Live – Das Roadbook - Roland Kaiser - E-Book
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Live – Das Roadbook E-Book

Roland Kaiser

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Beschreibung

Ein Livekonzert in Buchform: mitreißend, Gänsehautgefühle, unvergessliche Momente

Ein Flirren liegt in der Luft, ein Glücksgefühl …
Zehntausende strömen zu seinen Konzerten: in die Berliner Waldbühne und zur Kaisermania nach Dresden, nach Wien, Zürich, Erfurt und Bremen – seit fast 50 Jahren steht Roland Kaiser auf der Bühne und ist heute erfolgreicher denn je. Sein neues Album Perspektiven: auf Platz 1 der Albumcharts und in Rekordzeit mit Gold ausgezeichnet. Warum hast du nicht nein gesagt: Sein Duett mit Maite Kelly ist mit über 150 Millionen Aufrufen eines der erfolgreichsten Schlagervideos aller Zeiten. Seine Konzerte: ausverkauft innerhalb von Minuten.
Live – Das Roadbook fängt die unvergleichliche Atmosphäre dieser Events ein: magische Momente, die Verbundenheit von Künstler, Band und Fans – und dieses alle erfassende, überwältigende Glücksgefühl. Wie von selbst erwachen die bekannten Songs, und wir sind hautnah dabei, wenn Roland Kaiser auf Tour geht. Er nimmt uns mit in den Tourbus, gibt exklusive Einblicke backstage und erzählt von seinen Anfangsjahren, als er es sich nicht hätte träumen lassen, einmal vor zigtausend begeisterten Fans zu singen …
Auch die vielen Menschen auf und hinter der Bühne, ohne die die Magie seiner Konzerte nicht entstehen könnte, erzählen vom Musikmachen und vom Leben unterwegs: die Musikerinnen und Musiker seiner Band und die Crew, die ganze große Familie auf Zeit, die immer wieder gemeinsam auf Tour geht und für die Fans unvergessliche Erlebnisse schafft: »Der Kaiser … er rockt!«

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Seitenzahl: 161

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Originalausgabe 2023

Copyright © 2023 by Wilhelm Heyne Verlag, München,

in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH,

Neumarkter Straße 28, 81673 München

Text und Konzeption: Sabine Eichhorst

Fotos: Paul Schirnhofer

Konzept/Artdirection: Martina Eisele, Eisele Grafik·Design, München

Redaktion: Andrea Kunstmann

Covergestaltung: Georg Babetzky, punktdesign, Münster

Coverfoto: Paul Schirnhofer

Satz: Martina Eisele, Eisele Grafik·Design, München; Uhl+Massopust GmbH, Aalen

ISBN 978-3-641-30453-9V002

www.heyne.de

 

Für meine Fans, Ihr bereichert mein Leben.

Für mein Publikum, ohne Euch gäbe es diese wundervollen Auftritte nicht.

Für mein Team, meine Crew und meine Band.

Für meine Familie.

Für Silvia.

Danke.

Berlin, Waldbühne Freitag, 15.7.2022

15.50 Uhr

Noch ist es still. Die leeren Tribünen ziehen sich in strenger Symmetrie den Hang hinauf. Treppenaufgänge unterteilen die Ränge, helle steinerne Bänder, gerahmt vom Grün halbhoher Hecken an den Geländern. Die Berliner Waldbühne wurde für die Olympischen Spiele 1936 gebaut, angeregt von Joseph Goebbels, angelehnt an die Architektur antiker Theater. Das Einzige, was aus der Strenge heraussticht, ist ein weißes Zeltdach in der Mitte, gegenüber der Bühne. Früher war hier die Führerloge, heute sitzen Toningenieure und Lichtgestalter an Mischpulten und Reglern, vor Laptops und Bildschirmen.

Gegenüber, über der Bühne, spannt sich ebenfalls ein Zeltdach, größer und ausladender – geradezu ikonisch in seinem charakteristischen Schwung und den beiden Spitzen links und rechts. Bühnentechniker richten noch Mikrofone ein, jemand stimmt eine E-Gitarre. In zehn Minuten beginnt der Soundcheck.

Der Himmel über Berlin ist weiß wie Milch.

16.57 Uhr

Die Security zieht ein. Dutzende Ordner schwärmen aus – dunkel gekleidete Gestalten in Warnwesten strömen zeitgleich vom oberen Rand des Talkessels die Tribünen hinab, verteilen sich über die Ränge, leuchtendes Orange vor monochromem Grau, das Ganze wirkt wie eine Ballettchoreografie. Über den Bäumen hinter den Rängen schwebt die Spitze des Olympia-Glockenturms.

Die Waldbühne gilt als eine der schönsten Freilichtbühnen Europas, die Rolling Stones und die Berliner Philharmoniker treten hier auf, Eric Clapton, Iron Maiden, Björk.

17.30 Uhr

Vorn beginnt der Einlass, backstage gehen Crew und Band essen. Alle sitzen an Bierzelttischen unter Bäumen – Braten mit Soße, veganes Schnitzel, Salat, Kuchen, Kaffee, Wasser, Saft. Alle wirken entspannt und gut gelaunt, reden, lachen.

Jenseits des kleinen Wäldchens, das Backstagebereich und Freilichtbühne trennt, füllen sich währenddessen die Ränge. Man sieht das Publikum nicht, hört nur die Geräuschkulisse, dieses gleichmäßige Stimmengewirr, das langsam und beständig anschwillt, immer wieder unterbrochen von einzelnen Rufen, von Gelächter. Heitere Wellen der Vorfreude, die herüberschwappen. Ein Flirren liegt in der Luft, eine leise Aufgeregtheit.

In gut zwei Stunden beginnt das Konzert.

19.45 Uhr

Er ist pünktlich, wie immer. Höflichkeit und Rock ’n’ Roll schließen sich nicht aus. Er trägt Anzug, wie immer, auch das Ausdruck seines Respekts. Wenn mein Publikum sich gut anzieht, weil es ins Konzert geht, sagt Roland Kaiser, dann tue ich das selbstverständlich auch.

Im nächsten Moment bricht ein Sturm los ...

Backstage

Die Musiker kommen, und es schallt durch die Waldbühne: Let meeee entertain youu! Drängende Gitarren, ein treibendes Schlagzeug, Klavier, Keyboards und buntes Scheinwerferlicht. Das Publikum jubelt. Im nächsten Moment ein fließender Übergang zum Intro von Kurios – und dann tritt auch Roland Kaiser aus dem Dunkel. Die Fans klatschen begeistert, rufen seinen Namen – und er geht langsam vor zum Bühnenrand, schaut in dieses Meer von Menschen vor sich, lächelt und verbeugt sich.

Und dann: Schlafzimmerblick, dazu ein Spitzenrosé …

Das Publikum singt mit: … gefühlte tausend Tage Sehnsucht! Überall halten Fans rote Pappherzen in die Luft und Schilder: ROLAND, WIR LIEBEN DICH! Die Gitarren drängen weiter, die Drums treiben, das Klavier, die Keyboards, und dann singen alle: Vergessen ist, was war, wir sind wieder daaa …

In weniger als zwei Minuten singt und tanzt die gesamte Waldbühne.

Das zweite Lied: Ich glaub, es geht schon wieder los. Ein rockiges Intro – wer spielt hier, irgendeine angesagte US-Band? Das Publikum geht mit, singt, tanzt. Ein Mann – auf seinem T-Shirt prangt Das Beste am Leben – küsst seine Frau. Sie strahlt ihn an.

Stark. Junge Frauen tanzen auf den Rängen, mitteljunge, mittelalte, noch ältere. Ältere Männer wiegen sich im Takt, mittelalte, mitteljunge, ganz junge. Ein Mann mit Siegelring hat einen verdammt sexy Hüftschwung.

Der Himmel über Berlin reißt auf.

Kein Problem. Überall rücken Pärchen zusammen: Eine Frau umarmt ihren Partner, er küsst ihr Haar. Ein Mann prostet seiner Liebsten mit einem Roland-Kaiser-Becher zu – sie greift zu, erst nach dem Becher und dem Kaiser, dann nach ihrem Mann. Verkäufer mit Bauchläden voller Bier und Erdbeerbowle schieben sich durch die ausgelassene Menge.

Santa Maria: Eine akustische Gitarre und sanftes Umnana, Umnana des Chors – Beifall brandet durch die Waldbühne. Alle schunkeln im Takt und singen ab Zeile 1 unisono: Santa Maria, Insel, die aus Träumen geboren ...

Amore mio: Noch lauterer Jubel, noch mehr Euphorie. Der stern nannte Roland Kaiser einst den »Soft-Pornografen des deutschen Schlagers«. Er selbst sagt, er wolle Geschichten erzählen, lebensnahe Geschichten, zum Beispiel davon, wie sich Menschen ins Abenteuer der Liebe stürzen. Dabei hat er sich nie gescheut, Amor um Eros zu erweitern, und so liegt in seinen Liedern etwas, das – jenseits aller Klischees – jede und jeden hier berührt, weil jeder und jede es schon einmal erlebt hat, irgendwie. (Ein paar Jahre später nannte Christiane Rösinger in der taz Kaiser übrigens »einen traurigen Philosophen, gefangen im Körper eines deutschen Schlagersängers«.)

Dann, zack, ein Sprung ins Jahr 2019: Kein Grund zu bleiben, ein Lied darüber, wie wichtig es ist, stets für seine Träume einzustehen. Frauen mit Blumenkränzen im Haar werfen Küsse in die Menge, und beim zweiten Refrain scheinen sämtliche 22 000 Menschen in der Berliner Waldbühne mitzusingen. Sie lachen und sie tanzen, sind Teil von etwas Ganzem – die Open-Air-Bühne ist ein brodelnder Kessel.

»Von solchen Abenden habe ich geträumt«, sagt Roland Kaiser, »es ist toll, hier zu sein!«

Tosender Applaus.

Über den Wolken – eine Hommage an seinen geschätzten Kollegen Reinhard Mey, alle singen mit.

Die Gefühle sind frei – ein Song von 1983, geschrieben mit Norbert Hammerschmidt, auf einer der zahllosen Fahrten jener Jahre, von Konzert zu Interview zu Fotoshooting zu TV-Auftritt.

Die Fans feiern

Auch damals stand sein Name für Hits, doch er war einer, der sich suchte. Heute erfindet er sich neu, denn er hat sich längst gefunden.

Das Beste am Leben – eine Ode ans Leben und der Appell, immer wieder etwas zu wagen. Ein Mann in himmelblauem Sakko tanzt noch wilder als alle Frauen um ihn herum, ein Pärchen mit Leuchtbrillen (seine blau, ihre rot) fällt sich in die Arme, und eine Brezelverkäuferin reckt den linken Arm im Takt in die Höhe, mit dem rechten hält sie ihren Bauchladen fest.

Der Himmel über Berlin ist hoch und heiter.

Und dann:

Es brennt noch Licht am HorizontDas Böse hat noch nicht gewonn′n

Die Botschaft unserer Tage. Worte, nach denen alle lechzen.

Nimm meine Hand, dann sind wir zweiWir schießen höchstens am Ziel vorbeiDenn ich bin ein Träumer, einer von vielenUnd ich seh weiße Fahnen weh′n

Liebe kann uns retten – Geigen, Bratsche, Cello mischen sich mit dem Gesang glücklicher Fans, mit entschlossener Zuversicht überall auf den Rängen, und dazu schwenken 22 000 Hände im Takt weiße Taschentücher.

Lang nicht mehr gemacht: Türkis, Lila, Blau und gleißendes Weiß – auf der Bühne explodiert ein Farbspektakel. Der Song erzählt von einem Paar, das endlich tut, was wir alle viel zu selten tun im Trubel des Alltags: Es besinnt sich auf sich, feiert seine Liebe, holt sich den Glanz der ersten Tage zurück. Eine Frau schaut zu ihrem Mann – er umarmt und küsst sie. Ein anderer Mann streicht seiner Frau über die Wange – und sieht sehr verliebt aus.

Lieb mich ein letztes Mal: Alle singen mit, eine Frau, um die sechzig, singt besonders inbrünstig, während ein Mann, um die vierzig, ihr zusieht, schüchtern irgendwie, selbst bewegt er nur ab und zu die Lippen. Schließlich steht er auf und geht Bier holen.

Alles was du willst: Ein Paar tanzt Discofox, mit jeder Drehung zieht der Mann die Frau näher, beim dritten Refrain drückt er sie an sich, seine Hände auf ihrem Po. Vorn auf der Bühne tritt Tina Tandler vor, ihre roten Locken leuchten, als sie den Kopf in den Nacken legt, das Saxofon hebt und zu einem Solo ansetzt. Sollte irgendwo in diesem Toben doch noch jemand auf seinem Platz sitzen, ist ihm wirklich nicht zu helfen …

Manchmal möchte ich schon mit dir: Bässe wummern, lassen den ganzen Körper beben. Flirten, Lachen, tiefe Blicke und geschätzte 22 000 Stimmen, die voller Hingabe einstimmen. Überall liegen sich Paare in den Armen, ein paar Frauen wirbeln singend eine Treppe hinunter und filmen sich dabei, eine trägt ein T-Shirt: Roland, ich will mit dir singen! (Vor vierzig Jahren stand auf Fan-Shirts: Roland, ich will ein Kind von dir!)

Midnight Lady. Gegen die Zeit. Schach Matt. Auf der Bühne wird es dunkel. Ein einzelner Scheinwerfer fällt auf den Gitarristen – und Jörg Weißelberg spielt Klanggebilde, die an allerbeste Italowestern und Ennio Morricone erinnern und an die Surfbands der 1960er-Jahre, die Beach Boys, die Shadows, an Dick Dale und seinen schnellen Stakkato-Anschlag, seine Hall-Experimente. Dann setzen die Streicherinnen ein, das Akkordeon, die Drums treiben, und bald singen Tausende auf den Rängen aus brennenden Kehlen Lalalalalala … und tanzen hemmungslos zum Allegro von Brahms Ungarischem Tanz Nr. 5, den Kaiser und die Band als Schmankerl ins Lied eingebaut haben und der sich einfügt, als hätte Brahms ihn für Schach Matt komponiert.

»Vor nicht allzu langer Zeit …« Er wartet, bis der Applaus sich legt. »Vor nicht allzu langer Zeit habe ich tatsächlich meinen 70. Geburtstag gefeiert …«

Die Fans singen Happy Birthday.

Etwas ruhiger geht es weiter: Im Duett mit Billy King singt Roland Kaiser Ich bereue nichts – To all the girls I’ve loved before. Im Publikum zücken sie Handys, lassen Taschenlampen aufleuchten, überall blinken bunte Kaiser-Kronen.

Dann zieht das Tempo wieder an. Der Beat von Sag mir wann reißt alle mit, wieder hüpfen und klatschen sie im Takt, tanzen und singen: Sag mir wie, sag mir wo, sag mir wann … Die ersten Takte von Sag ihm, dass ich dich liebe, und ein Aufschrei geht durch die Menge. Euphorischer Jubel bei Gegen die Liebe kommt man nicht an, Tausende tauchen ein, tauchen ab, glückliche Gesichter, überall. Eine dunkle Bühne bei Im 5. Element, dann heben grüne und blaue Spots den Gitarristen, den Drummer heraus, die E-Gitarre fliegt, sphärische Klänge wie bei Pink Floyd, große Hallräume und Delays, die Echos erzeugen, und die Drums dröhnen und dringen durch und durch. Die Keyboards setzen ein, treiben, der Bass wummert, auch er geht durch und durch – der ganze Körper ist Musik, das Herz lacht, die Seele saugt sich voll, diese Freude, diese Ausgelassenheit, dieses Glück! Vergessen die Krisen, die Probleme der Welt, aller Alltag. Leben nur im Hier und Jetzt.

Nach zweieinhalb Stunden verbeugt sich Roland Kaiser. »Ich danke euch für diesen wunderbaren und emotionalen Abend. Es war mir und dieser fantastischen Band eine Ehre. Wir haben uns sehr wohlgefühlt und freuen uns heute schon auf ein Wiedersehen mit euch!«

Nicht endender Jubel.

Selige Gesichter.

Und ein letzter Song: Extreme. Wieder leuchten 22 000 Handys, und Lee Caspi zeigt, dass auch ein Cello absolut rock- und open-air-tauglich ist.

Dann … ist das Konzert zu Ende.

Nein, ein allerletzter Refrain noch: Extreme … und deshalb liiiiiiiiiiieb ich dich.

Und Abgang.

Damn, kann Schlager rocken.

Minutenlanger Applaus, Standing Ovations. Johlen, Pfiffe, Sprechchöre und Fangesänge schallen durch die Waldbühne: 22 000 Menschen, die auf keinen Fall nach Hause wollen, rufen: Zugabe, Zu-ga-be, ZU-GA-BE!

Roland Kaiser und die Band kommen zurück auf die Bühne. Dich zu lieben – noch ein Opening, das es mit jeder Rockband aufnimmt. Von jetzt auf gleich ist die Stimmung wieder am Siedepunkt. Ein Paukenschlag – und wieder wilder Beifall, Handylichter, frenetische Fröhlichkeit: Joana, geboren, um Liebe zu geben singt das Publikum in die Berliner Nacht.

Die ersten Takte der dritten Zugabe gehen dann sogar im Applaus unter: Mit Christiane Eiben, seiner langjährigen Background-Sängerin, singt Roland Kaiser jenen Song, der ihm nach vierzig Jahren im Musikgeschäft, nach schwerer Krankheit, einer Lungentransplantation und Monaten, in denen er keine Stimme mehr hatte, ein fulminantes Comeback bescherte. Ein Comeback, mit dem niemand, er selbst am wenigsten, gerechnet hatte: Warum hast du nicht nein gesagt …

Die Fans singen mit, und als das Lied zu Ende ist, auf dem Höhepunkt aller Seligkeit, singen sie weiter:

Oh, wie ist das schönOh, wie ist das schönSo was hat man lange nicht geseh’nSo schön, so schön!

21.58 Uhr

Roland Kaiser verbeugt sich. Wartet, bis der Applaus langsam nachlässt, und stellt seine Musiker und Musikerinnen vor, bedankt sich bei ihnen. Er bedankt sich bei der Technik. Er bedankt sich beim Publikum. »Bleibt gesund und voller Zuversicht, kommt gut nach Hause und bis zum nächsten Mal!« Die Bühne erstrahlt in tiefblauem Licht, und die Streicherinnen setzen ein: Bis zum nächsten Mal … Ein letztes Mal tritt Tina Tandler vor, hebt ihr Saxofon, spielt ein letztes Solo. Ein letztes Mal leuchten 22 000 Handys auf, ein Meer aus Licht und Glückseligkeit. Eine Frau – I ♥ ROLAND auf der Brust – wischt sich Tränen von den Wangen.

22.03 Uhr.

»Danke, Berlin!« Eine weitere, tiefe Verbeugung. Feuerwerk und ein rot leuchtender Himmel. Ein gleißender Schriftzug auf der LED-Wand am Ende der Bühne: auf wiedersehen …

22.07 Uhr.

Die Musikerinnen und Musiker verbeugen sich, Roland Kaiser verbeugt sich, und 22 000 Menschen klatschen und klatschen, hören einfach nicht auf. Selige Gesichter, wohin man schaut.

Der Kaiser … er rockt.

Tagesplan

Freitag, 15.07.2022, Berlin, Waldbühne

 

 

10.00 – 10.30 Uhr

Get in: Crew

11.00 Uhr

Load in

13.00 Uhr

Mittag

13.00 – 15.00 Uhr

Mittagsruhe

15.00 Uhr

Abfahrt Band-Shuttle vom Hotel:

 

Sherita, Billy, Frieda

15.00 Uhr

Linecheck Crew

15.30 Uhr

Get in: Band

16.00 Uhr

Band auf Bühne

16.30 Uhr

Soundcheck Roland & Band

17.30 Uhr

Einlass

17.30 Uhr

Dinner

19.45 Uhr

Konzertbeginn

22.15 Uhr

Planmäßiges Konzertende

 

 

Anschließend: Get together backstage

mit Family & Friends

 

 

 

02.00 Uhr

Abfahrt Nightliner

»Die Waldbühne ist ein ganz besonderer Ort.

Ich bin in Berlin geboren, 1952. In den ersten Jahren nach dem Krieg hallte noch die Erinnerung an die Olympischen Sommerspiele von 1936 nach: Wegen des Ersten Weltkriegs war Deutschland in den 1920er-Jahren nicht zur Olympiade eingeladen worden, mit der Vergabe der Spiele nach Deutschland hätte man sich der Welt dann als geläuterte Nation präsentieren können, doch Hitler instrumentalisierte sie für seine Propaganda. Nach 1945 wurde die Waldbühne zum Freiluftkino; auch im Rahmen der Berlinale, die damals im Sommer stattfand, wurden dort Filme gezeigt. Es fanden Boxkämpfe statt; Max Schmeling verlor in der Waldbühne seinen letzten öffentlichen Kampf und erklärte noch im Ring das Ende seiner Karriere. Zeremonien wie die Trauerfeier für den Politiker Kurt Schumacher wurden in der Murellenschlucht westlich der Bühne ausgerichtet. In den 1960er-Jahren fanden auch Open-Air-Konzerte statt.

Ich war im September 1965 zum ersten Mal in der Waldbühne. In meiner Familie ging man nicht ins Konzert, doch ich hatte mein Taschengeld zusammengekratzt und war heimlich vom Wedding hinaus zum Olympiagelände gefahren. Die Rolling Stones musste ich sehen. Beatles oder Stones, das war damals quasi eine Glaubensfrage, und für mich war die Antwort klar: Die Beatles spielten schöne Melodien – aber die Stones, die spielten echten Rock ’n’ Roll. Ihre Musik packte mich tief im Inneren, sie packte viele Jugendliche, denn sie war unangepasst, sie hatte etwas Archaisches. Erstaunlicherweise ließ man mich hinein, obwohl ich erst dreizehn war und sicher nicht besonders erwachsen aussah …

Das Konzert wurde legendär: Die Stones spielten nicht sehr lange und nach Meinung mancher Fans auch nicht besonders gut. Sie protestierten und – I can’t get no satisfaction – zerlegten enttäuscht und wütend die Bestuhlung. Über Stunden prügelten sie sich mit der Polizei, die ihrerseits Wasserwerfer auffuhr.

The Rolling Stones 1965 in der Berliner Waldbühne

Es dauerte Jahre, bis die Bühne wieder instand gesetzt und regelmäßig als Open-Air-Bühne genutzt wurde. Ab 1980 traten dann zahllose international erfolgreiche Künstlerinnen und Künstler auf, und heute liest sich die Liste der Namen wie das Einwohnerzentralregister der Hall of Fame: Bob Marley, Joan Baez, Simon & Garfunkel, Barbra Streisand, Bob Dylan, David Bowie, Joe Cocker, Elton John, Phil Collins, Deep Purple, Prince, Tina Turner, Bruce Springsteen, Queen, R.E.M., Bryan Adams, Depeche Mode, Céline Dion, Fleetwood Mac, Kiss, Pearl Jam, The Kelly Family, Robbie Williams, Whitney Houston, Karat, die Puhdys, Udo Lindenberg, BAP, Andreas Gabalier, Die Toten Hosen, Marius Müller-Westernhagen, Herbert Grönemeyer … Und auch klassische Musikerinnen und Musiker schätzen die großartige Akustik: Opernstars wie Luciano Pavarotti, Plácido Domingo, Anna Netrebko, Jonas Kaufmann. Die Berliner Philharmoniker spielen jedes Jahr zum Abschluss der Saison in der Waldbühne, dirigiert von Lorin Maazel, Claudio Abbado, Sir Simon Rattle oder Daniel Barenboim …

Selbst bin ich im September 2018 zum ersten Mal hier aufgetreten. Nach dem Erfolg der Kaisermania schlug mein Veranstalter, Dieter Semmelmann, vor, auch in meiner Heimatstadt ein Open-Air-Konzert zu spielen. ›Bist du verrückt?‹, fragte ich. ›In der Waldbühne treten Weltstarts auf.‹ Manchmal ist man in seinem Blick auf sich selbst so gefangen, dass die Einschätzung eines anderen nur tiefste Verblüffung auslöst. Dieter jedenfalls lächelte nur; er hat ein untrügliches Gespür dafür, ob eine Idee funktioniert. Als der Vorverkauf begann und ich die ersten Zahlen sah, dachte ich: Okay, vielleicht ist er doch nicht verrückt … Ende Februar war das Konzert ausverkauft.

Der Junge aus dem Wedding – er würde in der Waldbühne singen.

Am Abend des 15. September 2018 auf die Bühne hinauszugehen und unter dieses ikonische weiße Zeltdach zu treten, das war ein ganz besonderer Moment, ein beinahe unbeschreibliches Erlebnis. Wenig im Leben ist mir je so unwahrscheinlich erschienen, wie einmal an diesem Ort aufzutreten. Wie viele Konzerte hatte ich hier gesehen seit jenem Stones-Konzert – zahllose Male hatte ich staunend, manchmal ehrfürchtig den Größten und Besten der Welt zugehört. Und wie viele Konzerte hatte ich selbst in all diesen Jahren an deutlich weniger glamourösen Orten gespielt. Manchmal waren die Umstände so katastrophal, dass ich mich lieber nicht mehr daran erinnern will …

Und nun stand ich da – und vor mir eine Wand von Menschen, die mich begeistert empfingen, mit unendlicher Freude, mit unendlichem Jubel.

Im ersten Jahr der Pandemie, im September 2020, spielten wir im Rahmen von Back to LIVE zwei weitere Open-Air-Konzerte in der Waldbühne. Sechs Monate zuvor hatte ein Virus die Welt in Angst versetzt, im März begann der erste Corona-Lockdown, und über Nacht stand das Leben still. Die Kultur traf es mit besonderer Wucht. Als Semmel Concerts mehrere Open-Air-Konzerte für den Herbst plante, mit reduzierter Zuschauerzahl und strengen Hygiene-und Sicherheitskonzepten, sagte ich zu. Außer mir und meiner Band traten Sido und Peter Maffay auf, Helge Schneider, Wincent Weiss. Die Menschen waren überglücklich – sie sehnten sich danach, wieder ins Konzert, ins Kino, ins Theater zu gehen. Ich glaube, welch enorme Bedeutung Unterhaltung und Kultur haben, dass beides nicht Luxus, sondern Grundbedürfnis ist, das haben viele, mich eingeschlossen, da zum ersten Mal in aller Tiefe begriffen.

Dass wir knapp zwei Jahre später im Rahmen der Open-Air-Tournee