Licht zur Abendzeit - Francis Sitwell - E-Book

Licht zur Abendzeit E-Book

Francis Sitwell

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Beschreibung

Aus welchen Gründen glaubt ein Mensch, dass ein Werk von Gott komme? In dieser Schrift versucht der Verfasser seine persönlichen Gründe für genau diesen Glauben darzulegen. Er fühlte das Bedürfnis nach einer Schrift, die nicht bloß zeigt, dass dieser sein Glaube ein wohlbegründeter sei, sondern auch, dass es sich hier um ein notwendiges Glied in der Kette der Taten Gottes an Seiner Kirche handelt, so dass man sehen könnte, nicht nur warum ein solches Werk überhaupt, sondern auch warum es gerade jetzt, in dieser Stunde der Kirchengeschichte, ans Licht treten musste. Er möchte mit diesem Buch keine Neugierde befriedigen oder Streit und Disputationen anregen, sondern einzig und allein auf treugemeinte und achtungsvolle Fragen antworten. Der Hauptinhalt dieses Buches stammt aus Vorträgen, die vor vielen Jahren gehalten wurden; wo es notwendig schien, sind Verbesserungen und Zusätze gemacht worden.

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Licht zur Abendzeit

 

FRANCIS SITWELL

 

 

 

 

 

 

Licht zur Abendzeit, F. Sitwell

Jazzybee Verlag Jürgen Beck

86450 Altenmünster, Loschberg 9

Deutschland

 

ISBN: 9783988681003

 

Textquelle: "Edition Albury - Sammlung Peter Sgotzai des Netzwerks Apostolische Geschichte e.V.", bei der wir uns sehr für die freundliche Genehmigung der Nutzung des Textes bedanken.

 

www.jazzybee-verlag.de

[email protected]

 

 

INHALT:

VORWORT DES VERFASSERS. 1

ERSTER TEIL. DER BERUF DER KIRCHE.. 3

ZWEITER TEIL. DIE KIRCHE VERGISST IHREN BERUF UND WIRD IRDISCH GESINNT28

DRITTER TEIL. DIE KIRCHE WIRD ZU IHRER WAHREN STELLUNG ZURÜCKGERUFEN90

VIERTER TEIL. DAS ENDE. SEINE  ENTWICKLUNG UND VOLLENDUNG178

FÜNFTER TEIL. SCHLUSS. 232

SECHSTER TEIL. ZUSÄTZE  BEANTWORTUNG VON EINWÜRFEN... 246

Vorwort des Verfassers

Seit einer Reihe von Jahren besteht und entwickelt sich mehr und mehr ein geistliches Werk, welches den Anspruch erhebt, eine Herstellung der Gaben des Heiligen Geistes und der Ordnungen des Hauses Gottes zu sein. Seit seinem Beginn ist dieses Werk von einer ununterbrochenen Reihe jeglicher Art von Entstellungen begleitet gewesen: In politischen und wissenschaftlichen Journalen und Zeitungen, in kirchengeschichtlichen Werken und endlich in Lebensbeschreibungen von Personen, die dieses Werk mit vertreten oder bekämpft hatten. Es würde eine endlose Mühe sein, wollten wir es unternehmen, die Ungerechtigkeit und Unwahrheit aller der einzelnen unrichtigen Darstellungen, Fälschungen, Irrtümer und Missverständnisse, sowohl betreffs der ganzen Sache, um die es sich handelt, als der Tatsache, die hiermit in Verbindung stehen, zu erweisen. Auch wäre es der Heiligkeit und Würde dieses Werkes zuwider, wollten diejenigen, welche dabei beteiligt sind, auf den Kampfplatz öffentlichen Streites mit den Verfassern solcher Entstellungen hinabsteigen.

Aber häufig hat der Verfasser der vorliegenden Schrift es empfunden, wie sehr es ihm zu statten kommen würde, wenn er auf die erhobene Frage:

„Aus welchen Gründen glaubt ihr, dass dieses Werk von Gott komme?“ mit dem Hinweis auf eine niedergeschriebene Darstellung antworten könnte, worin seine Gründe für den Glauben, dass dies Werk nicht von Menschen, sondern von Gott herrühre, dargelegt wären. Der Verfasser fühlte das Bedürfnis einer Schrift, die nicht bloß zeigt, dass dieser sein Glaube ein wohlbegründeter sei, sondern auch, dass es sich hier um ein notwendiges Glied in der Kette der Taten Gottes an Seiner Kirche handelt, so dass man sehen könnte, nicht nur warum ein solches Werk überhaupt, sondern auch warum es gerade jetzt, in dieser Stunde der Kirchengeschichte, ans Licht treten musste. Deshalb hat er das Nachfolgende niedergeschrieben, nicht um Neugierde zu befriedigen, oder um Streit und Disputationen anzuregen, sondern einzig und allein, um auf treugemeinte und achtungsvolle Fragen zu antworten. Aber wir müssen es ausdrücklich aussprechen, dass diese Schrift in keiner Weise für sich eine Autorität in Anspruch nimmt. Sie ist die Arbeit eines einzelnen, der sie auf eigene Verantwortlichkeit drucken lässt, indem es seine persönlichen Gründe für den Glauben an dies Werk angibt, in der Hoffnung, andern dazu förderlich zu sein, dass sie ihre Überzeugungen über die Natur und den Charakter dieses Werkes klären und feststellen. Der Hauptinhalt dieses Buches stammt aus Vorträgen, die vor mehreren Jahren gehalten wurden; nur der Welt notwendig erscheinen ließen, sind Verbesserungen und Zusätze gemacht worden.

Wenn wir die Übelstände in der gesamten Kirche in dieser Arbeit aufzählen genötigt waren, so lag dabei nicht die Absicht zugrunde, die Zustände der Kirche oder die Geistlichkeit anzugreifen und zu schmähen, sondern zu erweisen, wie sehr unsere Zerrissenheit, wie sehr unsere Lage, die Lage der gesamten Christenheit, einen Eingriff der Barmherzigkeit des HErrn erheischt. Ein römischer Schriftsteller gibt die Regel an, dass man in keinem Gedicht eine Dazwischenkunft der Gottheit ohne vollgültige Ursache einführen dürfe (Horat. de art. poet. 1,191). Unsere Anführung aller jener einzelnen Übel in der Kirche hat darum ausschließlich den Zweck zu erweisen, dass ein nodus vindice dignus vorliegt, dass etwas vorliegt, um deswillen wir einen Eingriff des HErrn, eine Heimsuchung in unsere Not erwarten dürfen. Wir hoffen daher, dass niemand diese Schrift durch verderbliche Anwendung dessen, was wir in der angegebenen Beziehung geschrieben haben, zu feindseligen Angriffen auf irgendeine unter den christlichen Völkern bestehende Ordnung der Kirche oder auf die Geistlichkeit missbrauchen werde. Vielmehr sollte allein jenen Ordnungen und der Geistlichkeit Achtung, Ehrerbietung und kindlicher Gehorsam nicht bloß von denen, über die sie gesetzt sind, erwiesen werden, sondern Achtung und Ehrerbietung sollte man auch dann nicht verweigern, wenn man einer abweichenden Überzeugung angehört.

Endlich muss noch bemerkt werden, dass bei der Darstellung des Ursprungs und der Entwicklung des göttlichen Werkes in der Kirche, von dem wir hier reden, nicht sowohl die Absicht vorlag dies Werk in allen Einzelheiten zu beschreiben, als vielmehr Ursachen zu beleuchten, warum es in dieser unserer Zeit ans Licht getreten ist.

Esma, 1860

F. Sitwell

ERSTER TEIL. DER BERUF DER KIRCHE

„Der Rat des HErrn bleibt ewiglich, Seines Herzens Gedanken für und für.“ Ps. 33,11

Was verlangt ein Mann, der auf die Wohlfahrt seines Hauses bedacht ist, anders, als dass sein Weib, seine Kinder und seine Dienerschaft eines Sinnes mit ihm seien, ihn verstehen und bei der Ausführung seiner Absichten ihm behilflich seien? Was quält und erzürnt einen Mann mehr, als wenn Weib und Kind und Dienstboten aus Unwissenheit, Missverstand oder Eigensinn ihm all seine Pläne verderben, all seine Absichten durchkreuzen und hindern?

Der Zweck, der Gedanke Gottes „von Ewigkeit, von Anfang vor der Erde“ (Sprüche 8,23), war sein Königreich auf der Erde. Zion hat Er sich zum Voraus zu Seiner Wohnung auserkoren, zur Ruhestätte Seines Wohlgefallens: „Dies ist meine Ruhe ewiglich; hier will ich wohnen, denn es gefällt mir wohl“ (Ps. 132, 14).

Der Ratschluss des HErrn ist, „Seinen König einzusetzen auf Seinem heiligen Berge Zion“ und „Ihm die Heiden zum Erbe zu geben und der Welt Enden zum Eigentum“ (Ps. 2,6.8).

Das Werk Satans, des Widersachers Gottes, ist, dies womöglich zu verhindern; auch die Könige und Richter auf Erden und die Völker lehnen sich dagegen auf und ratschlagen miteinander, wie sie es verhindern können (Ps. 2,1-3; 33,10). Und nicht nur sie, sondern auch die Kirche (das Weib, die Kinder, die Diener des HErrn) hat in vielen Geschlechtern die Pläne Gottes nicht verstanden und ihnen infolge davon großen Widerstand entgegen-gesetzt.

Verschiedene Meinungen über das Reich Christi

Zwar sagt jedermann, der betet: „Dein Reich komme.“ Und alle, welche die Schrift lesen und glauben, glauben auch, dass „die Erkenntnis des HErrn die Erde erfüllen wird, wie das Wasser das Meer bedeckt“ (Jes. 11,9). Aber die Ideen der Meisten, wann und wie das Reich kommen, wann und wie die Erkenntnis des HErrn die Erde erfüllen solle, sind von den Gedanken Gottes ganz verschieden. Der gemeine Glaube ist, das Reich sei schon gekommen und habe sich nur zu mehren, und die Erkenntnis des HErrn müsse während der jetzigen Haushaltung die Erde erfüllen. Man träumt, die Kirche werde trotz ihrem tatsächlichen Zustande der Spaltung, der Unheiligkeit, Unwissenheit und Verderbens durch irgendeine Erweisung der Gnade und Macht Gottes wieder zurechtkommen; alle Trennung und Irrlehre werden verschwinden, alle Getauften würden zu einem geeinigten, gerechten und heiligen Volke werden, die lange so hartnäckigen Juden würden in der christlichen Kirche aufgehen und alle heidnischen Völker ihrem Beispiel folgen. Die römischen Katholiken glauben das ausdrücklich, die griechischen Christen erwarten es, die Protestanten hoffen es mehr oder minder bestimmt; und zwar der römische Katholik auf dem Wege allgemeiner Unterweisung aller unter den Papst, der griechische Christ dadurch, dass die ganze Welt orthodox werde, der Protestant dadurch, dass die Wahrheit, d. h. was seine Seite für Wahrheit hält, die Oberhand bekomme.

Den Erdball betreffend ist ihre Idee, die Welt müsse, wenn Christus zum anderen Mal komme, durch Feuer vernichtet werden; die Guten werden in einen Himmel irgendwo in der Ferne zu gehen haben und die Bösen in eine eben soweit entfernte Hölle, und so würden die Erde und Gottes Reich auf ihr miteinander ein Ende nehmen. Zerstörung, nicht Erlösung ist ihr Gedanke über diese Schöpfung.

Auch was die Zeit der zweiten Ankunft unseres HErrn Jesu Christi betrifft, ist ihr Begriff der, dass sie vielleicht erst in einigen Millionen Jahren eintreten solle.

Grundsätze und Ziele des Evangeliums

Dagegen erklärt über all diese Punkte die Schrift folgendes:

Erstlich. Wie die Menschen in den zwei vorangegangenen Haushaltungen fehlgeschlagen sind, so wird es in der Haushaltung gehen, worin wir leben. Die Getauften werden von Gott abweichen und in den Zustand kommen, den wir jetzt vor Augen haben, und, sich je länger je mehr verschlimmernd, in jenen fast allgemeinen Abfall endlich hineingeraten, der unter Anführung des Menschen der Sünde in offenbarer Empörung gegen Gott sich vollendet; und dann wird Christus Selbst persönlich kommen, um den Widerchrist und seine Nachfolger zu vernichten und das Reich einzunehmen, das dann kommen wird. Dann auch werden die Juden, in ihrem eigenen Lande wiederhergestellt, sich bekehren, ebenso die übrigen Völker. Auf diese Weise wird die Erkenntnis des HErrn die ganze Erde erfülle.

Zweitens. Erlösung, nicht Vernichtung ist Gottes Plan mit dieser Welt, damit sie gereinigt durch Feuer erneuert, auf ewig bestehe; und der Thron und das Königreich Gottes wird darauf sein.

Drittens. Die Zeit der zweiten Zukunft ist „bald“, „eilends“.

Für die Behandlung der Gegenstände, auf welche wir einzugehen im Begriffe sind, ist es nötig, gewisse Grundsätze festzustellen; es sind die Wahrheiten, welche bald in der ganzen Welt öffentlich verleugnet sein werden, nämlich:

Es ist Ein Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist; drei Personen, Ein Gott.

Gott wollte, dass Er im Menschen, nämlich in Christo Jesu, geoffenbart, gesehen und erkannt werde .

Alles, was von Ihm erkannt werden kann, soll durch Sein Verfahren in und mit den Menschen bekannt gemacht werden.

Und die Erde soll des Menschen Wohnung sein.

Gott ist ein Geist, unsichtbar und unbegreiflich; doch ist Er sichtbar in seinem Sohne Jesu Christo und wird in Ihm und in Seinem Leibe, der Kirche, erkannt.

Gott ist der Urheber alles Daseins. Von Ihm allein geht alles Leben und alles Gute aus fort und fort.

Ihm gebührt von jeder Kreatur Gottesdienst, Anbetung, Verehrung, Liebe, Hingabe, Unterwerfung, Ergebung und Dienstbarkeit.

Gott allein ist gut. Sonst niemand ist gut, außer sofern er seine Güte von Ihm empfängt und fortfährt, sie von Ihm zu empfangen, indem er durch Glauben sie von Ihm gewärtigt. Diese Lektion zu lehren ist ein Hauptzweck von allem, was in der Schöpfung, dem Falle und der Erlösung des Menschen sich ereignet hat, und von allem weiteren Verfahren Gottes mit dem Menschen. Denn Gottes Wille geht nach Seiner unendlichen Liebe dahin, Seine Kreaturen glücklich zu machen und sie, je nach ihrer Stellung in der Schöpfung, mit aller Güte zu erfüllen. Und einige unter ihnen will Er nicht nur mit Güte füllen, sondern auch mit Weisheit, Macht, Gewalt, Herrlichkeit und Herrschaft. Um sie aber und all andern vor der Gefahr des Hochmuts, jener Ursache der ersten Sünde, zu bewahren, sollen sie, das ist Sein Wille, erkennen und überzeugt sein, dass nichts von alle dem, weder Leben noch Dasein, noch Güte, noch Weisheit, noch Macht, noch Herrlichkeit, noch Herrschaft, weder in der Kreatur, noch von der Kreatur ist, sondern von Ihm und Ihm allein ist und von Seinem Willen abhängt. Dies und unendlich vieles andere soll alle Kreaturen, Engel und Erzengel, Throne, Herrschaften, Fürstentümer und Gewalten gelehrt werden, sowohl die himmlischen Heerscharen als auch die Bewohner der Erde, dadurch dass sie Gottes Verfahren in dem Menschen, durch den Menschen und mit dem Menschen anschauen.

Und der Aufenthalt, die Wohnstätte des Menschen ist die Erde auf immer (Jes. 45,18; 0ff. 21; 22).

Soll das Geheimnis der hochheiligen Dreieinigkeit verstanden werden;

Soll der Charakter Gottes in all seinen Vollkommenheiten geoffenbart werden;

Soll die hauptsächlichste aller Wahrheiten, dass „niemand gut ist als Gott“ und dass niemand gut sein kann außer durch Ihn, klar gemacht und unbestreitbar hingestellt werden;

Soll die gebührende Anbetung dem Vater dargebracht werden;

Soll wahre Liebe, Verehrung, Hingabe, Ergebung und Dienst Gott seitens des Schöpfers dargebracht und bezeugt werden, damit alle folgen und das Gleiche tun können;

Soll Gottes wahre Herrschaft und Regierung in Weisheit und Gerechtigkeit kund gemacht werden; -

So muss alles im Menschen zustande gebracht, alles im Menschen geschaut werden.

Ein Priester auf Seinem Thron auf Erden, war von Ewigkeit der Gedanke Gottes (Sach. 6,13; Ps. 110).

Alle Geschöpfe, alle Heere des Himmels, und alle, die auf Erden und unter der Erde sind, sollen den HErrn, den allmächtigen Gott, lieben, fürchten, anbeten, Ihm gehorchen und dienen lernen, wenn sie den Menschen Jesus Christus auf dem Throne sehen und die vierundzwanzig Ältesten auf ihren Thronen und die vier lebendigen Wesen inmitten des Thrones, wie dieselben Gottes Regiment und Dienst ausrichten und die Anbetung der ganzen Schöpfung zusammenfassen und zu Gott hinaufbringen; die Anbetung nicht nur der Menschen, sondern auch der Engel, die um den Thron herum stehen, während die Menschen darauf sind.

Damit Gott erkannt und damit Er geliebt und auf rechte Weise von allen, sowohl von den Engeln als auch von den Menschen, angebetet würde, schuf Er den Menschen und die Erde zur Wohnung des Menschen. Und die Kirche ist es, die „die ganze Schöpfung mit Seinem Lobe erfüllen soll.“Von allen Teilen der unermeßlichen Schöpfung sollen alle Augen zu Gott auf der Erde gekehrt werden, und zu dem, was Er auf der Erde und von der Erde aus tut, von Ewigkeit zu Ewigkeit.

Es ist ein Missverstand zu glauben, Jesus Christus sei nur den Menschen ein Vorbild; Engel und Geister waren die ersten, die Gott durch Hochmut verunehrten, die Ihm die Anbetung, die Unterwerfung und den Gehorsam, welche Ihm gebühren, verweigerten; hernach taten es die Menschen.

Jesus Christus kommt in die Welt, um den Vater zu offenbaren, zu zeigen, was Er ist, und alles, was Ihm gebührt, alle Kreaturen, Engel und Menschen zu lehren, und mehr als dies, sie zu befähigen, dass sie Ihm geben, was Ihm gebührt. Zu dem Ende ist Jesus Christus gekommen und wird Er wiederkommen; und wenn er zum anderen Male kommt und Sein Werk, alles neu zu machen, vollständig ausgeführt, den neuen Himmel und die neue Erde vollendet hat, wird Er auf ewig auf dieser Erde bleiben, und aller Augen werden auf ewig der Erde zugewandt sein. Denn die Offenbarung Gottes in Christo ist nicht etwas Vorübergehendes, sondern was ewig dauern wird. Auch ist es nichts Vorübergehendes, dass die Kirche die Anbetung und den Gehorsam des ganzen Universums zusammenfassen und leiten wird, sondern dies wird ewiglich bestehen, und zwar auf der Erde. Denn was auch immer die „Örtlichkeit“ des Thrones des HErrn in einem Zwischenstadium vor dem tausendjährigen Reich aber während desselben sein mag, so wird doch, wenn der Plan Gottes vollendet ist, „die Hütte Gottes bei den Menschen sein (0ff. 2 1,3.10), und die heilige Stadt, das himmlische Jerusalem, wird auf der Erde, und der Thron Gottes und des Lammes wird darinnen sein, und Seine Knechte werden sehen Sein Angesicht, und sie werden regieren von Ewigkeit zu Ewigkeit“ (Off. 22,3-5). Jene Stadt ist die verherrlichte Kirche; und das ist unsere hohe Bestimmung, die Behausung Gottes, Seine Wohnstätte zu sein, wovon Er eben so wohl als von dem irdischen Zion und Jerusalem gesagt hat: „dies ist Meine Ruhe ewiglich; hier will Ich wohnen, denn es gefällt Mir wohl“ (Ps. 132,14).

Von diesen zweien, von dem himmlischen und von dem irdischen Jerusalem möchten wir reden, denn das sind die Dinge, welche die Kirche vergessen oder verkehrt, und denen sie vorgegriffen hat. Ihre Glieder haben als Könige ihre Throne vergessen und als Priester ihre Rauchpfannen, oder sie haben sich eingebildet, sie hätten sie vor ihrer Auferstehung zu ergreifen. Die Braut hat das Kommen des Bräutigams, sie hat den Hochzeitstag vergessen; aber Er hat weder Seine Braut noch den Hochzeitstag vergessen, noch hat Gott Seinen Ratschluss vergessen. Und nun ist die Zeit vorhanden. Die Stimme des Bräutigams lässt sich wieder in der Kirche hören und ruft Seiner Braut, dass sie erwache; und die Stimme des HErrn lässt sich hören und ruft Seinen Königen und Priestern, dass sie sich fertig machen; denn das Reich naht heran, und die furchtbare Schlacht, welche entscheiden soll, wem das Königreich gehört, ist im Begriff loszubrechen; und der „Streit um Zion“ (Jes. 34,8), d.h. wer auf der Erde zu herrschen hat, eilt zum Entscheid. Diesen Streit führt der HErr gleicherweise mit jedermann, der sich diese Herrschaft vor der Zeit anmaßt, es sei Babylon oder der Widerchrist, und mit allen, die Seiner Herrschaft, so wie sie jetzt unvollkommen und in einem Geheimnis in der Kirche geoffenbart ist, oder wie sie es offen und vollkommen an dem Tage, der danach ist, sein wird, den Gehorsam verweigern.

Auf die Gefahr hin, etwas weit auszuholen und zu wiederholen, was jeder Christ weiß oder wissen sollte, müssen wir, um unsern Gegenstand klar zu machen, einen Umriß geben von dem, was die heilige Schrift uns über das Königreich Gottes offenbart.

Der Ratschluss Gottes (vor Grundlegung der Welt) war, Sich in Christo zu offenbaren, dadurch, dass dieser die menschliche Natur annahm, und Ihn über alle Werke Seiner Hände zu setzen (Eph. 1, 21; Kol. 1, 16; l. Petrus 3, 22).

Empörung Satans, Versuchung und Fall des Menschen

Gott schuf auch Engel große und mächtige Geister, wies ihnen ihre Rangstufen an und setzte einige hoch über die andern an Autorität und Macht.

Einer dieser Geister, der dem Hochmut den Eingang gestattete (1.Tim. 3,6; Grundt.), empörte sich gegen Gott und verweigerte dem Willen Gottes den Gehorsam, wahrscheinlich gerade, insofern sich derselbe auf die Erhebung des Menschen über alle Geschöpfe, auch ihn nicht ausgeschlossen, bezog, und ganze Mengen (Math. 25,41; 0ff. 12,9) anderer Geister folgten seinem bösen Beispiel und seiner Anführung.

Gott schuf die Welt und bildete alle irdischen Geschöpfe aus ihrem Stoff, und den Menschen, dessen Leib auch aus ihrem Stoff gebildet ward, setzte Er zum verantwortlichen Haupt über die Erde und die Geschöpfe. Und Gott gab dem Menschen die Herrschaft über die Welt und machte sie und alles, was darinnen war, zum Guten wie zum Bösen von ihm abhängig, mit ihm zu stehen oder zu fallen, mit ihm gesegnet oder verflucht zu werden.

Der Ratschluss Gottes war, dass zu seiner Zeit Sein Sohn Mensch werden sollte, dadurch, dass Er Fleisch würde und die Natur des Menschen annähme, und dass Er auf diesem Wege den Menschen zu seiner hohen, ihm ursprünglich von Gott zugedachten Stellung erheben sollte.

Aber Satan, der gefallene Geist, machte sich auf, die Absichten Gottes zu durchkreuzen und den Menschen und die irdische Schöpfung unter seine Gewalt zu bringen. Er kam zu Eva in der Gestalt der Schlange, des Drachen (1. Mose 3; 0ff. 20,2; 2. Kor. 11,3) und versuchte sie, Gott ungehorsam zu werden; und die versuchte den Adam; und so siegte Satan durch sie über ihn.

Die zwei Lügen, wodurch Satan sie überwand, waren umstürzlerisch (engl.: subversive) für das, was Gott vor allem andern Seine Geschöpfe zu lehren wünscht, nämlich was wir eingangs dargelegt haben, „dass Gott gut ist, dass Er allein gut ist, und dass kein Geschöpf gut sein kann außer durch Ihn“. Satan griff diese Grundsätze an. Er sagte: „Gott ist nicht gut, er ist neidisch und missgünstig; Er verbietet euch, von der Frucht dieses Baumes zu essen, nicht weil Er weiß, dass es in eurem gegenwärtigen Zustande schädlich und verderblich für euch sein wird, sondern weil Er neidisch darauf ist, dass ihr Ihm gleich (Elohim) werden möchtet“. Und „ihr könnt ohne Ihn und unabhängig von Ihm gut und weise sein, indem ihr von der Frucht dieses Baumes esset“. Die Lüge war fein angelegt; sie griff allen Glauben, alles Vertrauen bei der Wurzel an. Sie war würdig des Vaters der Lügen. Das Verfahren Gottes mit den Menschen ging seitdem darauf aus, diese beiden Lügen zu widerlegen.

1.Statt uns zu missgönnen, dass wir Ihm gleich würden, hat Er Seinen Sohn und Seinen Heiligen Geist zu dem ausdrücklichen Zwecke gesendet, dass Sein ursprünglicher Ratschluss, die Menschen „der göttlichen Natur teilhaftig“ zu machen, damit wir „Ihm gleich“ würden (2. Petrus 1,4; 1. Joh. 3,2; 5,18), sich erfülle. Und

2.hat Er gezeigt und wird zeigen, dass Alle, die nicht durch Glauben und in Abhängigkeit von Ihm leben wollen, Narren, gottlos und verflucht werden.

So sündigten Adam und Eva, misstrauten, wurden ungehorsam und fielen. Satan erlangte Herrschaft und Gewalt über den Menschen und über die ganze Welt und jede Kreatur, die vom Menschen abhing; er wurde „der Gott dieser Welt“ (2. Kor. 4,2-4),

„ihr Fürst“ (Joh. 14,30), „der Fürst, der in der Luft herrscht“ (Eph. 2,2), „der Herrscher der Finsternis dieser Welt“ (Eph. 6,12). Die Natur des Menschen wurde verderbt und dem Gesetz der Sünde und des Todes unterworfen. Auf das Weib kam der Fluch, die Verurteilung zu schmerzensreicher Geburt und zur Unterweisung unter den Mann zur Strafe. Auf den Mann kam der Fluch, Verurteilung und Kummer, mühevoller Arbeit und zum Tode. Und die Geschöpfe fielen ebenfalls unter den Fluch, und sogar der Boden wurde verflucht um des Menschen willen. Der Mensch wurde aus der Gegenwart Gottes und aus dem Garten der Wonne, wo er mit Ihm wandelte, verbannt.

Der Drache glaubte, er habe triumphiert.

Aber Gottes Ratschluss mit dem Menschen sollte nicht solcher Weise vereitelt werden; nein, er brach nur leuchtender als je hervor. Denn Gottes Güte siegte, um trotz dem Falle Seinen ursprünglichen Plan, in der menschlichen Natur sich zu offenbaren, zur Ausführung zu bringen; und der Fall wurde in Seiner Hand sogar der Weg zur Vollendung jenes Ratschlusses und zur Offenbarung Seiner Gnade. Gott hatte für den Fall Vorsorge getroffen. Das Lamm war „zuvor ersehen vor Grundlegung der Welt. (1. Petrus 1,19-20; Off.13.8.).

Ohne Zweifel hätte Gott ohne die Dazwischenkunft des Falles Seinen Sohn senden können, um in der menschlichen Natur Fleisch zu werden, und den Menschen über die Werke Seiner Hände setzen können; aber die Hälfte dessen, was nach Seinem Willen von all Seinen Geschöpfen, beides von Engeln und den Menschen gelernt werden sollte, wäre ungelernt geblieben; Sein Charakter wäre, statt ganz, nur teilweise geoffenbart worden; und wir können es nicht genug wiederholen, denn es ist der Schlüssel zu aller Theologie, besonders wären wir ohne die Erfahrung der größten aller Lektionen geblieben, nämlich, „dass niemand gut ist als Einer, und das ist Gott“, und dass Niemand gut oder glücklich oder mächtig oder irgend eines Guten fähig sein kann außer dadurch, dass er in Abhängigkeit von Ihm lebt und alles von Ihm herleitet, dass er fühlt, dass alles von Ihm kommt, und dass niemand würdig ist als Er, und dass Alle entweder von Ihm abhängen oder ins Verderben sinken müssen. Hochmut hatte das gute Werk Gottes im Himmel verderbt; Hochmut hatte Streit und Elend und Verwirrung in die himmlischen Örter eingeführt. Hochmut verderbte die gute Schöpfung Gottes auf Erden. Dem Hochmut muss Einhalt getan werden, sonst gibt es weder Frieden noch Bestand in der Schöpfung. Je mehr Gott für das Geschöpf tut, desto größer ist die Gefahr; darum muss dem Hochmut ein für alle Mal Einhalt getan werden. Und dies konnte nur durch die Erschaffung, den Fall und die Erlösung des Menschen geschehen. Das Geschöpf, das hoch über alles gesetzt zu werden bestimmt war, musste zuerst erniedrigt werden; es muss zuerst seine eigene Nichtigkeit gelehrt werden, dass es nichts und weniger als nichts und dass Gott alles ist. Und die Menschen, welche dies nicht lernen wollen, werden in der Hölle auf ewig zum Beweis davon dienen. Die ersten Bewohner des feurigen Pfuhls, der für die Kinder des Stolzes bereitet ist, werden nicht jene Wesen sein, in welchen der Stolz sich zuerst erzeugte, sondern Menschen. Der Mensch wird den Vorrang in allem haben; der Mensch der Sünde „der König über alle Stolzen“ (Hiob 41,26) wird mit dem falschen Propheten, der ihn in seinem Werk unterstützt, tausend Jahre vor dem Urheber des Stolzes in jenen Pfuhl hinabsteigen (0ff. 19,20). Dagegen werden diejenigen, welche diese Wahrheit lernen, ewig auf dem Throne regieren; und die Engel werden sowohl von denen in dem Pfuhl als auch von denen auf dem Thron lernen, was es ist, gehorsam, und was es ist, stolz zu sein.

Gottes Ratschluss ist nicht fehlgeschlagen; er hat sich nicht verändert. Gott hat versprochen, des Weibes Samen zu senden, damit derselbe Seinen Ratschluss ausführe, den Menschen, die Kreatur und die Erde aus den Händen des Drachen befreie; alles aufhebe, was Satan getan; allem Übel abhelfe, das Adam über sich und seine Nachkommenschaft und über die lebendige und die leblose Kreatur gebracht hat, damit er alles in Gottes Hände zurückbringe, allen Fluch abtue und das Königreich Gottes auf Erden aufrichte.

Das Evangelium vom Reich, wie es überall in der Schrift verkündet wird.

Das Evangelium vom Reich, das Urevangelium, wurde in jenem Worte verkündigt:

„Des Weibes Same wird der Schlange den Kopf zertreten.“ Den Kopf zertreten heißt, die Macht der Schlange vertilgen, zunichte machen, sie und ihre Werke zerstören. Ihre Werke sind die Entstellung der Schöpfung Gottes, das Verderben, die Sünde und der Tod; die Empörung gegen den Schöpfer, Streit, Elend Unterdrückung, welche in die Schöpfung eingebrochen und über sie gekommen sind. Der Messias soll kommen, all dies Übel abtun und das Haupt dessen zertreten, der es herbeigeführt hat; Er soll den Menschen vom Tode erwecken und ihm die Herrschaft wieder herstellen, damit er nun doch alle Kreaturen segne, die unter ihn gestellt worden waren.

Es sind die zwei Reihen der Weissagung, welche im 15ten Verse im 3ten Kapitel des ersten Buches Mose anheben und sich durch die ganze Schrift ziehen: die eine, dass der Messias von der Bosheit der Schlange werde zu leiden haben; die andere, dass der Messias am Ende über sie triumphieren werde.

Wunder sind allerdings Beweise des Wirkens Gottes; aber der Beweis der Wahrheit der Bibel besteht nicht sowohl in Wundem, als darin, dass wir in einem Buche, das von vielen verschiedenen Menschen im Laufe von fünfzehn Jahrhunderten geschrieben ist, diese zwei Ideen, deren Keim im 3ten Kapitel des ersten Buches Moses liegt, stufenweise und übereinstimmend entwickelt finden, bis jede ihren Höhepunkt erreicht, die eine am Kreuz, und weiter in den Verfolgungen, welche die Kirche erduldet; und die andere in dem, was vorausgesagt und als schließlich vollendet in der Offenbarung geschaut ist, wo das Lamm, das erwürgt ward, als auf dem Throne der befreiten Schöpfung sitzend, über sie herrschend, und der Drache als in die Hölle geworfen dargestellt ist.

Das Evangelium vom Reich! Gottes Wort des Erbarmens an den armen gefallen Adam: du hast dich selbst dem Teufel verkauft; du hast dich, dein Geschlecht und alles, was dir anvertraut war, zu Grunde gerichtet; Ich will dich und die Schöpfung, welche du zu Grunde gerichtet hast, erlösen und den verderben, der dich verderbt hat; und die Herrschaft, welche du verloren hast, soll durch den Menschen, den Ich senden will, wiedergebracht werden; durch Seine Leiden soll der Preis für deine und für die Erlösung der Welt bezahlt werden, und durch Seine Macht will Ich dich und sie von dem Bösewicht befreien. Ich will dich von dem Kummer, der Arbeit und dem Tode, die du über dich selbst gebracht hast, erlösen und dir Freude und Leben wiedergeben, Ich will jeden Fluch wegnehmen und die Erde mit Segen erfüllen!

Das Evangelium vom Reiche Christi! Es wurde im Himmel verkündet, ehe denn die Welt war. Es wurde zu Adam davon geredet, als Gott ihm die Hoffnung des Sieges gab über den Satan und den Tod durch das Kommen des Weibes Samens. Und von Adam her haben die Propheten nie aufgehört, die gute Botschaft zu verkünden, haben nie aufgehört, von jenem Text im 1sten Buche Mose zu predigen: „Der Sohn Gottes kommt zu sterben, damit euch Vergebung werde; der Sohn Gottes kommt, über die Welt zu regieren, damit ihr gesegnet werdet.“ Sogar die Heiden, die von Gott abwichen, lieferten doch noch den Beweis, dass es ihnen kund gemacht worden war; denn in all ihren verkehrten Überlieferungen lassen sich noch die Spuren des Geheimnisses der heiligen Dreieinigkeit, der Menschwerdung Gottes, des Opfers für die Sünde, der Vertilgung der Schlange, der Befreiung des Menschen und der Erhebung desselben zu einem Gotte nachweisen.

Gott hat es dem Adam verkündigt; Henoch hat davon geredet, er sagte: „Siehe! Der HErr kommt mit vielen tausend Heiligen“ (Jud. 14). Gott hat es dem Abraham geoffenbart, als Er ihm versprach, dass in seinem Samen alle Geschlechter der Erde gesegnet werden sollten, und dass er der Erbe der Welt werden sollte (1. Mose 12; Röm. 4). Denn Segnen heißt, den Fluch aufheben; und was ist der Fluch? Kummer, Mühe und Tod! Wenn der Segen kommt, wird der Fluch nicht mehr sein, kein Kummer, keine Mühe, kein Tod mehr. Jakob weissagte von „dem Helden, dem die Völker anhangen würden“ (1. Mose 49,10). Mose weissagte, dass „der HErr König sein werde immer und ewig“ (2. Mose 15,18); Bileam, dass „ein Stern aus Jakob aufgehen und ein Zepter aus Israel aufgehen werde“ (4. Mose 24,l7); Hiob, dass „der HErr in den letzten Tagen auf Erden stehen und dass er Gott bei der Auferstehung sehen werde“ (Hiob 19,25-26). Kommen wir zu den Büchern Samuels, so tritt ein neues Element hinzu, nämlich das, dass der verheißene Messias, des Weibes Same, der Same Abrahams, von dem Stamme Juda, aus dem Samen Davids, des von Gott eingesetzten Königs in Israel, sein werde; und es ist deutlich gezeigt, Adonai Jehova, der HErr der Heerscharen, werde dieser Sohn Davids werden und auf dem Throne Davids auf Zion regieren auf ewig. Und das Psalmbuch ist eine fortgehende Entfaltung dieses Gegenstandes. Der erste Psalm beschreibt, wer der gerechte Mann ist, und wir wissen, dass nur Einer gut ist, der je und je vollkommen so sann und wandelte. Der zweite enthält den Beschluss Gottes in Betreff Seines Sohnes, dieses Gerechten, der tüchtig ist, um mit dem Königreich betraut zu werden; Er hat Ihn eingesetzt zum König auf Seinem heiligen Berge Zion; Er hat Ihm die Völker gegeben, und die äußersten Enden der Erde zu Seinem Eigentum; und Er fordert alle Könige und Herrscher auf, den Sohn zu küssen und sich Ihm zu unterwerfen. Derselbe Psalm zeigt auch, wie die Könige, Herrscher und Völker sich gegen Gott und Seinen Christus erheben, um diesem Beschluss sich zu widersetzen. Der dritte enthält die Klage des HErrn gegen Seine Feinde, die sich diesem Befehle Gottes widersetzen, und Sein Flehen zu Gott um Hilfe gegen sie. Dieser Gegenstand zieht sich durch den größten Teil des Buches, vermischt mit Trauerklagen zu Gott wegen des scheinbaren Fehlschlagens Seiner Verheißung (Psalm 79), wegen des gesunkenen und verderbten Zustandes Seines Volkes Israel, Jerusalems und Zions (Psalm 80), und mit Gebeten, dass Gott sich aufmache und über Zion erbarme und den König darin einsetze, damit alle Völker der Erde in Gerechtigkeit regiert und auf ewig gesegnet werden (Psalm 102 und 67). Dann werden zum Schlusse alle die Heiligen Gottes aufgefordert zu triumphieren und Gott zu loben, denn sie werden mit Christo Teil haben an Seinem Reiche, wenn Er kommen wird, das Gericht an Seinen Feinden zu vollziehen (Psalm 149); und die ganze Erde und alte Kreatur, die darauf ist, wird aufgefordert, den HErrn zu loben: „Saget unter den Heiden, dass der HErr König sei und habe Sein Reich, soweit die Welt ist, bereitet, dass es bleiben soll, und richtet die Völker recht. Himmel freue dich, und Erde sei fröhlich; das Meer brause, und was darinnen ist; das Feld sei fröhlich und alles, was darauf ist; und lasset rühmen alle Bäume im Walde vor dem HErrn, denn Er kommt, denn Er kommt zu richten das Erdreich. Er wird den Erdboden richten mit Gerechtigkeit und die Völker mit Seiner Wahrheit“ (Psalm 96,10-13). „Jauchzet dem HErrn alle Welt, singet, rühmet und lobet; lobet den HErrn mit Harfen, mit Harfen und mit Psalmen; mit Trompeten und Posaunen jauchzet vor dem HErrn, dem Könige. Das Meer brause und was darinnen ist, der Erdboden und die darauf wohnen. Die Wasserströme frohlocken, und alle Berge seien fröhlich vor dem HErrn, denn Er kommt das Erdreich zu richten. Er wird den Erdboden richten (regieren) mit Gerechtigkeit und die Völker mit Recht“ (Psalm 98,4-9). Es ist in der Tat das Evangelium vom Reich, das in den Psalmen verkündigt wird; und weil die Kirche dieses Reich vergessen hat, hat sie aufgehört, die Psalmen zu verstehen und zu erkennen, wer die Feinde des wahren Davids sind, von denen in diesem Buche die Rede ist. Auch das Hohelied Salomo‘s weist hin auf das Reich, indem es von der Schönheit und Herrlichkeit des Königs redet, und von der Braut des Königs, der Kirche, an jenem Tage, dem Tage der Hochzeit, dem Tage der Auferstehung der Heiligen.

Jesaias, Jeremias, Hesekiel, Daniel, ihrer aller Aufgabe ist das Evangelium vom Reich, „wenn das Gesetz ausgehen wird von Zion und Sein Wort von Jerusalem, wenn die Völker ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spieße zu Sicheln machen und nicht mehr werden kriegen lernen; wenn die Löwen wie die Ochsen Stroh essen, und die Wölfe bei den Lämmern wohnen werden und ein kleiner Knabe sie treiben wird; wenn man nirgends verletzen noch verderben wird; wenn der HErr Zebaoth König sein wird auf dem Berge Zion und zu Jerusalem, und vor Seinen Ältesten in der Herrlichkeit; wenn ein König regieren wird, Gerechtigkeit anzurichten, und Fürsten herrschen werden, das Recht zu handhaben; wenn der Tod wird verschlungen sein in den Sieg und der Schleier des Todes, der über alle Völker gebreitet ist, wird hinweg genommen sein; wenn die götzendienerischen und tyrannischen Königreiche und Monarchien der Erde gänzlich werden zerstört sein und der Gott des Himmels ein Königreich aufrichten wird, das nimmermehr zerstört werden wird; wenn des Menschen Sohn kommen wird in den Wolken des Himmels und Ihm ein Königreich gegeben wird, dass alle Völker, Nationen und Zungen ihm dienen werden; wenn die Heiligen des Höchsten das Reich in Besitz nehmen und die Gewalt und Macht des Reiches unter dem ganzen Himmel ihnen gegeben werden, dass Reich ewig ist und dem alle Gewalt dienen und gehorchen wird.“ Und Daniel nennt deutlich die Zeiten der doppelten Zukunft des Messias; das erste Mal, um zu leiden und ausgerottet zu werden nach einer bestimmten Zahl Jahren von Ausgang des Befehls an, die Mauern Jerusalems zu bauen; das zweite Mal, um in Herrlichkeit zu herrschen und Sein Königreich auf Erden aufzurichten, wenn das vierte oder Römische Reich zu seinem Ende kommt, zur Zeit der 10 Könige und des kleinen Horns (Daniel 9,25). Und Hosea und Joel und Amos und Obadia und Micha und Habakuk und Zephania und Haggai und Sacharja und Maleachi, sie schließen alle mehr und mehr das Evangelium vom Reiche auf, „wenn der HErr den Himmel erhören und der Himmel die Erde und die Erde Korn, Most und Öl erhören wird; wenn die Berge mit süßem Wein triefen und die Hügel mit Milch fließen, wenn Juda ewiglich bewohnt werden wird und Jerusalem für und für; und Heilande zum Berge Zion hinaufkommen werden und das Königreich des HErrn sein wird; wenn sich die Nationen angesichts des Volkes Gottes schämen werden; wenn Er dem Jakob die Treue und dem Abraham die Gnade halten wird, wie Er unsern Vätern vorlängst geschworen hat; denn die Erde wird voll werden von Erkenntnis der Ehre des HErrn, wie Wasser das Meer bedeckt; und der HErr wird Sein Volk wiederbringen und wird sie zu Lob und Ehren machen unter allen Völkern auf Erden; denn der HErr wird die Stühle der Königreiche umkehren und kommen und bei der Tochter Zion wohnen; und der HErr mein Gott wird kommen und alle Heiligen mit Ihm, und der HErr wird an jenem Tage König sein über alle Lande.“

Das Alte Testament schließt mit der Erklärung, dass „die Sonne der Gerechtigkeit aufgehen soll und Heil unter desselbigen Flügeln“, über einer kranken und verwundeten und müden Welt, die seit ihrem Fall von den dunklen Fittichen des Drachens überschattet ist, welche Plagen und Übel und Tod über sie herabgießen.

Von einem Ende des Alten Testaments bis zum anderen waltet ein Gegenstand vor, der auf jeder Seite leuchtet und flammt; ein goldener Faden, der durch die ganze schreckliche Geschichte der Verbrechen, Sünden und des Jammers des Menschen sich hindurch zieht: das Evangelium vom Reich! die gute Botschaft, dass es einen Tag der Ruhe, einen Tag der Befreiung von der Macht und Unterdrückung des Teufels und teuflischer Menschen geben solle, einen Tag, wo ein Königreich der Gerechtigkeit und des Friedens eingeführt werde, bei der Zukunft des Königs und der Auferstehung der Gerechten; dass dieser König des Weibes Same, der Same Abrahams, der Sohn Davids, des Menschen Sohn, der Sohn Gottes, der mächtige Gott, der Messias, Adonai der HErr der Herrscharen sein werde, dass Seines Königreiches kein Ende, dass Seine untergeordneten Könige und Priester von dem Samen Abrahams sein werden, dass dessen Hauptstadt Jerusalem, die ewige Stadt, die Stadt Gottes sein werde.

Die Aufrichtung des Reiches ist noch zukünftig

Und sollte es scheinen, als ob einige der kleinen Propheten jenes Reich nicht erwähnten, so hat dies seinen Grund nur darin, dass ihre Weissagungen unmittelbarer auf Vorhersagen des Übels und der Zerstörung gerichtet sind, die über die Feinde des HErrn und Seines Volkes kommen und jenen Tag einführen sollen.

Jener Tag, der Tag! Wovon spricht die Schrift je und je, wenn nicht von „jenem Tage“?

Und ist „jener Tag“ gekommen, als unser HErr im Stalle in Bethlehem geboren wurde? Als Er allerdings Judäa in der Kraft des Heiligen Geistes durchzog, aber nichts hatte, wo Er Sein Haupt hinlegte? Als Er im Triumph in Jerusalem einzog? Als Er am Kreuz starb?

Ist er gekommen, als Er von den Toten auferstand? Als Er gen Himmel fuhr? Ist er am Pfingsttag gekommen, als Er den Heiligen Geist auf Seine Kirche vom Himmel herabsandte?

Nein. In der Hoffnung auf „jenen Tag“ hatten die Heiligen des Alten Testaments „Gott gedienet Tag und Nacht“ (Apg. 26,7) und „Alles erlitten, auf dass sie die Auferstehung, die besser ist, erlangten“ (Hebr. 11,35). Hat sich ihnen diese Hoffnung bei der ersten Ankunft unseres HErrn erfüllt? Nein. St. Petrus (Apg. 2,29) sagt uns, dass „David noch in seinem Grabe war“, und St. Paulus (Hebr. 11,40), dass „sie nicht ohne uns vollendet werden können“.

Ist diese Hoffnung bei der ersten Ankunft Jesu Christi, als Er vom Weibe geboren ward, verändert und uns, den Menschen, der Welt eine andere gegeben worden? Nein. Es war der Schluss, nicht der Anfang der zweiten Hälfte des 15ten Verses im ersten Buch Mose Kap. 3, den Er damals erfüllte, soweit er sich auf Ihn persönlich bezieht. Gott und die Propheten hatten von Leiden geredet vor dem Siege; und Er kam zu leiden und in die Ferse gestochen zu werden. Der Tag der Zertretung der Schlange war noch nicht gekommen, ist auch jetzt noch nicht da; überwunden, besiegt in gewissem Sinne, bewältigt, geschlagen, ja, das wurde sie, aber zertreten, vertilgt, vernichtet ward und ist die Schlange noch nicht. Christus hat allerdings in einem gewissen Grade schon erfüllt, was von Ihm geredet worden war, aber die eine Hälfte von dem, was geschrieben steht, ist noch unerfüllt. Es kommt nicht darauf an, aus welchen Gründen: wegen des Unglaubens, des Ungehorsams und Widerstandes der Juden, welche damals das Reich hätten empfangen sollen: oder darum, weil Gott manche Absichten der Gnade gegen die Heiden auszuführen und Menschen und Engel noch manches zu lehren hatte. Christus hat noch nicht alles erfüllt; ja, man könnte fast sagen, Er hat keine der Verheißungen erfüllt, wiewohl Er manche Weissagung erfüllte. Er kam und starb und stand wieder auf; aber Adams Hoffnung blieb ungestillt.

Der Kopf Satans wurde nicht zertreten; noch richtet er ihn hoch auf über die ganze Erde; noch bleibt er „der Gott dieser Welt“ (Joh. 14,30) und „der Fürst ihrer Finsternis“ (Eph. 6), und „der Mächte in der Luft“ (Eph. 2); seine bösen Geister besitzen und bedrücken die Menschen noch; noch geht er umher als der „brüllende Löwe, suchend, welchen er verschlinge“ (1. Petrus 5,8), als die Schlange, suchend, wen sie verführen, betrügen kann (2. Kor. 11,3). Im Himmel erscheint er noch als „der Ankläger der Brüder“ (Off. 12), und die Erde seufzet noch in seinen Banden. Das Weib bleibt noch in der ihr zur Strafe auferlegten Unterwerfung unter den Mann „um der Übertretung willen“. Zank, Haß und Streit füllen noch die Welt; Kummer, Mühe und Schmerz beugen noch des Menschen Herz und Antlitz, und Gottes Feind, der schlimmste und letzte, herrscht noch, und das Grab und der Hades öffnen noch ihren verzehrenden Schlund und rufen noch: „Kommt herab“. Die zehn Stämme bleiben in ihren Verstecken abgesondert; und die Juden sind zerstreut in Gefangenschaft, Elend und Bedrückung; und Jerusalem, „die Stadt des großen Königs“, ist zum Trümmerhaufen und zur Wüste geworden. David regiert nicht; Abraham besitzt das Land nicht; noch zertreten es die Heiden. Das Königreich der Heiligen ist nicht gekommen. Nicht eine Hoffnung der gefallenen, traurigen, leidenden Kreatur ist ihr erfüllt worden; das Evangelium vom Reich ist nicht zur Wahrheit geworden; noch wird es verkündet wie zuvor. Unser HErr ging selbst umher und

„predigte das Evangelium vom Reich“ (Luk. 8,1). Er lehrte Seine Jünger beten: „Dein Reich komme.“ All Seine Reden und Gleichnisse hatten Bezug auf jenes Reich und auf den Tag, wo des Menschen Sohn kommen soll in des Himmels Wolken, das Reich einzunehmen und sich zu setzen auf den Thron Seiner Herrlichkeit, wenn die Engel aus jenem Reiche alle Gottlosen sammeln, und die Gerechten darin leuchten werden wie die Sonne; wenn Er zu den Gerechten sagen wird: „Kommt her, ihr Gesegneten meines Vaters, ererbet das Reich, das für euch bereitet ist“ und wenn Er denen, die Ihm gedient haben, zehn oder fünf oder zwei Städte, je nach Ihrem Dienste geben wird. Und nach Seiner Himmelfahrt war Seine Botschaft an Seine Knechte: „Haltet meine Werke bis ans Ende, und Ich will euch Macht geben zu herrschen über die Völker“ (Off. 2,26); „überwindet, und ihr sollt mit mir auf meinem Throne sitzen“ (Off 3,21).

Wie „das Evangelium vom Reich“ Gegenstand der Predigt des HErrn war, so war es auch Gegenstand der Predigt Seiner Apostel. Und in allen Briefen halten sie uns nichts zum Gegenstande unsrer Hoffnung vor, als jenen Tag. Sind einige in Sorge um diejenigen, die ihnen lieb waren? St. Paulus weist hin auf die Zukunft Christi (1. Thess. 4,13). Leiden andre durch Unterdrückung? St. Jakobus setzt sie in den Stand, geduldig zu sein, durch den Gedanken, dass „die Zukunft des HErrn nahe ist“ (Jak. 5,7). Ergeht eine Vermahnung an solche, die im Amte stehen, treu zu sein, so geschieht es, damit sie „die Krone empfangen“ an jenem Tage (1. Petrus 5,4; 2. Tim. 4,8). Werden andre ermahnt, im Dienste treu zu sein, so geschieht es, damit sie „vom HErrn empfangen mögen den Lohn ihres Erbteils“ (Kol. 3,24). Sollen wir gerecht und rein sein, wie Er es ist? Es ist, damit wir „Ihm gleich gemacht werden, wenn wir Ihn sehen werden, wie Er ist, wann Er kommen wird“ (1. Joh. 3,2). „Seufzen wir im Leibe“ wegen seiner Schwachheiten? Wir warten auf seine Erlösung (Röm. 8,19.21.23). Legen wir ihn in das Grab? Es geschieht zu seiner Auferstehung in Herrlichkeit bei der Zukunft Christi. Ist die Kreatur im Elend? Sie ist es in Hoffnung auf ihre Befreiung „bei der Offenbarung der Kinder Gottes.“ Und die heilige Schrift schließt ihre Offenbarung ab, indem sie in dem letzten ihrer Bücher klarer und deutlicher als in irgendeinem andern das Evangelium vom Reich verkündigt. Sie zeigt die Kämpfe, wodurch es herbeigeführt wird; die Zeit und die Art und Weise seines Kommens; seine Herrlichkeit, seine Würde, seine Majestät und seine Segnungen; und seine Könige und Priester, wie sie herrschen und anbeten; deren Gesang lautet: „Dem, der uns geliebt hat und uns erkauft mit Seinem Blut und uns unserm Gott zu Königen und Priestern gemacht und uns gegeben, Könige zu sein auf Erden“ (Off. 1,5.6; 5,9.10), nicht nur in den letzten tausend Jahren der alten Erde, sondern auf immer und ewig auf jener neuen, wo Gerechtigkeit und Friede wohnt und wo man Kummer und Sünde und Tod und Fluch nicht mehr kennen wird (Off. 20 u. 22). Und dort sehen wir

1. Mose 3,15 endlich völlig und vollkommen erfüllt, den Kopf der Schlange zertreten, sie selbst in den feurigen Pfuhl geworfen und ihre Werke zerstört; den Menschen und die Erde aus ihrer Gewalt befreit und in die Hand Gottes zurückgestellt und den Samen des Weibes herrschend über alles und Gott alles in allen.

Die Hoffnung der Kreatur und des Volkes Gottes ist durch die erste Ankunft Jesu Christi in keiner Weise verändert worden; sie ist dieselbe geblieben; und gerade wie jeder Heilige, dessen das Alte Testament erwähnt, im Glauben und in der Hoffnung auf die Zukunft des Messias und Seines Königreiches lebt und starb, so hat jeder Heilige des Neuen Testaments gelebt und ist gestorben in demselben Glauben und in derselben Hoffnung.

Was durch die erste Erscheinung Christi vollbracht worden ist

Dass dieser Glaube und diese Hoffnung in Betreff der Zukunft unseres HErrn Jesu Christi von den Heiligen nicht bewahrt worden ist, dies darzutun ist der Zweck der gegenwärtigen Arbeit.

Aber sollten wir, indem wir die lang vergessene Hoffnung alles dessen, was für die Kirche und für die Welt bei der zweiten Zukunft des HErrn geschehen soll, der Kirche zu Gemüte führen, auch nur den Schein erwecken, als dächten wir gering oder übergingen wir das, was Er bei Seinem ersten Kommen getan hat? Oder alles, was Er in der Zeit zwischen Seinem ersten und Seinem zweiten Kommen an Seinem Volke zu tun hatte? Nein. Was Er bei Seinem ersten Kommen getan hat, ist die Wurzel, die Grundlage, der Anfang, die Ursache, das Mittel der Herbeiführung alles dessen, was wir jetzt oder später oder in Ewigkeit erwarten. Die Heiligen werden auf ewig singen: „Dem, der uns geliebt und uns gewaschen hat von unsern Sünden mit Seinem eigenen Blute“. In Ewigkeit werden wir, wie wir‘s jetzt tun, auf das zurückschauen, was Er damals zu tun kam, was er in Seiner eigenen heiligen Person und ebenso in einem Jeden von uns begann, weiter führte und vollendete; und wir werden immer mit Dank dessen gedenken, was Er für uns und in uns tat, wissend, dass wir Ihm alles danken und durch Ihn sind, was wir sind.

Es ist für das richtige Verständnis unseres Gegenstandes nötig, dass wir einiges über das sagen, was unser HErr bei Seiner ersten Ankunft vollbracht hat, und über das darauf folgende Werk, das Er in der Kirche durch Seinen Geist tut.

Die Fleischwerdung war der Anfang der Erlösung des Menschen und der Welt; die Auferstehung und die Zukunft Jesu Christi und die Herrlichkeit und das Reich auf der Erde werden ihre Vollendung sein.

Was ist es, das unser HErr Jesus Christus bei Seiner ersten Ankunft vollbracht hat? Es gab viel für Ihn zu tun. Der Same des Weibes, der Same Abrahams, der Sohn Davids musste geboren werden, durch den die Kreatur befreit, der Mensch gesegnet werden und Gott herrschen sollte. Die Schöpfung war verderbt; der sie geschaffen, kann allein sie wiederherstellen. Weil niemand als Einer gut ist, und das ist Gott, musste Er kommen, um das wieder gut zu machen, was schlecht geworden war. In jene gefallene Schöpfung, jene gefallene Menschheit, die sich selbst und die von ihr abhängige Welt unter die Macht Satans verkauft hatte, die verderbt und sündig, entartet und machtlos geworden war, die den Schmerzen und Mühen, dem Tod und der Hölle verfallen war, musste Er eintreten, musste sie an Sich nehmen, sie mit Sich selbst vereinigen, Sich mit ihr eins machen, um sie aus der Macht aller dieser Dinge zu befreien. Er musste in die gefallene Menschheit kommen, damit Er durch Seine Fleischwerdung durch den Heiligen Geist alle Sünden daraus vertreiben und alle Heiligkeit hinein bringen könnte; damit Er den Tod hinaus und das Leben hinein brächte; damit Er sie von alle dem befreien könnte, was sie gefangen hielt und von Gott abführte und zurückhielt, nämlich von dem Teufel, der Sünde und dem Tode; damit Er in ihr diese überwinden und machtlos machen könnte. Er kam in die Menschheit, entfremdet von Gott, wie sie war, um sie mit Gott zu versöhnen, um, was von Gott verbannt worden war, zu Ihm zurückbringen, um sie aus dem Grabe und dem Hades wieder auf die Erde heraufzubringen und von der Erde mit sich gen Himmel und in die Gegenwart Gottes selbst empor zu nehmen. Er nahm die Natur des Menschen an, damit in dem Fleische, welches in jedem andern ein Werkzeug der Sünde war, die Wiedergeburt angefangen und alle Gerechtigkeit erfüllt würde, und damit Er vor allem durch Sein Sterben am Kreuze das Opfer für die Sünde der Menschen darbringen, so den Fluch des gebrochenen Gesetzes Gottes tragen und eine vollständige, vollkommene und genügsame Versöhnung für den sündigen Menschen zustande bringen könnte.

Das dritte Kapitel des ersten Buches Mose hatte einen Heiland geweissagt, der ebenso wohl zertreten werden als auch zertreten sollte. Von Anbeginn hatte die Einsetzung des Opfers gelehrt, dass „ohne Blutvergießen keine Vergebung der Sünde geschieht“ (3. Mose 17,11; Hebr. 9,22). Gott hatte Adam und Eva mit Fellen geschlachteter Tiere bekleidet (1. Mose 3,21), und indem deren Lebensblut, ein Vorbild auf das Blut Christi, vergossen wurde, ward das ihrige verschont. Der große Versöhnungstag hatte gezeigt, dass eine große Sühne und Genugtuung für die Sünde der Gemeinde geschehen solle. Alle Propheten hatten sowohl von den Leiden und dem Tode, als auch von dem zukünftigen Reiche des Messias geredet. Das Gesetz hatte gezeigt, dass ebensowohl ein Sündopfer als auch ein Brandopfer sein müsse. Christus kam bei Seiner ersten Erscheinung, beides zu erfüllen. Brandopfer und Sündopfer bilden ein jedes etwas anderes vor. Christus zeigte in Seinem Leben, welches ein fortwährendes ganzes Brandopfer war, was die Pflicht der Kreatur gegen Gott ist; aber in Seinem Tode an dem verfluchten Holze zeigte Er, was die Kreatur, die gegen diese Pflicht sündigte und sich weigerte, diesen Willen Gottes zu tun, und ihm widerstand, verdient hat, nämlich verflucht zu werden; und in Seiner eigenen Person nahm Er jenen Fluch auf Sich und trug ihn, damit wir auf ewig davon befreit würden. Als in gänzlicher Erfüllung dieser Dinge Christus in der Tat von der Schlange und dem Samen der Schlange zertreten und auch von Gott um unsrer Missetaten willen zerschlagen worden war, wurde Sein Leib in das Grab gelegt; und in Seinem Geiste ging Er in den Ort der abgeschiedenen Geister hinab, um die Mächte der Hölle auszuziehen und zu zeigen, dass sie Ihn nicht halten konnten. Und am dritten Tage erstand Er von den Toten wieder, wie von Ihm geweissagt war; betrat noch einmal die Erde, die Er mit Seinem Blute erkauft hatte; sprach noch einmal mit Seinen Jüngern und „redete mit ihnen von dem Reiche Gottes“ (Apg.1); und dann fuhr Er auf zur Majestät in der Höhe, zum Throne, den Er um unseretwillen und um Gottes willen verlassen hatte, und trat wieder in die Herrlichkeit ein, die Er für uns verlassen hatte.

All dies und sonst noch tausend Dinge, die keine Zunge ausreden kann, tat unser HErr bei Seinem ersten Kommen; aber die Auferstehung der Toten brachte Er nicht herbei; auch machte Er nicht tatsächlich und im vollsten Sinne den Menschen und die Welt von dem Fluche frei, den Adam über sie gebracht hatte, auch nicht von der Macht des Teufels; eben so wenig richtete Er das Reich Gottes auf Erden auf.

Doch möge uns niemand missverstehen, wenn wir sagen, unser HErr habe damals das Reich Gottes auf Erden nicht aufgerichtet; wir wollen damit nicht sagen, dass die Kirche nicht in gewissem Sinne das Reich Gottes, das Reich im Geheimnisse sei. Die Getauften sind „versetzt aus dem Reich der Finsternis in das des lieben Sohnes Gottes“ (Kol. 1,13); die Kirche ist oder sollte der Ort sein, worin Seine Ämter gesehen werden und worin Er herrscht und Ihm gehorcht wird; aber gleichwie die Juden, sofern sie von Gott regiert und in besonderer Weise Ihm untertan waren, in gewissem Sinne Sein Reich bildeten und doch nicht Herrschaft über die Nationen besaßen, so ist die Kirche, in welcher Gott regieren sollte, in gewissem Sinne Sein Reich und ist doch jetzt noch nicht über die Nationen gesetzt und doch noch nicht im Besitze der Herrschaft über die ganze Erde. Es gibt keinen größeren Irrtum und keinen, der größere Verwirrung in Lehre und Praxis angerichtet hätte, als die Behauptung, am Pfingsttage sei das zweite Kapitel Daniels erfüllt worden, und damals oder in irgend einem andern Zeitpunkte seitdem habe der Gott des Himmels das dort vorausgesagte Königreich aufgerichtet.

Was die Kirche zu tun hat in Seiner Abwesenheit

Ganz anders ist die Stelle und das Werk, die der Kirche zwischen der ersten und zweiten Zukunft Jesus Christi angewiesen sind; und hierauf unsere Aufmerksamkeit zu richten, ist nun unsere Aufgabe.

Der HErr hatte Seinen Teil aufs äußerste erfüllt, als Grundstein und Haupt der Kirche. Er hatte die gefallene Natur des Menschen angenommen, Er hatte sie mit sich eins gemacht, indem Er ohne Sünde in ihr empfangen worden war; Er hatte ihr die Wiedergeburt gebracht, in ihr hatte Er alle Gerechtigkeit vollbracht, alle ihre Feinde überwunden und sie von allen befreit, die sie gefangen genommen hatten; und durch den Heiligen Geist „hatte er sie ohne allen Fehl Gott geopfert“ (Hebr. 9,14). In ihr hatte Er die Taufe mit dem Heiligen Geist empfangen, und in der Kraft Gottes hatte Er das Evangelium vom Reich verkündigt. In ihr war Er am Kreuz für ihre Sünden gestorben, und hatte durch Sein teures Blut die Vergebung für dieselben erlangt, war begraben worden, war zur Hölle hinabgestiegen und wieder auferstanden und gen Himmel gefahren, und war eingetreten in die Gegenwart Gottes als unser Hohepriester, indem Er das Blut des Versöhnungsopfer hinter den Vorhang hineinbrachte (Hebr. 9 u. 3. Mose 16); und nachdem Er die Gabe des Heiligen Geistes empfangen hatte, um sie der Kirche mitzuteilen, hatte Er Ihn, den Heiligen Geist, auf sie herabgesendet , damit das Werk, welches Er im Fleische begonnen und getan hatte, in uns bis auf den Tag Seiner Wiedererscheinung fortgeführt werden möchte.

Was Christus, während Er auf Erden war, gewesen, das sollte die Kirche während Seiner Abwesenheit sein. Mit Ausnahme der Versöhnung (welche die ausschließliche persönliche Tat des HErrn war, in die sich niemand mischen, und der niemand durch eigene Werke etwas hinzufügen kann, Psalm 49,8), sollte das Werk, das Er begonnen hatte, auf Erden fortgeführt werden. Wie Er Gottes Zeuge und der Zeuge von dem kommenden Reich gewesen war, so sollte die Kirche Zeugin Christi und des kommenden Reiches sein und diejenigen, welche dem Zeugnisse glauben, für das Reich vorbereiten.

Das Werk der Kirche sollte zwiefach sein. Erstens für Christum zu zeugen in Betreff alles dessen, was Er ist, was Er getan hat, was Er tut und tun wird; auch zu zeugen für das Königreich, das bei der Auferstehung und bei der Wiederkehr des HErrn kommen soll; und zweitens, diejenigen zu bereiten, welche glauben würden, um in ihrer Gesamtheit Ein Leib für Christum, Seine heilige Braut zu werden, und um als einzelne ihre Stelle in Seinem Königreiche als Gottes Könige und Priester einzunehmen; nicht als Untertanen in demselben, sondern als Seine Herrscher und Verwalter unter Christo.

Die Form und die Ordnung dieser Kirche sollten die Form und die Ordnung, die in dem Königreiche walten sollen, darstellen, wo die zweimal zwölf Ältesten auf ihren Thronen sitzen und die vier lebendigen Wesen, die Cherubim mitten im Thron, von diesem Throne aus dienen werden. Darum sollte sie in ihrer Gesamtheit durch das vierfache Amt des HErrn, durch die Apostel und Propheten, Evangelisten und Hirten, unter dem großen Haupte dieses Leibes, dem HErrn Jesu Christo selbst, regiert, geleitet und versorgt werden; und die einzelnen Gemeinden, welche die Bestandteile dieses Leibes bilden, sollten jede durch einen Engel oder Bischof geleitet werden, der an ihrer Spitze steht und dem eine Schar von Priestern untergeben ist, die ebenfalls in vier Klassen, Älteste, Propheten, Evangelisten und Hirten geteilt sind, sowie eine Zahl von Diakonen, die zugleich Diener Christi und Vertreter und Häupter des Volkes sind. Der Auftrag der Kirche war, das Evangelium zu predigen, und Vergebung und Erlass der Sünden, die Wiedergeburt und den Heiligen Geist denen, welche glauben, mitzuteilen. Zu dem Ende wurde sie mit dem Heiligen Geist, der vom Himmel gesandt ward, ausgerüstet in all Seinen Wirkungen, Gaben und Kräften; wurde mit den oben genannten Ämtern versehen und mit dem Worte und den Sakramenten betraut.

Christi Symbole in der Kirche

Der Zweck der Ordnungen unter dem Alten Testament hatte darin bestanden, zum Voraus ein Schatten und Vorbild von Christo (Hebr. 10,1) in all Seinen Ämtern, in Seinem ganzen Charakter, in all Seinen Handlungen und Wirkungen zu sein. Die neutestamentlichen Ordnungen sollten das lebendige Bild davon sein, sollten dieselben verkörpern, sie sichtbar darstellen, sie den Sinnen veranschaulichen und das Leben und die Kraft derselben den Seelen der Menschen mitteilen. Alles, was in der Kirche geschieht, sollte sakramental, nicht bloß typisch (vorbildlich) sein wie die alttestamentlichen Ordnungen, d.h. alles sollte durch den Gebrauch eines äußern und sichtbaren Zeichens, begleitet von einer inneren und geistlichen Gnade, die im Gebrauch desselben den Gläubigen mitgeteilt wird, verrichtet werden. Der Ursprung und die Ursache alles dessen, was in der christlichen Kirche getan wird, ist die Menschwerdung unseres HErrn Jesu Christi. Gott ist ein Geist, wesentlich unsichtbar. In Ihm ist alles Leben, alle Gnade und alle Macht zu segnen, Er ist sichtbar in dem Gottmenschen Christus Jesus, und nur von diesem Gottmenschen her, von Ihm und durch Ihn kann uns alles kommen, was in Gott für uns ist; und außer durch den, der da sichtbar ist, können wir von dem, der da der Unsichtbare ist, nichts empfangen. Jesus Christus ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes (Kol. 1), das Symbol von Ihm, der da unsichtbar ist, der Kanal, das Mittel, wodurch alle geistliche Gnade und Macht von Gott uns zuströmt. Aber für diese Zeit und während der Periode von Seiner ersten bis zu Seiner zweiten Ankunft ist auch Er für uns unsichtbar. Darum hat Er gewisse Bilder, Symbole eingesetzt, welche Ihn in diesem oder jenem Stücke Seines Charakters oder Seiner Verrichtungen oder Seines Amtes oder Seiner Handlungen und Wirkungen, oder der Ihn betreffenden Tatsachen darstellen. Und vermittelst derselben teilt Christus in der Regel Seinem Volke die Gnade, die Kraft und den Segen dieser Verrichtungen, Handlungen und Wirkungen mit, die ein jedes versinnbildlicht; und durch den Gebrauch derselben in der Art, wie Er ihn festgesetzt hat, erlangen die Gläubigen jene Gnade und jenen Segen. Der materielle Teil der menschlichen Natur unseres HErrn, in welcher und durch welche uns Gottes Bild und Symbol gegeben ist, und vermittelst welcher alle Gnade uns dargereicht wird, ist von dem Stoff dieser Erde genommen, und alle die symbolischen Dinge, wovon wir reden, müssen von dem Stoff dieser materiellen Schöpfung sein und ihr zugehören. Diese Symbole werden Ordnungen genannt, weil sie von Gott verordnet sind. Es sind einerseits Menschen in verschiedenen Dienstordnungen; andererseits Stoffe wie Wasser, Brot, Wein und Öl; ferner Handlungen, wie Handauflegung, Brotbrechen usw. Durch ein jedes dieser symbolischen Dinge teilt Christus den Gläubigen die besondere Gnade mit, welche ein jedes an seinem Teile symbolisch darstellt. Die Kirche kann keines derselben weglassen, keines verändern, keines mit etwas anderem ersetzen, sie kann zu keinem etwas hinzutun, von keinem etwas hinwegnehmen, ohne den entsprechenden Schaden und Verlust zu erleiden.

Menschen in den Ämtern stellen Christum sinnbildlich dar, der nach der Mannigfaltigkeit Seiner Ämter Seinen Dienst an uns verrichtet. Er ist der große Apostel, Prophet, Evangelist, Hirte und Lehrer, Er ist unser Bischof, Priester und Diakon. Er verordnet verschiedene Menschen, um Ihn in diesen Charakteren  darzustellen und in ihnen wird Er hinsichtsichtlich Seiner Tätigkeit uns gegenüber sinnbildlich dargestellt; und Er teilt den Gliedern der Kirche die Gnade und den Segen mit, die in Ihm sind und von Ihm aus in einem jeden dieser Ämter uns gegeben werden. Und nur durch diese so verordneten Menschen können wir den Segen eines jeden Amtes empfangen. Ein Diakon kann uns Christum nicht als Priester darstellen oder versinnbildlichen, noch uns die Gnade, welche Er als Priester austeilt, darbieten und mitteilen. Warum? Weil er nicht die Ordnung, das festgesetzte Symbol für Ihn in diesem Amte ist. Es wird allgemein zugegeben, dass ein Diakon uns nicht das darreichen kann, was ein Priester mitzuteilen hat, noch auch ein Priester, was uns nur durch einen Bischof gegeben wird. So lasst uns denn versichert sein, dass ein Bischof nichts darreichen kann, was ein Apostel vermag, noch ein Prophet das, was einem Apostel eigentümlich ist. Wenn das sichtbare, gegenwärtige Symbol fehlt, wenn das Amt fehlt, so fehlt die Gnade. Was Christus sonst auch vermittelst der anderen Ordnungen, die wir festgehalten haben, für uns tun mag, so tut Er doch für uns das nicht, wovon das sichtbare Amt abwesend ist.

Auch das Wort ist ein Symbol. Wir mögen auf die große Wirklichkeit des ewigen Wortes Selbst sehen, als auf das Symbol des unsichtbaren Gottes, das Ihn persönlich offenbart, oder auf Sein ausgesprochenes Wort, das den sonst unbekannten und verborgenen Sinn Gottes offenbart und erklärt, oder das alle Dinge ins Dasein ruft, schafft und neuschaft; oder wir mögen auf das Wort schauen, das durch von Ihm inspirierte Menschen geschrieben oder geredet ist, in all diesen Bedeutungen ist das Wort ein Symbol, das dem Menschen Dinge erklärt, offenbart, die sonst für seinen Verstand unerkennbar und von seinem Geiste nicht zu erfassen sind. Auch sind diese Worte nicht bloße Symbole, sondern sie sind sozusagen sakramental; es ist eine lebendige Kraft in ihnen durch den Heiligen Geist, welche die Ursache ist, dass sie in dem, welcher sie gläubig aufnimmt, die Dinge wirken, welche sie seinen Sinnen symbolisch darstellen und ankündigen. Das Wort ist auch in verschiedenen Dienern des Amtes verschieden. Es gibt das Wort der Predigt, das Wort der Absolution, das Wort der Segnung, das Wort der Weissagung, das Wort der Weisheit. Um Glauben, Vergebung, Segen, Licht und Weisheit zu geben, müssen je die besonders eignenden Worte gesprochen werden, und durch sie teilt der Heilige Geist der Seele und dem Geiste eines Menschen diese verschiedenen Segnungen mit; und werden die Worte nicht gesprochen, so empfängt er in der Regel die Gnade nicht. Und auch bei allen Sakramenten muss das symbolische Wort die symbolische Handlung des Dieners im Amte und die symbolische Substanz begleiten.

Handlungen sind ebenfalls symbolisch. Durch Handauflegung empfangen Menschen die bestätigende Gnade (Konfirmation) Gottes, die Gabe des Heiligen Geistes und die Gabe des Amtes und Priestertums. Zur Taufe und heiligen Eucharistie gehören das Ausgießen des Wassers und das Brechen des Brotes ebensogut wie die Elemente selbst und die begleitenden Worte. Substanzen sind Symbole: Wasser, Brot, Wein, Öl. Durch Wasser empfangen die Menschen die Gabe der Wiedergeburt; man kann nicht Wein oder Milch an dessen Stelle setzen, weil diese nicht dasselbe, wie das Wasser, versinnbildlichen. Durch Brot und Wein empfangen die Menschen den Leib und das Blut Christi. Fleisch oder Wasser oder Milch können nicht gebraucht werden, denn sie sind nicht die verordneten Sinnbilder.

In allem, was in der Kirche von Gott aus an dem Menschen getan wird, sind folgende Stücke notwendig: 1.) Gott im Himmel, die Quelle von allem, der alles gibt, der alles tut durch 2.) Jesum Christum im Himmel, das sichtbare Symbol des unsichtbaren Gottes, durch den und vermittelst dessen Gott in unserer Natur alles tut; 3.) der Heilige Geist als gegenwärtig in der Kirche, durch den und vermittelst dessen Christus alles tut; der heilige Geist, der da Leben, Wirksamkeit und Kraft allem gibt, was gesagt, sinnbildlich dargestellt und getan wird durch 4.) den Menschen, den Diener des Amtes der Jesum Christum in dem einen oder anderen Seiner Dienstleistungen und Ämter darstellt und abbildet und durch 5.) die irdische Substanz oder das Element, Wasser, Brot, Wein usw., auch durch 6.) die symbolische Handlung, Ausgießung von Wasser, Brotbrechen, Handauflegung usw., und durch 7.) das Wort, d.h. dasjenige, welches zu jeder besonderen Gelegenheit gehört, z.B. „Ich taufe dich“ usw., „nehmet, esset“ usw., „nimm hin den Heiligen Geist“ usw., oder das der Predigt, der Absolution, des Segens usw.

So sehen wir, dass alles, was in der Kirche vonseiten Gottes an den Dienern und am Volke durch Tat oder Wort geschieht, sakramental genannt werden kann und es im Wesen ist (wiewohl nicht alles ein Sakrament ist); weil alles, was so von Gott getan wird, durch Christum getan wird in der Kraft des Heiligen Geistes vermittelst entsprechender und festgesetzter Symbole, äußerer und sichtbarer Zeichen, die von einer inwendigen und geistlichen Gnade begleitet sind. Wir wiederholen es, wenn die Menschen das Symbol weglassen, so können sie ordentlicher Weise die Gnade nicht erhalten.

Es wird sich gleich zeigen, warum wir dies so betonen, denn es ist von wesentlichem Belang für die Frage über den Zustand, in welchen die Kirche gekommen ist, und über das Heilmittel für denselben.

Die Absicht und der Zweck bei der Einsetzung der Kirche war:

1.)