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Abwechslungsreich und immer in bezaubernder Kulisse! Mal blau, mal grün glitzert der Bodensee und lädt zur Bootsfahrt oder zu einem Flug übers Wasser ein. Am Obersee locken hinter Bregenz und Romanshorn die Alpen zum Aufstieg. Am Untersee zeugt das Kloster Reichenau von der geschichtsträchtigen Rolle der Region. Hinter dem Überlinger See überraschen das Linzgau und Oberschwaben mit herrlichen Streuobstwiesen, Rebhängen und Wanderwegen. Nach dem Ausflug ein Besuch bei einem der besten Bodenseeköche? Erich Schütz verrät Ihnen, wo Sie auch kulinarisch in der ersten Reihe sitzen.
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Seitenzahl: 148
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Lieblingsplätze am Bodensee
Erich Schütz
Autor und Verlag haben alle Informationen geprüft. Gleichwohl ändern sich Gegebenheiten, daher erfolgen alle Angaben ohne Gewähr. Möchten Sie ein Feedback geben, freuen sich Autor und Verlag: [email protected]
Aus Gründen der Lesbarkeit und Sprachästhetik wird in diesem Buch das generische Maskulinum verwendet. Mit der grammatischen Form sind ausdrücklich weibliche sowie alle anderen Geschlechtsidentitäten mit berücksichtigt, insofern dies durch die Aussage geboten ist.
Sofern nicht im Folgenden gelistet, stammen alle Bilder von Erich Schütz:
IBT GmbH/Achim Mende 12, 78, 112, 140, 156, 174; Leo Leistner/Dagmar Schwelle 14; MTK/Dagmar Schwelle 16, 18, 122; Stadtwerke Konstanz GmbH 24; Martin Maier 26; Vineum Bodensee/Falk v. Traubenberg 28; Christoph Düpper 30; Lädinenverein Bodensee e.V. Immenstaad 32; Tourist-Information Friedrichshafen 36, 38; Dornier Museum Friedrichshafen 40; Stadtwerke Konstanz 42; Frank Schirl 44; Bürgerbüro & Touristinformation Deggenhausertal 46; bilderbank-buchmaier 48; Florian Fahlenbock 52, 152; Stadt Tettnang/Günther Bayerl 54; Rainer Specker 56; Hopfen Museum Tettnang-Siggenweiler 58; Birgit Riedmann 62; Gerhard Kersting 64; Tourist-Information Kressbronn 66; Tourist-Information Nonnenhorn 72; ProLindau Marketing GmbH & Co. KG 74; Lindau Tourismus u. Kongress GmbH 80; Restaurant Mangold/Mike Schwarzenbacher 82; visitbregenz/Christiane Setz 84, 86, 88; Alois Metzler 92; Hohentwiel Schifffahrtsgesellschaft mbH Hard 94; Robert Fessler 96; IRR Internat. Rheinregulierung 98; Festungsmuseum Heldsberg 100; Appenzeller Bahnen AG Herisau, Rheineck Walzenhausen 102; kurzschuss photography gmbh/Damian Imhof 104; Restaurant Zum Löwen Tübach 106; St. Gallen-Bodensee Tourismus 110; Säntis-Schwebebahn AG/alanmeier.com 112; Ruedi Baer 114; Infocenter Arbon u. Umgebung 116; Auto und Traktor Museum Bodensee Uhldingen-Mühlhofen 126; Pfahlbaumuseum Unteruhldingen 128; Tourist-Information Uhldingen-Mühlhofen/Achim Mende 132; Affenberg Salem Mendlishausen GmbH 136; Schloss Salem Kultur- u. Museumsmanagement GmbH 138; Joachim Mende 142; Landesgartenschau Überlingen 2020 GmbH/SERO | DESIGN 144; Überlingen Marketing und Tourismus GmbH/Ulrike Klumpp 146; Beate und Hans-Dieter Roth/Überlingen-Lippertsreute 148; Verkehrsverein Reichenau e.V. 158; NABU Naturschutzzentrum Wollmatinger Ried Reichenau/Andreas Hafen 160; Stadtverwaltung Radolfzell Tourist-Information 162, 164; Stadt Singen 168; MAC Museum Art & Cars Singen 170; Tourismus Untersee e.V. Gaienhofen 180; Napoleonmuseum Thurgau Salenstein/Arenenberg 182; Schaffhauserland Tourismus 188, 190
Alle Seitenangaben in diesem Buch beziehen sich auf die Seitenzahlen der gedruckten Ausgabe.
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1., überarbeitete Neuausgabe 2023
© 2017 – Gmeiner-Verlag GmbH
Im Ehnried 5, 88605 Meßkirch
Telefon 07575 2095-0
Alle Rechte vorbehalten
Lektorat/Redaktion: Ricarda Dück
Herstellung: Julia Franze
E-Book: Mirjam Hecht
Bildbearbeitung Umschlaggestaltung: Susanne Lutz unter Verwendung der Illustrationen von © SimpleLine, SylwiaNowik, FUGE, jacartoon, nasik – stock.adobe.com; © Susanne Lutz; © Benjamin Arnold; © Katrin Lahmer
ISBN 978-3-8392-7492-7
Impressum
»Wir fahren an den Bodensee!«
Vorwort: Das Tor zum Süden
Obersee
1 In vier Tagen vom Vikar zum Papst
Konstanz: Rundgang vom Konzil zum Münster
2 Auf Schmugglers Pfaden
Konstanz: Seerhein
3 Wo des Grafen Wiege stand
Konstanz: Steigenberger Inselhotel
4 Der Südland-Koch
Konstanz: Hotel-Restaurant Barbarossa
5 Blütenpracht und Gaumenschmaus
Konstanz: Wanderung vom Hafen zur Insel Mainau
6 Im Dreivierteltakt
Konstanz: Fähre nach Meersburg
7 Burgfrau und Dichterin
Meersburg: Die Burg und das Fürstenhäusle
8 Bodenseeland ist Weinland
Meersburg: Museum Vineum Bodensee
9 Kleinod im Apfelfeld
Immenstaad: Frenkenbacher Kapelle
10 Eine Brise Nostalgie
Immenstaad: Tour mit historischem Lastensegler
11 Vom Dorf zur Industriestadt
Friedrichshafen: Rundgang vom Hafen zum Rathaus
12 Kunst und Technik
Friedrichshafen: Zeppelin-Museum
13 Stilles Dahingleiten
Friedrichshafen: Zeppelinflug
14 Den Traum vom Fliegen erleben
Friedrichshafen: Dornier-Museum
15 Ritt über den See
Konstanz: Katamaranfahrt nach Konstanz
16 Auf dem Balkon zum See
Markdorf: Theaterstadel am Gehrenberg
17 Verführungen im Tal der Liebe
Deggenhausertal: Streuobstwiesen der Mosterei Kopp
18 Wo die Grenze sich stetig ändert
Deggenhausertal: Höchsten
19 Ein Bauer und Biokoch an den Töpfen
Deggenhausertal: Biohotel Mohren in Limpach
20 Kleine Tour durch die Natur
Deggenhausertal: Tobelrundweg von Limpach über den Benistobel
21 Die Montforts am Nordufer
Tettnang: Neues Schloss
22 Ein ziemlich lauter Draht
Tettnang: Elektronikmuseum
23 Wo grünes Gold wächst
Tettnang: Museum Hopfengut No. 20
24 Schwäbisch mit Akzent
Tettnang: Hotel-Gasthaus Rad
25 Genussweg
Tettnang: Tettnanger Hopfenpfad
26 Das blaue Wunder vom Bodensee
Eriskirch: Eriskircher Ried
27 Die Golden Gate Bridge am See
Langenargen: Hängebrücke über die Argen
28 Schwäbische Küche an der Kaimauer
Kressbronn: Restaurant Werft1919
29 Anfang von Ferien auf dem Bauernhof
Kressbronn: Museum Hofanlage Milz
30 Württembergische Weine aus Bayern
Nonnenhorn: Historischer Weintorkel und Winzerorte
31 Der Bayerische Löwe auf einer Insel
Lindau: Hafen und Altstadt
32 Wie zu Kaiserzeiten
Lindau: Bahnhof
33 Auf den Brettern der Pfahlbäder
Lindau: Aeschacher Bad und seine Pendants
34 Und immer den See und die Alpen im Blick
Lindau: Entlang des Streuobstwanderwegs Oberreitnau
35 Mut zum Besten!
Lochau: Restaurant Lochau
36 Auf die Alpen hinauf
Lochau: Wanderung von Lochau auf den Pfänder
37 Der Olymp der Urlaubsgötter
Bregenz: Pfänder
38 Stadt der Extreme
Bregenz: Von der größten Seebühne zum ältesten Nostalgiebad
39 Kantig auf der Alm
Bregenz: Kunsthaus Bregenz und die Vorarlberger Bauschule
40 Freigeist, Dichter und Senn
Schwarzenberg: Käsladen Vögel an der Vorarlberger Käsestraße
41 Dampfschiff der Belle Époque
Hard: Fahrt mit dem Nostalgieschiff Hohentwiel
42 Jiddische Familienaufstellung
Hohenems: Jüdisches Museum im Jüdischen Viertel
43 Mammutprojekt Rheinbegradigung
Lustenau: Rhein-Schauen Museum
44 Durchlöchert wie Schweizer Käse
St. Margrethen: Festung Heldsberg
45 Der Express auf Gleis 9 3/4
Rheineck: Bergbahn Rheineck–Walzenhausen
46 Der Schraubenkönig und Kunst
Rorschach: Museum Würth Haus Rorschach
47 Grenzenloser Genuss
Tübach: Restaurant zum Löwen
48 Fünf Länder auf einen Blick
Tübach: Wanderung über Rorschach nach Heiden
49 Ein Festsaal der Wissenschaft
St. Gallen: Stiftsbibliothek St. Gallen
50 Ein Felsblock als Besuchermagnet
Schwägalp: Säntis
51 Die schönsten Busse am See
Arbon: Saurer-Museum
52 Mit Nut und Federn
Arbon: Bohlenständerhaus
53 Schlossherr und Koch
Hagenwil: Restaurant Wasserschloss Hagenwil
54 Im Herzen von »Mostindien«
Hagenwil: Thurgauer Panoramaweg
55 Tarot-Figuren statt Maschendrahtzaun
Kreuzlingen: Kunstgrenze zu Konstanz und Seemuseum
Überlinger See
56 Das Dorfleben der Urgr0ßeltern
Uhldingen-Mühlhofen: Auto- und Traktormuseum
57 Die ersten Seeanwohner
Uhldingen-Mühlhofen: Pfahlbauten Unteruhldingen
58 Die zwei Brüder, ein Standpunkt
Uhldingen-Mühlhofen: Hotel-Restaurant Seehalde
59 Das Barockjuwel am See
Uhldingen-Mühlhofen: Wallfahrtskirche Birnau
60 Eine Landschaft, die verwöhnt
Uhldingen-Mühlhofen: Prälatenweg von der Birnau nach Salem
61 Wo Maxi jetzt verliebt ist
Salem: Affenberg
62 Einst bedeutendes Kloster
Salem: Schloss Salem
63 Zum Glück versagten die Zünder
Heiligenberg: Schloss Heiligenberg
64 Nizza am Nordufer
Überlingen: Von der Altstadt zur Promenade
65 Erbe der Landesgartenschau
Überlingen: Promenade im Uferpark
66 Geheimnisvolle Schluchten
Überlingen: Gletschermühle bei Goldbach
67 Wo Obst im Koma liegt
Überlingen: Apfelzügle vom Hof Neuhaus in Lippertsreute
68 Tradition auf dem Teller
Überlingen: Landgasthof zum Adler in Lippertsreute
69 Durchs Paradies Linzgau
Überlingen: Wanderung durch die Linzgauer Obstgärten
70 Der Ursprung von Imperia und dem See
Bodman-Ludwigshafen: Peter-Lenk-Skulpturengarten und Schloss Bodmann
Untersee
71 Eine Insel geschaffen von Mönchen
Reichenau: Weltkulturerbe Reichenau
72 Wie der Gnadensee Gnaden spendete
Allensbach: Naturschutzgebiet Wollmatinger Ried
73 Der Fleck Gottesfrieden
Radolfzell: Mindelsee bei Möggingen
74 Kunst und Kommerz
Radolfzell: Seestraße
75 Ein Gang durch das Schilf
Radolfzell: Mettnau
76 Von der Sonne geküsst
Singen: Berg und Burgruine Hohentwiel
77 Bilbao im Hegau
Singen: MAC Museum Art & Cars
78 Der Hegaukoch
Singen: Restaurant Hegauhaus
79 Die Basaltberge des Hegaus
Singen: Rundweg Herrgotts Kegelspiel
80 Der Genuss-Kapitän
Moos: Gasthaus Grüner Baum
81 Ursprüngliche Landschaft
Moos: Rundwanderung auf der Höri
82 Im Künstlerwinkel des Sees
Gaienhofen: Kunstroute und Hermann-Hesse-Museum auf der Höri
83 Von französischen Putschisten
Salenstein: Napoleonmuseum im Schloss Arenenberg
84 Ein Ausflug wie in den Zoo
Öhningen: Bootsstüble Wangen
85 Die kleinste der Vier (!) Inseln
Stein am Rhein: Insel Werd
86 Eine Stadt als Museum
Stein am Rhein: Rundgang vom Bürgerasyl in die Unterstadt
87 Das Ende des Bodensees
Stein am Rhein: Flussabwärts auf dem Hochrhein
Karte
»Der Bodensee, das Tor zum Süden!« – das mag ein bisschen abgedroschen klingen, und doch – wer durch das Linzgau fährt, fühlt sich oft wie in der Toskana. Oder wer durch die Weinberge bei Hagnau fährt, wähnt sich im Piemont. Und wer in den Bregenzer Bergen bei einer Jausen Speck und Käse genießt, erinnert sich an die Geschmacksaromen Südtirols. Und wer im Sonnenschein mit der Bodenseefähre über den Obersee schaukelt, denkt, er wäre auf dem Lago Maggiore. Die Apfelbäume blühen im Frühjahr wie auf Mallorca die Mandelbäume – nur eben etwas später. Der Aufstieg auf den Säntis ist eine echte Alpenbesteigung und die Bodenseefischsuppe erinnert an die berühmte südfranzösische Bouillabaisse.
Für mich war der Bodensee immer das »Tor zum Süden«. Als kleiner Schwarzwaldbub war der Sonntagsausflug an den See immer eine Reise in eine andere Welt. Zu fünft im kleinen Fiat 500 ging es über den Hegaublick hinunter. »Wir fahren an den Bodensee!« Das klang immer wie ein Versprechen zu einer Reise um den Globus. Im Schwarzwald lag noch Schnee, in den Hegaubergen blühten Winterlinge und die ersten Krokusse, aber am Bodensee bot sich schon ein farbenfrohes Bild mit blauen Primeln und goldgelben Osterglocken, und das nicht nur auf der Mainau. »Hier müsste man wohnen«, sagte mein Vater, der Hobbygärtner, mit sehnsuchtsvollem Unterton, und spätestens auf der Fähre, zwischen Konstanz und Meersburg, war das Lebensziel des Schwarzwaldbuben klar: Hier will ich mal leben!
»Der Bodensee, das Tor zum Süden!« – das war tatsächlich vor vielen Jahren mein Thema zur Aufnahmeprüfung als Zeitungsvolontär bei der Regionalzeitung Südkurier in Konstanz. Das Thema gefiel mir, und ich verglich die alte Konzilstadt am Bodensee mit der alten italienischen Konzilstadt Trient, die aber leider nur fast am Gardasee liegt. Eine Stadt im Süden, ohne Wasser? Dann doch lieber nur das »Tor zum Süden«, aber mit See! Eins zu null für Konstanz! Ich bezog eine Wohnung direkt neben dem Münster. Nach Redaktionsschluss Treffen am Hörnle, der Sprung in den See, danach Bodenseeviertele in der Konstanzer Niederburg, dank der Uni viele junge Menschen, Studentenkneipen und Weinstuben, Kino und das älteste Theater Deutschlands.
Konstanz mag die Kulturhauptstadt in der Region sein, aber kulturelle Veranstaltungen finden überall rund um den See statt: in Singen in der Gems oder in Markdorf im Theaterstadel, die Bregenzer Festspiele auf der Seebühne. Man fährt nur wenige Kilometer und immer durch schönste Landschaften.
Auch während meiner späteren Uni-Zeit in Berlin und während des SWR-Jobs in Stuttgart – der Bodensee blieb als Sehnsuchtsort immer im Blick. »Mit 40 wird der Schwabe g’scheid«, behaupten die Württemberger, also packte ich meine Sachen in der baden-württembergischen Landeshauptstadt und erfüllte mir meinen lang gehegten Wunsch. Seither lebe ich am Bodensee.
»Wir fahren an den Bodensee!«, freute ich mich als Schwarzwaldbub. Eine Sendung des SWR proklamierte später: »Fahr mal hin!« Für diese Reisedokumentationen durfte ich jeden Winkel rund um den Bodensee ausspähen. Mit meinem Kameramann streifte ich auf Fotosafari durch das Wollmatinger Ried, schwebte mit dem Zeppelin NT über dem See, dampfte mit dem historischen Dampfschiff Hohentwiel auf dem Wasser oder flog über das Dreiländereck Deutschland, Österreich, Schweiz über den Pfänder das Rheintal hinauf.
»Der Bodensee, das Tor zum Süden!« – die Aufgabe, die mir einst für einen kurzen Artikel gestellt wurde, durfte ich dank dem Gmeiner-Verlag in diesem Reiseführer ausweiten. Die Jugendliebe zum See hat sich gefestigt dank der vielen Menschen, von denen auch dieses Buch erzählt, und meine Liebe zum See als Gourmet hat sich verstärkt dank der Bodenseeköchen, die jedem Gast die Landschaft erst richtig schmackhaft machen – und meine alte Jugendliebe immer wieder neu würzen. Wer um den Bodensee fährt, dem steht eine wahre Genussreise bevor.
Erich Schütz
Legende:
Treffpunkt in Konstanz, wie könnte es anders sein, im Konzil. Dieses mächtige Kaufhaus, 1388 als Warenlager und Umschlagsplatz gebaut, verkörpert mit seinen 14 gewaltigen eichenen Stützen die Bedeutung der Stadt im frühen Mittelalter. Der Konstanzer Stadtführer Henry Gerlach holt hier seine Gruppen ab, um die Größe der Stadt in der damaligen Zeit zu demonstrieren. Der Hamburger schmunzelt: »Damals war Europa das Maß und Konstanz der Mittelpunkt.«
Zur Imperia auf der Mole laufen alle Besucher des Hafens zuerst. Sie steht für die 700 Dirnen, die während des Konstanzer Konzils in den Jahren von 1414 bis 1418 wohl reichlich zu tun hatten. Dann endlich wurde Oddo di Colonna zum Papst gewählt. Der Mann war bis dato als Theologe nicht weiter aufgefallen. Er musste nach seiner Wahl in vier Tagen zunächst zum Vikar, dann zum Priester und schließlich zum Bischof geweiht werden, bevor er im Münster als Papst Martin V. gekrönt werden konnte. Vor dem Konstanzer Konzil konkurrierten drei Päpste um den wahren Anspruch. Seitdem nennen die Konstanzer das alte Kaufhaus im Hafen Konzil. Henry Gerlach führt seine Touristen von dem alten Kaufhaus, in dem das Konzil getagt hatte, durch die Zollerstraße zum Münster. Die herrschaftlichen Bürgerhäuser der Altstadt zeugen von der mächtigen Zeit der Bodenseemetropole. Am Hohen Haus wurde, nach der Vorlage des Chronisten Ulrich von Richental, die Darstellung einer Marktszene aus der Zeit des Mittelalters übernommen. Die Wandmalerei zeigt teure Waren aus fernen Ländern. »Wer es sich leisten konnte, trank damals keinen Seewein«, weiß Gerlach, »das war Knechtswein. Wer es hatte, trank Burgunder.«
Papst Martin V. spendete seinen ersten Papstsegen im Konstanzer Münster. Das mächtige Kirchenschiff dominiert schon seit dem 12. Jahrhundert das Stadtbild. Das Bistum Konstanz zählte zu den größten des Kaiserreiches. Es reichte von Stuttgart bis Bern und von Freiburg bis Kempten.
Henry Gerlach ist nicht nur Stadtführer, sondern hat auch den Historischen Roman InNomine Diaboli über das Konstanzer Konzils geschrieben. Unbedingt lesen!
1
Rundgang zum Münster
Münsterplatz 1
Startpunkt:
Konzil
Hafenstraße 2
D-78462 Konstanz
Tourist-Information Konstanz GmbH
Bahnhofplatz 43
D-78462 Konstanz
+49 7531 133032
www.konstanz-tourismus.de
Es ist unklar: Ist der Abschnitt ein Teil des Bodensees oder ein Teil des Rheins? Die Konstanzer meinen: Seerhein. So nennen sie die sechs Kilometer lange Strecke zwischen der Konstanzer Rheinbrücke und dem Untersee, durch die das Bodenseewasser aus dem Obersee abfließt.
Beim alten Rheintorturm beginnt offiziell die Kilometerzählung des Rheins. Während seiner gesamten Reise vom österreichischen Rheinspitz durch den Obersee bis Konstanz wird das Rheinwasser schlichtweg negiert. Ab der Rheinbrücke ist der Rhein erstmals beidseitig an deutschen Ufern als Fluss sichtbar: linksrheinisch nur kurz, dann wird’s im Tägermoos wieder Schweizerisch; rechtsrheinisch dagegen kann man von der Unteren Laube über eine Fußgängerbrücke an verschiedenen neuen Restaurants vorbei flanieren, bis zum Naturfreundehaus des Wollmatinger Rieds.
Linksrheinisch liegt der Konstanzer Stadtteil Paradies. Im Paradies befand sich ursprünglich das Kloster Claustrum Paradisi – daher der biblische Name. Die Konstanzer Bauern beackerten die Felder schon immer im angrenzenden schweizerischen Tägermoos. Der Weg zu den Äckern auf schweizerischem Grund wurde dank Schmuggelwaren richtig ertragreich. Lange Zeit blühte der illegale Warenaustausch über die Staatsgrenze.
Heute sollen diese glorreichen Zeiten der Schmuggel-Bauern längst vorbei sein, geblieben ist der Schmugglerpfad entlang des Seerheins und der Name einer kleinen Kirche: »Brissago-Kapelle« sagen die Konstanzer zur St. Martinskirche im Paradies und deuten damit an, die Paradieser hätten ihr Gotteshaus mit illegalen Importen der berühmten Brissagio-Zigarren finanziert. Noch heute gehören die meisten Äcker im Tägermoos Konstanzer Bauern. Über den Gottlieber Zoll fahren noch immer Traktoren und Gemüsekarren.
Linksrheinisch führt ein romantischer Weg in den Schweizer Ort Gottlieben, wo es die berühmten süßen »Hüppen« gibt. Rechtsrheinisch verführt der Blick auf Konstanz und das Restaurant Anglerstuben mit täglich zwei gehobenen Menüs direkt am Steg der Konstanzer Angler.
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Seerhein
Alte Rheinbrücke bis Insel Triboldingerbohl
Am Seerhein
D-78462 Konstanz
Restaurant Anglerstuben
Reichenaustraße 51
78467 Konstanz
+49 7531 8180487
www.anglerstuben.com
Man sieht den kleinen Kanal kaum, der sich um das Inselhotel vor der Konstanzer Altstadt schlängelt. Doch er hat einem der prominentesten Hotels am Bodensee den Namen gegeben. Den Grundstein dafür legten 1235 Dominikanermönche mit der Gründung eines Klosters auf der kleinen Insel.
Nach der Säkularisierung stand das ehemalige Dominikanerkloster auf dem Inselchen vor Konstanz leer. Die Familie Macaire brachte die Wende. Sie bauten in die Kirche eine Fabrik. Deshalb war die Familie von Genf nach Konstanz gezogen. Doch außer Geld hatten sie noch einen weiteren Schatz in ihrem Reisegepäck: ihre Tochter Amélie Françoise Pauline, die Friedrich Graf von Zeppelin heiratete. Damit begann ein neues Kapitel für den gesamten Bodenseeraum, denn aus dieser Ehe stammte Graf Ferdinand von Zeppelin, später der Luftschiffbauer schlechthin – und der heute berühmteste Sohn des alten Gemäuers.
Wer sich heute in die Bar des Inselhotels setzt, fühlt sich dem genialen Grafen und seiner Zeit nahe. Hier hängt seine Geburtsurkunde, die jedem Besucher unmissverständlich klar macht: Graf Zeppelin war kein schwäbischer Friedrichshafener, sondern badischer Konstanzer.
Der Kreuzgang in dem noblen Hotel zeugt von einer ganz anderen Geschichte. Die Dominikanermönche frönten im Mittelalter keinesfalls dem Luxus. Heinrich Suso gehörte dem Konstanzer Orden an. Seine Schriften predigten Verzicht und Enthaltsamkeit. Auch der Prager Reformator Jan Hus war während seiner Zeit in Konstanz auf dem kleinen Eiland. Er wurde von den Dominikanermönchen bis zu seiner Verurteilung und seinem Tod am Scheiterhaufen gefangen gehalten.
Das Anwesen wurde vom Onkel des legendären Grafen Zeppelin in ein Inselhotel umgewandelt. Heute gehört das Hotel der Steigenberger-Gruppe. Aber nach wie vor ist in jeder Ecke und Nische die Vergangenheit durch Fresken und Wandmalereien zu sehen und zu spüren.
Tipp: kurzer Spazierweg von der Zeppelinbüste im Gondelhafen vor dem Konzil über den angelegten Stadtgarten auf die Insel, und dann mutig hinein in den noblen Kasten.
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Steigenberger Inselhotel
Auf der Insel 1
D-78462 Konstanz
+49 7531 1250
www.steigenberger.com/Konstanz
Graf-Zeppelin-Denkmal
Hafenstraße
D-78462 Konstanz
Um als echter Konstanzer anerkannt zu werden, muss schon der Großvater auf dem städtischen Friedhof beerdigt sein – oder man muss die heimische Küche beherrschen, wie Jens Wagner. Konstanzer, die sich bei ihm verwöhnen lassen, fragen nicht mehr nach seiner Herkunft, sie schmecken: Der Mann ist einer von ihnen, ein echter Konstanzer! Das Handwerk hat er in einem klassischen Berliner Gasthaus gelernt, nach Stationen in einigen Gourmetküchen wollte er schnörkellos kochen. »Klassiker der deutschen Küche sind deshalb Klassiker geworden, weil sie über Generationen unvergleichlich gut schmecken.« Trotzdem sucht er immer nach Stellschrauben, an denen man drehen kann, um etwas zu verfeinern. Nachdem er Omas Rinderrouladen scharfen angebraten hat, gart er sie »sous vide«, 24 Stunden bei 65 Grad. »So können die Aromen in Ruhe in das Fleisch einziehen und es wird dabei butterzart!«
Wagner outet sich schon in jungen Jahren als Fan der Traditionsküche und alten Schule. »Ich freue mich, wenn wir die Gäste mit der verfeinerten Zubereitung der Klassiker überraschen können«, schmunzelt er und serviert Rinderbacken sowie Lendchen ebenso butterzart. »Wichtig sind die besten Grundprodukte mit authentischem Geschmack, deshalb beziehen wir das Rindfleisch aus dem Allgäu und entnehmen die Lenden dem Oberschwäbischen Landschwein.«