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Sex, Drugs & Rock'n'Roll. In Lemmy - Talking erzählt Lemmy Kilmister in eigenen Worten aus seinem Leben. Das Buch vereint zahllose Zitate des britischen Heavy-Metal-Urgesteins mit dem unverwechselbaren knorrigen Humor, aus denen ein lebendiges und facettenreiches Porträt entsteht. Mit seiner typischen Selbstironie erzählt Lemmy von seiner jahrzehntelangen musikalischen Karriere, wie es war, für Jimi Hendrix als Roadie zu arbeiten und von den Versuchen, Sid Vicious das Bass-Spielen beizubringen. Er schildert, wie es ist, als Rockstar alt zu werden, und kommentiert seine Schwäche für NS-Memorabilia. Lemmy erzählt von Drogen- und Alkoholexzessen, seinen zahlreichen Frauengeschichten und lästert über das Musikbusiness. Und ganz nebenbei erzählt er Anekdoten über all die Musiker, die er im Verlauf seiner über vierzigjährigen Musikkarriere getroffen hat.
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Seitenzahl: 145
Lemmy mit Brian Robertson und Phil Taylor
Was die Todessehnsüchte im Rock’n’Roll betrifft, steht der Motörhead-Song Ace Of Spades mit seiner »I don’t wanna live forever«-Textzeile immer noch ganz weit vorne. Manch einer würde behaupten, dass es beinahe schon an ein Wunder grenzt, dass der Mann, der diesen Klassiker geschrieben hat – Ian »Lemmy« Kilmister – überhaupt so weit gekommen ist, betrachtet man seinen berühmt-berüchtigten Hang zum Rock’n’Roll-Lotterleben und langjährigen Alkohol- und Drogenmissbrauch.
Im November 2005 feierte Lemmy im Carling Apollo im Londoner Stadtteil Hammersmith das dreißigjährige Bestehen seiner Band, und es sieht alles danach aus, als sollte es Motörhead noch weitere dreißig Jahre geben. Im Verlauf dieser ersten drei Jahrzehnte stieg Lemmy mit seiner Band aus dem Heavy-Metal-Ghetto empor, und schließlich wurden Motörhead zu großen Stars des internationalen Showbiz.
All das schien im Jahr 1975, als Lemmy die Band gründete, noch recht unwahrscheinlich. Lemmy war zu diesem Zeitpunkt gerade bei der Space-Rock-Band Hawkwind rausgeflogen, weil man ihn während einer US-Tournee wegen Drogenbesitzes an der kanadischen Grenze festgenommen hatte. Damals ritten die selbsternannten »Psychedelic Warlords« immer noch auf der Welle des Erfolgs von Silver Machine, dem Hit, den Lemmy gesungen hatte, und es war nicht ganz klar, welche der beiden Parteien den Rausschmiss wohl überleben würde. Letztendlich schafften es beide, und Lemmy blühte förmlich auf in seiner neuen Band, in der er ganz allein das Sagen hatte. Der Frontmann, der früher als Roadie für Jimi Hendrix gearbeitet hatte, nannte seine neue Combo nach einem Song von Hawkwind, den er damals selbst geschrieben hatte, »Motörhead«.
Die T-Shirts mit dem unverkennbaren Motörhead-Bandlogo gehören mittlerweile zur Standardbekleidung eines jeden Rockers, Punks, It-Girls und allem, was dazwischen liegt. Es stellt sich einem die Frage, ob diese jungen Menschen genauso wild auf T-Shirts mit dem ursprünglichen Namen »Bastard« sein würden.
Das anfängliche Line-up des sogenannten »Power Trios« bestand neben Lemmy aus dem Ex-Pink-Fairy-Gitarristen Larry Wallis sowie dem Schlagzeuger Lucas Fox. Nick Kent, Journalist der englischen Musikzeitschrift New Musical Express, bezeichnete Motörhead gleich zu Beginn als »schlechteste Band der Welt«, aber Lemmy ließ sich davon nicht aufhalten.
Sein Ziel war es, »wie MC5 zu sein – laut und brutal«, und so erhielt Motörhead nicht nur Zulauf aus dem Punk-Lager, sondern auch von Heavy-Metal-Fans sowie den letzten treuen Hawkwind-Anhängern. Wallis und Fox wurden bald durch »Fast« Eddie Clarke und Phil »Philthy Animal« Taylor ersetzt. Mit diesem Schritt ebnete Lemmy den Weg für die ersten fünf erfolgreichen Jahre in der Bandgeschichte, die 1981 mit dem Nummer-eins-Erfolg des Livealbums No Sleep ’Til Hammersmith einen ersten Höhepunkt erreichten. Zu jener Zeit war es mehr als ungewöhnlich, dass eine Heavy-Metal-Band den vordersten Platz der Albumcharts belegte – noch dazu mit einem Livealbum. Und obwohl sich das Dream-Team Kilmister/Taylor/Clarke schon bald darauf trennte und die Band unzählige Wechsel im Line-up durchmachen musste, ist Motörhead bis heute der Standard geblieben, an dem alle Rock’n’Roll-Kultbands gemessen werden.
Denn in Wirklichkeit ist es nicht die Besetzung, sondern die Einstellung, durch die Motörhead sich schon immer von allen anderen Bands hervorgehoben hat und es auch noch so lange tun wird, wie Lemmy unter den Lebenden weilt. Bei ihren Konzerten kann man immer wieder unzählige prominente Musikerkollegen im Publikum entdecken, wohl mehr als bei allen anderen Bands der Rockwelt. Zu den größten Bewunderern zählen unter anderem Metallica, Ozzy Osbourne, Slash, Steve Vai, Alice Cooper, Nina Hagen, Brian May, Ex-Clash-Mitglied Mick Jones oder Primal Scream. Skunk-Anansie-Gitarrist Ace behauptete einst, dass Motörhead der Grund gewesen sei, warum er als Jugendlicher Gitarre lernen wollte, während Foo Fighter Dave Grohl Lemmy als den größten Rock’n’Roll-Star aller Zeiten bezeichnete – und Grohl hat im Laufe seiner Karriere schon den einen oder anderen kennengelernt.
Unverkennbar unverblümt, einzigartig und manchmal nicht ganz politisch korrekt – »49 Prozent Motherfucker und 51 Prozent Son of a Bitch«, wie er selber von sich sagt –, Ladies & Gentlemen, hier ist Mr Lemmy Kilmister, in eigenen Worten.
Harry Shaw
Es war so um 1950 rum. Aus irgendeinem Grund gab es kein Betäubungsmittel, das die Ärzte einem Kind in meinem Alter geben konnten. Was man stattdessen gemacht hat, war, dich ins Krankenhaus zu bringen, dich auf dem Behandlungsstuhl festzuhalten und dir die Zähne rauszureißen.
(Lemmy über seinen ersten Zahnarztbesuch im Alter von vier, wo man ihm zehn Zähne zog)
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Ich bin zwar von der Schule geflogen, aber immerhin war ich der Lieblingsschüler meiner Englischlehrerin, weil ich in dem Fach sehr gut war. Ich glaube nicht, dass es was Sexuelles zwischen uns war. Als ich mit 13 die Abschlussarbeit in Englisch schreiben musste, setzte sie mich mit dem Aufgabenblatt in eine Abstellkammer. Ich habe in der Arbeit etwa zwanzig Prozent richtig beantwortet. (1998)
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Mein Vater war ein Kriecher, der absolute Abschaum der Menschheit, er sah aus wie ein Wiesel mit seiner Brille und hatte eine Platte. Ich hab ihn vielleicht zweimal gesehen. Bei unserem letzten Treffen sagte er: »Was kann ich tun, um all das wiedergutzumachen, was ich dir angetan habe? Ich fühle mich so schuldig.« Ich antwortete: »Gib mir ’nen Tausender und gut ist – ich brauch neues Equipment.« (1999)
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Ich war der einzige englische Junge unter siebenhundert Walisern. Daher hatte ich auch gar keine Freunde.
(1996)
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Ich war sehr introvertiert, bis ich ins Teenageralter kam, stand immer etwas abseits von allem – der Beobachter! Aber Rock’n’Roll bringt dein wahres Ich zum Vorschein.
(1999)
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Meine Mutter war immer sehr ablehnend. Ich erinnere mich noch, als ich meine erste Teddy-Boy-Jacke bekam. Sie war dunkelblau, mit einem dünnen roten Streifen, einer Tasche auf jeder Seite und nur einem Knopf. Ein sehr heißes Teil. Meine Mom hasste die Jacke. Aber jeder, der auf irgendeine Weise individualistisch wird, steht unter Beschuss seiner Eltern. Weil du nicht so bist, wie sie früher waren, und das hassen sie. Es bedeutet, dass du das Nest verlassen hast. (1999)
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Ich habe in einer Fabrik in Colwyn Bay gearbeitet. Dort sagte man mir, dass ich meine Haare abschneiden oder ein Haarnetz tragen müsse – sie sagten, es sei ein Risiko!
(1978)
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Ich besaß eine Farm in Wales mit zwei Hengsten, die ich für 34 Pfund gekauft und selbst zugeritten hatte. Dann hörte ich Little Richard, verkaufte die Pferde, und los ging’s. (1991)
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Ich war einer der Ersten, der sich eine Lederjacke mit Nieten kaufte und in einer Band spielte. Ich hab immer noch kaputte Jeans und trage Munitionsgürtel. Zwischen 1975 und 1977 habe ich mit einigen von den Hells Angels zusammengewohnt. Wir hatten zusammen in Chelsea ein großes Haus. (1979)
Lucille und Good Golly Miss Molly von Little Richard – diese beiden Songs hatten mich damals richtig gepackt.
(1996)
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Elvis war der Erste. Okay, Bill Haley war schon vor ihm groß rausgekommen, aber Haley habe ich die ganze Sache irgendwie nicht abgenommen, weil er dick war und diese alberne Schmalzlocke auf dem Kopf hatte. Elvis hat nicht so freundlich gegrinst, sondern eher höhnisch, und er hatte Koteletten. Er war spindeldürr, und für die Erwachsenen war er das personifizierte Unheil. Wir wollten damals was Lautes, aber es gab nichts Lautes. Das kann niemand verstehen, wie schlimm es vor dem Rock’n’Roll war! Ich meine, bevor wir laute Musik hatten, gab es für uns nur Frank Sinatra, Lita Roza, Ronnie Carroll und Dickie Valentine! (1994)
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Chuck Berry war der Erste, der vernünftige Texte geschrieben hat. Er war der Erste, der in einem Song wirklich eine Geschichte erzählt hat, zum Beispiel darüber, mit einem jungen Mädchen im Auto auf einen Hügel zu fahren, um dort ungestört rumfummeln zu können. Damals hatten wir keine Ahnung, dass Chuck ein Schwarzer war, weil es zu der Zeit keine Fotos von den Stars gab. Man bekam diese fantastischen Singles aus den USA nur in einer schlichten Papierhülle, und man wusste gar nichts über den Künstler. Chuck Berry war lange Zeit wirklich der Größte. (1994)
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Little Richard war einzigartig, was seinen Ungehorsam anging. Ich liebte den Kerl, weil er nicht ganz dicht war. Ich mag ihn von allen immer noch am liebsten. Er lebt im Hyatt am Sunset Boulevard, aber ich hatte bisher nie die Möglichkeit, ihn kennenzulernen, obwohl ich es immer sehr gern wollte. Damals hat es noch größere Persönlichkeiten gegeben als heute, weil es erstens nicht so viele waren, und weil sie zweitens alle neues Terrain betraten und es keine Regeln gab. (1994)
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The Who waren ein einziges gottverdammtes Chaos. Sie kamen auf die Bühne, sangen unglaublich hohe, dreistimmige Harmonien und dann zerkloppten sie ihr ganzes Equipment. Anyway, Anyhow, Anywhere war für uns der erste Song mit Feedback. Die Beatles hatten zwar schon am Anfang von I Feel Fine ein kleines bisschen damit rumgespielt, aber The Who waren die Ersten, die Feedback als Instrument eingesetzt haben. Und The Who waren natürlich auch die Ersten, die Marshalls hatten.
(1994)
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Als ich Hendrix sah, haute es mich total um. Er konnte all diese wilden Dinge und außerdem noch so spielen wie niemand außer ihm. Hendrix war so geschmeidig, so graziös, er war unglaublich. Ich hatte wirklich Glück, für ihn arbeiten zu dürfen, auch wenn ich nur die Drecksarbeit gemacht habe.
Ich kann mich nicht mehr an viel erinnern, was Hendrix betrifft. Damals war viel Acid im Spiel. Es ist etwas schwierig, sich an Dinge erinnern zu wollen, wenn aus der Wand vor dir plötzlich irgendwelche Drachen rausgestürmt kommen und dich angreifen. Wir hatten das beste Acid, das es gab. [LSD-Guru] Owsley Stanley war ein echtes Hendrix-Groupie, er eilte persönlich zu Hendrix’ Hotelzimmer und überbrachte ihm hunderttausend Tabs. Das Zeug war damals nicht mal illegal. Hendrix packte es in seinen Koffer, und auf Tournee teilte er das Zeug mit der Crew. Ich war etwa acht oder neun Monate mit ihm unterwegs und schleppte nur sein Equipment, es war keine Arbeit, für die man ein besonderes Talent brauchte. Ob ich überrascht war, als er starb? Ich war angepisst, ich wollte an jenem Tag für einen freien Posten in seiner Band vorspielen. (2000)
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Ich mag die Everly Brothers, ABBA, MC5, ich mag jede Scheißrichtung. Es muss mir nur gefallen. Scheiße, es muss nicht mal gut sein, solange es mir nur gefällt. Manche Leute sind so scheißdämlich, dass man ihnen sagen muss, was sie gut finden sollen. So wenig Kontrolle haben sie über ihr eigenes Hirn. Ganz schön traurig, was?
(1996)
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Metallica – exzellent, unaufhaltsam. (1996)
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Ich mag richtig alten Blues von Leuten wie Little Walter, Junior Parker, Memphis Slim … Ich mag diese Typen alle. (1999)
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Die Ramones haben den Rock’n’Roll verstanden. Wenn man die Akkordfolgen und die Soli hört, denkt man, dass sie als Jugendliche große Rock’n’Roll-Fans gewesen sein müssen. Ich habe mich selbst in ihnen gehört, und sie haben sich in meiner Musik gehört. Ich denke, dass alles, was man hört, einen auf irgendeine Weise beeinflusst, egal ob positiv oder negativ. Die Yardbirds hatten einen großen Einfluss auf mich, sie brachten mich dazu, so wie sie spielen zu wollen. (2000)
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Man kann alles mögen. Es gibt so viel Musik da draußen. Hör sie dir an und bild dir deine Meinung, egal welche Scheißmeinung deine Freunde haben. (1996)
Ich war damals mit den Rainmakers und The Motown Sect in Manchester unterwegs und habe diesen schrecklichen Soulscheiß gespielt, um mich über Wasser zu halten. Aber trotzdem gehören Platten wie Leaving Here und No Good Without You Baby immer noch zu meinen Favoriten. Musikalisch war es eine fantastische Phase … aber mit diesen Bands kam ich nicht weiter. (1981)
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Wir spielten immer Smokestack Lightning und Baby What’s Wrong von The Downliners Sect. Die ganze Szene basierte auf Motown, daher dachten wir uns, dass wir, wenn wir uns The Motown Sect nannten, Gigs bekämen. Wir verdienten so viel, dass wir ein ganzes Jahr davon leben konnten. (1991)
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Die Rockin’ Vicars [später Rockin’ Vickers] waren die Ersten, die hinter dem Eisernen Vorhang gespielt haben: Wir bekamen das jugoslawische Jugendorchester oder so was, und sie bekamen die Rockin’ Vicars. (1978)
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Eines Abends war ich in Manchester im Oasis, wo die Rockin’ Vicars auftraten. Die Haare gingen ihnen damals bis zum Arsch, und ich fand das wundervoll, weil alle anderen Leute immer nur Mod-Jacken und die passenden Schuhe trugen, und sie hatten sich alle die typische Mod-Gehweise angeeignet und diesen ganzen Mist, und ich passte da einfach nicht rein! Ich hatte lange Haare und trug eine alte Tarnjacke, und mir war alles scheißegal. Jedenfalls waren die Vicars da oben auf der Bühne, sie waren nie wirklich angesagt, aber damals hatten sie einige Gigs. Nach einem Auftritt bekamen sie immer eine Menge Telefonnummern zugesteckt, meistens mit Lippenstift auf ein Stück Papier geschmiert. Ich dachte: Hey, das schreit nach Spaß!, und von einem der Roadies hatte ich gehört, dass der Gitarrist der Vicars aussteigen wollte. Ich sagte ihm, dass ich Interesse hätte, und er sagte mir, dass er es der Band mitteilen würde.
Ein paar Wochen später, als ich wieder in Wales war, erhielt ich einen Anruf: »Kannst du Leadgitarre spielen?« Ich sagte: »Klar!«, aber ich hatte absolut keine Ahnung davon. Ich wurde zum Vorspielen nach Salford eingeladen, und irgendwie schaffte ich es, der Band vorzugaukeln, dass ich Leadgitarre spielen könne. Abends hatten sie einen Gig, und sie machten am Ende ihres Sets immer dieses The-Who-Ding, sie zerschlugen ihr Equipment. Das war natürlich genau das Richtige für mich! Man gab mir eine Gitarre und einen Verstärker, das war nicht mal mein Zeug. Also drehte ich völlig durch, zimmerte die Gitarre durch die Lautsprecher, rannte schreiend über die Bühne, stöpselte die zweite Gitarre ein, schlug sie gegen die erste Gitarre und sprang auf das Klavier am Bühnenrand. Die Leute fanden es rattengeil! Ich konnte nicht gut Leadgitarre spielen, aber meine Darbietung war großartig. (1981)
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Bei den Rockin’ Vicars gab es eine Showeinlage, bei der ich dem Bassisten eine Torte ins Gesicht warf. Bei einem Auftritt hatten wir keine Torte, sondern nur die Tortenplatte aus Metall, aber die Band sagte, dass ich die Einlage trotzdem machen sollte. Also knallte ich ihm die Platte ins Gesicht … Die Nase des armen Jungen blutete wie bescheuert und war drei Mal gebrochen! (1980)
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Die Rockin’ Vicars spielten nur im Norden Englands, aber wir waren groß. Wir allein konnten das Locarno in Bolton füllen. Damals trugen wir Hundehalsbänder und die finnische Nationaltracht, einen lappländischen Kittel, dunkelblau mit orangefarbenen und gelben Filzaufnähern darauf – sowie hautenge weiße Jeans zum Schnüren und Stiefel aus Rentierhaut. Wir hielten das damals für eine großartige Idee. Glaub mir, wir haben ordentlich Schotter gemacht. Wir zahlten keine Steuern und machten pro Woche zweihundert Pfund klar. Ich besaß zwei Jaguar und einen Chevy, und wir hatten ein Speedboat auf dem verfickten Lake Windermere. Wir waren ein hochkarätiger Act; wir waren die Ersten, die Double-Bass-Drums hatten. (1991)
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Die Rockin’ Vicars gab es nicht mal zwei Jahre lang, von 1966 bis Mitte 1967. Danach ging ich nach London und wurde Mitglied bei Opal Butterfly und Sam Gopal. Nein, zuerst war ich bei Sam Gopal. Aber keine der Bands war von langer Dauer. Als ich zu Opal Butterfly kam, sank ihr Stern bereits wieder. (1996)
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Ich ging ständig zu Konzerten, und dann rackerte ich mich auf der Hendrix-Tour für einen Zehner pro Woche ab. Ich arbeitete für Hendrix, The Move, Pink Floyd mit Syd Barrett, Amen Corner, The Nice mit Davy O’List und Eire Apparent, aus denen später die Grease Band hervorging. Es war echt klasse, Hendrix in seiner besten Phase zu sehen. Danach hat er nur noch Electric Landlady [sic] gemacht und war dann weg. Ich war bei den Sessions für Axis: Bold As Love dabei, und ich weiß noch, wie ich mal im Büro seines Managers war und Hendrix rückwärts mit einer Scheißschreibmaschine in der Hand den Raum betrat. Er sagte: »Yeah, ich bin der Rückwärts-Mann, yeah!«, und dann ging er rückwärts zu einer anderen Tür wieder raus.
Wenn er live spielte, beobachtete ich ihn immer von der Seite der Bühne, ich schnappte mir einen Stuhl und sah ihm zu. Man wusste nie, wie er es machte. Er liebte es, all den Gitarristen im Publikum sozusagen den Stinkefinger zu zeigen. Graham Nash saß immer backstage und hing den ganzen Abend mit seinen Ohren an den Verstärkern. Damals gab es diese geheuchelt freundlichen Empfänge hinter der Bühne mit diesen Scheißcocktailhäppchen nicht. Damals wollten die Musiker noch lernen und sich verbessern. (1991)
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Als ich 1967 nach London kam, nachdem ich die Vicars verlassen hatte, kam ich zunächst im Haus von Ron Woods Mom unter. Dann bekam ich den Job bei Hendrix, für den ich das Equipment schleppte und dem ich Acid besorgte. Es war wie die Rockin’ Vicars, nur zwölf Mal heftiger. Ich meine, es war purer Wahnsinn! (1999)
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Jimi schickte mich los, um zehn Trips zu besorgen. Er nahm dann immer sechs, und ich behielt vier. (2000)
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Hendrix war echt ein lieber Kerl – er wurde gewissermaßen von den Leuten um ihn herum umgebracht, weil sie nicht auf ihn aufgepasst haben. (2008)
Als ich bei Hawkwind gespielt habe, mussten wir immer unterwürfig zu unserem Manager gehen und um jedes einzelne britische Pfund betteln. Das war auch der Grund für diese »Lemmy a quid ’til Friday [Kannste mir bis Freitag ’n Pfund leihen?]«-Geschichte. Es hat mich seitdem nie wieder losgelassen.
(Über die Entstehung seines Spitznamens »Lemmy«, 1981)
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