Leinen los - Segel hoch - Poseidon wir kommen - Elke Clemenz - E-Book

Leinen los - Segel hoch - Poseidon wir kommen E-Book

Elke Clemenz

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Beschreibung

Mit einer rund 12 Meter langen Segelyacht von Kroatien nach Griechenland zu segeln ist sicher keine Heldentat. Sollte auch keine werden. Ich wollte, gemeinsam mit Gerhard, einfach völlig entspannt die Schönheiten von Teilen Italiens Küste und Griechenlands kennen lernen und dabei die Faszination des Segelns genießen. Nicht schnell ankommen war mein Plan, sondern unterwegs sein. Mein Plan ging auf und das Ergebnis waren Begegnungen mit interessanten Menschen und der Kultur der Regionen, neue Erfahrungen und Erkenntnisse und viele interessante Erlebnisse. Mein Buch ist eine Kombination aus kleinem Abenteuer, persönlicher Herausforderung, Reiselust und Information und so manchem wertvollen Tipp. Sicher auch eine reizvolle Lektüre für Nichtsegler/innen. Diese 3. Auflage enthält alle Erlebnisse der bisherigen und der aktuellen Reise. Elke Clemenz

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Seitenzahl: 289

Veröffentlichungsjahr: 2021

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Inhalt (in Kurzform)

Ein paar ganz persönliche Gedanken

Vorbereitung – Nachbarn,Wind und Wettergötter

Im Stand by Modus in Kroatien

Es geht los – Kurs Italien – erstes Ziel Vieste

Bon Giorno Bella Italia - entlang der italienischen Küste Trani-Bari-Monopoli-Brindisi-Otranto

Auf der Straße von Otranto nach Korfu

Kalimera Griechenland – Poseidon wir sind da

Unterwegs im nördlichen Ionischen Meer

Erste verlockende Ziele im mittleren Ionischen Meer

Unterwegs im Golf von Korinth

Durch das mittlere Ionisch Meer nach Westen zurück auf dem Weg nach Lefkas

Schöne Stationen auf dem Weg von Lefkas nach Korfu

Zurück nach Italien

Überfahrt nach Otranto und zurück nach Vieste

Wieder zurück in Kroatien

Ende gut – Alles gut – Hinter´m Horizont geht´s weiter

Technische Daten und weitere Bücher von uns

Und das sind wir

Ja, Sie haben schon richtig gelesen, das „wir“ stimmt. Es stimmt deshalb, weil ich mit Gerhard seit rund 20 Jahren „unterwegs“ bin. Ach so, ja Gerhard ist mein Mann und wenn man mit ihm unterwegs ist, braucht man sich keine Sorgenfalten wegpudern. Er ist ein Praktiker und kein theoretischer Scheininhaber. Zum Glück. Wir sind auch keine typischen >Nur<-Segler. Wir bringen seit jeher unsere langjährigen alpinen Erfahrungen in dieses Naturerlebnis ein und für uns unterscheidet sich ein Berg vom Meer nur durch seine Höhe. Und wenn man die Elemente der Natur achtet und verinnerlicht, dass sie immer stärker sind als wir, ist man immer auf der >fast< sicheren Seite. Ach ja, noch etwas, >Segeln ist für uns viel mehr als nur Meer< - und das >leben und erleben< wir.

Zu Zweit oder darf es vielleicht etwas mehr sein?

Das wollte ich, Gerhard, vorher schnell noch gesagt haben. Bevor es losgeht.

Wir, das sind Elke und ich. Warum nur wir zwei, könnte man sich fragen. Ist doch viel einfacher, wenn sich die Arbeit an Bord, also das Ablegen, das Anlegen, das Reffen oder das Wendemanöver auf mehrere Hände verteilt. Die Antwort ist einfach – so wie viele Köche den bekannten Brei verderben können, können auch mehrere Hände und vor allem Köpfe Bordunruhe erzeugen, zumindest wenn es um einen längeren Zeitraum des Zusammenlebens auf sehr begrenztem Raum geht. Wir wurden sogar Zeuge dieses Bord-Phänomens, als eine kleine Crew, nennen wir sie einfach Hans und Susi, am Ende der Seereise von Norditalien nach Griechenland in der Marina Lefkada planmäßig ausgecheckt haben. Hans, ein bayerisches Original, holte die königlich-freistaatliche bayerische Flagge auf der Backbordsaling ein, begleitet vom Difelliermarsch aus dem Smartphone. Ein ergreifender Augenblick und die Tränen konnten nur durch einen Ouzo zurückgedrängt werden. Das Schlusswort von Hans sagte dann alles: „Also, liebe Freunde, es waren schöne Wochen mit euch, aber zu lang und ich weiß jetzt eines, nämlich, dass ich niemals mehr mehrere Wochen auf einer Yacht dabei sein will“. Hans und Susi sind keine Greenhörner, sondern erfahrene Skipper.

Nun, wir sind ein eingespieltes Team ohne diese nervige und nicht unbedingt notwendige standardisierte Bordsprache, die oft an Kommandos auf Schiffen der Marine erinnert. Und da fällt mir doch auch gleich eine lustige Aussage eines Freundes aus der Steiermark ein, der meint: „Bei uns an Bord heißt der bekannte Ankündigungsschrei vor der Wende nicht Re(h) sondern Hirsch. Man muss sich eben nur verstehen, dann ist alles gut. Das heißt natürlich nicht, dass es nicht Personen geben würde, mit denen man ohne Stress mehrere Wochen auf engem Raum unterwegs sein könnte – und da fallen mir gleich zwei ein, mit denen es sicher problemlos klappen würde und auch schon geklappt hat. Nur, die Planung liegt immer in unserem Ermessen und die Verantwortung auch. Und damit sind wir wieder bei uns Beiden als Team. Allein schon die Fragen, „Wer ist bei euch der Skipper?“, „Wer gibt die Kommandos?“ oder „Wer steht am Steuerrad?“, gehen mir derart auf die Nerven, dass mir im Ernstfall nur eine kratzige Antwort über die Lippen kommt. „Unser Albatros segelt alleine und ohne Schein.“ Basta! Ich halte diese Frage für genauso überflüssig wie die, wenn ein Essen für Gäste auf dem Tisch landet: „Und, wer von euch hat gekocht?“ Offenbar sind der gedeckte Tisch, der Salat oder die Getränke nur zweitrangig, aber es ist ungemein wichtig, wer nun am Herd stand. Mehr als flüssig, überflüssig! Klar, bei offiziellen Vorgängen muss ein Name angegeben werden, das verlangt die berüchtigte Formalität. Aber wer das ist, das ist bei uns egal. Arbeitsteilung ohne profilneurotische Aussagen, ohne T-Shirts mit großen Buchstaben, Skipper und Crew, am Rücken. Wandelnde Reklamesäulen, brauchen wir nicht. Jeder macht das, was er eben sehr gut kann, und jede Handlung und Aufgabe hat denselben Stellenwert. Hierarchien oder Bewertungsskalen sind für mich Unsinn und absolut überflüssig.

Das war´s auch schon. Elke, jetzt bist du dran.

Lebe deinen Traum

>Träume nicht dein Leben, sondern lebe deinen Traum<, einer der vielen inhaltlosen Kalendersprüche, die überflüssig sind wie ein Geschwür. Noch viel schlimmer, wenn sie von etwas einfallslosen Rednern bei Betriebsfeiern oder ähnlichen oft langweiligen Veranstaltungen als einfallsloser Aufreißer präsentiert werden. Es gibt auch Träume, die zu Alpträumen werden. Und, das ist gar nicht gut. Nein, das muss man nicht haben. Also, es ist ganz einfach.

Als ich vor Jahren mit Elke über eine Messe spazierte, stand eine 20er Jeanneau Sun Fast vor uns. Auf meine kurze Frage „Gehst Du mit mir segeln?“, kam ein schlagartiges, eindeutiges und wild entschlossenes „Ja“. Also, her mit dem Ding, an die Anhängerkupplung und ab auf die Fähre nach Griechenland. Auf der echt griechischen Slipbahn war es ein kleines Wunder, dass nicht gleich das Auto mitsamt dem Anhänger ins Wasser rutschte. Alles gut, los ging es zwei Wochen durch einen Teil des Ionischen Meeres. Bewunderungsausbrüche wie „Oh, wonderful, so small but very nice“ bis hin zu verachtenden Blicken großkotziger Skipper und Crews, denen zwar nicht einmal eine Schraube ihrer Charterplastikdose gehörte, aber die vor Einbildung strotzten. Tolle Erlebnisse und alles bestens.

Messen sind grausam, da kommt man nur auf dumme Gedanken. Tauschgeschäft, 20 Fuß gegen 24 Fuß, natürlich wieder Jeanneau. Und wieder ging es zu den Göttern nach Hellas. In Triest oder Venedig auf die Fähre, in Korfu oder Igoumenitsa runter von der Fähre, in einer Marina an den Haken und ab ins Wasser. Halt, vorher Mast aufstellen. Ein immerwährendes Adrenalinerlebnis. Und das einige Jahre.

Wie schon gesagt, Messen sind grausam und so wurden aus 24 Fuß auf einmal 37 Fuß. Viele Gründe waren dafür verantwortlich, die zweifellos sehr schöne kroatische Adria nicht zu verlassen, aber Griechenland war immer in einer Speicherzelle der Traumdatei vorhanden.

2018 war es an der Zeit, den Speicherinhalt abzurufen. Warum nicht schon früher? Ganz einfach, es gibt eben sehr persönliche Gründe, die eine längere entspannte Abwesenheit ohne zwingende Rufbereitschaft nicht ermöglichen.

Also, unseren 37 Fuß Albatros aus dem Winterschlaf erwecken, putzen und ab geht die Post. Nein, das passt nicht zu uns. Nicht umsonst lautet der Titel von Elkes erstem Buch >Segeln ist mehr als Meer<. Natürlich klingen Titel, wie >Leinen los und ab um die Welt<, >3 Jungs springen auf eine Yacht und ab geht´s< oder >Job ade – Auszeit ohne Plan<, supercool, aber wir sind eben nicht cool. Zumindest nicht so cool. Alles gut, kann man machen wie man will, wir wollen eben mehr als nur Meer. Also nutzten wir die maritime Ruhezeit ab November für die Planung aller notwendigen Details.

So eine Segelreise ist wahrlich kein Hexenwerk und nicht etwas völlig Außergewöhnliches. Trotzdem meinen wir, man soll so etwas vernünftig und exakt planen und ernst nehmen. Auch Erlebnisse in der Natur an Land und der Besuch von Kulturgütern will geplant sein. Überraschungen lauern überall und genießen kann man nur, wenn man alles im Griff hat. Zu jeder Zeit.

Und genauso haben wir es wieder getan – und hatten alles bestens im Griff.

Liebe Nachbarn sind unersetzlich

Der Untertitel meines erstem Buches lautet >Nein, ich will gar nicht um die ganze Welt<. Genauso ist es, also wollen wir auch nicht übertreiben wegen dem bisschen Götter besuchen. Ja, aber trotzdem werden es wohl sechs Monate sein. Deswegen verkauft man doch kein Haus oder betoniert den Garten. Nun, wenn man an die Rückkehr denkt und sich mit einer Machete durch den Gartenurwald kämpfen muss, schwirren schon mal einige Gedanken durch den Kopf. Nein, alles soll wachsen wie es wachsen will. Die Vogelwelt freut sich tierisch. Ich finde es auch beeindruckend, wenn diese Spezies temporär begrenzter Aussteiger, ich sage mal Salon-Aussteiger, ihre Möbel bei den Eltern oder Schwiegereltern unterstellen, ihre Wohnung kündigen und ihr Auto verkaufen. Haben die nur einen Tisch und ein Bett oder haben die Eltern oder Schwiegereltern etwa ein Lagerhaus? Keine Ahnung, denke nur, dass da irgendetwas nicht stimmen kann.

Alles gut, wir lösen das anders, haben wir uns entschieden. Der Garten ist ohnehin ein Naturpark, fehlt nur die Genehmigung der EU. Wenn das der Fall wäre, dann könnte sich keine treusorgende Mama mit ihrem überbehüteten und in Watte gebetteten Kind beschweren, dass sich der kleine Prinz oder die zierliche Prinzessin am Gartenzaun an einem Zweig einer wilden Rose eine schreckliche Wunde zugezogen hat. Um kein Missverständnis aufkommen zu lassen, keine klaffende Wunde wie nach einem Haibiss oder einem Kampfhundeangriff, sondern einen Kratzer, der aber natürlich sofort in der Notaufnahme des Universitätsklinikums professionell versorgt werden muss. Mit einem Pflasterstreifen. Fehlte nur noch der Notarzt, das wär´s dann. Also, Büsche gnadenlos kappen, mit ihnen sprechen und verbieten, auch nur einen Zentimeter über den Zaun zu wachsen. Basta. Pausenloser Transport zum Wertstoffhof und ab damit in den Behälter für Gartenabfälle. Die freundlichen Mitarbeiter am Eingang denken schon, dass wir verkappte professionelle Gärtner sind, die natürlich dafür bezahlen müssten. Einige Flaschen fränkisches Biers regeln alles und gewähren freien Eintritt. Geht doch.

Der Rasen ist ohnehin keiner, also auch kein Bedarf einer vorsorglichen Behandlung. Elke meint zwar, er sollte doch gemäht werden. Also mähe ich halt das Moos, lasse aber die kleinen Blümchen, auf denen sich Bienen tummeln, sorgsam stehen. Gerhard will das so. Bienenoase. Er hat schon Recht. Aber, es ist eine wahre Kunst im Slalom den Rasen, sorry das Gras, zu mähen.

Bleibt die Frage, was macht man mit dem Haus während unserer Abwesenheit? Langfinger sind bekanntlich unterwegs und Profis lachen sich ja kaputt über sich einschaltende Lichtsignale. Gewitter und Sturm nehmen auch keine Rücksicht auf abwesende Segler ebenso wenig wie drohende Überschwemmungen. Die Zeitung ist abbestellt, aber Post kommt eben doch, trotz überwiegender Umstellung auf On-line-Mitteilungen. Unser Postkasten hat seit Jahren die Höhe eines kleinen Aussichtsturms und da passt schon einiges hinein. Aber für diese lange Zeit könnte es doch eng darin werden.

Ja, und dann wachsen im Garten doch so wunderschöne Beeren an den Sträuchern und unter der Pergola süße Weintrauben.

Ich bin von Gerhards Idee alles andere als entzückt das alles abzuschneiden und habe auch sofort eine andere. Wir schenken Haus und Garten einfach unseren lieben Nachbarn, natürlich nur für eine gewisse Zeit. Das ist es, wir müssen es ihnen nur noch schmackhaft machen, im wahrsten Sinne des Wortes. Also, Einladung zu einem nachbarschaftlichen Menü. Es darf an nichts fehlen. Vier Gänge mit begleitenden Getränken. Obwohl wir uns zu Acht durchaus öfter in froher und absolut unkomplizierter und total netter Gemeinschaft mal zusammensetzen, erkennt man doch so manch fragendes Gesicht. Auf die nun konkrete Frage, „Ist etwas Besonderes heute?“, kommt von uns die klare Aussage, „Ja, wir sind jetzt einfach mal weg und überlassen Euch hier alles, wir verlassen Euch“. Nach einer kurzen Verzögerung nimmt man uns natürlich nicht ab, dass wir absolut abhauen, denn man kennt uns ja seit 30 Jahren als sehr mobiles Paar, ob mit Wohnmobil oder Boot.

Also, Geheimnis lüften und ich verteile gleich die Rollen. Briefkasten überwachen, Stromausfall überwachen, Beeren und Weintrauben ernten, Äpfel pflücken oder besser am Boden aufheben und nach Bedarf Gras schneiden – sonst eher als Rasenmähen bekannt.

Volle Zustimmung ist garantiert, dafür stehen am Ende einige leere Flaschen herum. Solche Nachbarn sind ein Traum und man kann sich glücklich schätzen keine >Alp-Traum-Nachbarn< zu haben. Davon gibt es sicher eine ganze Menge. Nur nicht bei uns. Also, alles gut.

Hallo Albatros aufwachen, Winterschlaf beendet

Unser kleines Wohnmobil ist gepackt und es wird alles noch einmal genau kontrolliert, ob wir auch wirklich nichts vergessen haben. Zu wenige warme Sachen, oder doch zu viele warme Sachen, genügen diese T-Shirts, wie viele Schuhe brauchen wir, genug Sonnencreme, Sonnenbrillen, Laptop, Ersatz-Pin und Puk für die Smartphones, Medizinkoffer und, und, und. Die Checkliste ist abgearbeitet, überall befindet sich ein Haken. Also offenbar an alles gedacht.

Wir fahren unsere übliche Route durch die Steiermark und besuchen unsere Seglerfreunde Astrid und Franz in der Nähe von Leibnitz in der Südweststeiermark an der Grenze zu Slowenien.

Dann geht´s aber weiter in den Süden an die Adria und direkt in die Marina Dalmacija in Sukosan südlich von Zadar. Dort wartet schon unser Albatros ungeduldig, denn auch er will endlich los. Antifouling wurde von unserem Servicepartner Miro mit seiner Crew wie immer perfekt erledigt und Milan hat heuer schon mal die Segel montiert. Also ran an den Rest.

Den Rest noch vorbereiten

Wassertanks füllen und zusätzlich noch 40 Liter in Kanistern verstauen. Der Dieseltank ist ohnehin voll, wir nehmen aber noch 50 Liter in Reservekanistern mit. Ein kräftiger Schuss Anti-Dieselpest-Additiv in den Tank, um die bösen Bakterien zu vertreiben. Beiboot aufpumpen, Flaggen aufziehen und Außenborder checken. Dann geht es ans Einladen des gesamten Kramzeugs, das noch im Wohnmobil herumliegt und anschließend zum Shoppen in einen Supermarkt. Da wir uns für die Pasta-Route entschieden haben, halten wir das Ganze in Grenzen und begeben uns nicht in die Wahnvorstellung mancher Artgenossen, dass andere Länder keine Geschäfte hätten. Stattdessen rüsten wir uns noch mit einem kleinen Vorrat unserer geliebten kroatischen Spezialitäten, wie Burek za Sirom oder Strudla Jabuka aus. Letzteres ist schlicht ein Apfelstrudel, der auch mit einem österreichischen gut mithalten kann. Gerhard kann das auf Grund seiner Abstammung bestens beurteilen.

Alles sorgfältig an Bord bringen – nur nichts vergessen

Zum Segeln braucht man Wind

und hierfür gibt es

erstens

zweitens

eine internationale

persönliche Empfindungen

Einteilung

>

hier ist meine – ganz persönliche

■ 2 Beaufort

eher etwas langweilig

■ 3 Beaufort

purer Spaß

■ 4 Beaufort

Freude

■ 5 Beaufort

ein Mix aus Freude und Spannung

■ 6 Beaufort

ein Cocktail aus leicht erhöhtem Blutdruck und verhaltener Freude

■ 7 Beaufort

Spannung mit Hoffnung auf keine weitere Steigerung

■ 8 Beaufort

Stoßgebet zum Wettergott: „Hallo, muss das sein, du Narr?“

■ 9 Beaufort

jetzt reicht´s aber, da hilft nur noch ein Griff zur Bordgitarre und los geht´s mit dem Lagerfeuerlied “Wir lieben die Stürme, die brausenden Wogen

■ 10 Beaufort

da hört der Spaß, jedenfalls für uns und sicher für Viele, endgültig auf, nur noch etwas für Meeresbewohner oder Segler, denen es vor “gar nix graust”, diese Situation eben akzeptieren müssen auf ihrem Törn oder sogar bewusst suchen. Alles in Ordnung.

Wettergötter sind eigenwillig

Das kennen wir: „Ich höre keinen Wetterbericht mehr, ist mir egal, stimmt sowieso meistens nicht“ oder so ähnlich, haben wir es schon oft gehört. Soll jeder machen wie er will, wir machen es anders und hatten damit noch nie ein ernsthaftes Problem. Also holen wir alle Informationen ein, die wir bekommen können. Das italienische Portal Lama sendet nicht nur Wetterprognosen, sondern vor allem Wellenentwicklungen. Und genau das ist ungeheuer wichtig, da die Adriawellen enorm unangenehm werden können und eine Fahrt gegen sie zum wahren Alptraum werden kann.

Ein offenbar etwas Verrückter, ich erlaube mir diese Aussage und sein Name ist ohnehin nicht bekannt, den wir in einer italienischen Marina getroffen haben, hat auf unsere Frage „Na, wie war´s?“ geantwortet: „Arbeitskampf“. Er ist 60 Seemeilen mit Maschine gegen Wind mit 8 Beaufort und entsprechenden Wellen geackert. Armes Schiff, du tust uns leid. Es war nicht sein eigenes. Er hat es überführt.

Diese Wetterberichte haben wir verwendet:

Der Deutsche Wetterdienst (DWD)

im Internet mit seinem Teilportal Mittelmeer Ostteil, aufgeteilt in Adria Nord-Zentral-Süd, Ionisches Meer und Ägäis.

Der kroatische Wetterbericht DHMZ

mit der Sendezentrale in Split über das Funkgerät, Navtex und Internet – für den gesamten Reiseverlauf.

Der italienische Wetterbericht aus Rom

über das Funkgerät und Navtex – nur für Italien.

Der italienische Wetterbericht LAMA

über das Internet – für den gesamten Reiseverlauf.

Der griechische Wetterbericht aus Korfu

über das Funkgerät und Navtex für Griechenland, Italien und Albanien.

Bella Italia wir kommen

Leinen los – Segel hoch

Unser Wecker meldet sich um 3 Uhr, also mitten in der Nacht. Gnadenlos ist er. Es ist stockduster und kalt. Aber keine Müdigkeit vorspielen, aufstehen, anziehen. Lange Hose und Seglerjacke und Frühstück vorbereiten. Ich koche Kaffee und fülle ihn in eine Thermoskanne, denn wir wollen natürlich ganz romantisch auf offener See frühstücken. Anschließend verlassen wir unseren Schlafplatz. Es ist immer noch stockdunkel, keine Dämmerung in Sicht. Der Kartenplotter blendet stark, Gerhard senkt die Beleuchtung schnell etwas ab. Jetzt passt es.

Zum Glück müssen wir seit diesem Jahr nicht mehr ausklarieren und keinen Zollkai ansteuern. Keine Abmeldung bei Polizei und Hafenbehörde. Keine Formulare, keine Stempel. Auch wenn es nie ein großes Problem war, denn freundlich waren sie hier immer und manchmal war es sogar ganz lustig. Letztes Mal musste, oder besser durfte, ich mit dem Hafenkapitän erst einmal einen Kaffee trinken, bevor er seine wichtige Handlung vollzog. Gerhard wartete schon leicht genervt am etwas unruhigen Zollkai. Kroatien gehört seit dem 1. Januar 2023 dem Schengenraum an. Alles easy jetzt. Aber natürlich nur, solange man das Gemeinschaftsgebiet der EU nicht verlässt. Bei der Route über Montenegro und Albanien wären diese Formalitäten weiterhin nötig. Außer, man segelt non-Stopp außerhalb der Zwölfmeilenzone direkt nach Griechenland. Wir haben uns für sie Pasta-Pizza-Route entschieden.

Wir kennen das Areal hier sehr gut, es ist frei von Untiefen und Inselchen. Jetzt werden wir endlich nach fast drei Wochen Wartezeit das kroatische Hoheitsgebiet, seine schönen Inseln, seine zauberhaften Orte, seine atemberaubenden Gebirge für längere Zeit verlassen. Auf geht es zu neuen Abenteuern in anderen Revieren.

Zunächst geht es mit Motor aus der großen Bucht des Veliko Lago hinaus auf die offene Adria. Draußen begrüßt uns schon der Südwest- und Westwind und wir setzen die Segel.

Die Sonne geht hinter den Bergen der Insel Lastovo auf. Es ist fünf Uhr. Was für ein schöner Abschiedsgruß.

Mit 3 bis 4 Beaufort und angenehmem Seegang geht es zügig voran zunächst bis zur 12 Meilen Zone, dann wieder durch kroatisches Hoheitsgebiet bei der Insel Palagruza und nochmals durch die 12 Meilen Zone. Einige Frachter und Fischerboote kreuzen in großer Entfernung unseren Weg. Weit weg, das ist gut.

Bisher alles planmäßig, der Wind hält sich an die Vorhersage. Noch. Nach fünf Stunden sind ihm die Vorhersagen scheinbar egal, er wird immer stärker und dreht so richtig auf. West bis 22 Knoten und auch der Seegang wird höher und ruppiger. Also verzichten wir auf den obligatorischen Flaggenwechsel und heben uns diesen für den Hafen von Vieste auf. Gerhard hat wirklich keine Lust bei dem hohen Seegang auf dem Schiff herumzuturnen. Verständlich.

Eigentlich sollten wir das Großsegel reffen. Bei diesem Seegang ist diese Aktion aber doch etwas lästig und kostet Zeit. Gerhard entschließt sich für das großräumige Reffen der Genua, was auch seine gute Wirkung zeigt. Trotzdem beobachtet er sehr genau die Windentwicklung und hofft, dass die Anzeige nicht wesentlich weiter nach oben schnellt. Tut sie zum Glück nicht. Sie pendelt sich auf rund 22 bis 24 Knoten ein.

Es ist ein irres Gefühl allein auf einer Nussschale auf der offenen Adria ohne Land in Sicht. Da merkt man erst einmal, wie klein und unbedeutend ein Mensch ist. Ich bin mir bewusst, wie hilflos der Mensch den Gewalten der Natur, Wind, Wellen, Gewitter und Strömungen ausgeliefert ist.

Über das vorherige nicht erfolgte Reffen kann man natürlich unterschiedlicher Meinung sein. Es ist eben immer ein Abwägen. Es gab aber aufgrund der Windprognose in allen Portalen keinen wirklichen Grund dazu. War jetzt auch kein wirkliches Problem, denn wir hätten das schon hinbekommen. Aber so war es eben einfacher und komfortabler.

Dann kommen uns auch noch ein Frachter und ein großes Fischerboot gefährlich nah. Technik ist eben doch ein Segen. Auf unserem AIS sehen wir exakt wie weit diese Monster entfernt sind, wie schnell sie sind und wann wir uns treffen werden. Auf die Sekunde genau in Echtzeit.

Als wir endlich den großen Leuchtturm von Vieste sehen, bin ich sehr froh. „Land in Sicht – Apulien in Sicht!“ rufe ich erleichtert. Ein toller und erhebender Moment. Wir sehen nach ungefähr neun Stunden die Silhouette eines Bergmassivs und einer Stadt mit großem Leuchtturm. Sie ist es, die Küste um die Gargano Halbinsel und die Stadt Vieste in Apulien. Das Land kommt immer näher. Flott segeln wir weiter bis kurz vor den Hafen von Vieste an der Gargano Halbinsel.

Laut Windprognose ist es hier ab 15 Uhr windstill. Entweder hat sich die Prognose im Datum oder in der Zeit geirrt oder dem Wind ist alles egal. Von Windstille keine Spur, er legt sogar noch zu und der Windmesser zeigt jetzt auf 24 bis 26 Knoten, also gute 6 Beaufort. Dazu eine unangenehme Welle. Das kommt von den geringen Wassertiefen, sie betragen hier nur maximal fünf Meter.

Gerhard setzt zur Überlistung an, dreht in den Wind, Albatros schnauft etwas unruhig mit seinem Bug in den Wellen, aber wir können dadurch die Segel problemlos bergen. Drehung um 180 Grad und angenehmes Dahingleiten mit Heckwelle. Ausgetrickst.

Ich bereite alles zum Anlegen vor. Unser Ziel ist die kleine Marina mit Schwimmstegen von „Alessandro - Centro Ormeggi E Sub, früher, Katarina und Antonio. Gerhard hatte bereits per Email reserviert, ich rufe aber doch zur Sicherheit noch an. Alles bestens, man erwartet uns. Wir fahren in den Vorhafen, der dem westlichen Seegang noch stark ausgesetzt ist, aber offenbar ausgebaggert wurde, denn unser Tiefenmesser meldet sich dieses Mal nicht. Er schweigt, ist zufrieden mit drei Metern. Kurz darauf erreichen wir nach 60 Seemeilen das große Hafenbecken von Vieste. Der Westwind weht stark von der Seite und die Muringe laufen sehr flach, da der äußere Anlegesteg nur wenig Tiefgang hat. Und es kommt, wie es kommen muss. Wir haben keine Chance und liegen plötzlich längsseits. Da nützt auch die leichte Fixierung der Heckluvleine nichts, da bei Motorhilfe die Gefahr besteht, dass sich eine flach laufende Muring um den Propeller wickelt. Das muss man nicht haben. Wirklich nicht. Mit Hilfe von Alessandro und dessen Vater sowie zwei österreichischen Seglern von anderen Schiffen wird unser Albatros mit dem Heck an den Steg gezogen und mit zwei Muringleinen am Bug festgezurrt.

Das war harte Arbeit. “Grazie Capitano,“ sagt Alessandro zu Gerhard. Der weiß überhaupt nicht wie ihm geschieht, denn er hat überhaupt nichts dazu beigetragen. Wir durften gart nichts machen. Die Beiden wollten alles ganz alleine erledigen. Wir bedanken uns bei den Beiden „Mille grazie“. Um 15 Uhr liegen wir dann sicher an zwei Murings am Schwimmsteg mit Strom und Wasser. Es ist wie verhext. Der Wind wird langsam schwächer. Dann hört er völlig auf. Hätte ihm auch schon vor zwei Stunden einfallen können.

Zum Glück haben Italiener kein wirkliches Problem mit stundenlangen Wasserspielchen, genauer gesagt, Boot waschen. Aufgrund der sehr geringen Wassertiefe und des sehr schlammigen Grundes sieht unser Albatros aus wie nach einer Schlammschlacht in einem Robinson Club. Kommt von den Muringleinen. Also Wasser marsch und spritzen bis die braune Brühe verschwunden ist. Dann erfolgt noch der feierliche Flaggenwechsel. Die kroatische Flagge an der Steuerbordsaling runter und die italische Flagge hoch.

Später geht es noch auf einen ersten Bummel durch das schöne Vieste und wir beschließen den Abend bei leckerem Essen und einem Rotwein an Deck. Vieste ist wirklich immer wieder eine Reise wert.

Silhouette von Vieste

Am Steg der kleinen Marina von Ormeggio

Salute auf diese Überfahrt mit einem Glas Salente Salentino

Bon giorno bella Italia

Italien ► 230 Seemeilen

Willkommen in Apulien

Apulien (19.300 Quadratkilometer) ist die südlichste Region Italiens, der Absatz des Stiefels. Auf italienisch heißt Apulien Puglia.

Im Norden befindet sich die gebirgige Halbinsel Gargano. Von hier erstrecken sich weite Ebenen bis hinunter ins Valle d`Itria, dessen malerische Orte wie Alberobello und Martina Franca zwischen und auf den sanften Hügelzügen der mit Olivenhainen und Weinbergen bepflanzten Arkadischen Bergen liegen. Das auf einem Hügel gelegenem Ostuni ist das Ende des Valle d`Itria und der Anfang der Salento-Ebene, die sich bis zum Hafenstädtchen Santa Brinduis di Leuca, Apuliens südlichster Punkt, zieht.

Apulien war schon immer eine landwirtschaftliche Region, in der unter anderem Oliven-, Wein-, Gemüse-, Obst-, Tabak- und Weizenanbau betrieben werden. Außerdem dominiert die Schaf- und Ziegenzucht.

Ebenso ist der Fischfang ein wichtiger Wirtschaftszweig, da Apulien eine 800 km lange abwechslungsreiche Küste mit Felsen und langen Sandstränden besitzt.

Im Osten befindet sich die Adria mit der Straße von Otranto, über die in nur geringer Entfernung Albanien und Nordgriechenland liegen. Um die Spitze des Absatzes herum liegt westlich der Golf von Tarent, der schon zum Ionischen Meer gehört.

Die Geschichte Apuliens ist untrennbar vernetzt mit jener anderer Mittelmeerländer und mit den Invasoren, die von weit her kamen: die alten Griechen, die Römer, die Byzantiner, die Normannen, der Stauferkaiser Friedrich II. und die spanischen Bourbonen. Sie alle haben ihre Spuren hinterlassen.

Heute hat Apulien ungefähr 4 Millionen Einwohner, von denen aber weniger als ein Viertel in den Großstädten lebt.

Auch die apulische Küche hat einiges zu bieten. Sie ist einfach, rustikal und unbeschwert, wobei allerdings ein deutliches Nord-Süd-Gefälle spürbar und schmeckbar ist. Im Norden Apuliens wird am liebsten mit viel Knoblauch gekocht, die „mittleren“ Apulier mögen sowohl Knoblauch als auch Zwiebeln und ganz im Süden bevorzugt man eindeutig die Zwiebel.

Viele der typischen Gerichte haben ihren Ursprung in der „cucina povera“ und machen Gebrauch von dem, was spontan vorhanden ist oder gerade im Garten oder am Wegesrand wächst. Die Frische der Zutaten ist genauso wichtig wie ihre Herkunft. Ein gutes Beispiel dafür sind die für Apulien charakteristischen „orecchiette“, eine kleine ohrförmige hausgemachte Pasta. Sie wird grundsätzlich nur aus Hartweizenmehl, Wasser und Salz zubereitet. Eier waren einst ein Luxus und werden daher in der traditionellen apulischen Pasta nicht verwendet. Auch für das apulische Brot wird nur Hartweizenmehl verwendet und in den entlegenen Dörfern sind Steinöfen, die mit Holz befeuert werden, noch häufig anzutreffen.

Da Apulien die Kornkammer Italiens ist, liefert die Region einen Großteil des Hartweizens, den man in ganz Italien zur Herstellung der pasta secca benötigt. Kein Wunder, dass hier Nudeln – selbstgemacht oder gekauft – und auch Brotwaren eine große Rolle spielen. In den künstlich bewässerten Ebenen werden Gemüse und Obst angebaut.

Oliven und Wein

Seit mehr als 1000 Jahren wird in Apulien 50% der Olivenproduktion Italiens angebaut. Das würzig-fruchtige, nur wenig säurehaltige Öl ist besonders bekömmlich und in ganz Europa beliebt. Überall sieht man die knorrigen, oft jahrhundertealten Olivenbäume einzeln oder in riesigen Olivenhainen stehen.