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In Band 3 der Reisegeschichten von Mäusen und Tolilaquis geht es wieder um eine Reise. Ein Koboldmädchen verlässt ihr Zuhause und ihre Familie in der Heide um neue Wesen kennen zu lernen. Schon bald trifft sie auf eine Wölfin, die in den Schwarzwald auswandern möchte, da sie weiß, dass es dort einsame Wolfsrüden gibt. Kurzentschlossen werden die beiden ein Team. Was passiert aber alles in einer Umgebung, wo nicht jedes Wesen einer Wölfin wohlgesonnen ist, wo viele Wesen Kobolde nicht wahrnehmen können? Können Kobolde verletzt werden? Wie werden sie geheilt, wenn ja? In diesem Buch können die kleinen und großen Leser auch einiges über das Wolfsmanagement in Deutschland erfahren, lernen etwas über Wildtierauffangstationen.... und was Kobolde und Nexen im Winter machen.
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Seitenzahl: 135
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Anette Setzler-Bändel
schreibt schon seit Kindertagen und hat immer schon Bücher und Geschichten geliebt.
Dieses Buch ist der 3. Band der "Reisegeschichten-Reihe".
Es erzählt von magischen und natürlichen Welten, die nicht nur Kinderaugen sehen können und die genau so passieren - jeden Tag. Man muss sie nur sehen, egal wie alt man ist und vielleicht passiert ja schon morgen in Deiner Nähe die nächste Geschichte.
Widmung
Für meine Enkelkinder, für Lenchen, Greta und all die anderen Kinder, die mich inspirieren und mir gerne lauschen. Auch für alle Erwachsenen, die mich beraten und unterstützt haben, besonders Meike, Julia, Andreas und Isabell. Für alle, die Geschichten lieben und die Wunder der Welt noch sehen. Für die Menschen des Süßen-Medizin-Sonnentanz-Weges, die mich neu gelehrt haben mit leuchtenden Augen die Welt zu entdecken. Ein Dank an dieser Stelle auch den Tolilaquis, die mir am Bach, im Wald und auf den Wiesen ihre Geschichten erzählt haben.
Anette Setzler-Bändel
Lenes abenteuerliche Reise
Band 3 der "Reisegeschichten von Mäusen und Tolilaquis"
© 2022 Anette Setzler-Bändel
Umschlag, Illustration: Anette Setzler-Bändel
Druck und Distribution im Auftrag der Autorin:
tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg, Deutschland
ISBN
Paperback
ISBN 978-3-347-71504-2
Hardcover
ISBN 978-3-347-71510-3
e-Book
ISBN 978-3-347-71515-8
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist die Autorin verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne ihre Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag der Autorin, zu erreichen unter:
tredition GmbH, Abteilung "Impressumservice", Halenreie 40-44, 22359 Hamburg, Deutschland.
Cover
Widmung
Titelblatt
Urheberrechte
1 Kobolde zur Winterzeit
2 Ein ungleiches Paar
3 Zwangspause
4 Der Hof in der Heide
5 Frei und schachmatt
6 Krankenstube
7 Winterspaß für Wassermänner und andere Tolilaquis
8 Augen wie Vergissmeinnicht
9 Rettungsaktion
10 Im Feenland
11 Wo ist Findus?
12 Große Wäsche
13 andere Sitten
14 Fridolin
handelnde Charaktere
Glossar
Nachwort und Danksagungen
Was vorher geschah
Cover
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Titelblatt
Urheberrechte
1 Kobolde zur Winterzeit
14 Fridolin
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1 Kobolde zur Winterzeit
Was machen eigentlich Kobolde im Winter? Moritz, den Wald- und Wiesenkobold, der seinen Eingang unter dem Ginsterbusch hat, haben wir ja schon kennen gelernt. Er setzt im Winter oftmals seine weiße Mütze auf, wenn es denn Schnee hat, und wandert durch die Gegend. Wir wissen das ja schon, dass er gerne wandert. Viele Kobolde verschlafen, wie andere Tolilaquis, den größten Teil vom Winter. Sie legen sich im Herbst einen Vorrat von Nüssen und Früchten an und dann schlafen sie viel - zugedeckt mit Wolle, die ihnen die Schafe geschenkt haben, müssen sie nicht frieren, auch wenn es draußen Minusgrade hat. Außerdem ist es tief in der Koboldhöhle sowieso nicht so kalt wie draußen.
Unser Moritz mochte alle Jahreszeiten gleichermaßen. Er hat ja auch für jede Jahreszeit passende Mützen - und besonders die Zeltmütze, die man, wenn das Wetter sehr garstig wird unterwegs bis auf den Boden herunter ziehen kann. So ein tragbares Zelt eben.
Eines schönen sonnigen Wintertages krabbelte Moritz also aus seinem kuscheligen Bett und steckte die Koboldnase aus dem Eingang. Die Sonne schien von einem strahlendblauen Himmel und die ganze Welt glitzerte wie Millionen Diamanten. Ja, es hatte geschneit und die ganze Wald- und Wiesenwelt war mit einer glitzernden, dicken, weißen Decke bedeckt. Das war gar nicht so häufig und so zog sich Moritz seine warmen Sachen an, und die Zeltmütze in Weiß auf den Kopf. Die Zeltmütze ist nämlich eine besondere - sie wechselt die Farbe. Sie sieht immer so aus wie der Boden, auf dem Moritz unterwegs ist.
Ach Du Schreck, dieser Schnee war ja richtig tief! Moritz versank auf den ersten Schritten bis zur Hüfte darin. Da musste er wohl schauen, dass er auf einen Wildwechsel kam, wo die Tiere des Waldes einen Pfad getreten hatten - oder sich sogar auf einen Wanderweg der Menschen wagen - schön platt getrampelt. Zunächst kletterte er von seinem Eingang aus vorerst links durch den Schnee, denn er wusste, dass dort oft Rehe und Wildschweine unterwegs waren. Schließlich war das hier ein Kastanienwald und da gab es für die Tiere auch im Winter immer etwas zu futtern.
Vergnügt wanderte er vor sich hin - er wollte auf den Hügel dort, damit er mal von Ferne auf das Dorf schauen konnte. Außerdem hoffte er seinen Freund Jannis zu treffen, den Bussard, oder vielleicht war ja auch Findus unterwegs, den er als kleinen Kater gerettet hatte. Die Nexe Melina und der Wassermann Johann schliefen ja in ihrer Wohnung am Bach und die Mäuse auch. Sie alle würde er erst im Frühjahr, wenn es wärmer wurde, wiedersehen.
Im Winter war er die meiste Zeit allein und das gefiel ihm jedes Jahr weniger. Schon manche Raunacht hatte er von einer kleinen Koboldfrau geträumt mit blondem Haar und vergissmeinnichtblauen Augen. Aber jeder Kobold weiß, dass es diese Kombination nicht gibt. Kobolde haben in der Regel keine blonden Haare und blaue Augen schon gar nicht! Grün oder braun sind die und die Haare rötlich oder braun - schließlich will man als Kobold ja nicht gleich jedem Kind ins Auge fallen!
Moritz erreichte den Weg, der auf den Hügel führte. Hier gab es auch Fichten und Tannen, was bedeutete, dass der Schnee nicht mehr so tief war. Da fiel das Wandern deutlich leichter! Spuren im Schnee konnte man auch deutlich erkennen. Moritz kannte sie alle: da war ein Hase lang gehoppelt, dort hatte ein Wildschwein nach Nahrung gegraben, dort ein Reh den Weg gekreuzt. Ja, Hundefährten von all den Hunden, die im Dorf wohnten und hier Gassi geführt wurden gab es auch reichlich.
Ach, da war noch eine Eichhörnchenspur - ob das in der Nähe war? Die waren ziemlich neugierig und wussten immer alles ganz genau, auch wenn sie den meisten Winter verschliefen. Moritz schaute sich um. Irgendwo hämmerte ein Specht an einen Baum. Er musste mal zuhören: ja, genau, der Specht hämmerte den Tolilaqui Morsecode:
"Achtung, der Wolf war wieder in Dorfnähe."
Ein Wolf? Hm, davon hatte Moritz im Herbst gehört, als Spaziergänger sich darüber unterhalten hatten. Seit neuestem gab es wohl hier im Wald einen Wolf. Der war auch schon auf Wildtierkameras gewesen und der wurde für das Erschrecken und Sterben von Schafen im Dorf verantwortlich gemacht. Oh je, das würde noch Schwierigkeiten geben. Der sollte sich doch lieber im Wald versorgen, fressen musste er ja schon. Na ja, Kobolde mochte so ein Wolf wohl nicht, aber begegnen musste Moritz ihm auch nicht wirklich.
Moritz kam zu einer Bank. Müde war er - und die Bank sah witzig aus. Sie sah aus, als ob sie lachte! Ein Teil vom Schnee war geschmolzen und abgerutscht und das sah aus wie ein Mund. Moritz kicherte. "Ich glaub, da muss ich mal hinaufklettern, dann kann ich das Dorf besser sehen."
Oben knabberte er auch noch ein paar von den Haselnüssen, die er aus seinem Vorrat mitgebracht hatte.
Drüben auf der anderen Seite vom Tal schraubte sich ein Raubvogel in immer größeren Kreisen hoch in die Luft. Ob das Jannis war? Musste toll sein, alles von so hoch oben zu sehen. Aber im Winter war das ja mächtig kalt da oben! Moritz fror schon bei dem Gedanken daran noch mehr. Wurde Zeit weiter zu gehen.
Also kletterte Moritz wieder herunter von der Bank und wandte sich wieder zurück in Richtung Wald. Trotz seiner weißen Mütze wollte er lieber nicht über das ungeschützte Feld laufen. Da ertönte plötzlich hinter ihm ein lauter Schrei.
Moritz erschrak fürchterlich. Mit einem lauten Rauschen landete ein Bussard neben ihm auf den kahlen Ästen eines Apfelbaumes.
„Mensch, Jannis, musst Du mich so erschrecken? Ich bin ja nicht furchtsam, aber das musste doch nicht sein. Du warst doch gerade noch oben auf der anderen Talseite in der Luft.“
„Ja, war ich, aber dann hab ich Dich gesehen und wollte mal mit Dir reden, wenn Du dauernd schläfst und nix mitkriegst.“
„Deswegen brauchst Du mich aber nicht so erschrecken!“
„Nee, tut mir leid. Musste halt schnell gehen, ehe Du komplett im Wald verschwunden bist. Du weißt ja, ich hab das offene Feld lieber.“
„Und was war jetzt so wichtig?“
„Ich hab gestern Abend da drüben den Wolf gesehen, der jetzt hier wohnt. Ich weiß nicht, ob Kobolde etwas für Wölfe übrighaben, deshalb dachte ich, ich sag Dir’s. Zu mir warst Du ja immer nett, auch wenn mich sonst nicht viele mögen. Da geht’s mir wie dem neuen Wolf wahrscheinlich.“
„Hast Du schon mit dem gesprochen?“
„Nee, nur gesehen hab ich ihn und schon von seinen Rissen profitiert, weil er das als Einzelgänger ja nicht alles allein fressen muss. Das kommt uns Raubvögeln zu Gute – und besonders jetzt im Winter, ist das ganz praktisch.“
„Sicher, dass es ein Wolf ist und nicht nur ein großer Hund?“
„Ja, klar. Ich bin doch nicht blöd! Wölfe schnüren wie Füchse, setzen die Hinterpfoten genau in die Abdrücke der Vorderpfoten – das weiß doch jedes Bussardküken!“ Jannis klang regelrecht beleidigt.
„Ich hab halt noch keinen Wolf gesehen in freier Wildbahn, schon gar nicht wenn er sozusagen mein Nachbar ist!“
„Komm mal mit – gleich da hinten ist eine Spur von ihm“ – und mit diesen Worten flog der Bussard Jannis nach links über die Wiese weg.
„Dann hatte der Specht doch recht mit seiner Warnung und ich muss mir das wirklich mal ansehen,“ dachte sich der Kobold Moritz.
Mühsam war der Weg für ihn durch den Tiefschnee hinüber zu der Fichtenschonung, wo Jannis auf ihn wartete.
Tatsächlich: hier war eindeutig ein Pfotenabdruck – und der war riesig! Weit weg von jedem Weg und, wie Jannis gesagt hatte, eine lange gerade Spur zog sich durch den Schnee. So lief definitiv kein Hund! Und außerdem gab es im Dorf seines Wissens keinen so großen Hund! Hm, hoffentlich gab das keinen Ärger. So wie er im Herbst gehört hatte, waren einige Dorfbewohner gar nicht gut zu sprechen auf den Wolf.
Nachdenklich machte sich Moritz wieder auf den Weg in Richtung auf seine Koboldhöhle. Es war Nachmittag geworden und wurde schon wieder deutlich kälter.
Kurz bevor er bei seiner Höhle ankam, drehte sich Moritz noch einmal um. Er hatte das Gefühl beobachtet zu werden. Da war aber niemand. Ganz genau schaute Moritz nochmal - da entdeckte er in der Ferne auf dem Hügel, wo er gerade her gekommen war eine Silhouette. Was war das? Ein Hund? Ein Wolf? Nee, das war aber ganz merkwürdig! Das sah aus, wie ein Wolf mit einem Reiter auf dem Rücken! So was gab es ja nun wirklich nicht!
Er musste schleunigst wieder in die Höhle und schlafen. Jetzt träumte er schon am heller lichten Nachmittag und in dieser Nacht träumte er wieder einmal von vergissmeinnichtblauen Augen unter blonden Haaren.
Wer reitet so spät auf dem Wolf durch den Schnee?
Es ist die Lene und sie ist keine Fee.
2 Ein ungleiches Paar
Im Herbst waren, weit fort vom Schwarzwald, wo Moritz wohnte, die drei Jungwölfe Ronja, Matthis und Finja aus dem Rudel ausgeschlossen worden. Das war in einem Wolfsrudel ganz normal. Wenn der Winter kam, die Leitwölfin wieder Nachwuchs erwartete und die Welpen des Jahres schon Jährlinge wurden, mussten die älteren Wolfskinder weichen und sich ein neues Habitat suchen.
Das war hier in Norddeutschland gar nicht mehr so einfach, denn es gab schon viele Rudel in der näheren Umgebung und die Jungwölfe mussten sich auf lange Wegstrecken begeben. Das macht so einem Wolf nichts aus: bis zu 75 km kann er am Tag und in der Nacht zurücklegen. Doch Ronja, die jüngste des Trios war nicht so richtig motiviert zu einer langen Reise. Ihr Bruder wandte sich nach dem Abschied nach Osten. Er wollte in Richtung Polen wandern und ihre große Schwester Finja wanderte in Richtung Südwesten. Frankreich war ihr Ziel.
Wo sollte sie, Ronja hin? Am Abend ihres ersten Alleintages streifte Ronja durch ein großes Feld mit Heidekraut.
Das sah ja schön aus, so lila, aber hier gab es wenig Deckung – und so ganz ohne Schutz des Rudels. Ronja war traurig. So viele Gefahren lauerten auf eine einsame Wölfin. Sie dachte an die Geschichten von ihrer Ahnfrau „Einauge“, die ihre Mutter erzählt hatte. Einauge war angeschossen worden, mehrmals – das wollte Ronja nicht erleben. Aber wie sie das anstellen sollte wusste sie nicht, schließlich musste sie ja fressen, besonders, wenn sie lang unterwegs sein wollte. Die Mutter hatte erzählt von mehreren Wolfsrüden, die weggezogen waren in Richtung Süden. Die würden, wo immer auch sie gelandet waren, sicher gerne einen weiblichen Wolf willkommen heißen. Wie sie diese Rüden finden sollte, wenigstens einen von ihnen, war Ronja nicht so wirklich klar.
Der Herbstvollmond ging auf und Ronja konnte nicht anders: sie setzte sich auf die Hinterbeine und heulte laut. Die Mutter und der Vater würden natürlich nicht mit Futter kommen, aber es tat gut, diese Verlassenheit heraus zu heulen. Ihr klagendes Lied klang laut über die Heide.
Verschlafen zwinkerte ein kleines Wesen zwischen den Wurzeln einer Birke. Wer heulte denn da so schrecklich? Aber irgendwie war es auch schön, denn Lene war auch allein. Auch sie hatte ihre Familie verlassen, weil die Höhle zu eng geworden war. Sie hatte sich aber vorgenommen nicht traurig zu sein, denn sie hätte ja auch in der Nähe von Eltern und Geschwistern bleiben können. Es war ja ihre Wahl gewesen, sich auf Wanderschaft zu begeben.
Eine Woche war sie jetzt unterwegs und gewöhnte sich langsam ans alleine sein. Dieses Geheul aber brachte all ihr Heimweh doch wieder zum Vorschein und als sie letztlich doch einschlief, rollten ein paar kleine Tränen aus ihren Vergissmeinnicht blauen Augen.
Morgens lief sie zuerst hinunter zu dem Graben, den sie abends noch entdeckt hatte: dort konnte sie etwas trinken, bevor sie sich mit den Brombeeren, die da hinten wuchsen, ernährte.