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<p><strong>Stellen Sie Ihre Patienten wieder auf die F&uuml;&szlig;e!</strong></p> <p>Die Fu&szlig;reflexzonentherapie bietet zahlreiche Vorteile: Sie ist leicht erlernbar, vielseitig einsetzbar und sie l&auml;sst sich hervorragend mit anderen Therapieverfahren kombinieren.</p> <p>Hanne Marquardt ist die Koryph&auml;e auf diesem Gebiet. Ihr Lehrbuch ist auch das offizielle Ausbildungskursbuch. Es besticht durch einen klaren didaktischen Aufbau und eine praxisnahe Konzeption.</p> <p>Das Buch zeigt die genaue praktische Anwendung mit bew&auml;hrten Behandlungsvorschl&auml;gen. Handkolorierte Zeichnungen der Reflexzonen erleichtern das Verst&auml;ndnis der Methode. Damit gelingt es dem Einsteiger m&uuml;helos, sich in die Methode einzuarbeiten. Und dem bereits Praktizierenden bietet der Titel eine F&uuml;lle von Anregungen.</p> <p>Neu in der 8. Auflage</p> <ul> <li>&uuml;berarbeitet und aktualisiert</li> <li>neue Fotos zu den Grifftechniken</li> <li>Behandlung der Muskelzonen von Schulterg&uuml;rtel, R&uuml;cken und Becken</li> </ul>
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Seitenzahl: 482
Hanne Marquardt
8., aktualisierte Auflage
83 Abbildungen
gilt allen Lehrtherapeutinnen und -therapeuten, die mit vielfachen Erfahrungen in ihrer Praxis- und Unterrichtstätigkeit zum aktuellen Erfahrungs- und Wissensstand der Reflexzonentherapie am Fuß beigetragen haben und es weiterhin tun. Dadurch bleibt die „Fußreflex“ zeitgemäß und nah am heutigen Patienten.
Vor allem aber schaue ich in Dankbarkeit zurück auf die vergangenen Jahrzehnte, in denen Tausende von Therapierenden dieses Wissen mit großer Begeisterung und Beharrlichkeit in den verschiedenen Zweigen ihrer täglichen Praxisarbeit angewendet haben. Ohne sie wäre diese spezielle Therapie in weiten Teilen lediglich theoretisches Buch-Wissen.
Den Mitarbeitern des Verlages, besonders Frau Monika Grübener, bin ich dankbar für die langjährige gute und stets konstruktive Zusammenarbeit. Hier ist das Lehrbuch nach wie vor in guten Händen. Ich weiß besonders zu schätzen, dass die 8. Auflage wieder im international etablierten Thieme Verlag erscheint.
Der Grafikerin Christiane Schott gebührt auch bei dieser Auflage Anerkennung und Dank für die sorgfältige Ausarbeitung der neuen und die Korrekturen der vorhandenen Abbildungen. Dass die Zeichnungen weiterhin in handkolorierter Form gehalten sind, ist Absicht: Bei allem technischen Fortschritt sollten wir bedenken: Fußreflex ist – im Wortsinn – bis heute „berührende Hand-Arbeit“, von Mensch zu Mensch. Und deshalb meine ich, dass persönliche Zeichnungen das Lebendige am besten wiedergeben.
Im Sinne der chinesischen Weisheit „Gedenke der Quelle, wenn du trinkst“ danke ich einer guten Schicksalsfügung, die mir seit 1958 einen sehr kreativen und eigenständigen Lebensweg ermöglicht hat. Die jahrzehntelange Gestaltung dieser manuellen Komplementärmethode gab mir nicht nur beruflich, sondern auch persönlich vielfältige Entwicklungschancen und Sinnerfüllung.
Hanne Marquardt
Bereits in der 7. Auflage des Lehrbuches wurden viele der unterschiedlichen Fußreflex-Themen, die zuvor lediglich in unseren praktisch ausgerichteten Kursen weitergegeben wurden, schriftlich dargestellt.
Diese bewährte Richtung führt die 8. Auflage des Lehrbuchs weiter. So sind spezielle Erfahrungen, die längst in den Praxisalltag integriert wurden, neu in schriftlicher und in Bildform zugefügt. Das bezieht sich u.a. auf detaillierte Zeichnungen der Muskelzonen und Behandlungsvorschläge in Kap. ▶ 10.3. Auch die meisten der Jahrzehnte nach ihrer Entstehung „altmodisch“ anmutenden Fotos der Grifftechnik sind erneuert.
Da die Patienten von heute längst nicht mehr so „gesund“ und einfach krank sind wie früher, bestätigt es sich, wie zeitgemäß die Fußreflex-Arbeit in ihrer Brückenfunktion ist: Sie zeigt sich als komplementäre (= ergänzende) Behandlungsart kompatibel mit den meisten der anderen manuellen und naturheilkundlich ausgerichteten Methoden. Nach wie vor aber hat auch ihre alleinige Anwendung einen hohen Stellenwert.
Bei der 8. Auflage hat sich die Gruppe unserer Lehrtherapeutinnen und -therapeuten in besonderer Weise eingebracht: Jede/Jeder hat sich eine Anzahl von Seiten gewählt und sie aufmerksam mit dem eigenen Erfahrungshintergrund auf Ergänzungen oder Änderungen hin geprüft.
Zudem haben wir uns gemeinsam weit intensiver als bisher mit den Zonen des Gehirns beschäftigt. Die des Homunculus sind von einigen Lehrkräften seit Längerem erarbeitet und werden bereits praktisch unterrichtet und angewandt. Da die Patienten von heute jedoch deutlich mehr als früher unter emotionalen Belastungen jeglicher Art leiden, stehen jetzt die Zonen des limbischen Systems im Vordergrund. Unsere Lehrergruppe stellt sich diesem Thema in der nächsten Zeit mit der bewährten Ernsthaftigkeit und Gründlichkeit, bis die neuen Aspekte in Theorie und Praxis „spruchreif“ sind.
Diese und weitere Erfahrungen zeigen mir aufs Neue: Das persönlich-fachliche Engagement und die Begeisterung unserer Lehrkräfte für die Fußreflex ist in all den Jahren lebendig geblieben. Manche sind bereits über 40 Jahre dabei, neue Lehrtherapeuten kommen dazu. All das ist für mich Grund zu großer Dankbarkeit.
Königsfeld-Burgberg, im Sommer 2019Hanne Marquardt
Es war vor etwa 25 Jahren noch eine Mutfrage, ein therapeutisch-professionelles Fachbuch in einem persönlich gehaltenen Stil zu schreiben und ihm in Wort und gestalterischer Ausführung ein eher unübliches Format zu geben. Es hat sich jedoch bis heute bewährt. Deshalb danke ich allen, die mich damals in der Entscheidung beraten und unterstützt haben.
Als Leitfaden, an dem ich die Lesenden in die praktische Arbeit begleiten möchte, wählte ich das Verständnis für innere Lebenszusammenhänge, wie sie sich in ihrer speziellen Entwicklung des Prinzips der Formenanalogie zwischen Mensch und Fuß in der RZF erkennen und therapeutisch erfassen lassen.
Bei aller Faszination der theoretischen Überlegungen, Hypothesen und Arbeitsmodelle zur wissenschaftlichen Beweisführung der RZF ist zu bedenken, dass wir es im wirklichen und „leibhaftigen“ Praxisalltag immer mit dem ganzen Menschen in allen seinen Dimensionen zu tun haben. „Die Person als Ganzes entzieht sich der Wissenschaftlichkeit.“ (Victor Frankl)
Königsfeld-Burgberg, im August 1993 Hanne Marquardt
Aus zwei Gründen komme ich gerne der Bitte nach, das Vorwort für dieses Buch zu schreiben: Zum einen habe ich mich als Akupunkteur seit Jahren mit dem Phänomen von Ganzkörperprojektionen – im Sinne von Reflexzonen und Somatotopien – beschäftigt. Zum anderen kenne ich Hanne Marquardt schon sehr lange persönlich und habe die tiefgreifende und überzeugende Wirkung der Fußreflexzonentherapie am eigenen Leibe erfahren.
In den letzten Jahrzehnten sind immer neue holographische Projektionsfelder des Organismus auf umschriebenen Körperteilen entdeckt worden, so an Ohr, Schädel, Nase, Hand und in der Mundhöhle. Weltweit nutzt eine Vielzahl von Therapeuten diese Mikrosysteme in der Praxis zum Wohle der Patienten. Die Behandlung am „Mikrosystem Fuß“ kann wohl als die älteste, verbreitetste und am meisten in die therapeutische Erfahrung eingebrachte Reflextherapie gelten; von daher bedarf sie keiner Empfehlung mehr.
Der wissenschaftliche Beweis des Wirkungsmodus lässt allerdings noch Fragen offen: Die in der täglichen Arbeit am Mikrosystem erlebten therapeutischen Ergebnisse reichen über das hinaus, was sich aus den bekannten nervalen Reflexmechanismen herleiten ließe.
Ohne Berücksichtigung ihres grundsätzlich phänomenologischen Charakters lassen sich die Mikrosysteme weder begreifen noch einordnen. Ihrem Wesen und ihrer Funktion nach sind sie Selbstabbildungen des Ganzen – des Makrosystems –, und zwar ein jedes auf sehr individuelle und spezifische Art. Ihre Bedeutung liegt in den systemischen Wechselbeziehungen, die sie mit dem Ganzen – und auch gegenseitig – unterhalten: in regelkreisartigen Vermaschungen, die auf Homöostase und Harmonisierung abzielen.
Die moderne Physik beginnt, sich an einem „holographischen Universum zu orientieren“ (David Bohm). Die Chaos- und Fraktalforschung bieten einen Einblick in die ungezügelte Offenheit nichtlinearer Systeme, die letztlich in dem konstant wiederkehrenden Spiegelbild des Ganzen einen ordnenden Finalismus transparent werden lassen. Aus China, dem Mutterland der Akupunktur, kommt eine neue Theorie, die die holographischen Phänomene bei Pflanze, Tier und Mensch embryonal erklärt und daraus überraschende praktische Umsetzungen in der Agrikultur wie auch in der Medizin ableitet.
In diesen Zusammenhang passt auch die folgende Anmerkung J. W. von Goethes: „Kein Phänomen erklärt sich an und aus sich selbst; nur viele zusammen überschaut, methodisch geordnet, geben zuletzt etwas, das für Theorie gelten könnte.“
Wesentlicher als der quantitative Summationseffekt ist der qualitative Aspekt, der zum Zusammenhalt aller Teile führt. Die Teile gewährleisten das Ganze, da sie dessen Information als Engramm in sich tragen. Die Botschaft dieses Ganzen – wie kann sie anders lauten als wiederum Ganzheit?
Die Furcht, die Grundlage unseres menschlichen Selbstverständnisses könnte durch die Anerkennung von Analogien und Selbstspiegelungen, von akausalen und finalistischen Verknüpfungen ins Wanken kommen, entspringt noch dem alten materiellen Welt- und Menschenbild. Aber die Zeit geht weiter und geht über uns hinweg, wenn wir nicht den Mut haben zu erkennen und anzuerkennen, was in uns und in unserem Umfeld vielfach offensichtlich ist.
Seit 1958 befasst sich Hanne Marquardt mit den Füßen. Ihr Name ist untrennbar mit dieser Methode verbunden: Sie gilt zu Recht als die Person, die der Reflexzonentherapie am Fuß in medizinischen Fachkreisen durch die Entwicklung eines praxisbezogenen Unterrichtsmodells zur Verbreitung und Akzeptanz über Deutschlands Grenzen hinaus verholfen hat. Die Methode steht inzwischen als bewährte Therapie zur Verfügung; nicht nur Hanne Marquardt allein, sondern zahllose Therapeuten nach und neben ihr haben die einzelnen Zonen auf den Prüfstand der täglichen Praxis gelegt und am Patienten bestätigt bekommen. Dieses Buch, von Hanne Marquardt ganz neu geschrieben, umfasst ihr gesamtes berufliches Lebenswerk an Erfahrung und ausgereiften Erkenntnissen.
Der Umgang mit Phänomenologien und Analogien verlangt ein klares und ordnendes Konzept: Hanne Marquardt ist nicht nur die intuitiv begabte, sensible Therapeutin, sondern zeichnet sich gerade durch ihre Stringenz im Denken und Formulieren, durch ihre Sachlichkeit und Exaktheit aus. Kraft dieser fachlichen Autorität hat sie die Methode der Fußreflexzonentherapie lehrbar gemacht und zahllose Schülerinnen und Schüler ausgebildet. Ihr eigentliches Charisma aber liegt in ihrer Zuwendung zum Menschen: Sie lehrt ihre Schüler mit überzeugender Selbstverständlichkeit, dass durch eine liebevolle Berührung und Behandlung der Füße auch die innere Achtung vor dem Schicksals- und Lebensweg eines jeden Patienten wachsen und wahrnehmbar werden kann.
Allein schon die vielen praktischen Hinweise von Hanne Marquardt, wie die Therapierenden ihre Patienten annehmen und durch Leidenssituationen hindurch begleiten und führen können, geben dem Buch ein Gewicht, das es weit über ein Fachbuch hinaushebt.
Jochen Gleditsch
Die Wirksamkeit des Unsichtbaren im Sichtbaren
Dreißig Speichen enden in einer Nabe;doch erst das Loch in der Nabewirkt des Rades Brauchbarkeit.Ton knetend bildet man Gefäße;doch erst ihr Hohlraumgibt ihnen Brauchbarkeit.Mauern, von Fenstern und Türen durchbrochen,bilden Räume;doch erst die Leere des Raumsgibt ihnen Brauchbarkeit.So gibt das Stoffliche zwar Eignung,das Unstoffliche aber erst den Wert.Lao Tse
Titelei
Mein Dank
Vorwort zur 8. Auflage
Auszug aus dem Vorwort zur 1. Auflage
Geleitwort zur 1. Auflage
Teil I Grundlagen
1 Historische Entwicklung der Fußbehandlung
1.1 Erste geschichtliche Hinweise
1.2 Entwicklungen in der Neuzeit
1.3 Der Weg von der Reflexology zur Reflexzonentherapie am Fuß
1.4 Was sind Reflexzonen am Fuß? Eine Annäherung aus dem heutigen Verständnis von Lebensvorgängen
1.4.1 Zusammenhänge, die in der Schulmedizin bekannt sind
1.4.2 Neue Wege in Forschung und Wissenschaft – allgemein
1.4.3 Neue Wege im medizinisch-therapeutischen Bereich
1.4.4 Reflexzonen als Mikrosysteme und Informationsträger
1.4.5 Hinweise auf Existenz und Wirkung der Reflexzonen am Fuß
1.4.6 Praktische Arbeitsmodelle zum Auffinden der Zonen am Fuß
1.4.7 Zusammenfassung
1.4.8 Kurzform für die tägliche Praxisarbeit
2 Zwei Arbeitsmodelle für den praktischen Einstieg in die RZF
2.1 Das Rasterbild nach William FitzGerald
2.1.1 Vertikale 10-Zonen-Einteilung
2.1.2 Horizontale Einteilung
2.2 Makrosystem Mensch, erkennbar in seinen verschiedenen Mikrosystemen
2.2.1 Formenanalogie zwischen Mensch und Fuß
2.2.2 Anatomische Zuordnung der Zonen am Fuß
3 Die therapeutischen Grundgriffe, Berühren – Behandeln
3.1 Berührung
3.2 Grifftechnik
3.2.1 Daumen-Grundgriff
3.2.2 Zeigefinger-Grundgriff
3.2.3 Alternierende Streichungen
3.2.4 Dehnungsgriff
3.2.5 Sedierender Verweilgriff
3.2.6 Regeln zur Anwendung der Griffe
3.2.7 Lernhilfen
3.3 Zusammenfassung
4 Kennzeichen belasteter Zonen Die situationsgerechte Dosierung
4.1 Hinweise auf Zonenbelastungen
4.2 Zeichen der situationsgerechten Dosierung
4.3 Umgang mit Überreaktionen während der Behandlung
5 Indikationen – Kontraindikationen
5.1 Bewährte Indikationen für den Anfang
5.2 Kontraindikationen
5.2.1 Absolute Kontraindikationen
5.2.2 Relative Kontraindikationen
6 Stabilisierung und Harmonisierung des vegetativen Nervensystems
6.1 Ausgleichsgriffe für Physis und Psyche
6.1.1 Allgemein
6.1.2 Fersengriff
6.1.3 „Energie-Käppchen“
6.1.4 Atemausgleichsgriff
6.1.5 Handflächen-Fußsohlen-Griff
6.1.6 Yin-Yang-Griff
6.1.7 Solarplexusgriff
6.1.8 „Kleiner Energiekreislauf“
6.1.9 Die Lemniskate – das Unendlichkeitszeichen
6.1.10 „Leistenöffner“
6.1.11 Praktische Hinweise
6.2 Eutonische Griffe zum Spannungsausgleich
6.2.1 „Spielraumgriff“
6.2.2 Schulter-Arm-Griff
6.2.3 Rücken-Bein-Griff
6.2.4 Kreuzbeingriff
6.3 Sphinkterbehandlung zum vegetativen Ausgleich
6.3.1 Praktische Anwendung
6.3.2 Weitere Möglichkeiten
6.3.3 Sedieren – Tonisieren?
6.4 Zusammenfassung
7 Vorbereitung zur Behandlung
7.1 Das Verhältnis zwischen Behandelten und Therapierenden
7.2 Instruktion der Patienten
7.3 Erstellen einer Anamnese
7.4 Lagerung während der Behandlung
7.4.1 Allgemeines
7.4.2 Variationen
7.5 Ordnung der Therapierenden
7.5.1 Aufbau der Sitzhaltung
7.5.2 Beachtung der eigenen Atmung
7.5.3 Der gesunde Abstand
7.5.4 Zusammenfassung
8 Der Schmerz – sein Sinn und seine Bedeutung
8.1 Gesundheit – Krankheit – Schmerz
8.2 Verschiedene Schmerzempfindungen in den Zonen, Arbeitsweise
9 Grenzen der schriftlichen Festlegung von Zonen
9.1 Abweichungen innerhalb der Zonenzuordnung
9.1.1 Physiologische Abweichungen in der Lage der Zonen
9.1.2 Pathologische Abweichungen
9.1.3 Zusammenfassung
9.2 Wechselwirkungen zwischen Belastungen im Fuß und im Organismus
9.2.1 Wirkungen von Belastungen im Fuß
9.2.2 Wirkungen von Belastungen im Organismus
9.2.3 Weitere Deutungen des Fußbefundes
9.2.4 Zusammenfassung
9.3 Reflexzonen der Füße
9.4 Beziehung zwischen Makro- und Mikrosystem des Menschen
10 Die einzelnen Zonengruppen
10.1 Einleitung
10.2 Zonen des Kopfes und des Halses
10.2.1 Allgemeine Hinweise
10.2.2 Zeichnung der Zonen
10.2.3 Anatomische Lage der Zonen
10.2.4 Arbeitsweise
10.3 Zonen der Wirbelsäule, des Thorax und des Schultergürtels
10.3.1 Allgemeine Hinweise
10.3.2 Zeichnung der Zonen
10.3.3 Anatomische Lage der Zonen
10.3.4 Arbeitsweise
10.4 Zonen der harnableitenden Wege, der Knochen und des Gewebes des Beckens bis zum Knie
10.4.1 Allgemeine Hinweise
10.4.2 Zeichnung der Zonen
10.4.3 Anatomische Lage der Zonen
10.4.4 Arbeitsweise
10.5 Zonen der endokrinen Drüsen
10.5.1 Allgemeine Hinweise
10.5.2 Zeichnung der Zonen
10.5.3 Anatomische Lage der Zonen
10.5.4 Arbeitsweise
10.6 Zonen der Atemorgane und des Herzens
10.6.1 Allgemeine Hinweise
10.6.2 Zeichnung der Zonen
10.6.3 Anatomische Lage der Zonen
10.6.4 Arbeitsweise
10.7 Zonen des Verdauungstraktes
10.7.1 Allgemeine Hinweise
10.7.2 Zeichnung der Zonen
10.7.3 Anatomische Lage der Zonen
10.7.4 Arbeitsweise
10.8 Zonen des Lymphsystems, Solarplexus
10.8.1 Allgemeine Hinweise
10.8.2 Zeichnung der Zonen
10.8.3 Anatomische Lage der Zonen
10.8.4 Arbeitsweise
10.9 Differenzierte Zonen des Schultergürtels und der Rücken- und Beckenmuskulatur
10.9.1 Allgemein
10.9.2 Schulter-Arm-Syndrom
10.9.3 Ergänzungen zu den erweiterten Muskelzonen
10.9.4 Arbeitsweise
10.9.5 Zusammenfassung
Teil II Praxis
11 Die Erstbehandlung als Befunderstellung
11.1 Einspüren
11.2 Sichtbefund – Inspektion
11.2.1 Statik des Fußes
11.2.2 Gewebe des Fußes
11.2.3 Haut und Nägel
11.2.4 Temperatur der Füße
11.3 Tastbefund – Palpation
11.3.1 Feststellen eines Leitwertes
11.3.2 Praktische Durchführung des Tastbefundes
11.3.3 Unterscheidung zwischen Symptom- und Hintergrundzonen
11.3.4 Beispiele für gleiche Symptom-, aber unterschiedliche Hintergrundzonen
11.3.5 Zusammenfassung
11.4 Einzeichnen der Zonen in die Befundkarte
11.5 Ausnahmesituationen für den Erstbefund
11.6 Abschluss der Erstbehandlung
11.6.1 Nachruhe
11.6.2 Selbstbeobachtungen der Patienten und deren Rückmeldungen
11.7 Zusammenfassung
12 Aufbau der Folge- und Schlussbehandlungen
12.1 Überblick
12.1.1 Zusammenfassung
12.2 Arbeitsweise in den Folgebehandlungen
12.2.1 Behandlung der belasteten Zonen
12.2.2 Setzen von Schwerpunkten
12.3 Schlussbehandlung
12.3.1 Durchführung des Schlussbefundes
12.3.2 Zusammenfassung
13 Dauer und Intervalle der Behandlungen
13.1 Dauer des Erstbefundes und der Folgebehandlungen
13.2 Behandlungsintervalle
13.3 Dauer einer Behandlungsserie
14 Reaktionen in den Behandlungsintervallen
14.1 Allgemeines
14.2 Die häufigsten Reaktionen
14.2.1 Kopf und Hals
14.2.2 Wirbelsäule, Thorax, Gelenke und Muskelgruppen
14.2.3 Harnableitende Wege
14.2.4 Hormonelles System und Vegetativum
14.2.5 Atmung, Herz und Kreislauf
14.2.6 Verdauungstrakt
14.2.7 Lymphsystem
14.2.8 Haut
14.2.9 Schleimhautbereiche
14.2.10 Erhöhte Temperatur und Fieber
14.2.11 Akutisierung früherer Erkrankungen
14.2.12 Schlaf und Träume
14.2.13 Gemütsebene und seelische Befindlichkeit
14.3 Der Umgang mit heftigen Reaktionen
14.3.1 Allgemeines
14.3.2 Betreuung während starker Reaktionsabläufe
14.3.3 Beispiele für besonders heftige Reaktionen
14.4 Negative Reaktionen, neu entstehende Erkrankungen
14.5 Zusammenfassung
15 Rechts-links-Austauschbarkeit der Reflexzonen am Fuß
15.1 Grundlagen
15.2 Praktische Entscheidungshilfen
15.3 Zusammenfassung
16 Schmerz- und Akutbehandlung
16.1 Allgemeines
16.2 Durchführung
16.2.1 Erfassen der Symptomzone mit dem Verweilgriff
16.2.2 Mitbehandlung der funktionell zugeordneten Hintergrundzonen
16.2.3 Zusammenfassung
16.3 Umsichtige Behandlung der Symptomzonen bei speziellen Erkrankungen
16.3.1 Beispiele
16.3.2 Zusammenfassung
17 Therapeutische Begleitung bei betont emotionalen Reaktionen
17.1 Allgemeine Hinweise
17.2 Praktische Hinweise
17.3 Weitere Erfahrungen
17.4 Zusammenfassung
18 Kombinationsbehandlungen
18.1 Grundsätzliches
18.2 Bewährte Kombinationsmöglichkeiten
18.2.1 In der physikalischen Therapie
18.2.2 In Krankenhäusern, Rehabilitationszentren und Kurkliniken
18.2.3 In der Heil- oder der ärztlichen Praxis
18.3 RZF und Medikamenteneinnahme
18.4 Behandlung der Extremitäten
18.4.1 Verschiedene Möglichkeiten
18.4.2 Kollaterale und kontralaterale Behandlungen der Extremitäten
18.4.3 Konsensuelle Behandlung übertragen in die Zonen am Fuß
18.5 Begleitmaßnahmen
18.6 Reflexzonentherapie der Hand
18.6.1 Hände und Füße – ein Vergleich
18.6.2 Therapie der Handzonen
18.6.3 Spezielle Anwendungsgebiete
19 Eigenbehandlung, „Fußhilfen“
19.1 Eigenbehandlung
19.1.1 Möglichkeiten
19.1.2 Einschränkungen
19.1.3 Bewährte Indikationen für die Eigenbehandlung
19.1.4 Zusammenfassung
19.2 „Fußhilfen“
20 Diagnostische Möglichkeiten und Grenzen
20.1 Allgemeines
20.2 Hinweis- und Differenzialdiagnostik
20.3 Weitere Hinweise
21 Behandlungsvorschläge
21.1 Allgemein
21.1.1 Tonisieren – Sedieren
21.2 Zonengruppe Kopf und Hals
21.2.1 Allgemein
21.2.2 Behandlungsvorschläge
21.3 Zonengruppe Wirbelsäule, Schulter- und Beckengürtel
21.3.1 Allgemein
21.3.2 Behandlungsvorschläge zur Wirbelsäule
21.3.3 Allgemeines zu Schultergürtel und Thorax
21.3.4 Behandlungsvorschläge Schultergürtel und Thorax
21.3.5 Allgemeines zu Beckengürtel bis Knie
21.3.6 Behandlungsvorschläge
21.4 Zonengruppe harnableitende Wege
21.4.1 Allgemein
21.4.2 Behandlungsvorschläge
21.5 Zonengruppe Hormonsystem
21.5.1 Allgemein
21.5.2 Behandlungsvorschläge
21.5.3 Der Thymus
21.6 Zonengruppe Atmung und Herz
21.6.1 Allgemein – Atmung
21.6.2 Behandlungsvorschläge Atemorgane
21.6.3 Allgemein – Herz
21.6.4 Behandlungsvorschläge Herz und Kreislauf
21.7 Zonengruppe Verdauungsorgane
21.7.1 Allgemein
21.7.2 Behandlungsvorschläge
21.8 Zonengruppe Lymphsystem
21.8.1 Allgemein
21.8.2 Behandlungsvorschläge
22 Rund um Schwangerschaft und Geburt
22.1 Allgemeine Hinweise
22.2 Behandlung in der Schwangerschaft
22.2.1 Basisbehandlung
22.2.2 Häufige Beschwerden
22.3 Beschwerden vor, während und nach der Geburt
22.3.1 Wehenschwäche, ungenügende Öffnung des Muttermundes
22.3.2 Zu starke Eröffnungs- bzw. Austreibungswehen
22.3.3 Unvollständige Lösung der Plazenta
22.3.4 Zu starke Nachwehen
22.3.5 Blasenspasmus nach der Geburt
22.3.6 Inkontinenz der Blase
22.3.7 Frauen mit Laktationsschwierigkeiten
22.3.8 Hilfe zur Rückbildung der Organe im Wochenbett
22.3.9 Schmerzhafte Dammnaht (Episiotomie)
22.4 Behandlung von Neugeborenen
22.4.1 Neugeborenen-Ikterus
22.4.2 „Schlaffe Babys“
22.4.3 Belastete Atemwege
22.4.4 Praktische Hinweise
22.4.5 Zusammenfassung
23 Säuglings- und Kinderbehandlung
23.1 Allgemeines
23.2 Dosierungshinweise
23.3 Bewährte Indikationen
23.3.1 Pylorusspasmus, „Dreimonats-“ oder Nabelkoliken
23.3.2 Obstipation, Meteorismus
23.3.3 Erschwertes Zahnen
23.3.4 Lymphatisch belastete Kinder
23.3.5 Hyperaktive Kinder
23.3.6 Pseudokrupp
23.4 Zusammenfassung
Teil III Spezielle Themen und Weiterentwicklungen
24 Spezielle Patientengruppen
24.1 Chronisch Kranke und Bettlägerige
24.1.1 Allgemeine Hinweise
24.1.2 Spezielle chronische Erkrankungen
24.1.3 Zusammenfassung
24.2 Betreuung von Patienten in der Palliativmedizin
24.2.1 Fachliche Betreuung durch Pflegepersonen
24.2.2 Betreuung durch nahestehende Menschen
24.2.3 Begleitung von Menschen, die „normal“ sterben
24.3 Schlafstörungen
24.4 Anorexia nervosa und Bulimia nervosa
24.5 Allergien
25 RZF-Narbenbehandlung
25.1 Allgemeines
25.2 Durchführung
25.2.1 Auswahl der Narben für die RZF
25.2.2 Lokalisieren der Reflexzonen der Narben
25.2.3 Technik der Behandlung der Narbenzonen
25.3 Zusammenfassung
26 Zahnzonen und ihre energetischen Wechselbeziehungen
26.1 Allgemein
26.2 Das Zahnschema
26.2.1 Praktische Anwendung
26.3 Zusammenfassung
27 Reflexzonen der Beckenbänder
27.1 Indikationen
27.2 Kontraindikationen
27.3 Behandlungstechnik
28 Reflexzonen des Gesichtes und des Halses
28.1 Allgemein
28.2 Die Zusammenhänge im Einzelnen
29 Reflexzonen des Lymphsystems
29.1 Allgemein
29.2 Vorteile der RZF-Lymphbehandlung
29.3 Indikationen – Kontraindikationen
29.4 Praxis der RZF-Lymphbehandlung
29.5 Mögliche Reaktionen
30 Wechselbeziehungen zwischen Reflexzonen am Fuß und Meridianen
30.1 Allgemein
30.2 Was sind Meridiane?
30.3 Praktische Anwendung
30.3.1 Yin-Meridiane
30.3.2 Yang-Meridiane
30.4 Meridianbelastungen in situ
31 Aus der Praxis für die Praxis
31.1 Schmerz- und Akutbehandlungen
31.1.1 Drohender Ileus
31.1.2 Bewegungseinschränkung des linken Schultergelenkes
31.1.3 Akute Angina tonsillaris
31.2 Skelettomuskuläre Erkrankungen
31.2.1 Ischialgie
31.2.2 Bursitis linker Ellenbogen
31.2.3 Starke Schmerzen in Oberschenkel und Hüfte rechts
31.3 Sportverletzungen
31.3.1 Fersenbeinfraktur nach Unfall
31.3.2 Sturz bei der Tour de France, Klavikulafraktur
31.4 Erkrankungen des Verdauungstraktes
31.4.1 Divertikulitis
31.4.2 Hämorrhoiden und Obstipation
31.4.3 Verdauungsbeschwerden
31.5 Erkrankungen der harnableitenden Wege
31.5.1 Rezidivierende Blasenentzündungen, Rückenschmerzen
31.5.2 Harnleiterstein rechts
31.6 Erkrankungen der Atemwege
31.6.1 Status nach Lungenentzündung
31.6.2 Chronisch verstopfte Nase
31.7 Kopfschmerzen
31.7.1 Kopfschmerzen seit der Kindheit
31.7.2 Migräne
31.8 Gynäkologie
31.8.1 Hitzewallungen
31.8.2 Amenorrhö
31.8.3 Zyste am linken Ovar
31.9 Rund um Schwangerschaft und Geburt
31.9.1 Geburtsvorbereitung
31.9.2 Harnverhalten in 9. Schwangerschaftswoche
31.9.3 Geburtseinleitung über die Füße
31.10 Säuglingsbehandlung
31.10.1 Erfahrungen auf der Frühgeburtenstation
31.10.2 Darmkoliken, Schiefhals
31.10.3 Verstopfter Tränenkanal
31.11 Behandlung von Kindern
31.11.1 Spastischer Schiefhals, akut
31.11.2 Tics, die sich in Augenblinzeln zeigen
31.11.3 Obstipation, mangelnde Peristaltik
31.12 Behandlung von alten Menschen
31.12.1 Schwerhörigkeit mit 101 Jahren
31.12.2 Zustand nach komplizierter Radius-Fraktur und Mamma-Ablatio links
31.13 Eigenbehandlungen
31.13.1 Positiver gynäkologischer Befund
31.13.2 Narbenbehandlung – vom Mikro- ins Makrosystem übertragen
31.13.3 Zyste rechter Eierstock
31.14 Lymphbelastungen
31.14.1 Chronische Mittelohrvereiterung, Bronchitis, Sinusitis
31.14.2 Pfeiffer’sches Drüsenfieber
31.14.3 Lymphödem beider Beine
31.15 Allergien, Hauterkrankungen
31.15.1 Allergische Rhinitis
31.15.2 Allergischer Husten
31.15.3 Zustand nach Herpes zoster (Gürtelrose), Allergien
31.16 Neurologische Erkrankungen
31.16.1 Schlaganfall mit Gehirnblutung
31.16.2 Restless Legs
31.16.3 Multiple Sklerose, Granulom Oberkiefer rechts
31.17 Krebserkrankungen
31.17.1 Lungenkarzinom im Endstadium
31.17.2 Akute Blasenentzündung nach Brustkrebsoperation
31.17.3 Zustand nach Mammakarzinom links
31.18 Palliativbetreuung, Sterbebegleitung
31.18.1 Ein besonderer Abschied
31.18.2 Erfahrungen mit stationären Patienten
31.19 Zähne als Störfelder
31.19.1 ISG/LWS-Beschwerden
31.19.2 Kniebeschwerden
31.20 Narben als Störfelder
31.20.1 Klavikulanarbe als Störfeld bei Schmerzen LWS und ISG
31.20.2 Status nach Gallenblasenoperation, Durchfälle
31.20.3 Myomoperation
31.21 Postoperative Behandlungen
31.21.1 Status nach Totalendoprothese rechtes Knie
31.21.2 Status nach Sigmaresektion 2007
31.22 Kombinationsbehandlungen
31.22.1 Zustand nach Operation wegen Pleuraempyem und -ergüssen
31.22.2 ADHS, Hyperaktivität
31.22.3 Multiple Myogelosen
31.23 Verschiedenes und Besonderes
31.23.1 „Fersensporn“ – chronische Obstipation
31.23.2 Beckenbänder und Bauchtanz
31.23.3 Piercing
31.23.4 Astigmatismus, entzündete Tonsillen
31.23.5 Zeichen am Fuß
32 Zusammenfassung der Methode
Teil IV Anhang
33 Studien und Veröffentlichungen zur Reflexzonentherapie am Fuß
34 Hanne-Marquardt-Fußreflex® Weiterbildungszentren
34.1 Zentren in Deutschland
34.2 Zentren im Ausland
35 Literaturverzeichnis
36 Abkürzungen und Fachbegriffe
Autorenvorstellung
Anschriften
Sachverzeichnis
Impressum
1 Historische Entwicklung der Fußbehandlung
2 Zwei Arbeitsmodelle für den praktischen Einstieg in die RZF
3 Die therapeutischen Grundgriffe, Berühren – Behandeln
4 Kennzeichen belasteter Zonen Die situationsgerechte Dosierung
5 Indikationen – Kontraindikationen
6 Stabilisierung und Harmonisierung des vegetativen Nervensystems
7 Vorbereitung zur Behandlung
8 Der Schmerz – sein Sinn und seine Bedeutung
9 Grenzen der schriftlichen Festlegung von Zonen
10 Die einzelnen Zonengruppen
Die Entwicklung von ersten Anfängen bis zur jetzigen Reflexzonentherapie am Fuß (RZF) nahm vermutlich einen ähnlichen Weg wie viele andere, heutzutage selbstverständlich akzeptierte Behandlungsformen: Es gab zu jeder Zeit Menschen mit besonderen Begabungen, die instinktiv und intuitiv wussten, was bei bestimmten Erkrankungen zu tun war, weil sie weitaus mehr in Naturzusammenhänge und kosmische Gesetze eingebettet waren.
So hat sich zum Beispiel das alte Wissen um die Heilkraft von Kräutern im Laufe von Jahrhunderten zur Phytotherapie entwickelt, das Stechen bestimmter Punkte am Körper mit einfachen, spitzen Gegenständen (schon im Altertum historisch belegt) wurde zur Akupunktur, geschliffene Steine und Metalle, mit denen früher Eingriffe ins Innere des Menschen durchgeführt wurden, waren der Beginn der Chirurgie.
Aus dem Vorderen Orient sind Jahrtausende alte ägyptische Piktografien ( ▶ Abb. 1.1) bekannt, die Behandlungen an den Füßen und Händen zeigen. Im Text eines hohen Würdenträgers heißt es dazu in etwa: „Füge mir keine Schmerzen zu.“ Die Antwort: „Ich werde mich so verhalten, dass du mich loben wirst.“ Oft wird damit darauf hingewiesen, dass diese Darstellung den Beginn der Reflexzonentherapie kennzeichnet; das lasse ich offen.
Abb. 1.1 Ägyptische Piktografie (ca. 4500 Jahre alt).
Auch aus dem Fernen Osten sind sehr alte, rituell-kultische Zeichen an den Füßen bekannt, häufig an den Sohlen von buddhistischen Statuen. Sie dienten wohl eher der religiösen Verehrung. Seit Jahrzehnten wird jedoch in verschiedenen fernöstlichen Ländern eine einfache (und oft sehr schmerzhafte!) Behandlung der Füße als Volksmedizin praktiziert. Sie ist vermutlich aus neueren westlichen Grundlagen entstanden.
Überdies existieren seit dem letzten Jahrhundert aus der westlichen Welt Hinweise, dass bereits die Ureinwohner Mittel- und Nordamerikas bei ihren Kranken eine Behandlung von Fußpunkten durchführten. Christine Issel, USA, recherchierte das Thema gründlich und sammelte 1990 in ihrem Buch Reflexology: Art, Science and History interessante Belege. Die Cherokee-Indianer scheinen der einzige Stamm zu sein, bei dem sich bis in die Neuzeit die Fußbehandlung nachweisen lässt. Es wird vermutet, dass sie ihr Wissen von den Inkas Südamerikas übernommen haben.
In Europa haben alten Quellen zufolge verschiedene Ärzte schon im Mittelalter eine Art von Zonentherapie durchgeführt. Henry B. Bressler beruft sich am Anfang des letzten Jahrhunderts in einem Buch auf eine Schrift, in der Ärzte um 1582 Behandlungen von Fuß- und Handarealen beschrieben und damit erstaunliche Resultate bei Kranken erzielten.
Aus allem Beschriebenen geht hervor, dass den Füßen von alters her in vielen Kulturen der Menschheit eine große, vielschichtige Bedeutung zugeschrieben wurde.
Heute berufen sich alle, die Fußbehandlungen durchführen, zunächst auf Dr. William FitzGerald, einen amerikanischen HNO-Arzt (1872–1942), der 1917 mit Dr. Edwin Bowers das Buch Zone Therapy veröffentlichte. Es gibt weder in seinem Schrifttum noch in Schilderungen früherer Mitarbeiter direkte Hinweise, aus welchen Quellen er sein wichtigstes „Handwerkszeug“, die Einteilung des Menschen in 10 Längskörperzonen, entwickelte. Da FitzGerald auch einige Jahre in London, Paris und Wien tätig war, wird vermutet, dass er dort mit entsprechend altem, europäischem Schrifttum in Berührung kam. Eine andere Annahme ist die, dass er bei seinen Aufenthalten in Europa die Grundregeln der Akupunktur kennenlernte und vielleicht die 12 bekannten Hauptmeridiane zu 10 Längskörperzonen stilisiert hat.
Die Grundidee seiner Arbeit, die er empirisch in vielen Jahren seiner Praxistätigkeit fand: Alle Belastungen und Erkrankungen von Organen und Geweben, die sich in einer der 10 Längskörperzonen befinden, lassen sich innerhalb dieser Längszone vom Kopf bis in die Hände und Füße therapeutisch beeinflussen. Gleich, woher FitzGerald seine Informationen bezog, gleich, ob seine Behandlungsvorschläge manchmal skurril anmuten – er benützte unter anderem Metallkämme, Wäscheklammern und dünne Holzstäbe: Bis heute ist dieses 10-Zonen-Raster ( ▶ Abb. 2.1) ein verlässliches Arbeitsmodell für unsere Therapie am Fuß. Zugleich fand ich in FitzGeralds Buch von 1917 eine erste Darstellung von Organzonen am Fuß ( ▶ Abb. 1.2).
Aus dem überkommenen Schrifttum geht hervor, dass FitzGerald trotz etlicher Anfeindungen nicht nur seine Patienten nach diesem bewährten Rasterbild höchst erfolgreich behandelte, sondern über viele Jahre Ärzte und Therapeuten verschiedener Fachrichtungen in praktischen Kursen unterwies. Einer seiner engsten Mitarbeiter, Dr. Georg Starr White, schildert in einer späteren Schrift, dass die Zonentherapie um 1925 in den USA eine der bekanntesten Therapieformen war.
In den frühen 1930er Jahren griff die amerikanische Masseurin Eunice Ingham (1888–1974) auf diese Erfahrungen zurück. Im Gegensatz zu FitzGerald behandelte sie jedoch nicht an unterschiedlichen Stellen am Körper des Menschen, sondern konzentrierte sich auf die Füße, die ebenfalls von den 10 Körperzonen durchzogen sind. Sie entwickelte eine spezielle Behandlungstechnik, die sie zunächst „The Ingham Method of Compression Massage“ nannte. 1938 veröffentlichte sie unter dem Titel Stories the Feet can Tell die erste schriftliche Zusammenfassung ihrer Erfahrungen ( ▶ Abb. 1.3), der später als Ergänzung ihr zweites Buch Stories the Feet have Told folgte.
Ihre Arbeit fand unter dem Begriff „Reflexology“ ein interessiertes Publikum, vor allem in Laienkreisen. Ihre beiden Schriften verbreiteten sich weit über die USA hinaus auch in europäischen Ländern. Bis heute werden sie von vielen gesundheitsbewussten Menschen als Grundlage zur Eigenbehandlung und Gesunderhaltung geschätzt.
Abb. 1.2 Fußzonen 1917.
(FitzGerald WH, Bowers EF. Zone Therapy or Relieving Pain at Home. 1917 [rerif])
Abb. 1.3 Fußzonen 1938.
(Ingham E. Stories the Feet can Tell. New York; 1938 [rerif])
1958 erfuhr ich als 25-jährige Masseurin erstmals durch E. Inghams Buch von der Fußbehandlung. Da ich in England als Grundberuf die Krankenpflege erlernt hatte, interessierte mich das Thema schon der Sprache wegen, aber sein Inhalt befremdete mich zunächst sehr. Vor allem schien mir unglaubwürdig, dass man nur durch „Drücken“ spezieller Punkte am Fuß Verbesserungen des Zustandes des Menschen an weit entfernten Stellen erreichen könne. Die therapeutische Neugierde trieb mich jedoch an, die angegebenen Areale, die jeweils der Symptomatik der Patienten entsprachen, zu überprüfen. Zu meinem Erstaunen waren sie nicht nur schmerzhaft, sondern ihre Behandlung hatte zur Folge, dass Beschwerden der Patienten deutlich nachließen.
Bald schon setzte ich diese neue Methode in meiner Praxis fast ausschließlich ein. Durch die Tatsache, dass ich von Beginn an mit Patienten arbeitete – und nicht, wie in den USA und anderen Ländern, mit Klienten – fand der Wechsel von der Wohlfühlebene und Prävention zur Therapie fast von selbst statt.
1967 begann ich mit Kursen für Fachkräfte und sah in dieser Ausbildung ein Zusatzangebot für Interessierte aus medizinisch-therapeutischen Berufen. Erst später wurde mir klar, dass die Abgrenzung von der Laienmethode es relativ leicht machte, die RZF in Praxen für physikalische Therapie, Krankenhäusern und Rehabilitationszentren professionell einzusetzen.
Ab 1973 entwickelten sich dank der großen Nachfrage vonseiten der Therapeuten und der Patienten eine Reihe weiterer Aus- und Weiterbildungszentren im In- und Ausland.
1975 erschien mein erstes Buch Reflexzonenarbeit am Fuß ▶ [31]. Es ist nach wie vor als „Schnupperlektüre“ interessant und hat inzwischen 25 Auflagen erreicht. Bereits damals hatten sich aus der praktischen Erfahrung neue Zonen entwickelt und übernommene wurden in ihrer anatomischen Lage am Fuß präzisiert.
1993 brachte der Hippokrates-Verlag das professionell ausgerichtete Praktische Lehrbuch für Reflexzonentherapie am Fuß heraus, das bislang in 14 Sprachen übersetzt wurde.
2008 feierten wir das 50-jährige Bestehen der Reflexzonentherapie am Fuß mit einem großen, fröhlich-professionellen Fest, auf dem wir unsere Arbeit mitsamt ihren vielen entstandenen Entwicklungsstufen präsentierten.
Genaueres über den Entwicklungsweg der RZF ist in der 4. Auflage meiner Autobiografie Unterm Dach der Füße von 2018 ( ▶ [30]: 243) nachzulesen.
Da in den letzten Jahrzehnten auch in der Medizin neue Denkmodelle entstanden sind, ist eine Annäherung an die Frage heute eher möglich. Vor allem die Erkenntnisse von Neurobiologie und Gehirnforschung tragen zur größeren Akzeptanz von Therapien bei, die unter den Begriffen „Komplementär-“ und „integrative Medizin“ zusammengefasst sind.
Auch die Bezeichnung „Reflex“, die früher nur im Sinne von nervalem Geschehen verwendet wurde, hat eine Öffnung erfahren: Sie ist jetzt häufig im Zusammenhang mit Wirkfeldern gebräuchlich, bei denen empirisch nachgewiesen ist, dass funktionelle Verbindungen zwischen dem Teil und dem Ganzen im Sinne von „Reflektieren“ vorhanden sind.
In der folgenden Auflistung der Wechselbeziehungen zwischen Mensch und Fuß werden zunächst die in der Schulmedizin bekannten anatomischen Gegebenheiten aufgeführt. Einen größeren Raum nehmen danach die Methoden ein, die sich mit den vielfachen Forschungen und Entdeckungen der Neuzeit befassen und auf die sich auch unsere langjährigen, praktischen Erfahrungen mit der Reflexzonentherapie am Fuß (RZF) stützen können.
Von den Füßen her sind differenzierte Beziehungen zum ganzen Menschen vorhanden.
Der Fuß ist von weitaus zahlreicheren Rezeptoren durchsetzt als andere Körperregionen. Das könnte u. a. auf seine besondere Rolle als „Mikrosystem“ (Verbindung und Wirkung zwischen dem Teil und dem Ganzen) hinweisen. Diese Rezeptoren sind den verschiedensten Reizen zugänglich. Sie werden über afferente Nervenfasern zum Rückenmark weitergeleitet und entweder segmental verschaltet oder zum Gehirn weitergeführt.
Von der Haut und dem Gewebe des Fußes werden durch manuelle und andere Reize vegetative Rezeptoren und Nervenfasern angesprochen und verschaltet, bis hin zu den prä- und postganglionären Synapsen.
Die Faszien, die den ganzen Körper – und somit auch den Fuß – durchziehen, sind untereinander in ständiger Kommunikationsbereitschaft. Ihr Informationsaustausch kann durch entsprechende Therapien, auch durch die RZF, aktiviert werden.
Das Entwicklungspotenzial des ganzen Menschen ist zu Beginn in jeder einzelnen Zelle angelegt. Jede Zelle steht als Wahrnehmungsorgan und Informationsträger mit allen anderen im Austausch. Dieses Wissen wird durch neuere Forschungen von Prof. Y. Zhang bestätigt.
Die westliche Wissenschaft hat lange Zeit einseitig den Blick für das Detail geschärft und dabei grundlegende Lebenszusammenhänge vernachlässigt. Als Ausgleich sind seit dem letzten Jahrhundert in vielen Forschungsbereichen Entwicklungen im Gange, die sich mit dem übergeordneten Ganzen im Zusammenspiel mit seinen Teilen beschäftigen: Niels Bohr, Fritjof Capra, Benoît Mandelbrot, Bruce Lipton u. a. m. gelten als Wegbereiter dieses weiter gefächerten, offeneren und lebendigeren Denkens.
Rupert Sheldrake z. B. erforscht seit Jahrzehnten „morphogenetische Felder“ (immaterielle Gestalt- und Formentwicklungen) und geht davon aus, dass Formen durch Schwingungsprozesse erzeugt werden. David Bohm hat sich mit den immerwährenden Entfaltungen und Wechselbeziehungen des Lebens befasst und damit ein holografisches Weltbild entworfen. Durch seine ausführlichen Erforschungen der Chaos- und Zeitphänomene hat Ilya Prigogine maßgeblich zu einem neuen Verständnis der Naturgesetze und der Vernetzung aller biologischen Systeme untereinander beigetragen. Masuru Emoto widmet sich den sensiblen Qualitäten des Wassers als höchst vielfältigem Informationsträger, das eine große Bedeutung für die Zukunft der Menschheit hat.
Um nur einige zu nennen: Alfred Pischinger hat in den 1970er Jahren in seinem System der Grundregulation ausgeführt, dass lebendige Systeme untereinander hoch vernetzt sind und „offen Energie mit ihrer Umgebung austauschen“. Seine Matrix-Forschungen sind für das Verständnis von Mikrosystemen (s. Kap. ▶ 1.4.5) von großer Bedeutung. Aber schon vor mehr als 200 Jahren, seiner Zeit weit voraus, sprach Samuel Hahnemann von immaterieller Informationsübertragung im Wirkfeld der Homöopathie. Reinhold Voll ist es gelungen, die unsichtbare Fließkraft in den Meridianen durch Elektroakupunktur-Messungen nachzuweisen. Bernard Bricot und andere haben neue, dynamische Bewegungsformen und Untersuchungen zum menschlichen Haltungssystem entwickelt, in denen den Füßen eine „tragende Rolle“ zukommt. Auch Soma und Psyche finden in den verschiedensten Behandlungsmethoden heutzutage wieder zueinander.
Als Mikrosysteme werden heute kleine „bildschirmartige Selbstabbildungen“ bezeichnet, die mit dem Makrosystem, dem Ganzen, im Sinne von „regelkreisähnlichen Vernetzungen“ (J. Gleditsch) in Verbindung stehen. Durch neuere Untersuchungen hat sich bestätigt, dass die Resonanzmöglichkeiten zwischen den Makro- und Mikrosystemen immer neutral vorhanden sind und durch entsprechende Behandlungen aktiviert werden können.
Seit der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts, und teilweise vorher, haben Ärzte und Therapeuten mit ihrem Entdeckergeist eine Anzahl von Mikrosystemen und Reflexzonen gefunden und zu neuartigen Behandlungsmethoden weiterentwickelt.
Die bekanntesten sind: Auge (I. v. Peczely), Nase (W. Fließ, N. Krack), Ohr (P. Nogier), Zähne (R. Voll u. a.), Mund-Innenraum (J. Gleditsch), Zunge (TCM u. a.), Schädel (T. Yamamoto), Hand und Fuß (W. FitzGerald, E. Ingham), Unterschenkel (R. Siener) u. a. m.
Der Fuß jedoch ist das Mikrosystem, das in seiner deutlichen Formenähnlichkeit mit dem sitzenden Menschen die Beziehung vom Teil zum Ganzen am exaktesten widerspiegelt.
Kopfschmerzstudie 1990 Universitat Autònoma de Barcelona
Sportstudie 1998 Johannes-Gutenberg-Universität Mainz
Studie zur Nierendurchblutung 1999 Universitätsklinik Innsbruck
Studie zur Darmdurchblutung 2001 Universitätsklinik Innsbruck
Studie bei Patienten mit Gonarthrose 2006 Friedrich-Schiller-Universität Jena
Im Anhang (Kap. ▶ 33) sind weitere Studien und Veröffentlichungen angegeben.
Bei Kranken zeigen sich in den zugeordneten Zonen am Fuß Schmerzempfindungen verschiedener Art und/oder Zeichen des vegetativen Nervensystems, die bei der Behandlung von Gesunden nicht auftreten.
Akute und chronische Schmerzzustände, funktionelle Erkrankungen des Bewegungsapparates, der inneren Organe, des motorischen und vegetativen Nervensystems, des Immun- und Hormonsystems und emotionale Störungen können durch die RZF verbessert bzw. ausgeheilt werden, jeweils im Rahmen der regenerativen Möglichkeiten des einzelnen Patienten.
Die RZF beeinflusst Grundfunktionen bei Menschen, die sich nicht verbal äußern können, z. B. bei Säuglingen, Bewusstlosen, Schwerst- und Mehrfachbehinderten. Zu beobachten sind u. a.: bessere Darm- und Nierenfunktion, Verbesserung der Atmung und Herz-Kreislauf-Tätigkeit (am Monitor zu beobachten), Stabilisierung von Unruhezuständen – immer innerhalb der Grenzen der bestehenden Erkrankung.
Die RZF wirkt auch bei Tieren.
Die grundlegenden Matrix-Informationen (s. Kap. ▶ 1.4.3) gelten auch bei Tetra- und Paraplegikern und bei Langzeitdiabetikern. Deshalb können wir auch bei diesen Patienten Teilverbesserungen verschiedener Organfunktionen erreichen, obwohl die Wirkungen nicht direkt durch das autonome Nervensystem nachweisbar sind.
Als Ordnungs- und Regulationstherapie unterstützt die RZF die Selbstheilungskräfte des Menschen und wirkt sowohl in stofflichen als auch in nichtstofflichen Ebenen. Durch die zwischenmenschliche Berührung vermittelt sie die wichtigste „Arzeney“ (Paracelsus) für den Menschen.
Auch bei der RZF ist zu berücksichtigen: Beweisführungen und Ergebnisse von Behandlungen, gleich auf welche Weise und von wem sie durchgeführt wurden, können nie ganz objektiv sein, denn der Mensch als Individuum ist mehr als ein „Objekt“. Dass Gedanken und Gefühle – sowohl des Therapeuten als auch des Patienten – die jeweiligen Messwerte verändern, wird in neuerer Zeit durch die Entdeckung der Spiegelneuronen (G.Rizzolatti) bestätigt.
Die Berührung eines Teils des Menschen, z. B. des Fußes, wirkt immer als Instrument der Kommunikation auf das Ganze und kann an entfernt liegenden, funktionell und/oder energetisch zugeordneten Stellen gezielt Reaktionen und Veränderungen auslösen.
Das 10-Zonen-Raster, mit dem W. FitzGerald den Menschen in gleichmäßig verlaufende, vertikale Felder einteilte, die vom Kopf bis in die Füße führen. Damit konnte er empirisch auf die wechselseitige Beziehung zwischen dem „Makro-“ (dem Ganzen) und dem „Mikrosystem“ (dem Teil) hinweisen.
Das Prinzip der Formenähnlichkeit zwischen einem sitzenden Menschen und seinen Füßen. Es dient in seiner genialen Einfachheit als Schlüssel zu einer weitgehend exakten Lokalisierung der einzelnen Zonen am Fuß.
In therapeutischen Kreisen hat sich der Terminus „Fußreflex“ als Kurzbezeichnung der Methode etabliert. Zum besseren Verständnis, dass es sich dabei nicht um Reflexe im nervalen Sinn handelt, kann der Begriff „Reflexzonen“ als Abbildung eines großen Ganzen auf kleiner Fläche gesehen werden, wie z. B. bei der Spiegel„reflex“kamera. Im Praxisalltag werden Reflexzonen meist einfach als „Zonen“ bezeichnet.
Wir gehen davon aus, dass die jetzigen Ausführungen zum Thema in Zukunft durch weitere und differenzierte Erkenntnisse ergänzt werden. Die heutigen Grundlagen können jedoch bereits zu einem tieferen Verständnis von Lebensvorgängen beitragen – auch in Medizin und Therapie. Die Beobachtung, dass zunehmend mehr Ärzte aufgeschlossen sind, bei der Betreuung von Patienten auch evidenzbasierte (auf Erfahrung beruhende) Behandlungsverfahren einzubeziehen, ist ermutigend.
Bei allem verständlichen Bedürfnis auch von unserer Seite, die Wirkungen der RZF zu beweisen: Nach wie vor sind unsere Patienten die wichtigsten Befürworter der Methode, denn sie bestätigen uns täglich, dass und wie sie wirkt.
Wir arbeiten in den Reflexzonen der Füße in einem sog. Mikrosystem, einer „bildschirmartigen Selbstabbildung“ im Kleinen, die mit dem Makrosystem, der ganzen Person, in wechselwirksamer Beziehung steht. Die RZF wird zur Gruppe der Komplementärmethoden gezählt, die als Regulationstherapie den Menschen in allen Ebenen anspricht und ordnet, jeweils im Rahmen seiner regenerativen Möglichkeiten. Sie bekämpft oder unterdrückt nicht Symptome, sondern unterstützt die Selbstheilungskräfte, den „inneren Arzt“ des Patienten.
Die Areale am Fuß sind zwar keine Reflexe im nervalen Sinn, der Begriff „Reflex“ hat sich jedoch im therapeutischen Sprachgebrauch in den letzten Jahrzehnten geöffnet. Er kann wie das Reflektieren des großen Bildes auf der kleinen Fläche einer Spiegel„reflex“kamera verstanden werden.
Als manuelle Therapieform vermittelt die RZF das wichtige „Medikament“ der Berührung. Die unterschiedlichen Reaktionen der Patienten auf den therapeutischen Impuls ermöglichen eine individuelle Behandlung der einzelnen Krankheitsbilder.
Die Einteilung des Menschen in 10 gedachte Längszonen, die bis in seine Füße reichen (W. FitzGerald), und die Formenähnlichkeit zwischen einem sitzenden Menschen und seinem Fuß (vgl. ▶ Abb. 2.3 und unser Logo, S. 3) sind bewährte Arbeitsmodelle und Orientierungshilfen, um die einzelnen Zonen verlässlich zu finden.
Zu den jahrzehntelangen empirischen Erfahrungen gibt es klinische Studien und weitere Veröffentlichungen.
W.FitzGerald ging von dem einfachen Arbeitsmodell aus, dass sich der menschliche Körper in 10 gleichmäßig angeordnete Abschnitte, vom Kopf bis zu den Füßen führende sog. Körperzonen, einteilen lässt ( ▶ Abb. 2.1, Kap. ▶ 1.2).
Abb. 2.1Längskörperzonen nach W. FitzGerald. Querlinien am Körper und an den Füßen von Hanne Marquardt.
Die Längskörperzonen erscheinen als etwa gleich große, vertikale Felder, von medial nach lateral jeweils von Zone 1 bis 5 aneinandergereiht. W. FitzGerald entdeckte damit einen brauchbaren Schlüssel, mit dem die Zusammenhänge zwischen Mensch und Füßen bildhaft und praktisch nachvollziehbar aufgezeigt werden können:
Jeweils in derselben Längszone, die durch ein Organ, Gewebe oder System des Körpers führt, findet sich auch in den Füßen in der gleichen Längsbahn, proportional verkleinert, die zugeordnete Reflexzone. Folgende Beispiele verdeutlichen dies:
Die Augen liegen in den Längskörperzonen 2 und 3 und finden im Fuß an den Zehen 2 und 3 ihre Reflexzonenzuordnung.
Die Hüftgelenke gehören zur Längskörperzone 4 und sind in den Füßen auch in dieser Längskörperzone zu finden, d. h. nahe dem lateralen Malleolus.
Alle paarig angelegten Organe und Gelenke (z. B. Nieren, Ohren, Schultergelenke) sind am rechten und linken Fuß repräsentiert.
Die Organe, die unilateral ausgebildet sind, haben ihre Reflexzonen am Fuß auf derselben Seite wie im Körper (z. B. Milz links, Appendix, Gallenblase rechts).
Organe in der Körpermitte haben ihre Entsprechung in der Fußpaarmitte, d. h. am rechten und linken Fuß in der jeweils zugeordneten Längszone (z. B. Herz, Magen, Blase).
Durch 3 Orientierungslinien in der Horizontalen wurde ab 1967 zur vertikalen 10-Zonen-Einteilung eine weitere Unterscheidung möglich:
Die erste Querlinie verläuft in situ rechts und links vom Brustbein über das Schlüsselbein zur Schulterhöhe und begrenzt die Bereiche Kopf und Hals. Diese Linie, übertragen an den Fuß, führt durch die 10 Zehengrundgelenke und kennzeichnet somit die Zehen als Kopf und Hals zugeordnet.
Die zweite Querlinie entspricht in situ in etwa der Gürtellinie und findet ihre Zuordnung in den Füßen in der Basis der Mittelfußknochen, bekannt als Lisfranc-Gelenklinie. Sowohl im Körper als auch in den Füßen sind zwischen der ersten und zweiten Quermarkierung die Organe des Thorax und des Oberbauches angeordnet.
Eine dritte Querlinie entspricht in situ der Abgrenzung des Rumpfes von den unteren Extremitäten und wird an den Füßen von einer Verbindung des äußeren Knöchels mit dem inneren, etwa entlang der Malleolengabel, dargestellt. In dem so entstandenen Raum befinden sich die Reflexzonen der Bauch- und Beckenorgane.
Bei dieser wechselseitigen Zuordnung von Makrosystem Mensch und Mikrosystem Fuß lässt sich anhand der Längs- und Quergitter die Lage bzw. Projektion der einzelnen Organe, ähnlich wie bei einem Mosaik, gut auffinden.
Die fiktive Einteilung in lineare Felder sollte weder im Körper noch an den Füßen als eng begrenzte, starre Trennung angesehen werden, denn im offenen „Fließsystem Mensch“ sind alle Lebensvorgänge leitend miteinander verbunden.
Die Längs- und Querzonen werden im praktischen Unterricht im wörtlichen Sinne als „Hilfs“-Linien gebraucht: Sie geben Hilfestellung, um vom abstrakt modellorientierten Denken in die individuelle, lebendige Betrachtung des Menschen zu kommen.
Philosophen aller Zeiten erkannten bei der Betrachtung der Lebensvorgänge, dass die Information des Teiles im Ganzen und das Ganze im Teil enthalten ist. Auch in der Medizin ist dies bekannt durch die Omnipotenz (das Allvermögen) der ersten menschlichen Zellen, die noch sämtliche Möglichkeiten der Differenzierung für die Weiterentwicklung zu Organen, Geweben und Systemen in sich tragen.
Nach einer Ära der einseitig gepflegten Wissenschaftlichkeit in Medizin und Therapie führt die Pendelbewegung in den letzten Jahrzehnten zum Teil ausgleichend zurück. Viele aus therapeutischen Berufen haben erkannt:
„Die heute vorherrschende Medizin ist reich an Technik, aber arm an Bildern.“
Das offenere Denken findet seinen Niederschlag in der Begründung bzw. Wiederentdeckung verschiedener Methoden der Komplementärmedizin, bei denen vorrangig funktionell-therapeutische Zusammenhänge als notwendige Ergänzung zum bislang überbetonten analytischen Denken gewürdigt werden.
Der früher streng medizinische Terminus „Reflexzonen“ hat durch die Entstehung und Neubelebung verschiedener diagnostischer und therapeutischer Methoden, die nicht allein über die anatomische Struktur und Funktion des Nervensystems erklärbar sind, eine Erweiterung erfahren. Die zunächst gebräuchliche Bezeichnung „Somatotopie“ für das Phänomen der Ganzkörperprojektionen wird heute vielfach durch den Begriff „Mikrosystem“ ersetzt; es handelt sich um Synonyme.
Die RZF wird in den letzten Jahren, wie andere Methoden aus der Komplementärmedizin, durch experimentelle Studien mehr und mehr verifizierbar. Will man sich dem Analogie-(Ähnlichkeits-) Denken öffnen, so setzt dies voraus, phänomenologische Merkmale in ihrer Ambivalenz des „Sowohl-als-auch“ ernst zu nehmen und sich bei der Beurteilung lebendiger Vorgänge im Menschen vom ausschließlich linear-kausalen Denken zu lösen.
Formenähnlichkeiten, das heißt vergleichbare anatomische Gestaltungen innerhalb des Menschen, sind, selbst wenn sie entfernt voneinander liegen, oftmals Hinweise auf gegenseitige innere und funktionelle Beziehungen, denn „der Geist schafft die Form“ (Carl Huter). Sie werden seit Langem in verschiedenen Therapierichtungen genutzt. Am bekanntesten ist die Aurikulotherapie nach Nogier, die darauf beruht, dass sich in der Ohrmuschel die embryonale Gestalt des Menschen formenähnlich ( ▶ Abb. 2.2) darstellt ▶ [27]▶ [35].
J.Gleditsch und J.Bossy schreiben ausführlich über erprobte und bewährte Somatotopien ▶ [14]▶ [3]. L.Mees zeigt eine Vielfalt von überzeugenden Formenanalogien und deren therapeutische Zusammenhänge auf ▶ [32]. A.Pischinger geht davon aus, dass biologische Systeme vernetzt, energetisch offen und in einer Wechselwirkung miteinander und mit ihrer Umgebung stehen ▶ [38].
Forschungen dieser Art bestätigen meinen Zugang zum Thema, denn sie können als Verständnisgrundlage auch für Funktionsabläufe innerhalb der RZF dienen.
Abb. 2.2 Formenähnlichkeit Ohr – Embryo.
(P. Nogier: Praktische Einführung in die Aurikulotherapie)
Zum Handwerkszeug für die Ausübung der RZF gehören:
ein gutes Maß physischer und psychischer Stabilität
ein solides medizinisch-therapeutisches Grundwissen
die innere Offenheit, unbekannte Methoden auf ihre Wirksamkeit praktisch zu überprüfen
etwas Mut, unkonventionelle Wege zu gehen, damit sich Kopf, Herz und Hand bei der Therapie der Füße begegnen können
▶ Abb. 2.3 bringt zum Ausdruck, dass zwischen der Form des Fußes und des sitzenden Menschen offensichtlich eine Ähnlichkeit besteht. Die Abbildung weist in ihrer einfachen Grundstruktur im aufrecht gestellten Fuß auf den sitzenden Menschen hin und stellt umgekehrt im sitzenden Menschen den Fuß dar.
Abb. 2.3 Sitzender Mensch in der Form des Fußes.
Generell gilt:
In der horizontalen Ebene gelten folgende Zuordnungen:
Die Zonen von Kopf und Hals entsprechen den Zehen.
Die Zonen von Thorax und Oberbauch entsprechen etwa dem Mittelfußraum.
Die Zonen von Bauchraum und Becken entsprechen den Fußwurzelknochen bis an die Knöchel.
Die Zonen der Beine entsprechen den distalen Enden der Unterschenkel.
Die von uns seit Langem durchgeführte und gelehrte RZF beruht auf der Akzeptanz der bildhaft darstellbaren Zusammenhänge zwischen den Füßen und dem sitzenden Menschen, wie sie sich in der Formenähnlichkeit zeigt. Sie hat sich als praktische Arbeitsgrundlage seit Jahrzehnten bewährt.
Zur anatomischen Orientierung werden die Knochen der Füße von dorsal, plantar, medial und lateral in ▶ Abb. 2.4 und ▶ Abb. 2.5 deutsch und lateinisch angeführt.
Abb. 2.4 Knochen des Fußes und ihre Bezeichnungen (dorsal, medial).
Abb. 2.5 Knochen des Fußes und ihre Bezeichnungen (plantar, lateral).
Obwohl, vordergründig betrachtet, die Durchführung der RZF auch mit technischen Geräten möglich wäre, habe ich mich für die Hand-Arbeit entschieden, denn das Bedürfnis nach zwischenmenschlicher Berührung wächst notwendigerweise mit der Technisierung in der Medizin. Viele Menschen spüren die Einseitigkeit, die durch den Mangel an Körperkontakt entsteht. Sie empfinden, meist unbewusst, dass das Wesen einer Behandlung, ihre innerste Essenz, mit dem Lebensgeheimnis der Berührung zusammenhängt – mit den Worten Antoine de Saint-Exupérys: „Man sieht nur mit dem Herzen gut; das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“
Alle manuellen Therapieformen können die unmittelbare zwischenmenschliche Erfahrung bieten, dass äußerliches Berührt-Werden und inneres Berührt-Sein zusammengehören und in einer Wechselwirkung miteinander stehen.
Sachlich ausgedrückt, entsteht durch Berührung ein elektromagnetisches Spannungsfeld, das ganz persönlichen Charakter hat und durch die Begegnung zweier „offener Kraftfelder“ eine fortwährende Homöostase (Aufrechterhaltung der Funktion der Regelsysteme im Körper) anstrebt ▶ [38]. Im geläufigen Sinne der Innervation wird durch den tastenden Griff ein Reiz an den Rezeptoren der sensiblen Nervenbahnen im Fußgewebe gesetzt.
Wir sollten bei allen Erklärungsversuchen des Begriffes „Berührung“ jedoch immer im Blickpunkt haben, dass sich Berührung nicht allein theoretisch beschreiben lässt, sondern dass sie erst durch praktische Erfahrung lebendig wird.
▶ Abb. 3.1, ▶ Abb. 3.2, ▶ Abb. 3.3, ▶ Abb. 3.4
Abb. 3.1 Ausgangsstellung Daumen-Grundgriff: Sanfte Berührung, kein Druck! Rundung zwischen Daumen und Zeigefinger beachten!
Abb. 3.2 Endglied des Daumens kommt durch aktives Schwingen des Armes in deutliche Beugung.
Abb. 3.3 Bei ca. 80–90° setzt die Daumenkuppe aktiv den therapeutischen Impuls im Gewebe, auch Daumenballen ist in deutlicher Spannung.
Abb. 3.4 Durch Lösung der Spannung in Daumenkuppe und -ballen schwingen Daumen und Arm in ihre Ausgangsstellung zurück: Beginn des neuen Griffes jeweils in Millimeterschritten.
Die Hand, als sensibles und persönliches Instrument, kann den Fuß am besten „begreifen“, wenn sie ihrem anatomischen Aufbau gemäß eingesetzt wird. Ich rate zu Beginn zum bevorzugten Einsatz des Daumens, der sich durch seine Sonderstellung und Dominanz gut zum Setzen der therapeutischen Impulse anbietet.
Auf diese Weise werden unsere Muskeln, Gelenke und Sehnen in ihrer natürlichen Funktion und ohne Gefahr der Überlastung und Schädigung eingesetzt.
Die 4 Finger sind, dem Daumen gegenüberstehend, zwar in die Berührung des Fußes einbezogen, jedoch verhalten sie sich, wenn der Daumen arbeitet, passiv.
Durch die Gegenüberstellung vor allem von Daumen und Zeigefinger entsteht dort ein weiter, offener Raum, der mit der Form eines Hufeisens oder einem „U“ zu vergleichen ist und Handlungsfreiheit vermittelt.
Die heutzutage ausgeführte Grifftechnik wurde auf dem Wege jahrelanger praktischer Erprobung entwickelt, um die Hand funktionsgerecht einzusetzen. In den Anfangsjahren haben viele – auch ich – mit zu viel mechanischem Druck gearbeitet und dadurch unnötigerweise Belastungen wie Gelenk- und Muskelentzündungen und Haltungsschäden ausgelöst.
Der therapeutische Griff zeichnet sich durch rhythmische Bewegungen aus, bei der die Hand ohne Überanstrengung auch längere Zeit arbeiten kann, denn wir setzen das dynamische Wirkungsprinzip von Kraft und Schwung ein und vermeiden mechanischen Druck.
Die rhythmische Bewegung wirkt im Fußgewebe weiter fort und vermittelt Patienten wie Therapeuten die Erfahrung, dass sich die entgegengesetzten – und doch aufeinander abgestimmten – Pole von Bewegung und Ruhe zu einem harmonischen Ganzen verbinden.
Jeder Griff besteht somit aus einer aktiven und einer passiven Phase, die etwa gleich lang sind.
Sie besteht aus folgenden Komponenten:
Nach der sanften Berührung der Zone kommt der erste Teil des Behandlungsimpulses aus dem aktiven Vorwärtsschwingen des Armes, vom Schultergelenk ausgehend. Das ist ähnlich dem Beginn des Schwingens eines Pendels oder einer Schaukel (keine zusätzliche Auf-ab-Bewegung des Handgelenkes!).
Unterarm, Handgelenk und Hand sind in der Mittelstellung zwischen Supination und Pronation und bilden eine natürliche horizontale Linie. Durch die so erreichte physiologische Stellung des Armes und der Hand kommt der Daumen in eine leichte Pronation und kann ohne Überanstrengung eingesetzt werden. Wenn die leicht radial gestellte Daumenbeere flach und sanft, ohne Druck, Kontakt mit dem Fußgewebe aufgenommen hat, wird durch das Vorwärtsschwingen des Armes das Endglied des Daumens passiv weich abgerollt und in eine deutliche Beugung gebracht. Der Daumenballen ist bis jetzt ganz locker und die Daumenkuppe liegt nach wie vor sanft, wie das Gewicht einer Briefmarke, auf dem Fußgewebe.
Dann erst übernimmt der Daumen aktiv die Führung und steigert die Beugung in Richtung 90°-Winkel. Zugleich erhöht sich zunehmend auch die Muskelspannung im Daumenballen, und die Zielstrebigkeit des Daumenendgliedes ist senkrecht und punktuell in die Gewebetiefe gerichtet.
Das Daumenendglied befindet sich jetzt in seiner maximalen Beugung und in gebündelter Spannung, ähnlich dem Bogenschützen in seiner gesammelten Kraft direkt vor dem Loslassen des Pfeiles. Dieser Moment entspricht dem aktiven punktuellen Setzen des therapeutischen Impulses.
Durch spontanes Lösen der Spannung im Daumen, v.a. im Ballen (Thenar), und vorn in der Daumenkuppe kann der Arm passiv zurückschwingen und den Daumen wieder in seine horizontale Ausgangsposition führen. Wiederum liegt die Daumenbeere weich auf dem Fußgewebe und die Finger stützen nach wie vor den Fuß von der anderen Seite.
Mit dem erneuten aktiven Vorwärtsschwingen des Armes beginnt bereits der nächste Griff, wieder in seinen 2 Phasen und im gleichen Ablauf wie zuvor. Durch das kontinuierliche Ineinandergreifen von gespannter Kraft und gelöster Ruhe ergibt sich ein wellenförmiger Rhythmus, der durch den Schwung der Bewegung ohne viel Mühe fast von selbst in Millimeterschritten durch das Fußgewebe weiterführt.
▶ Abb. 3.5, ▶ Abb. 3.6
Abb. 3.5 Ausgangsstellung Zeigefinger-Grundgriff: Handgelenk ist in leichter Flexion. Sanfte Berührung des Gewebes mit der ganzen Fingerbeere, kein Druck! Daumen steht plantar gegenüber.
Abb. 3.6 Während das Handgelenk in die normale Stellung zurückschwingt, rundet sich der Zeigefinger von selbst zum Halbkreis und setzt mit der Fingerkuppe den therapeutischen Impuls im Gewebe. Danach schwingt das Handgelenk zurück, der Zeigefinger liegt wieder flach und sanft auf dem Gewebe. Von da aus beginnt der nächste Griff im Abstand eines Millimeters.
An den dorsalen Stellen des Fußes ist es meist praktischer und für die Hand schonender, den Zeigefinger einzusetzen. Auch dabei wird rhythmisch gearbeitet; jetzt allerdings ist der Daumen auf der gegenüberliegenden Seite der passiv Stützende.
Der Rhythmus des Schwingens zeigt sich hier jedoch nicht, wie beim Daumengriff, in der Pendelbewegung des ganzen Armes, sondern überträgt sich in eine Auf-ab-Bewegung im Handgelenk, ähnlich dem Schwingen einer Hängebrücke, wenn sie betreten wird.
Sie ist wie folgt aufgebaut:
Der Griff beginnt mit deutlicher Extension im Handgelenk (der Handrücken zeigt zum Unterarm).
Der Zeigefinger berührt mit seiner ganzen Fingerbeere sanft und ohne Druck das Gewebe des Fußes und der Daumen stützt auf der den Fingern gegenüberliegenden Seite.
Das Handgelenk schwingt weich in seine neutrale Ausgangsstellung und der Zeigefinger rundet sich dadurch von selbst etwas mehr.
Während das Endglied des Zeigefingers seine Berührungsfläche durch das Schwingen des Handgelenkes allmählich auf die Fingerkuppe verlagert, geht es zunehmend in den aktiven Teil über und führt, senkrecht stehend, zielstrebig mit sich steigernder Intensität in die Tiefe des Gewebes, um dort punktuell den therapeutischen Impuls zu setzen.
Ähnlich wie beim Daumengriff löst sich dann die aufgebaute Spannung: Der Zeigefinger geht passiv wieder in seine Ausgangsposition und das Handgelenk schwingt weich in die Extension zurück, um von dort den nächsten Griff zu beginnen.
Für alle Fingernagelformen gilt: Die Beugung beim Daumen- und Zeigefingergriff findet jeweils da ihre Grenze, wo die Irritation durch den Nagel, trotz gründlichen Feilens und Zurückschneidens, als zu störend empfunden wird.
▶ Abb. 3.7, ▶ Abb. 3.8
Abb. 3.7 Alternierendes Streichen mit den Fingerbeeren 3 und 4 am lateralen Anteil des Unterschenkels. Länge der Streichung variiert von 1 bis zu 4, evtl. 5 cm.
Abb. 3.8 Alternierendes Streichen mit flach anliegenden Daumenbeeren am medialen Anteil des Unterschenkels. Länge der Streichung variiert von 1 bis zu 4, evtl. 5 cm.
Der Begriff ergibt sich aus der Art der Durchführung:
Beide Hände streichen alternierend (wechselweise) mit je einer oder 2 flach aufliegenden Daumen- bzw. Fingerbeeren weich, jedoch zielstrebig in vorgegebenen Bahnen durch das Gewebe. Bevor eine Hand den im Gewebe entstehenden leichten Zug beendet, setzt die andere in der gleichen Bahn ein, sodass eine fließend fortlaufende Bewegung entsteht.
Die Länge der einzelnen Strichführungen richtet sich nach dem Gewebebefund am Fuß: Fühlt sich das Gewebe verklebt oder gestaut an, werden sie kürzer; ist es normal in seiner Spannung, können die einzelnen Streichungen länger werden.
Wenn die Zeigefinger arbeiten, stützen die Daumen den Fuß auf der den Fingern gegenüberliegenden Seite und halten ihn so in seiner Position. Werden die alternierenden Streichungen von den Daumen durchgeführt, stützen die Finger.
Diese Griffe werden bevorzugt in Zonen gewählt, die dem Lymphgewebe zugeordnet sind, um dort allzu kräftige punktuelle Reize zu vermeiden, zunächst meist in den Zonen nahe der Achillessehne medial und lateral. Im Laufe der gesamten Ausbildung werden auch andere Zonen des Lymphsystems mit den alternierenden Streichungen behandelt.
▶ Abb. 3.9
Abb. 3.9 Dehnungsgriff mit Daumen- und Fingerbeere an den Schwimmhautfalten der Zehenzwischenräume. Daumen der anderen Hand stützt von plantar.
„Dehnung fördert Atmung.“ Die Gewebedehnung bietet sich vor allem in den Interdigitalräumen an, weil hier eine gute Durchblutung dieser Zonen am besten zu erreichen ist:
Daumen- und Zeigefingerbeeren halten von plantar und dorsal die Gewebefalte zwischen den Zehen und dehnen sie in distaler Richtung, bis sich Daumen- und Fingerbeere berühren.
Während der Dehnung beschreibt die arbeitende Hand eine leichte Rundung in der Bewegung nach plantar und/oder dorsal.
Die Intensität des Griffes bleibt von Beginn bis Ende relativ konstant und passt sich dem Atem des Patienten an (in der Einatmungsphase wird die Dehnung meist gut verarbeitet). Die andere Hand stützt den Fuß in einer funktions- und arbeitsgerechten Stellung, am besten im Quergewölbe. Der Griff wird mehrere Male wiederholt.
Der Dehnungsgriff hat v.a. eine anregende Wirkung auf das Immunsystem, ist also gut geeignet bei Patienten mit Erkältungen, Allergien und anderen Infekten.
Die Bezeichnung weist auf die Funktion dieses Griffes hin: Durch ruhiges Verweilen in der betreffenden Zone wird angestrebt, akute symptomatische Beschwerden der Patienten zu verringern.
Der Aufbau ist ähnlich wie beim Grundgriff:
Die belastete Zone wird zuerst sanft mit der leicht radial gestellten Daumenbeere berührt.
Durch das weiche Vorwärtsschwingen des Armes wird das Endglied des Daumens von der horizontalen in die vertikale Position gebracht.
In dieser Stellung wird der therapeutische Impuls in der Tiefe des Gewebes gesetzt, angepasst an die augenblickliche vegetative Reaktionslage des Patienten.