9,99 €
Niedrigster Preis in 30 Tagen: 9,99 €
Lehrerinnen und Lehrer haben es in der heutigen Zeit nicht so einfach. Sie stehen unter grossem Druck und drohen oft daran zu zerbrechen. Dieses Buch versucht auf eine völlig andere Art zu erklären, warum der Lehrerberuf so anstrengend ist. Es werden Beziehungsschemen zwischen Lehrkräften, Schülern und Eltern aufgezeigt. Es wird erklärt, was unsichtbar mitfliesst, wenn zwischenmenschliche Probleme gelöst werden. Ein Buch, das viel verstehen lässt, was vorher noch kaum beachtet wurde. Wir Menschen sind viel mehr! Gut, wenn eine Lehrperson weiss, was da sonst noch alles mitspielt! Ein Burnout im Lehrerberuf will womöglich das erkennbar machen, was in diesem Buch thematisiert wird... Lehrpersonen arbeiten oft nicht lange im Beruf. Sie haben viel Urlaub, verhältnismässig wenig Präsenzzeit und einen besseren Lohn als viele Normalverdiener. Und trotzdem wechseln so viele nach kurzer Berufstätigkeit weg vom Lehrerberuf. In diesem Buch wird versucht, über einen etwas ungewöhnlichen Ansatz zu erklären, warum Geld und Freizeit nicht ausreichen, um Lehrkräfte vor dem Burnout zu bewahren. Wie in den Büchern «Sich selbst sein» und «Richtig (v)erziehen» geht es auch hier um Energie und ihre Wirkung im Zwischenmenschlichen Bereich. Dieses Buch könnte eine Erklärung für Lehrpersonen, Bildungsinteressierte und Behörden enthalten, die verstehen lässt…
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Inhaltsverzeichnis
1 Ausgangslage
2 Vorwort
3 Einleitung
4 Der Lehrer als Gärtner
5 Selektion – Die Wurzel allen Übels
6 Der gute Lehrer
7 Der schlechte Lehrer
8 Allen Leuten recht getan…
9 Verhaltensoriginelle Mitmenschen
10 Einleitung
11 Hochsensibilität
12 Minderwertigkeitskomplex
13 Alles eine Frage der Energie
14 Warum Menschen müde machen
15 Was müsste geschehen?
17 Fazit
18 Nachwort
Impressum
Michael von Känel
Lehrermangel!
Warum der Lehrerberuf so anstrengend ist
Copyright:
Michael von Känel
BE/Schweiz
Publikation und weitere Werke:
Verlag denkmalnach
Teil A – Was passiert in der Schule?
Lehrpersonen arbeiten oft nicht lange im Beruf. Sie haben viel Urlaub, verhältnismässig wenig Präsenzzeit und einen besseren Lohn als viele Normalverdiener. Und trotzdem wechseln so viele nach kurzer Berufstätigkeit weg vom Lehrerberuf. In diesem Buch wird versucht, über einen etwas ungewöhnlichen Ansatz zu erklären, warum Geld und Freizeit nicht ausreichen, um Lehrkräfte vor dem Burnout zu bewahren. Wie in den Büchern «Sich selbst sein» und «Richtig (v)erziehen» geht es auch hier um Energie und ihre Wirkung im zwischenmenschlichen Bereich. Dieses Buch könnte eine Erklärung für Lehrpersonen, Bildungsinteressierte und Behörden enthalten, die verstehen lässt…
Immer wieder ist der Lehrermangel ein Thema. Schulleitungen und Gemeindebehörden beklagen sich, dass sie auf offene Lehrerstellen kaum Bewerbungen qualifizierter Lehrpersonen erhielten, und dass es trotz Lohnmassnahmen zunehmend schwierig werde, geeignete Lehrkräfte zu finden und diese dann auch zu halten.
Nach 15 Jahren als Klassenlehrkraft für 12- bis 16-Jährige stellt auch der Autor sich eine Frage immer noch: Weshalb wechseln so viele Lehrkräfte den Beruf, obwohl sie einen verhältnismässig guten Lohn, sinnstiftende Arbeit und viel Ferien haben? Irgendetwas muss da sein, was die Lehrpersonen zur Aufgabe ihres Berufes veranlasst. Aber was?
Es gibt viele Erklärungsversuche und getroffene Massnahmen, um obgenanntes Phänomen zu erklären und zu beheben. Aber bisher hat wohl noch kein Ansatz so richtig zur Erkenntnis und keine Massnahme zum Durchbruch geführt. Dieses Buch versucht die Problematik auf eine völlig andere Weise anzugehen. Es ist eine Herangehensweise, die einer «normalen» Lehrkraft nicht würdig ist. Aus diesem Grund hat der Autor beschlossen beschlossen, unbezahlten Urlaub zu nehmen, um unabhängig schreiben zu können und sich nicht aufgrund seiner Anstellung als Lehrkraft im öffentlichen Bildungswesen in Schwierigkeiten zu bringen.
Lesen Sie selbst und urteilen Sie dann, ob die Schilderungen und Erklärungsversuche in diesem Buch plausibel sein könnten. Beachten Sie aber, dass dieses Buch keinen Anspruch auf Wissenschaftlichkeit oder Allgemeingültigkeit erhebt. Es will lediglich Erklärungsversuche aufführen, die zum Nachdenken anregen können.
Das Telefon klingelt. Bei der Lehrerfamilie zuhause horchen alle auf. Die Kinder verziehen sich dezent irgendwohin, Mutter oder Vater, je nachdem, wem der Anruf gilt, tut einen tiefen Atemzug und nimmt ab. Bereits nach der Begrüssung steht für den sorgfältig mithörenden Lebenspartner fest, dass es sich um ein Elterntelefon handelt. Die Wahrscheinlichkeit, dass dieses Gespräch den gemütlichen Familienabend zerstören wird, ist hoch.
Frau Müller wollte nur schnell nachfragen, ob der Ausflug jetzt stattfinde, da ihr Kevin ja heute in Abklärung war und darum das Infoschreiben vergessen habe. Und dann hätte sie da noch gleich ein kleines Anliegen…
Die Forderung, die nach dem fadenscheinigen Grund des Anrufes folgt, stellt das Schulsystem, das ja den Unterricht in Schulklassen vorsieht, grundsätzlich in Frage. Familie Müller wäre wohl am besten bedient, wenn sie ihren Kevin in einen Privatunterricht mit Einzelbetreuung schicken würde. Und Frau Müller täten regelmässige Gespräche beim Psychologen gut. Das stellt aber nur der Lehrer oder die Lehrerin am Telefon so fest, denn Frau Müller ist fest der Überzeugung, dass sich das System ihren Ansichten und Forderungen anpassen wird. Und zu bewerkstelligen hat diese Systemänderung die Lehrkraft, die Frau Müllers Kevin unterrichtet. Aus der kurzen telefonischen Rückfrage wird ein knapp einstündiges Gespräch.
Mutti oder Papi, eben je nachdem, wem der Anruf galt, spricht an diesem Abend nicht mehr viel. Es ist einfach schwer zu fassen, was man mit solchen Leuten, die wirklich nur sich selbst und ihr Kind sehen, tun soll. Man geht darum früh zu Bett, da die Lust für etwas anderes gänzlich entschwunden ist. Im Bett ist an Schlaf aber nicht zu denken. «Hätte ich…, sollte ich…, könnte man…» So in etwa fühlen sich die Gedanken an, die am Schlaf hindern.
Nach einem wenig erholsamen Schlaf trifft man bald im Klassenzimmer auf den obgenannten Kevin, der gerade sein Heft zum Fenster rausgeschmissen hat und das Gelächter der Klasse geniesst. Der nächste Anruf von Frau Müller zeichnet sich bereits ab. Aber da heute noch Lernkontrollen zu schreiben sind, ist die Möglichkeit gross, dass andere besorgte Mütter und Väter auch noch anrufen werden.
Unterrichten wir in der Schule eigentlich Schüler oder ihre Eltern?
Der Beruf des Lehrers wird oft mit dem eines Gärtners verglichen. Dieser hat in etwa vier Kernaufgaben:
- Vorbereiten, ziehen und bestellen
- Hegen und Pflegen, düngen, aufbinden und fördern
- Jäten, ausdünnen und entsorgen
- Ernten und verwerten
Das Ernten und Verwerten können wir schon mal Weglassen beim Lehrer, denn er kommt sehr selten in den Genuss davon. Es sind eher die abnehmenden Schulen und Betriebe, die von der ganzen Arbeit profitieren werden – und natürlich der Schüler selbst und seine Eltern. Manchmal gibt es aber ein kleines Lob der Eltern für angeblich gute Arbeit. Besonders nach einer guten Empfehlung für eine weiterführende Schule. Ansonsten sind ehrliche, positive Feedbacks an Lehrkräfte eher selten.
Lieb sein, gut schauen, helfen und fördern darf der Lehrer jederzeit und grenzenlos. Das tut er ohnehin viel zu wenig. Die jungen Menschen sind sich nämlich von zuhause aus gewohnt, dass sie eigentlich nichts tun müssen und darum für Dinge, die eigentlich selbstverständlich wären, gelobt werden.
Aber selektionieren, beurteilen, Grenzen setzen und die Disziplin aufrechterhalten, das geht nun mal gar nicht! Wer das tut, ist ein SCHLECHTER Lehrer. Dabei sind es ja Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, die gerade da immer wieder ihre Kritikpunkte anbringen. Sie stellen die Qualität des Unterrichts, das Fachwissen der Lehrpersonen und deren «gesunden Menschenverstand» infrage. Der Rohstoff Mensch, der aus den Volksschulen in die Unternehmungen geliefert wird, entspricht nicht dem, was man zur gewinnbringenden Arbeit bräuchte.
Wir stellen also fest: Während der Gärtner höchstens beim Umsägen von Bäumen in Kritik gerät, steht der Lehrer unter Dauerkritik, weil er zwei Aufgaben ausführen soll, die sich widersprechen: Lieb Sein und Fördern steht der Selektion halt mal grundsätzlich entgegen. Und Eltern ertragen es offensichtlich nicht (mehr), wenn an ihre Zöglinge Anforderungen gestellt und Grenzen gesetzt werden. Dies trifft insbesondere dann zu, wenn sie selbst die besagten Anforderungen und Grenzen nicht zu erfüllen vermögen, da sie selbst nicht «hart genug» mit sich selbst sein können. Es lohnt sich wohl aus mehreren Gründen, das Thema Selektion und ihre Bedeutung in der Gesellschaft etwas genauer unter die Lupe zu nehmen.
Lernkontrollen, Beurteilungen und Unterrichtsniveaus sind aus unserem Bildungssystem kaum wegzudenken. Wie auch, wenn auch in der Gesellschaft das sich gegenseitig Messen immer wieder eines der grössten Themen ist. Sonst würde es ja Sport, Miss-Wahlen oder politische Diskussionen nicht geben. Die Gesellschaft lechzt nach Ranglisten und die Medien tun ihr Bestes, um mit der Meldung, wer heute der Beste sei, Geld zu verdienen.
Dabei hinterlassen jedes Messen und jeder Vergleich immer einen Verlierer. Und dieser Verlierer oder diese Verliererin ruft dann den Lehrer an, wenn seinem Kind auch nur ansatzweise das Gleiche widerfährt, wie ihm damals, als er es nicht ins höhere Niveau geschafft hat, oder als er die Autolehrfahrprüfung versiebt hat, oder als er im Schulwettkampf Zweitletzter wurde.
Wir tun wohl gut daran, wenn wir dem Selektionszwang in unserem Alltag mal ein bisschen auf den Grund zu gehen versuchen:
Natürlich gibt es hunderte von Erklärungen und Rechtfertigungen für Noten und Selektionen im Bildungssystem. Und sicherlich sind sie auch nötig, weil das System sonst nicht funktionieren würde. Denn die Schulnoten funktionieren im Schulsystem wie Geld in einem Wirtschaftssystem. Wer gute Noten hat kommt weiter, kriegt die bessere Lehrstelle, kann in höhere Schulen, ist angesehener und scheint erfolgreicher zu sein. Das ist Grund genug für Kinder und ihre Eltern, ihr Möglichstes zu tun, damit die Schulnoten einigermassen stimmen. Von intrinsischer Motivation wie aufrichtiges Interesse des Kindes, bis hin zur extrinsischen Belohnung guter Noten mit Geld, sind den Möglichkeiten keine Grenzen gesetzt.
Die Wirtschaftsvertreter wollen die Noten, damit sie sich die potenziell besten Mitarbeiter möglichst schnell aus der Menge herauspicken können. Und alle Berufszweige möchten am liebsten die am besten qualifizierten jungen Menschen für sich. Darum belagern sie die Schulen auch ständig mit Werbematerial und versuchen, mit gratis zur Verfügung gestelltem Unterrichtsmaterial oder mit Berufswahlvorträgen auf ihre Firma und ihre Berufe aufmerksam zu machen.
Die Mittel- und Hochschulen sowie die Universitäten möchten möglichst nur Studenten, die das tun, was sie sollen, nämlich das benötigte Wissen und Verständnis bereits mitbringen, um dann die Forschungen so zu unterstützen, dass es möglichst keinen Ärger mit ihnen gibt. Wer an Noten glaubt, glaubt auch an wissenschaftliche Studien und Forschungsexperimente.
Die Gesellschaft will die Noten, weil sie die Chance bieten, durch eigene Kraft aufzusteigen und so ein besseres Leben zu leben, als es die anderen tun. Dafür nimmt man manchmal sogar in Kauf, dass das eigene Kind am Notendruck, den die Eltern künstlich hochhalten, zerbricht.
Bitte entschuldigen Sie den Autor jetzt für die nachfolgenden Zeilen, aber er denkt, es geht um etwas viel Menschenverachtenderes und Freiheitsberaubenderes als das, was oben genannt wurde! Der Grund dafür liegt in der Note selbst. Es ist nämlich in letzter Zeit immer wie schwieriger geworden die Bestnote zu erreichen. Denn die Bestnote bedeutet «perfekt», und perfekt ist, das wissen wir aus dem Religionsunterricht, nur Gott. Und die neuen Lehrpläne verlangen kein Wissen mehr, sondern Kompetenzen. Und es kann ja nicht sein, dass ein Kind eine Kompetenz bereits zur Perfektion beherrscht, denn dann wäre es ja besser als der Lehrer und besser als die Ausbildner der Lehrer. Somit können die Lernenden gar nie genügen. Man kann immer noch besser sein und es gibt auch immer irgendwo noch einen Besseren. Die Folge davon ist, dass auch die noch so seriösen Schülerinnen und Schüler mit noch so guten Noten über ihre Schulzeit einen Minderwertigkeitskomplex aufbauen, den sie dann ein Leben lang mit sich herumtragen. Von den schwachen Schülern gar nicht zu sprechen!
Gehen wir also davon aus, dass die allermeisten Jugendlichen in der Schule aufgrund der nicht erreichten Bestnoten lernen, dass sie nicht so sind, wie sie sein könnten oder sollten. Und die paar wenigen, die dem System so gut entsprechen können, dass sie wirklich genial sind, laufen grosse Gefahr, fehlgeleitet, manipuliert oder überheblich zu werden. Wenn dem so ist, dann lernen alle SchülerInnen, dass sie nicht genügen, und dass Sie das Denken und Entscheiden wohl besser den wirklich intelligenten Leuten überlassen sollten. Sie fügen sich also in ein System ein, das für den Rest des Lebens über sie bestimmen wird. Natürlich fühlen sie auf diffuse Weise während ihres Lebens, dass da irgendetwas nicht stimmen kann. Aber gegen die Festungen, die das Gesellschaftssystem durch Politik, Medien, Geld und Wissenschaft aufgebaut hat, können die einfachen Gedanken eines Normalbürgers nicht ankommen. Und so bleibt alles, wie es ist, und das ist in den Augen derer, die Geld und Macht haben, gut so. Denn jeder, der in seinem Unterbewusstsein einen Minderwertigkeitskomplex mit sich herumträgt, ist steuerbar und vor allem auch konsumbereit.
Weil sich aber alle für ihre Kinder ein besseres Leben wünschen, und weil sie fühlen, dass das irgendwie mit der Schule zusammenhängt, kämpfen sie dort gegen das etablierte System, wo es für sie ein Gesicht hat – und das ist nun halt mal der Lehrer oder die Lehrerin ihres Kindes.
Falls Sie selbst Lehrperson sein sollten, dann freuen Sie sich nicht zu früh darüber, wenn jemand Ihnen das Kompliment macht, Sie seien eine gute Lehrerin oder ein guter Lehrer! Denn die Bezeichnung «guter Lehrer» ist absolut relativ.
Falls Sie als Elternteil schon darüber nachgedacht haben, einer Lehrperson das Kompliment «Sie sind ein guter Lehrer» zu machen, dann warten Sie damit, bis Ihr Kind aus der Schule gekommen ist. Oder noch besser, bis es mindestens 25-jährig ist. Denn bis zu diesem Zeitpunkt kann noch viel passieren. Und vermeintlich gute Lehrkräfte können innert wenigen Sekunden zu äusserst schlechten Lehrpersonen mutieren. Zum Beispiel dann, wenn ein Kind eine Prüfung nicht besteht.
Wir sehen klarer, wenn wir erkennen, dass es verschiedene Gründe geben kann, die jemanden zu einer guten Lehrperson machen können. Im Folgenden wird versucht, eine Auswahl möglicher Gründe hervorzuheben:
1. Die Lehrperson ist einfühlsam, zuvorkommend und darum bei den Kindern beliebt
2. Die Lehrperson ist streng, geradlinig und achtet auf Disziplin
3. Die Lehrperson kann gut erklären und gibt immer einen Grund an, warum ein Thema behandelt wird
4. Die Lehrperson ist gesellschaftskritisch, regt die Kinder zum Denken an und freut sich darüber, wenn hinterfragt und infrage gestellt wird
5. Die Lehrperson sieht besonders die Fähigkeiten und Eigenschaften in einem Kind, die von der Gesellschaft kaum erkannt und schon gar nicht anerkannt werden
6. Die Lehrperson ist fachlich sehr kompetent und kann so das Wissen der Kinder mehren und ihre Fähigkeiten stark fördern
7. Die Lehrperson ist zielstrebig und erwartet von den Kindern immer Produkte und Resultate, die Hand und Fuss haben
8. Die Lehrperson verfügt über breite persönliche Lebenserfahrung und wirkt darum auf die Kinder vertrauens- und glaubwürdig
9. …
Wer sich im Bildungswesen etwas auskennt, stellt schnell fest, dass es kaum Lehrpersonen gibt, die schon nur die oben aufgeführten Eigenschaften, die zur guten Lehrperson machen können, in sich verkörpern. Von allen weiteren positiven Merkmalen, die einen guten Lehrer ausmachen können, nicht zu sprechen. Und zu erwarten, dass eine junge Lehrperson bereits über so schwergewichtige Eigenschaften und Kompetenzen verfügt, die sie zu einer guten Lehrkraft machen, wäre schlichtweg unrealistisch. Entsprechend sollten junge Lehrpersonen die Zeit bekommen, zu guten Lehrkräften heranzuwachsen. Aber genau da liegt ja das Problem, weshalb dieses Buch geschrieben wird:
Die jungen Lehrerinnen und Lehrer hören auf als Lehrkraft zu arbeiten, BEVOR sie gute Lehrpersonen geworden sind.
Wer diese Tatsache durchdenkt und versteht, der rauft sich vor Verzweiflung die Haare aus! Da werden hunderttausende von Euros in die Ausbildung von Lehrpersonen investiert und dann wirft man diese jungen, motivierten Berufsleute ins Haifischbecken und lässt sie von «Haifisch-Eltern» zerfleischen. Und falls die dies überleben, dann lässt man sie noch durch die Mühlen des Schulsystems, bis sie als Hühnerfutter unten wieder rauskommen. Und das alles, nota bene, nachdem sie schon die Mühlen der Lehrerbildung aushalten und überstehen mussten…
Böse Zungen behaupten deshalb, dass es immer wie mehr Lehrpersonen gibt, die in erster Linie lieb sind. Das hat dann eine starke Auswirkung auf den Lernerfolg und die späteren Möglichkeiten der SchülerInnen. Sie sind sich gewohnt, dass man sie versteht, dass man ihnen entgegenkommt, und dass sie sich stets erklären können, wenn sie die erwartete Leistung nicht erbracht haben. In den meisten Berufen aber ist die Welt eine andere. Das führt zu einem brutalen Erwachen bei den Jugendlichen, sobald diese in die Erwerbs- und Erwachsenenwelt eintreten. Sie werden sehr schnell sehr hart über ihre Lehrkräfte urteilen, die ZU LIEB gewesen seien. Die vormals guten Lehrkräfte werden so abrupt zu schlechten Lehrpersonen umdeklariert. Und genauso schnell wird die vorher schlechte Lehrperson, die auf Leistung, Disziplin und Effizienz geachtet hat, zur besten Lehrkraft, die man je gehabt hat.
Wir stellen also fest, dass es die gute Lehrerin oder den guten Lehrer nicht in allgemeingültiger Form gibt, und dass reifen muss, was gut sein soll. Aber der Einfluss, den eine Lehrperson auf ein Kind während dessen Schulzeit hat, bleibt bestehen. Entweder in positiver oder in negativer Form. Es ist darum nachvollziehbar, dass es Eltern gibt, die sich gerne gute Lehrpersonen für ihr Kind suchen möchten, um diesem die besten Voraussetzungen für seine Zukunft zu verschaffen. Wir wissen alle, dass dies vom System her fast nicht möglich ist. Als kümmerliche Kompensation dafür versuchen Schulen und die Lehrerbildung diesen Ansprüchen zu genügen, indem sie Standards in Aus- und Weiterbildung für die Lehrkräfte errichten und Vorgaben aufzustellen versuchen, die Lehrkräfte besser aussehen lassen sollen, als sie sind. Und dieser Trend beschäftigt oder stört den Teil der Lehrkräfte, die bereits gut sind, derart, dass sie die Lust am Lehrer sein verlieren und sich vom Berufsfeld Bildung abwenden. Denn entweder brechen sie an den ständig gepredigten hohen Ansprüchen an ihre Person und ihre Arbeit, oder sie durchblicken die Sinnlosigkeit dieser standardisierenden Versuche und sind es leid, sich immer von neuem im Papierkrieg zu verlieren, oder sich anhören zu müssen, wie man unterrichten sollte, zumal die Personen, die ihnen das erklären, selbst gar nicht vor Kindern stehen und somit keine Ahnung haben können, was es den eigentlich bräuchte, um gut zu unterrichten.
Schliessen wir dieses Kapitel also mit der Erkenntnis, dass gute Lehrer so sind wie die Pracht einer schönen Blüte: Sobald wir versuchen, sie zu fassen, zu besitzen zu kopieren oder zu vermehren, verliert sie ihre Schönheit und ihre Wirkung.
Der schlechte Lehrer ist einfach zu finden. Es gibt ihn quasi überall. Dem ist so, weil jedes Kind weiss, dass es einen Ferienprospekt aus dem Lehrer gibt, wenn man ihn mit einer Dampfwalze plattfährt.