Staatsapparat, wilde Barbaren suchen beständig nach einer Schwäche an den Grenzen und die neidische Großmacht Parthien bedroht den gesamten Osten. Gegen diese zahlreichen Gefahren stemmen sich zwei große Bollwerke – die Weisheit und Energie unseres Kaisers und die Macht der römischen Armee, die stets getreu das römische Volk schützt und ihm dient.

Der Augenblick ist nie günstiger gewesen, zur römischen Armee zu gehen. Drei Generationen, nachdem Kaiser Augustus sie zum Berufsheer gemacht hat, ist die römische Militärmaschinerie zur tödlichsten, raffiniertesten Streitmacht perfektioniert worden, die die Welt je gesehen hat. Alles ist mit römischer Gründlichkeit organisiert, von dem Augenblick an, da sich ein Rekrut verpflichtet, bis zu der Zeit nach seiner Pensionierung (oder seinem anständigen Begräbnis). Nachdem Britannien 40 Jahre lang (militärisch gesprochen) eine der interessantesten Ecken des Imperiums war, sind die trotzigen Briten weitgehend unterworfen, und die große Zeit der Feldzüge in nassen Socken ist vorüber. Die Aufmerksamkeit gilt jetzt dem lästigen Königreich Dakien jenseits der Donau, und auch die Abrechnung mit den Parthern im Wüstensand von Mesopotamien steht noch aus.

Roms Armee besitzt die weltweit modernsten Waffen und Ausrüstung, die ihr die Spitzenposition in den Kategorien Mobilität, Feuerkraft und Schutzwirkung sichern. Ein Legionär kann sein neues Zuhause in einem Militärstützpunkt überall im Reich finden, wo er lebt und trainiert, um in Topform zu sein, wenn die Armee ins Feld zieht. Für die richtige Art Rekrut bietet die Armee Orientierung, Aufstiegschancen und geregelte Einkünfte für die nächsten 20–25 Jahre. Dieser Karriereführer will Sie durch diesen ganzen Zeitraum begleiten, angefangen damit, wo und wie Sie sich verpflichten, bis hin zu den Feinheiten von Training, Bewaffnung und Exerzieren. Er gibt Ihnen Tipps, wie Sie die Schlacht und das Leben im Lager überleben, und weist schließlich den Weg in einen friedlichen, gut abgesicherten Ruhestand, wenn Ihre Tage als Soldat vorüber sind.

Die Pax Romana – der „Römische Friede“

Die Welt, soweit wir sie kennen, tritt gerade in eine Epoche beispiellosen Friedens und Wohlstands ein, die späteren Generationen als Pax Romana bekannt sein wird. Dieser „Friede“ heißt nicht, dass die Legionen nicht trotzdem viel Zeit damit verbringen, hinter den römischen Grenzlinien Feinde zu töten und sich töten zu lassen, aber innerhalb der Reichsgrenzen besteht eine Abmachung zwischen Rom und seinen Untertanen, dass die Untertanen nicht rebellieren und die Legionen im Gegenzug nicht ihre Städte niederbrennen und die Einwohner kreuzigen. Diese Politik funktioniert gut, verlangt von den Kaisern aber ein gewisses Maß an Geschicklichkeit und Kompetenz. Auch der wohlwollendste Kaiser pflegt potenziellen Unruhestiftern diskret mitzuteilen, dass er ein, zwei Legionen in bequemer „Plünderentfernung“ hat.

Imperator Caesar Marcus Ulpius Nerva Traianus, optimus princeps, Herrscher von Rom, Herr der bekannten Welt und ab sofort Ihr oberster Kriegsherr. Hier sehen wir ihn in Rüstung mit dem über einen Arm drapierten roten Generalsmantel. Traian, geboren 53 n. Chr. in der Baetica (Spanien), ist seit dem Jahr 98 Kaiser. Lang und ruhmreich möge er herrschen!

Wer kann eintreten?

Ohne die römische Armee gäbe es kein Rom. Soldat sein zählt zu den besten Traditionen der Stadt. Die meisten Kaiser Roms sind Soldaten gewesen und in den Tagen der Republik konnten nur wenige Politiker vor die Wähler treten und Ämter gewinnen, wenn sie nicht bereits Roms Feinden gegenübergetreten waren und Siege auf dem Schlachtfeld errungen hatten. Romulus, Cincinnatus, Cato der Censor und Cicero standen allesamt im Gefecht. Die Männer, die sie befehligten, waren römische Bürger und noch dazu Bürger von gutem Ruf, denn die Reihen der römischen Armee waren – und sind noch – für Sklaven, Verbrecher und Taugenichtse verschlossen.

Nicht von Eltern wie diesen [Nichtsnutzen] stammten die jungen Männer, die das Meer mit Karthagerblut färbten und die Pyrrhos, den mächtigen Antiochos und den furchtbaren Hannibal schlugen. Nein, es war die mannhafte Jugend der Soldaten vom Lande, junge Männer, die gelernt hatten, den Boden mit sabinischen Hacken zu wenden und auf Geheiß einer strengen Mutter Knüppel zu bringen, die sie in den Wäldern geschnitten hatten.

HORAZ, Oden 3,6, 33–41

So schrieb der Dichter Horaz, selbst so ein Bursche vom Land, der in den Legionen diente. Obwohl Horaz seine Militärkarriere glanzlos damit beendete, dass er in der Schlacht von Philippi 42 v. Chr. seinen Schild wegwarf und um sein Leben rannte, ist doch etwas dran an seinen Worten. Römische Rekruten zerfallen in drei Gruppen – die unfreiwillig einberufenen (lecti), diejenigen, die zugestimmt haben, sich anstelle eines Einberufenen freiwillig zu melden (vicarii), und schließlich jene, die wirklich zur Armee wollen (voluntarii). Ein ständiger Zustrom italischer voluntarii mit gutem Körperbau und gutem Ruf vor dem Kasernentor ist der Traum jedes Werbeoffiziers in der Legion.

Für alle, die mit dem Gedanken spielen, die nächsten rund zwei Jahrzehnte unter Roms Adlern zu verbringen, hier eine Übersicht, was von ihnen erwartet wird.

• Römisches Bürgerrecht. In völlig verzweifelten Situationen hat man auch Sklaven und Fremde für die Legionen rekrutiert. Heute sind die Zeiten anders. Ein peregrinus (Nichtbürger), der eine Armeekarriere sucht, sollte es bei den Auxilia probieren. Ein Sklave, der in die Armee zu kommen versucht, wird für seine Frechheit in die Bergwerke geschickt oder sogar hingerichtet.

• Familienstand: ledig. Heutzutage dürfen römische Soldaten nicht verheiratet sein. Allerdings gibt es nichts, was einen unglücklich Verheirateten daran hindert, in die Legion zu flüchten. Die römische Ehe ist eher eine bürgerliche Verbindung als ein religiöses Sakrament, und der Eintritt in die Armee dient als einseitige Scheidungserklärung.

• Vollständiger und gesunder Körper. Die römische Armee rekrutiert sich mit Vorliebe aus Berufen wie Metzger, Schmied oder Erntearbeiter, die gern etwas Schlimmeres „niedermähen“ wollen. Mit Blick auf die Berufsrisiken solcher Tätigkeiten werden die Finger an jeder Hand des Interessenten sorgfältig durchgezählt. Ein fehlender Daumen oder Zeigefinger bedeutet die Erklärung der Untauglichkeit. Es hat beschämende Fälle gegeben, in denen sich bei einem dilectus (einer Aushebung in Notfällen) Leute die Finger abgeschnitten haben, um dem Militärdienst zu entgehen. Wenn sich solch eine vorsätzliche Verstümmelung nachweisen lässt, wird sie hart bestraft.

• Die Körpergröße muss mindestens 5 Fuß 10 Zoll (römisch: ca. 1,66m) betragen. Bei besonders stämmig aussehenden Einzelfällen sind Ausnahmen möglich.

• Nur für Männer. Bewerbungen von Frauen und Eunuchen sind unerwünscht. Legionsleben ist Männersache. Manchen wird es trösten, dass Traian kürzlich verfügt hat, auch diejenigen dürften dienen, die einen ihrer Hoden verloren haben.

• Gute Sehkraft. „Tryphon, Sohn des Dionysios […] entlassen durch Gnaeus Vergilius Capito […] wegen schwacher Sehstärke nach grauem Star. Untersucht in Alexandria. Bescheinigung ausgestellt im 12. Jahr des Tiberius Claudius Caesar Augustus Germanicus am 29. Pharmouthi.“ (Urkunde über eine Entlassung aus dem Militärdienst vom 24. April 52 n. Chr., Papyrus Oxyrhynchus 39)

• Gute Führung. Eine Vergangenheit als Kleinkrimineller geht vielleicht durch, aber jeder, der sich mustern lassen will, um der Verfolgung wegen eines schweren Delikts zu entgehen, wird ohne Weiteres ausgestoßen, ebenso alle, die die Armee nutzen wollen, um sich aus der Verbannung wieder einzuschleichen.

• Das Empfehlungsschreiben. Legionsdienst ist heutzutage ein Privileg. Wie gut oder schlecht eine Soldatenkarriere anfängt, hängt wie so vieles im Römerleben von persönlichen Beziehungen ab. Wer einen Rekruten empfiehlt und mit welcher Begründung, das ist entscheidend für die künftige Laufbahn des Rekruten. Das Empfehlungsschreiben ist ein unentbehrlicher erster Schritt, und jeder, der an einen Eintritt in die Armee denkt, sollte sich darum kümmern, eine möglichst vollmundige Empfehlung von einer möglichst hochstehenden Persönlichkeit zu bekommen. Empfehlungsschreiben sind ein Teil des römischen Alltags und dienen als Referenz in allen möglichen Lebenslagen. Wer jemanden für die Armee empfiehlt, setzt sein eigenes Ansehen aufs Spiel. Es überrascht nicht, dass Empfehlungsschreiben von Armeeveteranen in der Regel sehr gut aufgenommen werden, besonders wenn sie jemand verfasst, der in der Einheit gedient hat, für die sich der potenzielle Rekrut bewirbt. Viel hängt auch davon ab, wie sehr diese Einheit zum Zeitpunkt der Bewerbung darauf aus ist, neue Rekruten aufzunehmen. Laut dem Satiriker Juvenal macht es eine Menge aus, ob man zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist.

Traian entscheidet

Plinius [Statthalter von Bithynien in Kleinasien] an Kaiser Traian: „Der ausgezeichnete junge Mann Sempronius Caelianus hat zwei Sklaven unter den Rekruten entdeckt und mir geschickt. Doch ich habe die Urteilsverkündung aufgeschoben, bis ich dich, den Wiederhersteller und Erhalter der Militärdisziplin, über die angemessene Strafe befragt habe. […]“ Traian an Plinius: „Sempronius Caelianus hat meinem Befehl entsprechend gehandelt, indem er solche Personen, über die im Prozess zu entscheiden ist, ob sie die Todesstrafe verdienen, an dich sandte. Es ist dabei jedoch ausschlaggebend, zu klären, ob diese Sklaven sich freiwillig gemeldet haben oder von den Offizieren ausgesucht wurden oder sich als Ersatzleute für andere meldeten [die zum Wehrdienst eingezogen wurden]. Wenn sie ausgehoben wurden, liegt der Fehler beim prüfenden Offizier; wenn sie Ersatzleute sind, bleibt die Schuld bei denen, die sie losgeschickt haben; falls sie sich aber im vollen Bewusstsein ihres Status freiwillig vorgestellt haben, muss die Strafe auf ihre eigenen Häupter fallen. Dass sie noch keiner Einheit zugeteilt sind, macht für ihren Fall keinen großen Unterschied; sie hätten nämlich am selben Tag ihre tatsächlichen Verhältnisse offenlegen müssen, als sie für diensttauglich erklärt wurden.“

PLINIUS DER JÜNGERE,Briefwechsel mit Traian (Briefe 10, 29–30)

Gallius, wer kann die Vorteile einer erfolgreichen Militärkarriere aufzählen? Denn ich hoffe, ich stehe unter einem Glücksstern, wenn mich die Lagertore als verängstigten Rekruten einlassen. Ein Augenblick echten Glücks bedeutet da mehr als ein Empfehlungsschreiben von Venus an Mars oder eins von seiner Mutter Juno.

JUVENAL, Satiren 16,1–6

Sollte die Legion keine Rekruten brauchen, kann sich der Freiwillige in einer Auxiliarkohorte oder gar im Flottendienst wiederfinden. Wenn die Auswahl an Rekruten reichlich ist, bekommen die mit den besten Empfehlungen die besten Jobs. „Halt diesen Brief vor dein Gesicht und stell dir vor, dass ich es persönlich bin, der mit dir spricht“, drängt der Schreiber eines solchen Empfehlungsschreibens einen Werbeoffizier, den er anscheinend von seinem eigenen Militärdienst her kennt.

Ein römischer Werber wie der Mann ganz rechts träumt vermutlich von so einem Andrang (wie hier auf der Traianssäule) frischer, gesunder Rekruten, die darauf brennen, sich zu einem Vierteljahrhundert Dienst bei den römischen Legionen zu verpflichten. Jeder entlaufene Sklave oder gesuchte Verbrecher in der Schlange kann sich auf Abweisung und Bestrafung gefasst machen.

Das Bewerbungsgespräch

Hat der angehende Rekrut seinen Empfehlungsbrief bekommen – die erste Waffe, die er für seine militärische Laufbahn braucht –, ist der nächste Schritt, sich zu einem Bewerbungsgespräch, der probatio, vorzustellen. Die probatio ist genau das, was ihr Name besagt. Sie ist ein Test. Er wird durchgeführt, ehe der Möchtegernlegionär vereidigt und zu seiner Einheit geschickt wird. Zweck der probatio ist es, sicherzustellen, dass der Mann derjenige ist, für den er sich ausgibt, und dass er außerdem einen Körperbau hat, der den Anforderungen standhalten kann, die man während der nächsten Monate und Jahre an ihn stellen wird. Das Empfehlungsschreiben wird sorgfältig gelesen, und der Gesprächsleiter wird nachfragen, wenn er das für nötig hält. Das bedeutet: Wer unter Vorspiegelung falscher Tatsachen eintritt (wie die im Briefwechsel mit Traian von Plinius erwähnten Sklaven), kann anfangs vielleicht die erste Hürde nehmen, wird später aber erleben, wie ihn langsam die Rache der römischen Bürokratie einholt.

Vereidigung

Falls der mit der Prüfung betraute Offizier an seinen angehenden Rekruten keinen Fehler entdecken kann, stellt er sie für ihren Soldateneid in einer Reihe auf. Bis zu jenem Moment, da er seinen Eid geschworen hat, ist der potenzielle Rekrut ein Zivilist und es steht ihm frei, Vernunft anzunehmen und ohne weitere Folgen aus der Kaserne wegzurennen wie ein panisches Kaninchen. Nach dem Eid ist er ein Soldat Caesars, und das Wegrennen bedeutet Desertion mitsamt der schrecklichen Strafe, die das nach sich zieht (vgl. „Disziplin“, S. 91). Einen Moment nachzudenken ist an dieser Stelle deswegen eine gute Idee. Was in den nächsten paar Minuten geschieht, wird die nächsten 20 Jahre prägen. Oder den Rest Ihres Lebens – je nachdem, was von beiden kürzer dauert.

Tritt vor, Rekrut Nummer eins, und schwöre bei diversen Göttern und unverbrüchlichen Eiden, dass du deinem Kommandanten folgen wirst, wohin er dich auch führen mag. Du wirst jedem Befehl mit Begeisterung und ohne Rückfragen gehorchen. Du verzichtest auf den Schutz des römischen Bürgerrechts und willigst in die Vollmacht deines Kommandanten ein, dich wegen Ungehorsam oder Desertion ohne Prozess hinzurichten. Du gelobst, unter den Feldzeichen die dir zugeteilte Dienstzeit abzuleisten und sie nicht zu verlassen, ehe dein Kommandant dich entlässt. Du wirst Rom treu dienen, und sei es unter Einsatz deines Lebens, und wirst gegenüber Zivilisten und deinen Kameraden im Lager die Gesetze achten. Glückwunsch, du bist jetzt ein Soldat Roms. Der Nächste!

Es kann sein, dass Rekrut Nummer zwei den Eid wiederholen muss, aber wenn es viele Anwärter abzuarbeiten gibt, können die folgenden Rekruten, nachdem Rekrut Nummer eins den ganzen Text vorgesprochen hat, sich verpflichten, indem sie vortreten und sprechen idem in me – „dasselbe gilt für mich“.

Erkennungsdienst und Marken

Nach der Vereidigung wird die Identität der Legionäre sorgfältig festgehalten. Das heißt, ihre Namen werden registriert und dazu alle Muttermäler, Narben oder besonderen Kennzeichen, mit deren Hilfe man sie als Deserteure in ziviler Tarnung erkennnen oder aus den Leichenhaufen auf einem Schlachtfeld herausziehen kann. (In zweihundert Jahren wird man sie außerdem tätowieren!)

C. Minucius Italus an Celsianus: […] Sechs Rekruten zum Eintrag in die Stammrolle. Namen und Erkennungsmerkmale wie folgt […] M. Antonius Valens, Alter 22, Narbe an der rechten Stirn [usw.; die Rekrutenliste geht noch weiter]. Empfangen durch Priscus [den Inhaber des Ranges] singularis. Avidius Arrianus […] von der Dritten Kohorte bestätigt, dass das Original dieser Abschrift in die Stammrolle der Kohorte eingetragen worden ist.

Papyrus Oxyrhynchus 1022

Dieser Eintrag ist Beweisstück zwei in der ständig wachsenden Akte, die den Legionär auf seiner Karriere begleiten wird. Die Unterlagen lassen sich mit dem Betreffenden durch die beschriebenen Erkennungsmerkmale verbinden, dazu durch das signaculum („kleine Erkennungsmarke“), das der Legionär nun erhält und in einer kleinen Tasche um den Hals tragen muss. Das signaculum ist ein Bleitäfelchen, das für den Soldaten denselben Zweck erfüllt wie die „Hundemarken“ zur Identifikation der Mitglieder späterer Armeen.

Mittlerweile verwendet man signacula ebenfalls zur Identifikation von persönlichen Besitzstücken und Sklaven, aber nur ein unkluger Zivilist würde in Gegenwart von Soldaten den offenkundigen Zusammenhang zwischen Letzteren und den genannten beiden Kategorien herstellen.

Auf Reisen

Vielleicht wartet schon eine kleine Abteilung Soldaten aus der Einheit, für welche die neuen Rekruten bestimmt sind, um sie zu ihrem neuen Zuhause zu führen, oder aber die Männer bekommen die nötigen Anweisungen, um auf eigene Faust hinzufinden. Das Legionsquartier kann vom Rekrutierungsort beträchtlich weit entfernt liegen, also erhalten die Rekruten ein viaticum – Reisegeld – zur Deckung ihrer Kosten unterwegs. Falls ein Offizier aus ihrer neuen Einheit sie begleitet, wird von ihnen erwartet, dass sie ihm ihr Geld übergeben, da der Offizier die Route schon früher bereist haben dürfte, die besten Quartiere kennt und Gruppentarife für seine Abteilung aushandeln kann. Eventuell übriggebliebenes Geld wird auf das Konto des Rekruten eingezahlt, wenn er seinen Bestimmungsort erreicht hat.

Einzelpersonen oder Gruppen, die zu klein sind, um eine Eskorte zu lohnen, können sich für eine Reise erster Klasse entscheiden und pleite ankommen oder unbequem übernachten und mit einem netten kleinen Startkapital eintreffen. Das ist eine nützliche Einführung ins Legionärsleben. Wie Sie noch sehen werden, gibt es viele Fälle, in denen es Ihnen möglich sein wird, sich entweder dafür zu entscheiden, sich relativen Komfort zu erkaufen oder aber die Zähne zusammenzubeißen und für die Pension zu arbeiten.

Das Eintreffen bei seiner Einheit ist etwas, das ein Soldat nie vergisst. Sie ist alles an Familie, was ein Legionär für die nächsten 20 Jahre haben wird.

Longinus Longus, Feldzeichenträger der 1. Lusitaner-Kohorte, an seinen Zenturio Tituleius Longinus: Ich bestätige den Empfang von 423 Denaren und 20 Obolen; bei besagter Summe handelt es sich um hinterlegte Gelder von 23 Rekruten, die bei dieser Zenturie eingetroffen sind am 6. Thoth [3. September] im 21. Jahr des edlen Caesar, unseres Herrn Traian.

(Papyrus aus Ägypten, 117 n. Chr.)

A. S. HUNT/C. C. EDGAR, Select Papyri II 368

II  Der Legions-Schnelltest

Milites exercitati facile intellegi possunt. abundant tamen tirones periculosi.

Profis sind berechenbar. Die Welt wimmelt von gefährlichen Anfängern.

Wenn man bedenkt, dass Rom bereits rund 700 Jahre im Geschäft ist, kann man schon einen kleinen Schock bekommen, sobald man sich klarmacht, dass der Staat erst seit weniger als einem Fünftel dieser Zeit eine Berufsarmee hat. Wenn Sie davor einen römischen Soldaten finden wollten, mussten Sie bloß einen beliebigen gesunden Römer auf der Straße anhalten. Es war damals sehr wahrscheinlich, dass dieser Mann die letzten paar Monate im Feld verbracht hatte und mit seinem General – der gleichzeitig römischer Konsul war – in die Stadt zurückgekehrt war, als die Saison für Feldzüge endete.

Eine kurze Geschichte der römischen Armee

500 v. Chr. Seinerzeit war das Soldatsein viel leichter, weil Roms Feinde um die Ecke wohnten. Als Rom beispielsweise gegen die Etrusker aus Veii kämpfte, konnten ein paar Offiziere mal schnell zum Abendessen nach Hause. Die Zeit zum Kämpfen begann im Frühjahr, wenn die Armee aufgestellt wurde, und endete im Herbst, wenn man sie entließ, sodass die Männer zuhause bei der Ernte helfen konnten. Jeder römische Soldat war Bürger – und umgekehrt. Wenn sich die Bürger versammelten, um abzustimmen, wer sie anführen sollte, taten sie das in Rom auf dem Marsfeld, nach Zenturien geordnet wie die römische Armee. Als Daumenregel galt: Jede Stimme hatte etwa so viel Gewicht wie die militärische Ausrüstung des Wählers. Als Erste stimmten die Ritter ab. Pferde sind schwer, also waren die Stimmen der Ritter enorm wichtig. Als Nächste kamen die Wähler der ersten Klasse – die, die sich eine schwere Rüstung, Schwerter und Schilde leisten konnten. Offensichtlich waren das angesehene Bürger, denen man besser zuhörte – nicht zuletzt, weil der Besitz solcher Ausrüstung bedeutete, dass diese Bürger, wenn sie wütend waren, der Obrigkeit ein paar buchstäblich bohrende Fragen stellen konnten. Noch eine Konsequenz dieser Wahlmethode war, dass die meisten wichtigen Angelegenheiten normalerweise durch die Ritter und die erste Klasse entschieden worden waren, bevor das Gesindel drankam, das mit Schleudern und spitzen Stöcken in die Schlacht zog. (Und wenn man die Ritter und die erste Klasse fragte, war das gar nicht schlecht so.)

300 v. Chr. Die ursprüngliche Standardeinheit der Armee war die Phalanx, ein fester Block aus Speerkämpfern. Nur war diese große, unbewegliche Einheit nicht gerade ideal, um hochbeweglichen Stammeskriegern durch die italischen Gebirge nachzujagen, also führte die Armee im 4. Jahrhundert v. Chr. den Manipel ein. Das war eine „Handvoll“ Männer (von manus, lateinisch „Hand“) oder, genau gesagt, 120 Mann. Die Soldaten kämpften in drei Reihen von Manipeln.

Die hastati stellten die vordersten Manipel. Sie bestanden aus frischen Rekruten, die unerfahren genug waren, um tapfer zu sein, und zu jung, um am Leben zu hängen. Die Männer dieser Manipel waren mit Schwertern und mit dem ausgerüstet, was bis heute die bevorzugte Wurfwaffe der Legion ist – mit dem schweren, pilum genannten Speer für kurze Reichweite.

Die principes, der zweite Manipel, hingen schon an ihrem Leben und kämpften desto verbissener, weil sie aus Erfahrung wussten, dass ein Sieg für sie die beste Garantie war, Frauen und Kinder wiederzusehen. Diese Soldaten waren ebenso bewaffnet wie die hastati, allerdings konnte ihre Rüstung hochwertiger sein.

Büste, die man für ein Bild von Gaius Marius hält. Marius’ Reformen betrafen nicht nur die römische Armee, sondern hatten auch weitreichende und nicht immer positive Auswirkungen auf die römische Geschichte.

Die triarii waren der Manipel in der letzten Reihe und bestanden aus Veteranen vom alten Schlag, die mit den langen Speeren aus der Phalanx kämpften und denen man zutrauen konnte, die Stellung zu halten, wenn alles andere versagte. Deshalb heißt der Ausdruck „es ist zu den triarii gekommen“ bis heute, dass die Lage verzweifelt ist.

100 v. Chr. Das konservative System der Republik zerstörte der demagogische General Marius, der dringend Soldaten brauchte. Damals führte Rom einen Eroberungskrieg in Numidien und bereitete sich auf einen Verteidigungskrieg gegen Germanenstämme aus dem Norden vor. Marius schaffte die Besitzregeln ab und brachte den Staat dazu, die Ausrüstung zu stellen. Außerdem führte er die Tradition ein, jeder Legion als ihr wichtigstes Symbol einen aquila zu übergeben, den Adler, der für Jupiter stand. Marius machte die Legionen zur Standardformation in der Schlacht, aufbauend auf der Kohorte, und so ist es noch heute.

Ein guter General war Marius zwar, nur dachte er oft nicht über die Folgen seiner Entscheidungen nach. Seine Systemveränderungen lösten kurzfristig Probleme, während sie für die Zukunft einen Riesenärger heraufbeschworen. Sobald der Staat einmal mit dem Ausrüsten der Soldaten angefangen hatte, begann die Entbäuerlichung der Armee, denn jetzt rekrutierte man die Legionäre nicht mehr nur aus den Landbewohnern, sondern auch aus den Armen in der Stadt. Da es keine Ernte gab, zu der die Stadtrekruten nach Hause mussten, blieben viele einfach bei der Fahne und verpflichteten sich Jahr für Jahr weiter. Das war ihren Generälen nur recht, weil Rom mit Kampagnen in so entlegenen Ecken wie Griechenland und Spanien begonnen hatte. (Um sicherzugehen, dass die Armee jedes Jahr zu Beginn der Feldzugsaison im Kriegsgebiet war, verlegte man den Jahresanfang auf Januar vor, und da ist er seitdem geblieben.) Das Problem war dann da, als die Soldaten nach rund zwei Jahrzehnten, in denen sie Jahr für Jahr anmusterten, zu alt zum Kämpfen waren und vom Staat verständlicherweise eine Altersversorgung erwarteten.

80 v. Chr. In diesem Fall meinte „Staat“ die Konsuln, die das nächste Gesetzespaket einbrachten, und da die Konsuln oft den Generälen verpflichtet – oder mit ihnen identisch – waren, die gerade einen Feldzug erfolgreich abgeschlossen hatten, begannen sich die Soldaten darauf zu verlassen, dass ihr General Vorsorge für ihr Leben nach dem Militär traf. Während das politische Leben in Italien immer turbulenter wurde, wurden die Generäle wichtiger und wichtiger. Die Politiker, über denen die Drohung eines Bürgerkriegs schwebte, entdeckten schnell, wie weitsichtig es war, große Mengen von arbeitslosen Einzelpersonen, die über beträchtliche Erfahrung in Nahkampfsituationen verfügten, nicht unnötig zu verärgern. Für Generäle wie Sulla und Pompeius wurde es zu einem Hauptziel, ihre Veteranen kampflos auf ein gutes Stück Land zu bekommen, nicht zuletzt, weil sich die Generäle dadurch die Dankbarkeit der Veteranen sicherten. Und falls es nötig wurde, waren diese Veteranen normalerweise bereit, wieder zum Schwert zu greifen, um sich zu revanchieren.

Ich bin Spurius Ligustinus aus der Tribus Crustumina und ich komme aus einer Sabinerfamilie. Mein Vater hat mir einen Viertelhektar Land hinterlassen und die kleine Hütte, in der ich geboren und aufgewachsen bin. Dort lebe ich heute noch. […] Ich habe 22 Dienstjahre in der Armee verbracht und bin nun über 50 Jahre alt. Aber selbst wenn ich meinen Dienst nicht fertig absolviert hätte und wenn ich aus Altersgründen nicht dienstbefreit wäre, dann wäre es immer noch richtig, wenn ich entlassen würde.

LIVIUS, Römische Geschichte 42,34,2; 11–12

[Octavian] griff nach dem Konsulat, als er 20 war. Er brachte die Legionen in bedrohliche Nähe der Stadt [Rom] und schickte Gesandte, die im Namen der Armee den Konsulat für ihn forderten. Als der Senat zögerte, schlug der Anführer der Abordnung, ein Zenturio namens Cornelius, seinen Mantel zurück und ließ seinen Schwertgriff sehen. Er teilte dem Senat ohne Hemmungen mit: „Das wird ihn zum Konsul machen, wenn ihr es nicht macht.“

SUETON, Leben des Augustus 26,1

31 v. Chr. Die politische Krise gipfelte in den 18 Jahren zwischen 49 und 31 v. Chr., als die Armeen des Pompeius gegen die Caesars kämpften und dann Octavian (der spätere Augustus) gegen Marcus Antonius antrat. (Für die Einzelheiten der großen triumviralen K.-o.-Runde der innerrömischen Endausscheidung, bekannt unter dem Namen Bürgerkriege, empfehlen wir die Historien Appians.) Man schätzt, dass in diesen 18 Jahren innerer Auseinandersetzungen fast eine halbe Million Männer zu den Waffen gerufen wurde. Selbst wenn wir rund 50 Prozent Schwund durch Tod, Ruhestand oder Desertion während dieser Zeit einkalkulieren, blieben damit noch immer gut 60 Legionen im Einsatz. Von den Soldaten abgesehen, die anderswo im Reich dienten, erschienen 47 Legionen zum Höhepunkt der Bürgerkriege, der Schlacht bei Actium 31 v. Chr. Hier kämpfte Octavian mit Marcus Antonius und Kleopatra um die Herrschaft über die uns bekannte Welt. Als der Rauch sich verzog, war es Octavian, der als Letzter noch auf den Beinen war und, indem er Antonius’ Männer seiner eigenen Streitmacht einverleibte, eine der größten Armeen erbte, die die Welt je gesehen hat.

Dieser Silberdenar des Marcus Antonius wurde kurz vor der Schlacht bei Actium geprägt und zeigt in weiser Voraussicht eine gefechtsklare Trireme. Bei Actium waren zwar mehr Legionen anwesend als jemals sonst in der römischen Geschichte, aber viele Soldaten schauten bloß zu, während sich das Schicksal des Imperiums zur See entschied.

Die augusteische Neuordnung

Allen Vorteilen einer supergroßen Armee zum Trotz, einen unüberwindlichen Nachteil gab es: Der römische Staat konnte sie sich nicht leisten. Selbst heute noch, über 100 Jahre später, ist der Unterhalt der Armee die größte Belastung für die Staatskasse – tatsächlich ist dieser Ausgabenposten, wenn man Bauprojekte wie Straßen dazurechnet (die übernimmt sowieso häufig die Armee), größer als alle übrigen Staatsausgaben zusammen. Octavian musste der Armee schnell eine Schlankheitskur verordnen und um die 100.000 Mann entlassen, und zwar so, dass sie keine Einwände gegen ihre Entlassung hatten.

Die Lösung des Problems war typisch für den raffiniertesten Politiker Roms. Octavian war entscheidungsfreudig, rücksichtslos und effizient. Er nahm einfach vielen wohlhabenden Gemeinden Italiens das Land weg und gab es den Ex-Soldaten. Das sorgte für große Bestürzung bei den italischen Völkern, aber da die Landräuber Armeeveteranen waren, wäre es äußerst unklug gewesen, allzu lautstark zu protestieren. Horaz, der oben erwähnte Soldat, der auf Dichter umgeschult hatte (s.S. 10), schrieb seine frühen Gedichte als herbe Anprangerung der Leiden, die diese Neuordnung in seiner Heimatstadt ausgelöst hatte. Doch wie viele andere auch verwandelte er sich unter dem Eindruck der Vorzüge des Friedens im Kaiserreich nach und nach in eine Stütze der Regierungspartei.

Hilfreich war auch, dass viele der Soldaten, denen man jetzt den Abschied gab, Eingezogene waren, die darauf brannten, heimzukehren. Außerdem erlaubte die Eroberung Ägyptens es Octavian, denjenigen eine Prämie in bar zu geben, die kein Land in Italien oder in einer der Kolonien wollten, die die Reichsregierung in den Provinzen ansiedelte. Von 60 Legionen unter Waffen ging Rom zu 28 über, was kurzfristig hunderte Millionen Sesterzen kostete, aber auf lange Sicht gigantische Summen einsparte.

Nach 6 n. Chr. wurde das Verfahren, wie man Soldaten nach ihrem Abschied ansiedelte, durch die Einrichtung des aerarium militare, der Militär-Staatskasse, auf die heutige Grundlage gestellt. Augustus (wie Octavian sich inzwischen nannte) gründete einen Fonds, indem er 170 Millionen Sesterze aus seinem Privatvermögen in den Spartopf steckte. Später bestand er darauf, dass die Bürger von Rom den Fonds durch Zwangsbeiträge flüssig hielten, nämlich durch eine Mehrwertsteuer von einem Prozent auf Versteigerungen und fünf Prozent Erbschaftssteuer (außerdem gibt es für die eigentliche Staatskasse eine allgemeine Steuer von zehn Prozent – und auch davon kriegt die Armee einen ganzen Batzen, wie wir gesehen haben).

Es wäre zwar nicht richtig, wenn man sagte, dass Augustus eine halbprofessionelle Armee aus Bürgersoldaten vorfand und in ein reguläres stehendes Heer umwandelte, denn die Vorgänge, die die römische Armee seiner Zeit entstehen ließen, waren schon vor der Zeit Caesars im Gang gewesen. Doch auf jeden Fall schuf Augustus klare Verhältnisse und machte aus Gewohnheiten verbindliche Vorschriften; die Armee, die er bei seinem Tod hinterließ, ist eindeutig schon die von 100 n.Chr.

Augustus war es auch, der die Dienstzeit auf 20 Jahre festlegte (woraus in der Praxis eher um die 25 Jahre wurden) und es den Soldaten verbot, in dieser Zeit zu heiraten. Augustus verdankt es ein Soldat, der entlassen wird, außerdem, dass er sich auf eine Abfindung im Wert von rund 14 Jahresgehältern freuen kann.

Schaubild einer Legion in Manipulartaktik. Die Aufstellung der Männer in kompakten, halbautonomen Blöcken verlieh der Legion große Flexibilität, dank der die Römer Feinde wie die kompakte, aber schwer manövrierbare makedonische Phalanx zerschmettern konnten.

Die Kohorten und Kopfstärken

Kohorten umfassen jeweils sechs Zenturien, und weil die Zenturie von 100 auf 80 Mann geschrumpft ist, ergibt das 480 Mann pro Kohorte. Zehn Kohorten à 480 Mann ergeben eine Legion oder 6000 Soldaten. Wer eine Planstelle beim Zahlmeister möchte, wird eine Unstimmigkeit in diesen Zahlen bemerkt haben, denn mit CDLXXX Mann mal X Kohorten komme ich nicht auf MMMMMM Soldaten. Die zusätzlichen Leute, die die Zahl wirklich auf 6000 bringen, kommen von der ersten Kohorte, die eine Einheit doppelter Stärke mit 800 Mann ist. Tatsächlich sind 6000 Mann das absolute Maximum – inklusive Köchen und Reserven. Im rauen Alltag sind die Legionen immer chronisch unterbesetzt, also ist man mit 4800 in einer Durchschnittslegion wahrscheinlich näher dran an der tatsächlichen Zahl der Soldaten.

Welche Legion passt zu mir?