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Diese Bergroman-Serie stillt die Sehnsucht des modernen Stadtbewohners nach einer Welt voller Liebe und Gefühle, nach Heimat und natürlichem Leben in einer verzaubernden Gebirgswelt. "Toni, der Hüttenwirt" aus den Bergen verliebt sich in Anna, die Bankerin aus Hamburg. Anna zieht hoch hinauf in seine wunderschöne Hütte – und eine der zärtlichsten Romanzen nimmt ihren Anfang. Hemdsärmeligkeit, sprachliche Virtuosität, großartig geschilderter Gebirgszauber – Friederike von Buchner trifft in ihren bereits über 400 Romanen den Puls ihrer faszinierten Leser. Alois stand hinter dem Tresen und zapfte sich ein kleines Bier. Bello lag vor dem Kamin, plötzlich hob er den Kopf, stand auf und lief bellend hinaus auf die Terrasse. »Bello, du Lieber, hast du mich vermisst?« Als Alois Annas Stimme hörte, seufzte er erleichtert. Anna betrat den Wirtsraum der Berghütte. Sie stellte ihren kleinen Koffer ab und ging auf Alois zu. Er bekam feuchte Augen und umarmte sie. »Alois, was ist los? Ich habe sofort den nächsten Zug genommen. Was ist passiert? Ist Toni noch immer in den Bergen unterwegs?« Statt einer Antwort tätschelte Alois Anna die Wange. »Hast du Hunger? Ich habe Eintopf.« »Gern! Ich ziehe mich schnell um«, sagte Anna. Sie nahm ihren Koffer und verschwand im Schlafzimmer. Als sie kurz darauf in die Küche kam, trug sie einen langen bequemen Wollrock, einen hüftlangen Pullover mit Rollkragen und Hüttenschuhe. Sie setzte sich an den Tisch.
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Seitenzahl: 130
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Alois stand hinter dem Tresen und zapfte sich ein kleines Bier. Bello lag vor dem Kamin, plötzlich hob er den Kopf, stand auf und lief bellend hinaus auf die Terrasse.
»Bello, du Lieber, hast du mich vermisst?«
Als Alois Annas Stimme hörte, seufzte er erleichtert.
Anna betrat den Wirtsraum der Berghütte. Sie stellte ihren kleinen Koffer ab und ging auf Alois zu. Er bekam feuchte Augen und umarmte sie.
»Alois, was ist los? Ich habe sofort den nächsten Zug genommen. Was ist passiert? Ist Toni noch immer in den Bergen unterwegs?«
Statt einer Antwort tätschelte Alois Anna die Wange.
»Hast du Hunger? Ich habe Eintopf.«
»Gern! Ich ziehe mich schnell um«, sagte Anna.
Sie nahm ihren Koffer und verschwand im Schlafzimmer.
Als sie kurz darauf in die Küche kam, trug sie einen langen bequemen Wollrock, einen hüftlangen Pullover mit Rollkragen und Hüttenschuhe. Sie setzte sich an den Tisch. Alois tischte ihr einen Teller Eintopf auf.
»Danke, Alois!« Anna probierte. »Köstlich! Deine Eintöpfe sind die besten, Alois.« Sie aß noch ein paar Löffel davon, dann sah sie Alois an. »So, Alois, jetzt will ich endlich wissen, was los ist.«
Der alte Alois rieb sich das Kinn. Er war verlegen.
»Jetzt tust du erst essen, dann setzen wir uns rüber, an den Kamin. Essen und Reden, das ist nicht gut. Willst du hinterher ein Bier?«
Anna nickte. Alois stand auf, ging zum Tresen und zapfte ein kleines Bier.
»Ich setze mich schon mal hin«, rief Alois.
Anna aß schnell ihren Teller leer, spülte ihn ab und stellte ihn zum Trocknen auf das Ablaufgestell.
Dann ging sie zu Alois. Sie setzte sich in den Schaukelstuhl gegenüber.
»Prost Anna!«
»Prost Alois!«
Sie tranken. Anna stellte ihr Bierglas ab. Sie lehnte sich auf dem Schaukelstuhl zurück und steckte ihre Hände in die langen Ärmel ihres Pullovers. Dabei sah sie den alten Alois erwartungsvoll an.
Alois trank noch einen Schluck. Dann stand er auf und legte Holz in das heruntergebrannte Kaminfeuer. Anna erkannte, dass er sehr nervös und verlegen war.
»Alois, ich warte! Am Telefon, heute Morgen, hast du sehr dramatisch geklungen.«
Er setzte sich und sah sie ernst an.
»Anna, ich danke dir, dass du so schnell gekommen bist.« Er zog Tonis Zettel aus der Westentasche. »Diesen Zettel von Toni habe ich heute Morgen gefunden. Lies selbst, Anna!«
Anna las laut:
»Ich habe alle Hüttengäste gebeten, sich ein anderes Quartier zu suchen. Die Berghütte ist geschlossen. Ich bin in die Berge. Wenn Du ins Tal gehst, nimm bitte Bello mit und bringe ihn zu Martin. Toni«.
Anna schüttelte den Kopf. Sie legte Tonis Zettel auf den Tisch.
Alois erzählte, dass er verschlafen hätte und als er aufstand, alle Hüttengäste fort gewesen seien. Die Fensterläden waren verschlossen.
»Aber das ist doch unmöglich, dass die Berghütte mitten in der Saison geschlossen ist, Anna! Die Wanderer verlassen sich darauf, dass sie hier eine Brotzeit bekommen und frischen Proviant kaufen können.«
Anna nickte zuerst und schüttelte dann den Kopf.
»Toni hat zwar am Telefon davon gesprochen, die Berghütte für den Rest des Sommers zu schließen. Ich habe versucht, es ihm auszureden, Alois. Ich bin, genau wie du, der Meinung, dass sich die Wanderer und Bergsteiger auf uns verlassen. Er hat mir versprochen, dass wir zuerst in aller Ruhe darüber sprechen, bevor eine so weitreichende Entscheidung getroffen wird.«
Anna schüttelte erneut den Kopf. Sie war erschüttert.
»Alois, Toni und ich haben immer über alles gesprochen. Das heißt, wir haben das Für und Wider abgewogen und danach gemeinsam entschieden. So war das immer. Was soll ich jetzt davon halten? Ich kann es nicht verstehen. Ich habe ihm doch gesagt, dass ich nur so lange wie nötig in Hamburg bleibe und baldmöglichst zurückkomme. Warum hat er nicht gewartet?«
Der alte Alois sah Anna ernst an.
Alois hatte längst für sich entschieden, dass es nicht seine Aufgabe war, Anna von der möglichen Verbindung zwischen Wendy und Toni zu berichten. Er war der Meinung, dass Toni selbst mit seiner Frau sprechen musste. Dass ihm das nicht leicht fallen würde, war für den alten Alois keine Frage. Vergeblich hatten sich Toni und Anna nach gemeinsamen Kindern gesehnt. Dieser Wunsch war nicht in Erfüllung gegangen. Warum das so war, dafür hatte Doktor Martin Engler auch keine Erklärung. Toni und Anna hatten sich damit abgefunden. Besonders, nachdem sie die Waisenkinder Franziska und Sebastian aufgenommen hatten, nach dem tragischen Unfalltod ihrer Eltern.
Alois hatte miterlebt, wie die Kinder den Wunsch geäußert hatten, von Toni und Anna adoptiert zu werden, damit sie ganz zur Familie Baumberger gehörten.
Toni und Anna waren der innigen Bitte von Franziska und Sebastian gern nachgekommen. Sie sprachen von den beiden Kindern als Himmelsgeschenke. Sie waren sehr glücklich mit ›ihren Kindern‹.
Damals hatte niemand ahnen können, dass Toni möglicherweise eine Tochter in Norwegen hatte.
Alois schaute Anna liebevoll an.
»Anna, du weißt, wie schwierig es mit Toni in den letzten Wochen war.«
»Das weiß ich, Alois. Alles hat damit angefangen, dass Martin eine Hilfe für die Oberländer Alm suchte, um Hilda und Wenzel zu entlasten.« Anna seufzte. »Ich habe mir in den letzten Wochen oft gewünscht, Martin wäre nicht auf Wendy gestoßen. Anfangs hielt ich es für einen Glücksfall, dass es ein Madl gab, das in Waldkogel oder in der Umgebung Arbeit suchte. Ich freute mich sogar, dass Wendy aus Norwegen war. Du weißt, dass Toni dort gute Freunde hat und ihm das Land gefällt. Ich dachte, es würde ihm Freude machen, sich mit Wendy zu unterhalten. Aber im Gegenteil: Seit Wendy hier ist, ist Toni unausstehlich. So habe ich ihn nie erlebt. Ich kenne Toni nur als einen Menschen, den nichts aus der Ruhe bringen kann. Jetzt ist er mir fremd. Das darf ich doch sagen, Alois?«
»Das darfst du, Anna. Ich habe ihn auch noch nicht so erlebt. Und dass es mit Wendy zusammenhängt, ist offensichtlich.«
»Dass Toni die Berghütte geschlossen hat, ohne sich mit uns abzusprechen, das ist ungeheuerlich. Er handelt völlig kopflos.«
Der alte Alois stand auf. Er setzte sich neben Anna auf den leeren Schaukelstuhl, auf Tonis Platz. Sein Herz war voller Mitleid für Anna. Sie sah sehr unglücklich aus und sah Alois mit großen, fragenden Augen an. Sie hatte Angst, – Angst um Toni, Angst um die Berghütte und Angst um ihre Ehe.
»Anna«, sagte Alois behutsam. »Toni macht nur das, was er den Hüttengästen empfiehlt, wenn sie Sorgen haben und wenn sie eine Entscheidung treffen müssen. Er schickt sie auf eine lange Wanderung in die Berge. Sie sollen nicht grübeln, sie sollen die Natur auf sich wirken lassen und auf ihr Herz hören. Die Berge senken Ruhe und Frieden ins Herz, sagt er stets. Das ist auch meine Erfahrung, Anna. Es ist gut, dass Toni in die Berge gegangen ist. Weißt du, er hat sich selbst ein bisserl verloren, so scheint es mir. Er wird sich wiederfinden. Davon bin ich überzeugt.«
»Alois, das hast du lieb gesagt. Es ist gut, dass Toni seine Gedanken ordnet. Es wird ja auch höchste Zeit, allerhöchste Zeit. Doch es hilft mir nicht. Meine Gedanken kreisen ständig um diese Wendy. Ich war damals froh, als sie kam. Da ahnte ich nicht, welch ein Orkan unser Leben durcheinanderwirbeln würde. Es ist sicher ungerecht von mir, Wendy verantwortlich zu machen. Eigentlich hat sie doch überhaupt nichts mit Tonis seltsamem Zustand zu tun. Ach, Alois, noch nie war ich so ratlos – und so hilflos.«
Der alte Alois streichelte Anna liebevoll über ihr Haar.
»Ja, so ist es, Anna. Nichts ist mehr so, wie es war«, sagte Alois. »Im Leben eines jeden Menschen gibt es Ereignisse, die er zunächst nicht versteht. Dann geht er durch ein tiefes Tal. Du darfst die Hoffnung nicht aufgeben. Toni wird in den Bergen zur Ruhe kommen und alles wird gut werden.«
In Gedanken setzte er hinzu, dass es auch danach nie mehr so sein würde, wie es bisher war, wenn sich Wendys Herkunft bewahrheitete. Doch diese Gedanken behielt er für sich.
Anna nahm erneut ihr Handy und versuchte, Toni zu erreichen. Es war vergebens. Sie seufzte und legte das Handy eingeschaltet auf den Tisch.
Der alte Alois räusperte sich.
»Anna, ich denke, ich habe dir einen Fehler zu beichten«, sagte er.
Anna sah Alois überrascht an.
»Wie meinst du das, Alois?«
»Ich habe kurz mit Wendy gesprochen, als ich auf dem Rückweg vom Tal auf der Oberländer Alm vorbeikam.«
»Lass mich raten, Alois! Du hattest keinen guten Eindruck von ihr. Und du hast mit Toni darüber gesprochen, richtig? Kann es sein, dass ihn das bestärkt hat in seiner fixen Idee, dass mit Wendy etwas sonderbar ist?«
Alois hob abwehrend die Hände.
»So war’s net, Anna! Aber ich fürchte, dass unser Gespräch mit ein Grund dafür war, dass Toni in die Berge flüchtete. Ich bereue es. Es war ungeschickt, ihm davon zu erzählen. Aber manchmal macht man eben Fehler. Ich hatte mir Sorgen um Toni gemacht und habe Martin besucht. Wir haben über Toni gesprochen. Ich war hin und her gerissen. Auf der einen Seite verstand ich Toni, dass er beunruhigt war. Und ich kann mich nicht erinnern, dass sich Toni mit seinem Bauchgefühl einmal geirrt hatte. Auf der anderen Seite, sagte ich mir, Toni braucht Hilfe.«
»Deshalb hast du mit Martin gesprochen?«
»Martin will in Norwegen Erkundigungen über Wendy einholen.«
»Wie will er das machen?«
»Ihm wird schon etwas einfallen. Es geht im Grunde um die Frage, warum Wendy sich ausgerechnet Waldkogel ausgesucht hat. Die Antwort, dass sie noch nie hier war und dass ihr jemand von Waldkogel vorgeschwärmt habe, diese Erklärung erschien mir auch etwas dünn.«
»Dann hast du auf dem Heimweg mit Wendy gesprochen?«
»Ja, das habe ich. Um es gleich zu sagen, ich habe einen sehr guten Eindruck, Anna. Die Wendy ist ein liebes und herziges Madl. Ich bin davon überzeugt, dass sie selbst noch nie in Waldkogel war.«
»Aber was war jetzt …«
Alois legte die Stirn in Falten und rieb sich das Kinn.
»Und wie es der Zufall so wollte, entdeckte ich, dass das Madl ein Taschenmesser in der Hosentasche trug.«
»Nicht nur Burschen können Taschenmesser mit sich herumtragen«, lachte Anna. »Ein Taschenmesser ist doch praktisch, wenn man in den Bergen ist.«
»Das stimmt, Anna, aber das ist nicht der Punkt. Es war ein ganz besonderes Taschenmesser. Es hatte eine Inschrift. Deshalb habe ich mit Toni gesprochen.«
»Und wie lautete die Inschrift?«
»Die Inschrift war ›Waldkogel‹, Anna!«
»Sie wird es sich als Andenken bei Veronika gekauft haben. Die Bollers verkaufen in ihrem Geschäft viele Mitbringsel und Andenken mit der Aufschrift Waldkogel. Sie haben Becher, Kugelschreiber, Anstecker, Mützen, Taschenmesser, Wimpel.«
»Das stimmt, Anna. Aber ein solches Taschenmesser führen sie nicht oder besser gesagt, nicht mehr. Früher, ganz früher, da verkauften sie so etwas. Der Griff war aus echtem Hirschhorn. Ich erinnere mich, wie ich ein solches Taschenmesser im Schaufenster betrachtet habe. Damals war ich noch sehr jung.«
»So, so, dann hat dich Wendy an deine Jugend erinnert. Und du hast Toni davon erzählt?«
»Genauso war es«, sagte Alois und trank einen Schluck Bier.
»Und was hat Toni dazu gesagt?«, fragte Anna.
Langsam war sie etwas genervt, dass sie Alois jeden Satz einzeln hervorlocken musste.
»Toni erinnerte sich, dass er auch mal so ein Taschenmesser hatte. Aber es ist ihm irgendwann abhanden gekommen.«
»So? Hat er es verloren?«
»Mm, jedenfalls war es ihm unangenehm, als ich ihn darauf ansprach. Mit dem Taschenmesser waren wohl Erinnerungen verknüpft, die er schon lange vergessen hatte.«
»Unschöne Erinnerungen, vermute ich. Aber was können das für Erinnerungen sein?«, flüsterte Anna nachdenklich vor sich hin.
Alois zuckte mit den Schultern.
»Für Toni war es auf jeden Fall unangenehm. Es tut mir leid, Anna. Hätte ich doch nur meinen Mund gehalten!«, sagte Alois. »Dann wäre er sicher nicht in die Berge geflüchtet. Geflüchtet ist das richtige Wort. Oh, Anna, wäre ich nur still gewesen!«
Ganz wohl war es Alois bei der Sache nicht. Hatte er doch Anna wesentliche Teile der Wahrheit verschwiegen. Er war sich nicht sicher, ob es als Lüge galt, wenn man nicht alles sagte.
Anna sah ihn mit gütigem Blick an.
»Alois, mache dir keine Gedanken! Toni ist verdreht. Du weißt doch selbst, dass er in den letzten Wochen sehr gestresst war. Mit ihm war kaum auszukommen, weil er alles falsch deutete. Ein Missverständnis jagte das nächste Missverständnis. Selbst Franziska und Sebastian nervte Toni mit seinen Launen. Ich vermute, dass das mit ein Grund ist, warum Franziska so oft auf dem Bichlerhof übernachtet. Natürlich ist sie gern dort. Schließlich ist sie dort bis zum Unfalltod ihrer Eltern aufgewachsen. Der Bichler Hof war Franziskas und Sebastians Heimat und wird es immer sein. Dass sie sich so gut mit dem Buben des Pächters versteht, freut mich, auch wenn ich denke, dass Lukas als Freund zu alt ist für Franziska. In ihrem Alter machen ein paar Jahre viel aus. Aber Franziska ist wohl in ihn verliebt und wäre deshalb taub für einen Rat. Außerdem habe ich andere Sorgen. Toni hat sich in den letzten Wochen benommen wie ein Hornochse. Alois, ich gestehe dir, ich habe Toni nicht mehr verstanden. Ich erlebte eine Seite an ihm, die mir völlig fremd war. Und noch etwas. Franziska hat sehr darunter gelitten. Sie hat sich mir anvertraut. Jeden Abend wenn sie vom alten Bichler Hof kam, erlebte sie, wie missmutig Toni war. Ich habe ihr dann erlaubt, sooft wie möglich, auf dem Bichler Hof zu übernachten. Simon und seine Frau Eva freuen sich, wenn Franziska bei ihnen ist. Eva sagt, Franziska habe einen guten Einfluss auf ihre quirlige Tochter. Ronja ist wirklich sehr lebhaft und vorlaut.«
Anna schmunzelte vor sich hin.
»Und mit dem großen Buben der Meiningers scheint sie gut auszukommen. Lukas und sie reden viel, erzählte Eva. Lukas will alles wissen, wie es früher war, als Franziskas und Sebastians Eltern den Hof bewirtschafteten. Sicherlich kann sich Franziska nicht mehr an alles erinnern, aber sie redet mit den Nachbarn und trägt zusammen, was sie noch wissen.«
»Schon sonderbar, dass es Franziska nicht schmerzt, wieder auf dem Elternhof zu sein«, bemerkte der alte Alois.
Anna trank einen Schluck Bier.
»Alois, danach habe ich sie auch gefragt. Ich habe mich genauso gewundert, wie du.«
»Und was hat sie geantwortet?«
»Dass sie Landwirtschaft erlernen und später den Hof weiterführen will«, antwortete Anna. »Alois, ich habe Franziska einfach gesagt, dass sie das tun soll, wenn ihr Herz ihr das rät. Jedenfalls ist sie glücklich. Nur das zählt für mich.«
»Wer weiß, was noch geschieht, Anna. Kinder ändern oft ihre Meinung.«
»Ja, das stimmt. Aber Franziska und Sebastian wussten schon immer sehr genau, was sie wollten. Erinnerst du dich, als sie von uns adoptiert werden wollten?«
»Ja, daran erinnere ich mich gut, Anna. Himmel, wie die Zeit vergeht! Zehn Jahre sind das bald.«
»Ja, so ist es. Es waren zehn wundervolle, glückliche Jahre«, seufzte Anna.
Sie trank wieder einen Schluck Bier.
»Alois, ich hätte nie gedacht, dass einmal schwarze Wolken über der Berghütte hängen könnten. Ich hätte geschworen, bei allem was mir etwas bedeutet, dass Toni der beste Mann ist, den es gibt. Das ist er auch. Nur im Augenblick komme ich nicht an ihn heran. Er muss sehr unglücklich sein. Was soll ich nur tun? Ich habe Angst um unser Glück. Es ist im Augenblick sehr zerbrechlich. Deshalb bin ich froh, dass Franziska die meiste Zeit drüben auf dem Bichler Hof verbringt. So erlebt sie die Spannungen hier seltener. Alois, ich habe Angst, unser Leben könnte zerbrechen.«
Der alte Alois streichelte Anna tröstend die Wange.