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"Liebe gesucht - Tod gefunden" entrollt Stück für Stück das Panorama des Grauens, das jegliche menschliche Vortsellungskraft übersteigert. Die beiden Protagonistinnen Amalia und Julia sind seit ihrer Kindheit Freundinnen und wollen ihren Sommerurlaub 2010 in Italien verbringen. Im August nimmt das Schicksal bereits in Rom - ohne das Wissen der beiden - seinen Lauf. Am 1.11.2013 erlebt eine der beiden absolut unerwartet ein traumatisches Ereignis, welches sie ein Leben lang prägen wird.
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Seitenzahl: 119
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Amalia sieht wie so oft in letzter Zeit aus dem Fenster. In ihren kühnsten Träumen hätte sie sich einen solchen Albtraum nie vorstellen können. Sie ist absolut unerwartet einem traumatischen Ereignis ausgesetzt. Nur mühsam kämpft sie sich wieder ins normale Leben zurück.
Sie erinnert sich, als sei es gestern gewesen, an den Beginn der Sommerferien am 7. August 2010. Nach einem eher kühlen Juni und nassen Juli freute Amalia sich darauf, endlich mit ihrer besten Freundin Julia in den Italienurlaub zu fliegen. Die beiden wollten zuerst einige Tage in Rom verbringen und von dort aus mit dem Zug nach Florenz reisen. Nach einem ausgiebigen Besuch der Hauptstadt der Toskana sollten sie mit einem Mietauto nach Pisa und Lucca fahren, um letztlich einige Tage am Strand in der berühmten Versilia zu verweilen, einer Küstenlandschaft in der nordwestlichen Toskana.
Aber so kam es nicht. In der ewigen Stadt nahm das Schicksal bereits seinen Lauf.
In der italienischen Hauptstadt besuchten sie die touristischen Hotspots. Am weltbekannten barocken Springbrunnen warfen beide über die Schulter hinweg - einer alten Legende folgend - eine Münze in die „Fontana di Trevi“. Sie erhofften sich Glück und ein baldiges Wiederkommen. Aber so kam es nicht. Das Schicksal stieß vor allem Julia in eine völlig andere Richtung. Die Entscheidung, diesem Pfad zu folgen, hatte jedoch nur sie allein getroffen. Das Kolosseum zog Julia in ihren Bann. Sie stellte sich vor, wie in dieser majestätischen Arena die Gladiatoren gegeneinander oder gegen wilde Tiere gekämpft hatten. Hätte Amalia nicht zum Aufbruch gedrängt, wäre ihre Fantasie noch stärker entflammt. Doch die historischen Mauern im größten Amphitheater der Welt waren für Julia nur der Auftakt einer dramatischen Reise in die Antike. Sie wollte unbedingt so schnell wie möglich ins „Forum Romanum“, das nur wenige Fußminuten entfernt liegt. Sie interessierte sich sehr für das politische, religiöse, wirtschaftliche und kulturelle Zentrum des antiken Roms. Als Gymnasiallehrerin für die Fächer Italienisch und Geschichte war Julia in ihrem Element. Hier fühlte sie sich der Historie Roms so nah wie an keinem anderen Ort in dieser Stadt. Sie geriet fast in Ekstase, als ihre nackten Fußsohlen die Pfade berührten, auf denen früher Cicero, Caesar und Augustus gelaufen waren. Ebenfalls schien ihr Redefluss ungebremst zu sein. Sie informierte Amalia über jedes noch so winzige Detail und diese folgte ihr wortlos in der glühenden Mittagssonne. In den Ruinen des einst stolzen „Forum Romanum“ saugte Julia scheinbar die Kraft der römischen Kaiser auf, welche zur Zeit des Römischen Reiches überall spürbar gewesen war. Amalias Interesse am Weltkulturerbe der UNESCO war ebenfalls hoch. Sie konnte jedoch trotz größter Anstrengung Julias Begeisterung für dieses antike Freiluftmuseum nach drei Stunden nicht mehr teilen. Sie fand die haushohen Säulen, die monumentalen Mauern, die grandiosen Triumphbögen einfach nur noch eintönig. Ob es an den unerbittlichen Sonnenstrahlen lag oder an Julias kontinuierlichem Informationsfluss, Amalia sehnte sich lediglich nach einer schattigen Ruhepause. Sie begleitete daher ihre Freundin nicht mehr auf den Palatin, sondern schlenderte durch die verwinkelten und pittoresken Gassen auf der Suche nach einem ruhigen Plätzchen. Vor einer unscheinbaren, kleinen Eisdiele fand sie einen freien Ecktisch und bestellte ein cremiges, großes Eis, eine Kombination aus Fior di Latte und Stracciatella. Während ihr Gaumen und ihre Augen sich am Eisbecher ergötzten, schweiften ihre Gedanken kurz zum Palatin, der Wiege Roms. Schenkte man einer Sage Glauben, dann hatte Romulus im 8. Jahrhundert vor Christus (753 v. Chr.) genau dort die Stadt gegründet.
Am Abend stand ein ganz spezielles Erlebnis auf dem Programm. Julia hatte von einem Konzert mit gregorianischen Gesängen in der Basilika „Santa Maria Immacolata“ gelesen. Das Besondere an dieser Aufführung war nicht der Gesang, sondern der Ort: die Messkapelle, der einzige Ort in der Kapuzinergruft, an dem keine Gebeine sichtbar sind. Die Kirche beherbergt in der Tat im Untergeschoss eine einmalige Krypta mit fünf unterschiedlichen Knochenräumen. Alles, was dort ausgestellt ist, ist aus menschlichen Gebeinen kunstvoll gefertigt worden. Sogar der Kronleuchter, der den Besuchern den Weg beleuchtet, besteht lediglich aus Knochen. Ebenfalls verzieren die sterblichen Überreste der verstorbenen Kapuzinermönche den langen, engen Flur, der die fünf Räume miteinander verbindet. Die Stufen zur Gruft hinunter ließen Amalias Herz bereits höher schlagen. Ehe sie sich in ihrer Fantasie düstere Geschichten vom Schicksal der Verbliebenen ausmalen konnte, fiel ihr Blick auf folgendes Schild: „Quello che voi siete noi eravamo; quello che noi siamo voi sarete“. Da sie im Gegensatz zu Julia der italienischen Sprache nicht mächtig war, übersetzte ihre Freundin: „Was ihr seid, sind wir gewesen, was wir sind, werdet ihr sein“. Noch bevor sie oder Amalia diese Aussage bestätigen konnte, unterbrach ein smarter Mann die beiden: „Ja, das stimmt. Diese Aussage ist und bleibt für die Ewigkeit der Wahrheit verpflichtet. Der Tod wartet auf uns alle. Ich bin Mark.“ Die beiden Freundinnen stellten sich ebenfalls vor. Als Mark Julias Vornamen erfuhr, konnte Amalia ein eigenartiges Lächeln in seinem Gesicht erkennen. Diesem geheimnisvollen Schmunzeln schenkte sie allerdings keine weitere Aufmerksamkeit mehr. Nach dem Chorkonzert gesellte sich Mark zu den beiden und erzählte von den dekorativen Totenköpfen und den facettenreichen Symbolen, welche überall in den Gruften zu finden seien. Als Beispiel erwähnte er die zahlreichen Uhren und berichtete weiter: „Die Schädelgruft beherbergt vorwiegend Schädel und Schulterblätter, die Beckengruft ist übersät von Wirbel- und Beckenknochen. Die Auferstehungs-, die Schienbein- und Oberschenkelgruft sowie die Gruft der drei Skelette weisen allerdings verschiedenartige Knochen und zierliche Skelette, zum Beispiel Neugeborenen- und Kinderskelette auf.“ Ganz im Gegensatz zu Amalia und Julia schien Mark sich in diesem makabren Ambiente wohl zu fühlen. Er wollte ihnen jede einzelne Knochenkammer zeigen. Es seien Kunstwerke der besonderen Art, mit denen die Mönche zeigen wollten, wie unbedeutend der Teil des Lebens im Diesseits sei, meinte er. Die beiden Freundinnen lehnten kategorisch ab. Sie wollten diesen absolut schaurigen Ort so schnell wie möglich verlassen und beschlossen, gemeinsam mit dem charmanten Mark, einen Verdauungsschnaps zu trinken. Irgendwie schlug die gruselige Atmosphäre in der gespenstischen Krypta den Frauen auf den Magen. Mark gab vor, sich in Rom auszukennen, und entführte die beiden in eine nahegelegene schmucke Bar. Er schaffte es sogar, Julia vom Genuss des italienischen Prosecco zu überzeugen, obwohl sie Schaumwein eigentlich verabscheute. Julia wollte wissen, ob Mark ein leidenschaftlicher Konzertgänger sei. „Nicht unbedingt“, erwiderte er und fügte hinzu: „Ich bin lebenshungrig und ständig auf der Suche nach etwas Neuem.“ In den folgenden Stunden erzählte er von seinen bisherigen Kunst-, Kultur- und Studienreisen und offenbarte sich als interessanter Gesprächspartner. Nach der Schließung des Lokals bestand er darauf, die beiden Frauen zu ihrem Hotel in der Nähe des Pantheons zu begleiten. Seiner Meinung nach würden sich zu dieser späten Nachtstunde etliche unheimliche Gestalten in den engen Gassen herumtreiben. „Elegante und grazile Frauen wie ihr dürfen keiner Gefahr ausgesetzt werden, ich bringe euch sicher bis zu eurer Unterkunft und füttere euch zusätzlich mit Fakten über das sagenumwobene Pantheon“, versicherte er in einem selbstbewussten Ton. „Nicht noch jemand, der mich heute mit Informationen zutextet“, dachte Amalia. Leider wurde ihre Bitte nicht erhört. Das einstige Heiligtum aller Gottheiten mit seiner atemberaubenden, selbsttragenden Kuppel stellt zweifelsohne eine architektonische Meisterleistung der römischen Antike dar und ist somit keineswegs aus einem Rombesuch wegzudenken. Allerdings hätte Amalia gerne auf Marks Ausführungen über den exakten Durchmesser, die genaue Höhe der Kuppel wie auch auf die Details über die sich im Pantheon befindenden Gräber von Königen, Malern, Komponisten und weiteren berühmten Persönlichkeiten verzichtet. Nach einer Weile hörte sie Mark einfach nicht mehr zu. Julia hingegen war von Marks Wissen fasziniert und meinte: „Ich bin Lehrerin für Geschichte, habe viel über das Pantheon gelesen, aber jetzt erst fühle ich mich wirklich vorbereitet und kann morgen zuversichtlich das Innere dieses antiken Bauwerkes besichtigen.“ „Ohne mich“, dachte Amalia. Vor der Eingangstür des Hotels bedankte Mark sich höflich für den schönen Abend und verschwand im Dunkeln.
Im Zimmer sprachen Julia und Amalia noch lange über ihn. Während er für letztere - trotz seiner freundlichen Art und gebildeten Erscheinung - eher ein komischer Kauz, ein schräger Vogel war, bedauerte Julia, ihn nicht nach seiner Telefonnummer gefragt zu haben. „Ich kenne nur seinen Namen, Mark Metzler. Hätte ich ihn doch nach seinen Kontaktdaten gefragt, dann hätten wir uns vielleicht einmal in Deutschland treffen können. Ich weiß nicht einmal, wieweit er von Frankfurt entfernt wohnt“. „Ach Julia“, seufzte Amalia, „vergiss diesen bizarren Typen! Die Redewendung ‚ein Mann, ein Wort - eine Frau, ein Wörterbuch‘ hat immer zu dir gepasst, allerdings muss ich jetzt dieses Zitat umformulieren: meine beste Freundin Julia ein ellenlanges Wörterbuch, Mark ein maßloses Nachschlagewerk. Schlaf jetzt! Morgen wird ein anstrengender Tag. Er hätte ja auch um deine Nummer bitten können.“ Während Amalia vor sich hinschlummerte, dachte Julia immerfort an diesen Mark. Sie durchstöberte sogar alle sozialen Portale, aber Mark war in keinem sozialen Netzwerk zu finden.
Der letzte Tag in Rom sollte hauptsächlich der Vatikanstadt gewidmet sein. Bereits beim Frühstück äußerte Julia ihren Wunsch, einen ausgiebigen Besuch des Pantheons zu unternehmen. Beide einigten sich darauf, zuerst die Engelsburg mit der Engelsbrücke und dann den Vatikan mit der Sixtinischen Kapelle zu besichtigen. „Liebe Julia“, bemerkte Amalia, „wenn du dich mit deinen Erklärungen zurückhalten, mich nicht über jeden einzelnen Stein oder jede einzelne Säule belehren und dich weniger detailversessen verhalten würdest, dann wäre am Nachmittag Zeit für das Pantheon übrig.“ Amalia mochte es wirklich, mit ihrer Freundin zu verreisen, aber manchmal konnte sie ihr lehrerhaftes Verhalten nicht ertragen. Obwohl die Engelsburg in Rom auf eine lange Geschichte zurückblickt, zügelte die gesprächige Julia ihren Unterrichtsdrang bereits beim Überqueren der Engelsbrücke, die direkt auf das „Castel Sant‘ Angelo“ zuführt. Auch im Inneren des ehemaligen Grabmals hielt sie sich mit ausschweifenden Erklärungen zurück, was ihr sichtlich schwerfiel. Am Petersplatz platzten dann doch die Wörter wie ein Wasserschwall heraus: „In der Vatikanstadt leben fast 850 Personen, von denen um die 570 die vatikanische Staatsangehörigkeit besitzen. Der Vatikan selbst zählt jedoch weit über 3.000 Mitarbeiter. Jeder, der für den Vatikan arbeitet, muss nicht nur katholisch sein, sondern auch vor zwei Priestern schwören, absolutes Schweigen über seine Tätigkeit zu bewahren.“ Julias Redefluss war nicht mehr aufzuhalten. Sie gab - wie ein Reiseführer - Auskunft über die Amtssprache (offiziell Latein, de facto Italienisch), die Flagge, das Wappen, die Massenmedien (Radio Vatikan, Vatikanische Tageszeitung und Vatikanisches Fernsehzentrum), den Nationalfeiertag (zurzeit fällt er auf den 13. März – den Tag der Wahl von Papst Franziskus), das Staatsoberhaupt, die Schweizer Garde (Hauspolizei), die Staatsform (absolute Wahlmonarchie) der Vatikanstadt. Bevor sie die Geschichte dieses Stadtstaates erläutern wollte, schrie Amalia einen energischen Stopp aus. „Es reicht, ich will jetzt in den Petersdom und alles, was ich sehe - ohne irgendwelche Erklärungen - auf mich wirken lassen.“ Julia folgte ihr widerwillig, aber schweigsam durch die größte Kirche der Welt bis hinauf zur Kuppel. Endlich konnte Amalia die beeindruckende Atmosphäre, welche der Hauptsitz der Katholischen Kirche ausstrahlte, in sich aufsaugen. Sie bewunderte - umgeben von Touristen aus aller Welt - „im Stillen“ die Schönheiten dieser barocken und prunkvollen Kirche. Auch im Aufzug, welcher zur Kuppel befördert, hielt Julia sich zurück, allerdings musste sie, wie jeder Besucher, nach dem Ausstieg zusätzlich 320 enge Stufen hochlaufen. Oben sprudelte - wie ein tosender Wasserfall - alles aus ihr heraus: „Was für ein erhabenes Gefühl hier oben zu stehen, mit einem 360 Grad Rundumblick auf die Dächer der Ewigen Stadt und den Vatikan mit seinen berühmten Gärten und Museen.“ Amalia wäre noch gerne etwas länger geblieben, aber Julia wollte unbedingt noch ins Innere der Kuppel. Amalia befürchtete erneut einen längeren Vortrag und unterbrach ihre Freundin, indem sie an den geplanten Besuch der Sixtinischen Kapelle in den Vatikanischen Museen erinnerte. Zugleich forderte sie Julia erneut auf, sich auch an diesem heiligen Ort zu bändigen, an den Fresken vorbei zu schlendern und lediglich bei den berühmtesten Gemälden der Welt, wie zum Beispiel der Erschaffung Adams und dem Jüngsten Gericht von Michelangelo, länger zu verweilen. Dies war allerdings leichter gesagt als getan. Julia konnte einfach nicht anders. Sie musste sich auch die Wandgemälde berühmter Künstler der Renaissance genauer ansehen. So blieb sie detailverliebt vor den Werken von Sandro Botticelli, Pietro Perugino, Cosimo Rosselli, um nur einige zu nennen, stehen. Nach mehreren Stunden blickte sie zufällig auf ihre Uhr und musste erschrocken feststellen, dass das Pantheon in zwei Stunden schließen würde. Raschen Schrittes schaute sie sich die noch nicht gesehenen Gemälde an und verließ in Windeseile die Vatikanstadt. Amalia hetzte ihr hinterher, jedoch nur bis zur Piazza Navona. Dort setzte sie sich auf eine der Terrassen mit Blick auf den Brunnen der vier Ströme, ein barockes Meisterwerk von Bernini. Sie bestaunte die vier muskulösen Statuen bei einem hausgemachten Tartufo, einer klassisch italienischen Eisspezialität, ohne weiter über deren Symbolhaftigkeit nachzudenken. Sie genoss es, alleine, an einem der schönsten Plätze Roms, dem sogenannten Wohnzimmer der Römer, zu verweilen. Sie wollte den sonnigen Tag beschaulich ausklingen lassen, wohlwissend, dass sie später im Hotel ausführlich über Julias Besuch im Pantheon unterrichtet werden würde. Es grauste ihr insgeheim bereits vor Julias umfassenden Schilderungen, aber so war ihre Freundin. Während Amalia sich eher auf müßige Stunden an einem Strand freute, liebte Julia die Großstädte. Die damalige Reise sollte jede der beiden beglücken: während die eine in Rom, Florenz, Pisa und Lucca die antiken Bauwerke minutiös durchwandern wollte, sollte die andere ihre Ruhe am Strand in der Versilia finden.
Nach ihrer Rückkehr im Hotelzimmer am frühen Abend musste Amalia angsterfüllt bis nach Mitternacht auf Julia warten. Obwohl sie sich um 20:00 Uhr treffen sollten und Julia immer sehr zuverlässig war, kam sie nicht. Amalia schaute mehrmals auf ihr Handy, aber keine Nachricht von ihrer Freundin. Mittlerweile waren bereits zwei Stunden vergangen und Amalia hatte noch immer kein Lebenszeichen von Julia bekommen. Sie hatte sie schon mehrmals versucht anzurufen, ihr sogar auf die Mailbox gesprochen, aber keine Antwort erhalten. Langsam sorgte sie sich und vermisste sogar Julias Bericht über den Besuch des Pantheons. Auch malte sie sich bereits die unterschiedlichsten Szenarien aus. Ihrer blühenden Fantasie waren in diesem Moment keine Grenzen mehr gesetzt. Sie sah beispielsweise Julia blutüberströmt in einer Notaufnahme liegen oder schwer verletzt durch eine dunkle Gasse auf allen Vieren kriechen oder ihre Freundin nach einer Vergewaltigung auf einer Müllhalde liegen.
Endlich fiel die Tür ins Schloss und Julia betrat das Zimmer. Ehe Amalia sie beschimpfte, weil sie sie nicht hatte erreichen können, hatte sie Julia heftig umarmt. Diese zeigte überhaupt kein Verständnis für Amalias Sorgen. „Nun bin ich