Lieblingsplätze in Regensburg und der Oberpfalz - Heinrich May - E-Book

Lieblingsplätze in Regensburg und der Oberpfalz E-Book

Heinrich May

0,0

Beschreibung

Das Land rund um Regensburg, von der Donau bis zum Naab- und Regental, von Weiden und dem Oberpfälzer Wald über Böhmen zu den Ausläufern des Bayerischen Waldes birgt einzigartige Schätze in Kultur, Natur und Kulinarik. Neben Berühmtheiten wie der Walhalla und mittelalterlichen Burgen locken versteckte Plätze in der Stadt und im Grünen. Spannende Kuriositäten, Wandertouren für Groß und Klein, (sportliche) Abenteuer sowie Leckerbissen für Leib und Seele sind garantiert!

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 133

Veröffentlichungsjahr: 2024

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Lieblingsplätze in Regensburg und der Oberpfalz

Heinrich May

Impressum

Aus Gründen der Lesbarkeit und Sprachästhetik wird in diesem Buch das generische Maskulinum verwendet. Mit der grammatischen Form sind ausdrücklich weibliche sowie alle anderen Geschlechtsidentitäten berücksichtigt, insofern dies durch den Kontext geboten ist.

Alle Informationen wurden geprüft. Gleichwohl verändern sich Gegebenheiten, daher erfolgen alle Angaben ohne Gewähr. Sollte bei einem QR-Code ein Fehler angezeigt werden, sind wir für eine Nachricht dankbar. Auch über Ihr Feedback zum Buch freuen sich Autorin, Autor und Verlag: [email protected].

Sofern nicht im Folgenden gelistet, stammen alle Bilder von XY:

Domkapitel Regensburg (Michael Vogl) 14; Pfarrei Dreieinigkeitskirche 26; Stefan Gruber 48; Johannes Enke 60; Tourismusverband Ostbayern e.V. (Florian Trykowski) 66, 72; Stadt Berching (Anikó Kerl) 74, 76; Tourismusverband Ostbayern e.V. (Stefan Gruber) 78; Tourismusverband Ostbayern e.V. (Ulrike Eberl-Walter) 80; Vincent Beijk 82; Berschneider + Berschneider Architekten, Pilsach 86; Christian Giese/Rudolf Leit 88; Peter Martner 92; Landkreis Amberg-Sulzbach (Peter Neunteufel) 94; Landkreis Amberg-Sulzbach (Regina Wolfohr) 98; Tourismusverband Ostbayern e.V. (Florian Trykowski) 100; Landkreis Amberg-Sulzbach (Alfred Härtl) 104; Tourismuszentrum Oberpfälzer Wald 110, 114, 118, 120, 124, 132, 144, 148, 158, 162; Stadt Waldsassen 126; Tourismuszentrum Oberpfälzer Wald (Matthias Kunz) 130; Brauerei Chodovar 136; Pavlina Uhrová 140; Landratsamt Cham (Stefan Gruber) 142; Centrum Bavaria Bohemia e.V. 146; Wolfgang Nerb 150; inMotion PARK Seenland GmbH 160; Touristinfo Bad Kötzting 168; Touristinfo Blaibach 170; Landratsamt Cham (Stefan Gruber) 174

Alle Seitenangaben in diesem Buch beziehen sich auf die Seitenzahlen der gedruckten Ausgabe.

Besuchen Sie uns im Internet: www.gmeiner-verlag.de

1., überarbeitete Neuausgabe 2024

© 2020 – Gmeiner-Verlag GmbH

Im Ehnried 5, 88605 Meßkirch

Telefon 0 75 75/20 95-0

[email protected]

Alle Rechte vorbehalten

Lektorat/Redaktion: Ricarda Dück

Herstellung: Julia Franze

E-Book: Mirjam Hecht

Bildbearbeitung/Umschlaggestaltung: Susanne Lutz

unter Verwendung der Illustrationen von © ylivdesign – stock.adobe.com; © Instantly – stock.adobe.com; © Sylwia Nowik – stock.adobe.com; © Simp Line – stock.adobe.com; © SG- design – stock.adobe.com; © natbasil – stock.adobe.com; © Vlad Klok – stock.adobe.com; © SimpLine – stock.adobe.com; © pandavector – stock.adobe.com; © Katrin Lahmer; © Benjamin Arnold

Kartendesign: © Maps4News.com/HERE

Druck: AZ Druck und Datentechnik GmbH, Kempten

Printed in Germany

ISBN 978-3-8392-6338-9

Inhalt

Impressum

Römer, Bayern, Böhmen

Vorwort: Regensburg und die Oberpfalz

1 Weltwunder über der Donau

Regensburg: Steinerne Brücke

2 In der Werkstatt der Kirche

Regensburg: Domgarten

3 2.000 Jahre von unten erleben

Regensburg: Ausgrabung document Niedermünster

4 Einkaufen mit allen Sinnen

Regensburg: Donaumarkt am Alten Kornmarkt

5 Oh wie schön ist Bayern

Regensburg: Museum der Bayerischen Geschichte

6 Kastell unter dem Parkhaus

Regensburg: Ausgrabung document Legionslagermauer

7 Jüdische Geschichte

Regensburg: Neupfarrplatz

8 Süße Versuchung im Grünen

Regensburg: Stehcafé Schwammerl im Milchpilz

9 Über den Dächern der Stadt

Regensburg: Dreieinigkeitskirche

10 Mittelalterliches Märchenbuch

Regensburg: Portal der Schottenkirche St. Jakob

11 Zur schönen Gelegenheit

Regensburg: Erkundung der Altstadtgassen ab Hundsumkehr

12 Im schönsten Grün

Regensburg: Herzogspark

13 Ein Fest für alle Sinne

Regensburg: Botanischer Garten

14 Beim Namensgeber der Stadt

Regensburg: Regenufer

15 Grenze des Bayerischen Waldes

Regensburg: Keilberger Störung und Hohe Linie

16 Fernweh

Regensburg: Bayernhafen

17 Schwimmen in der Donau wie früher

Regensburg: Schillerwiese

18 Aus einem Traum geboren

Regensburg: Kloster Prüfening

19 Alpine Wanderung

Regensburg: Max-Schultze-Steig

20 Mit uralter Kraft an uraltem Ort

Pentling: Donaufähre Matting

21 Luft unter den Sohlen!

Nittendorf: Klettergebiet Schönhofen

22 Pilgerstätte früher und heute

Pettendorf: Prösslbräu Adlersberg im alten Dominikanerstift

23 Welch ein Schiffsbau!

Wenzenbach: Kirche St. Peter

24 Gedenkstätte für bedeutende Deutsche

Donaustauf: Walhalla

25 Eine der ältesten Bayerinnen

Thalmassing: Sankt-Wolfgangs-Eiche

26 Historische Perle des Naabtals

Kallmünz: Burgruine

27 Denkmal in herrlichster Lage

Kelheim: Befreiungshalle

28 Kulturwunder im Naturwunder

Kelheim: Kloster Weltenburg

29 Über dem Tatzelwurm

Essing: Burgruine Randeck

30 Bei den Königen der Lüfte

Riedenburg: Schloss Rosenburg mit Falkenhof

31 Faszination Wasser

Dietfurt an der Altmühl: Quelle und Obermühle Mühlbach

32 Ort der Symbiose

Berching: Benediktinerabtei Plankstetten

33 Kleinod des Mittelalters

Berching: Altstadt

34 Ein Bachbett wächst nach oben

Berching: Steinerne Rinne bei Erasbach

35 Friedlich Heimat des Feldherrn

Breitenbrunn: Pfarrkirche Maria Himmelfahrt mit Tilly-Monstranz

36 Historisches modern ergänzt

Parsberg: Burg Parsberg

37 Magische Unterwelt

Velburg: König-Otto-Tropfsteinhöhle

38 Ein Kassenschlager!

Pilsach: Juradistl-Landschaftskino Hilzhofen

39 Moderner Kontrapunkt

Neumarkt in der Oberpfalz: Stadtpark mit Museum Lothar Fischer

40 In der bayerischen Toskana

Hohenburg: Fledermaus-Haus

41 Die Tote im Paradies

Kastl: Klosterburg Kastl

42 Sterne im Überfluss

Ursensollen: Planetarium und Sternwarte

43 Unterwegs auf Stahlstiften

Hirschbach: Klettern am Norissteig

44 Unschätzbare Überraschungen

Königstein: Höhlen und Burgkapelle Breitenstein

45 Wüstenlandschaft auf Altlast

Sulzbach-Rosenberg: Industriedenkmal Schlackenberg

46 Prächtiges Mittelalter

Amberg: Spaziergang zum Marktplatz

47 Ausstellung mit Esprit

Amberg: Luftmuseum

48 Der größte Sandhaufen

Hirschau: Freizeitpark Monte Kaolino

49 Uralte Originalkulisse

Leuchtenberg: Burgruine Leuchtenberg

50 Kaffeegenuss im Bürgerhaus

Weiden in der Oberpfalz: Café Ristretto am Unteren Markt

51 Schönster Vulkankegel Europas

Parkstein: Basaltkegel Hoher Parkstein

52 Baudenkmal von europäischem Rang

Speinshart: Klosterdorf Speinshart

53 Schönstes Naturwunder des Landes

Neustadt am Kulm: Vulkanberg Rauher Kulm

54 Ein Ort der Superlative

Windischeschenbach: Geo-Zentrum an der KTB

55 Beim Zoigl sind alle gleich

Windischeschenbach: Zoigl-Bräukeller Schoilmichl

56 Wirbelndes Wasserschauspiel

Falkenberg: Waldnaabtal

57 Einzigartig wechselhafte Historie

Falkenberg: Burg Falkenberg

58 Hoch hinauf im Steinwald

Waldershof: Oberpfalzturm

59 Barockes Juwel im Stiftland

Waldsassen: Kloster Waldsassen

60 Wie im Mittelalter

Bärnau: Geschichtspark Bärnau–Tachov

61 Hoch, weit und kalt!

Bärnau: Langlaufzentrum Silberhütte

62 Wahrzeichen des Oberpfälzer Waldes

Flossenbürg: Burgruine Flossenbürg

63 Architekturjuwel im Wald

Tachov: Reitschule Světce

64 Dobrou chuť!

Chodová Planá: Brauerei und Hotel-Restaurant Chodovar

65 Prunkvolle Bauwerke

Teplá: Stift Tepl

66 Das verschwundene Dorf

Nemanice: Wüstung Lučina

67 König des Oberpfälzer Waldes

Česká Kubice: Berg Čerchov

68 Auf die Ebene hoch hinauf

Stadlern: Böhmerwaldturm

69 Ort der Völkerverständigung

Schönsee: Centrum Bavaria Bohemia

70 Die schönste Sonnenterrasse

Tiefenbach: Altenschneeberg

71 Urtümliche Landschaft

Thanstein: Prackendorfer und Kulzer Moos

72 In den guten alten Zeiten

Nabburg: Oberpfälzer Freilandmuseum

73 Herausragendes Ensemble

Nabburg: Kirche, Friedhofskapelle und Edelmannshof in Perschen

74 Mittelalter pur

Nabburg: Altstadt

75 Labyrinth unter der Stadt

Schwandorf: Felsenkeller

76 Völlig neue Sinneserfahrung

Steinberg am See: Erlebnisholzkugel

77 Karibik-Flair in der Oberpfalz

Wackersdorf: Murner und Brücklsee

78 Familienausflug zu den Tierfamilien

Teublitz: Wild- und Freizeitpark Höllohe

79 Zu Hexen und Geistern

Nittenau: Bootswandern auf dem Regen

80 Grüne Urahnin

Bad Kötzting: Wolframslinde

81 Ufo im Bayerwald

Blaibach: Konzerthaus Blaibach

82 Durch den Hohlen Stein

Falkenstein: Burg Falkenstein

83 Schöne Unterwelt

Rettenbach: Naturschutzgebiet Hölle

Karte 1

Karte 2

Römer, Bayern, Böhmen

Vorwort: Regensburg und die Oberpfalz

Was ist die Oberpfalz? Zunächst einmal nüchtern betrachtet, bildet sie einen von sieben Regierungsbezirken Bayerns. Mit etwa 9.700 Quadratkilometern Fläche und knapp 1,1 Millionen Einwohnern gilt sie als eine der kleineren und eher dünn besiedelten Regionen des Freistaats. Aus geologischer Sicht ist sie wiederum eine Gegend mit vielen Mittelgebirgen wie dem Oberpfälzer Wald, dem Steinwald, dem Oberpfälzer Jura und dem oberen Teil des Bayerischen Waldes. Durchzogen werden die Felsmassive von den großen Flusstälern von Naab und Regen. Dazwischen erstrecken sich flache Landschaften mit unzähligen Weihern – und einigen (erkalteten) Vulkanen.

Sprachlich gehört fast die gesamte Oberpfalz zum bairischen Sprachraum. Im Norden und in der Mitte wird Nordbairisch gesprochen, mit dem berühmtesten Laut, dem »ou«, wie in »Kou« (Kuh) oder »Our« (Ohr). Im Westen geht der Dialekt ins Fränkische über, im Süden ins Ober- und Niederbayerische. Historisch betrachtet, wurde der Landstrich schon in früher Vorzeit besiedelt, beginnend vom Donautal, die Flusstäler der Naab und des Regens hinauf. Die Kelten dominierten für einige Jahrhunderte die Gegend, bis sie von den Germanen abgelöst wurden. Die Römer besetzten Castra Regina (Regensburg), wurden aber ebenfalls von Germanen und anderen Volksstämmen vertrieben. Mitte des 6. Jahrhunderts setzten sich die Agilolfinger als führende Adelsfamilie der Bajuwaren durch und wählten Regensburg als Herrschaftssitz. Gegen Ende des 8. Jahrhunderts setzte Karl der Große der Unabhängigkeit vorerst ein Ende und verleibte Bayern und den sogenannten Nordgau dem Fränkischen Reich ein. Später gehörte Letzterer zum Territorium der Wittelsbacher. Die wiederum teilten sich im 14. Jahrhundert in die bayerische und die pfälzische Linie mit Sitz in Mainz. Da die Stadt am Rhein niedriger liegt als die Gebiete im Osten, bildete sich der Name »Oberpfalz« heraus.

In kulinarischer Hinsicht wird die Region gerne »Erdäpfelpfalz« genannt, weil sich früher die arme Bevölkerung hauptsächlich von Kartoffeln ernährt haben soll. Dazu tranken sie ihr Bier, den »Zoigl«. Beides schmeckt heute noch, und ich empfehle, einen »Bröselschmarrn« oder »Bauchstecherla« zu probieren! Und doch hat die Gegend natürlich über Erdäpfel und Bier hinaus weitere Genüsse zu bieten: eine Menge feiner Süßspeisen oder vorzüglichen Wein aus dem eigenen kleinen Anbaugebiet zwischen Regensburg und Kruckenberg.

Schon diese kurze Ausführung zeigt, dass die Oberpfalz vieles ist – aber kein einheitliches Gebilde. Alle Grenzen sind fließend, und das zeichnet meine Heimat für mich aus: Sie ist eine Region enormer Bandbreite, die Gebirge und Täler, verschiedene Dialekte und historische Ursprünge umfasst – und bis nach Tschechien und Böhmen reicht. Waren wir auch bis 1989 rund 40 Jahre von unseren Nachbarn getrennt, blieb die kulturhistorische Einheit stets bestehen. Daher habe ich mir erlaubt, für einige Plätze die (territorialen) Grenzen zu überschreiten. Westböhmen sowie Kelheim und das Altmühltal in Niederbayern schließen sich nicht nur unmittelbar an die Oberpfalz an, sondern sind in mancher Hinsicht eng mit ihr verbunden.

Regensburg ist aufgrund seiner Größe der Kulminationspunkt der Region – geschichtlich jedoch nicht, weil die Stadt erst seit 1810 zu Bayern und der Oberpfalz gehört. Zudem liegt sie am südlichen Rand, sodass auch Amberg, Neumarkt, Schwandorf und Weiden ihren Raum erhalten und Zentren in ihren Kreisen bilden. Und die kleineren Gemeinden in der weiteren Umgebung ergeben weitere (kleinere) Zentren, was man nicht zuletzt an den beliebten Autokennzeichen wie BUL, KÖZ, oder WÜM ablesen kann.

Somit ist die Oberpfalz vor allem ein Landstrich der Vielfalt: Landschaft, Sprache, Kulinarik, Geschichte – alle Aspekte der Kultur vereinen die Region und zeigen sich in deren Ecken zugleich unterschiedlich. Und überall sind sich »die Oberpfälzer« dessen bewusst, vielleicht sogar ein wenig stolz darauf. Sie sind gerne zu Haus. Aber sie tragen ihre Heimatliebe nicht zur Schau. Viel mehr wirken sie auf den ersten Blick zurückhaltend oder gar verschlossen. Aber das ist nur ein flüchtiger Eindruck. Sobald man sich auf die Menschen einlässt, öffnen sie sich, sind gastfreundlich und herzlich. So wie letztlich die gesamte Region: Sie ist unheimlich bunt und reich an schönen Plätzen. Wahren Lieblingsplätzen. Ich lade Sie ein, diese mit mir zusammen zu besuchen!

1 Weltwunder über der Donau

Regensburg: Steinerne Brücke

Mein erster Lieblingsplatz ist zugleich ein Wahrzeichen der Stadt Regensburg: die Steinerne Brücke. Ihre unglaubliche Geschichte kann man sich heute kaum mehr vorstellen: Im Jahr 1135 n. Chr. gehen die Regensburger Bürger her und errichten in nur elf Jahren eine Brücke über die Donau, wie sie sicher keiner der Baumeister zuvor gesehen hatte. Sie überspannt mit ursprünglich 16, heute noch 15 sichtbaren Bögen und einer Länge von 336 Meter den gesamten Fluss mitsamt Nebenarmen. Über lange Zeit war sie der einzige feste Donauübergang zwischen Ulm und Wien. Sie trotzte allen Hochwässern und Eisstößen, nur der Mensch wurde ihr wirklich gefährlich: Im Dreißigjährigen Krieg und in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs sprengten die Verteidiger aus Angst vor den herannahenden Feinden Teile des Bauwerks. Aber es wurde wiederaufgebaut.

Anfang des 20. Jahrhunderts gab es sogar Pläne, die Brücke wegen Behinderung der Schifffahrt abzureißen und durch einen Neubau zu ersetzen. Zum Glück wurden diese Pläne nie umgesetzt. Und zum Glück wurde die Steinerne 2008 endgültig für den Straßenverkehr gesperrt und konnte grundlegend saniert werden, was dringend nötig war. Heute glaubt man kaum, dass an dieser Stelle noch vor nicht allzu langer Zeit Autos und Busse den Fluss überquerten.

Der ideale Platz, dieses wahrlich wundervolle Bauwerk zu betrachten und zugleich den schönsten Ausblick auf die Altstadt zu genießen, befindet sich unterhalb der Brücke am Beschlächt. Von dem Steindamm aus, der auf Holzpfählen errichtet wurde, wirkt sie besonders beeindruckend. Imposant trotzen die mächtigen Pfeiler und Quader der starken Strömung des Flusses. Angesichts des imposanten Baus meint man, es müsse vor bald 900 Jahren doch mit dem Teufel zugegangen sein, so unglaublich erscheint die Geschichte!

Kehren Sie nach einem Spaziergang über den Fluss, je nach Wetterlage, in einen der beiden Biergärten oder am Brückenkopf in Stadtamhof in eines der Cafés ein. Von dort kann man das Treiben auf der Steinernen Brücke gut beobachten.

Steinerne Brücke

D-93059 Regensburg

Tourist-Information Regensburg

Altes Rathaus

Rathausplatz 4

D-93047 Regensburg

+49 941 5074410

2 In der Werkstatt der Kirche

Regensburg: Domgarten

Den gesamten Regensburger Dom in aller Kürze zu beschreiben ist unmöglich. Deshalb bleibe ich unmittelbar an meinem Lieblingsplatz stehen – im östlich gelegenen Domgarten. Hier kann ich das wunderbare Bauwerk der Hochgotik, eines der bedeutendsten östlich des Rheins, in aller Ruhe genießen und vor allem in seine Geschichte eintauchen.

An dieser Stelle standen die Vorgängerbauten der heutigen Kathedrale. Bereits 739 n. Chr. gründete der heilige Bonifatius das Bistum, dessen Bischofsresidenz sich an dem Standort im ehemaligen Castra Regina befand, mit der Porta Praetoria daneben. Mehrmals brannten die früheren Gebäude ab, oder sie waren zu klein und wurden prächtiger wiederaufgebaut. Auch der unmittelbare Vorgängerbau des Domes, von dem heute noch der Eselsturm steht, wurde im Jahr 1273 durch einen Brand zerstört. Die Stadt Regensburg, die damals ihren Höhepunkt an Wachstum und Reichtum erreicht hatte, beschloss, stattdessen eine Kathedrale in dem neuen angesagten französischen Baustil zu errichten. Man holte Baumeister und Handwerker, die über Generationen hinweg ein Meisterwerk der Gotik schufen.

Vom Domgarten aus lassen sich einige der architektonischen Innovationen der Gotik bestens studieren: Die Mauern wurden fili­graner und höher als die der früheren Kirchen. Statt das Gewicht von mächtigen Wänden tragen zu lassen, wurden nun die gewaltigen Kräfte von einem außenliegenden System an Bögen, Streben und Pfeilern nach unten abgeleitet.

Im Domgarten wird man heute noch Zeuge des ausgeklügelten Bauverfahrens. In der angrenzenden Dombauhütte behauen ein Dutzend Steinmetze Blöcke für die Kathedrale – mit mittelalterlichem Werkzeug, wie es einst genutzt wurde und nun in der eigenen Schmiede hergestellt wird.

Setzen Sie sich gegenüber dem Hauptportal in eines der Cafés, genießen Sie die kulinarischen Genüsse und die Aussicht auf den Dom. Oder Sie lassen sich beim Hutmacher am Dom gleich noch neu »behüten«.

Blick auf den Dom

Domgarten St. Peter

Domplatz 1

D-93047 Regensburg

+49 941 59701

Der Hutmacher am Dom

Krauterermarkt 1

D-93047 Regensburg

+49 941 51840

3 2.000 Jahre von unten erleben

Regensburg: Ausgrabung document Niedermünster

Fast 2.000 Jahre Kulturgeschichte an einem Ort und Regensburg in seiner Entwicklung von der Zeit der Römer über die der Agilolfinger und Liudolfinger nachspüren – das ist im document Niedermünster möglich. Im Untergrund der romanischen Niedermünsterkirche reisen Besucher weit in die Geschichte Regensburgs und Bayerns.

In fünf Meter Tiefe sind zuallerunterst Zeugnisse der römischen Bebauung zu finden – wohl damals Sitz der Offiziere. Darüber zeigt sich eine steinerne Saalkirche, die um das Jahr 700 errichtet wurde. Sie stellt das früheste nachweisbare Zeugnis der Agilolfinger dar, aus deren Geschlecht die ersten bayerischen Herzöge stammten, und ist zugleich eine der ältesten Steinkirchen in ganz Bayern. Sie birgt das Grab des heiligen Erhard, einer der Patrone des Bistums Regensburg. Es ist über 1.300 Jahre alt, wurde der Wanderbischof doch bereits wenige Jahre nach der Errichtung des Sakralbaus beigesetzt.

Auch die Ursprünge des nachfolgenden Gotteshauses aus dem 8. oder frühen 9. Jahrhundert gehen mit Tassilo III. auf einen Agilolfinger zurück. Der letzte Herzog dieses Geschlechts gründete damit zugleich eines der ältesten Klöster in Bayern. Wahrscheinlich besuchte sogar Kaiser Karl der Große des Öfteren diese Kirche.

Wenig später aber war das Gebäude offenbar zu klein geworden, und in der Mitte des 10. Jahrhunderts wurde ein drittes errichtet. In jener Zeit erlebte Niedermünster, das nunmehr ein Frauenstift geworden war, seine Blüte. Davon zeugen die prächtigen Gräber des Herzogs Heinrich I. und seiner Frau Judith sowie von Gisela von Burgund, der Mutter Kaiser Heinrich II.

Die heutige, vierte Kirche an dieser Stelle stammt aus dem 12. Jahrhundert und wurde später barock umgestaltet. Sie markiert das nahe Ende des Besuchs in der Unterwelt, bevor man langsam ins 21. Jahrhundert wiederemporsteigt.